Stützpunkttraining - ein tagebuchähnlicher Erfahrungsbericht

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  • In Bezug auf das Stützpunkttraining inkl. Sichtung habe ich eine Frage. Gibt es einen Stichtag (Regelung) im Rahmen der DFB-Sichtung, ab wann diese bei einem Spieler geschieht?
    Zur Erläuterung meiner Frage hier meine Problemdarstellung:



    Ich habe zwei 2007er in meiner D-Jugendmannschaft (KOL), welche dort auch bereits Stammspieler sind. Beide sind auch beim Stützpunkttraining. Der eine hat im Juni (5.Klasse) und der andere im September (4.Klasse) Geburtstag. Bei den anstehenden Sichtungsturnieren sind beide Spieler nicht vorgesehen. Lt. Trainer des Stützpunktes wären beide zu jung, dass sie erst nächstes Jahr (2018) in die Sichtung fallen, weil der Stichtag dafür der 31.05. wäre. Der Stichtag für die Einschulung ist der 30. Juni, weshalb beide Spieler aktuell in unterschiedlichen Schulklassen sind. Somit sind die Kinder, welche in den Monaten Juli 2006 bis Juni 2007 bzw. Juli 2007 bis Juni 2008 geboren wurden, grds. in einer Klasse. Das Sichtungsprogramm scheint auch an den Schulstart gebunden zu sein. Wenn dieses aber die Monate Juni bis Mai (z.B. Juni 06 - Mai 07) einschließt, wird jeweils der Monat Juni des eigentlichen Schuljahrganges nicht berücksichtigt.
    Wenn nun der ältere 2007er-Spieler erst 2018 in die Sichtung kommt, wäre er bereits in der 6. Klasse, und hätte bis zur finalen Entscheidung im Januar 2019 für den Schulstart in die 7. Klasse 2019 nur ein halbes Jahr an der Sichtung teilgenommen. Fußballkameraden, welche bis Mai 2007 geboren wurden, starten bereits jetzt für 1,5 Jahre mit der Sichtung.


    Für die Aussage des Stützpunkttrainers fehlt mir etwas das Verständnis oder der Weitblick. Vielleicht kann mir da jemand helfen.

  • Es werden doch Kinder nach Geburtsjahrgängen eingeladen - unabhängig der Schulklassen. Ich verstehe den Zusammenhang nur bedingt. Es gibt so Eliteschulen des Sports an denen ausnahmetalente speziell gefördert werden. Ein solches Gymnasium haben wir auch in Nürnberg. Insofern wäre die Schulklasse wohl allerhöchstens in diesem Bezug relevant.
    die Sichtung findet an einem bestimmten Tag statt - vielleicht meint er diesen Sichtungstag mit "Stichtag"? Zu dem Tag melden Trainer Ihre Spieler nämlich an. Dieses Jahr waren 2006er dran. somit sind deine 2007er 2018 dran. Immer in der ersten Jahreshälfte ist das. Und 2019 kommen die 2008er - also da sind deine dann in der Regelsichtung gar nicht dabei - aber es gibt ja immer auch direkte Kontakte.

  • Ja, zu den angesprochenen Sichtungsturnier sind eben 2006er für deren Jahrgang und 2007er eingeladen. Hier gibt es auch zwei unterschiedliche Turniere, welche die Geburtsjahre berücksichtigen. Lt. Trainer werden für das 2007er-Turnier aber nur die eingeladen, welche im Zeitraum 01.01.-31.05.2007 geboren wurden.


    Hier ist ja mein Verständnisproblem mit dem o.g. "Stichtag". Der Wechsel auf eine Sportschule erfolgt grds. nach der Sichtung mit der 7.Klasse.


    Lt. den Ausführungen des Trainers wären dann aber die 2007er (01.01.-31.05.2007) 1,5 Jahre in der Sichtung und die 2007er (01.06.-31.06.2007) 0,5 Jahre in der Sichtung, wenn bei der bereits jetzt in der 5. Klasse sind, und die Sichtung nun im Herbst beginnt.

