Wie trainiert man die nötige Ruhe vorm Tor um Tore zu schießen?

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  • Wie meine Frage schon vermuten lässt, habe ich in meinem Team folgendes Problem (Luxusproblem)… wir haben eine echt bescheidenen Torchancenverwertung!!


    Kleine Info zu meinem Team. Wie spielen einen sehr schnellen, technisch anspruchsvollen Kombinationsfußball. Gegen den Ball speilen wir mit einem frühen Pressing, versuchen Überzahl in Ballnähe zu schaffen um bei Balleroberung schnell zu Torchancen zu kommen. Bis zum 16er spielen wir echt fantastisch, nur im 16er wirken wir teilweise panisch.
    Dennoch haben wir die beste Offensive mit den meist geschossenen Toren. Immerhin 65 Tore in 13 Spielen. In Relation zu den Torchancen gesehen schaut das aber schon anders aus. Wir vergeben pro Tor 4-5 1000% Torchancen (nicht übertrieben echt 1000% Chancen). Fängt an bei einfachen 1.1 Situationen gegen den TM, einfache Schüsse aus 8-10 Meter die mittig oder über das Tor gehen usw..


    Ich suche nun Spielnahe Übungen mit einem hohen Technischen Anspruch um das mit den Jungs zu Trainieren und wenn jemand hat, Anregungen wie ich in den Köpfen der Jungs die notwendige Ruhe rein bekomme, damit sie ihre Torchancen auch zu Toren machen können.


    sportliche Weihnachten wünsche ich.

    Wer aufhört sich weiter zu entwickeln, hört auf besser zu werden.

  • Ich glaube, dass man im Thema Torchancenauswertung -jeder für sich- in die Tiefe schauen muß, um letztlich alle in Frage kommenden Facetten des Themas abzuleuchten. Es gibt nicht die Empfehlung, sondern es werden möglicherweise ein Vielzahl von Antworten zutreffen, ...ich versuche mal:


    1. Technik


    Wissen/kennen die Spieler die Torschusstechniken (Fußstellung zum Abschluss)?
    Kennen die Spieler die Körperhaltung (Kopf hinten, Kopf gebeugt usw.)
    Wie laufe ich zum Abschluss an )frontal zum Ball/diagonal zum Ball usw.)


    2. Druckverhalten


    Viele Trainings basieren nicht auf die Spielsituationen. Man lässt nicht spielgerechte Trainingsformen abhalten und wundert sich dann, wenn der gute Spieler in der Echtzeit plötzlich ein ganz anderes Bild zeigt, als das was man von ihm kennt. Deswegen plädiere ich für viele Trainings im Hauptteil die Spielnahe sind. Das erzeuge ich über SPIELFORMEN und um Druck zu erzeugen, baue ich je nach Möglichkeit und Entwicklungsstand der Spieler...PROVOKATIONSREGELN ...ein.


    3. Druck


    Handlungsmöglichkeit und Handlungsschnelligkeit fallen als Begrifflichkeiten und Themen für mich unter diesen Begriff.


    Hierzu fallen mir für den Warmmachteil oder einen Zwischenteil zwischen zwei Hauptteilen kinetische Trainingsübungsformen ein. Z.B. sich erschwerende Passübungsformen allein, zu zweit, zu dritt oder zu viert....wo DABEI auch noch leichte bis schwere Rechenaufgaben oder andere Fragen gelöst werden müssen und das ganze dann noch in Wettkampfform. So ermögliche ich dem Spieler eine/die Chance darauf, die viertel Sekunde schneller zu reagieren als der Gegenspieler und das unter höchstem Druck. Also unter höchstem Druck noch -zum Bauchgefühl- denken zu können, ...ist schon ein wichtiger Faktor/Baustein und Vorteil in Sachen Handlungsschnelligkeit. Es bringt mir die Ruhe die ich in einer Drucksituation benötige.


