Systeme in der F-Jugend

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  • Ja, fak hat da schon eine gute Analyse erstellt. Für nicht wenige Trainerneulinge ist es einfach nur selbstverständlich, dass jedes Fußballtraining darauf abzielt, den Spielbetrieb ergebnistechnisch möglichst erfolgreich zu bestreiten, da wird dann teilweise bereits bei den Bambini, vielfach ab der F-Jugend, irgendwann muss ja schließlich der Ernst des Lebens beginnen und in die Schule gehen die Kinder ja inzwischen auch, einfach den Bayern und dem BVB nachgeeifert. Daneben gibt es aber auch viele Trainerneulinge, die das Gefühl haben, beweisen oder belegen zu müssen, dass sie ihre Sache gut machen. Und am naheliegendsten ist es da natürlich, wenn Spiele und Turniere gewonnen werden oder wenn das Spiel der Kinder schon möglichst bald ästhetisch befriedigend wirkt. Außerdem neigen Neulinge dazu, egal ob es jetzt Trainer oder Eltern sind, ihre Mannschaft und ihre Kinder mit anderen zu vergleichen: "Die junge F-Jugend des des FC Entenhausen spielt ja schon unheimlich abgeklärt, da läuft die Kugel ja wie an der Schnur gezogen und sie schießen ein ums andere Tor, während unsere Kinder noch herumlaufen wie ein Bienenschwarm und selbst die guten Spieler sich nur in Einzelaktionen verlieren." Vielleicht kommt das dem Einen oder Anderen hier auch bekannt vor. Wenn man es dann nicht besser weiß, so lässt man sich als Trainer davon natürlich beeindrucken, lässt daraufhin vor allem die stärkeren Spieler fast nur noch dort spielen, wo sie derzeit am besten zur Geltung kommen, und weist ihnen umfangreichere Spielzeiten zu als ihren Mannschaftskameraden. Wahrscheinlich forciert man sogar das Passen gegenüber dem Dribbling und dem offensiven 1:1, weil das ja das reifere Spiel ist. Um den hässlichen Schwarm einzudämmen und damit das Passspiel funktioniert, müssen auch unbedingt Positionen den Kindern zugewiesen und von ihnen eingehalten werden.


    Zunächst sieht das dann auch viel besser aus. Aber dieses Vorgehen rächt sich nach bereits wenigen Jahren, denn:

    • die mittelmäßigen und schwächeren Spieler haben den Anschluss verloren, sie haben an Selbstbewusstsein eingebüßt und hatten auch nur weniger Gelegenheit, ihre Fähigkeiten zu verbessern. Ihnen ist klar, dass sie 'nicht viel können.' Das Mannschaftsklima hat gelitten, sobald die Erfolge ausbleiben fängt es im Gebälk mächtig an zu knirschen. Viele der damals schwächeren Kinder und wahrscheinlich auch einige derjenigen aus dem Mittelfeld haben enttäuscht den Verein wieder verlassen.
    • In Sachen Ballbeherrschung sind mittlerweile einige Mannschaften an der eigenen vorbei gezogen, vielleicht nicht bei den vier oder fünf Spitzenspielern, aber bei dem Rest. Haben die eigenen Spieler nun nicht mehr so viel Platz und Zeit für die Ballannahme, weil die Gegner es mittlerweile verstehen, geschickter und resoluter zu verteidigen, so bricht die Herrlichkeit des vermeintlichen Passspiels in sich zusammen. Und da man nur selten das 1:1 praktiziert hat, werden die eigenen Spieler von den anderen auf dem sprichwörtlichen Bierdeckel ausgespielt.
    • Die Fixierung auf Positionen führt außerdem dazu, dass die eigenen Spieler praktisch überall auf dem Platz in Unterzahl sind, weil ihnen eingetrichtert wurde, ihre Position zu halten. Dadurch helfen sie einander auch nicht, schließlich sind sie ja nur für ihre Position zuständig.