  • Ja, zu den angesprochenen Sichtungsturnier sind eben 2006er für deren Jahrgang und 2007er eingeladen. Hier gibt es auch zwei unterschiedliche Turniere, welche die Geburtsjahre berücksichtigen. Lt. Trainer werden für das 2007er-Turnier aber nur die eingeladen, welche im Zeitraum 01.01.-31.05.2007 geboren wurden.


    Hier ist ja mein Verständnisproblem mit dem o.g. "Stichtag". Der Wechsel auf eine Sportschule erfolgt grds. nach der Sichtung mit der 7.Klasse.


    Lt. den Ausführungen des Trainers wären dann aber die 2007er (01.01.-31.05.2007) 1,5 Jahre in der Sichtung und die 2007er (01.06.-31.06.2007) 0,5 Jahre in der Sichtung, wenn bei der bereits jetzt in der 5. Klasse sind, und die Sichtung nun im Herbst beginnt.

    Aber durch so ein Verhalten wird der Relative Age Effect (RAE) doch verstärkt und nicht beseitigt!? Sowas dürfte dann doch eigentlich gar nicht sein. Ich verstehe es auch nicht - tut mir leid. Wer bringt Licht ins Dunkel?

  • Hallo,


    eine kurze Rückmeldung von mir: Wir gehen jetzt in die zweite Saison. Unser Stützpunkt hat sechs Spieler in die NLZs abgegeben (drei zum MSV, zwei nach RWO, einer Leverkusen). Von meiner Mannschaft sind mittlerweile neun Spieler im Stützpunkt, wobei diese Zahl - gemessen am Leistungsvermögen anderer Vereine/Spieler - definitv zu hoch ist und in den nächsten Wochen auch reduziert werden soll. Der Zuwachs kam durch Wechsel aus einem anderen Verein, unserer D2 und unserer E1 (2006er).


    Highlight war das Kreisauwahlsichtungsturnier am Ende der letzten Saison, wo fünf bzw. sechs (ein Neuzugang) Spieler von mir eingeladen wurden. Die Jungs haben sich wie Nationalspieler gefühlt ;):


    Mannschaftsfoto.jpg


    Drei Spieler wurden sogar zur Verbandssichtung eingeladen. Ich möchte mich an dieser Stelle nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber mein Eindruck ist, dass der Altersaspekt spätestens da kaum mehr eine Rolle mehr spielt. Es geht einfach darum in der Masse der Spieler aufzufallen und sich durchzusetzen.


    Mein Vorschlag wäre, dass man im halbjährlichen(?) Wechsel die Spieler aus dem ersten Quartal bei den 2004ern und aus dem letzten Quartal bei den 2006er mitspielen lässt oder aber die Jahrgänge komplett mischt und am 1.Juli trennt, um die wirklichen Talente herauszufiltern. Wie gesagt, alles im ständigen Wechsel, ansonsten würde man das Problem ja nur in andere Monate verlagern. Die Umsetzung wird sicher einiges an Kopfzerbrechen und Versuche erfordern, aber dass es derzeit nicht korrekt läuft, steht ja außer Frage.


    Das Verhältnis zum Stützpunktrainer und dessen Engagement in Bezug auf die Talentsichtung würde ich als sehr gut bezeichnen. Er besucht viele Spiele bei uns im Kreis, ist immer ansprechbar und bemüht sich um einen fairen Umgang mit den Jungs auch in Bezug auf Spielzeiten und dergleichen.


    Etwas kritischer sehe ich persönlich das Training. Mir ist es zu technikorientiert, monoton und wenig spielnah. Das dürfte aber nicht am Trainer, sondern an den DFB-Vorgaben liegen. Zudem fällt es oft aus, weil andere Jahrgänge Sichtung oder Spiele haben. Bei einer vollwertigen weiteren Einheit im Verein würde ich deswegen einen höheren Förderungswert vermuten. Ein Vorteil beim Stützpunkt ist natürlich der Umstand, dass man mit Talenten aus anderen Vereinen trainiert, was neue Spielerfahrungen und auch Freundschaften bedeuten kann. Aber gerade der Mehrwert an neuen Spielerfahrungen würde höher ausfallen, wenn man im Training auch mehr "spielt" ;)


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

    Einmal editiert, zuletzt von Schimanski ()

  • Drei Spieler wurden sogar zur Verbandssichtung eingeladen. Ich möchte mich an dieser Stelle nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber mein Eindruck ist, dass der Altersaspekt spätestens da kaum mehr eine Rolle mehr spielt. Es geht einfach darum in der Masse der Spieler aufzufallen und sich durchzusetzen.


