Die Krux mit der Fairness oder Gruppenkuscheln in den jungen Jahrgängen

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  • Ich bin auch für kindgerechtes Fußballtraining, Fair Play und Freude am Fußball.


    Nur im Gegensatz zum Verband bin ich eben nicht der Meinung, dass das, was unter FPL beim DFB subsummiert wird, in der Realität weiterhilft.


    Weiterhelfen würden ausreichend Schiedsrichter, den Umgang mit Niederlagen lehren, Kinder nach Niederlagen aufbauen, Siege ohne Häme für die Verlierer feiern. Verschleiern der Realität hilft auch den Kindern nicht.

  • Ich räume ein, Regel 3 war nicht umgesetzt. Aber das hatten die Veranstalter auch gar nicht vorgesehen, denn in der Mitte thronte der Zeitnehmertisch. Die Trainer hatten auf Ihren Bänken Platz zu nehmen.

    Du kaufst ein neues Auto: Es gibt drei Grundregeln: 1. Lasse ihn regelmäßig warten. 2. Betanke ihn immer mit dem richtigen Kraftstoff 3. Beachte die Regeln des Straßenverkehrs und der Physik. Du befolgst 1. und 3. ganz streng und lässt den freundlichen Tankwart um die Ecke statt Diesel Super Plus einfüllen. Was wäre Dein Fazit: "Die Sch****karre taugt nix!!"?


    Alle drei Regeln zur Durchführung des Spiels sind gleich wichtig. Wenn eine nicht eingehalten wird, ist die Gefahr groß, dass es nicht klappt.

    Den Ansatz, Ergebnisorientierung durch Nichtnennen eines Ergebnisses zu verhindern ist in etwa so, wie die Idee, durch Nichtmessen von Geschwindigkeiten im Strassenverkehr die Anzahl der Geschwindigkeitsüberschreitungen zu reduzieren.

    Sehe ich nicht so. Ich würde Spielen mit Tabellen im Kinderfußball vergleichen mit der einer Auszeichnung für den besten Autofahrer nach dem Kriterium, wer die Strecke Freiburg-Pforzheim in der kürzesten Zeit zurücklegt. Nicht jeder der Teilnehmer wäre automatisch ein Wahnsinniger, aber die Regeln des Wettbewerbs ermöglichen den Wahnsinn. An diesem Autofahrerwettbewerb möchte ich weder teilnehmen noch in der Nähe sein, wenn gerade der Teilnehmer unterwegs ist, der um jeden Preis gewinnen will. Du etwa?


    Das Einzelergebnis darf ja weiterhin erzielt werden. Am Spieltag sollen die Jungs und Mädels alles für den Sieg geben dürfen.


    Und am nächsten Spieltag geht alles wieder auf Null: Die Abwesenheit von Ergebnislisten und Tabellen führt dazu, das niemand in das Spiel mit dem falschen Ansatz geht wie: "Jetzt geht´s gegen den Tabellennachbarn, den müssen wir unbedingt schlagen". Oder: "Da kommt der Tabellenletzte, alles andere als ein deutlicher Sieg wäre eine Enttäuschung". Durch diese - teils unterschwelligen und gar nicht böse gemeinten - Erwartungshaltungen bringen Trainer und Zuschauer oft viel mehr Stress rein als es den Kindern beim Fußballspielen gut tut. Der Spaß des Augenblicks ist viel wichtiger als das Fazit am Saisonende in Form eines Tabellenplatzes.

  • also meine erfahrung mit meiner f jugend, sie wollen gewinnen, sie wollen auch einen schiedsrichter, allein schon weil sie das von den grossen so kennen und dahingehend es als benachteiligung empfinden wenn sie keinen schiedsrichter haben….
    ich nehme einfach immer einen b jugend spieler der sich aber zurückhält , trotzdem aber die regeln net vernachlässigt….


    rotation ist wichtig, alle die dabei sind spielen nahezu gleichlang und jeder spielt mal vorne mal hinten mal links mal rechts mal zentral…. will sagen sie lernen die verschiedenen perspektiven eines fussballspiels kennen…. was meiner meinung nach das wichtigste ist und von den meisten f jugend trainer vernachlässigt wird…. viele stellen ihren besten torschützen immer nur nach vorne und den besten verteidiger nach hinten aber selten lassen sie die rollen tauschen, was aber ein muss in dem alter ist, vor allem auch wichtig um die spielintelligenz zu fördern….

  • sie wollen auch einen schiedsrichter, allein schon weil sie das von den grossen so kennen und dahingehend es als benachteiligung empfinden wenn sie keinen schiedsrichter haben….

    Seit letzter Saison war mir eine Bambini Mannschaft anvertraut. Ich fasse zusammen: Mit Schiedsrichter ist es schöner! Das war meistens ein sehr erfahrener Mann, genauer gesagt, meist war er (weit) über 70 und nicht mehr allzugut auf den Beinen, und ob die immer die richtige Brille hatten; und alles gesehen haben, ... Aber das haben die Bambini nicht hinterfragt, war auch völlig wurscht. - Bei einem Pfiff wollten sie nur wissen, wie es denn weitergeht, - um dann aufs Tor zu stürmen und möglichst ein Tor zu schießen! (In unserem Bezirk gab es aber auch keine Mannschaft, die so krass ran gegangen wäre; (Fouls) - die Trainer in dieser Saison scheinen alle vernünftig zu sein.)