    Sicher trifft das nicht auf alle Mannschaften da draußen zu, in vielen Gesprächen mit Kollegen und Eltern bin ich jedoch zu der Überzeugung gekommen, dass man unheimlich schnell in dieses Muster hinein rutschen kann. Ich vergleiche es ganz gerne mit der Dunklen Seite der Macht aus dem Krieg der Sterne, dessen ursprüngliche Trilogie meine Kindheit erheblich prägte. Dieser Weg wird von vielen als angenehmer empfunden, man stößt zunächst auf weniger Widerstand und erntet Erfolge und anerkennende Schulterklopfer. Das dicke Ende kommt aber später, wenn die Erfolge ausbleiben und die erfolgsverwöhnten stärkeren Spieler zu grüneren Weiden weiter ziehen. Vielleicht reicht es dann noch für eine schwache Kleinfeldmannschaft, aber wenn es dann in die D-Jugend geht, können einem bereits die die Spieler für eine eigene Mannschaft fehlen. Zwei Jahre später braucht man dann wieder mehr Spieler und die Zeit, in der das Drop-Out-Risiko von vielen für am höchsten gehalten wird, beginnt. Spätestens da dürfte dann Schluss sein. Man hat dann dem kurzfristigen Erfolg die Nachhaltigkeit und die langfristige Existenz der Mannschaft geopfert.


    Ich weiß, ich male den Teufel an die Wand, und Ihr habt Recht, so schlimm muss es nicht unbedingt kommen. Aber ich nenne bewusst den möglichen schlechten Ausgang der Geschichte, um alle Trainer dazu zu animieren, ihr Tun regelmäßig selbstkritisch zu reflektieren und stets das Wohl von Kindern und Mannschaft in den Vordergrund zu stellen. Dabei gilt es, die Interessen jedes einzelnen Kindes mit dem der Mannschaft möglichst gut in Einklang zu bringen. Ich warne auch in diesem Zusammenhang davor, der Versuchung zu erliegen, sich in die eigene Tasche zu lügen.


    Zum Schluss sei noch erwähnt, dass ich selbst diesen Prozess zu einem Teil durchlebt habe. Zum Glück hatte ich ganz gute Voraussetzungen und habe rechtzeitig, nicht zuletzt auch in diesem Forum, gemerkt, dass ich dabei war, auf den Holzweg zu geraten. Dadurch konnte ich noch das Ruder herumreißen und habe nur geringe Verluste hinnehmen müssen -- Verluste zumal, die mich, so denke ich heute, vermutlich ohnehin ereilt hätten.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Das dicke Ende kommt aber später, wenn die Erfolge ausbleiben und die erfolgsverwöhnten stärkeren Spieler zu grüneren Weiden weiter ziehen. Vielleicht reicht es dann noch für eine schwache Kleinfeldmannschaft, aber wenn es dann in die D-Jugend geht, können einem bereits die die Spieler für eine eigene Mannschaft fehlen. Zwei Jahre später braucht man dann wieder mehr Spieler und die Zeit, in der das Drop-Out-Risiko von vielen für am höchsten gehalten wird, beginnt. Spätestens da dürfte dann Schluss sein.


    Teufel an die Wand gemalt?


    Nein. das ist längst vielerorts Realität. Gerade auf dem Land sieht man das an den ständigen Spielgemeinschaften spätestens
    ab der C-Jugend.


    vergangenen Samstag: A-Jugendspiel - Bezirksliga
    die eine Mannschaft bestand aus 7 Vereinen, die andere aus 8 Vereinen, bei der einen gibt es keine A2, bei der anderen weiss ich es nicht.
    beide Mannschaften zusammen sollen später über 15 Mannschaften im aktiven Bereich bedienen.


    der Teufel kommt noch schlimmer.

