Sommerzeit ist Wechselzeit

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  • Sommerzeit ist Wechselzeit.
    Ich beobachte immer wieder, dass viele ältere Jugendliche (B- oder A-Jugend) irgendwelche rational vollkommen nicht nachvollziehbare Wechsel tätigen.
    Da wechselt man von einer Kreisligamannschaft in die andere oder wechselt klassenhöher mit völlig falschen Vorstellungen, um dann auf der Bank zu versauern und dann anschließend wiederzukommen oder um sich mit drei gewonnenen Spielen ans Tabellenende zu stellen.


    So vielen meiner Weggefährten ist das so ergangen, manche Mannschaften standen wegen so etwas kurz vor dem Auseinanderfallen.
    Passiert sowas andererorts auch, und auch in dieser Menge?
    Wann lohnt sich ein Vereinswechsel richtig?

  • Musste gerade sehr lachen. Sehr schöne Umschreibung des Phänomens; ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendwo anders ist. Ich ärgere mich auch darüber, weil es immer mal wieder zu Schwierigkeiten führt. Finde Vereinswechsel durchaus legitim und habe als Spieler auch im C-Jugend-Alter einen vollzogen; nichtsdestotrotz sollte es aber doch sinnvollerweise der Normalfall sein, in seinem Heimatverein zu spielen. Vereinswechsel sind sinnvoll, wenn:


    a) das eigene Leistungsvermögen deutlich das Niveau und die Spielklasse im eigenen Verein übersteigt. Wenn ich Verbandsliga spielen kann und der eigene Verein ist aber in der Kreisklasse, dann ist ein Wechsel möglicherweise sinnvoll bzw. wenn ich bestimmte sportliche Ziele habe ist der sogar angesagt. Wenn der eigene Verein aber unterste Kreisklasse spielt und ein Verein 10km weiter spielt zweitunterste Spielklasse und vielleicht kann ich mich ja auch da durchsetzen...solche Wechsel nerven mich.


    b) die Situation im eigenen Verein nicht stimmt. Ich komme in der Mannschaft nicht zurecht oder der Verein insgesamt ist schlecht aufgestellt, unorganisiert etc.



    Die Jungs müssen sich halt in dem Alter irgendwie ausprobieren und auch mal den eigenen Wert irgendwie abchecken. Das dann gepaart mit gerne mal auftretender völliger Selbstüberschätzung. Bei uns aktuell ein Spieler, der im älteren Jahrgang in der C-Jugend Bezirksliga nur sporadisch zum Einsatz kam, oft auch nur in der 2. Mannschaft in der Staffel. Der aber, nachdem ihn jemand bequatscht hatte, anscheinend der Meinung war, er könnte bei einem anderen Verein als jüngerer Jahrgang in der B-Jugend Verbandsliga spielen (tatsächlich hätte er da dann halt deren 2. Mannschaft aufgefüllt). Hat sich aber mittlerweile entschieden doch zu bleiben. Andersrum hatten wir es auch schon, dass mehrere Spieler von einem Nachbarverein zu uns kommen wollten, obwohl der Verein aus unserer Sicht zumindest in dem Bereich gut geführt war. Ist für mich schwer durchschaubar in dem Alter teils, ist halt die gewisse Unberechenbarkeit in der Altersklasse...

  • Wenn ich Verbandsliga spielen kann und der eigene Verein ist aber in der Kreisklasse, dann ist ein Wechsel möglicherweise sinnvoll bzw. wenn ich bestimmte sportliche Ziele habe ist der sogar angesagt.

    Dann kommt doch wohl eher die Anfrage von oben, oder sehe ich das falsch?

    Wenn der eigene Verein aber unterste Kreisklasse spielt und ein Verein 10km weiter spielt zweitunterste Spielklasse und vielleicht kann ich mich ja auch da durchsetzen...solche Wechsel nerven mich.

    Das finde ich so schrecklich, wird aber vielerorts gemacht. Kommt mir auch sehr bekannt vor.



    Der aber, nachdem ihn jemand bequatscht hatte, anscheinend der Meinung war, er könnte bei einem anderen Verein als jüngerer Jahrgang in der B-Jugend Verbandsliga spielen (tatsächlich hätte er da dann halt deren 2. Mannschaft aufgefüllt).