    Gewinnen wollen? - Vorallem, weil das von den Eltern so gelernt wurde. - ein Tor geschossen zu haben reicht aber auch vollkommen! - Beim Thema gewinnen im Fußball sehe ich die Problematik vorallem in den jüngeren Jahrgängen (aber längst nicht nur) nicht bei den Spielern, sondern bei den Eltern. Da kann man was erleben!


    Grüße, miho

  • Jonas1966


    Vielen Dank für die Erläuterung des Begriffs "Kuschelpädagogik"! Zu meiner Zeit glaubte man noch mit Disziplin einen Königswett für alles zu finden. Aber in Wahrheit wurden durch diese "Pädagogen-Disziplin" ledig vorhandene Probleme außerhalb des Schulgebäudes ausgetragen. Mobbing gegenüber Andersdenkenden und Andersaussehenden gab es damals auch.


    Die Regeln des Fair-Play-Fussballs stammen nicht vom DFB. Sie wurden von Ralf Klohr erdacht und im Achener Raum zunächst einige Zeit testweise ausprobiert. Der DFB stand seinen Ideen zunächst sehr kritisch gegenüber und vertrat ähnliche Ansichten wie Deine! Durch die Erfahrungen mit der Fairplayliga wurden jedoch diese Gedanken mehr und mehr zerstreut, sodass sich die Fairplayligen bis einschließlich der F-Jugend (inclusive Abschaffung der Veröffentlichung von Tabellen) mitlerweile in weiten Teilen Deutschlands durchgesetzt hat.


    Wenn du hier im Forum einmal unter der Rubrik: "Gibt den Kindern ihren Fussball zurück" surfst, wirst du weitere, umfangreiche Infos dazu finden.


    Ich hoffe, die Antworten hier im Forum haben deine Neugierde soweit wecken können, dass du für weitere Infos über dieses Thema sensibilisiert werden konntest?

  • Hat sich der Gedanke der Fair Play Liga durchgesetzt, oder wurde nur eine kostenfreie Idee aufoktruiert.
    Es gibt sicherlich sinnvollere Modellversuche. Diese würden jedoch bei den Vereinen Kosten verursachen.
    4 plus 1 gegen 4 plus 1 und eine weitere Mannschaft 4 plus 1 gegen 4 plus 1.
    Hierfür müssten der Ausrichter jedoch über vier Jugendtore verfügen.
    Wie von verschiedener Seite ( Wein)propagiert würden hierdurch die Kinder mehr Spielanteile bekommen und sich sicherlich schneller entwickeln.
    Dies ist nach meiner Auffassung KIFu.

  • Interessante Diskussion und genau das was Jonas 1966 hier anprangert, eventuell aus den falschen Motiven heraus, habe ich auch schon das ein oder andere Mal gedacht.


    Ich sehe es so:
    Fußball ist Fußball und muss es auch bleiben. Wir müssen aufpassen, dass wir den Sport nicht so weit verändern (Futsal ungleich Fußball), dass der eigentliche Fußball verloren geht. Fußball wird auf 2 Tore gespielt, nicht auf 4!
    Solche Regeln, wie das Herunterbrechen von 11:11 auf 9:9 und 7:7, ermöglicht es, unseren Kindern und Jugendlichen den Fußballsport so optimal erleben zu lassen, wie es ihr Entwicklungsstand zulässt ohne dabei die Sportart grundlegend zu verändern.
    Andere Regeln, wie sie nun durch die FairPlay Liga eingeführt werden, haben meiner Meinung nach nur den Sinn, die Normen, die eigentlich im Umgang mit Kindern selbstverständlich sein sollten, "künstlich" wiederherzustellen. Schön, wenn ihr euch an die Normen haltet, tausende andere tun dies nicht...


    Die Kinder im Bambini und F-Jugendalter verstehen die Tabellen sowieso nicht oder interessieren sich dafür gar nicht. Es sind die Erwachsenen, die diese fordern und danach ihren Umgang mit den Kindern ausrichten. Dem Erfolg und des eigenen Egos wegen!
    Die Gier nach Erfolg in den Kindern erweckt später, muss auch geweckt werden, weil...Fußball ein Wettkampf zwischen zwei Parteien mit Sieg, Niederlage oder Unentschieden ist...und das völlig normal ist...


    Ein Beispiel aus der Schule: Ab welcher Klasse gibt es bei euch Noten? In Hessen, glaube ich ab der 3.Klasse. Hier steckt, meiner Meinung nach, eine ähnliche Absicht dahinter...

    "Fussball ist kein Menschenrecht, aber ein Grundnahrungsmittel." Marcel Reif

    2 Mal editiert, zuletzt von Thomekz ()

  • Jonas
    Wenn ich das bisher richtig verstanden habe, gefallen Dir hauptsächlich zwei Dinge nicht. Spielen ohne Schiri und Nichtveröffentlichung von Ergebnissen.

    In meinem konkreten Fall war vielleicht die fehlende gemeinsame Coaching-Zone eine Ursache für die Schiedrichterball-Orgie.