  • Zunächst sieht das dann auch viel besser aus. Aber dieses Vorgehen rächt sich nach bereits wenigen Jahren, denn:
    die mittelmäßigen und schwächeren Spieler haben den Anschluss verloren, sie haben an Selbstbewusstsein eingebüßt und hatten auch nur weniger Gelegenheit, ihre Fähigkeiten zu verbessern. Ihnen ist klar, dass sie 'nicht viel können.' Das Mannschaftsklima hat gelitten, sobald die Erfolge ausbleiben fängt es im Gebälk mächtig an zu knirschen. Viele der damals schwächeren Kinder und wahrscheinlich auch einige derjenigen aus dem Mittelfeld haben enttäuscht den Verein wieder verlassen.
    In Sachen Ballbeherrschung sind mittlerweile einige Mannschaften an der eigenen vorbei gezogen, vielleicht nicht bei den vier oder fünf Spitzenspielern, aber bei dem Rest. Haben die eigenen Spieler nun nicht mehr so viel Platz und Zeit für die Ballannahme, weil die Gegner es mittlerweile verstehen, geschickter und resoluter zu verteidigen, so bricht die Herrlichkeit des vermeintlichen Passspiels in sich zusammen. Und da man nur selten das 1:1 praktiziert hat, werden die eigenen Spieler von den anderen auf dem sprichwörtlichen Bierdeckel ausgespielt.
    Die Fixierung auf Positionen führt außerdem dazu, dass die eigenen Spieler praktisch überall auf dem Platz in Unterzahl sind, weil ihnen eingetrichtert wurde, ihre Position zu halten. Dadurch helfen sie einander auch nicht, schließlich sind sie ja nur für ihre Position zuständig.

    Danke Danke Danke für diesen Beitrag :thumbup:

  • Auch ich möchte den Beitrag von tobn herausheben.



    Ich habe solche Entwicklungen bei Mannschften schon regelmäßig erlebt und in den letzten Jahren sogar verhersagen können.


    Da hat ein Verein eine wirklich gute (bzw. erfolgreiche Mannschaft), die aber ihre Erfolge über das Zusammenspiel erlangt. Es gibt nur 1-2 SPieler, die wirklich gut im 1gg1 sind, und so die Überzahl herstellen, damit dieses Zusammenspiel dann auch funktioniert.
    In der D-Jugend wird dann aber erstens ganz anders verteidigt und zweitens wechselt auch nicht selten der gute 1gg1 Spieler zu einem besseren Verein. Spätestens dann, wenn die Mannschaft nicht mehr so erfolgreich ist.
    Und dann sieht man, dass den anderen Spielern (mitunter nicht untalentiert, einfach nur "schlecht" ausgebildet) die 1gg1 Fähigkeit, Mut, Selbstvertrauen und Verantworung fehlt und die abwärtsspirale (bezogen auf die Ergebnisse) wird immer deutlicher. Und einem U12/13 Spieler Mut und 1gg1 Fähigkeiten beizubringen ist wesentlich schwerer und langwieriger, als einer D-Jugend das Zusammenspiel nahezubringen. Ganz besonders, wenn gewohnte Erfolge wegbleiben, im Gegensatz zu den 1gg1 Mannschften, die plötzlich Teams besiegen, gegen die sie jahrelang unterlegen waren.



    Aber die lllusion, dass man alle Eltern zur Einsicht bringt, wenn man, wie tobn das so klar kommuniziert, muss ich euch trotzdem nehmen. So einfach ist das (leider) nicht.


    Ich hatte mal einen Vater, dessen Jungen habe ich geholt. Vater selbst Kindertrainer. Vor der Saison stellte ich mein Konzept, mit besonderem Augenmerk auf diese Thematik, ausfürlich dar.
    Dieser Vater hatte kannte meine letzte Mannschaft hatte sie mehrfach gesehen und in den höchsten Tönen gelobt. AUch für ihr Zusammenspiel (das ich nicht trainiert habe, das kam quasi fast von alleine) Eine Mannschaft, die ich 3 Jahre hatte und 8zum ersten Mal) extrem nach dem 1gg1 anstatt Zusammenspiel vorgegangen bin. Er hatte also das Ergebnis vor Augen. Was soll ich sagen, nach einigen Monaten wollte er auch am liebsten Zusammenspiel, wie bei den Profis sehen und hat sich wahrscheinlich regelmäßig maßlos darüber aufgeregt, wenn ein Spieler den wesentlich besser pstierten Mitspieler übersehen hat und ins 1gg1 gegangen ist und dabei von mir keine Kritik bekam.


    Fazit:
    1gg1 vor Zusammenspiel ist in meinen Augen klar der bessere Weg.
    Der einfache Weg ist allerdings das Zusammenspiel.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

    Einmal editiert, zuletzt von Sir Alex ()

  • Es freut mich sehr, dass mein Beitrag auf so viel positive Resonanz stößt, vielen Dank, Leute.


