Ausbildungs-Orientierung statt Ergebnis-Orientierung im Kinderfußball

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • EnterTrainer das ist wie bereits gesagt von der Mannschaft abhängig. Bei den einen gehts, bei den anderen gehts nicht, weil sie eben schon weiter sind. Doch da bin ich dann als Trainer gefordert. Wie vermittle ich was ich sagen möchte, den Kids so, dass es verständlich ist. Pack ich es in eine Geschichte mit Tieren oder sind sie dafür schon zu reif etc.


    Doch das ist Taktiktraining. Also kann man nicht sagen, dass in der E-Jugend nur Individualtaktik gemacht wird, und erst in B/A-Jugend dann Mannschaftstaktitk.

  • Zum Thema "Ausbildungsorientierung" im Kinderfußball.

    Wir wissen alle, es gibt unterschiedliche Strömungen, bis hin zum DFB und natürlich in den Landesverbänden.

    Ich habe mich mal mit einem Ausbilder unterhalten, der mehr zum erfolgsorientierten Kinderfußball tendiert. Neben den üblichen Argumenten, kam etwas, was mich schockiert hat. Ich gebe das hier mal aus dem Gedächtnisprotokoll wieder. Es ist eine subjektive Meinung und entspricht natürlich nicht meiner Auffassung, es ist aber sehr provokant:


    Der DFB traut es den meisten Trainern im Kinderfußball nicht zu, erfolgsorientiert auszubilden. Es mangelt oft an den sozialen Kompetenzen und überwiegend am Know-how, fußballerisch qualifiziert auszubilden. Deshalb ist das Konzept so ausgelegt, dass der Kindertrainer als Animateur benötigt wird, um die Kinder beim Fußball zu halten, so kann er die wenigsten Fehler machen. Die wirklichen Talente sollen dem Fußball nicht verloren gehen, darum geht es. Natürlich kann man auch Kinder erfolgs- und leistungsorientiert ausbilden, es ist aber aus den vorgenannten Gründen nicht erwünscht. Die Talente sollen gehalten werden und es ist dann immer noch genug Zeit für qualifizierte Ausbildung, wenn sie erstmal gesichtet worden sind.

    Ich zweifle daran, dass es solche Verschwörungstheorien gibt. Vielleicht interpretiert dieser Mann da etwas so, dass es ins eigene Weltbild passt.

  • Mit so einer ähnlichen Geschichte bin ich bereits bei den Bambinis ausgelacht worden

    ich fahre mit so was eigentlich auch ganz gut, Schlossgespenster, Wichteln im Wald die Diamanten (Jonglierbälle) einsammeln Sprungpferde die Hindernisse überspringen, im Trap, Galopp oder sonst wie laufen usw.


    Die wenigsten Bambini (2012-2014 geboren) die ich kenne, kennen einen Robben oder Neymar. Ok, Ich habe auch die hälfte Mädls im Team :/:saint:8o

  • Vielleicht ein bisschen off-Topic. Ich habe hier nicht alle Kommentare gelesen, sondern möchte zum Thema "Taktiktraining" generell ein paar Gedanken äußern.


    Zu meiner Frage nach Eurer Auffassung vom Taktikbegriff: Häufig liest man (damit meine jetzt gar nicht dieses Forum), "Taktik darf in Altersklasse XY keine Rolle spielen!" oder "Die Taktik verdrängt/unterdrückt die Individualität" etc. Manchmal wird sogar soweit gegangen, dass man nur die Defensive mit Taktik gleichsetzt: „Das Spiel (0:0) ist sehr von Taktik geprägt.“ All diese Aussagen gehen von einem sehr engen Taktikbegriff aus, der wenig mit der tatsächlichen Bedeutung zu tun hat.


    Bei der Taktik handelt es sich um alle organisierten Maßnahmen, die darauf ausgerichtet sind, die Spielziele situationsorientiert zu erreichen. Die Situationsorientierung bezieht sich auf die durch den Gegner beeinflussten Umstände von Raum- und Zeitdruck während des Spiels. Die taktische Fähigkeit ist also die Qualität, in der jeweiligen Situation die richtige Handlung vorzunehmen bzw. eine angemessene Entscheidung zu treffen. Taktik ist demnach unabhängig vom Spielmoment in erster Linie das Spielverständnis des Spielers: Wann gehe ich ins Dribbling, wann spiele ich einen Pass, wohin spiele ich ihn? Dieses Verständnis muss stets in Wechselwirkung mit anderen Spielern (in welche Räume beweg ich mich, um für meine Mitspieler anspielbar zu sein oder mit ihnen den Raum zu verengen?) und schließlich im Rahmen der gesamten Mannschaft (wie Verschieben wir als Verbund und wie Staffeln wir uns, um konstruktiv aufzubauen?) betrachtet werden.