    Coachingzone war also nicht. Auch aufgrund der räumlichen Gegebenheiten. Ist okay, aber dann reden wir hier nicht über die FPL. Da gehören alle drei Punkte dazu. Der Sinn ist ja Kommunikation der Trainer untereinander und nicht zwingend Foul oder nicht. Mal abgesehen davon, dass bei einem F-ling in der Mehrzahl noch mangelnde Differenzierungs- und Orientierungsfähigkeit zum Umrennen des Gegners führt. Das ist auch ein Freistoß, keine Frage. Aber "klarste Fouls" definiere ich anders. Ich hoffe Du auch. Wenn Du jetzt den Trainer neben Dir gehabt hättest und wärst im Gespräch auf taube Ohren gestoßen, wäre ich ganz bei Dir. Für die Unbelehrbaren hat auch die FPL keine Patentlösung parat. Den Anspruch hat sie aber auch gar nicht. Da kann aber besser der Initiator der Idee etwas zu sagen. Wird er sicher auch, wenn er die Zeit dazu hat und nicht wieder quer durch die Republik reist weil ihn ein Verband eingeladen hat um die FPL und ihren Grundgedanken vorzustellen. Und zwar alle drei Punkte ;)


    Auch wenn man 10 x sagt, das Ergebnis ist unwichtig und wir spielen hier, um zu lernen: die Lebenswirklichkeit ist auch in der F-Jugend eine andere.
    Alle wissen nach dem Spiel das Ergebnis: die Eltern, die Trainer, die Spieler und warum soll das schlecht sein?



    Ich bin mir nicht sicher, ob Du hier nicht etwas vermischt und sich hierauf ( jetzt nur auf diesen Punkt bezogen ) Deine Argumentation stützt. Wer sagt das an Ergebnissen was schlechtes ist ?? An denen kann man ihnen doch den Umgang mit Sieg oder Niederlage beibringen. Woran denn sonst ??



    Ein 2-0 bleibt ein 2-0 und ist nun mal kein Spiel mit den Ergebnis "o.E.".


    Und an dieser Stelle frage ich lieber vorher nach: Geht es Dir hauptsächlich um das Nichteintragen bzw. die Nichtveröffentlichung dieser Ergebnisse ?? Ich verstehe nicht ganz, was das Erlernen des Umgangs mit Sieg oder Niederlage damit zu tun hat bzw. erforderlich macht, diese auch veröffentlichen zu müssen. Das hat mir bislang noch keiner erklären können, obwohl ich bei entsprechenden Diskussionen in meinem Umfeld und hier im Forum schon ein paar Mal danach gefragt habe.


    Gleichstarke Gegner für Freundschaftsspiele habe ich Ruck-Zuck durch ein entsprechendes Netzwerk befreundeter Trainer, die man im Lauf der Zeit kennen lernt. Dafür habe ich nicht ein einziges Mal in eine Tabelle schauen müssen.

  • Thomekz


    Der Kinderstraßenfussball (ohne Einwirkung von Erwachsenen) unterscheidet sich stark vom Vereinskinderfussball (unter Einwirkung von Erwachsenen).


    Beim Kinderstraßenfussball:
    1. dürfen alle Kinder mitspielen
    1.a. kommen später weitere Kinder hinzu, dürfen die sofort einsteigen
    2. wählen zwei Kinder selbst ihre Mannschaft, sodass 2 in etwa gleichstarke Teams entstehen
    2.a. müssen vorzeitig Kinder nach Hause, werden die Teams leistungsabhängig angepaßt
    3. werden bzw. bleiben die Kinder auch nach dem Spiel unabhängig vom Ergebnis Freunde


    Beim Vereinskinderfussball:
    1. entscheidet der Trainer, wer mitspielen darf und wer zuschauen muß
    1.a. später hinzu kommende Kinder werden häufig (aus disziplinarischen Maßnahmen) gar nicht berücksichtigt
    2. es spielen auch ältere gegen jüngere Spielermannschaften oder deutlich bessere gegen deutlich schlechtere Mannschaften
    2.a. eine Mannschaftsanpassung beim Gegner ist nicht vorgesehen, wenn ein Kind vorzeitig nach Hause muß
    3. häufig kennen sich die Kinder der beiden Mannschaften gar nicht. Sie treffen sich ausschließlich zum Fussballspiel und werden dadurch dann auch nicht zu Freunden
    vergleicht, so stellt man immer dann einen Unterschied vom kinderüblichen


    Die fortschreitende Eskalation von verwachsenen Trainern und Eltern hat zur Einführung der Fairplayliga geführt. Hierbei wurden einfache Regeln vereinbart, die ein friedliches und kindgerechtes Fussballspiel ermöglichen. Primär geht es um eine deutliche Zurückhaltung der Erwachsenen und einer gemeinsamen Entscheidung der Trainer, wenn sich die Kinder einmal nicht einigen können.


    Bei der Vermutung, der Fussball würde durch Reduzierung der Mannschaftsgröße entfremdet, hast du etwas mißverstanden. Hier ist die vom bekannten Kinderfussball-Buchautor Wein gemeinte 4 : 4 plus Torleute gemeint, dass sich dieses Spiel hervorragend fürs Kinder-Fussballtraining eignet, weil die Mannschaftsgröße überschaubar ist und häufigere Ballkontakte mehr Übungsmöglichkeiten bietet. Wie jedoch beim Hallenfussball zu sehen, funktioniert der Mannschaftsfussball auch ganz prima mit kleinerem Spielfeld und kleineren Mannschaften.