    4. Rotation


    Wer den Spieler immer auf einer festen Position spielen ließ (schon ab der F), der muß sich nicht wundern, dass sein Stürmer/sein z.B. im 1 gegen 1 auf den gegnerischen TW zulaufender Spieler ebend NICHT weiss, wie der gegnerische Torwart sich gerade fühlt und auch nicht weiss, wohin er nun schießen soll, weil der TW bei mittigem Stand ebend nicht in die Ecke zu springen vermarg und er weiss dann möglicherweise auch nicht, wie es für den gegnerischen TW ist, wenn der Ball dabei auch noch technisch sauber (siehe Punkt 1) unter der Möglicheit auf die Handlungssicherheit und Handlungsschnelligkeit (Punkt 2 und 3) mit viel Geschwindigkeit ins Eck hämmert.


    Das kann der Spieler nicht wissen, wenn er nie z.B. Torwart war!


    5. Trainereinstellung


    Ein Trainer der über Mimik, Gestik oder Ton oder alles zusammen...eine Stimmung von


    -Spieler darf keinen Fehler machen
    -Spieler darf keine Schwächen zeigen oder haben


    Angst vor Bloßstellung, vor Sanktion usw. erzeugt (verstärkt in bestimmten Altersgruppen/Pupertät usw.)...der darf sich zudem nicht wundern, wenn Spieler jeglichen Mut auf das Tun des erlernten (siehe 1 bis 4) in den entscheidenen Momenten nicht zeigt!


    Fehlen die Punkte 1 bis 4 ganz oder teilweise, dürfte Jedem klar werden, warum eine Chancenauswertung so miserabel ist.


    Zudem der Gedanke, dass man als derzeitiger Trainer nie genau oder überhaupt nicht weiss, wie schlecht die Vorgängertrainer trainieren ließen/wie groß dessen Anteil an den Fehlern war! ;)

  • Ich würde meinen, dass das einfach durch die Übung und die Erfolgserlebnisse von selbst kommt, es aber auch einfach nicht zu ändernde Unterschiede zwischen verschiedenen Spielern gibt -- ich habe früher, also als Kind immer, wirklich immer direkt auf den Torwart geschossen. Oder ganz vorbei. Ich war einfach zu nervös, wollte es besonders richtig machen. Ob man das im Kinder- und Jugendalter abtrainieren kann, weiß ich nicht. Später hat es sich bei mir im Zuge der Persönlichkeitsbildung von selbst gegeben.


    Aber falls du ein Patentrezept finden solltest, dann dürftest du ein gemachter Mann werden, denn ich kenne da jede Menge Proficlubs und auch einzelne Stürmer, die nur zu gerne ihre Misserfolgssträhne beim Torerfolg rasch beenden würden.. :P

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Auch hier habe ich mal einen etwas anderen Blickwinkel:


    Pressing ist ja mega-in. Spiele ich auch gerne. Hat aber auch dazu geführt, dass die Spieler hektischer im Torabschluss werden und mehr Torchancen vergeben werden. Spiele ich mit derselben Mannschaft eher defensiv und auf Konter, habe ich gefühlt eine bessere Verwertung der sich bietenden Torchancen. Das ist natürlich nicht empirisch, ist mir aber auch im Profibereich schon aufgefallen, dass die Mannschaft, die stark presst und viel investiert, mehr Torchancen braucht, als die abwartende, ausgeruhte und konternde Mannschaft. Wie oft hört man: "Die haben nur eine Chance und machen das Tor"?


    Evtl. könnte das also etwas miteinander zu tun haben.

  • Nirgendwo passt der "Satz Übung macht den Meister" besser als beim Torabschluss finde ich.
    Wenn Kinder und Jugendliche pro Training 60-100 Torschüsse (pro Spieler) aus unterschiedlichen Positionen, mit unterschiedlichem, Zeit-, Raum- und Gegnerdruck.


    Du kannst den Abschluss immer mit Technik, Koordination oder kognitiven Elementen unterfüttern und sorgst so für die nötige Abwechslung.


    Durch die vielen Schüsse bekommt der Spieler viele kleine Erfolgserlebnisse und steigert automatisch sein Selbstvertrauen, was neben der richtigen Technik für mich das wichtigste ist.


    Den Stürmer mit dem absoluten Killerinstinkt kann man aus meiner Sicht aber nicht ausbilden - das hat man im Blut oder nicht. Wäre es anders hätten wir in jedem Team einen Spieler der 3 Tore pro Spiel macht - kontinuierlich.