    Davon hatte ich im letzetn Jahr einige, aber joa, wie kann man so Leuten diesen Stuss aus dem Kopf schlagen?


  • Wann lohnt sich ein Vereinswechsel richtig?

    Aus einer ex-post-Betrachtung heisst die Antwort: "So lange es gutgeht."


    D.h. ein ambitionierter Spieler wird so lange die Klasse nach oben wechseln, bis ihm das System signalisiert, dass es für ihn weiter nicht geht.


    Im Nachbarthread "Kahlschlag in der C-Jugend" hatte ich ungläubig auf die Situation verwiesen, dass ein Dritt- bzw. Zweitligaverein 80 % der Mannschaft zum Saisonende auswechselt.


    D.h. für diese Jungs ist erst mal Ende Gelände. Oft ist das körperlich bedingt, d.h. die hinken einfach im Wachstum hinterher.


    Eine Mannschaft bei uns hat alle Spieler unter einssiebzig rausgekegelt. (Da wäre der Messi nie was geworden.)


    In der C- oder B-Jugend müssen sich gute Spieler schon mal die Frage stellen, ob sie`s mal weiter oben "probieren" wollen.


    Geht`s in die Hose ist man um ettliche Erfahrungen reicher. Geht`s gut, auch.


    Auch ist der Engpassfaktor bei vielen guten Spielern ist weniger das eigene Potential, sondern die berufliche Situatuion der Chauffeure (Eltern) und die schulische Situation.

  • Ich hab mal in einer Mannschaft gespielt, da sind 2 Tage vor Wechselfristende 5 Spieler gewechselt, ohne vorher irgendwelche Andeutungen zu machen, in eine Liga höher (Bezirksliga -> Verbandsliga). Von den 5 hat 1 immer gespielt, die anderen vier kamen sporadisch bis gar nicht zum Zug. Sind nach 1 Saison alle zurückgekommen. Und wir haben mit Mühe und Not jede Woche 11 Leute auf den Platz stellen können.
    Sowas muss/soll/kann doch verhindert werden, oder?


    Und was ich auch wissen will: Bei Wechseln in eine höhere Klasse: Wird man da vom höheren Verein angefragt oder geht man einfach hin so mit "Hier bin ich!"?

  • Es gibt beides.
    Üblicherweise gibt es das mit dem Probetraining auf eigene Anfrage bis Bezirksliga, darüber werden bei vielen Vereinen noch Sichtungstrainings gemacht an 2-3 festen Terminen oder es wird gezielt angesprochen.
    Das mit dem Ansprechen passiert aber auch in der Jugendkreisliga häufiger als man so denkt

    "Der Chef auf dem Platz ist die Spielsituation" (Karsten Neitzel)

  • Das mit dem Ansprechen passiert aber auch in der Jugendkreisliga häufiger als man so denkt

    Das gibt es doch schon in der F-Jugend.
    Aktuell wird dies in der E-Jugend verstärkt betrieben. Der Sinn offenbart sich bei mir nicht. In älteren Jahrgängen, mag es sinnvoll sein, damit sich die Kids austesten, aber so früh macht man in meinen Augen das Umfeld des Kindes kaputt, wenn man sie "abwirbt" und die Kids sich im alten Umfeld wohl gefühlt haben. (Freunde, etc.)

  • Letzte Zeit nimmt das Abwerben auch überhand. Unfassbar, wie viele Spieler von den kleinen Vereinen im Probetraining bei Bezirks- und Landesligisten unterwegs sind.


    Durch Fußball.de wird man halt sehr gläsern.
    Dass bei 3mal Training plus Spiel in der Woche, 20 Kilometer entfernt von zu Hause, die Schule leidet... Und das für eine so gerade überkreisliche Liga- trauriger Trend.


    Vom logistischen Aufwand möchte ich erst gar nicht anfangen. Zumal die kleineren Vereine dadurch richtig Probleme bekommen.


    Diese Saison hat ein bei uns ambitionierter A Ligist seine Mannschaft (U15) abgemeldet, weil keine Spieler


    Vor 2 Jahren eines der besten U13 Teams im Kreis, nun 8 oder 9 Spieler in der Bezirksliga aktiv, bei mehreren umliegenden Vereinen.

