Wie wichtig ist die Förderung und Sichtung von Talenten überhaupt

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  • Ich frage mich derzeit ein wenig, wie wichtig die Förderung und Sichtung von Talenten für den Verein...als Trainer...als Elternteil...für den Spieler...wirklich ist.


    Ist die Frage nach Aufstieg....der ständige Blick nach oben - statt im Hier und Jetzt den sportlichen Wettkampf anzunehmen nicht viel wichtiger als das ständige Streben nach den Sternen?


    Sind die Sterne überhaupt erstrebenswert?


    Birgt dieser Griff/Weg nach den selbigen nicht oftmals die Gefahr....gravierende Fehler zu machen?


    Wäre der Verzicht darauf...ein Umdenken im Wissen um die Dinge...nicht der bessere Weg....weil man doch -bei ehrlichster Betrachtung...eher unprofessionell ist und doch oftmals ...bei super ehrlichster selbstkritischer Betrachtung...nur auf eigene Schulterklopfer aus ist ("ich war der Trainer des heutigen Spielers, welcher Profi wurde usw.....und hier auch die Erinnerung an Themen wie...-Nehmen wir uns als Trainer nicht oft zu wichtig- ...und auch...wie hoch ist der Anteil des Trainers tatsächlich an der FUSSBALLERISCHEN Entwicklung eines Spielers überhaupt usw.).


    Wieviele "Talente" greifen gepuscht von Trainern und Eltern und Verantwortlichen ... nach den Sternen....um später tief zu fallen? Lohnt sich das wirklich?


    WAS könnte jeder Einzelne von uns dafür tun, dass es anders wäre und wer würde diesen Schritt gern denken und tun und warum?...willst du zukünftig so denken/es so tun...oder gar darauf verzichten.... :?::whistling:

  • naja, es gibt ja diejenigen, die sich für "talentiert" halten, warum auch immer
    und diejenigen, die es wirklich sind.


    natürlich hat man als trainer nach ein paar jahren raus, wie der hase läuft und "könnte" vor enttäuschungen warnen.
    machen ja auch die meisten, aus verschiedenen beweggründen
    (gute jungs halten für das eigene team und/oder weil es nicht ausreicht, ganz selten eher wg. des mgl. frustfaktors)


    ich bin da indifferent unterwegs: natürlich rate ich dem "gehypten" durch die blume ab um frust zu vermeiden.
    aber ich würde mich auch freuen, wenn einer der jungs es bei einem richtig guten verein packen würde.
    hier würde ich offen mit ihm über mgl. folgen sprechen, ihm aber dennoch mut machen.
    ich weiss, wie schwer dann der weg zurück ist, die meisten schämen sich dann, aber ich würde ihm den weg offen halten.


    letztlich muss jeder junge oder mädchen in beratung mit trainer und eltern den weg gehen, den er möchte.
    so soll das auch sein. hinterher bedauert man das, so wie die verpasste gelegenheit ein musikinstrument in jungen jahren zu lernen,
    was dann nie cool ist und nervt, später aber der bringer sein kann...

  • zu diesem Thema fällt mir folgende Begebenheit ein:


    Meine Tochter hat an einem Fussballcamp teilgenommen, zum zweiten Mal bei unserem Ortsverein. Am Ende des Camps nahm der Trainer sie als Beispiel dafür, wie gut die Arbeit der Vereine sei.


    Beim letzten Mal sei der Ball noch nicht ihr Freund gewesen und jetzt hätte sie sich richtig weiterentwickelt. Das sei ein Verdienst der Jugendtrainer.


    Ich fand das witzig, wird sie doch so gar nicht gefördert und gelobt :rolleyes:

  • Zitat Andre:

    .wie hoch ist der Anteil des Trainers tatsächlich an der FUSSBALLERISCHEN Entwicklung eines Spielers überhaupt usw.).

    Ich halte einen guten Trainer schon für sehr wichtig und seinen Anteil an der fußballerischen Entwicklung eines Kindes für nicht unbedeutend bei der Förderung von Talenten. Es gibt zum Beispiel im Breitensport genügend Beispiele, wo ein bestimmter Trainer einen Jahrgang über einige Jahre trainiert und dort ein grösserer anteil Kinder später an NLZ oder zu leistungsorientierten Vereinen wechselt. Genau diese Trainer schaffen das gleiche wieder mit dem nächsten von ihnen trainierten Jahrgang, den sie von G oder F aufbauen. Und zwar mit Kindern aus dem üblichen Einzugsbereich ihres Vereins und nicht mit selektierten Kindern. Im selben Verein fallen demgegenüber aber die anderen Jahrgänge, die von anderen Trainern trainiert werden, jeweils ab.
    Demgegenüber kann auch die mögliche Karriere eines Talentes, wenn es an den falschen Trainer gerät, beendet sein oder einen scharfen Knick erfahren.


    Ob eine solche (leistungssportliche )Karriere erstrebenswert ist, kann man meiner Meinung nach nicht pauschal sondern jeweils nur im Einzelfall beurteilen.
    Ich persönlich habe meine Kinder so erzogen, wie ich es selbst auch gehalten habe. Gehe ich eine Sache an, dann mit maximalem Einsatz und entsprechenden Zielen, wohlwissend dass es nicht nur an mir selbst liegen wird, ob ich sie erreichen werde. Ich bin aber der Meinung, wenn man sich keine hohen Ziele steckt, wird man am Ende nicht einmal Mittelmaß erreichen.
    Falsch wäre es für mich nur, wenn man den Kindern dabei vermitteln würde, dass das alleinige Lebensglück nur im unbedingten erreichen dieser Ziele liegt und sie ihr Lebensglück nicht auch auf vielerlei andere Weise erreichen können.


    Wer jedoch als Trainer oder Elternschaft meint, er würde über die mögliche Karriere eines Kindes entscheiden, liegt falsch. Die Kinder entscheiden zuerst einmal selbst darüber, sofern sie überhaupt die "Karrierechance" haben, zu der noch viele andere Dinge zusammenkommen müssen, die weder Trainer noch Eltern noch Kind allein beeinflussen können.
    Uns als Eltern und Trainern obliegt es nur, ihnen nach bestem Wissen und Gewissen begleitend zur Seite zu stehen und ihnen Förderung zukommen zu lassen, solange sie dies wünschen und es möglich ist.

  • Das ist ein sehr weit gefächertes Thema, Andre. Unser Verein versucht da ja auch mit zu schwimmen, man bekommt auch mit, dass es einige Vereine im Kreis gibt, die von höheren Sphären träumen und irgendwie versuchen, höherklassig zu spielen -- das scheint schon ein Ziel zu sein, das viele Trainer und andere Verantwortliche antreibt. Es ist ja auch grundsätzlich gar nichts dagegen zu sagen, aber ich erlebe hier halt auch, wozu das dann häufig führt, und da schüttele ich im besten Fall mit dem Kopf.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Zitat Betreuer 72:

    Am Ende des Camps nahm der Trainer sie als Beispiel dafür, wie gut die Arbeit der Vereine sei.


    Beim letzten Mal sei der Ball noch nicht ihr Freund gewesen und jetzt hätte sie sich richtig weiterentwickelt. Das sei ein Verdienst der Jugendtrainer.

    Das musste er vielleicht sagen, damit die anderen Trainer nicht gar so schlecht aussehen und er wieder einmal ein Camp in dem Verein abhalten darf. :thumbup:


    Ich kenne auch Beispiele, wo der entsprechende Jugendtrainer überhaupt nichts zur Förderung beigetragen hat und das Kind es mehr oder weniger zuerst einmal dem Engagement seiner Eltern zu verdanken hat, die ihm eine entsprechende Förderung außerhalb des Vereinstrainings ermöglicht haben.

  • Wieviele "Talente" greifen gepuscht von Trainern und Eltern und Verantwortlichen ... nach den Sternen....um später tief zu fallen? Lohnt sich das wirklich?


    Andre


    Nein, dann lohnt es sich nicht! Denn wenn der Antrieb für`s Hobby durch eigene Neugier in extremer Weise durch Erwachsene gestört wird, weil Spaß durch Leistungsdruck ersetzt wird, dann ist ein Scheitern fast schon vorprogrammiert!
    Unterstützung ist jedoch durchaus nützlich und auch erwünscht, wenn das Talent an einer Stelle nicht weiterkommt.


    Schmunzeln mußte ich bei deiner Anmerkung über Trainer, die ihren Erfolg über Spieler defininieren, die den Weg in den Profibereich geschafft haben. Wenn, dann machen es die Talente, ihre Trainer sind allenfalls Steigbügelhalter. Wenn allerdings eine besondere Häufigkeit zwischen sehr erfolgreichen Spielern und Trainer auftritt, dann lohnt es sich durchaus, sich näher mit dessen Trainingsmethoden zu beschäftigen, um selbst daraus etwas zu lernen. Dennoch ist der Fussball ständig in Bewegung, erfindet sich neu für den, der das Gras wachsen hört.


    Ja, träumen muß erlaubt sein! Wer die Bodenhaftung verliert, der kann jedoch sehr tief fallen. Es bedarf also eines positiven Realismuses, die im Laufe der Zeit entstehenden Hindernisse bestmöglich zu überwinden, statt sich aus der Bahn werfen zu lassen. Dabei spielt das soziale Umfeld eine wesentliche Rolle, denn Talent allein reicht gar nicht aus, um bis nach ganz oben zu gelangen.


    Ob das, was am Ende dabei herauskommt, dann ein Griff nach den Sternen ist, hängt vom Blickwinkel des jeweiligen Betrachters ab. Wer gibt schon zu, in seiner Jugend ein schlechter Spieler mit einem miesen Charakter gewesen zu sein :thumbup: ? So hat doch ein jeder ein gewisses Talent oder?

  • Andre


    Eine grundsätzlich Frage hätte ich:


    Ab welchem Alter kann man denn überhaupt von sicher erkennbarem Talent eines Kindes reden und eben nicht nur von vergleichsweise gut entwickelten Kindern? Und meinst Du jetzt wirklich den Umgang mit den wenigen Talenten in diesem engeren Sinne (das dürfte ja nicht sooooo viele Kinder betreffen) oder geht es Dir grundsätzlich um den Umgang mit Kindern, die altersentsprechend weiter entwickelt sind oder besser sportlich veranlagt sind als andere Kinder?

  • oder geht es Dir grundsätzlich um den Umgang mit Kindern, die altersentsprechend weiter entwickelt sind oder besser sportlich veranlagt sind als andere Kinder?


    Genau :thumbup:

  • holzi


    Erst, wenn es das Talent geschafft hat, sich im Profifussball zu etablieren. Aber hinterher weiß es ja sowieso jeder!


    Vorher kann man lediglich von einer bestimmten Wahrscheinlichkeit sprechen. Je früher eine Erfolgsprognose erstellt wird, je geringer die Trefferquote. Hin und wieder hört man von "Wundertalenten". Doch auch die können ihren Vereinen keine Garantie geben, das sie später den höchsten Erwartungen entsprechen werden.


    Mal ein Beispiel: Zwei gleichaltrige Talente spielen in der U 16 Nationalmannschaft. Der Eine kann sich später nicht in einer Regionalligamannschaft tablieren. Der Andere wird Profi und Nationalspieler. Zum Zeitpunkt der Teilnahme an der U 16 Nationalmannschaft wurden dem Spieler, der sich später nicht in der 4. Liga etablieren konnte, eine höhere Erfolgsprognose ausgestellt.


    Wenn man keine Garantie bekommt, lohnt sich dann der Aufwand? In einer frühen Phase wird den Talenten und ihren Eltern bereits gesagt, dass es nahezu unwahrscheinlich ist, trotz günstiger Anlagen später einmal in der 1. Mannschaft zu spielen. Trotzdem wird geträumt und manche überhören derlei Hinweise auch gerne.


    Wenn es aber wie "6 Richtig im Lotto" ist, es bis nach ganz oben zu schafffen, dann lohnt es sich durchaus, nicht nur das Ziel, sondern auch den Entwicklungsweg als besondere Herausforderung zu verstehen. Wenn jedoch viele Andere das gleiche Ziel haben, jedoch es nur sehr Wenige erreichen können, dann sollte auch der Weg eine Chance zu einer würdigen Bewertung bekommen. D.h. es gibt gar keinen Grund betrübt zu sein, wenn das Talent später in der Liga spielt, die sich für ihn als die Beste heraus gestellt hat.

  • Bei uns ist es schon so, dass alle Kinder, die das Zeug dazu haben, zur Sichtung des Kreisstützpunktes geschickt werden, und die allerbesten auch zur NLZ-Sichtung.
    Aber bei uns ist es auch so, dass wir ein riesiges Einzugsgebiet haben, die Konkurenten wachsen erst langsam, demnach können wir unsere Besten abgeben, es bleiben aber noch gute Fußballer, die ausreichen um die Großfeldmannschaften in den Bezirksligen zu halten.
    Außerdem kommen viele der Spieler, die es beim NLZ nicht geschafft haben später wieder zurück zum Verein und haben eine große Entwicklung genommen. Das sieht man einfach an der Gedankenschnelligkeit, die wissen in der Sekunde, wo der Ball auf sie zurollt schon genau, was sie damit anstellen wollen.


    Ich denke schon, dass der Trainer auch mitverantwortlich ist für die Entwicklung der Kinder, aber da haben auch viel mehr Faktoren Einfluß, bspw. auch der Schulsportunterricht(Bewegungserfahrungen!!) und die sonstige Freizeitgestaltung des Kindes.

  • d-rose1


    Welches Zeug meinst du denn?


    Ich denke mal, man sollte unterscheiden, ob ein Kind von euphorisierten Väter/Trainern irgendwo hingeschickt wird oder ob es von professionellen Scouts für ausreichend talentiert gesehen wird.


    Den allermeisten Vater (Trainer fehlt die Vergleichsmöglichkeit. Denn nur weil ihr Talent im Heimatverein viele Tore schießt, muß das nicht auch auf höherem Niveau so sein.


    Dann gibt es da noch das Talentscouting. Meist startet man im Radius von 50 - 70 km um den Verein und weitet sein Sichtungsterrain für die älteren Jahrgänge weiter aus. Ab der A-Jugend stehen die wenigen aufgenommenen Talente, die sich in den wiederkehrenden Selektionen behaupten konnten, der internationalen Konkurrenz gegenüber. Wenn man sich vor Augen hält, dass sich dort jährlich schon die Besten Talente aus zig-Tausenden von Talenten messen, dann wird ersichtlich, warum es so schwierig ist, so sehr für eine seriöse Erfolgsprognose zu erstellen.


    Deshalb ist es wichtig ein Talent immer in Relation zum gegenwärtigen, wie zum gewünschten Anforderungsprofil zu sehen. Die Bandbreite dafür ist riesig! Ein Jugendnationalspieler hat keine Garantie für eine spätere Profikarriere (Namen möchte ich nicht nennen) und ein Senioren-Bezirksligaspieler (darf man ruhig sagen: z.B. Miro Klose) kann noch Profi und sogar Nationalspieler werden. Diese Breite wird jedoch in vielen Analysen nicht abgebildet, weshalb der Eindruck erweckt wird, das man nur mit einer möglichst früh und intensiv ansetzenden Leistungsförderung den Weg nach ganz oben schaffen kann.
    (Auf dem Schulsektor hat man ja wenigstens die Erfahrung wirken lassen, dass man allen (oder zumindest den meisten) die gleichen Bildungsschancen geben sollte. Davon sind wir beim Fussball aufgrund der vielen selbsternannten Experten, die das Zeug zu einer objektiven Leistungsbeurteilung mit der Muttermilch bekommen haben, noch sehr weit entfernt.)


    Meist wird der "Lebenswandel" eines Talents als Hinderungsgrund angegeben, was jedoch nicht immer auch der Wahrheit entspricht. Denn sie genügt auch als Ausrede, wenn es sportlich nicht mehr gelangt hat.


    Leider wird auch heute noch von einem Automatismus ausgegangen, nach der bei entsprechenden Talenten ein Zwang zur Förderung abgeleitet wird. Statt zu warten, bis es das Talent selbst will (was individuell sehr unterschiedlich ist) handelt man streng nach dem Prinzip: dann zwingen wir dich eben zu deinem Glück. Aber wie nachhaltig ist eine Leistung, die nicht freiwillig erbracht wird und wie groß das Risiko, bei nächstmöglicher Gelegenheit aussteigen zu wollen.


    An dieser Stelle regen sich immer einige Gemüter auf, die ihr eigenes Handeln gern auch legitimiert wissen wollen. Ich habe für mich irgendwann erkannt, dass es besser ist, in einer angstfreien Athmosphäre zu agieren, weil es sich für die Talente wie für mich leichter lernt und dadurch der Entwicklungsweg an Bedeutung gewinnt. Zwar durfte auch ich mich schon über eine Reihe von Profis, darunter Nationalspieler freuen, jedoch wird die klassische Methode (mit Leistungsdruck) ebenso viele Talente fördern. Allerdings ist es mir nicht egal, wie man sich verabschiedet, weshalb ich den Kontakt auch noch später pflege. Denn für mich ist es der Mensch, nicht das Talent zum Fussballspielen, was den eigentlichen Wert ausmacht. Einige haben es nicht auf dem ersten, manche erst auf den zweiten und Andere brauchten eine Reihe von Anläufen. Sie schon früh abzuschreiben, wäre fatal gewesen. Solange sie sich nicht aufgeben, gebe auch nicht niemanden auf. Da bin ich halt sehr pingelig, nervig! Denn die Leistungsschwankungen sind normal, vertragen sich jedoch nicht mit der wiederkehrenden Selektion.
    Da jedoch immer Andere zu richten haben, werde auch ich beurteilt. (Ich meine jetzt nicht die User, die mit ihrem Halbwissen prahlen.) Deshalb entscheidet man auch nur anhand einer messbaren Erfolgsqoute. Meine persönliche Messlatte ist jedoch weitaus größer und weicht punktuell ab. In der Analyse kommt heraus, dass nicht ich, sondern lediglich meine Funktion nachhaltige Bedeutung hat.Ich würde es jedem Kollegen sofort gönnen meinen Platz einzunehmen, wenn er es denn besser machen kann.


    Ich denke mal, Andre hat durchaus ein Thema aus anderer Sicht gestellt, das es sich lohnt, auch einmal aus anderer als der üblichen Sicht zu betrachten.

  • Bei allem Respekt. Dieser Beitrag ist mal wieder so populistisch, dass könnten Axel Springer und co nicht besser.
    So krass, dass ich ihn kommentieren werde.
    Da ich mir sehr sicher bin, dass du nicht einfältig bist, muss man dir ja Absicht unterstellen. Dein Motiv scheint in diesem Beitrag im Subtext erkennbar. Es passt auch dazu, dass du jegliche Aussagen zu deiner Vita (ohne genauen Verein oder Region, sondern nur Tätigkeit in welcher „Art“ Verein zurück hältst.)
    Wie schon bei anderen Themen (und auch von anderen Usern angemerkt !!!) hast du eine Meinung und „argumentierst“ dann. Dabei stellst du Dinge verzerrt dar, verschweigst Fakten, ignorierst aufgedeckte Widersprüche oder Gegenargumente, in letzter Konsequenz beendest du die Diskussion einseitig, mit einen mehr als „diskutablen“ Fazit der Diskussion.
    Eine seriöse zielführende, anregende Auseinandersetzung zu einem Thema – egal zu welchem Thema – geht aber einen anderen Weg.
    Man sucht Pro und Contra Argumente, tauscht diese aus, diskutiert diese dann gewichtet man diese und erst dann bildet man sich eine Meinung.




    Den allermeisten Vater (Trainer fehlt die Vergleichsmöglichkeit. Denn nur weil ihr Talent im Heimatverein viele Tore schießt, muß das nicht auch auf höherem Niveau so sein.


    Da stimme ich dir zu.

    Dann gibt es da noch das Talentscouting. Meist startet man im Radius von 50 - 70 km um den Verein und weitet sein Sichtungsterrain für die älteren Jahrgänge weiter aus. Ab der A-Jugend stehen die wenigen aufgenommenen Talente, die sich in den wiederkehrenden Selektionen behaupten konnten, der internationalen Konkurrenz gegenüber. Wenn man sich vor Augen hält, dass sich dort jährlich schon die Besten Talente aus zig-Tausenden von Talenten messen, dann wird ersichtlich, warum es so schwierig ist, so sehr für eine seriöse Erfolgsprognose zu erstellen.


    Das die Luft nach oben immer dünner wird, ist doch unstrittig. Das ist überall so, in jeder Sportart, in jedem Berufsfeld. Es gibt eben „oben“ nur eine begrenzte Zahl an Plätzen.
    Die wenigsten Fussballspieler werden Nationalspieler.
    Die wenigsten Turner werden Olympioniken.
    Die wenigsten Abiturienten, werden Professor.
    Die wenigsten CDU oder SPD Mitglieder ziehen in den Bundestag ein.
    Etc.


    Deshalb ist es wichtig ein Talent immer in Relation zum gegenwärtigen, wie zum gewünschten Anforderungsprofil zu sehen. Die Bandbreite dafür ist riesig! Ein Jugendnationalspieler hat keine Garantie für eine spätere Profikarriere (Namen möchte ich nicht nennen) und ein Senioren-Bezirksligaspieler (darf man ruhig sagen: z.B. Miro Klose) kann noch Profi und sogar Nationalspieler werden. Diese Breite wird jedoch in vielen Analysen nicht abgebildet, weshalb der Eindruck erweckt wird, das man nur mit einer möglichst früh und intensiv ansetzenden Leistungsförderung den Weg nach ganz oben schaffen kann.


    Du hättest noch Hans-Peter Briegel nennen können.
    Denn genau, wie Klose hat der es als „Quereinsteiger“ zum Nationalspieler geschafft.
    ABER, das ist in beiden Fällen ewig her. In beiden Fällen weit vor der signifikanten Änderung der Jugendspielerausbildung in Deutschland.
    Bringe doch mal aktuelle Beispiele?
    Die gibt es nämlich nahezu gar nicht. Nahezu jeder Bundesligaspieler, erst Recht Nationalspieler, hat schon frühzeitig bei einem guten Verein gespielt, hat mit selektierten Mitspielern agiert.Wenn nicht im NLZ, dann wenigstens in einem höherklasig spielenden Amateurverein. (zB Schürrle bei Ludwigsburg, die überregional in der Jugend spielen).
    Es mag Ausnahmen geben und die wird es wohl auch immer mal wieder geben. Wohl aber eher in wenig besiedelten Gebieten.
    Und einen Spieler, der wie Klose mit 22 Jahren aus dem Nichts auftaucht, gab es seit 10 Jahren wohl gar nicht mehr in der Bundeliga. Da kommt mal einer aus der Regional- oder Oberliga, aber ich kenne kein Beispiel für deine These.
    Nenne doch mal 2-3 Namen aus den letzten 10 Jahren?
    (Auf dem Schulsektor hat man ja wenigstens die Erfahrung wirken lassen, dass man allen (oder zumindest den meisten) die gleichen Bildungsschancen geben sollte. Davon sind wir beim Fussball aufgrund der vielen selbsternannten Experten, die das Zeug zu einer objektiven Leistungsbeurteilung mit der Muttermilch bekommen haben, noch sehr weit entfernt.)[/quote]

    Leider wird auch heute noch von einem Automatismus ausgegangen, nach der bei entsprechenden Talenten ein Zwang zur Förderung abgeleitet wird. Statt zu warten, bis es das Talent selbst will (was individuell sehr unterschiedlich ist) handelt man streng nach dem Prinzip: dann zwingen wir dich eben zu deinem Glück. Aber wie nachhaltig ist eine Leistung, die nicht freiwillig erbracht wird und wie groß das Risiko, bei nächstmöglicher Gelegenheit aussteigen zu wollen.


    Kein Spieler wird gezwungen in ein NLZ zu wechseln. Schon gar nicht, vom NLZ. („Eiskunstlaufeltern“ gibt es, die ihr Kind zu den Sichtungen des Vereins karren. Das geht auch nur in den jüngsten Altersklassen.) Deshalb sollte man differenzieren zwischen Spielern die von sich (den Eltern) aus auf das NLZ zu gegangen sind und den Spielern, auf die das NLZ zu gegangen ist.
    Recht hast du damit, dass es nicht bringt und wenig zielführend ist, wenn das Kind nur extrinsisch motiviert ist. In diesem Fall wird es sich nicht gut entwickeln und der Weg raus aus dem NLZ ist zwangsläufig.
    Aber das ist doch dann für alle Seiten, vor allem für das Kind, das beste, oder siehst du das anders?
    (Ich hatte 2 mal ein kind, dem diese Motivation abging, obwohl er sonst alle Talentkriterien voll erfüllt. Ja, ich habe beide dann „aussortiert“. Und – auch wenn du mir das nicht glaubst – die grüßen mich immer noch, reden sogar mit mir und kicken auf höherem Freizeitniveau. So schlimm )


    Aber die allermeisten sind intrinsisch motiviert.


    An dieser Stelle regen sich immer einige Gemüter auf, die ihr eigenes Handeln gern auch legitimiert wissen wollen. Ich habe für mich irgendwann erkannt, dass es besser ist, in einer angstfreien Athmosphäre zu agieren, weil es sich für die Talente wie für mich leichter lernt und dadurch der Entwicklungsweg an Bedeutung gewinnt.


    1) Du unterstellst mir (NLZ-Trainer), dass meine Spieler Atmosphäre der Angst agieren. Ich behaupte das Gegenteil und finde solch eine pauschale Unterstellung weder zielführend noch redlich.
    2) Hast du selbst den Weg aus dem NLZ gewählt (so du denn wirklich mal Teil davon warst) oder musstest du gehen? Zweites würde die Motivation deines Auftretens im Forum erklären. Wobei ich auch dann widersprüchlich finde, wenn du dich derartig hier auslässt, wo du doch selbst behauptest (was ich auch finde), dass man sein persönliches Wohl und seinen Selbstwert nicht von der Zugehörigkeit in einem NLZ abhängig machen sollte.


    Zwar durfte auch ich mich schon über eine Reihe von Profis, darunter Nationalspieler freuen, jedoch wird die klassische Methode (mit Leistungsdruck) ebenso viele Talente fördern. Allerdings ist es mir nicht egal, wie man sich verabschiedet, weshalb ich den Kontakt auch noch später pflege. Denn für mich ist es der Mensch, nicht das Talent zum Fussballspielen, was den eigentlichen Wert ausmacht.


    Selbst Unterstellung. Es muss kein Widerspruch sein, zwischen Förderung des Talentes und dem „Menschsehen“.
    Jedes Mal, wenn ich einen Spieler aussortiert habe, verlief das fair. Und auch in anderen Vereinen verläuft das mit Sicherheit idR fair. Das enttäuschte Eltern damit nicht umgehen können (im Gegensatz zu den Kindern, die nach einer kurzen Enttäuschung meist sehr gut damit klarkommen, ganz sicher, wenn die Eltern dies können.) steht auf einem anderen Blatt.


    Und ja, die meisten der „Ausselektierten Spieler“ reden noch gerne mit mir, wenn man aufeinander trifft, bei Spiel oder Turnier.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill


  • Einige haben es nicht auf dem ersten, manche erst auf den zweiten und Andere brauchten eine Reihe von Anläufen. Sie schon früh abzuschreiben, wäre fatal gewesen. Solange sie sich nicht aufgeben, gebe auch nicht niemanden auf. Da bin ich halt sehr pingelig, nervig! Denn die Leistungsschwankungen sind normal, vertragen sich jedoch nicht mit der wiederkehrenden Selektion.
    Da jedoch immer Andere zu richten haben, werde auch ich beurteilt. (Ich meine jetzt nicht die User, die mit ihrem Halbwissen prahlen.) Deshalb entscheidet man auch nur anhand einer messbaren Erfolgsqoute. Meine persönliche Messlatte ist jedoch weitaus größer und weicht punktuell ab. In der Analyse kommt heraus, dass nicht ich, sondern lediglich meine Funktion nachhaltige Bedeutung hat.Ich würde es jedem Kollegen sofort gönnen meinen Platz einzunehmen, wenn er es denn besser machen kann.


    Ja, einige schaffen es über den zweiten Bildungsweg. Sie nehmen den Umweg vom BVB nach Essen, und dann wieder zu Schalke oä.
    Wo ist also das Problem? Es gibt genügend Beispiele, dass Kinder und Jugendliche auch mit Mißerfolgen umgehen können. In Schule (sitzenbleiben) oder Sport (Selektion).
    Entscheidend dafür ist aber vor allem das Elternhaus, also wie dieses gemeinsam mit dem Kind damit umgeht.


    Und zu Halbwissen:
    Ich habe schon einige sogenannten „Fakten“ von die als nicht richtig bewiesen.
    Deshalb ist es schon irritierend, gar unredlich von dir, dass pauschal Kritikern deiner Meinung zu unterstellen. Und das eben ohne bei diesen Widersprüche zu finde.
    Ich betone nochmal, dass ich an einem sachlichen Austausch immer interessiert bin.
    Das beinhaltet den Austausch von Argumenten, Pro UND Contra und der Diskussion über eben diese.
    Dann kann jeder für sich diese vorhandenen Argumente selbst gewichten und sich eine Meinung bilden. Die kann dadurch auch unterschiedlich sein, das ist völlig legitim und logisch.
    Aber dem Diskussionspartner die Legitimation für seine Meinung zu entziehen, Argumente unter den Tisch fallen zu lassen bzw. nur Argumente zuzulassen, die die eigene schon vorhandene Meinung stützen ist unredlich und einer Diskussion nicht dienlich.
    Da unterstelle ich mal, dass es eben nicht um eine ergebnisoffene Diskussion geht, sondern populistische Meinungsmache Ziel der Beiträge ist.




    Abscließend will ich nochmal festhalten, dass auch ich nicht alles und jeden im NLZ für richtig und gut halte.
    Gerade bei einer individuellen Betrachtung/Entscheidung.


    Aber diese pauschale, populistische Hetzte gegen die Arbeit aller NLZs, kann bei ergebnissoffener Betrachtung einfach nicht aufrecht gehalten werden.
    Wenn man dann noch den Vergelich zu anderen ländern heranzieht, und eben nicht mit Halbwahrheiten aus anderen ländern "rgukentiert", dann schon mal gar nicht.


    Aber nur ein ehrlicher, auch gerne kritischer Umgang mit echten Fakten und Argumenten kann dazu beitragen, DInge zu verbessern, zu optimieren und vor allem in jedem individuellen Fall eine möglichst gute Entscheidung zu treffen.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

    Einmal editiert, zuletzt von Sir Alex ()

  • TW-Trainer:
    Ich denke dabei an die Kinder, die
    a) recht schnell sind(Geschwindigkeitstests sind ja immer mit dabei)
    b) koordinativ schon etwas weiter sind
    c) Interesse am Fußball zeigen(das sind die meisten, ist aber auch ein wichtiger Punkt)


    Ich selber glaube nicht an angeborenes Talent oder ähnliches, es gibt günstigere und ungünstigere Vorraussetzungen(Gene..), aber viele andere Faktoren kommen erst nach der Geburt ins Spiel...

  • Eine seriöse zielführende, anregende Auseinandersetzung zu einem Thema ? egal zu welchem Thema ? geht aber einen anderen Weg.
    Man sucht Pro und Contra Argumente, tauscht diese aus, diskutiert diese dann gewichtet man diese und erst dann bildet man sich eine Meinung.


    Jeder der sich einbringt hat eine unterschiedliche Geschichte. Derjenige mit viel Erfahrung und die Anderen und auch käme es noch darauf an, wo er seine Erfahrung gemacht hat (Liga, größe des Vereins, Altersgruppe...z.B.). Derjenige mit viel Erfahrung wird ...bei guten Erfolgen (was Erfolg hier auch immer bedeutet)....das in alten Tagen so gemacht haben, wie du meinst/forderst. Umgekehrt wird es auch z.B. alte Hasen mit Erfolg geben, die niemandem zuhörten und einfach stur ihr Ding durchzogen. Andere hätten da den "Erfolg" nur gehindert. Deswegen bin ich der Meinung -irgendwie of topic-.....dass es vollkommen ok ist, wenn man hier bei bestimmten Themen nicht mehr offen für das Ergebnis ist, sondern seine in diesen Fällen feste Meinung mitteilt und auch versucht, andere davon zu überzeugen....wer dazu die Lust und Nerven hat. Das macht es doch so lebendig. Ich denke, das genau das dieses Forum am Leben erhielt. Sicherlich mag das bei dem einen oder anderen Teilnehmer hier - vor allem denen die noch offen in ihrer Meinung sind - stellenweise anstrengend und auch anmaßend ankommen, andererseits gibts in jeder Gruppe die, die Anführer sind oder sein werden. Hier dürfte das themenbedingt auch so sein, weil -wie eingangs beschrieben- einige von uns mehr Ahnung haben. Weiss man als lesender um die Dinge, kann man genau dieses Einsicht doch im Hinterkopf halten und ggf. seinen Einwand posten. Ich finde das ok von TW...genau so wie er es macht.

  • Zum Thema zurück


    Für mich wäre die Frage interessant, wie ein LZ denn überhaupt entsteht. Wer sind denn die Initiatoren? Wer steckt dahinter?


    Wieso gibt es soviele Fördermöglichkeiten (Stützpunkt/DFB....Kreisauswahl/Kreis....Jugendfördervereine/DFB.....LZ`s/?).


    Zudem mein Eindruck, dass dort oben auf Grund mancher persönlicher Einstellung von Trainern abseits ihres LZ-Konzeptes/Philosopie....dort genauso -und zwar über lange Zeiträume unkontrolliert- ein Staat im Staat von DIESEN Trainern gelebt wird....wie da unten im Breitensport es garantiert oftmals so stattfindet. Jeder macht was er will...lebt seine Meinung...seine Tagesform usw..


    WAS schützt z.B. den Spieler im LZ gegen eine falsche Meinung seines Trainers...gegen die miese Tagesform seines Trainers...WAS?


    Genau das wäre es, was mir signalisieren könnte, dass da oben wirklich menschlich kompetent statt ausbeuterisch gehandelt wird. Kann dazu mal jemand als Insider etwas faktisch zu sagen?

  • Sir Alex, ich glaube gerne, dass "es" bei Euch im NLZ ganz gut läuft, dann hat, glaube ich, auch TW-Trainer kein so großes Problem mit dem System. Es gibt sicher noch genügend Themen, über die man sich Gedanken machen kann und auch sollte, aber die unerfreulichen und für eine zu große Zahl an Kindern und Jugendlichen schädlichen Auswüchse des Leistungsdenkens dürfte es bei den Kids, die direkt mit dir zu tun haben, nicht geben. Ich verstehe auch, dass du Anstoß an der groben Verallgemeinerung von TW-Trainer nimmst, aber reine Hirngespinste sind seine Beobachtungen ja wiederum auch nicht. Ich möchte in diesem Zusammenhang auf den Thread von ElPannaking zum Interview mit Frank Wormuth verweisen, in dem Dirk Coerverfan einige interessante und kritische Fragen stellt. Auch im Interview selbst kann man dann nachlesen, dass der Chef-Ausbilder der deutschen Fußballtrainer sich des hohen Leistungsdrucks, der im Jugendfußball, und da dürfte seine Aufmerksamkeit den NLZ und DFB-Stützpunkten gelten, sehr wohl bewusst ist und ihn als eher schädlich einstuft. Ich zitiere aus dem Interview:

    Zitat von http://www.spielsatzundtor.de/2015/04/16/unsere-trainerausbildung-ist-auf-einem-sehr-hohen-niveau/

    SSUT: Sie haben sich auch einmal kritisch zum Leistungsdruck, der bereits im Jugendfußball anfängt, geäußert und auch da ein Umdenken gefordert. Wie genau müsste dieses Umdenken aussehen?
    F.W.: Ich habe da aus eigener Erfahrung gesprochen, weil ich mitbekomme, welchen Druck meine beiden Söhne bereits im Jugendfußball erleben. Die Schule nimmt immer mehr Zeit weg, die Freizeit wird geringer und die Lust am Sport – egal, ob Fußball, Handball oder was auch immer – nimmt ab. Das ist eine gefährliche Entwicklung, an der aber auch wir Trainer nicht ganz unschuldig sind. Wir haben viele hauptamtliche Jugendtrainer in den Nachwuchsleistungszentren, die den ganzen Tag nichts anderes machen als Fußball. Und auch die bekommen Leistungsdruck von Verbänden oder Vereinen, die neben einer guten fußballerischen Ausbildung natürlich auch Titel im Jugendbereich einfordern. Diesen Druck geben viele Trainer an die Jugendlichen weiter. Letztlich wird an diesen jungen Spielern dann von allen Seiten gezogen: von Seiten der Trainer, von Seiten der Lehrer und leider auch von Seiten der Eltern. Das ist ein Teufelskreis, den wir durchbrechen müssen. Wir müssen es schaffen, das Tempo zu drosseln, dabei aber unsere hohe Qualität im Jugendfußball nicht zu verlieren.


    Es bleibt also festzustellen, dass das deutsche Fördersystem beileibe noch nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann. In deinem NLZ und einigen anderen läuft es gut. Ich selbst habe aber auch einige NLZ-Mannschaften und -Trainer erlebt, bei denen es mir sehr schwer fällt, diese Lorbeeren zu übertragen. TW-Trainer mag es mit der Vehemenz der Warnungen bisweilen etwas übertreiben oder eine gar zu grobe Keule schwingen, aber mahnende Zeigefinger finde ich ob der ansonsten und im Mainstream viel deutlicher vernehmbaren Lobhudelei gegenüber dem deutschen Fördersystemen und den NLZ und Stützpunkten durchaus nützlich.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Für mich wäre die Frage interessant, wie ein LZ denn überhaupt entsteht. Wer sind denn die Initiatoren? Wer steckt dahinter?


    Das ist doch aber bekannt, oder? Soweit ich weiß, sind Vereine der ersten bis dritten Liga von der DFL dazu verpflichtet, NLZ zu betreiben und diese regelmäßig zertifizieren zu lassen. Die Initiative dazu ging damals vom DFB aus, als es auf die WM 2006 zuging und war eine Folge des Schocks des Verbands über die nach 1996 äußerst unzufriedenstellenden Leistungen der Nationalmannschaft. Damals wurde erkannt, dass andere Länder, damals maßgeblich Frankreich, eine Jugendförderung etabliert hatten und mit den daraus hervor gehenden Mannschaften die DFB-Auswahl buchstäblich und immer wieder alt aussehen ließen.


    Nun ist aber "Nachwuchsleistungszentrum" ein generischer Begriff, den die DFL nicht für sich beanspruchen kann, weshalb es, so zumindest mein Stand, grundsätzlich jedem Verein möglich wäre, ein solches zu gründen. Das hat dann mit den DFL-NLZen aber nichts zu tun.


    Wieso gibt es soviele Fördermöglichkeiten (Stützpunkt/DFB....Kreisauswahl/Kreis....Jugendfördervereine/DFB.....LZ`s/?).


    Nun, die DFB-Stützpunkte hat der DFB eingerichtet, um die Möglichkeit zu haben, talentierte Spieler, die, aus welchen Gründen auch immer, den Weg zum NLZ nicht finden, dennoch finden zu können. Mit den Stützpunkten geht der DFB in die Fläche, er deckt mit ihnen letztlich das gesamte Bundesgebiet ab, während sich die NLZ ja nur dort befinden, wo es Bundesligisten gibt. Es geht da aber mehr darum, ganz seltene Perlen zu finden. Wenn diese gefunden werden, dürfte ihr Weg recht schnell vom Stützpunkt weg und ins NLZ gehen. Ich vermute, dass praktisch alle Spieler, die bis zum Ende der C-Jugend am DFB-Stützpunkt trainieren, nicht den Weg in die höchsten Spielklassen finden werden. Sie sind gut, ja, aber es gibt halt sowohl an ihrem Stützpunkt selbst als auch an den 365 anderen mehrere Tausend Spieler ihres Jahrgangs, die ebenso gut sind.


    Und so sieht es mit den Kreisauswahlen ja auch aus. SIe gab es schon vor der Reform des Jugendfördersystems, und sie bleiben im Bereich der E-Jugend auch bestehen. Bei uns werden sämtliche Kreisauswahlspieler zur Sichtung für den Stützpunkt eingeladen, es gibt da im Prinzip also schon eine gewisse Entsprechung, wobei grundsätzlich jeder Verein alle Spieler, die er für geeignet hält, zur Stützpunktsichtung schicken kann. Bei der Kreiswauswahl scheint mir der Gedanke des Messens mit anderen Kreisen noch mehr im Vordergrund zu stehen als die Förderung der Spieler durch Zusatztraining, wie es auf dem Stützpunkt ja eher der Fall ist bzw. sein sollte.


    Jugendfördervereine sind schließlich Gebilde, die mehrere Vereine gemeinsam ins Leben rufen können, um ihre gemeinsamen talentierteren Spieler zusammen trainieren und spielen lassen zu können, naturgemäß dann in einer höheren Spielklasse als sie die einzelnen Mannschaften der an der JFV partizipierenden Vereine erreichen (und halten) könnten. Das soll diesen Spielern die Möglichkeit geben, höherklassig zu spielen, ohne ihren Heimatverein verlassen zu müssen. Spieler einer JFV können durchaus am DFB-Stützpunkt sein, das dürfte sogar nicht mal selten durchaus so sein sollen. Ein NLZ ist ein JFV aber nicht, und ich gehe davon aus, dass der DFB es auch bevorzugen würde, wenn ein Spieler, der das Zeug dazu hat, eine JFV verlässt, wenn er sich einem NLZ anschließen kann.


    Was deine übrigen Fragen anbelangt fand ich das Interview mit Frank Wormuth, das ich oben genannt habe, recht interessant, wenn auch leider natürlich viel zu kurz.

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