    Schaue ich bei uns im Verein, haben wir nur einen einzigen richtigen Knipser - Als junger Jahrgang in einer überregionalen Spielklasse mit 29 Toren in 9 Spielen. Das ist für mich nicht trainierbar.


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Ich bin da eher bei Chris, dass nicht allein Übung den Meister macht (weil man ja auch Hektik bzw. fehlerhafte Technik dabei einschleifen kann), sondern mich zunächst einmal mit der Qualitätsverbesserung der Torchancen zu beschäftigen.


    Greife ich z.B. den ballführenden Gegner früh auf der Außenbahn oder im Mittelfeld an, dann habe ich zwar häufiger den Ball gewonnen, aber eine echte Torchance erwächst daraus nur selten, weil der Gegner im Moment des Ballverlusts noch genügend zentrale Abwehrspieler "hinter dem Ball" hat!


    Ein Torabschluß unter hohem Gegnerdruck ist seltener erfolgreich, als wenn eine Großchance nach Ballgewinn herausgespielt werden kann! Großchancen lassen sich in 2 Phasen gut herausspielen:


    1. Phase = Gegenpressing
    Erfolgt der Ballverlust im torgefährlichen Raum des Gegners so lohnt sich ein Nachsetzen bzw. Zustellen der ballnahen Anspielwege. Wird der Ball direkt zurück gewonnen, ergeben sie daraus gute Torchancen.


    2. Phase - Defensivpressing
    Hier erfolgt das Pressing durch verdichtendes Zustellen im eigenen Drittel. Hierbei ist es für den anschließenden Konter besonders günstig, wenn der Gegner sehr hoch (Mittellinie) aufgerückt ist. Denn durch ein schnelles Umsschaltspiel und einen Paß durch die Schnittstelte der gegnerischen IV bzw. IV und AV oder einen Pass über deren Abwehr lassen sich sehr gute 1 vs 1 Situationen mit dem gegnerischen Torwart erzielen.


    Beim 1 vs 1 gegen den Keeper beobachtet man einige technisch-/taktischen Fehler besonders häufig


    A. Taktick


    1. Falsches Tempo
    Ist das geweähle Dribbeltempo zu langsam, wird der Angreifer rechtzeitig vom gegnerischen Verteidiger eingeholt und attackiert
    Ist das gewählte Dribbeltempo zu hoch, sodass die Ballkontrolle schwieriger wird, kann der Torwart den Ball meist mühelos ablaufen


    2. Schußwinkel
    Statt den kürzesteten, direkten Weg zum Tor zu suchen, wird zunächst gerade aus gedribbelt und erst sehr spielt die Richtung geändert. Dadurch ergibt sich ein spitzer Schußwinkel, weshalb es der Keeper leicht hat, die geringe Torfläche gut zuzustellen.


    B. Technik
    1. Dribbeltechnik
    Statt den Ball eng am Fuss zu halten, um mit ca. 80 % der Maximalgeschwindigkeit jederzeit die Entscheidung zum Torabschluß oder zur finalen Finte gegen den Torwart treffen zu können, wir der Ball weit vorgelegt und hinterher gesprintet. Ob man dabei zu einer günstigen Torabschluß-Situation gelangt oder der Keeper (der dem Ball im Vergleich zum Angreifer mit doppelter Geschwindigkeit entgegenläuft) den Ball problemlos ablaufen kann.


    2. Abschlußtechnik
    Häufig wird beobachtet, dass zwar auch mit dem schwächeren Fuss gedribbelt wird, wenn die Situation dafür günstig erscheint, aber zum Torabschluß soll der Ball auf den stärkeren Fuss abgelegt werden. Dabei verspringt der Ball leider entweder aufgrund technischer Probleme, Platzfehler, usw., sodass nur ein unpräziser Schuß dabei heraus kommt. Noch häufiger ist die Variante, dass der Ball mit dem starken Fuss gedribbelt wird. Jedoch ist der Schußwinkel dabei sehr gering. Statt nun den Ball auf den anderen Fuss zu legen, wodurch die freie Torfläche größer würde, wird per Vollspann mit dem starken Fuss geschossen, wobei der Ball häufig noch einen Effekt hat, sodass er am langen Pfosten vorbei dreht.