    Das heißt also, jede einzelne Entscheidung, die ein Spieler auf dem Platz trifft, ist schon taktischer Natur. Und darum geht es doch in der Ausbildung. Die Spieler sollen lernen, für jede Situation möglichst eine adäquate Entscheidung zu treffen (Taktik) und diese dann auch bestmöglich auszuführen (Technik). Das zeigt die Untrennbarkeit von Technik und Taktik.


    Welche Lösung die Beste ist, kann man in den seltensten Fällen festlegen. Darum müssen wir den Spielern auch immer die Gelegenheit geben, EIGENE Erfahrungen zu sammeln. Denn manchmal kommen Spieler auf Lösungen, an die wir Trainer gar nicht gedacht haben. Und vielleicht ist diese Lösung auch besser als diejenige, an die wir dachten. Darum ist das beste Taktiktraining dasjenige, in welchem die Spieler mit spielnahen Situationen konfrontiert werden (Spielformen). Taktiktraining heißt also nicht, dass man die Spieler auf feste Positionen stellt und ihnen klare Anweisungen gibt. Und Taktik heißt erst recht nicht, dass man die Spieler den eigenen Strafraum zumauern lässt.


    Und ich widerspreche der Herangehensweise des DFB, man solle erst Individualtaktik trainieren, dann erst Gruppentaktik usw. Darin liegt für mich eine Fehlvorstellung über den Fußball selbst. Individualtaktik kann eigentlich nur das 1-gegen-1 sein. Passen ist schon per se keine Individualtechnik, da man dafür mindestens zwei Spieler braucht. Und selbst ein 1-gegen-1 hat wenig mit dem tatsächlichen Spiel zu tun. Denn Zweikämpfe sind doch niemals isoliert. Denn der Verteidiger muss im Spiel doch stets damit rechnen, dass der herannahende Dribbler einen Pass spielt. Es reicht also nicht, das Dribbling zu verteidigen, weil da noch unzählige andere Dinge nebenbei passieren. Wenn man sich auch mal Dribblings von Iniesta ansieht, erkennt man, wie er die Situationsdynamik ausnutzt, indem er das Tempo variiert oder den Körper nur leicht dreht, um einen Pass anzutäuschen. Wie will man sowas in 1-gegen-1-Übungen simulieren?


    Fußball ist und bleibt ein Mannschaftsspiel. Das bedeutet, dass die Spieler verstehen müssen, wie sie als Kollektiv funktionieren können. Erst in diesem Rahmen kann man dafür sorgen, dass sich die Spieler individuell entfalten. Umgekehrt vorzugehen – also erst Dribbling, allgemeine Ballverarbeitung etc. zu trainieren und dann das Ganze ins mannschaftliche Gefüge einzubauen – dürfte zu einigen Problemen führen.


    Ein extremes Negativbeispiel für diese Herangehensweise ist Eintracht Braunschweig. Die haben ihr Nachwuchskonzept so gestaltet, dass das Individualtraining nach und nach das Mannschaftstraining verdrängte. Das Individuum wurde quasi über das Kollektiv gestellt. Dafür hat das NLZ vom DFB 3 Sterne (Höchstwert) bekommen. In der vergangenen Saison ist dann nicht nur die Männermannschaft aus der 2. BuLi abgestiegen, sondern auch die U17 und U19 aus ihren jeweiligen Bundesligen. So etwas passiert eben, wenn man vielleicht als Einzelspieler eine Situation lösen kann, aber auf der mannschaftlichen Ebene fehlen die kollektiven Ansätze. Und dass man seitens des DFB eine so hohe Bewertung bekommen hat, zeigt leider, dass man auch beim DFB nicht über jeden Zweifel erhaben ist, wenn es um die Konzeptionierung bestimmter Ausbildungsmodelle geht.


