F-Jugend Übernommen, Trainer Newbie

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  • Hallo zusammen,


    ich bin relativ neu hier, hoffe aber dass ich von euch ein paar wertvolle Tipps für den Trainingsalltag erhalten kann.

    Zunächst einmal ein paar Worte zu meiner Situation:


    Ich werde in der kommenden Woche eine Mannschaft übernehmen, die gerade in die F-Jugend gekommen ist (also alles 7-jährige Kinder). In den letzten Monaten wurde die Mannschaft sehr stiefmütterlich behandelt. Das Training war nicht wirklich strukturiert, es gab keine elementare Schulung oder Basiswissen an die Kinder und fast jede zweite Trainingseinheit wurden Testspiele gegen die höhere F oder niedriegere G Jugend gespielt. Das hat natürlich zur Folge, dass nicht wirklich an Grundlagen gearbeitet werden konnte. Leider sind aufgrund der unbefriedigenden Situation auch zwei der besten (oder talentiertesten) Spieler nicht mehr dabei. Somit habe ich nun eine Mannschaft von 10 Kindern, die mehr oder weniger begabt sind und die sich als Mannschaft auch noch nicht wirklich gefunden haben (man merkt es derzeit vor allem an der Unkonzentriertheit während des Trainings oder des gegenseitigen Beschuldigen nach Spielniederlagen).

    Getreu nach dem Motto „Nicht nur meckern, auch mit anpacken“ habe ich mich nun bereit erklärt, die F Mannschaft ab Oktober zu übernehmen. Als Trainer ist es meine erste Station (ich selbst habe von der E bis zur C-Jugend aktiv Fussball gespielt, die letzten 20 Jahre aber in anderweitigen Vereinen viel mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet). Ich habe mir im Vorfeld natürlich Gedanken gemacht wie ich an die Sache ran gehen möchte und folgende Punkte als für mich besonders wichtig herausgestellt:

    • Aus den Kids eine Mannschaft formen: Unabhängig von Talent oder Können erst einmal eine geschworene Gemeinschaft formen, die sich nicht nach einer Niederlage die Augen auskratzt.
    • Ein organisiertes/strukturiertes Training einführen, in dem die Kinder stetig gefordert werden und in Bewegung sind. Derzeit ist es leider so dass vielleicht 1-2 Übungen vor dem Trainingsspiel abgehalten werden, und die Übungen sind noch so gewählt, dass immer nur 1-2 Kids eingebunden sind. Dementsprechend entstehen lange Wartezeiten für die Kinder.
    • An elementaren Dingen arbeiten (dazu zähle ich Grundlagen wie Ballannahme, Passspiel, Schußtechnik, ggf. Orientierung auf dem Feld) und dadurch die Kids Stück für Stück verbessern

    Da ich als Trainer komplett neu anfange, habe ich mir diverse F-Jugend Übungen auf unterschiedlichen Seiten (unter anderem vom DFB oder aus Büchern) herausgesucht und für die nächsten 5 Wochen einen Trainingsplan erstellt. Dabei habe ich jede Einheit (die Kids trainieren zweimal die Woche) in aufwärmen, Hauptteil und Abschluss eingeteilt. Das Aufwärmprogramm besteht aus zwei Übungen, mal völlig fussballfremd, mal mit Ball. Der Hauptteil beinhaltet 2-3 individuelle Übungen, die auf den Schwerpunkt der Einheit fokussiert sind . Zum Abschluss gibt es dann immer ein Spiel, dies aber zunächst innerhalb der Mannschaft, damit zwischendurch auch mal gestoppt und individuelle Anweisungen gegeben werden können (Hier würde ich variieren zwischen einem normalen Abschlussspiel, 3 Tor Abschlussspiel, 4 Tore Abschlussspiel etc.).


    Die Schwerpunkte der Einheiten habe ich versucht auf die 5 Wochen logisch zu verteilen, bspw. Beide Trainingseinheiten in Woche 1 mit Schwerpunkt Dribbeln, in Woche 2 beide Einheiten zum Thema Passspiel, Woche 3 dann mit Dribbeln und Schußtechnik, Woche 4 Schußtechnik und Passen, Woche 5 beide Einheiten zum Thema Dribbeln usw.)