    Du hast mit deiner Ergänzung natürlich Recht, Sir Alex, ich hatte gegen Ende des Beitrags ja auch angedeutet (oder zumindest den Versuch unternommen), dass es sein kann, dass man auch einzelne Spieler verlieren kann, wenn man sich weniger vom kurzfristigen Erfolg leiten lässt und stattdessen die Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellt, was nun mal ziemlich zwangsläufig bedingt, dass das Spiel anderer Mannschaften gerade für weniger erfahrene Zuschauer zunächst 'besser' aussieht und durchaus auch erfolgreicher ist. Man kann viel durch Überzeugungsarbeit erreichen, aber es wird immer mal wieder Einzelne geben, die es anders sehen -- auf die mutmaßlichen Gründe möchte ich jetzt gar nicht eingehen. Dein Hinweis ist aber sehr wertvoll, weil er Trainerneulingen deutlich macht, dass die Welt nicht zusammen bricht, wenn einen auch mal gute Spieler verlassen. Es ist sicher für keinen Trainer angenehm, wenn Spieler sich verabschieden, vor allem dann nicht, wenn sie es tun, weil sie oder ihre Eltern nicht zufrieden sind. Das sollte man auch als Anlass zur Selbstreflektion nehmen, und seine Ansichten und Methoden kritisch hinterfragen. Aber wenn man sich da weiterhin gut im Spiegel gegenüber treten kann, dann ist sowas kein Problem. Ich fand es übrigens, das als Anregung an die Eltern, die hier mit lesen, von einigen Eltern von Kindern, die unsere Mannschaft verließen, wenn sie sich kurz bei uns Trainern verabschiedeten. Zwei Mails bleiben mir da in besonders angenehmer Erinnerung. Eine war von den Eltern eines Mädchens, das so Ende der F1 oder Anfang E2 zu uns kam, und uns dann ca. ein Jahr später wieder verließ, weil ihr Klettern mehr Spaß machte. Ihre Eltern bedankten sich herzlich für die schöne Zeit und betonten, dass sie sich immer wohl gefühlt hätten, alles schön, aber Klettern ist halt interessanter. Die andere kam vom Papa eines Jungen, der die E-Jugend bei uns verbrachte und dann zum Wechsel des restlichen Teams in die D-Jugend in eine von seinem Jahrgang her passende E-Jugendmannschaft wechselte. Er bedankte sich ebenfalls herzlich und stellte sogar die Bedeutung hervor, die damals sein Trainer gehabt hatte.


    Das sind Dinge, die einen als Trainer nachhaltig motivieren, die einen wirklich freuen. Wenn ich daran denke, bekomme ich gerade feuchte Augen, ohne Mist.


    Ich fand es übrigens auch gut, dass der Papa des Spielers, der uns aufgrund Unzufriedenheit am Ende des ersten E-Jugendjahrs verließ, das Gespräch mit mir suchte, wir uns dann drei Stunden unterhielten, offen und freundlich. Er erklärte mir, warum es seinem Sohn bei uns nicht so viel Spaß macht wie woanders, ich konnte das nachvollziehen, hatte aber halt Gründe für mein Vorgehen, wir stellten also fest, dass wir da verschiedene Vorstellungen haben. Glücklicherweise konnte ich glaubhaft vermitteln, dass ich mich durch ihre Entscheidung zum Vereinswechsel nicht persönlich angegriffen fühle, dass mir nach wie vor am Wohlergehen ihres Sohnes gelegen ist, und dass wenn er sich in einer anderen Mannschaft wohler fühlt als bei uns, dann sei es vernünftig zu wechseln.


    Nach diesem Exkurs möchte ich noch kurz darauf kommen, was ich mit meinem Beitrag eigentlich bezweckte. Das war es nämlich, Trainerneulingen und Eltern, die mit ihren Kindern die Welt des Kinderfußballs kennen lernen, einen Blick über den zeitlichen Tellerrand zu ermöglichen, und das, was sie bei Turnieren und Spielen sehen, hoffentlich ein bisschen besser einschätzen zu können.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Tobn Toller Bericht und eine Mahnung an uns alle!