    Klar; das Braunschweigbeispiel ist in einem höheren Altersbereich anzusiedeln und in diesem Forum dominiert der Kinderfußball. Aber die Prinzipien sind dennoch die Gleichen. Gebt Spielern die Möglichkeit, sich individuell zu entfalten. Lasst sie Erfahrungen sammeln und sich ausprobieren. Aber tut das im Rahmen des Kollektivs. Ich weiß nicht, ob ich das hier schon mal erzählt habe: Ein Kumpel von mir trainierte mal eine U9. Da war ein Spieler bei, der richtig gut zocken konnte (Finten, Tricks… das volle Programm). Der Rest war unterer Durchschnitt. Anfangs hat Minimessi alle nass gemacht. Mein Kumpel hat nur Spielformen genutzt und keine Anweisungen gegeben. Nach und nach fingen die anderen Jungs an, Minimessi nachzumachen. Zunächst hatten sie Probleme. Gar nicht mal was die technische Ausführung betraf. Sie mussten aber erst einmal ein Gefühl dafür entwickeln, in welchen Situationen, sie welche Aktion nutzen (Timing, Richtung usw. mussten selbstorganisiert justiert werden). Das klappte nach drei Trainings schon sehr gut. Das hätten sie so aber wohl nicht geschafft, wenn man das ohne einen situativen Bezug im 1-gegen-1 trainiert hätte.


    Ein anderer Effekt war, dass die Jungs mit zunehmender Dauer nicht mehr einzeln gegen Minimessi spielten, sondern ihn doppelten oder trippelten (ist das ein Wort?). Daraus folgte wiederum, dass Minimessi sich Lösungen einfallen lassen musste, um nicht in den Unterzahlsituationen den Ball zu verlieren. Also wählte er situativ passend das Abspiel.

    Ohne dass mein Kumpel auch nur ein Wort sagen musste, fanden diese jungen Spieler eigenständig Lösungen und probierten sich aus. Alles in einem spielnahen Rahmen im gruppen- und gesamtmannschaftlichen Bereich.


    Wenn ich also die Kritik höre, die Nachwuchsausbildung in Deutschland sei zu taktisch und wir hätten deswegen zu wenige Individualisten, kann ich nur den Kopf schütteln. Wenn man „Taktiktraining“ im Sinne der tatsächlichen Bedeutung machen würde, wäre jeder Trainingsansatz ganzheitlich und wir würden ganz im Sinn eines Horst Wein trainieren.


    Ich sage nicht, dass man kein Individualtraining machen soll oder dass dies schlecht sei. Aber wie das in der Praxis umgesetzt wird, ist leider zu oft falsch konzeptioniert. Das Individuum muss im Fußball immer im mannschaftlichen Kontext gesehen werden. Andernfalls haben wir 10 Individualisten auf dem Platz, die nicht in der Lage sind, gemeinsam als Team Lösungen zu erspielen.

  • sondern auch die U17 und U19 aus ihren jeweiligen Bundesligen. Soetwas passiert eben, wenn man vielleicht als Einzelspieler eine Situation lösenkann, aber auf der mannschaftlichen Ebene fehlen die kollektiven Ansätze. Unddass man seitens des DFB eine so hohe Bewertung bekommen hat, zeigt leider,dass man auch beim DFB nicht über jeden Zweifel erhaben ist, wenn es um dieKonzeptionierung bestimmter Ausbildungsmodelle geht.

    Ich kenne das Konzept von Braunschweig nicht.

    Aber so wie du es beschreibst, ist es ja auch nicht wirklich an dem DFB-Konzept angelehnt. Das DFB-Konzept sieht ja vor: Individual-, dann Gruppen- und später Mannschaftstaktik.

    So wie du es darstellst, gibt es in Braunschweig nur Individualtiaktik. Nur Individualtaktik ist natürlich etwas anderes als das aufeinander aufbauen von Individual-, Gruppen und Mannschaftstaktik.