    Die Wettkampf-Mannschaftsgröße ist immer auch ein Kompromiß aus den vorhandenen Möglichkeiten (Anzahl der interessierten Kinder, Anzahl der Trainer)!


    Fazit: Es findet keine Entfremdung des Fussballs durch die Einführung der Fairplayliga statt, sondern eine Korrektur einer vorher erfolgten Entfremdung des Kinderfussballs durch Eingreifen von Erwachsenen.
    Weil jedoch ein Vereinskinderfussball ohne die Mitwirkung von Erwachsenen nicht möglich ist, mußten geeignete Maßnahmen ergriffen werden, durch die ein "friedlicher" Kinderfussball weiterhin möglich ist.


    Natürlich wäre es besser, wenn bereits die G-Jugend erfahrene und gut ausgebildete Trainer bekäme und ihre Spiele von erfahrenen, gutausgebildeten Schiedsrichtern gepfiffen würden. In dieser Konstellation würden Eltern sehr viel schneller und gründlicher in den Kinderfussball eingeführt werden. Leider führt der Kinderfussball in den meisten Vereinen jedoch ein Schattendasein, weil man die vorhandene Kompetenz und die finanziellen Mittel fast ausschließlich in die 1. Seniorenmannschaft investiert. Solange sich diese Sichtweise nicht ändert, müssen wir mit den Fairplayregeln als Kompromiß leben.

  • Interessante Diskussion und genau das was Jonas 1966 hier anprangert, eventuell aus den falschen Motiven heraus, habe ich auch schon das ein oder andere Mal gedacht.


    Ich auch und dabei stellte ich für mich fest, dass ich wohl auch nur ein Beispiel derer bin, die kunstvoll immer mal wieder dem Versuch erliegen, hier den staubigen Mantel des Erwachsenenfußballs aus der Tonne zu ziehen, um ihn überzustülpen. Das ganze dann unter einem Deckmantel und den erkenne ich hier nach meinem Bauchgefühl schon in der Überschrift des Themas. Aus meiner Sicht...stinkts hier einem mal und man tut nur so als sei man dafür. Ein Grund mehr für meine ständig wiederkehrende Forderung nach Regelwerken als P wie Pause für die, die den Reformern ständig Gummiseile umzulegen versuchen, ständig versuchen den alten Mobb wieder mit Leben zu füllen. Ich glaube hier nicht an die ernst gemeinte Kritik, sondern ich vermute eine gewisse Genervtheit.


    Fußball ist Fußball und muss es auch bleiben. Wir müssen aufpassen, dass wir den Sport nicht so weit verändern (Futsal ungleich Fußball), dass der eigentliche Fußball verloren geht. Fußball wird auf 2 Tore gespielt, nicht auf 4!


    Für mich gehts einzig und allein um die Umsetzung der Kifuregeln (Altersgerechtes Training, Rotation im Ausbildungsbereich, kein negatives Geschrei vom Rand, keine Bankdrücker/jeder spielt mindestens die halbe Spielzeit). Die Fair-Play-Liga sorgt für die Möglichkeit des Erlernens des Fair-Play-Gedankens. Für mich persönlich ein nicht so wichtiger Aspekt, weil ich diesen Gedanken auch auf anderen Wegen mit Leben erfüllte. Das schützt mich persönlich aber nicht vor einem "sozialen Mitdenken" dahingehend, dass das andere bei weitem so nicht tun. Deshalb kann ich diesbezüglich nicht gegen diese Maßnahme sein. Mein Beispiel...ich bin nicht gegen Bestrafung nach einer Rotlichtfahrt, nur weil ich persönlich nicht bei rot fahre.


    Der versteckte Gedanke in der Aktion Fair-Play-Liga war der geniale Dreh, hier mehrere Fliegen mit einem Schlag vom Tisch geweht zu haben. Den Brüllaffen vom Rand verbannte man so kunstvoll mit einem weichen Tritt in seine dicke Mäse, sorry. Das beste daran? Er hat es nichtmal gemerkt. Kein Wunder, denn dieser Gattung war es ja bereits zuvor schon nicht möglich, gewisse Dinge zu erkennen/als schlecht zu definieren/es abzuändern bei sich selbst. Aber...da hilft man (Ralf Klohr) doch gern, prima Sache gewesen. 8) . Wünschen würde ich mir noch, dass es 100 Euro Strafe kostet, soweit sich ein Team oder ein Trainer nicht an die Regelung hält, soweit sie denn eingeführt wurde. :thumbup: Die Kuschelwege gegen Erwachsene im Vereinsfußball sind für mich reine Zeitverschwendung, weil mit narzisstisch angehauchten Leuten diskutiert man nicht....das geht nicht, klappt niemals.


    ndere Regeln, wie sie nun durch die FairPlay Liga eingeführt werden, haben meiner Meinung nach nur den Sinn, die Normen, die eigentlich im Umgang mit Kindern selbstverständlich sein sollten, "künstlich" wiederherzustellen. Schön, wenn ihr euch an die Normen haltet, tausende andere tun dies nicht...