    Zeitgleich plane ich in den ersten Wochen von jedem Spieler eine Art Profil zu erstellen, wo ich bestimmte Eigenschaften der Kids beobachte und bewerte (sowas wie Dribbeln, lange Pässe, kurze Pässe, Torschuss, 1gegen1 Verhalten, aber auch Charaktereigenschaften wie Willensstärke, Selbstvertrauen, Durchsetzungsvermögen etc.; ganz einfache Bewertung Gut, Mittel, Schlecht). Ich erhoffe mir dadurch nicht nur die Kinder in Ihren Schwächen zu fördern, sondern auch ein Bild zu erhalten, auf welcher Position die Kids später am besten eingesetzt werden können.

    Mich würde von euch erfahrenen Jugendtrainern interessieren ob mein Ansatz hier passt bzw. ob ich was Grundlegendes vergessen habe. Ich weiß dass man gerade bei 7-jährigen nicht die gleichen Schwerpunkte setzen kann wie in der B oder C-Jugend. Zunächst ist mir halt wichtig dass die Kinder mit Spaß bei der Sache bleiben, so hoffe ich etwas Ruhe beim Training reinzubekommen (derzeit verläuft das Training wie gesagt sehr undiszipliniert und unkonzentriert). Schlussendlich soll sich natürlich auch irgendwann Erfolg in Spielen einstellen. Auch wenn das nicht im Vordergrund stehen sollte, ist dies doch sicherlich auch für die Kids wichtig, zwischendurch mal zu gewinnen.


    Danke im Vorfeld für Eure Rückinfos

  • Mein Tipps:


    • Mach eine Trainer Basis Schulung (1. Teil der C-Lizenz oder etwas anderes was bei dir angeboten wird)
    • Vorsicht. Viel Herzblut kann zu Frust führen wenn es nicht läuft. Bleib positiv und hab Geduld.
    • spielen spielen spielen. Lass die Kinder viele kleine Fußballspiele machen. Spar dir Übungen soweit möglich, das ist langweilig. Dribbeln und passen z.B. kann problemlos in nahezu jeder jeder Spielform coachen.


    Ansonsten bist du ja schon am lesen und dich informieren. Das ist der richtige Weg. Eine Schulung bei der man selbst Erfahrungen sammelt ist dazu eine unerlässliche Ergänzung.

  • Moin & Willkommen,


    das Du Dir einen Faden erstellst an dem Du dich orientieren möchtest ist ein guter Weg.

    Vorbereit zum Training zu erscheinen gibt Dir Ruhe, schaut bei den Kindern und auch bei den Eltern gut aus.

    A(ni)mateur hat in meinen Augen Recht. Vergiss isolierte Übungen, Du hast andere Steuerungsmöglichkeiten für das was Du erreichen möchtest. Ich habe Dir da mal was an gehangen.


    Mit 10 Kindern bist Du in einer wirklich angenehmen Situation. Du könntest tatsächlich komplett spielen lassen. 3vs3 auf 4 Tore. Mit den anderen vielleicht Fangspiele für die Koordination und nach einer gewissen Zeit wird gewechselt. Auf jeden Fall ist eine intensive Betreuung möglich. Da solltest Du zügig Fortschritte erkennen.


    Viel Spaß und viel Geduld.

  • Herzlich willkommen!


    Eine junge F-Jugend ist ein cooles Alter! Ich werfe auch einfach mal ein paar Stichworte in den Raum aber wenn du schon Erfahrung mit Kindern hast, dürfte vieles eh bekannt sein

    • jedes Kind braucht einen Ball
    • kurze Aufmerksamkeitsspanne, das bedeutet auch viele Pausen. https://www.dfb.de/trainer/f-j…/das-sind-f-junioren-136/
    • Statt langer Erklärungen lieber leicht starten und wenn es läuft Zusatzaufgaben hinzunehmen.
    • Aufwärmen zur Verletzungsprophylaxe benötigen die Kinder noch nicht, die rennen eh noch den ganzen Tag. Lieber eine 5-10 minütige Tummelphase einführen.
    • Fang- oder Kooperationsspiele, allgemeine Bewegungsschulung und
    • Mit Ball viele Wettkampfspiele im 1:1 und wann immer es geht mit Torschuss
    • Bei Staffelläufen lieber 3 oder 4 Staffeln bilden als zwei mit langen Wartezeiten
    • Übungen, bei denen anstehen unvermeidlich ist, doppelt aufbauen (oder zwei Aufgaben und dann wechseln). Alternativ schickst du immer einige Kinder zum freien Spiel 2vs2 oder 3vs3 auf vier Törchen und übst nur mit einer kleinen Gruppe
    • Der Trainer sollte nicht die meisten Ballkontakte haben.
    • In der F werden nur Grobformen der Technik vermittelt, dies aber direkt beidfüßig
    • Jeder der sich traut, sollte mal im Tor spielen.
    • Kinder noch nicht auf gewisse Positionen festlegen (der x ist der geborene Stürmer, y will nur TW sein)

