Schnelligkeitstraining für F- und E-Jugend

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  • Ich war letztes Jahr auf meiner Lizenzverlängerung. Dort hat ein Referent mein Weltbild ein wenig durcheinander gebracht.

    Auf meine ersten Trainerlehrgängen 1989, 1990 und 1993 wurde uns immer erzählt, dass man genetisch so vorprogrammiert ist,

    das man entweder ein Ausdauertyp (längs gestreifte Muskulatur) oder ein Sprintertyp (quer gestreifte Muskulatur) ist.

    Weiterhin ist uns immer gesagt worden, dass wir aus einen Ausdauer- keinen Sprintertypen und umgekehrt machen können.


    Auf dem Lehrgang wusste der Referent zu berichten, dass man es doch kann.

    Ich habe ihn gefragt, ob er schon bei Kindern damit Erfahrungen sammeln konnte, bzw. ob es wissenschaftliche Untersuchungen darüber gibt.

    Er kennt keine wissenschaftlichen Untersuchungen für den Kinderbereich und er hat es noch nicht bei Kindern versucht.


    Hat jemand von euch schon einmal ein Studie im Internet gesehen (Kinder 6-10 oder12 Jahre) oder kennt ihr jemanden, der so etwas schon einmal ausprobiert hat?

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • Moin, bei meinem Sohn kam in der D Jugend die Ausdauer und Antrittsschnelligkeit. Allerdings verbunden mit "verwachsen" oder abgenommenen KG. Bei meinem jüngsten sehe ich das jetzt auch.


    Grundsätzlich gilt doch das du Ausdauer schnell auf aber auch abbauen kannst. Das ist wesentlich einfacher

  • @Latin

    Moin, wurde es bei deinem Sohn, bzw. bei deinen Söhnen wissenschaftlich begleitet?

    Wenn ja, gibt es eine Studie darüber?

    Hast Du eventuell eine Studie im Internet gefunden?

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • Längsgestreifte Muskulatur?

    Meine Ausbildung zum Heilpraktiker und meine Arbeit im chir. OP ist einige Jahrzehnte her, aber ich kenn nur glatte und quergestreifte Muskulatur, Herz ist ein Sonderform der Quergestreiften.

    Mal einen Blick hier hinen werfen:

    via medici: leichter lernen – mehr verstehen

    Aber ich werd mal weiter recherchieren, das gehört sich für nen ehemaligen Journalisten so

  • Also ich bin kein Experte, aber ich bezweifle ganz stark, dass gerade bei Athletik/Springgeschwindigkeit die Genetik nicht maßgebend ist.


    Ist so ähnlich wie der "Denkfehler", dass Top-Schwimmer vom Schwimmen ihre Figur haben. Vielmehr sind die Top-Schwimmer, natürlich neben ganz viel Training, genetisch schon besser angelegt als nicht so erfolgreiche Schwimmer.


    ABER:

    Sicherlich kann man die Sprintgeschwindigkeit usw. trainieren/optimieren.

    Ich würde dafür aber keine wertvolle Trainingszeit opfern, wenn ihr nicht häufiger als 2x die Woche trainiert. Jedenfalls keine zeitlich aufwendigen Übungen einführen, bei denen nur gerannt wird.

    Evtl. habt ihr im Verein eine Leichtathletik-Abteilung? Vielleicht wären die bereit, die Spieler (freiwillig) zu 1x die Woche zu trainieren?


    Übungen, die mir aber trotzdem einfallen:

    - Fangspiele können viele einzelne Sprints beinhalten, je nach Aufbau. Fangspiele bringen zudem koordinativ etwas.

    - Evtl. Übungen mit Torabschluss und ähnlichem im 1:1. Trainer spielt einen Steilpass und zwei Spieler müssen zum Ball sprinten und einen Torabschluss im 1:1 versuchen. Aufbau so machen, dass kaum Wartezeit vorhanden ist.


    - Eine Übung von Horst Wein, ich versuche sie in Worten zu erklären. Auf dem Platz erklären wäre einfacher ;)

    Es werden Hütchen im Abstand von 4-5 Metern (oder auch mehr/weniger) aufgebaut. An jedem Ende stehen z.B. 2 Spieler, zwischen den Spielern sind z.B. 4-5 Hütchen. Also mit Starthütchen dann 6-7.

    Spieler A startet dann an Hütchen 1. Es liegen zwei Bälle an Hütchen 2-3. Spieler B warten an Hütchen 7.