    Und zu den Ergebnissen/Abstiegen, die vermeintlich konträr zur Bewertung durch den DFB sind:
    Lösen wir uns etwas von dem Verein Braunschweig. Aber was ist dem DFB lieber:

    a) Die Mannschaft spielt als Mannschaft ein starkes Abwehrpressing, kann durch Konter ab und an mal gewinnen und hält die Spielklasse. Kein Spieler fällt wirklich auf, aber über die gute mannschaftliche Ausrichtung ist der Erfolg (hier Klassenerhalt) da.

    b) Die Mannschaft ist mannschaftstaktisch schwächer als andere und steigt ab, hat aber zwei überragende Dribbler, die immer wieder die direkten Zweikämpfe suchen, dabei ins Risiko gehen und immer wieder durchkommen. Klar, ab und an scheitern sie in 1 vs. 2 Situationen auch mal. Die Mannschaftstaktik passt nicht, also gibt es keine gute Absicherung, Zack Gegentor, Gegentor und nochmal....Am Ende steigt die Mannschaft ab, zu oft 3:3 oder 3:4 gespielt. Die beiden Spieler kommen in die erste Mannschaft, werden Nationalspieler, aber in der U19 sind sie mit ihrer Truppe abgestiegen...


    Klar, Beispiele kann man sich schön malen (wie ich hier), aber wie sieht es nun aus...:
    - Was hätte der DFB lieber?

    - Was hätte ein Ausbilder lieber?

    - Was hat der betroffene Verein lieber?

    - Was hättet ihr persönlich lieber?

  • Da der DFB für die Braunschweiger Konzeptionierung sein höchstes Gütesiegel vergeben hat, ist es im Prinzip ein Einverständnis. Ob das nun tatsächlich dem DFB-Konzept entspricht, ist in diesem Fall eher zweitrangig. Der DFB bewertet die NLZ und vergibt entsprechende Prädikate (oder wie auch immer man das nennt). Wenn er 3 Sterne vergibt, und das NLZ solch desolate Ergebnisse einfährt, muss man sich auch auf Seiten des DFB fragen, wie das passieren konnte. Stattdessen heißt es nun nach dem Ausscheiden der N11 in Russland, man müsse wieder mehr auf die individuelle Ausbildung gehen. Ich kann nur hoffen, dass man sich da nicht zu sehr an Braunschweig orientiert.


    Der Aufbau - erst Individual-, dann Gruppen-, dann Mannschaftstaktik - ist ziemlich problematisch, weil der Fußball dort von hinten aufgebaut wird. Es gibt dabei einen sehr starken 1-gegen-1-Fokus. Dadurch werden die Kinder aber in isolierte Übungen gepackt. Und wenn sie danach in der Gruppe oder Mannschaft spielen sollen, haben sie in der Regel Probleme mit dem Transfer. Bei mir entsteht da immer der Eindruck, als würde man den Kindern nicht zutrauen, dass sie das Spiel erlernen könnten, wenn man sie gleich mit Spielformen konfrontiert. Dabei zeigt gerade die deutsche Fußballgeschichte, dass das sehr wohl der Fall ist: die Generation um Beckenbauer bestand überwiegend aus Straßenfußballern. Die sind in ihrer Kindheit über die Dörfer gefahren und haben ständig gezockt. Spielerisch gilt diese Generation noch immer als die stärkste des DFB. Danach fing man an, Kinder systematisch in Vereinen zu trainieren und instruieren. Die Folge davon war der Rumpelfußball der 1980er und 90er Jahre, der seinen traurigen Höhepunkt in der EURO 2000 fand.


    Indem man das Spiel in so kleine Teile zerlegt, dass man zuerst Individualtaktik vermittelt, geht der Spielsinn verloren. Auch die erlernten Techniken brechen unter dem spielnahen Gegnerdruck zusammen. Studien, die sich mit der Kreativitäts- und Bewegungsentwicklung in Sportspielen beschäftigen, zeigen eindeutig, dass man Kinder in vielen unterschiedlichen Spielformen und Sportarten frei agieren lassen soll. Die finden schon passende Lösungen.


    Zu deinem letzten Absatz:

    Das Ziel muss es sein, einen klaren Spielstil vorzugeben und zu vermitteln, in dessen Rahmen die Spieler die bestmöglich Entwicklung durchlaufen können. Im Idealfall führt das zu erfolgreichen Mannschaftsergebnissen bei gleichzeitiger Nominierung einiger Spieler für Auswahlmannschaften.


    Das ist jetzt natürlich stark idealisiert.

  • Zum Thema "Ausbildungsorientierung" im Kinderfußball.

    Wir wissen alle, es gibt unterschiedliche Strömungen, bis hin zum DFB und natürlich in den Landesverbänden.