    Als Buchtip sei "Spielintelligenz im Fussball - kindgemäss trainieren" von Horst Wein genannt.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Auf jeden Fall Koordination. Werde ich ja nicht müde zu betonen. Aber kommt in meinen Augen i. d. R. zu kurz.

    Richtig, aber bitte nicht isoliert, sondern spielerisch. Allgemein: Stelle die Kids immer wieder vor neue Aufgaben und gib ihnen die Möglichkeit, selbstständig Lösungen zu finden. Je vielfältiger die Bewegungsformen, desto besser. Natürlich darf trotzdem ein guter Teil Fußball dabei sein... ;)

    "Football is a simple game. Twenty-two men chase a ball for 90 minutes and at the end, the Germans always win."

    - Gary Lineker

  • Vieles wurde schon gesagt.

    Ich habe auch seit Ende August eine U9 übernommen und über die letzten Wochen einige Erfahrungen sammeln dürfen.

    Im Prinzip habe ich genauso wie du geplant/gestartet.

    Als "Aufwärmen" mache ich meistens 15 Minuten sowas wie Fangen/Staffelwettbewerbe/etc.. Dann haben sich alle schon einmal bewegt und sind auch geistig auf dem Platz angekommen.

    Danach folgen im Prinzip drei weitere Teilabschnitte. Zwei "Übungen" (meistens irgendwelche Spielformen und keine isolierte Passübungen, etc.) und eine Art Abschlussspiel.

    Das "Abschlussspiel" muss nicht immer zwingend am Ende sein.

    Was immer gut ankommt, sind Zweikampf-Übungen / 1vs1-Situationen mit Torschuss, da die Kinder sich gerne messen und mit vollem Eifer bei solchen Übungen dabei sind.

    Wenn man eine Übung mit einer kleineren Gruppe durchführen möchte, die Gruppe splitten und einen Teil Funino oder generell 2vs2/3vs3 auf Mintore spielen lassen.

    Isolierte Pass-/Technikübungen sind für die Kinder langweilig und werden auch schnell mit Murren kommentiert.

    Gerne kommt von einem meiner Schützlinge schon nach zwei Minuten die Frage: "Machen wir heute ein Spiel?"
    Eigentlich kommt diese Frage bei jedem Training... :D


    Ergänzung:

    Gar nicht zuviel planen. Maximal 1 - 2 "Aufwärmübungen", 2 Hauptübungen/Spielformen und ein Abschlussspielchen. Dann sind die 90 Minuten auch schon gut gefüllt.

    Wenn Du natürlich für jedes Training noch eine weitere Ausweichübung/-spielform in der Hinterhand hast, dann kannst Du bei Murren auch recht schnell reagieren und ggf. eine Übung vorzeitig abbrechen.

    Zum Thema Koordination:
    Das kann man auch immer prima mit in die diversen Übungen integrieren (Richtungswechsel, rückwärts, im Kreis drehen, etc.).

  • Hallo zusammen,


    Erst einmal danke für eure Antworten.

    Das Buch von Weiss werde ich mir auf alle Fälle zulegen.


    Also meint ihr lieber weniger planen? Ich dachte das man gerade in der F wichtige Grundlagen im Bereich Technik schaffen sollte. Hab halt Sorge irgendwie wichtige basics mit viel Spielen zu verpassen

  • Grundlegend schon erklären und vor allem vormachen. Aber nicht die Technik einschleifen oder durch isolierte Übungen trainieren lassen.