    Diesen Satz finde ich bei genauerer Betrachtung seltsam. Er sagt nämlich in meinem Ohr aus, dass das was verloren ging, wieder eingeführt werden soll, um es zurück zu holen. Dann wäre der Bedarf doch dafür auch gegeben, richtig? Er sagt ferner aus, dass man sich dann an die Normen halten muß, ..weil sie eingeführt wurden. Also ohne eine Norm...wäre dann die Aussage in dieser Konsequenz, dass DU persönlich dich dran halten könntest, aber nicht müßtest, so wie der übrigen Mobb auch...oder wie? Das wäre dann besser oder was?


    Damit würdest du dann doch wieder zuschauen beim täglichen Dummzeug auf vielen Plätzen. Das wäre dann für unseren Fußball den wir so lieben. Das wäre ok wenn viele Mitglieder dem Fußball verloren gingen, weil sie angeschrien würden, weil sie Trainings absolvieren müßten, die sie noch nicht in der Lage sind abzuleisten (kein altersgerechtes Training weil Prinzherrlich das meint), weil sie auf der Bank sitzen und frieren und so vorgeführt werden mit 7, 8 oder 9 Jahren, oder nach großzügiger Handlungsweise des Magaths für 3:30 Minuten am Ende eines Spiels auf den Platz kommen in der F oder E?


    Und auch hier...würde ich mir -und das schrieb ich jüngst im anderen Post- ein allgemeines Handlungskonzept in den Vereinen/für die Vereine dessen Mißachtung richtig schön teuer würde, so es auffiele. Nix Kuscheltaktik mit Trainern und Vereinsleuten...entweder Ja oder Ja und fertig und das möglichst ganz schnell und schmerzlos :!:


    Ich gebe zu, dass das wohl Fantasterei ist, aber bald ist wieder Weihnachten und wünschen darf man sich ja mal was ;)


    Ansonsten fand ich TW-Trainers Ausführungen sehr fachgerecht ausgedrückt (ganz im Gegenteil zu meinem emotionalen Statement). Er bringt es schon gut auf den Punkt Leute!

  • Ein Beispiel aus der Schule: Ab welcher Klasse gibt es bei euch Noten? In Hessen, glaube ich ab der 3.Klasse. Hier steckt, meiner Meinung nach, eine ähnliche Absicht dahinter...


    Bei uns in Hessen gibt es ab der zweiten Klasse Noten !


    Kinder sollten sich im Alter G/F-Junioren nicht für Tabellen und Ergebnisse interessieren. Ich kenne Kinder, bei denen das so ist und denen auch egal ist, wie ein Spiel ausgeht.
    Ich kenne aber auch andere, die traurig vom Platz schleichen, wenn sie verloren haben, egal, ob sie ein Tor geschossen haben oder nicht. Die auch gewinnen wollen und nicht einfach nur spielen.
    Ist das nicht einfach normal - wenn man die anderen sieht, die immer "besser" sind (was die Ergebnisse betrifft) - das man gefrustet ist ? Haben Kinder dazu kein Recht ?
    Ich mache den Kindern den Druck nicht, sie machen ihn sich selbst, weil wir immer früher Leistung fordern (siehe Noten in der zweiten Klasse)
    Selbst in dieser Altersklasse werden Kinder schon gehänselt, wenn sie Sachen nicht schaffen.

  • Beim Thema "Gruppenkuscheln" wurde lediglich der Bezug hergestellt, dass Erwachsene per se als die Lehrer und Kinder als die Schüler anzusehen sind. "Andre" bringt nun jedoch die "Kuschelpädagogik" im Zusammenhang von Erwachsenen ins Spiel und trifft damit den Kern des Problems!


    Während bei Kindern noch Zeit und Raum für eine soziale Anpassung benötigen, wird es bei Erwachsenen schon schwieriger, die verinnerlichten Regeln und Normen zu verändern. Wer es gewohnt ist und für richtig hält, das der Schwächere (Kinder) den Befehlen und Kommandos der Stärkeren (Erwachsen) auch ohne besseres Hintergrundwissen (im Fussball) gehorchen sollen, der kann im Verein, in den Verbänden, beim DFB auf Personen (Fachleute) treffen, die dieses Verhalten nicht tolerieren und ggf. zukünftig auch sanktionieren.


    Denkbar wäre, dass zukünftig Trainer wie Zuschauer, die sich nicht an die Fairplay-Regeln halten, nicht nur vom Vereinsgelände verwiesen, sondern auch mit einer Ordnungsstrafe (Geld oder Sachleistungen) belegt wwerden.
    Leider ist ein kindgerechtes Verhalten (noch nicht) Standard, was immer wieder auch Medienberichte belegen. Vielleicht hilft die Einführung von Ordnungsstrafen (Geldstrafe oder Ableistung von Sozialstunden) solchen Erwachsenen, sich gegenüber Dritten vernünftig zu benehmen. Vielleicht würde es helfen, die heutigen Formen der "Kuschelpädagogik von Erwachsenen" im Fussball schneller zu beenden!


    Ob die reine Sanktionierung hilft, Opfer und Täter deutlicher voneinander zu unterscheiden? Als positiv denkender Mensch bin ich jedoch guter Dinge, das die Überzeugung durch Argumente nachhaltiger als reine Sanktionierung wirkt, solange ein Mensch bereit ist, noch zuzuhören!

  • TW-Trainer und Andre


    Ich vermute, ich habe mich eventuelll ein wenig falsch ausgedrückt.