    Ich habe sicherlich auch den einen oder anderen von dir angesprochenen Fehler, manchmal leider mehr als einmal bereits begangen.


    Hinsichtlich des Ausgangsbericht oder Frage - System in einer F- Jugend habe ich jedoch eine andere Ansicht.


    Egal wie ich das Ding nenne, ob Grundgerüst, System oder welche anderen Begriffe hier verwendet wurden, ist es Teil der taktischen Ausbildung der Kinder. Die Umschreibungen die hier verwendet wurden, um nicht in den Verdacht zu geraten, taktische Ausbildung im KIFu zu betreiben sind schon abenteuerlich.
    Möchte nicht mehr alles nachlesen, daher nur sinngemäß. Ich habe ein Spielsystem aber das ist nicht wichtig.
    Also Kinder wir spielen so und so, aber ist mir eigentlich egal.
    Berechtigte Gegenfrage der Kinder, wenn sie sich trauen," Trainer warum machen wir es dann".


    Gerade die Intention die hinter dem gewählten System steht, ist dann der wirkliche wesentliche Aspekt.
    Der zeigt sich nach meiner Auffassung im wesentlichen in zwei Gegensätzen.


    kurzfristiger Erfolg vs. nachhaltige Ausbildung
    Zu früh werden Stürmer, Manndecker, usw. ausgebildet.
    Das 1-1 Manko gilt nicht nur in der Offensive, sondern häufig genauso im defensiven Bereich für die häufig sog. Stürmer. Positionsstarre und ein völlig falsches Positionsverständnis gilt es unbedingt zu vermeiden.


    kollektive Ausbildung vs. individuelle Ausbildung
    natürlich ist Fußball ein Mannschaftssport, aber das ist keine Ausrede dafür in den jungen Jahren, aber auch in den Folgejahren, zu früh nur auf eine mannschaftsdienliche Spielweise abzustellen.
    Problem es gibt bereits in diesem Alter Kinder die diese Rolle sehr gerne annehmen.


    Niemand, so hoffe ich, wird in diesem Alter ein Spielsystem mit der Taktiktafel erarbeiten. Aber insbesondere in einer älteren F- Jugend, sollten gewisse Grundlagen für ein Spielsystem gesetzt werden.
    Sicherlich nicht als Trainingsschwerpunkt, hier gibt es wie angesprochen grundlegendere und notwendigere Themenfelder.


    Aber eine kurze Frage zur Alternative!
    Rückwirkend Betrachtet haben sich in der F Jugend bei den mehr oder weniger planlosen Mannschaften immer die körperlich überlegenen Mannschaften durchgesetzt. In der Spielertraube und durch die langen Abschläge, die leider häufig als taktisches Mittel gewählt wurden, waren andere Spielertypen auf dem kleinen F Jugendfeld den körperlich bereits robusteren Gegenspieler meist unterlegen.
    Ein Spielsystem dient auch dazu, den Spielern den Raum zu schaffen eine erfolgsversprechende 1 gegen 1 Situation überhaupt herbei zu führen.
    Die bereits angesprochene Spielertraube hat dann auch nicht wirklich etwas mit einer ballorientierten Spielweise zu tuen.


    Nach meiner Ansicht zeigt es sich bereits im älteren E Jugendbereich (natürlich sind die meisten Defizite noch aufholbar), ob ein Spieler multipel ausgebildet wurde, nicht nur hinsichtlich seiner polisportiven Ausbildung, sondern auch hinsichtlich seines Spielverständnisses und hierzu gehören auch die Basics eines " taktischen" Spielsystems.

  • tobn


    Dein Beitrag 81 (auch die der anderen) werde ich mir ausdrucken und aufhängen.


    Ich und die Eltern befinden sich nach Ende der Hinrunde genau in dieser Situation. Dadurch das wir alle Spiele z.T. sehr hoch verloren haben, frage ich mich schon ob mein Weg der richtige war bzw. ist. Ich habe vorrangig grob gesagt Technik, Bewegung und Dribbling trainiert. Zum Ende der Hinrunde dann auch Grundetechniken des Passens dazu genommen.Ich habe gezeigt wie man die einzelnen Bewegungen (z.B. Passen mit Innenseite) ausführt und die Jungs sollten sich ausprobieren.