    Falls ich mich unklar ausgedrückt habe: Gemeint war hier der Relative Age Effect. Dem wird zwar bei der Auswahl des Stützpunktes Rechnung getragen, aber darüber anscheinend nicht mehr, was auch folgende Tabelle eines DFB-Lehrgangs des 2003er-Jahrgangs bestätigt (gefunden auf der Facebook-Seite des Stützpunktes Schiefbahn):


    20106670_192259326798l6r9a.jpg

    Kein Spieler aus dem vierten Quartal, zwei Spieler aus dem dritten Quartal, sieben Spieler aus dem zweiten Quartal (davon fünf April) und 17 Spieler aus dem ersten Quartal.

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Interessant auch wieder die Verteilung der Geburtstage auf die Quartale.

    Keiner im 3. oder 4. Quartal geboren.

    Zumindest bei den volljährigen.

    Bei Minderjährigen wird das Datum nicht veröffentlicht

  • Aus meiner NLZ-Erfahrung in u10-u14 würde ich sagen, dass Körperlichkeit von besonderer Bedeutung ist. Am Ende zählt die Durchsetzungsfähigkeit und da sind Kraft, Athetik, auch reine Körpermasse einfach im Vorteil.


    Daher gehe ich auch davon aus, dass das Thema RAE auch bei den jüngeren Jahrgängen nach wie vor beachtenswert ist.

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • Wie der Name schon sagt handelt es sich um Prognosen!
    Bei der Masse an Kindern und Eltern, die das Ziel und die Motivation haben im Fußball weiterzukommen und den in Relation dazu knappen Kapazitäten, die für gute Ausbildung zur Verfügung stehen muss nun mal eine Auswahl getroffen werden.
    Für viele ist da die Momentaufnahme der aktuellen Leistungsfähigkeit eben der einfachste Indikator.
    Sicher: der RAE existiert und die Anzahl der früh im Jahr geborenen Spieler ist verdächtig hoch. Aber wie groß ist die Chance, dass der retardierte im Dezember geborene Junge, der sich gut bewegt, aber kleiner ist als die anderen den Sprung später tatsächlich schafft?
    Es wäre genauso eine Wette auf die Zukunft, wie es das im Moment auch ist.
    Von einer Quote für Jüngere Spieler nur um dem RAE entgegenzuwirken halte ich deshalb gar nichts, weil dann einem Kind, das aktuell eigentlich gute Leistung bringt die Chance genommen wird um einem anderen, dass vielleicht in der Zukunft gute Leistungen bringen könnte diese zu geben.
    Ich sehe hier zwei Wege um Abhilfe zu schaffen:
    1. Verbreiterung der Kader in den NLZ bis inkl. U15 auf 2 Teams, die dann nach
    Geburtshalbjahr oder ggf. körperlicher Entwicklung zusammengestellt werden
    U16 - U19 Jahrgangsmannschaften.
    Das kostet natürlich die Vereine ordentlich Geld, zieht noch mehr ambitionierte
    Spieler von den Amateurvereinen in die NLZ, die dann vielleicht nicht wieder
    zurückkommen und erzeugt zu einem späteren Zeitpunkt bei vielen Frust, weil sich
    der Traum nicht erfüllt hat.

    2. bessere Ausbildung in der Breite in allen Vereinen, Schulen etc.
    Man sorgt dafür, dass jeder der Fußball spielen möchte so lange wie möglich eine
    relativ homogene Grundausbildung im Verein vor Ort bekommen kann.
    Die Spitzenförderung setzt erst später an.
    Hier fehlt es meiner Meinung nach an allem:
    genügend Trainer, Konzepte, ...


    Variante 1 wird so ähnlich in Belgien angewandt. Da gibt es eine "Zukunftsnationalmannschaft" U15, U16 und U17 für die, die talentiert, körperlich aber im Moment einfach nicht mithalten können. Ähnliches wird parallel wohl auch in den Ausbildungszentren der Clubs gehandhabt.

