Trainingsmethode geändert. 1 1/2 Stunden Fußballspielen anstatt stupides Torschuss und Techniktraining

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  • Hi,
    ich habe seit einigen Wochen das Training nun komplett geändert, da ich einfach merke das der Spaß am Fußball nicht mehr so hoch ist. Ab Dienstag wird nur noch Fußball gespielt. Dazu teile ich die Spieler auf in Spielstärke. Ich habe gemerkt, dass bei Kindern der Lerneffekt weit höher ist als bei stupiden Techniktraining. Wie macht ihr das ?

  • Wir haben seit dieser Saison in der F einen sogenannten „Fußball-3-Bolz“ als zweite Trainingseinheit installiert. Inhalt sind verschiedenen FUNino-Variationen mit Auf- und Abstiegs-Festival-Modus. Dazu legen wir an diesem Trainingstag unsere beiden F-Jugend-Jahrgänge zusammen. (eigentlich trainieren die jahrgangsgerecht für sich).


    Die Resonanz ist groß und den Kindern macht es Spaß...

    Einmal editiert, zuletzt von Kala ()

  • Hi!

    Ich finde deinen Ansatz gut.

    Wir (Jg 2010), machen viele 1vs1-, 2vs2- Spielformen.

    Viele Übungen/Spielformen, die Umschaltmomente generieren und viele "Übungen", die Handlungsschnelligkeit "üben" (mit Farben, Nummern, Namen, Spiele so ähnlich wie Reswitch)...

    Des Weiteren spielen wir wenig im "Zielspiel" (bei uns 7:7) , sondern überwiegend 3vs3 (z.B. Funino pder Varianten davon), 4vs4 oder 5vs5.


    Lange Rede kurzer Sinn: viele Spielformen, wenig stupide Übungen.


    Grüße

    Martin

  • Wir haben seit dieser Saison in der F einen sogenannten „Fußball-3-Bolz“ als zweite Trainingseinheit installiert. Inhalt sind verschiedenen FUNino-Variationen mit Auf- und Abstiegs-Festival-Modus. Dazu legen wir an diesem Trainingstag unsere beiden F-Jugend-Jahrgänge (eigentlich trainieren die jahrgangsgerecht für sich).

    Das ist eine coole Idee!

    Ich werde das bei uns mal vorschlagen...

  • “Fußball-3” ist die offizielle bayerische Bezeichnung für FUNino. Die Idee mit dem Begriff “Bolz” stammt von mir selbst und beruht darauf, dass immer wieder angeführt wird, dass die Kinder in ihrer Freizeit nicht mehr “bolzen” gehen.

  • bin etwas skeptisch bei nur kicken lassen. Als Trainer sicherlich die einfachste Form der Trainingsgestaltung. Mannschaft einteilen. Tore sind aufgebaut und los geht es für 90 Minuten. Kannst du uns mehr erzählen, welche Lerneffekte du festgestellt hast?

  • Meine Trainingsgestaltung:. Jede Einheit nich länger als 15 Minuten. Aufwärmen, Teil 1 Hinführung zum Schwerpunkt. 2. Teil Aktivierung des Schwerpunkt in Spielformen und als Bonus das mind. 30 Minuten das Abschlußspiel von 3:3 bis max. 5:5 entweder als Turnierform mit oder ohne Provokationsregeln. Ich nehmen mir pro Monat max. 2 Schwerpunkte vor.

  • Ich sag´mal so: Weil die Kinder sich immer seltener selbst zum Kicken verabreden, kommt dieses Element sicherlich in der allgemeinen Woche eines Fußballkinds zu kurz. Daher ist es sicherlich nicht verkehrt, dieser freien Spielform mehr Raum und Zeit zu geben. Aber Technikschulung sollte in einem angeleiteten Training durchaus angeboten werden, sonst kann man ja jeden Dienstag / Donnerstag einen Vater zur Aufsicht einteilen und gut is´.

  • Ich sehe das etwas differenzierter.

    -Nils- : "einen Vater nur zur Aufsicht einteilen" - aus meiner Sicht funktioniert das nicht. Der Vater wird sich zu einem hohen Prozentsatz einmischen - schon allein, weil es ja auch um seinen Sohn geht. Da würde ich eher zu Mütter tendieren, die sind da aus meiner Sicht entspannter. Am besten sind Fremde, weil bei nur Aufsicht muss ich loslassen können und das ist bei Fremden einfacher als bei familiären Verbindungen.