    Meine Spieler habe ich in der 3-3-Grundformation auf Feld gestellt und sie da auch ausprobieren lassen. Während des Spiels habe ich die Spieler auf verschiedene Positionen aufgestellt, mal auf einer wo sie eindeutig stärker waren und mal auf ihren schwächeren. Wir haben auch einige Kinder die ins Tor gehen wollen, somit konnten wir jede Halbzeit einen Torhüter wechseln.


    Ich habe wirklich tolle Eltern - muss auch mal eine Lanze brechen :thumbup: - die mir da in meiner Vorgehensweise auch vertrauen und mich unterstützen. Dennoch merkt man bei einigen natürlich auch diese Ergebnisorientierung. Und hier und da werde ich durch die Blume immer wieder darauf angesprochen. Ich argumentiere dann auch genauso wie du es in deinem Beitrag gemacht hast. Dennoch beschleicht mich oft das Gefühl, dass ich ja doch vielleicht ein bisschen mehr Ergebnisorientierter denken könnte. Das ist echt schwierig! Noch bin ich standhaft... :D


    Mein Appell an die Eltern:
    Sie sollen Geduld haben. Was wir in der F kennenlernen und üben wird sich erst Jahre später rentieren bzw. wird erst später sichtbar.


    Ich werde das auch auf unserer Weihnachtsfeier in meinem Rück- und Ausblick nochmal ansprechen und mich für ihre Geduld, trotz Zweifel, bedanken. Dann werde ich den einen oder anderen Satz aus diesem Thread zitieren...wenn ich darf?! ;)


    Gruß,
    sb

  • Ich habe wirklich tolle Eltern - muss auch mal eine Lanze brechen - die mir da in meiner Vorgehensweise auch vertrauen und mich unterstützen. Dennoch merkt man bei einigen natürlich auch diese Ergebnisorientierung. Und hier und da werde ich durch die Blume immer wieder darauf angesprochen. Ich argumentiere dann auch genauso wie du es in deinem Beitrag gemacht hast. Dennoch beschleicht mich oft das Gefühl, dass ich ja doch vielleicht ein bisschen mehr Ergebnisorientierter denken könnte. Das ist echt schwierig! Noch bin ich standhaft...


    Ich wünsche Dir weiter viel Kraft, und zwar auch und vor allem dann, wenn Erfolge kommen. Es beginnt mit "durch die Blume ansprechen" und wird dann immer deutlicher und offener. Ganz schwierig wird es dann, wenn durch die Anwendung von KiFu-Prinzipien Spiele verloren werden und wenn sich für Kinder/Eltern Alternativen in Form von Ergebnistrainern und -vereinen eröffnen. Aber irgend jemand hat es ja bereits geschrieben: möglicherweise hat man diese Abgänge sowieso. Und je mehr Trainer sagen, dass ihnen das im Interesse aller Kinder egal ist, umso besser.


    Beitrag 81 von tobn würde sich hervorragend als Einleitung für ein Vereinsnachwuchskonzept anbieten, sehr beeindruckend.

  • Ich versuche auch nach Kifu-Regeln auszubilden, dies geht natürlich zu lasten der Ergebnisse.


    Dennoch bekomme ich fast durchweg nur positive Rückmeldungen von den Eltern. Die größte Kritikerin bei verlorenen Spielen ist meine Frau, die gerne öfter im Sinne der Kinder gewinnen möchte ;)


    Der Jahrgang unter uns ist deutlich erfolgsorientierter. Die gewinnen deutlich mehr, jedoch scheint die Unzufriedenheit größer als bei uns. Zumindest wird mir dies von unseren Eltern zugetragen. Dort spielen größtenteils nur die Leistungsträger. Für die Schwächeren bleiben bei einem Kader von knapp 20 Kindern kaum Spielzeiten.


    Das bestärkt mich in meinem Handeln. Natürlich kann man es nicht allen recht machen und auch ich weiß, wo meine Schwachpunkte liegen. 8)

  • Ich werde mal eine These in den Raum.


    Um entsprechend tobns Gedankengang nachhaltig ausbilden zu können, benötigt man hin und wieder Erfolgserlebnisse für die Mannschaft, sprich Siege.


    Und zwar nicht, um das eigene Gewissen oder das eigene Trainerego zu stärken, sondern um Ruhe im Umfeld, bei Eltern und Spielern zu haben. Eben, damit man keine Nebenkriegsplätze hat und den Fokus vollumfänglich auf die Ausbildung legen kann.


    Dh nicht, dass man jedes Spiel gewinnen muss oder in der Tabelle oben stehen muss, aber wochenlang zu verlieren macht das ganze schwierig, da zwangsläufig Unruhe in der Elternschaft aufkommt, ganz gleich, wie gut man sein Konzept vermitteln konnte/kann.


    Es eignet sich deshalb ggfs. hin und wider den passenden Freundschaftsspielgegner einzuladen oder ein "schlecht" besetztes Turnier einzustreuen, wenn man sonst monatelang keinen Sieg erringen kann.




    Und nochmal, dass hat nichts mit ergebnisorientiertem Egotrainer zu tun.
    Aber gelegentliche Erfolgserlebnisse brauchen die Kinder und sind aus Trainersicht helfen sie auch bei der Elternachaft.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill


  • Wir haben das in der E-Jugend so gelöst, dass wir die Spielzeiten so gesteuert haben, dass gegen schlagbare Gegner die stärkeren Spieler etwas mehr Spielzeiten bekommen haben, was dann in anderen Spielen ausgeglichen wurde.

  • Ein Spielsystem dient auch dazu, den Spielern den Raum zu schaffen eine
    erfolgsversprechende 1 gegen 1 Situation überhaupt herbei zu führen.


    Die bereits angesprochene Spielertraube hat dann auch nicht wirklich etwas mit einer ballorientierten Spielweise zu tuen.

    Ein wichtiger Hinweis. Dazu zählt übrigens auch die oft verpönte Manndeckung. Durch die Manndeckung hat man zwangsläufig viele 1:1-Situationen und genau das ist gut für die Ausbildung. Ich sehe gerade bei vielen NLZ-Teams sehr starke Pärchenbildung, vermutlich aus Ergebnisgründen, aber nebenbei schult man auch extrem das Finitieren und den Defensivzweikampf. Das heisst jetzt nicht, dass ich Manndeckung befürworte oder mit aller Macht einfordere, aber "nah am Mann sein" im übergeordneten Kontext des ballorientierten Deckung ist kein verkehrter Ansatz.


    Oft sehe ich im Kinderfussball Spieler teilnahmslos im "luftleeren" Raum stehen, weil sie ja einer "Kette" angehören oder einer Seite zugeteilt sind. Das ist gruselig und nicht zu befürworten. Entweder schieben sie in Richtung Ball und helfen ihren Mitspielern oder orientieren sich an dem passenden Gegenspieler. In beiden Fällen ist die Wahrscheinlichkeit "etwas zu lernen" ungleich höher als den Raum nur zu bewachen.


    Sir Alex: Ein wichtiger Punkt, den ich hier im Thread auch schon angeschnitten habe. Erfolge erleichtern die Umsetzung vieler KiFu-Ziele.

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Um entsprechend tobns Gedankengang nachhaltig ausbilden zu können, benötigt man hin und wieder Erfolgserlebnisse für die Mannschaft, sprich Siege.


    Und zwar nicht, um das eigene Gewissen oder das eigene Trainerego zu stärken, sondern um Ruhe im Umfeld, bei Eltern und Spielern zu haben. Eben, damit man keine Nebenkriegsplätze hat und den Fokus vollumfänglich auf die Ausbildung legen kann.

    nichts motiviert mehr wie Erfolg, und nichts erleichtert die Arbeit mit Eltern mehr wie Erfolg.


    und wenn ich 3 mal hineinander verloren habe, such ich mir einen passenden Freundschaftsspielgegner.


    umgekehrt aber auch, denn zuviel Erfolge können auch negative Auswirkungen haben.


