Spielabbruch und Gewalt in Herren-Freundschaftsspiel - Sportgericht

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  • Ich habe diese Woche eine Verhandlung beim Sportgericht:

    In einem Freundschaftsspiel meiner Herrenmannschaft wurde ein Spieler meiner Mannschaft erst gefoult, auf dem Boden liegend ins Gesicht getreten, dann von mehreren Gegenspielern festgehalten und zweimal mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Nebenbei wurde er rassistisch beleidigt (er hat einen Migrationshintergrund).

    Daraufhin zeigte der völlig überforderte Schiedsrichter UNSEREM Spieler die Rote Karte (obwohl er das Opfer war), die Gewalt der Gegner ließ er unbestraft und wollte weiterspielen lassen. Seine Erklärung war: Unser Spieler war für die Rudelbildung verantwortlich und trat einen Gegner "rücksichtslos" (was natürlich nicht mit Rot, sondern in jedem Fall mit Gelb zu ahnden wäre). Ich nahm jedoch meine Mannschaft vom Feld und erwirkte einen Spielabbruch, da ich unter solchen Voraussetzungen meine Mannschaft nicht spielen lassen kann und will.

    So, nun ist unser Spieler für unbestimmte Zeit gesperrt, die Verhandlung soll zeigen, wie lange. Die Spieler des Gegners haben seitdem schon 2 Meisterschaftsspiele bestritten und haben offenbar nichts zu befürchten, weil der Schiedsrichter es entweder nicht gesehen hat oder es nicht sehen wollte. Wir haben allerdings 9 Zeugen (Zuschauer und Spieler), die die Vorgänge unabhängig voneinander bestätigt haben.


    Wie verhalte ich mich bei der Verhandlung? Wir fahren zu viert dorthin (der genannte Spieler, der Kapitän, ich als Trainer und ein weiterer Spieler, der in der Situation geschlichtet hat). Sollen wir uns nur auf unseren Spieler und dessen unberechtigte Sperre konzentrieren? Sollen wir die Unfähigkeit des Schiedsrichters ansprechen? Sollen wir ganz offensiv die brutalen Gegenspieler an den Pranger stellen? Ich habe leider keinerlei Erfahrung damit.

  • Das ist eine gruselige Geschichte! Meine erste Empfehlung wäre, dass der attackierte Spieler bei der Polizei Anzeige erstattet, das würde ich nicht der Sportgerichtsbarkeit überlassen.

    Ja, gruselig vor allen Dingen. Das war ja sogar ein "Freundschaftsspiel" zwischen zwei C-Ligisten!!


    Das mit der Anzeige bei der Polizei haben wir auch schon überlegt, wollen diesbezüglich aber zunächst diese Verhandlung abwarten. Glücklicherweise ist einer der 4, die von uns hinfahren, Polizist und Fachmann für sowas. Wird a) für Glaubwürdigkeit sorgen und b) kann er die nächsten Schritte einleiten, wenn sich das beim Sportgericht in eine "komische" Richtung entwickelt.

  • Nur kurz, finde gut das Ihr das Spiel abgebrochen habt ... dazu ein Post von St. Pauli 4 Herren:


    https://www.facebook.com/21153…4/posts/2369118116455001/


    "

    Wir sind zwar zum ersten Mal Opfer derartiger Angriffe, doch diese Vorfälle dürfen nicht in den unzähligen Sportgerichtsverhandlungen untergehen. Deshalb haben wir uns für dieses öffentliche Statement entschieden.

    In Zukunft setzen wir ein Zeichen auf dem Platz und werden solche Spiele abbrechen, denn wir teilen unser geliebtes Hobby Fußball nicht mit diesen Menschen.

    Unsere Meinung ist: Jede Mannschaft hat das Recht auf Abbruch.

    Brecht ab, bevor es eskaliert. Kommt als Team zusammen und entscheidet gemeinsam, ob ihr unter diesen Umständen weiterspielen wollt. Nehmt die Entscheidung den Schiedsrichtern ab, die schon genügend aushalten müssen."

  • Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, dass hier noch keine Anzeige erstattet wurde. Auch im Rahmen eines Fußballspiels können Körperverletzungen begangen und ganz normal strafrechtlich verfolgt werden. Die Täter dürften ja sogar namentlich bekannt sein. Das ist aus meiner Sicht auch gar keine Aufgabe für den Trainer. Da kann und muss der Geschädigte selbst Anzeige erstatten.

  • Also da muss definitiv Anzeige erstattet werden.