    Ich habe mich mal mit einem Ausbilder unterhalten, der mehr zum erfolgsorientierten Kinderfußball tendiert. Neben den üblichen Argumenten, kam etwas, was mich schockiert hat. Ich gebe das hier mal aus dem Gedächtnisprotokoll wieder. Es ist eine subjektive Meinung und entspricht natürlich nicht meiner Auffassung, es ist aber sehr provokant:


    Der DFB traut es den meisten Trainern im Kinderfußball nicht zu, erfolgsorientiert auszubilden. Es mangelt oft an den sozialen Kompetenzen und überwiegend am Know-how, fußballerisch qualifiziert auszubilden. Deshalb ist das Konzept so ausgelegt, dass der Kindertrainer als Animateur benötigt wird, um die Kinder beim Fußball zu halten, so kann er die wenigsten Fehler machen. Die wirklichen Talente sollen dem Fußball nicht verloren gehen, darum geht es. Natürlich kann man auch Kinder erfolgs- und leistungsorientiert ausbilden, es ist aber aus den vorgenannten Gründen nicht erwünscht. Die Talente sollen gehalten werden und es ist dann immer noch genug Zeit für qualifizierte Ausbildung, wenn sie erstmal gesichtet worden sind.

    Ich zweifle daran, dass es solche Verschwörungstheorien gibt. Vielleicht interpretiert dieser Mann da etwas so, dass es ins eigene Weltbild passt.

    Ähnliches wurde uns bei der Ausbildung zur C-Lizenz Breitensport (Kinder und Jugend) auch erklärt. Und ich muss zugeben ich finden daran weder eine Verschwörungstheorie noch finde ich die Ansicht völlig falsch.


    Auch wenn Uwe's Text das ganze sehr hart auf einen Punkt bringt lese ich dennoch folgendes heraus.

    • In den unteren Altersklasse geht es in erster Linie darum den Spaß an unserer Sportart zu erzeugen und zu fördern
    • Ein "Leistungstraining" ist in den unteren Klassen nicht nötig, da hierzu noch ausreichend Möglichkeiten bleiben
    • Ein gezieltes Leistungstraining erfordert Know-How und entsprechende Rahmenbedingungen

    Das sind die wichtigsten Punkte.


    Was daran jetzt völlig falsch dein sollte kann ich nicht erkennen. Klar sind viele hier sicher nicht die klassischen Vater-Trainer die ins blaue hinein trainieren. Daher fallen sicher auch nicht unter die Kategorie "nicht für Fördertraining tauglich". Liegt wohl auch daran das wir hier in einem Umfeld sind in dem sich jeder mit der Materie befasst.


    Dennoch habe auch ich immer noch Respekt vor dem Training in den höheren Altersklassen und weiß nicht ob ich für ein "Leistungstraining" der richtige wäre. Wobei es auch hier zwischen den Stützpunkt-Auswahl und dem Dorfverein sicherlich noch Unterschiede gibt. Dennoch wäre ich für zweites wohl nicht geeignet, ebenso verhält es sich mit unserem Verein und den Rahmenbedingungen.


    Wenn ich nun alles ins Kalkül ziehe was ich (und wohl auch ihr) jedes Wochenende auf den Sportplätzen beobachte müsste ich ich der Sichtweise fast zustimmen. (Nochmals, ich denke aber auch nicht das dies auf die Teilnehmer diese Forums zutrifft, da sich diese allein durch ihre Anmeldung und Teilnahme hier schon vom 0815-Trainer abheben)


    Gruß

    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Desolate Ergebnisse? Was sind denn die Ziele eines NLZ? Die Tabellenplatzierungen?


    Welches NLZ war in der Saison 12/13 am erfolgreichsten?

    Mittlerweile sind die Spieler ja bei den Profis angekommen.....


    Ich weiß nicht ob man die DFB-Teams 1986, 88, 90, 92, 94 als Rumpelfußballer bezeichnen sollte.

  • vangaalsnase : der DFB zertifiziert Leistungszentren. Hierfür gibt es 8 Kriterien. Den ersten Stern erhält man mit 50% und den dritten ab 65%. Für die Fußballausbildung gibt es mehr als ein Viertel der zu erreichenden 5000 Punkten, d.h. ich kann mir da sogar 0 Punkte erlauben und trotzdem noch 3 Sterne erhalten. Weißt du wie viele Punkte Braunschweig bei der Fußballausbildung erreicht hat und warum?