    Fantomas : "nur kicken lassen" ist für mich die schwerste Trainingsform, weil du ja beim "nur kicken lassen" auch einen Lernerfolg sehen willst bzw. einen Schwerpunkt setzen möchtest. Und genau da, trennt sich aus meiner Sicht die Spreu vom Weizen bei den Trainern.

  • Ist zwar nicht Kinderfußball sondern Erwachsenenfußball. Wir konnten aber mit unserer Damenmannschaft immer am Ende gegen unsere AH so ca. 45 Minuten spielen. Wurde von Trainerseite forciert. Ein 10 vs.10 ist für alle schöner als 5 vs. 5. Die Fortschritte sind bemerkenswert. Hat sich von "wir sehen kein Land" zu "Wir haben ein schönes Spiel". Verlieren das Spiel so mit ca. 3 Toren Unterschied. Wenn Die richtigen Rahmenbedingen also vohanden sind, macht das finde ich sehr viel Sinn.

    Bei uns kommt noch hinzu, dass durch diese Spiele die Akzenptanz auch massiv gesteigert wurde.

  • bin etwas skeptisch bei nur kicken lassen. Als Trainer sicherlich die einfachste Form der Trainingsgestaltung. Mannschaft einteilen. Tore sind aufgebaut und los geht es für 90 Minuten. Kannst du uns mehr erzählen, welche Lerneffekte du festgestellt hast?

    Was ich bei uns beobachten konnte war:


    - das Leistungsgefälle ist nicht mehr so stark (einige Kinder haben einen großen Sprung gemacht)

    - die Ballbehandlung (v.a. das Dribbeln) hat sich verbessert

    - die Kinder haben unglaublich viel Lust, Fußball zu spielen


    Ob dies alles eine Folge des freien Spieltrainings ist oder dadurch bedingt ist, dass die Kinder statt bisher einmal nun zweimal spielen/trainieren, lässt sich halt leider nicht valide feststellen. Auch kann es sein, dass die Kinder auch so einen solchen Entwicklungssprung gemacht hätten.


    Zwei weitere Aspekte halte ich noch für wichtig:


    - durch ständig neue Teamkonstellationen (wir wechseln während der Einheit immer wieder) sind die Kinder immer in ganz neuen Rollen und müssen sich anders verhalten (z.B. ein Spieler, der selten die Initiative ergreift, muss dies bei einer entsprechenden Teamzusammensetzung tun)

    - obwohl unser Training ein "freies" Bolzen im 3 gegen 3 ist, steuern wir immer wieder durch Feldformen, Torpositionen, unterschiedliche Bälle oder Provokationsregeln (z.B. Torerzielung nur wenn alle über der Mittellinie)

    Einmal editiert, zuletzt von Kala ()

  • Ich sehe das etwas differenzierter.

    -Nils- : "einen Vater nur zur Aufsicht einteilen" - aus meiner Sicht funktioniert das nicht. Der Vater wird sich zu einem hohen Prozentsatz einmischen - schon allein, weil es ja auch um seinen Sohn geht. Da würde ich eher zu Mütter tendieren, die sind da aus meiner Sicht entspannter. Am besten sind Fremde, weil bei nur Aufsicht muss ich loslassen können und das ist bei Fremden einfacher als bei familiären Verbindungen.

    Ich meine, bei dem Spielen lassen braucht man keinen richtigen Trainer. Der wäre dafür zu schade.

  • -Nils- : wenn ich von "nur spielen lassen" in Verbindung mit "Bolzplatzmentalität" ausgehe, brauche ich gar keinen Erwachsenen bzw. keine Aufsicht. Wenn ich von "nur spielen lassen" mit Lernerfolg ausgehe, dann brauche ich einen sehr guten Trainer, weil da dann genau das gefordert ist, was Kala anspricht (z.B. Spielfeldgröße, Mannschaftszusammensetzung, Torpositionen usw.).

  • Insbesondere bei Kindern in der Gruppe F-/E-Jugend. Hier kommt es im Training ja häufig darauf an, das Basics gelernt werden. (z.B. richtige Fußhaltung bei Pässen/schüssen etc.) Das wird im freien Spiel und mit ständigem Gegnerdruck ja nicht wirklich besser, da die Kinder den einfachsten Weg nehmen und die ihnen bekannten Techniken einsetzen.


    Grundsätzlich sind wir aber auch dazu übergegangen, den Spielanteil deutlich zu erhöhen. Allerdings gehört die 1. Hälfte des Training dann eben ähnlich wie bei Fantomas dem Schwerpunkttraining.