    Bei uns im Kreis ist es häufig so, das ein bestimmter Schiedsrichter mit roten Karten nur so um sich schmeißt und dadurch häufig Teams den Platz verlassen oder gar nicht mehr spielfähig sind. Da dreht es sich zwar nicht um Schlägereien oder andere harte Dinge, sondern um Kleinigkeiten wie Foulspiele, Zeitspiel, Pfiff überhören usw. !


    Der Schiedsrichter ist allen bekannt und wird bei jeder dieser Verhandlungen als der Schuldige hingestellt (von beiden Teams) und er kommt immer super weg. Ein Schiedsrichter wird nie vor einer Spruchkammer schlecht dargestellt werden. Er wird immer in seiner Handlungsweise unterstützt werden. Von daher wirst du auf dieser Ebene meiner Meinung nach nichts erreichen können. Die Frage ist ja auch, inwieweit es dir oder dem geschädigten Spieler hilft, wenn die Täter nachträglich gesperrt werden?!?!?!

  • Also da muss definitiv Anzeige erstattet werden.


    Bei uns im Kreis ist es häufig so, das ein bestimmter Schiedsrichter mit roten Karten nur so um sich schmeißt und dadurch häufig Teams den Platz verlassen oder gar nicht mehr spielfähig sind. Da dreht es sich zwar nicht um Schlägereien oder andere harte Dinge, sondern um Kleinigkeiten wie Foulspiele, Zeitspiel, Pfiff überhören usw. !


    Der Schiedsrichter ist allen bekannt und wird bei jeder dieser Verhandlungen als der Schuldige hingestellt (von beiden Teams) und er kommt immer super weg. Ein Schiedsrichter wird nie vor einer Spruchkammer schlecht dargestellt werden. Er wird immer in seiner Handlungsweise unterstützt werden. Von daher wirst du auf dieser Ebene meiner Meinung nach nichts erreichen können. Die Frage ist ja auch, inwieweit es dir oder dem geschädigten Spieler hilft, wenn die Täter nachträglich gesperrt werden?!?!?!

    Mir persönlich würde das nicht helfen, auch dem geschädigten Spieler nicht. Es wäre lediglich Gerechtigkeit und Schutz für die nächsten Gegner des Spielers.


    Und letztlich geht es in unserem Fall ja auch darum, dass unser Spieler nicht weiter gesperrt wird, obwohl er hier das Opfer ist. Die beiden Sachen (also Bestrafung des einen und Aufhebung der Sperre des anderen) hängen sehr weit ineinander.


    Wir haben das heute beim Training bereits gesprochen, das mit der Anzeige werden wir machen, auch wenn es sich extrem lang hinziehen kann und viel Arbeit ist.

  • Ihr müsst im Prinzip nur eine Aussage machen, sonderlich viel Arbeit ist eine Anzeige für einen selber nicht. Maximal für die Polizisten und Justiz, wobei letztere die Arbeit ja gerne mal einstellt...


    Setzt aber auch an die Sportgerichtsbarkeit ein Zeichen.

  • Mir persönlich würde das nicht helfen, auch dem geschädigten Spieler nicht. Es wäre lediglich Gerechtigkeit und Schutz für die nächsten Gegner des Spielers.


    Und letztlich geht es in unserem Fall ja auch darum, dass unser Spieler nicht weiter gesperrt wird, obwohl er hier das Opfer ist. Die beiden Sachen (also Bestrafung des einen und Aufhebung der Sperre des anderen) hängen sehr weit ineinander.


    Wir haben das heute beim Training bereits gesprochen, das mit der Anzeige werden wir machen, auch wenn es sich extrem lang hinziehen kann und viel Arbeit ist.

    Man muss hier die Sportgerichtsbarkeit und ein Strafverfahren schon sehr deutlich trennen.

    Beim Sportgericht würde ich mich auf eine herbe Enttäuschung gefasst machen. Der Schiedsrichter dürfte bei seiner Darstellung bleiben, denn er müsste sich ja sonst selbst eines bewussten Fehlverhaltens bezichtigen. Er dürfte aus Angst selbst zum Opfer zu werden die eigentlichen Täter verschont haben, das wird er aber kaum so zu Papier bringen.

    Im Grunde verhandelt ihr also darüber ob das Foul rotwürdig war und das werdet ihr nicht widerlegen können. Also dürfte euer Spieler gesperrt werden, wenn auch vermutlich nicht außergewöhnlich lange. Das Verhalten der Gegner wurde nicht geahndet und dürfte somit in der Verhandlung eigentlich gar kein Thema sein.