    Ich bin FÜR das kindgrechte Fußballspielen. Ich wollte nur ausdrücken, dass die FairPlay-Liga nur erforderlich ist, da viele Betreuer von Kindermannschaften die Normen (= spezielle Verhaltnserwartungen (Umsetzung von KiFu-Regeln)) missachten. Nur aus diesem Grund brauchen wir diese Regeln. Würde sowieso jeder kindgerecht handeln, wären sie überflüssig. Ich persönlich würde auch ohne die FairPlay-Liga kindgerecht handeln, viele, sehr viele andere nicht und deswegen erachte ich es als sinnvoll diese spielen zu lassen. Leider wird sie - bei uns im Kreis - noch nicht wirklich ernst genommen (zu wenig Aufklärung???).

    Zitat

    Bei der Vermutung, der Fussball würde durch Reduzierung der Mannschaftsgröße entfremdet, hast du etwas mißverstanden. Hier ist die vom bekannten Kinderfussball-Buchautor Wein gemeinte 4 : 4 plus Torleute gemeint, dass sich dieses Spiel hervorragend fürs Kinder-Fussballtraining eignet, weil die Mannschaftsgröße überschaubar ist und häufigere Ballkontakte mehr Übungsmöglichkeiten bietet. Wie jedoch beim Hallenfussball zu sehen, funktioniert der
    Mannschaftsfussball auch ganz prima mit kleinerem Spielfeld und kleineren Mannschaften.

    Ich habe nie behauptet, dass der Fußball durch die Reduzierung der Mannschaftsgröße entfremdet wird, sondern es als wichtig für die Kinder beschrieben. "Solche Regeln, wie das Herunterbrechen von 11:11 auf 9:9 und 7:7, ermöglicht es, unseren Kindern und Jugendlichen den Fußballsport so optimal erleben zu lassen, wie es ihr Entwicklungsstand zulässt ohne dabei die Sportart grundlegend zu verändern."
    Ein vorheriger Post erwähnte, dass auf 4 Jugendtore gespielt werden müsse. Das ginge mir zu weit und würde den Fußball "verändern". Im Training ja, im Wettspiel nein.


    Ich bin jetzt nicht auf alles einzeln eingegange, aber hoffe, ich konnte die mögliche Interpretation meines ersten Beitrags in die richtige Richtung lenken. :]

    "Fussball ist kein Menschenrecht, aber ein Grundnahrungsmittel." Marcel Reif

    2 Mal editiert, zuletzt von Thomekz ()

  • Jonas1966, wie bereits einige andere angemerkt haben, scheinst du die FPL nicht ganz richtig zu verstehen. Leider gingst du auf die Antwort von Don Quijote nicht ein, der in beeindruckend besonnener Weise auf alle deine ursprünglichen Aussagen eingegangen ist und sie sehr gut beantwortet hat.


    Weiterhin schreibst du:

    Ich will es noch mal auf 2 (vielleicht provokante) Thesen verkürzen:
    - es deckt sich nicht mit der Lebenswirklichkeit von (meinen) F-Jugendlichen, dass Ergebnisse unwichtig sind. Sie wollen gewinnen und wissen auch am Tag danach Ihre Turnierplatzierung.


    F-Junioren sind noch in sehr hohem Maße beeinflussbar. Da gibt es zunächst den Einfluss der Gleichaltrigen: wenn vier oder fünf Mannschaftskameraden nach einer Niederlage eben deshalb schlecht gelaunt sind, weil sie verloren haben, dann färbt das natürlich ab. Aber in diesem Alter ist der Einfluss der Erwachsenen noch viel größer. Leider sind sich dessen viele Erwachsene, wovon Trainer sowie Eltern und andere Verwandte als im Zusammenhang mit seinem Fußballspiel in unmittelbarem Kontakt mit den Kindern stehende Personen besonders bedeutend sind, aber nicht bewusst. Und leider betrachten viele das Ergebnis eines Spiels als dessen wichtigste Eigenschaft. So wird doch i.d.R. nach dem Ergebnis gefragt, wenn man jemandem erzählt, man habe am Wochenende gegen Mannschaft XY gespielt. Aber darum sollte es uns Trainern doch nicht gehen, wir sind doch viel weniger daran interessiert, wer gewonnen hat, als daran, wie unsere Schützlinge sich präsentiert haben, d.h. wie sie gespielt haben, was sie gut gemacht haben und was noch weniger gut lief, ob sie als Team aufgetreten sind, mit Freude, Einsatzbereitschaft und Mut gespielt haben, etc. pp. Natürlich wünscht man sich, dass die eigene Mannschaft auch gewinnt, wenn man meint, sie habe besser gespielt. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass es nicht wenige Spiele gibt, nach deren Ende beide Trainer meinen, ihre Mannschaft hätte den Sieg eigentlich mehr verdient. Das ist auch ganz normal, man kennt seine Spieler einfach unheimlich gut, sie fallen einem individuell viel mehr auf als ihre Gegner, von denen man am Spielende, wenn man vorher noch keinen kannte, höchstens zwei oder drei am nächsten Tag wiedererkennen würde.


