Spieleranzahl im Fussball nimmt ab, wen wunderts?

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  • Themen, die irgendwie nachdenklich machen bei uns im Bezirk. :|


    1,

    Bei uns im Bezirk gibt es jetzt eine E-Jgd WhatsApp Gruppe, die Spiele außerhalb der Runde organisiert am Spieltag für Spieler, die angeblich zu schle... sind für die normalen Mannschaften, die in Staffeln organisiert sind?

    2,

    Ich kenne einen Verein, die haben sehr viele Spieler. Die Hallenzeiten sind begrenzt. Deswegen trainiert im Winter dort nur die E1 / E2 in der Halle, die E3 hat Pause. Das gleiche System in der D-Jgd...

    3,

    Es ein deutlicher Trend zu erkennen, dass viele kleine Vereine zu größeren Jugend Spielgemeinschaften fusionieren, wohl mit dem Ziel, auch mal mit den Städtevereinen oben mitzuspielen... Das erzeugt für alle verbliebenen Vereine natürlich einen gewissen Handlungsdruck. Wahrscheinlich haben wir bald nur noch größere Vereine und Spielgemeinschaften, die kleinen Vereine haben aufgegeben, oder haben fusioniert.

    4,

    Zu Hallenturnieren kommen alle Mannschaften nur noch mit den Starspielern. Die anderen bleiben zu Hause. Erzeugt auch einen gewissen Druck...


    Da sage ich nur - Breitensport... Wundert sich da noch jemand, dass die Spieleranzahl insgesamt schrumpft. Also mich wundert es nicht wirklich...

  • Hallo,


    es gibt zig Gruppen wo spiele ausgemacht werden. Es gibt ja auch genug Mannschaften die nur auf Freundschaftsspielbasis spielen da man im Ligabetrieb es nicht geregelt bekommt.


    Ansonsten gibt es zu wenig Trainer, und gerade in den jüngeren Altersklassen probieren sich die Kinder aus.


    Eine Fusion zu SG macht auch noch keine Leistungsklasse. Viele Vereine scheuen auch die Kosten die es nach sich ziehen.


    Du musst auch als Verein bereit sein Ausbildungsentschädigung zu zahlen etc.

  • Der Punkt ist nicht von mir, dass die ganzen SGM jetzt die NLZ/Leistungsteams das Fürchten lehren?


    Sondern eher.

    Das System und die handelnden Personen treiben das ganz schwache Niveau / Talent mehr oder weniger schnell aus dem Spielbetrieb raus. Das beginnt definitiv schon ganz früh im Kinderfussball und wird mit den Jahren nicht besser.

    Ich will ehrlich sein und will mich da gar nicht rausnehmen, auch ich spüre die Mechanismen die da wirken...


    Nur reden wir immer über Breitensport, und dann kicken da fröhlich alle usw... In Wirklichkeit arbeiten bestimmt 95% der Vereine ziemlich leistungsorientiert. Zumindest in unserem Bezirk. Ob das früher besser war? Ich weiß auch nicht? Verklärt sich mit der Zeit. :)

    Vom Gefühl her, war das schwache Niveau länger dabei bei den Dorfteams, aber gut...

    Wahrscheinlich lässt sich das alles nicht aufhalten...

  • Unser Dorfverein hat z.B.

    Eine D1, in der die "besseren" (+ ein paar nach sozialen Aspekten) Kinder kicken.

    Die spielen grob am Ende des obersten Drittels im Kreis mit.

    Eine D2, in der alle anderen Kinder zum Einsatz kommen. Und im Herbst waren wirklich alle Kinder im Einsatz. Wir wurden daher auch letzter in der untersten Liga.

    Haben teilweise gegen D1en mit zurückgestellten C-Jugendlichen (geht in Bayern) gespielt.

    Ja, auch in der untersten Liga geht es bei vielen um den Meistertitel oder den Sieg im Derby - nur blöd, dass eigentlich jedes Spiel in der untersten Klasse ein Derby ist...




    Aber auch vor 35 Jahren, als ich in dem Alter war, ging es in meinem damaligen Breitensportverein nach Leistung.