    Die strafrechtliche Seite sieht da schon ganz anders aus. Ihr habt Zeugen, die die Situation verfolgt haben. Hat der Gegner Zeugen die auch vor Gericht bereit wären das Gegenteil auszusagen?

    Ich würde euch raten, alle potentiellen Zeugen aufzufordern ihre Beobachtungen so schnell wie möglich zu Papier zu bringen. Gar nicht um abzugleichen oder sich abzusprechen, sondern einfach um dem Vergessen vorzubeugen. War es jetzt die Nummer 6 oder 7 die unseren Spieler festgehalten hat? Solche Zweifel oder Widersprüche verhindern sehr schnell eine Verurteilung.

    Natürlich kann sich dieses Verfahren lange hinziehen, aus meiner Sicht hält sich die Arbeit jedoch in Grenzen. Maximal macht jeder Beteiligte eine Aussage bei der Polizei und eine vor Gericht, ich vermute sogar, dass ihr eher schriftlich angehört werdet. Bei der potentiellen Zahl an Zeugen macht sich kaum ein Polizist die Arbeit alle persönlich einzuladen.


    Ich betrachte diese strafrechtliche Verfolgung auch absolut getrennt vom Sport. Wer bereit ist vor Zeugen und in dem Wissen, dass man namentlich bekannt ist, solche Gewalt einzusetzen, der ist in jedem Fall auch im Alltag gewaltbereit und muss Konsequenzen spüren. Wenn die sportliche Gerichtsbarkeit schon versagt, dann MUSS der Weg über die Justiz gegangen werden.

  • Was das Sportgericht angeht, habe ich die gleiche "Sorge". Der Spieler hat aber nun schon 3,5 Wochen "abgesessen", sodass die Sperre eigentlich nun vorbei sein sollte. Mildernde Umstände sollte es geben, da der Spieler laut Sonderbericht NICHT der Auslöser war: Der Schiedsrichter wenigstens angegeben hat, dass er ein hartes Foul an diesem Spieler geahndet hat und der danach als Reaktion getreten hätte und dann Rot bekommen hat. Im Regelwerk finde ich eben, dass Spieler, die nicht die erste unsportliche Aktion begangen haben, mit einer Reduzierung der Strafe rechnen können. Wie erwähnt ist außerdem im Sonderbericht das Wort "rücksichtslos" zu finden, was ZWINGEND Gelb ist und nicht Rot!!


    Ich habe insgesamt 9 Zeugen (Zuschauer, Abteilungsleiter, Spieler) gesammelt, die mir ihre Infos zukommen lassen haben. Diese habe ich zusammengefasst und im zeitlichen Ablauf mit Spielernummern niedergeschrieben. Eigentlich die perfekte Vorarbeit für die Justiz. Wir werden das angehen und auf jeden Fall vor dem Sportgericht erwähnen, dass diese Strafanzeige läuft.

  • Kurzes Update:


    Unser Spieler ist für 4 Wochen gesperrt, wir zahlen 30€ Strafe für den Spielabbruch und die gegnerische Mannschaft hat nichts zu befürchten.


    Das war mehr als enttäuschend, aber ja auch so von einigen Usern angedeutet worden.

  • Kurzes Update:


    Unser Spieler ist für 4 Wochen gesperrt, wir zahlen 30€ Strafe für den Spielabbruch und die gegnerische Mannschaft hat nichts zu befürchten.


    Das war mehr als enttäuschend, aber ja auch so von einigen Usern angedeutet worden.

    Es ist erschreckend, zu welchem Ergebniss es gekommen ist. Hier zeigt sich wieder, wer recht hat, muss trotzdem nicht Recht bekommen....

    Ich habe aus ähnlichen Gründen letztes Jahr ein Spiel abgebrochen, bei meiner D-Jugend, dies ist allerdings nicht vor dem Sportgericht verhandelt worden.


    @Charles De Goal: ich hoffe, das bleibt eine einmalige Erfahrung für euch. Kopf hoch für den Spieler und das Team!

    :thumbup:Sieger stehen an der Stelle auf, wo Verlierer liegenbleiben.:thumbup:

    "Der Dumme lernt aus seinen eigenen Fehlern, der Kluge aus den Fehlern der anderen."

  • Manchmal fragt man sich, ob das alles in den unteren Ligen noch Sinn macht...


    Ein Nachbarverein hatte in der vorletzten Saison einen Spielabbruch, weil pöbelnde Fans der Gastmannschaft randaliert haben...


    Das Ende von Lied war eine Geldstrafe für die Heimmannschaft und 3 Punkte für den Gegner!


    Da kann man nur mit dem Kopf schütteln...?