    Ich finde auch, dass man stets bedenken sollte, das es für jeden Gewinner auch immer einen Verlierer geben muss. Trainer und Eltern, die ihre Kindern permanent davor schützen wollen, die zweifelsohne unangenehme Erfahrung des Verlierens zu machen, tun dies auf Kosten anderer. Das empfinde ich als ziemlich schmählich. Beachte bitte, dass ich dir diesen Vorwurf nicht mache, er zielt auf diejenigen ab, die stets nur die erste Wahl auf dem Platz sehen wollen und dem Trainer Vorwürfe machen, wenn ein Spiel aus dem mutmaßlichen Grund verloren wurde, dass eben nicht die erste Wahl gespielt hat, oder dass diese nicht oft genug zusammen spielt (beliebte Behauptung: "Sie können sich ja gar nicht einspielen"). Aber damit schweife ich ab..


    Vielleicht ist das Problem, dass das Verlieren eines Spiels mit einem Versagen sowohl persönlicher Art wie als Gemeinschaft gesehen wird, als Niederlage gegenüber dem Gegner, seinem Verein und allen zugehörigen Personen. Das ist aber kompletter Unsinn. Leider, leider wird aber genau diese Einstellung in vielen Massenmedien transportiert, sei es, wenn es um den Profisport geht, oder auch um das Show-Business. Ganz schlimm sind da meiner Meinung nach die Casting-Shows. Ich kann die unzähligen Formulierung vom Leistungsabruf schon länger nicht mehr ertragen, das ist doch totaler Schwachfug! Man sollte Fußball spielen oder singen, weil es einem Spaß macht und erfüllend ist. Und jeder Mensch bemüht sich von sich aus darum, in dem, was er mit Freude tut, so gut zu werden, wie er kann. Es mag sein, dass man manche Fußballprofis ab und an auch in die Pflicht nehmen muss, aber bei F-Junioren ist das mit Sicherheit nicht der Fall. Ich wage auch zu behaupten, dass bei den Fußballprofis, die in die Pflicht genommen werden müssen, charakterliche Defizite vorhanden sind, allen voran übersteigerter Egoismus und ausgeprägte Egozentrik. Die Gefahr dafür sehe ich bei den Kindern, die ich kenne, am ehesten bei denjenigen, für deren Eltern vor allem die Siege zählen und für die sich die Welt nur um ihre Kinder dreht.. Aber ich sollte die Tirade jetzt besser beenden.


    - Trainer sind ungeeignet, den Schiedrichtermangel im Kinderfussball aufzufangen.


    Das ist nicht Ziel der FPL. Vielmehr sollen die Kinder in die Lage versetzt werden, selbstständig zu entscheiden. Und wenn das nicht funktioniert, was immer mal der Fall sein kann, sollen die Trainer einvernehmlich die Situation klären.


    In meinem konkreten Fall war vielleicht die fehlende gemeinsame Coaching-Zone eine Ursache für die Schiedrichterball-Orgie. Der andere Trainer hatte eben 20 m Vorsprung, da die Fouls immer am und im Strafraum des Gegners passierten.


    Allerdings war das sicherlich der Hauptgrund dafür. Ihr hättet beeinander stehen sollen und strittige Situationen gemeinsam klären sollen. Dass er generell Schiriball gegeben hat, erweckt bei mir übrigens den Eindruck, als hätte man durchaus gut mit ihm gemeinsam solche Situationen entscheiden können, hat er doch nicht für seine Mannschaft Partei ergriffen, sondern sich um eine allerdings übertrieben neutrale Position bemüht. Übrigens sollen die Trainer auch nicht eingreifen, wenn eine Regelverletzung stattfindet, die die Kinder aber nicht stört, oder wenn die Kinder falsche Entscheidungen treffen, darüber aber kein Dissens besteht. Sicherlich kann man sich dann mit dem anderen Trainer beiläufig darüber unterhalten, dass da wohl etwas falsch verstanden wurde. Aber das kann man im nächsten Training angehen, für das Spiel und die Kinder ist es in diesem Moment unwichtig.


    Mir ist eben dann ein schlechter Schiedrichter lieber, der nur 3 von 6 Fouls sieht, als ein Kuschel-Pädagoge als Trainer des Gastgebers, der Fouls nicht wahrhaben will, weil es nicht in sein Weltbild vom friedlichen lieben Kinder-Fairplay passt. Hätte nur noch gefehlt, dass er die Kinder zum Bruderkuss aufgefordert hätte. ;)


    Nun, man kann sich seine Partner, das sind die anderen Trainer ja, nicht backen, sondern muss sie erst einmal nehmen, wie sie kommen. Aus eigener Erfahrung möchte ich behaupten, dass man mit den meisten anderen Trainern sehr gut klar kommen und sehr angenehme Spiele erleben kann. Wichtig ist aber natürlich, dass bei Einführung der FPL darauf hingewiesen wird, dass eben alle Regeln wichtig sind und auch, wie sie umgesetzt werden sollten und wozu sie gedacht sind. Denn mit der dritten Regel kommt ja implizit dazu, dass die Trainer ihr Coaching massiv zurück fahren sollten und sich nicht als Interessenvertreter ihrer Mannschaft sehen, sondern als Hauptverantwortliche für das gute Gelingen des Spiels. Es geht darum, dass die Trainer diese Verantwortung übernehmen müssen und sie nicht einem Schiedsrichter übertragen können. Und es geht darum, dass sie ihren Spielern die Verantwortung für ihr Spiel geben sowie die Freiheit, es nach eigenem Gutdünken zu praktizieren.