  • Das gibt es doch schon in der F-Jugend.
    Aktuell wird dies in der E-Jugend verstärkt betrieben.

    Hier in der Region hast Du fast jedes Jahr einen anderen Verein, der in der E-Jugend so verfährt und dann alles gewinnt.
    Wenn ich´s mir am Beispiel der 2001er ansehe, kann ich zusammenfassen, dass von denen kaum noch einer bei diesem Verein ist.
    Insofern sehe ich das mittlerweile sehr gelassen...

  • Diese Saison hat ein bei uns ambitionierter A Ligist seine Mannschaft (U15) abgemeldet, weil keine Spieler


    Vor 2 Jahren eines der besten U13 Teams im Kreis, nun 8 oder 9 Spieler in der Bezirksliga aktiv, bei mehreren umliegenden Vereinen.

    Das finde ich sehr bedenklich, aber auch bei uns sind Trends in diese Richtung zu bemerken.
    Ich persönlich kenne auch einen Spieler in diesem Alter der auf unterem "Breitensport-niveau" ein toller Spieler wäre, der aber durch Einflüsterer (Vater, Großvater) immer wieder hört, dass unter Trainer A nicht richtig trainiert wird, bei Verein B die Mitspieler zu schwach sind und Club C wegen persönlicher Differenzen auch nicht die richtige Lösung ist. Da wird dann spätestens nach einem Jahr der Verein gewechselt und wirklich glücklich wird der Spieler der einfach nur kicken will (Unterstellung von mir) auch nicht.


    Ich habe selbt keine vernünftige Lösung parat, aber gegen die ausufernden Transfers (vor Allem mit jungen Jahren) muss auch seitens des Verbands etwas unternommen werden. Ich persönlich empfinde es als absolute Sauerei als kleiner Verein, viel Zeit und Engagement in die Ausbildung von Kindern zu stecken, nur um dann festzustellen, dass das Kind dann mit 15Jahren das Weite sucht. Für mich gibt es da im Grunde nur eine Ausnahme: Wenn das Kind wirklich so viel Talent hat, einen sportlichen Aufstieg zu machen. (Hier finde ich es im Gegensatz eine Sauerei dem Spieler die "Zukunft" zu verbauen).

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Das mit dem Scouting ab der E hat evtl den Hintergrund dass vielerorts ab D ein ligensystem herrscht und somit hier die Weichen gestellt werden wie die Entwicklung weitergeht.

    "Der Chef auf dem Platz ist die Spielsituation" (Karsten Neitzel)

  • Bei uns haben im Laufe der vergangenen Saison viele Spieler Anfragen bekommen, davon auch viele seltsame. Da wird zum Beispiel ein C-Jugendspieler angefragt, der dann 50 Minuten pro Tour zum Spiel fahren soll, um in einem anderen Verein (mit wesentlich größerem Namen als unserem) in derselben Spielklasse zu spielen, wie in seinem Heimatverein. Da hat dann der Trainerkollege, der die Gesamtorganisation bei uns macht, auch mal nachgefragt, wie sie auf den seltsamen Gedanken kommen. Immerhin hatte in diesem Fall der Verein über unseren Jugendleiter angefragt und nicht direkt den Spieler angequatscht. Das hatten wir beim selben Spieler mit einem der beiden Vereine, die im Fußballkreis so die Vormacht haben. Da wurde dann einfach mal der Spieler direkt per whatsapp bequatscht. In der B-Jugend haben wir ein Problem mit einem Nachbar(dorf)verein, der in der B- und A-Jugend recht hohe Spielklassen hat, aber etwa in der C-Jugend zuletzt gar keine Mannschaft stellen konnte. Die haben dann mal schön alles angequatscht, was halbwegs geradeaus laufen konnte, unter anderem fünf Spieler von uns und darüber hinaus Sichtungstrainings veranstaltet. Für selbige haben wir dann keine Erlaubnis erteilt, was ich prinzipiell problematisch finde, aber in so einem Fall für vertretbar halte, weil hier ein Verein, der keine besonders gute Jugendarbeit betreibt, im Prinzip bei anderen Vereinen schmarotzt. Ein anderer Verein ist dagegen schon massiv vorgegangen und hat dann auch mit dem Weg über die Presse gedroht; unsere Lösung war uns an den Jugendleiter zu wenden mit der Aufforderung, das massenhafte Ansprechen von Spielern zu unterlassen, da wir sonst auch mal so verfahren würden im unteren Jugendbereich, wo wir insgesamt und auch von den Spielklassen her besser aufgestellt sind. Das in Verbindung mit dem Auftauchen eines unserer Jugendtrainer beim nächsten D-Jugendspiel des betreffenden Vereins, schön in Vereinskleidung und mit gut sichtbarem Notizblock hat glaube ich ganz gut gewirkt...Für sowas muss man aber natürlich auch eine gewisse Stärke haben - und die Nerven, sich mit so einem Mist rumzuschlagen.


    Ich finde, dass man immer unterscheiden muss zwischen Vereinen, die gute Arbeit leisten und dann gezielt sichten und einige Spieler holen (ohne das ist es im ganz hohen Bereich ja gar nicht möglich) und solchen Vereinen, die im Prinzip nur von der guten Jugendarbeit anderer Vereine im unteren Bereich profitieren wollen und selbst nicht vernünftig arbeiten und mit ihren Methoden dann ggf. noch anderen Vereinen im Umfeld massiv schaden. Auch schön: ein größerer Verein, bei dem wir uns seit Jahren über die beschissene taktische Ausbildung der Spieler wundern (Manndeckung und Libero u.a.) und dem dann in der C-Jugend auffällt, dass wir ja ganz gut ausgebildete Verteidiger haben. Wohlgemerkt fällt ihnen das auch nicht selbst auf, sondern erst dann, wenn die Spieler in den Auswahlen eine entsprechende Rolle spielen...

  • Der Blickwinkel der meisten Antworten hier ist der der Vereine, die mit Argusaugen über "ihre" Spieler wachen. Mir fehlt ein wenig die Sicht der Spieler, die ich hier als Spielervater ergänzen möchte. Es gibt viele Gründe, einen Wechsel anzustreben. Zum einen sportliche Gründe. Das kann die höhere Spielklasse ein, aber auch z.B. Perspektive, öfter eingesetzt zu werden oder aber vielleicht eine andere Position als im Heimatverein zu spielen. Zum anderen gibt es auch persönliche Gründe wie z.B. mangelnde Sympathie zum/vom Trainer. All das sind legitime Wechselgründe aus meiner Sicht. Die Wechsel sind schon heute durch die Sperren und Ausbildungsvergütungen sehr erschwert, da noch draufsatteln zu wollen, halte ich für komplett verfehlt.


    Stattdessen sollten sich die Verein bewusst werden, dass sie im Wettbewerb um die Spieler stehen. Ich stelle mal die These auf, dass ein gut geführter Verein mit sportlich ausgewogenem Konzept und kompetenten Trainern sicher mehr Zulauf aus Abgänge hat. Einige Irrläufer wird es immer geben, aber das muss man in Kauf nehmen.


    Was ich aber in allen Fällen für ganz wichtig halte: Beide Seiten sollten fair miteinander umgehen, d.h. Wechsel sollten immer im Sommer stattfinden und frühzeitig angekündigt sein. Dass (wie oben berichtet wird) Spieler bis zum letzten Tag nicht Bescheid sagen, ist ein Unding. Andererseits ist es genauso ein Unding, dass Vereine nicht schon im April/Mai Bescheid sagen, was sie mit dem Spieler vorhaben und wie es mit der Mannschaft überhaupt weiter geht (Trainer, Spielklasse usw.). Nur wenn beide Seiten wissen, worauf sie sich einlassen, können sie überhaupt vernünftig planen.


    Grüße
    Oliver

  • @raicoon


    Dieses Thema hat in den vergangenen Jahren immer wieder die Gemüter hier im Forum erregt. Warum und wann sollte man wechseln! Darüber gibt es so viele Einzelfälle und noch mehr Meinungen.


    Festzuhalten bleibt jedoch aufgrund der deutschen Vereinsstruktur, dass fast immer das Risiko der Nachwuchsspieler trägt. Zwar mag es zunächst noch ein Unterschied sein, ob ein Talent von einem höher spielenden Verein gescoutet und geholt wurde oder ob sich, wie in der Vielzahl der Fälle Talente zum Probetraining anmelden, aber sobald der Wettkampf startet, wird in den obersten Ligen die Leistung als Maßstab für die Mannschaftsaufstellung eingesetzt. Diese Merkmale mögen von Trainer zu Trainer abweichend sein, orientieren sich jedoch fast immer als kurzfristigen Saisonzielen und nicht nach der Ausbildung.


    Im Thema: "was machen die Niederländer anders" findet man einige abweichende Merkmale. So teilen sich bei unserem Nachbarn mehrere Vereine die Kosten und den Aufwand für die Talentausbildung. Nun wird vermutlich beim ein oder anderen die Antwort vor dem geistigen Auge erscheinen: "gibts doch bei uns mit den JSG, JFG, SG usw. auch" Ja, aber hier geht es vornehmlich darum, dass man sich zusammenschließt, weil die kleineren Vereine nicht mehr durchgängig Jugendmannschaften stellen können, man jedoch für jede Altersgruppe ein Angebot machen möchte.


    Bei der Förderung auf Leistungsniveau müssen andere Maßstäbe gefunden werden. Zwar orientieren sich beide Systeme am Geld, jedoch gibt es Unterschied bei der Verteilung des Risikos! Während sich bei uns die Höhe der Fluktuation in den obersten Ligen nach dem Spielerangebot und Nachfrage richten, gibt es dort je Altersgruppe unterschiedliche Entscheidungsmaßstäbe. Im unteren Jugendbereich beläßt man die Kinder in den Heimatvereinen und beobachtet ihre Entwicklung, indem man sie regelmäßig zu Fördermaßnahmen einlädt. Erst ab der C-Jugend wird ein Radius (ca. 70 km Luftlinie) um das durch mehrere Vereine gebildete Förderzentrum gezogen. Von dort werden die Kinder zum Training und den Spielen mit eigenen Fahrzeugen abgeholt. Ab der B-Jugend wird der Radius größer gezogen und ab der A-Jugend müssen sich die Jugendlichen gegenüber der internationalen Konkurrenz beweisen. Zwar scheint dieses System es auf den ersten Bild eine Stufenpyramide zu sein, jedoch gibt es innerhalb der Altersgruppe feinere Unterstufen. Während hier ein Reservespieler zwecks Sammlung von Spielerfahrungen mal in eine tiefer spielende Mannschaft geschickt wird, aber ansonsten in der höheren Mannschaft trainiert, kann es dort sein, dass aufgrund der Leistungsunterschiede von 2 Gleichaltrigen B-Jugendlichen aus dem älteren Jahrgang der Eine in der B 2 (jüngerer Jahrgang) und der Andere in der A 1 (älterer Jahrgang) spielt. D.h. man paßt die Herausforderung dem aktuellen Leistungsniveau an. Aber nicht von Spiel zu Spiel, sondern über einen längeren Zeitraum und entscheidet danach gemeinsam darüber, ob der Nachwuchskicker im gleichen, einem höheren oder einem niedrigeren Niveau spielen sollte. Hierzulande kocht jeder Trainer sein eigenes Süppchen, weil auch er seine eigenen Vorgaben von den Vereinsverantwortlichen erhält. Dort formulieren die Verantwortlichen der Vereine im Team je jeweiligen Ziele für die Trainergruppe (nicht für den Einzelnen)!


    Der Hauptgrund, warum in deutschen Vereinen die Verantwortlichen mit dem nervösen Daumen rauf oder runter zeigen liegt darin begründet, dass hier nicht die Synergien von gemeinsamen Zielen mit anderen Vereinen erkannt werden, sondern noch wie vor 50 Jahren rationale Gedanken weit hinter dem Vereinwappen verschwinden.


    Solange es hierzulande nur die Möglichkeit des Vereinswechsels gibt, wäre es von Vorteil, ein paar Veränderungen einzuführen:


    1. Vereinbarung einer Probezeit bis zur Entscheidung
    Statt sich sofort bzw. nach dem Probetraining entscheiden zu müssen, sollte es eine Probezeit geben, in der sich beide Partner (Spieler, neuer Verein) beschnuppern können. In dieser Zeit können gegenseitige Versprechungen überprüft werden. Im Rahmen der Probezeit sollte es Trainingseinheiten, wie auch Testspiele und Turniere geben. Denn, wenn es beiden Parteien ernst ist, dann sollte dieser zeitweilig erhöhte Aufwand O.K. sein. Im Falle eines Irrtums bleibt es beim Alten. D.h. das Kind, der Jugendliche bleibt im Verein.


    2. Neutrale Beratungsstelle
    Ein etwaiger Vereinswechsel ist fast immer auch mit sonstigen Veränderungen des Alltags verbunden. Das soziale Familienumfeld, Schule und Ausbildung müssen mit der neuen sportlichen Herausforderung in Einklang gebracht werden. Das ist deshalb besonders wichtig, weil der Fussball in den allermeisten Fällen später nicht zum Beruf wird, bzw. auch danach eine sinnvolle Perspektive notwendig ist. Die Berater sollten sich gegenüber den Vereinen jeweils neutral verhalten. Nur so können die Vereine ihre sportlichen Ziele planen und relisieren.


    3. Rücknahme von Sperre und "Ausbildungsentschädigung"
    Sperre und das Druckmittel der Ausbildungsentschädigung haben schon in der Vergangenheit vorhandende Probleme eher verschlimmert, als sie lösen zu können. Sie passen auch überhaupt nicht mehr in das Zeitalter des wachsenen Freizeitangebots. Vereine sollten sich vielmehr intenser als bisher mit ihrer Nachwuchsabteilung beschäftigen. Denn nur so durch Reformierung sowie Trennung von alten Zöpfen (dazu zähle ich auch Sperre und Ausbildungsentschädigung) kann man seinen Verein auf Dauer sichern.


    Es sei denn, Schalke und der BVB machen eine gemeinsame Fussballakademie auf. Dann haben wir die Wappen als großen Sack für gegenseitige Vorurteile abgelegt und können uns dem puren Fussballvergnügen widmen!

  • Klar Don Quijote, gibt natürlich auch Gründe für einen Vereinswechsel, die du auch darlegst, wobei es für mich vorrangig die deutlich höhere Spielklasse, deutlich mehr Einsatzzeit oder ein absolut schlechtes Verhältnis mit Trainer/Mannschaft sind. Das mit der Position sehe ich als Rotationsliebhaber eher wenig.



    Was mich halt stört sind diese Wechsel von einer Kreisligamannschaft in eine andere oder auf die Ersatzbank von höherklassigen. Ich meine, kein Trainer dort wird sagen "Übrigens plane ich mit dir auf der Bank", die wollen ja auch ihre potentiellen Bankspieler bei Laune halten.
    Das sind dann die Spieler, die aus einem 15er Kader in einen 20er Kader reinwechseln - schlussendlich als neue Nummer 18. Da wird Verbandsligaquali B1 versprochen und am Ende spielen sie A2 Kreisliga gegen ihre alten Kameraden - und verlieren das dann auch noch. Bei der B1 dürfen sie dann auf die Bank, wenn 4 Spieler ausfallen.
    Ist meistens so passiert wie oben beschrieben; Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

  • Ich glaube gerade wenn man langfristiger mit einer Mannschaft zu tun hat, kann es helfen, immer wieder zu klar zu machen, dass man nicht grundsätzlich etwas gegen Wechsel hat und die Spieler dahingehend zu begleiten. Wir haben frühzeitig mit den besten Spielern und deren Eltern darüber gesprochen, dass irgendwann Anfragen kommen werden und sprechen auch bei jeder Anfrage dann wieder mit den Spielern darüber. Teil der ursprünglichen Ansagen war dabei, dass wir gerne schnell über Anfragen informiert würden, eben um den Spielern und Eltern unsere Einschätzung geben zu können und weil wir es als faires Verhalten ansehen. In zwei Fällen haben wir bislang auch schon Kontakte zu anderen Vereinen hergestellt, um Spieler dorthin zu vermitteln. Wenn man so verfährt kann es vielleicht klappen, dass man in dieser Hinsicht eine gewisse Glaubwürdigkeit bei Spielern bekommt und diese dann etwas darauf geben, wenn man sagt, dass ein Wechsel in einem bestimmten Fall nicht sinnvoll ist. Grundlage ist aber natürlich, dass man dann auch versucht, so neutral zu sein und im Sinne des Spielers zu denken, wie das in der Position als Trainer möglich ist.

  • @fakEuer Verhalten finde ich absolut vorbildlich! Leider findet man das viel zu selten, bzw. ich selbst habe noch keinen Verein erlebt, der das so umsetzt. Daher nochmal: Ganz großen Respekt!


    Grüße
    Oliver

    Naja, wir haben das so als grundlegende Haltung, die ich schon auch sehr gut finde. Ich kann das aber hier natürlich in der Kürze nur so in Grundzügen darstellen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir es dann wirklich so gut umsetzen. Denn ich weiß ja nicht, ob ein Spieler nicht vielleicht doch besser gewechselt wäre und ob ich es wirklich schaffe, das neutral zu beurteilen. Aber wir versuchen es zumindest. Und diese Haltung geht aber vielleicht auch nur dann wirklich, wenn man insgesamt ganz gut aufgestellt ist. Wenn es darum geht, ob man überhaupt noch irgendwie eine Mannschaft gestellt bekommt oder dass einem regelmäßig viele Spieler abgeworben werden, dann ist es wahrscheinlich nochmal schwerer, zu Wechseln eine halbwegs neutrale Haltung einzunehmen.

  • Schon der bloße Willen, sich überhaupt in den Spieler hineinversetzen zu wollen, ist positiv! Die allermeisten Trainer überlegen eher aus dem Blickwinkel "was passiert mit meiner Mannschaft". Da wäre man als Spieler/Elternteil sehr froh schon über eine halbwegs neutrale Beratung. Zumal die Trainer als Insider ja oft mehr Infos über die beteiligten Mannschaften und ihre Kollegen haben.


    Grüße
    Oliver

  • Dem schließe ich mich an.


    Auch den Ausführungen von @TW-Trainer, wobei ich selbst noch keine Idee habe, durch welche Personen die neutralen Beratungsstellen besetzt werden sollten und wie dort sichergestellt werden kann, dass diese wirklich neutral bleiben.


    Das Argument, dass dem Verein Ausbildungskosten entstanden sind, - für Trainer usw.für Trainer usw., zählt für mich nur dort, wo Trainer auch bezahlt werden und alle Kosten ( Einnahmen und Ausgaben ) für alle Spieler einzeln aufgeschlüsselt und nachgewiesen werden können. Dazu zählen auch Einnahmen durch Sponsoren, die auch als Einnahmen zählen und nicht nur der ersten Herrenmannschaft zustehen..., auch wenn sie überwiegend dorthin fließen.
    Vorausgesetzt, hier würde tatsächlich auf den Cent genau nachgewiesen werden, dass der betreffende wechselwillige Spieler einen Verlust von X Euro verursacht hat, würde ich an stelle der Eltern fragen, warum mir geringere Ausbildungskosten vorgegaukelt wurden. Warum wurden je Monat nur 5 - € Beitrag genommen, obwohl die Ausbildung angeblich viel mehr gekostet hat ? Und wie kann dieser Verein noch existieren, wo er doch nach eigener Rechnung jedes Jahr rote Zahlen schreiben muss ?


    Es gibt viele Gründe, für einen Vereinswechsel. Ich kann als Trainer jederzeit meine Meinung sagen und damit auch, solange es gewünscht ist, beratend tätig werden. Mehr steht mir aber nicht zu, und das ist gut so, da ich auch nie neutral bin und nur meine Sicht darstellen kann. Die ( vielleicht auch falschen ) Entscheidungen haben Spieler und Eltern zu treffen.
    Die Kinder gehören uns nicht. Für sie verantwortlich und damit alleinige Entscheidungsträger sind ihre Eltern. Wie fair Vereine miteinander umgehen, ist wiederum ihre Angelegenheit und darf nicht auf dem Rücken von Kindern und Eltern ausgetragen werden.