  • Ich weiß: altes Thema. Aber da man hier ja häufiger von "Schwerpunkten" liest, möchte ich mal von Euch wissen, wie das eigentlich abläuft.


    Auf welcher Grundlage entscheidet Ihr, welchen Schwerpunkt Ihr setzt?


    Wie gestaltet Ihr den jeweiligen Schwerpunkt? Ist es ein technischer Fokus (Passausführung), ein taktischer (Spielaufbau) oder betrachtet Ihr das ganzheitlich?


    Setzt Ihr nur einen einzigen Schwerpunkt oder gleich mehrere?


    Wie periodisiert Ihr den gewählten Schwerpunkt bzw. über welche Dauer setzt Ihr den Schwerpunkt an?


    Mein Eindruck ist (korrigiert mich, wenn ich da falsch liege), dass oft Schwerpunkte über die Dauer von ca. 2-4 Wochen gesetzt werden. Falls dem so ist, ergeben sich für mich weitere Fragen:


    Wenn man bspw. den Schwerpunkt "Torabschluss" für eine Dauer von 2-4 Wochen hat, man jedoch die kommenden 4-6 Wochen kaum oder gar keine Tore schießt; wird dann der Schwerpunkt verlängert? Werden in dieser Zeit dann andere mögliche "Schwerpunkte" hintangestellt?


    Was ist, wenn meine Mannschaft im Laufe des Schwerpunkts "Torabschluss" sehr viele Tore in den Spielen am Wochenende schießt? Kann der Schwerpunkt dann als "erfolgreich abgeschlossen" deklariert werden und man geht zum nächsten Über? Wenn dem so ist, wann wird der Schwerpunkt "Torabschluss" das nächste Mal zum Schwerpunkt?


    Wie bewertet Ihr den Lernfortschritt, wenn der Schwerpunkt weniger objektiv messbar ist, wie etwa durch das Zählen von Toren? Also wie bewertet ihr bspw., ob Eure Mannschaft/Einzelspieler besser im Passspiel geworden ist/sind?


    Was ist, wenn einige Spieler viele Tore schießen, andere dafür aber keine? Wird da auf die Individualität Rücksicht genommen, oder werden alle gleich trainiert und man geht gemeinsam zum nächsten Schwerpunkt?

  • Aber da man hier ja häufiger von "Schwerpunkten" liest, möchte ich mal von Euch wissen, wie das eigentlich abläuft.

    Ich glaube, tatsächlich arbeitet da jeder anders.

    Ich habe tatsächlich für mich gemerkt, dass ich da anders im Jugendbereich als im Herrenbereich arbeite:


    Im Jugendbereich arbeite ich im erweiterten Sinne der taktischen Periodisierung.
    Heißt für mich, dass ich immer im Wechsel eigener Ballbesitz, Ballverlust, gegnerischer Ballbesitz und Ballgewinn abarbeite.
    Jede dieser 4 Phasen betrachte ich dann in der Regel 2 Wochen lang und setze dem entsprechend meine Schwerpunkt.

    angenommen ich behandel grad den Ballgewinn (als Umschalttmoment) starte ich gedankenlogisch mit den Aktionen zum Ballgewinn, sprich Spielformen die darauf fokussiert sind den ball zu gewinnen. es folgt dann, wie man das gegenpressing ausspielen kann (zB mittels schneller seitenverlagerung) wie man dann dynamik richtung gegnerischer tor entwickeln kann und wie man in der dynmaik dann zum torabschluss kommt.

    Mit jeder wiederkehrenden Phase (oder mit jedem neuen zyklus) geh ich entweder weiter in die tiefe (als technisches beispiel: erst kommt der normale flachpass, dann kommt ein flachpass mit unterschnitt, dann vllt ein flugball und zuletzt der chipball), ich steigere als die qualität und den anspruch, bzw innerhalb dieses themas "Ball zum Mitspieler bringen" spereche ich immer gezielt neue punkte an. Genau so geht das auch in individual/gruppentaktischen aspekten.

    So trainiere ich im Jugendbereich eine U15 im breitensportverein, aber mit spielern, die tatsächlich alle etwas gut kicken können.

    Im Jugendbereich ist mir auch mehr die fu´ßballerische ausbildung unabhänging von gegner und ergebnis wichtig, weshalb ich losgelöst davon trainiere und eher die spiele als bestätigung der trainingseinheiten sehe, also dass die spieler das erlernte unter wettkampfbedingungen umsetzen können. eine konkrete fehleroptimierung erfolgt dann entweder wenn die entsprechende phase dran ist, oder wenn es etwas sehr akutes ist, auch mal sofort, aber dann nur für 1 woche (2x einheiten) um dann wieder in den zyklus zu kommen


    Im Herrenbereich überlegen wir im trainerteam, was uns bei den letzten spielen besonders aufgefallen ist und legen dann für die woche darauf den fokus (manchmal auch für die beiden folgenden wochen). also so geshene fehleroptimierung. da kann es mannschaftstaktischer oder individualtaktischer oder sogar technischer natur sein.