    C. Verhalten des gegnerischen Torwart
    Wie ersichtlich ist nicht nur das Verhalten der Feldspieler, sondern insbesondere die des Keepers wesentlich. Wie sich ein Torwart in 1 vs 1 Situationen verhalten wird, läßt sich für einen Trainer und natürlich auch Angreifer sehr schnell erkennen. Man muß diesen Torwart nur ein wenig beim Warmmachen beobachten. Steht er dabei immer sehr nahe an der Grundlinie, so handelt es sich um einen der beiden Torwarttypen: Typ A = steht schon seit den Bambinis immer nur im Tor und hat dabei nie spezielle TW-Übungen im Stellungsspiel erhalten, Typ B: hilft aus, weil der Keeper nicht kann und hat keine Ahnng vom Torwartspiel. Der Typ C : rotiert als Tor- und Feldspieler, bekommt TW-Training, kennt sich in TW-Technik und Taktik aus, ist im 1 vs 1 nur sehr schwer zu knacken und bringt so manchen gegnerischen Trainer/Spieler zum Haareraufen.


    Natürlich kann man auch diesen Typ C- Keeper "knacken", aber das würde an dieser Stelle ein wenig zu weit führen. Denn es lohnt sich eher, sich zunächst einmal mit den einfachen Dingen zu beschäftigen. Die Übungen und Spielformen dazu sind vielfältig. Beobachte das Spiel deiner Jungs, mach dir Notizen zu den Szenen, in denen einfache Fehler gemacht wurden. Erläutere sie beim nächsten Training und erarbeite gemeinsam mit ihnen bessere Lösungen. Das hat den Vorteil, dass sie dabei Technik und Taktik erlernen und sogar verstehen, wann was besser ist!

  • @penaten


    erstmal wäre zu klären, ob dein Eindruck täuscht ? Welche Chancenverwertung ist realistisch? Nachfolgend mal für Bundesligaclubs....

    Zitat von SpiegelOnline Sport

    Mittels statistischer Verfahren können nun die Zufallsbeiträge herausgerechnet werden, die nichts mit der Qualität einer Mannschaft zu tun haben. Es bleibt die überraschende Erkenntnis, dass in Wirklichkeit alle Mannschaften bei Mittelung über viele Spiele genau vier Chancen für ein Tor benötigen. Erst bei genauerer Betrachtung bleiben ganz kleine Unterschiede (gute Mannschaften etwa 3,8 Chancen pro Tor, schlechte Mannschaften etwa 4,2 Chancen pro Tor).


    ansonsten...


    Zitat von DFB


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Ich bin grundsätzlich bei dir.
    Jegliche Situationen lassen sich aber doch mit den oben genannten Trainingsprinzipien und der damit einhergehenden Methodik trainieren bzw. nachstellen.


    Ich finde daher unsere Aussagen ergänzen sich eher als sich zu widersprechen.


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Im Training oft mit 2 Pflichtkontakten spielen. So kriegen die Spieler eine Coolness am Ball die man durch 10 Jahre reden nicht hinbekommt

    "Der Chef auf dem Platz ist die Spielsituation" (Karsten Neitzel)

  • steigert automatisch

    Ja, große Unterschiede gibt es nicht! Allerdings wollte ich darauf aufmerksam machen, dass es eine Automatik zum besseren durch reine Wiederholung nicht gibt. Die Zeit, die man mit dem Üben verbringt, ist zwar immer ein Indikator für die Entwicklung, jedoch kann sie je nach den Trainer-Impulsen in eine günstige oder eben auch weniger günstige Richtung gelenkt werden.


    Gerade wir Älteren kennen als Beispiel für die ungünstige Lenkung der Entwicklung nach das Platzrunden-Laufen oder das monotone Wiederholen irgendwelcher Übungen, die beim Fussballspiel entweder gar nicht oder sehr selten vorkommen.