    Spieler A muss zu Hütchen 2 sprinten, dann den Ball von Hütchen 2 zu Hütchen 4 dribbeln und ordentlich stoppen. Dann läuft er zurück zu Hütchen 3 und bringt den zweiten Ball zu Hütchen 5. Dann Sprint zurück zu Hütchen 4 und den Ball zu Hütchen 6 bringen. Dann sprintet er durch zu Spieler B und klatscht ab.

    Der Spieler B bringt die Bälle in der gleichen Logik zurück zu Hütchen 2 und 3 und klatscht mit Spieler C ab usw.

    Die Bälle müssen immer beim Hütchen liegen, also nicht 1 Meter entfernt und sie dürfen auch nicht wegrollen/vorbeirollen. Dann muss der Spieler diesen Ball korrigieren.

    Das ganze als Wettkampf, Gruppengröße optimal 4 Spieler, minimal 3 und maximal 5 Spieler. Eine Gruppe ist fertig, wenn alle Spieler wieder an der Startposition sind. Das bedeutet, jeder Spieler läuft 2x.

    Die Übung ist natürlich nicht spielnah, beinhaltet aber: Kurze Sprints, mehrere Richtungswechsel, schnelle Ballführung und auch kontrollierte Ballführung.

  • dschibi

    danke für die Aufklärung.

    Solltest Du etwas wissenschaftliches mit deinem journalistischen Gespür finden, lasse es mich/uns bitte ganz schnell wissen.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • Dirk Coerverfan

    Das Forschungsfeld ist teilweise noch offen. Fand die Thematik immer schon sehr interessant, habe deshalb schon einiges dazu gelesen. Dein Eingangspost vermittelt zumindest für mich den Eindruck, dass die gängige Lehrmeinung falsch ist. Das glaube ich nicht dass das so ist.


    Die Verteilung der Muskelfasertypen ist erheblich von der Genetik bestimmt. Nur in einem geringen Rahmen können wir sie durch Training verändern. Beide Wege sind auch nicht gleich gut machbar.


    Studien deuten daraufhin, dass Nachfolgendes möglich ist.

    V1:

    Eine Verschiebung von Typ2 Fasern (Sprinter) zu Typ1 Fasern (Ausdauer) ist wohl möglich durch langjähriges Training und über Jahre betrieben wohl irreversibel. Wie weit man die Verschiebung vom Ausgangsstand heraus treiben kann? Unklar...

    V2:

    Eine Verschiebung von Typ1 Fasern (Ausdauer) zu Typ2 Fasern (Sprinter) ist sehr viel schwieriger und nur in einem geringen begrenzten Ausmaß möglich.


    Schnelle Muskelfasern teilen sich noch auf in Typ2x und Typ2a. Die häufigste Verschiebung findet statt bei den schnellen Muskelfasern von Typ-2x zu Typ-2a und umgekehrt durch entsprechendes Training.


    Was bedeutet das jetzt? Wo liegt das Problem?


    Der aktuelle Stand deiner Spieler in Bezug auf Schnelligkeit ist der Ausdruck des individuellen Potentials (Genetik) und dem Training deiner Spieler.

    Jetzt kannst Du natürlich deine Spieler optimieren auf Schnelligkeit durch entsprechendes Training (Typ 2x Fasern). Das Problem an der Sache ist, das wird ein paar Prozentpunkte bringen, aber Du wirst nie zum optimalen Potential deiner Spieler gelangen und das wird nicht so weit gehen, dass nur noch Raketen auf dem Feld rumlaufen, die vorher Schnecken waren.

    Dann müssten die Spieler mit Fussball aufhören und auch dann ist eine komplette Umpolung nicht möglich. Fussballtraining beinhaltet Schnelligkeit und Ausdauer Komponenten. Ausdauer / Fussball Training wäre bei der versuchten optimal ausgereizten Umwandlung gegenüber dem genetischen Ausgangsstand aber kontraproduktiv.


    Die Mechanismen wirken bei einem 10 Jährigen genauso wie bei einem 25 Jährigen. Vielleicht gibt es Details...


    Ein Weltklasse Sprinter kann nicht trainiert werden, sondern verbindet Genetik und Training. Carl Lewis soll 90% Typ2 Fasern gehabt haben. Dahin kommt man nicht, wenn man nicht vorher von den Eltern entsprechend beschenkt wurde.


