Hochtalentiertes Kind in Anfängermannschaft

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  • Hallo Zusammen.


    Ich habe vor einem halben Jahr eine G-Jugenmannschaft übernommen, welche aus diversen Gründen kurz vor der Auflösung stand.

    Da ich dies, vor allem meinem Sohn zu Liebe, vermeiden wollte, habe ich trotz hoher beruflicher Belastung die Mannschaft übernommen.

    Ich selbst habe ca. 20 Jahre gespielt, bisher aber nie selbst den Trainer gegeben.



    Ich bekam 5 Kinder der Jahrgänge 2012/2013 übergeben, die eigentlich kein fussballspezifisches Training kannten. Durch Unterstützung des Vereins und Mund zu Mund- Propaganda ist unsere Mannschaft mittlerweile auf 15 angemeldete Kinder angewachsen und wir werden wohl im nächsten Jahr in den Spielbetrieb einsteigen können.

    Die Mannschaft ist ein ziemlich homogener Haufen aus Kindern durchschnittlichen Talents in all seinen Abstufungen, jedoch in jedem Fall ohne größere Erfahrung.


    So viel zu den äußeren Umständen.


    Nun habe ich einen Jungen dazu bekommen, der, in den bisher absolvierten 3 Einheiten, ein absolut offensichtliches Talent offenbart. Während der Rest der Mannschaft einen Slalom mit Ball bewältigt bekommt, schiebt dieser Spieler doppelte Übersteiger vor den Hütchen ein. Während Schusstechnik und Ballannahme aller anderen Spieler (natürlich in verschiedenen Abstufungen) noch unsicher ist, pflückt dieser Junge kniehohe Querschläger völlig sicher aus der Luft und zeigt mit beiden Füßen saubere, stramme Spannstöße und spielt traumwandlerisch sichere Pässe, je nach Anforderung auch in den Fuß oder in den Lauf.

    Die gesamten koordinativen Fähigkeiten und Bewegungsabläufe befinden sich unübersehbar auf einem völlig anderen Niveau akls bei allen anderen Spielern. Ich hatte heute 3 Jugendtrainer am Platz stehen, die den Mund vor Staunen nicht mehr zu bekommen haben.


    Nach langer Vorrede jetzt zu meiner Frage. Hat jemand 'Erfahrung damit, ein solches Kind in den Trainingsablauf so einzubinden, dass ich sowohl ihm als auch dem Rest der Mannschaft gerecht werden kann?

    Natürlich kann ich Aufgaben für ihn leicht modifizieren, aber ich werde ihm dadurch natürlich sofort eine Sonderrolle in der Mannschaft einräumen.


    Für Tipps bin absolut offen, also immer her damit. ;)

  • Wenn er alleine von einem Tor zum anderen läuft im Training und das Tor macht. Dann sollte er zu den 2011er Kindern ins Training.

    Wir haben aufgrund, der in der Threaderöffnung angerissenen, Altlasten keine 2011er Mannschaft. Die zwei gebliebenen 2011er spielen in der F2 mit 2010ern. Da der Spieler körperlich eher klein und auch nicht gerade robust ist, halte ich es nicht für den richtigen Weg ihm diese Mannschaft zu empfehlen.

  • @SKRAP1986, der Junge müsste dann ja wohl bei einer jahrgangsgemischten Bambini-Truppe F-Jugend spielen. Das heißt, er spielt gegen Kinder die 2-3 Jahre älter sein können.


    Sicher kann das Sinn machen. Meiner Erfahrung nach kann das allerdings dazu führen, dass ein jahrgangshöher spielendes Kind sich falsche Dinge angewöhnt.


    Ich kenne Trainer, die sich ihre Supermannschaft zusammenbasteln, indem sie sich die besten jahrgangsjüngeren Spieler hochziehen. Das finde ich schon fast missbräuchlich, zumindest grenzwertig.


    Bennoah, erstmal Glückwunsch zu diesem Spieler. Ich denke schon, dass ein gutes Training dazu führt, dass solche extremen Leistungsunterschiede zumindest weniger ins Gewicht fallen.


    Ich habe das selber bei einem Jungen erlebt, der – wie dein Junge – leistungsmäßig extrem herausstach. Dem Trainer ist es aber gelungen, dass sich im Training die Dominanz dieses Kindes nicht zu stark ausgewirkt hat. Sein Training war sehr fordernd, mit kaum Standzeiten, immer auf Tempo, viel Technik und Koordination. In vielen Trainingsspielen hat er das Spielfeld relativ klein gemacht und es so dem Jungen schwerer gemacht, seine herausragende Technik und Geschwindigkeit auszuspielen. Dem Jungen ist das übrigens auch sehr zugute gekommen, das hat man in den Spielen gesehen, wenn er auf einmal viel mehr Platz hatte ;)


    Was dieses Training ausgemacht hat, hat man gemerkt, wenn ein Aushilfstrainer das Training gemacht hat und das Training eher "lasch" aufzog. Da hat dieser Junge im Schlussspiel nach Belieben schalten und walten können.


    Also ein gutes Training kann meiner Meinung nach da sehr viel ausmachen.

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • Erstmal einfach normal weiter trainieren. Wenn er in der jungen F immer noch so extrem heraussticht kann man immer noch schauen. Rede aber jetzt mit den Eltern! Vermutlich klopfen die Vereine eh früher oder später an und da ist es besser schon mit den Eltern gesprochen zu haben. Nicht das er bei irgendeinem Großverein mit schlechten Trainern und zu viel Leistungsdruck landet, weil die ihm das Blaue vom Himmel versprechen. Es ist besser, wenn die Eltern sich schon mal erkundigen konnten und er dann in einen Verein mit sehr guter Jugendausbildung kommt. Ein so großes Talent lange halten würde ich nicht, das gibt nur ärger, wenn dann der Wechsel so weit ist. Proaktiv den Jungen in einem sehr guten Verein unterbringen ist mMn die beste Möglichkeit, falls der Junge und die Eltern Lust darauf haben.

  • Powerzwergenpapa Ich sehe das ähnlich, dieser Junge zeigt, ohne bisher über ein wenig kicken mit Papa trainiert worden zu sein, technische Fähigkeiten, die selbst in unserem 2009er-Jahrgang nur wenige Mitspieler so abrufen können. Er könnte dort, nach einer gewissen Eingewöhnungsphase, sicherlich problemlos mitspielen, nur macht das Sinn?

    Wir reden hier über einen Spieler, der zwar ein gutes Gefühl für Laufwege, Positionsspiel etc. hat, in diesem Bereich jedoch noch nie auch nur ansatzweise geschult wurde. Diesen Spieler in Konkurrenz zu 2009ern oder 2010ern zu setzen, die 3-4 Jahre Training hinter sich haben können, halte ich für eine gewisse Überforderung.

    Nur weil der Junge technisch so herausragt, auch mental und körperlich so viel mehr von ihm zu verlangen kann nicht der richtige Weg sein.


    Welches Alter hatte der von dir angesprochene Spieler?

    Aufgrund der Fähigkeiten und dem Alter meiner Spieler, ist ein durchgängig anspruchsvolles Training für die gesamte Mannschaft aus meiner Sicht kaum umsetzbar. Wenn ich das wirklich tue, entwickele ich vermutlich einen harten, leistungsfähigen Kern und lasse den Rest hintenrüber fallen. Das halte ich, im G-Jugenbereich, für vollkommen falsch.

    Ich habe tatsächlich auch überlegt, ob man dem Jungen einen anderen Verein empfehlen sollte, in dem bereits mit G-Jugendlich leistungsorientiert gearbeitet wird. Aber macht es Sinn, ihn jetzt schon von seinen Kindergarten(!)-Freunden zu separieren, nur damit er besser gefördert wird?

  • Also ich würde Ihn auf jeden Fall in einem älteren Jahrgang mittrainieren lassen. Denke sonst wird es irgendwann zu langweilig für Ihn und das wäre schade.

    Ich selbst hatte in der F Jugend so ein Talent (08er Jahrgang). Überragend am Ball und ein gutes Auge für seine Mitspieler. Hat 4 Monate gut funktioniert und dann war er gefrustet weil alle sich nur auf Ihn verlassen haben und er alles machen sollte.

    Habe Ihn dann direkt in eine E1 (Leistungsmannschaft) gegeben, da ich bei 18 Kindern nicht in der Lage war Ihm das Training zu geben was er brauchte.

    Das hatte bis dato 2 Vorteile. 1. Die anderen Spielen jetzt deutlich besser zusammen und verlassen sich nicht mehr auf nur einen Guten. 2. Der Junge ist total Glücklich und wechselt jetzt mit den anderen in D Jugend. Ist in seiner Mannschaft auch Stammspieler und hat Kinder des gleichen Niveaus um sich. (Obwohl er der Jüngste ist.). Muss allerdings auch dazu sagen dass er körperlich weiter ist als Kinder im gleichen Alter.

    Von daher würde ich ein Talent immer versuchen weiter zu vermitteln, wenn ich es selbst nicht Leisten kann dieses Kind zu entwickeln.

  • Ich habe tatsächlich auch überlegt, ob man dem Jungen einen anderen Verein empfehlen sollte, in dem bereits mit G-Jugendlich leistungsorientiert gearbeitet wird. Aber macht es Sinn, ihn jetzt schon von seinen Kindergarten(!)-Freunden zu separieren, nur damit er besser gefördert wird?

    Es ergibt schon Sinn zu wechseln, aber nicht in einen Verein, der leistungsorientiert arbeitet. Ein NLZ welches bewegungsbegabten Kinder sammelt, einen Verbleib für mindestens ein Jahr garantiert und Kindsgerechtes Training anbietet und außerdem gleiche Einsatzzeiten für alle garantiert wäre eigentlich optimal. Die Gefahr bei einem NLZ ist bloß immer, dass der Weg zurück so schwerfällt. Wenn der Junge den Sprung in den nächsten Jahrgang irgendwann nicht mehr schafft ist das ziemlich frustrierend. Dagegen habe ich mit den meisten Großvereinen generell keine guten Erfahrungen gemacht, was Leistungsdruck angeht. Hier ist es aber oft noch möglich in eine untere Mannschaft zu gehen, sollte es für die Erste nicht mehr reichen.

    Kinder in dem Alter finden so schnell neue Freunde, da würde ich mir keine Gedanken machen. Das Problem sind eher "komische" Eltern, die man bei leistungsorientierten Vereinen oft sieht und nicht richtig in Schach gehalten werden.

  • Erstmal einfach normal weiter trainieren. Wenn er in der jungen F immer noch so extrem heraussticht kann man immer noch schauen. Rede aber jetzt mit den Eltern! Vermutlich klopfen die Vereine eh früher oder später an und da ist es besser schon mit den Eltern gesprochen zu haben. Nicht das er bei irgendeinem Großverein mit schlechten Trainern und zu viel Leistungsdruck landet, weil die ihm das Blaue vom Himmel versprechen. Es ist besser, wenn die Eltern sich schon mal erkundigen konnten und er dann in einen Verein mit sehr guter Jugendausbildung kommt. Ein so großes Talent lange halten würde ich nicht, das gibt nur ärger, wenn dann der Wechsel so weit ist. Proaktiv den Jungen in einem sehr guten Verein unterbringen ist mMn die beste Möglichkeit, falls der Junge und die Eltern Lust darauf haben.

    Es ist halt auch die Frage, was man mit den Eltern bespricht. Dieser Junge hat auf einem, von Vereinsseite organisierten, Kindergartencup das erste Mal erlebt, dass er einen kleinen Hype auslöst wenn er gegen einen Ball tritt. Unser Jugendvorstand hat den Eltern daraufhin geraten, dem Wunsch des Kindes zu folgen und ihn in EINEM (nicht zwangsweise in unserem) Verein anzumelden.

    Die Eltern hatten die Sorge, dass ihr Kind die Erwartungen eines Vereins nicht erfüllen könnte. :D Ich glaube die Sorge ist mittlerweile nicht mehr da. ;)

    Ich halte es eigentlich für richtig, dieses Kind erstmal im Mannschaftssport ankommen zu lassen, Wechsel zu anderen Vereinen und internen Mannschaften kann man dann doch immer noch veranlassen, oder würdet ihr das sofort machen?

  • Das Problem sehe ich hier eher im sozialen Bereich als im sportlichen. Sicher würde es ihm vielleicht mehr bringen, mit leistungstechnisch vergleichbaren Spielern zu trainieren, aber fühlt er sich auch in der Mannschaft wohl, mit Kindern, die vielleicht um einiges älter sind als er. Hier hat er seine Freunde um sich, ein gewohntes Umfeld. Vielleicht kann er mal bei den älteren aushelfen. Das hat meine Tochter auch gemacht, ist aber trotzdem in ihrem eigentlichen Jahrgang geblieben. Sie macht es heute noch. Geschadet hat es nicht. Manchmal bekommt man so eher den Kopf frei, wenn man mehr gefordert wird. Allerdings ist euer Junge noch um einiges jünger und ausserdem weißt du auch heute noch gar nicht, wie er sich weiter entwickelt. Auch große Talente stagnieren mal in ihrer Entwicklung. Ich denke, dass ist auch gut so.

  • Auf jeden Fall erst mal ankommen lassen. In dieser Saison passiert nichts mehr.

    Vielleicht könnt ihr nächstes Jahr die Jahrgänge 12 und 13 auch trennen. Das schwächt das Gefälle ab. Ansonsten würde ich erst mal den Ball flach halten. Stell ihn mal öfters ins Tor etc. Wenn er das nächste Saison ein Jahr im Verein spielt, dann ist er im Folgejahr doch als jüngerer Spieler F1 fähig. Und bis dahin wirst du schon sehen was passiert.

  • Bennoah, ich rede auch über Bambini-Bereich.

    Aufgrund der Fähigkeiten und dem Alter meiner Spieler, ist ein durchgängig anspruchsvolles Training für die gesamte Mannschaft aus meiner Sicht kaum umsetzbar.

    Ich denke nicht, dass es hier um ein "über-anspruchsvolles" Training geht. "Anspruchsvoll" ist eher in dem Sinn gemeint, dass immer viel Koordination und Bewegung drin ist. Also das Training so gestalten, dass kaum Stillstand ist. Dazu im Abschlussspiel das Spielfeld kleiner abmessen.


    Das wird die Dominanz eines so bewegungs-begabten Kindes nicht völlig egalisieren, aber doch meiner Erfahrung nach in ein erträgliches Maß abfedern. Und vor allem werden alle Kinder davon profitieren.

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • Powerzwergenpapa

    Ich verstehe was du meinst, aus dem Grund liebe ich mit meinen Jungs Training in der Halle. Wenn ich das Feld bei meiner Truppe zu klein abstecke, habe ich eine Traube die sich in der Mitte des Feldes knubbelt und die Spielzüge, die sich dadurch entwickeln, dass einzelne Spieler sich außen anbieten oder den Pulk vermeiden, bleiben beinahe gänzlich aus.

    Noch dazu kann ich gar nicht so schnell Bälde nachweisen wie diese das Spielfeld verlassen.


    Das größte Problem, unabhängig von diesem einen Spieler, ist die zu große Trainingsgruppe mit einem extrem hohen Leostungsgefälle. Ich lasse deshalb schon fast immer zwei Abschlusspiele parallel laufen.


    Ich werde ganz sicher demnächst Funinho mit aufnehmen, das muss ich mir dann allerdings wieder was ausdenken wie ich mein Talent limitiere. Hat jemand dazu eine Idee. Vorgegebene Ballkontakte nur für ihn?

  • Auf jeden Fall erst mal ankommen lassen. In dieser Saison passiert nichts mehr.

    Vielleicht könnt ihr nächstes Jahr die Jahrgänge 12 und 13 auch trennen. Das schwächt das Gefälle ab. Ansonsten würde ich erst mal den Ball flach halten. Stell ihn mal öfters ins Tor etc. Wenn er das nächste Saison ein Jahr im Verein spielt, dann ist er im Folgejahr doch als jüngerer Spieler F1 fähig. Und bis dahin wirst du schon sehen was passiert.


    Das entspricht ziemlich genau meinem Gefühl.

    Ich will auch nicht verhehlen, dass es sehr viel Spaß macht einen solchen Kicker im Team zu haben. Es gibt Momente in denen ich einfach nur noch kopfschüttelnd bestaune was der Zwerg da abzieht. Das ändert allerdings nichts daran, dass ich ihn gehen lassen bzw. Ihm einen Wechsel empfehlen würde, wenn ich es für richtig halte.

  • Das sollte immer eine Einzelfallentscheidung sein.

    - wie sehen die physischen Voraussetzungen aus?

    - wie die sozialen? (Mitspieler, Freunde, Eltern, Brüder)

    - wie weit ist der Kopf?

    - wie sind die älteren Jahrgänge besetzt? ( Spieler, Trainer )

    - was sind die alternativen Vereine? (Standort)

    Ich würde auf jeden Fall ein Gespräch mit den Eltern suchen und ihnen mitteilen, was ich bieten kann und was nicht.

  • Wahrscheinlich ein Frühentwickler, da du ja schreibst, das er körperlich den anderen überragt.

    Das kann in dem Alter auch mal 2 jahre ausmachen, realativiert sich aber mit der Zeit in E und D-Jugend.

    ich finde er soll mit gleichaltrigen kicken. Wenn er schon so gut ist, hilft er auch dem Team und die anderen schauen sich was ab.

    Die Idee ab und zu mal in einer höheren Mannschaft aushelfen ist eine gute Ergänzung, damit er auch mal gefordert wird.

  • Also bei meinen Kindern ist das Aushelfen immer total unbeliebt. "ich kenn da keinen", "die spielen mich eh nicht an", "die sagen Kleiner zu mir"...
    Muss man halt immer gucken.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!