    Quelle: dfb.de


    Die Rumpelfußballer wurden übrigens Welt- und Europameister -> da hat anscheinend die Erfolgsorientierung über die Ausbildungsorientierung gewonnen ;)

  • du hast recht Torsten.

    Nach deinem Beitrag sehe ich die Sache viel objektiver. So wie Uwe die Story zitiert hat, habe ich mich glaube ich angegriffen gefühlt.

  • fussballschule_tirol : "Ich finde es schon heftig, dass in Deutschland Kinder mit 7 bis 8 Jahren schon 7v7 spielen." Und weil ich das auch heftig finde (keine Ahnung, ob es das gleiche "heftig" wie bei dir ist), trainiere ich kein 7 gegen 7 und somit auch keine "Mannschaftstaktik" in Bezug auf den Fußballwettbewerb am Wochenende. Ich trainiere z.B. 3 gegen 3 - ja, dann sind 3 auch eine Mannschaft, aber in Bezug auf das Wochenende sind sie nur eine Gruppe -> Gruppentaktik. Und jetzt komme ich zur Wahrnehmung von H. Wein und zu Taktik-Technik-Zusammenhang wie ihn vangaalsnase oben beschrieben hat - und da finde ich in meinem Umfeld viele Coaching-Punkte im Bereich der Individualtaktik (und das ist für mich nicht nur das 1 gegen 1 - es gibt auch 1:2 oder 2:1 usw.).


    vangaalsnase : im Kinderbereich ist für mich der Spielsinn der Ball ("Indem man das Spiel in so kleine Teile zerlegt, dass man zuerst Individualtaktik vermittelt, geht der Spielsinn verloren."). Ich will für den Ball begeistern. Der Ball soll dein Freund sein.


    Übrigens, was für mich gilt, muss nicht für andere gelten ;) - und jeder darf es so machen wie er es will. Und ich schreibe in einem Forum und keine wissenschaftliche Arbeit ;) - auch wenn ich meine Vorgehensweise begründen kann. Und mit falsch/richtig kann man auch daneben liegen - fragt mal lange vor unserer Zeit, was mit Menschen passiert ist, die gesagt haben die Erde ist eine Kugel :)

  • Welche Lösung die Beste ist, kann man in den seltensten Fällen festlegen. Darum müssen wir den Spielern auch immer die Gelegenheit geben, EIGENE Erfahrungen zu sammeln. Denn manchmal kommen Spieler auf Lösungen, an die wir Trainer gar nicht gedacht haben. Und vielleicht ist diese Lösung auch besser als diejenige, an die wir dachten. Darum ist das beste Taktiktraining dasjenige, in welchem die Spieler mit spielnahen Situationen konfrontiert werden (Spielformen).

    vangaalsnase

    Ich kann deine Positionen zu 100% nachvollziehen und teile sie.


    Bgl des Zitats habe ich aber folgende Fragen:


    Wie bringen wir den Kindern bei, die richtigen Entscheidungen zu treffen?


    In welchem Maße sollte man als Trainer bestimmte Lösungen vorschlagen, wenn das Kind offensichtlich dazu noch nicht in der Lage ist?


    Sollte ich während des Spiel nicht den Brüllaffen geben und somit in positiver Weise eine bestimmte Lösung vorschlagen? (Der Grundsatz mit der Zeit immer weniger bis gar nicht mehr versteht sich von selbst)


    Ich habe dbzgl für mich noch keine passenden Antworten gefunden und bin gespannt auf deine Sichtweise.

  • let1612

    Das Spiel im Kinderfußball ist eine Trainingseinheit. Da wirst du dann den Kindern sicher etwas mit auf den Weg geben, wie: "Wir wollen dass alle Spieler beteiligt sind. Alle greifen an, alle verteidigen". Wenn du diese Dinge vorgibst, befindest du dich in der Mannschaftstaktik.


    Wenn man davon ausgeht, dass, wie hier schon öfters genannt, man erst ab 11v11 Mannschaftstaktik entwickeln soll, frage ich mich, wie das dann geht. Die wenigsten Vereine werden 22 Mann bei jedem Training haben. Wie kann man ohne 22 Spielern Mannschaftstaktik trainieren?