    Die guten wären E1 oder D1, die schwächeren in der 2, und die noch schwächeren in der 2 maximal auf der Bank.



    Ich fühle kaum, dass sich da groß was verschlechtert hat.

  • Was ich sehe ist das in den unteren Jugenden, meist bis E Jugend, ein hoher Zulauf ist und es teilweise Wartelisten gibt, bzw Vereine Kinder nicht aufnehmen.

    Ab der D Jugend beginnt dann die JSG oder es werden tlw keine Mannschaften gemeldet.

    Ich denke dafür gibt es eine Vielzahl an Gründen.

    Umgang mit den Trainern

    Fehlende Freizeit

    Andere Hobbys, die populärer sind als früher

    Druck der Eltern

  • Die Gesellschaft verändert sich und natürlich wirkt sich das auch auf den Fußball aus.

    Ich denke als Trainer hat man es heute extrem schwer, es ist äußerst komplex geworden. Die Jugend ist insgesamt viel selbstbewusster geworden und hinterfraget viel mehr als wir es vielleicht in den 90ern getan haben. Gewisse Kulturen akzeptieren zudem gar keine Hierarchien. Von den Eltern ganz zu schweigen. Extrem vielschichtig

  • Ich denke auch, dass das Vereinswesen und das Trainerdasein einem gesellschaftlichen Wandel unterworfen ist. Ich sehe es in meiner Breitensporttruppe U9, dass sich der Sinn des Vereins geändert. In meiner Kindheit haben meine Eltern z.B. klar die Ansage gemacht 'Es gibt 2 Mal die Woche Training und am Wochenende Spiel. Du machst aber andere Sachen auch gerne, daher überlege es dir gut, weil ein Verein erwartet entsprechend Beteiligung und gewisse Leistungsbereitschaft' . Wenn ich mir die Eltern meiner Kids ansehe (meine Generation wohlgemerkt!!!), sind nur die Hälfte so wie früher eingestellt und die andere Hälfte sieht den Verein nur als Möglichkeit den Kindern wenn es reinpasst paar Stunden während der Woche Spaß unter Freunden zu gewähren ohne Verpflichtungsgefühl oder Leistungsbereitschaft. Das was wir früher in der Freizeit also gemacht haben (mit Freunden unverbindlich mittels Fussball am Bolzplatz gemeinsam Spaß zu haben und sich zu sozialisieren) wandert in den Verein ab und wird an den Verein abgegeben. Das Bindenwollen an einen Verein hat abgenommen und ist die Basis vieler Probleme für Trainer und Verein.

    Bedeutet wie bei mir z.B. , dass gerade am Wochenende der Spielbetrieb zum Nervenkitzel wird, ob überhaupt genügend Kinder spielbereit sind und im Endeffekt bleibt für manchen Verein nur mehr der Weg einer Spielgemeinschaft oder Teamzusammenlegung.


    Aber es gibt auch genug 'Spezialisten' in der Trainerschaft, die mit ihrer Art und Auftreten nicht gerade für Verbesserung der Situation beitragen was ich so in 3 Jahren als Papatrainer erleben durfte. Spielen also viele Faktoren mit.

  • Oesi81

    Ich gebe dir in allen Punkten recht. Alles was du angesprochen hast beobachte ich und erlebe es hautnah.

    Es ist nichts mehr verpflichtend und Fussball als Mannschaftsportart wird nur noch so angesehen wie es gerade in den Alltag passt.

    In meiner B Jugend Mannschaft sind mittlerweile 3 Spieler über die Winterpause gegangen. 2 weil sie disziplinarisch sich daneben benommen haben und anstatt das ganze in einem Gespräch zu klären, mir die Eltern per Whatsapp mitgeteilt haben ihre Jungs abzumelden. Der dritte hat den praktischen Biologieunterricht an seiner Freundin entdeckt.

    Ein Spieler fiel jetzt vor dem Start der Hauptrunde ein er will sich einem anderen Verein anschließen, allerdings ist hier das Thema Migration (leider) bestimmend. Eltern sprechen kein Deutsch und somit ein Gespräch nicht möglich.


    Werte und Normen sind nicht mehr "in"...das machen die Trainer schon...die Eltern wirken meis kontraproduktiv.