    Es gibt wohl theoretisch möglich erschreckende Wege in Bezug auf Gen Doping bei der Thematik. Wird wohl kommen. Wenn die Wissenschaft dann irgendwann in X Jahren soweit ist. Leider...


    Der entscheidende Punkt bei der Sache ist "Muskelumwandlung durch Training" beeinflussbar. Querschnittsgelähmte entwickeln wohl in entsprechenden Muskelgruppen >95% Typ2 Fasern. Der Muskel scheint komplett reizlos in Ruhe auf Typ2 umzuschwenken. Hilft uns aber auch nicht wirklich weiter...


    Man kann in die eine oder andere Richtung schwenken, aber solange man auch noch 2-3 mal in der Woche im Fussball Training und Spiel ist, ist das Potential dazu grundsätzlich sehr eingeschränkt. (Versuchtes) Muskelumwandlungstraining von Typ1 zu Typ2 schaut anders aus :)

  • stefan1977

    Danke für Deine Rückmeldung. Das war bis zur Weiterbildung auch mein Kenntnisstand.

    Danke auch für die anschauliche und für mich verständliche Erklärung des Spiels

    Ja, sogenannte "Speed Games" kenne ich auch mindestens 2...hundert.

    Sie sind ein zwingender Bestandteil meiner Methodik.

    Mit diesen Spielen kann man die Muskeln im F- und E-Jugendbereich (6-10 Jahre) nicht umprogrammieren.

    Oder kann man es doch?

    Es gibt viele Bücher und Abhandlungen, die aber bisher noch ohne wissenschaftliche Grundlagen sind. Bzw, bei denen es hauptsächlich um Kopfgeschwindigkeiten geht. z.B, Torbjörn Vestberg und Predrag Petrovic

    Genau das umprogramieren der Muskeln, so sagte der Referent, könne man bei Erwachsenen durch Übungen erreichen.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • Die Frage die sich mir sofort aufdrängen würde wäre: warum?

    Vielleicht wird der jetzt 8 Jährige in 10 Jahren der neue Marathonstar - wenn man ihn lässt.


    Oder interessiert dich mehr die Theorie als der praktische Nutzen?

    Praktisch würde ich immer eher Zeit in Handlungsschnelligkeit und Vororientierung packen. Und in der F-Jugend noch in Auftaktbewegungen etc.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Ein Weltklasse Sprinter kann nicht trainiert werden, sondern verbindet Genetik und Training.

    In dem Satz befindet sich ein Widerspruch. "nicht trainiert werden" vor dem Komma und "Training" nach dem Komma. Wenn man Schnelligkeit nicht trainieren könnte, würde Sprinttraining in der Leichtathletik keinen Sinn machen - und es wird trainiert. Und man kann auch Kinder meistens noch schneller machen, weil Schnelligkeit viele Komponenten hat. Die Muskelfasern kommen dann für die letzten Prozent ins Spiel - aber da trainiert keiner von uns Fußballtrainern ;) (da holen sich auch die Profitrainer Experten ins Boot (früheres Beispiel: Jürgen Klinsmann trainierte mit einem Leichtathletik-Trainer und kitzelte so noch ein paar Prozent raus))

  • Du hast natürlich recht, war nicht sonderlich brilliant formuliert.

    Was ich damit sagen will. Ich glaube, das weißt Du auch :)


    Du kannst 24/7 Sprint trainieren X Jahre lang. Du wirst es nicht zum Weltklasse Sprinter schaffen, wenn Du nicht die entsprechende genetische Veranlagung dafür hast. Stand heute. Gendoping ist meines Wissens nach noch nicht so weit...


    Ich habe auch nirgendwo behauptet, dass man Schnelligkeit nicht trainieren kann. Das Potential und die Grenzen sind halt nicht bei jedem gleich. Das nennt man dann Talent. Ich habe es ja oben schon beschrieben. Man kann mit seinem Training gewisse Schwerpunkte setzen. Ausdauer, körperliche Schnelligkeit, Handlungsschnelligkeit usw... Das führt dann zu mehr oder weniger großen Erfolgen. Denke aber man sollte da realistisch bleiben. Wunder sind nicht zu erwarten. Aber gut, wem es hilft daran zu glauben :)

    Natürlich kann man auch Umfänge erhöhen. Bringt auch was. Bis zu einem gewissen Punkt.

  • Goodie

    Die Antwort auf Deine Frage. Warum?

    Eines der wichtigsten Talentkriterien ist die körperliche Schnelligkeit. Sorry, hier kann man wieder sehr stark differnzieren, ist aber nicht ganz so wichtig.

    Die Kopfgeschwindigkeiten kann man, mein Kenntnisstand heute, sehr gut trainieren. Auch hier kann man differenzieren.


    Wenn es uns gelingen würde, die Muskulatur in der F- u. E-Jugend umzuprogammiern, würden wir viel mehr Talente fördern können.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • Muskulatur umprogrammieren geht nicht. Die ist genetisch gegeben.

    Du kannst natürlich jeden an sein Optimum führen. Dazu würde dann Erhöhung der maxGeschwindigkeit, der Schnellkraft (für Antritt) und Kraftausdauer(soll ja im Spiel mehrfach Abrufbar sein) gehören. Wenn du dann noch an der Lauftechnik arbeitest sollte man schon deutliche Leistungssprünge sehen. Dafür benötigst du 2-3x 90‘ pro Woche. Da haben die Kids aber noch keinen Ball gesehen!

    Einmal editiert, zuletzt von wolfensk ()

  • Wenn es uns gelingen würde, die Muskulatur in der F- u. E-Jugend umzuprogammiern, würden wir viel mehr Talente fördern können.

    Den Gedanken finde ich mehr als gruselig. Grundschulkinder umprogrammieren für... ja für was eigentlich? Ich dachte, es sei allgemeiner Konsenz, dass man in dem Alter noch keine echte Talentprognose abgeben kann.
    Und wenn es gelänge: würdest du das mit den Eltern besprechen oder einfach machen?

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Wenn es uns gelingen würde, die Muskulatur in der F- u. E-Jugend umzuprogammiern, würden wir viel mehr Talente fördern können.

    Den Gedanken finde ich mehr als gruselig. Grundschulkinder umprogrammieren für... ja für was eigentlich? Ich dachte, es sei allgemeiner Konsenz, dass man in dem Alter noch keine echte Talentprognose abgeben kann.
    Und wenn es gelänge: würdest du das mit den Eltern besprechen oder einfach machen?

    Haben wir das nicht schon?


    Früher ging Schule bis 12, danach waren die Kinder draußen und haben jede Menge Bewegungserfahrungen gemacht.

    Heute geht Schule bis Nachmittags.

    Entwicklungsstörungen der Motorik, ADHS, Dyspraxie etc.

  • Muskulatur kann man trainieren. Muskelfasern kann man (vielleicht bisher) nicht ändern. ;)

    Körpergröße kann man auch nicht trainieren, trainieren wir dann ab sofort auch keine kleinen mehr?

    Aus eigener Erfahrung: die meisten Fußballtrainer machen kein Sprinttraining, sondern lassen einfach nur Sprinten. Da gibt es noch ganz viele Einflussmöglichkeiten um schneller zu werden.

    Und ich würde es im Training nicht weglassen. Provokante Aussage: wenn ich 2 sec. schneller am Ball bin, kann ich 1 sec. länger bei der Ballkontrolle brauchen und bin immer noch 1 sec. schneller. Und wenn das Potential hier in der Schnelligkeit liegt, weil das Potential in der Technik bereits ausgereizt ist oder nur noch 0,5 sec. her gibt, stehe ich insgesamt besser da.


    Und das man Kinder "vermesst" und ihnen dann Sportarten empfiehlt und sie darin verbessert, dass gab es in Teilen von Deutschland schon - teilweise sehr erfolgreich (nicht immer zum Vorteil der Kinder bzw. heutigen Erwachsenen, weil oftmals dann auch noch anders nachgeholfen wurde).

  • Hi Dirk,

    vielleicht hilft Dir das weiter.

    Ggf ist im Literaturverzeichnis was dabei.

    Auf eine wissenschaftliche Studie bin ich bei meiner damaligen Recherche zu dem Thema leider nicht gestoßen.

    Man kann Schnelligkeit trainieren und Du wirst nach einiger Zeit auch Fortschritte sehen. Aber ob Du in der F und E Jugend Training, also Mannschaftstraining, die Zeit dafür verwenden willst?

    Bei 2 mal Training die Woche?

    Oder trainiert ihr öfter?

    Für jeweils 10m Sprint wird ungefähr mit 1Min Erholung gerechnet.

    Bei einem 5er Block über 30m bist Du dann bei 15 Minuten.