    Alternativ was bei uns auch schon häufiger vor kommt, ist etwas anpassung auf den gegner. man kennt ja seine gener in der liga schon etwas genauer, guckt vllt auch mal bei anderen zu und versucht dann taktisch sich da etwas anzupassen oder lösungen zu finden und diese zu thematisieren.

    Wir trainieren auch viel in kleineren gruppen, also positionsspezifisch (bietet sich bei 3 trainern gut an)

    Wobei wir am überlegen sind, zur neuen saison da auch auf die taktische periodisierung umzusteigen


  • Der Ausgangspunkt ist immer das Spiel selbst. D.h. du beobachtest die Spieler in Training & Spiel und stellst Stärken und Schwächen fest. Daraus leitest du für dich - am besten orientiert an den bekannten Trainingszielen für die jeweilige Altersgruppe - einen Schwerpunkt ab den du über einen Zeitraum einübst. Das kann auch mehr als ein Schwerpunkt sein wenn du öfter als 1x pro Woche trainierst, Stichpunkt Abwechslung. Aus Ungeduld hält man den Schwerpunkt leider oft weniger lang durch als gedacht. Ich denke ein Schwerpunkt ist selten gänzlich abgeschlossen, man kann sich ja aber auch festlegen den Schwerpunkt zu einem späteren Zeitpunkt nochmal aufzugreifen wenn man damit erstmal zufrieden ist. Wann ist das? Ich denke zu solltest ein qualitatives Zielbild vor Augen haben wie eine Technik (z.B. eine Annahme-, Pass, Schusstechnik, Finten) oder spielerisches Element (z.B. offensives 1v1, Spielaufbau, Angriff über den Flügel) im Idealfall umgesetzt aussieht. Wenn du dann wieder im Spiel beobachtest das eine Technik oder ein spielerisches Element von den meisten Spielern mehrfach bzw. konstant auf einem guten Level umgesetzt wird, kannst du das Thema ggf. als erfolgreich eingeübt bewerten. Quantitative Parameter können ja ebenfalls einbezogen werden, allerdings wäre ich da Vorsichtig denn das ist ja immer auch vom Kontext (Niveau der (Einzel)Spieler, Gegner, etc.) abhängig. Bzgl. der Unterschiede zwischen den Spieler sollte ein relativ vergleichbares Niveau zwischen den Spielern Voraussetzung sein. Ist dem nicht so solltest du mit Gruppen arbeiten und die erwünschten Ziele jeweils unterschiedlich setzen.


    Und zu dem Thema: Spielen vs. Technik oben. Meine Meinung hierzu ist: Ja, lasst die Kinder viel spielen. Allerdings sollten auch hier Ausbildungsziele beobachtet und gecoacht werden und nicht nur ständig frei und unbegleitet gespielt werden, z.B. weil Funino genannt wurde Prinzipien wie das Freilaufen und Anbieten, Entscheidungen im 2v1, Seitenverlagerung, Mann Orientierung, etc.

    Warum brauchen wir Techniktraining? Das Techniktraining ermöglicht es uns den Kindern neue, ihnen nicht bekannte Werkzeuge für das Spiel an die Hand zu geben, z.B. wie ich den Ball unter Gegnerdruck mit dem richtigen Fuß weg vom Gegner mitnehmen kann oder eine neue Finte die mir hilft eine Spielsituation zu lösen. Es ermöglicht uns die bekannten Werkzeuge der Kinder zu verbessern. Zwar hat jedes Kind seine individuellen Bewegungen (ala Müller), wenn diese aber nicht funktional sind für das Spiel, z.B. Annahme des Balles zu weit vorlegen oder in den Gegner rein, Pässe holpern weil der Ball nicht mittig getroffen wird, Schuss ständig mit der Fußspitze, müssen wir diese verbessern sonst bleiben viele Kinder dabei, egal wie oft und lange sie spielen. Ergo braucht es auch ein dediziertes Techniktraining insbesondere in den ganz jungen Jahren. Wer nur spielt mag vielleicht kurzfristig Erfolge sehen aber langfristig ist das für die Entwicklung der Kinder womöglich nicht ideal.