    Aber wichtiger finde ich in diesem Alter, dass die Kids spielend die Freude am Fussball/Bewegung kennen lernen und darüber hinaus erste Basics bekommen. Immer mal wieder Tipps einstreuen und kurze Erklärungen. Aber gerade am Anfang kämpfen die Kinder noch mehr mit sich selbst und Ihrem eigenen Körper, als dass schon korrekte Bewegungsmuster (richtige Schusstechnik, korrekte Körperhaltung, etc.) nachgemacht werden können. Einige werden schon weiter sein und andere brauchen da noch wesentlich mehr Bedarf an allgemeiner Bewegungskoordination.

    Aber wir sind natürlich nicht auf Leistungssport aus, sondern ein Breitensportverein und dieser hat andere Ziele wie die Jugendabteilung eines Bundesligisten.

    Natürlich, klar, gut planen!


    Auch Spiele (besser doch: Spielformen!) müssen natürlich geplant werden.

    Richtig. Sehe ich genauso. Ich meinte nur oben, nicht zuviel in eine Einheit rein planen. Ansonsten ist man mehr mit Erklären beschäftigt und die Kids finden das Training zu kompliziert / zu langatmig. Die wollen spielen, spielen, spielen :)

  • ... Ansonsten ist man mehr mit Erklären beschäftigt und die Kids finden das Training zu kompliziert / zu langatmig...

    Und das führt, nach meiner Erfahrung, dazu das der Trainer das Gefühl bekommt, die Kinder seien unkonzentriert.

    Sind sie nicht, der Trainer hat es nicht geschafft die Kinder mitzunehmen.


    Auch nach gut 1,5 Jahren, muss ich mir immer wieder klar machen das das Training nicht schlecht war wegen unkonzentrierter Kinder.

    Es war schlecht, weil ich es schlecht / unpassend geplant habe.

    Wer im KiFu nur auf Ergebnis spielen läßt, liebt das Spiel nicht. Und seine Spieler werden es auch nicht lieben können.


    KiFu bedeutet nicht Wissen weiter zu geben, sondern ein Feuer zu entfachen.

  • Also meint ihr lieber weniger planen? Ich dachte das man gerade in der F wichtige Grundlagen im Bereich Technik schaffen sollte. Hab halt Sorge irgendwie wichtige basics mit viel Spielen zu verpassen

    Die Grundlagen schaffst Du durch Spielformen. Und mit entsprechenden Korrekturübungen.

    Durch Fragen, wie können wir das und jenes besser machen, und dann evtl. kurz vormachen, erreichst Du viel mehr als durch

    isolierte Übungen ohne Gegner,Raum- Zeitdruck. Im Spiel treffen die Kids auch nie auf Hütchen die Sie umdribbeln müssen.

    Immer maximal Spielnah, dem Alter angepasst. Das ist schon alles.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Suche dir noch einen Helfer/Trainer, teile immer die Mannschaft in so viele Gruppen wie viele Trainer du hast, baue dementsprechend so viele Stationen (Passspiel, Ballkontrolle, Torabschlüsse, Spiel 3 gegen 3 Kleinfeld) und lass laufen

  • Hallo zusammen. Ich trainiere auch seit einigen Jahren F-Jugend Mannschaften. Viele Dinge die hier angesprochen wurden kann ich auf jeden Fall bestätigen: allgemeine Bewegungsschulung, fussballspezifische Bewegungsschulung und vor allem viel Fussball spielen. Aber die kritische Meinung zu isolierten Technikübungen teile ich nicht ganz. Ich sehe in isolierten Technikübungen einen großen Vorteil: in diesen Übungen lernen die Kinder die Technik sauber und es schleifen sich keine falschen Bewegungsabläufe ein, die nur schwer wieder zu beheben sind. Wenn die Kinder die erlernte Technik dann in den kleinen Fussballspielen anwenden, umso besser.

  • Beispiel Torschuss-Technik:

    Das ist halt von der Grundform schon besser erklärbar, wenn man diese den Kindern zeigt und ohne Zeitdruck üben lässt.

    So kann man auch auf einzelne eingehen und deren Haltung beim Schießen ggf. korrigieren.

    Wenn sich mal eine gewisse Grundtechnik eingestellt hat, dann ist es natürlich besser dies in Spielformen zu verpacken und weiter zu trainieren. Gar keine Frage! :thumbup: