Viele Eltern und sicher auch einige Trainer sagen oft, dass ein (ihr) Kind "Talent" hat.
Was meinen sie damit und wie wichtig ist "Talent" überhaupt?
Meine Erfahrung aus anderen Bereichen ist, dass Spielstärke/Leistung sehr stark von der Erfahrung abhängt, wobei diese wiederum (in unserer Gesellschaft zum Glück) von der Motivation abhängt. D.h. wenn ein Kind Spaß am Fussball hat, spielt es viel, und wenn es viel spielt, wird es besser. Gewisse körperliche Voraussetzungen spielen beim Sport natürlich auch eine Rolle, aber 1-2 Jahre mehr Vereinserfahrung machen mehr aus als ein paar cm oder kg.
Bei dieser "Erfahrung" ist natürlich auch wichtig, wie viel ein Kind außerhalb des Trainings spielt. Ein Kind, dass 1-2x die Woche 60 Minuten im Verein trainiert, hat natürlich weniger Erfahrung als eins, das (zusätzlich zum Vereinstraining) in jeder Schulpause mit den Freunden kickt, am Wochenende mit dem Papa auf den Bolzplatz geht und auch ansonsten jede freie Minute mit dem Ball verbringt (hier wären wir wieder bei Motivation).
Mein kleiner Sohn spielt inzwischen recht gut Fussball, aber ich würde nicht behaupten, dass das "Talent" ist. Er war schon immer ein motorisch veranlagtes Kind, und spielt einfach schon relativ lange und viel Fussball. Viele seiner Vereinskameraden sind erst in der ersten Klasse eingetreten, während er schon spielt, seit er 5 ist. Bei Vereinseintritt war er auch einer der schwächeren Spieler. Ich denke, es ist wichtig, dass den Kindern klar ist, wie viel Erfahrung, Training und Einsatz ausmachen, damit sie nicht denken "der ist besser und wird immer besser bleiben" oder "wenn ich talentiert wäre, würde ich von Anfang an besser spielen als die anderen".
Ist Talent nur Potential? Lernfähigkeit? Oder vorhandene "Bewegungserfahrung"? Oder schon aktuelle Leistung? Ab wann macht "Talent" einen Unterschied?
Wie soll man den Kindern "Talent" vermitteln? Meiner Meinung nach gibt es nur zwei Wege im Kifu: entweder Talent ist nicht wichtig, oder alle haben Talent. Zu sagen, ein Kind hat kein Talent, macht nur die Motivation kaputt und wird damit zur "self-fulfilling prophecy".