    Matthias Nowak (Bayern München) nennt als Beispiel üngünstiger Impulse den Satz: "Jetzt konzentriert euch mal." Er sagt, dass man sich nicht einfach so konzentrieren kann, nur weil es der Trainer so sagt. Dann fügt er hinzu, dass man Konzentration üben kann und diese Konzentrationsfähigkeit die Handlungsschnelligkeit verbessert.


    Horst Hrubesch (U 21 - Trainer) gab unlängst am Spielfeldrand eines Länderspiels den Kommentar: "Jetzt konzentriert euch mal, Männer. Spielt die Pässe sauber." Wenn selbst die "Seele des DFB-Nachwuchses" mal leicht Dinge dahin sagt, die eigentlich in differenzierter Form gut erläutert ins Training gehören, dann sollte man der Sache durchaus große Bedeutung schenken.

    Den Stürmer mit dem absoluten Killerinstinkt kann man aus meiner Sicht aber nicht ausbilden - das hat man im Blut oder nicht.


    Auch da bin ich im Laufe der Jahre zu persönlich anderen Erkenntnissen gelangt. Denn ein junger Mensch verändert sich im Laufe des Lebens sehr stark. Sehr vieles, was am Anfang noch als Talent bezeichnet wurde, wird später durch Ehrgeiz und Eigenmotivation ersetzt. Dazu paßt dann auch der Satz, den ich immer wieder von Profis hörte: "Das gab es früher viele, die mehr Talent hatten als ich. Aber ich habe mich durchgesetzt." Dazu eine traurige Geschichte, die erst vor kurzem an mein Ohr dran. Ein EX-U-17-Nationalspieler, dessen Eltern sogar ihr Haus verkauften, um dem Jungen die bestmögliche Ausbildung zu gewährleisten, leidet an sehr großen Alkoholproblemen und Depressionen. Robert Enke sollte uns ein Beispiel sein, in erster Linie den Menschen und erst viel später in ihm den Fussballspieler zu sehen.


    Was jemand wann im Blut hat, dass erfahren wir häufig deshalb nicht, weil wir gar nicht genau genug wissen, was in ihm wirklich vor sich geht!

  • @TW-Trainer


    Das Coaching und die richtige Einstellung immer etwas damit zu tun haben ist auch klar.
    Wir gehen aber vom hundertsten ins tausendste wenn wir diese Diskussion in die Richtung weiter führen.


    Ich denke es mangelt vielen Breitensportlern ganz schlicht an der Übung und das so viel potenzial nach oben allein durch die Häufigkeit kommen wird, da wir hier nicht über Spitzensportler reden bei denen es um Nuancen geht.


    Ich denke du weißt wie ich das meine - und gebe dir vollumfänglich in dem was du schreibst recht - extreme Beispiele wird es immer wieder geben, ob sie aber den "Durchschnitt" wiedergeben wage ich zu bezweifeln.


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Hast bestimmt recht! Ich hab ja nicht soviel Erfahrungen im Breitensport. Aber es läßt sich denken, dass Bewegungsmangel sowie ungenügend Zeit für Fussballübungen hier einen größeren Themenbereich abdeckt.


    Denn sind es nicht allein die Kinder und Jugendlichen, sondern auch die Trainer im Breitensport, die Informationen benötigen. Womit wir beim Thema Coaching wären:


    Hast du schon mal folgende Sätze von einem Trainer gehört:


    1. "Schieß, schieß, schieß ..." als Aufforderung des Trainers an seinen ballführenden Angreifer unverzüglich zum Torabschluß zu kommen.


    2. "Warum schießt du denn nicht ..." als Frage des Trainers an seinen Spieler im Anschluß an eine mißlungene Aktion?


    3. "Warum passt du nicht quer ..." als Frage des Trainers an seinen Spieler im Anschluß an eine mißlungene Aktion?


    Gibt bestimmt noch ein Dutzend ähnlicher Sätze von Trainern, mit der sie ihre Spieler coachen wollen.




    Kommen wir zur gegenseitigen Unterstützung durch Traineraufforderung: "sprecht miteinander"!


    Folgende Situation: Ballführender Angreifer ist in torgefährlichen Bereich gedribbelt. Ca. 30 m hinter ihm befindet sich ein Mitspieler der laut "hier, hier ..." den Ball fordert.


    Sollte so ein Coaching sein, um die nötige "Ruhe vor dem Tor" zu verbessern?

  • für mich ein interessantes Thema, mit ich ich mich selbst schon näher beschäftigte.


    meine persönliche Erkenntnis (für mich)


    Torchancen herausspielen kann man durchaus durch Training verbessern, da wurden hier ja schon sehr
    gute Ratschläge gegeben.


    wie sieht es aber mit der Verwertung von Torchancen durch den einzelnen Spieler aus?


    Beispiel höchstes Nivieau ; ein Lewandowski oder ein Müller machen ihre Tore, auch aus geringeren Torchancen.
    Andere, grantiert technisch nicht schlechtere Spieler (Beispiel Özil) versagen dagen sehr häufig im 16er.



    Beispiel unterklassige Jugendmannschaft:
    über Jahre schiesst da ein Spieler die mit Abstand die meisten Tore seiner Mannschaft.
    Spielerisch etwa gleichstarke Spieler versagen dagegen oft bei klarsten Torchancen, obwohl alle seit Jahren das gleiche Training geniessen.


    Für mich ist der unbedingte Wille (nicht egoistische) den Torerfolg permanent suchend ein ganz wichtiger Faktor. Es gibt Spieler, die haben da das (nicht erklärbare) gewisse Etwas, wenn sie sich in der Nähe des Tores befingen. Und das ist halt nicht erlernbar.
    Zielstrebigkeit, unbedingter nie aufgebender Wille, Selbstvertrauen und damit verbunden die Ruhe bei Torchancen, der Drang zum Tor, Konzentration , Reaktionsschnelligkeit und halt das gewisse Etwas sind entscheidende Faktoren warum bei etwas gleichstarken (Technik, Schnelligkeit) die einen die Dinger reinmachen
    und die anderen halt nicht.

  • Als Coerver-Coach denke ich ähnlich wie Zodiak.
    Wiederholungen in extrem hoher Zahl ist hier ein ganz wichtiger Aspekt in der Ausbildung.
    Hier ist oftmals wieder der Trainer das Problem. Wenn er im Training hohe Wiederholungszahlen ermöglicht,
    im Spiel aber das Abspiel und nicht den Torschuss fordert, erzeugt bei den Spielern einen inneren Konflikt, der die Spieler nicht locker den Ball einschieben lässt.


    Auch wenn die Trainer nach meiner Auffassung in der Ausbildung alles richtig gemacht haben, so ist die mentale Stärke der Spieler ebenso ein Schlüssel zum Erfolg.
    Bei meinen Kindern und später Jugendlichen habe ich es mit kleinen autogenen Training ähnlichen Übungen versucht.
    Sie sollten sich vorstellen, dass der rechte Pfosten ihr Mitspieler ist, den sie auf dem rechten Fuß anspielen wollen.
    Den linke Pfosten sollten sie dementsprechen auf dem inken Fuß anspielen.


    Gerade bei 2 Spielern, die extreme Probleme mit dem finalen Schuss hatten, brachte es doch merklich höhere Trefferquouten.


    Guenter hat es auf dem Punkt gebracht. Es gibt Spieler die haben das gewisse Etwas.
    Für mich ist es, im Gegensatz zu Guenter, erklärbar.
    Viel zu oft ist den Kindern u. Jugendlichen in ihrer Ausbildung gesagt worden, dass sie nicht so egoistisch spielen sollen.
    Statt 10 Tore zu schießen sollen sie doch lieber auch mal den Ball passen, damit die Anderen auch mal ein Tor schießen.
    Hier wird den Spielern systematisch der "Killerinstinkt" abtrainiert.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • Das meinte ich in meinem Post, ...es sind die alten Themen beteiligt. Es ist ein Cocktail an Fehlern und/oder die falsche Mischung von Ausbildungsanteilen gemischt mit der persönlichen Einstellung des Trainers.


    Killerinstinkt abtrainiert durch..."Spiel ab"...gefordert von Trainer und unwissenden Eltern und das schon in der G Jugend aufwärts als Never-Ending-Story in allen Facetten (Schreien, Dirigieren, böse Gesichert, Auswechselung).