  • Moin, Stützpunkt hin oder her.

    Das Ganze kann man nur angehen, wenn man schon in den Breitensportvereinen auf eine bessere Ausbildung der Trainer setzt. Evtl. auch das Ehrenamt an sich überdenken. Prinzipiell ist Ehrenamt eine tolle Sache, aber für viele ambitionierte Trainer oder die die es werden wollen, finanziell neben Schule, Ausbildung, Studium, Arbeitsleben und Co. nicht realisierbar und zeitlich auch schwierig.

    Hier muss zumindest eine Aufwandsentschädigung her. Im Gegenzug sollte man sich dann dazu verpflichten, die notwendigen Ausbildungen, Lizenzen, Weiter- und Fortbildungen als Trainer auch durchzuführen und dieses dann entsprechend in den Vereinen auch umsetzen. Der Verein brauch für jeden Zweig, Grundlagen, Aufbau, Leistung kompetente Ansprechpartner, die auch eben dieses überwachen und auch hier und da mal Hilfestellungen und Anregungen geben, sollte ein Trainer da komplett aus dem Ruder laufen.

    Auch sollte man ausländische Konzepte im Bereich der Jugendarbeit mit ins Auge nehmen. Der DFB ist teilweise sehr oldschool unterwegs. Man bemüht sich zwar um Anpassung und Verbesserung, aber da muss man schon Glück haben, wer jetzt gerade die jeweilige Lizenz oder Weiterbildung seitens DFB unterrichtet.

    Der Relative Age Effect spielt natürlich auch heutzutage leider noch eine tragende Rolle, den man aber zumindest zum Teil schon durch bessere Ausbildung, schon in den Breitensportvereinen, sicherlich aus den Angeln heben kann.

    Lg

  • Also ich kann nur aus meinen Erfahrungen sprechen, das - so wie ich es erlebt habe - das gane Stützpunktkonzept überdenkt werden muss. Zum einem sind die Stützpunktkoorinatoren einem erheblichen Druck ausgesetzt, die Spieler in die NLZ zu vermiteln. Das sehe ich als sehr negativ, da man mit U16 keinerlei Prognosen abgeben kann, ob der Spieler im Leistungsbereich angesiedelt werden kann. Gründe sind die Pupertät die einen ERHEBLICHEN Anteil hat. Zum RAE sehe ich es einfach problematisch. Diese Kinder fallen in der Regel bei den Stützpunkten durch sowie in den NLZ (Wir reden hier vom körperlichen Alter nicht vom September Kinder usw.) durch. Da gehts um den Erfolg. Ich habe in den Jahren als Trainer, soviele Kinder scheitern sehen. Das schlimme ist, das bis zur Pupertät die Welt noch in Ordnung ist, doch dann kommen persönliche Probleme, Freundin und Alkohol/Party dazu. Das widerum im Leistungssport extreme negative Einflüsse hat. Für mich persönlich bin ich bestürzt, wieviel Talente durchs Raster fallen oder wegen der Pupertät plötzlich Fußball zum Problem wird. Da gibts Spieler, da wirst du traurig :( wie sie ihr Talent einfach hin schmeißen. Und das ist eigentlich die Regel. Es gibt auch die Spieler die wegen ihrer körperlichen Situation im Moment von den Stützpunkten fallen gelassen werden, sowie in den NLZ. Viele NLZ bieten hier trotzdem an die Kinder in ihren Fußballschulen zu trainieren - nebst konnte ich sogar erleben wie Kinder die aus den NLZ flogen trotzdem 1 mal die Woche im NLZ trainieren durften. aber nicht jedes NLZ macht das und die Qualitätsunterschieden unter den Stützpunkten und NLZ sind extrem gravierend. Was mich jedoch bestürzt ist, das Aussortieren aus den Stützpunkten. Da wird viel Demotivation von Spielern betrieben die aktuell vielleicht in einem körperlichen oder technischen Nachteil sind. Und wir reden hier von Kinder in der U14 U13 U12 U11 . Aber das ist nur eine Meinung von mir und sicherlich nicht die Regel.