    EnterTrainer

    In dem du als Trainer sehr viel Wissen über verschiedenste Aktionen hast und die Spieler über Fragen auf die verschiedenen Lösungen bringst. Inspirieren statt Instruieren. Verschiedenste Übungs- und Spielformen mit möglichen Spielsituationen. Danach durch entsprechendes Coaching zur Lösung anleiten.


    Nein, du sollst im Spiel ruhig sein und nur Einschreiten, wenn es wirklich grob fehlt. Coachings wie "Spiel ab, Lauf dahin, Deck den Mann" usw. sind fehl am Platz, wenn du Entscheidungsfindung verbessern möchtest.

  • let1612

    Das Spiel im Kinderfußball ist eine Trainingseinheit. Da wirst du dann den Kindern sicher etwas mit auf den Weg geben, wie: "Wir wollen dass alle Spieler beteiligt sind. Alle greifen an, alle verteidigen". Wenn du diese Dinge vorgibst, befindest du dich in der Mannschaftstaktik.


    Wenn man davon ausgeht, dass, wie hier schon öfters genannt, man erst ab 11v11 Mannschaftstaktik entwickeln soll, frage ich mich, wie das dann geht. Die wenigsten Vereine werden 22 Mann bei jedem Training haben. Wie kann man ohne 22 Spielern Mannschaftstaktik trainieren?

    Ich für meinen Teil würde hier zwischen "etwas mitgeben" und "Mannschaftstaktik trainieren" noch eine Unterscheidung treffen.


    Ich selbst praktiziere "alle nehmen immer am Spiel Teil" bereits seit dem ersten Jahr in der F-Jugend. Allerdings habe ich in diesem Alter noch komplett auch Positionen verzichtet.

    Fazit nach deiner Einstufung: Mannschaftstaktik, ja. - Ist auch ok für mich


    Nun gehe ich mit meinen Jungs in die D-Jugend und wir spielen immer noch mit "aktiven Verteidigern" die am spiel teilnehmen.

    Fazit nach deiner Einstufung: Mannschaftstaktik, ja. - auch das ist ok für mich


    Ich habe in all den Jahren nie einen Trainingsschwerpunkt auf taktische Elemente wie Pressing oder Verschieben gelegt. Das Maximum waren Dinge wie Verteidigen zu zweit "einer greift an, der andere sichert ab" oder ähnliches. Daher würde ich für mich behaupten das Mannschaftstaktik sehr wohl im Spiel vorhanden ist und auch mit Vorgaben gelenkt werden kann. Im Training werde ich aber frühestens ab der D-Jugend, ich sehe hier sogar erst eine C-Jugend als geeignet, mit ersten Trainings-Elementen beginnen.


    Gruß

    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Dann sind wir schon um einiges weiter.


    Du hast in all den Jahren noch nie einen Trainingsschwerpunkt auf taktische Elemente wie Pressing oder Verschieben gelegt, aber auf Verteidigen zu zweit. Ist Verteidigen zu Zweit mit Absichern und Attackieren auch Verschieben?

  • Wie bringen wir den Kindern bei, die richtigen Entscheidungen zu treffen?


    In welchem Maße sollte man als Trainer bestimmte Lösungen vorschlagen, wenn das Kind offensichtlich dazu noch nicht in der Lage ist?


    Sollte ich während des Spiel nicht den Brüllaffen geben und somit in positiver Weise eine bestimmte Lösung vorschlagen? (Der Grundsatz mit der Zeit immer weniger bis gar nicht mehr versteht sich von selbst)

    zu deiner Frage 1: wie beibringen: die Kinder Fehler machen lassen. Sie lernen es selbst.

    du wählst nur die passende Übungsform und Spielform.

    zu 2: auch nicht, vor allem dann nicht, wenn wie du schreibst die Kinder nicht in der Lage sind. Du kannst dir Kinder fragen, wie sie die situation wahrgenommen haben, das genügt.

    zu 3: natürlich auch nicht, lass die Kinder spielen. So weißt damit nicht positiv, sondern negativ auf das Spiel ein, weil du den Kindern damit die entscheidungen nimmst und angeblich sogar dadurch die Fehlerquote steigt. (leider habe ich keine Ref.)