    Beigabe des Cocktails ist dann auch....das dem eigentlichen "Killer" nicht oder schlecht erklärt wird, wie er seine "Waffen" einzusetzen hat (Fußstellung, Körperhaltung).


    Dazu noch eine Brise....von unterlassener Rotation...so dass "Killer" auch nicht weiss, wie sich gegnerischer Torwart oder Abwehrspieler fühlt...wenn er dieses oder jenes tut.


    Und das Abschmecken fehlt dann auch oft...denn auch in den von mir propagierten vielen Spielformen mit Provokationsregeln....erzeugt WIEDERHOLUNGEN und ERFAHRUNGEN...soweit man sie nicht ständig dirigiert und spielen lässt.

  • Dirk, tut mir leid...zuviel Text...sorry. Gr. Andre und schöne Weihnachten. :saint:

  • "Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden."


    Dieser Satz gefällt mir deshalb besonders gut, weil er die Kernarbeit des Trainers sehr gut beschreibt. Denn ein Trainer sollte Hilfe zur Selbsthilfe leisten und nicht in einem monotonen "Dressurakt" Thema für Thema abarbeiten.


    Im Breitensportbereich (ich definiere es als Kreisebene) gibt es einerseis eine große Leistungsstreuung. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, liegen zu einem guten Teil in dessen sozialen Umfeld, weshalb wir Trainer nur einen begrenzten Anspruch erfüllen können.


    Auch das "gewisse Etwas" sollte immer in Relation zu den jeweiligen Möglichkeiten gesehen werden. Denn was im unteren Jugendfussball noch als "Killerinstinkt" beschrieben wird, kann später zu "viel heißer Luft" verkümmern, wenn wir "Trainer nur die Vase fülle, statt im Kind ein Feuer zu entfachen", wodurch es animiert wird, seinen Fussball zu leben.


    Wenn dann aus dem Spaß am Fussball der Spaß an der eigenen Leistung, kombiniert mit konkreten Vorstellungen und Maßnahmen zur Erreichung von persönlichen Zielen entstanden ist, dann geht es oftmals in den Leistungsfussball (ab Bezirksebene) hinein.


    Spätestens dort stellt sich ohnehin eine andere Entscheidungskonstellation, wann das Dribbling und wann der Pass den besseren Vorteil verspricht.


    Es sind aber nicht die "Passweltmeister" im Angriff, sondern die "Messis, Ronaldos, Ivanisevic des Fussballs, die den wesentlichen Unterschied in der Torgefahr ausmachen. Sobald diese Angreifer in den torgefährlichen Raum eindringen, brennt ein Feuer in ihnen ab. Es ist die große Lust ein Tor zu schießen.


    Wieviel "Messi" in jedem Spieler steckt, werden wir nur erfahren, wenn wir den Kindern auch im Spiel genügend Freiheiten für individuelle Entscheidungen gewähren und sie dadurch verstehen lernen, selbständige Entscheidungen zu treffen.

  • Ein interessantes, zugleich komplexes Thema. Ich beziehe mich mit meiner Antwort auf dem Jugend-/unteren Amateurbereich und gehe davon aus, dass die Spieler, die Spielerinnen technisch versiert ist. Falls schon technische Defizite im Training festgestellt werden, sollte sich zunächst auf diese konzentriert werden. Außerdem tangiert dieses Thema weitere Bereiche des Fußalls: Taktik, Physis und Psyche (Einflussfaktor: Verhalten Trainer!) Zu diesen Bereichen haben meine Vorredner bereits hilfreiche Informationen geschrieben. Ich möchte das Thema aus einem anderen Blickwinkel betrachten.