    Auch eine Einteilung nach Leistung wird argwöhnisch betrachtet....wie sollen sich Kinder sonst entwickeln?


    Mich nervt es mittlerweil ab, dass man in erster Linie die Eltern erziehen muss. Selbst mein Trainerkollege mit seinen 24 Jahren ist abgenervt und kann es nicht nachvollziehen. Was waren das für Zeiten, als ich als Nachwuchsspieler mein Sportzeug nahm, alleine zum Training ging und jedes Wochenende zum Spiel war, es sei denn man war krank oder etwas unaufschiebbares lag an.

  • Ich finde es grundsätzlich ecklig, dass es nur im Fussball so ist.

    Im Schwimmen, Kampfsport, Kraftsport, im Basketball und in allen anderen Sporten kann man jederzeit anfangen als Anfänger und das Spiel erlernen.


    Viele Mannschaften haben nur ambitionierte Ziel zu siegen oder die Spieler irgendwie zu Profis auszubilden. Sollten interessierte Menschen die sich für Fussball plötzlich mit Anfang 30 interessieren nicht in dieses Bild passen, werden sie garnicht erst bei den Vereinen angenommen.


    Fussball ist auch ein Sport wie jeder andere auch und man sollte jedem ermöglichen mit dem Sport in jedem Alter anzufangen. So sollten Städte denken, damit Fussball in unserer Gesellschaft einen festen Platz bekommt.

    Viele lieben es und würden gerne anfangen damit mit über 30 aber finden keinen Verein oder haben ANgst vor Blamage...


    Wann ändert sich endlich dieses Denken?

  • Naja, würde dir nur bedingt zustimmen.

    Sportarten wie Schwimmen, Kraft- & Kampsport sind Einzelsportarten. Der Einstieg in eine Einzelsportart ist deutlich einfacher, als sich in ein bereits seit Jahren bestehendes Mannschaftsgefüge als "Neuling" einzugliedern. Mit Anfang 30 und ohne Vorkenntnisse hast du absolut kein Mehrwert für eine funktionierende Mannschaft.

    Es gibt jedoch genügend Ü30 Mannschaften und Hobbykicker, wo die Ergebnisse nur Nebensache sind. Da geht es dann um Gemeinschaft und Geselligkeit.

  • Als Neuling ohne Vorerfahrungen würde ich mir im Kampfsport sicher schnell eine blutige Nase holen.

    Da nimmt man am Wettbewerb ohne ausreichende Vorbereitung, schon alleine aufgrund des Selbstschutzes, nicht Teil.

    Beim Schwimmen kann ich es nur aus Triathlonsicht beurteilen: jeder Späteinsteiger kann mitmachen, richtig. Aber um im Breitensport vorne dabei zu sein, und unter 20 Minuten auf 1,5km zu bleiben muss man ebenso viel Geduld und noch mehr Techniktraining mitbringen, bevor man zu denen aufschließen kann, die schon seit Kindesbeinen an Techniktraining praktizieren.


    In unserer AH sind während meiner aktiven Zeit, ein ehemaliger Volleyballer, ein Handballtorwart und ein absoluter Hobbykicker, der vorher nie im Verein gespielt hat, aufgetaucht. Sie haben alle sowohl trainieren, als auch am Spielbetrieb teilnehmen können.

    Natürlich waren sie alle nicht sehr gut, aber sie waren definitiv dabei.


    Gleichzeitig habe ich gerade den Passantrag für einen 2010 geborenen auf dem Tisch, der jetzt, im zweiten Jahr C-Jugend, erstmalig im Verein Fußball spielen möchte.


    Wenn ich mir Spiele unserer 2.Herren anschaue (unterste Liga), kommt es mir auch manchmal so vor, als ob der eine oder andere Spieler nie eine Jugendmannschaft besucht hat.



    Späteinsteiger sind die Ausnahme, richtig.

  • 1.

    Zu schlecht für den Spielbetrieb sollte es nicht geben. Aber evtl. haben Teams viel zu große Kader, sind ja hier gerade auch zwei F-Trainer, die von 20 Kindern in der Mannschaft schreiben.