    Oder wie sagte meine Frau vor kurzem: Gewinnen wir, ist alles zufrieden, keine Eltern mosern, der Schiri war gut, die Spieler sind zufrieden und der Trainer hat alles richtig gemacht, und der Gegner wird freundlich behandelt, und ich habe besser gekocht.


    Wer es neben den Erfolgen dann noch erreicht, dass mit Niederlagen alle vernünftig umgehen können, der hat eindeutig weniger Probleme.

  • Wir haben das in der E-Jugend so gelöst, dass wir die Spielzeiten so gesteuert haben, dass gegen schlagbare Gegner die stärkeren Spieler etwas mehr Spielzeiten bekommen haben, was dann in anderen Spielen ausgeglichen wurde.

    Meine Meinung dazu ist, das die ""schwächeren" sich aber auch nicht richtig als dazugehörig fühlen müssen, denn wenn man gegen gute Gegner nicht ran darf, dann ist es nicht wirklich ein Zeichen von Vertrauen.

  • Meine Meinung dazu ist, das die ""schwächeren" sich aber auch nicht richtig als dazugehörig fühlen müssen, denn wenn man gegen gute Gegner nicht ran darf, dann ist es nicht wirklich ein Zeichen von Vertrauen.


    Den Satz verstehe ich so nicht, kannst du das nochmal erklären?

  • Hier ein hessisches Fragewort mit 3 Buchstaben Hää?
    Zuerst eine kleine Bemerkung, Onkel ich glaube du hast fak mißverstanden.
    Aber ich möchte nachfragen.
    Die stärkeren Spieler durften ihre Erfolgserlebnise haben und die schlechteren durften sich verhauen lassen.
    Ich hoffe ich habe dich auch mißverstanden?

  • Eigentlich nicht schwer zu verstehen.


    Wenn der Trainer bei "guten" Gegner nu seiner Top Spieler ran lässt, dann würde Ich mich als Spieler schon fragen, warum ich nicht mal gegen gute spielen darf, somit ist es ein Zeichen vom Trainer, das er den schwächeren nichts zu traut, und nur bei schwächeren Gegner spielen lässt.

  • Eigentlich nicht schwer zu verstehen.


    Wenn der Trainer bei "guten" Gegner nur seine Top Spieler ran lässt, dann würde Ich mich als Spieler schon fragen, warum ich nicht mal gegen gute spielen darf, somit ist es ein Zeichen vom Trainer, das er den schwächeren nichts zu traut, und nur bei schwächeren Gegner spielen lässt.

  • Hier ein hessisches Fragewort mit 3 Buchstaben Hää?
    Zuerst eine kleine Bemerkung, Onkel ich glaube du hast fak mißverstanden.
    Aber ich möchte nachfragen.
    Die stärkeren Spieler durften ihre Erfolgserlebnise haben und die schlechteren durften sich verhauen lassen.
    Ich hoffe ich habe dich auch mißverstanden?


    Wir haben kleine Spielgruppen gebildet, so dass jeder Spieler, der am Spieltag anwesend sein konnte, auch immer im Kader war. Am Spieltag hat dann auch immer jeder Spieler in ordentlichem Maße Spielzeiten bekommen, also keine 5-Minuten-Einsätze. Teilweise haben wir das dann so geregelt, dass gegen einen schlagbaren Gegner ein besserer Spieler eher 40 und ein schwächerer eher 25 gespielt hat, gegen einen stärkeren Gegner umgekehrt. Gewonnen und verloren haben alle gemeinsam, wir haben es damit aber auch so gesteuert, dass wir bei den 2 Spielen pro Runde, die wir mit unserer Vorgehensweise der gleichen Spielzeiten und gemischten Mannschaften gewinnen konnten, dann in der Regel auch gewonnen haben. Weil es eben auch Dinge erleichtert und den Kindern Spaß macht, auch mal zu gewinnen. Aber natürlich kann man der Ansicht sein, dass es noch korrekter gewesen wäre, nach dem Prinzip der Gleichbehandlung aller Spieler auf so etwas nicht zu achten. Das war aber dann für uns eben der Punkt, an dem wir uns auch mal in Richtung gewinnen orientiert haben, weil das auch mal dazu gehört, wenn möglich.