    1. Rechne mit dem Ball! Oft bleibt im Streifraum wenig Zeit, den Ball mit zwei Kontakten in das Tor zu befördern. Deine SpielerInnen sollten sich so positionieren, dass sie immer das Potential haben, direkt auf das Tor zu schießen.
    2. Zwinge den Torwart zu einer Parade! Es gibt keine Extrapunkte für Schusshöhe und -distanz. Viele Spieler versuchen, den Ball möglichst genau im Tor unterzubringen und sehe für sich nur eine kleine Zielfläche, durch die der Ball passt. Jeder, der im Jugendbereich im Tor steht/stand weiß, wie schwierig es ist, in kürzester Zeit den Ball zu parieren. Demnach gestehe deinem Schuss Fehler zu und fokussiere dich auf die Schussgenauigkeit, um den Torwart zu Paraden zu zwingen, um ihn so unter Druck zu setzen und zu Abpraller zu zwingen.
    3. Schieße nicht "handhoch"! "Handoch" ist beim Torwart meistens der Raum knapp unterhalb der Hüfte. Teste selbst, wenn du aufrecht steht, wie lange brauchst du, um deine Hände auf Schulterhöhe zu heben, bzw. den Boden zu berühren. Daher sollten SpielerInnen möglichst flach auf das Tor schießen.
    4. Schieße gegen die Laufrichtung des Torwarts!
    5. Spekuliere auf ein Eigentor! Wenn ein(e) SpielerInnen einen schlechten Winkel zum Torschuss hat, bleibt ihm die Möglichkeit, flach und hart unmittelbar in Torwartenähe zu schießen. Eine potenzielle Spielertraube könnte den Ball selbst ins Tor verhelfen.


    Diese Punkte können Tipps sein, die Du deinen SpielerInnen vermitteln könntest. Die aufgeführten Punkte sind in ausführlicher Fassung im Buch "Fussball-IQ - Dinge, die clevere Spieler tun" von Dan Blank auf den Seiten 122 - 127 zu finden.


    Gruß

    "Don't forget to love your haters. They keep you motivated."

  • @personalityX


    Ich kann alle 5 Punkte guten Gewissens unterschreiben. Allerdings lohnt es sich durchaus, sich aus Torwartsicht mit den Punkten zu beschäftigen. Denn sonst könnte es passieren, dass Angreifer(innen) trotz dieser Tipps ins Zweifeln geraten.


    zu 1. Rechne mit dem Ball!
    Hier fehlt es an Konkretisierung. Denn mit dem Ball in Tornähe rechnen heißt auf ihn zu warten. Besser wäre es, die Situationen mit dem Wissen, wohin der Ball gespielt wird, zu üben.


    zu 2. Zwinge den Torwart zu einer Parade!
    Eine "Parade" ist für den Keeper immer das letzte Mittel, wenn sonst nichts mehr geht. Das schließt einen Stellungsfehler des Torwarts mit ein. Aber wie will ich einen Stellungsfehler provozieren? Auch hier fehlt es an Konkretisierung?


    zu 3. Schieße nicht handhoch
    Auch hier lohnt sich der Torwartblick. Denn für ihn ist der Ball ist immer der Selbe! Er kommt nur aus unterschiedlichen Richtungen. Je nach Distanz, Geschwindigkeit und Position hat er andere Aufgaben. Dabei ist die Schußhöhe nur dann relevant, wenn der Ball einer bestimmten Distanz und Winkel kommt. Hat der Torwart genügend Zeit, dann sollte es ihm egal sein.


    zu 4. Schieße gegen die Laufrichtung
    Klar ist das ein nützlicher Tipp. Aber auch nur dann erfolgreich, wenn weitere Faktoren (Distanz, genügend freier Raum) hinzu kommen


    zu 5. Spekuliere auf ein Eigentor!
    Hier könnte man die Frage stellen, ob der Angreifer nicht vorher schon etwas falsch gemacht hat, wenn er sich in einer so ungünstigen Situation befindet, in der er nur noch auf gegnerische Mithilfe zum Torerfolg hoffen darf.


    Mir erscheinen diese Tipps als reichlich optimistisch! Irgendwie habe ich dabei das Gefühl, dass die Tipps nicht berücksichtigen, dass der moderne Torwart nicht mehr an der Torlinie klebt, sondern Situationen antizipiert und deshalb schon früher dort ist, wohin der Ball geflankt oder auch geschossen werden soll. Nicht umsonst wird der Keeper während des Trainings bei den Übungen zum Angreifer. Denn auf diese Weise spürt er selbst, wie schwer man es einem Angreifer machen kann, zum Torerfolg zu gelangen.