    Da kann man entweder rotieren und alle einsetzen oder alternativ die schwächeren nur in Freundschaftsspielen antreten lassen.


    => Die bessere Lösung aus meiner Sicht ist aber immer eine extra Mannschaft auf niedrigerem Niveau. Aber wie geschrieben, vielleicht gibt die Spielerzahl nichts anderes her.


    2.

    Das finde ich nicht gut. Bei uns im Verein sind Hallenzeiten auch knapp, wie wahrscheinlich überall.

    Bei uns geht jung vor alt. Also erst alle E-Mannschaften, dann noch die D und mit Glück bekommen die C-Mannschaften auch noch einen Platz.


    3.

    Wir haben auch eine JSG aus zwei eigentlich großen Vereinen ab der C-Jugend.

    Die C1/B1/A1 ist jeweils eine echte JSG-Mannschaft. Die nachkommenden Teams kommen aber vom einzelnen Verein. Also C2 nur Spieler vom Verein A, C3 nur Spieler vom Verein B.

    Ziel ist es, dass in den 1. Teams ein höheres Leistungsniveau geboten wird und die Spieler im Verein bleiben.

    Das machen andere Vereine in der Region auch ähnlich.


    4.

    Hallenturniere versuche ich es anders. Bei Hallenkreismeisterschaften baue ich mir eine A-Elf, damit diese auch beim Turnier bestehen kann.

    Bei weiteren Turnieren sollen aber alle Spieler mal zum Zug kommen.

  • Im Fußball ist halt die besondere Konstellation des mächtigsten Sports in Deutschland allgegenwärtig.


    Die meisten beginnen mit dem Fußball zwischen ihrem 4. und 8.Lebensjahr. Und wenn du dann eben mit 12 oder 13 Jahren erst mit Fußball anfängst, haben die meisten Jungs eben schon einen Erfahrungsvorsprung von 4-5 Jahren, was es für die Neuankömmlinge sehr schwer macht sich zu integrieren.


    Mit Integrieren ist ja auch gemeint, dass die erfahrenen Spieler Lust haben mit diesen Anfängern in Punktspiele, welche sie natürlich gewinnen möchten, reinzugehen.


    Diese Integration klappt nur mit viel Fingerspitzengefühl. Ich habe das jetzt mehrere Jahre im D- und C-Bereich durch mit Anfängern. Man muss genau hinschauen, wer willig ist durch regelmäßige Trainingsteilnahme diese Lücke auch schließen zu wollen.


    Dann habe ich immer versucht, meine Trainingsgruppen aufzuteilen und mit den Anfängern wurden eben richtige Basistrainings in Pass- und Dribbeltechnik gemacht wie bei einer F- oder G-Jugend.


    Nach und nach entwickeln sie sich dann so, dass du sie in die normalen Trainings integrieren kannst.


    Auf dem Spielfeld sind die Anfänger bei einem Großfeldspiel immer am besten auf den Außenpositionen in einem 4-2-3-1-System untergebracht. Dort können sie sich erstmal auf eine Seite konzentrieren und auf einfache Abläufe konzentrieren und dann können sie nach und nach auch komplexer spielen.

  • Moin, kann ich so nicht stehen lassen das man keine "Chance" hat. Gerade in Breitensportverein ist man froh wenn ein C Jugendlicher um die Ecke kommt und mitkicken will. Er muss auch nicht unbedingt mies sein weil er vorher mit jungs gebolzt hat. Alles schon gesehen.


    In meiner älteren E Jugend ist auch ein Straßenkicker aus dem nichts aufgetaucht. Er hat erstmal bei den jüngeren gespielt weil ihm der Sinn des Zusammensspiels gefehlt hatte. Technisch war / ist er sehr weit. Jetzt spielt er bei mir.


    Die Aussagen finde ich zu pauschal

  • das passiert langsam aber stetig und ist nicht aufzuhalten die Kommerzialisierung der Vereine, wenn wir das Berufsbild Bundesliga auf den Jugendfussball runterbrechen und die komplette Funktion die der schöne Amateurfussball hat mit all seinen wichtigen sozialen Aufgaben aufweichen um jeden Preis. Ich merk schon, bin wieder am philosophieren.