    (Im Übrigen sind die Spieler der Gastmannschaft nicht besser als ihre Fans... Wenn man bei der Mannschaft antritt, ist man froh, unversehrt wieder zu Hause anzukommen. Den Schiris geht es ebenso ...??

  • (Im Übrigen sind die Spieler der Gastmannschaft nicht besser als ihre Fans... Wenn man bei der Mannschaft antritt, ist man froh, unversehrt wieder zu Hause anzukommen. Den Schiris geht es ebenso ...??

    Das kann eigentlich nicht angehen. Gerade in den "unteren" Jugendmannschaften müsste es deutlich ruhiger zugehen....aber da sind die Mütter und Väter der treibende Keil...... wir haben bei uns eine entsprechende Botschaft an die Eltern verfasst ...wird zukünftig vor den Spielen mit auf´s Feld getragen... und ja, bisher hilft es..

  • Schöne Idee mit dem Transparent!

    Gerade in den "unteren" Jugendmannschaften müsste es deutlich ruhiger zugehen....aber da sind die Mütter und Väter der treibende Keil......

    Der Umgang auf dem Platz steht und fällt eben mit dem jeweiligen Trainer. Ist so. Ich hatte vor zwei Wochen ein (hoffentlich...) einzigartiges Testspiel (TESTspiel!), bei dem das Verhalten des gesamten Gastvereins (deren Spieler und Eltern zu meinen Jungs/zum Schiedsrichter) unter aller Sau war. Nachzulesen in meinem U17-Tagebuch hier. Der Trainer nahm sämtliche Beleidigungen/Undiszipliniertheiten der Spieler und Alkoholkonsum mit anschließenden Pöbeleien seitens der Eltern hin. Dabei hatte er mindestens fünf Auswechselspieler dabei und hätte seine Pappenheimer bei jeder Verfehlung problemlos kurz mal aus dem Verkehr ziehen (geht natürlich notfalls auch ohne Auswechselspieler, klar) und erzieherisch eingreifen können. Und auch wenn nicht die Spieler querschießen, sondern deren Eltern, kann ich den jeweiligen Jungen kurz rausnehmen und ihn bitten, mal eben seine Eltern zur Ordnung zu rufen. Da ist es auch egal, ob A-Jugend oder D-Jugend...


    Aber wer als Trainer da nicht frühzeitig eingreift, akzeptiert so ein Verhalten eben und macht sich mitverantwortlich. Und genau dadurch entstehen solche Threads im Herrenfußball doch überhaupt erst...


    Ich trainiere aktuell ein JSG-Team, das letzte Saison in zwei Teams geteilt war. Und jeder hier würde nach zehn Minuten Training oder Spiel merken, welcher Spieler letzte Saison das vernüftige Trainerduo und wer den Volli.dioten-Brüllaffen hatte...8) Das Schlimme: Letzterer wird von den Jungs für seine Aktionen gegen die Schiedsrichter nach wie vor extrem gefeiert. So viel zum Einfluss des Trainers...

  • Aber wer als Trainer da nicht frühzeitig eingreift, akzeptiert so ein Verhalten eben und macht sich mitverantwortlich. Und genau dadurch entstehen solche Threads im Herrenfußball doch überhaupt erst...

    Da gebe ich Dir uneingeschränkt recht. Nur hat sich so eine "Gangart" erstmal eingeschliffen, z.B. durch vorherige Trainer, bekommt man das ertsmal schwer wieder raus. Ich habe mit meinen Spielern und deren Eltern viel Glück gehabt, da läuft es gut. Allerdings wissen die Eltern auch, wer pöppelt, schadet nur ...im schlimmsten Fall seinem eigenen Kind....

    :thumbup:Sieger stehen an der Stelle auf, wo Verlierer liegenbleiben.:thumbup:

    "Der Dumme lernt aus seinen eigenen Fehlern, der Kluge aus den Fehlern der anderen."

  • Das tut mir leid für dich. Kamt ihr bei der Polizei weiter?

    Vielleicht lässt sich dann im nachhinein noch etwas drehen. Wäre ja auch ein ziemlicher Gesichtsverlust für den Verband, wenn ein ordentliches Gericht jemand verurteilt und der Verband jemand anderes.

    Weil es gerade zum Thema passt.

    Ich war in Südtirol auf Trainingslager und habe mir einige Spiele angeschaut. Ich war hellauf begeistert. Da wurde weder von den Spielern noch von den Trainern irgendwas in Richtung Schiedsrichter kommuniziert. Das war ein Seelenruhe auf dem Platz.

    In Deutschland wird leider nur gern geredet, handeln ist da nicht so unsere Stärke.