  • 10 Gründeweshalb TRAINERund ELTERNdamit aufhören sollten den Kindern ständig LAUTSTARKEAnweisungen während des Spiels zu geben:

    1. REDUZIERTE PROBLEM-LÖSUNGSFÄHIGKEITEN

    2.REDUZIERTE ENTSCHEIDUNGS-KOMPETENZ

    3.GERINGERESELBSTÄNDIGKEIT

    4.MINDERUNG DER KREATIVITÄT

    5.MINDERUNG POSITIVER SELBSTWAHRNEHMUNG

    6.ERHÖHTER DRUCK & STRESS

    7.KINDER LERNEN NICHT AUS EIGENEN FEHLERN

    8.KEINE ERLERNEN VON PRO-BLEMBEWÄLTIGUNG

    9.VERSTÄRKTE ANGSTGEFÜHLE UNTER DEN SPIELERN

    10.VERMINDERTE POSITIVE LEBENSGEWOHNHEITEN

    Quelle: Institut für Sportwissenschaften der FAU Erlangen.


    Bitte entschuldigt die Lautstärke - copypaste am smarthpone.. ?

  • Dann sind wir schon um einiges weiter.


    Du hast in all den Jahren noch nie einen Trainingsschwerpunkt auf taktische Elemente wie Pressing oder Verschieben gelegt, aber auf Verteidigen zu zweit. Ist Verteidigen zu Zweit mit Absichern und Attackieren auch Verschieben?

    Und wieder sind wir beim Definitionsthema!


    Für mich ganz klar nein.

    Denn Verteidigen zu zweit existiert für mich hier nur wenn ein Spieler "gerade sonst keine Aufgabe sieht". Ansonsten traue ich jedem meiner Spieler das 1gg1 zu und so handhaben wir es auch immer noch. Sollten Fehler gemacht werden versuchen wir daraus u lernen.


    Wenn ich meinen Spielern lerne das nicht alle gleichzeitig den Ballführenden angreifen sollen ist das sicherlich ein Teil von Taktik. Allerdings weit entfernt von Mannschaftstaktik, auch aufs 7:7 bezogen. Hier sehe ich zwei Spieler die Koordiniert agieren, also Taktik. Mannschaftstaktik sehe ich allerdings in Dingen wie "alle rücken gleichzeitig hinter raus (Abseitsfalle)" oder "wir versuchen kompakt übers Spielfeld zu wandern". Diese Teile haben für mich nichts mit Kinderfußball zu tun. Daher investiere ich diese Zeit lieber in Techniktraining und Spaß.


    Und auch wenn du dich mit deinem sicherlich fundierten Hintergrund gerne an diesen Definitions- Themen aufhängst. Ich bin Hobby Trainer, und als solcher schreibe ich hier, in einem Forum für Hobbytrainer. Sollten manche Abgrenzungen als in diversen Fachbüchern anders dargelegt sein lerne ich gerne dazu, ich denke aber das ich dadurch nicht anders mit meinen Spielern arbeiten werde.


    Gruß

    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • totog

    Das ist genau das Problem im Fußball, dass es keine einheitliche Definition gibt, daher auch sehr viel "Stammtisch" dabei. Ziel muss es sein eine einheitliche Definition zu finden, die überall auf der Welt im Fußball seine Gültigkeit hat. Solange dies nicht gegeben ist, werden sich auch stets Halbwahrheiten herumtreiben, die den Sport an sich nicht verbessern.


    Sobald du den Spielern sagst, dass wir alle gemeinsam Angreifen und alle gemeinsam Verteidigen ist es eine mannschaftstaktische Vorgabe.


    Du investierst die Zeit lieber in Techniktraining? Kannst du mir bitte erklären, was für dich Techniktraining bedeutet und wie du eine Technikübung wie zum Beispiel -> Verbesserung der Aktion PASSING gestalten würdest?


    Ich bin ebenfalls Hobbytrainer -> Hauptberuflich Webentwickler. Ist der Hobby-Trainer eine Ausrede dafür, dass man sich in diesem Gebiet nicht verbessern möchte? Es geht doch darum die Spieler besser zu machen und je besser ich als Trainer ausgebildet bin, desto besser sollten auch die Spieler werden. Ausbildung bitte nicht gleich mit Lizenzen setzen.


    Sollten manche Abgrenzungen als in diversen Fachbüchern anders dargelegt sein lerne ich gerne dazu, ich denke aber das ich dadurch nicht anders mit meinen Spielern arbeiten werde.

    Dann lernst du allerdings auch nichts dazu, sondern machst genauso weiter wie bisher.