    Ich bin auch für kindgerechtes Fußballtraining, Fair Play und Freude am Fußball. Nur im Gegensatz zum Verband bin ich eben nicht der Meinung, dass das, was unter FPL beim DFB subsummiert wird, in der Realität weiterhilft. Weiterhelfen würden ausreichend Schiedsrichter, den Umgang mit Niederlagen lehren, Kinder nach Niederlagen aufbauen, Siege ohne Häme für die Verlierer feiern. Verschleiern der Realität hilft auch den Kindern nicht.


    Das sind aber alles Punkte, die die FPL überhaupt nicht adressieren soll. Der Umgang mit Siegen und Niederlagen hat überhaupt nichts mit der FPL zu tun, das war schon immer Aufgabe von Trainer und Eltern, und bleibt es auch. Die FPL hat übrigens auch nichts mit Tabellen oder der Veröffentlichung von Ergebnissen zu tun. Wahrscheinlich wurde bei Euch beides gleichzeitig eingeführt, so dass der gegenteilige Eindruck entstanden ist. Gleichwohl bin ich wie vielleicht sogar alle Anhänger der FPL glühender Verfechter davon, dass Tabellen im KiFu-Bereich Teufelszeug sind. Aber zu dem Spielbetrieb äußert sich die FPL selbst überhaupt nicht.


    Die Nichtveröffentlichung von Ergebnissen hat übrigens auch nichts mit einer Verschleierung der Realität zu tun. Es gibt einfach im der F-Jugend keine Tabelle als Rangordnung, so einfach ist das. Die Gruppen werden zusammen gestellt, damit Mannschaften gegeneinander spielen können, ohne alle auf eigene Faust auf einem großen Basar Spiele vereinbaren zu müssen. Es findet aber explizit kein Ligabetrieb statt, es gibt keinen Meister, keine Auf- und auch keine Absteiger. Es finden einfach nur Fußballspiele statt.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ich habe nie behauptet, dass der Fußball durch die Reduzierung der Mannschaftsgröße entfremdet wird, sondern es als wichtig für die Kinder beschrieben. [...] Ein vorheriger Post erwähnte, dass auf 4 Jugendtore gespielt werden müsse. Das ginge mir zu weit und würde den Fußball "verändern".


    Ich hatte den Post nicht so verstanden, sondern vielmehr so, das parallel zwei Spiele mit Fünfermannschaften, von denen ein Spieler der Torhüter ist, stattfinden. Dafür benötigt man dann vier Jugendtore, also solche mit den Maßen von 5 x 2 m. Ich denke, dass parallel gespielt wird, damit alle Spieler auf ihre Einsatzzeit kommen und nicht 75% der Zeit nur zuschauen müssen, weil eben nur zehn von typischerweise zwischen zwanzig und dreißig Kindern zeitgleich auf dem Platz stehen.


    Dazu muss ich anfügen, dass ich das Spiel auf vier Minitore sehr reizvoll finde und mir eher vorschweben würde, dass auf einem Feld auf zwei Jugendtore mit (rotierendem) Torhüter, und auf dem anderen auf vier Minitore gespielt wird.


    Im Training ja, im Wettspiel nein.


    Warum? Wieso sollen die Vorteile der weiter außen befindlichen, kleineren Tore nicht auch im Wettspiel zum Tragen kommen? Soll ich die Vorteile noch aufzählen?

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Thomekz


    Danke für die aufklärenden Worte. Wieweit sich die Regeln des Fussballspiels später auf den demografischen Wandel auswirken werden, ist heute noch gar nicht absehbar. Es steht jedoch zu vermuten, dass man bei immer weniger werdenden Kindern eines Tages sogar über noch kleinere Mannschaften nachdenken wird! Vielleicht sogar über 4 plus Torwart?


    Denn die Verkleinerung der Mannschaftsstärke von 11-er auf 7-er ging primär mit der geringeren Jahrgangsstärke einher. Das 9-er Team ging auf eine Idee des damaligen DFB-Sportdirektors, Matthias Sammer einher. Er meinte, das in einem 9-er Team und einem Kleinfeldtor in der D-Jugend bessere Entwicklungsschancen für den einzelnen Spieler bestehen würden.


    Um Fussballspielen zu können, braucht man lediglich 2 Mannschaften und mindestens 1 Tor. Als wettkampfgünstig hat sich das Spiel auf 2 Tore herauskristalisiert.


    Im Training bieten sich jedoch auch andere Formen zur Schulung des "Multitasking" (mehrere Dinge gleichzeitig machen) an. Gerade, weil Kinder durch die sehr frühe Verschulung noch Defizite in der Feinmotorik in Verbindung mit anderen geistigen Herausforderungen besitzen, können diese Übungen besonders förderlich sein. Ein 4 gegen 4 auf 4 Tore ist nur eine von vielen Alternativen. Leider werden diese Methoden heute fast nur im Leistungsfussball genutzt.


    Ihr könnt ja mal ein Beispiel von Multitasking im Training ausprobieren:
    Übung:
    Startet die Übung, indem ihr euren Spielern bittet, das jeder mit dem Ball jongliert. Sobald alle Jongieren, bittet ihr die Spieler, gleichzeitig zur Balljonglage ihre Telefonnummer zu nennen. Das Ergebnis wird euch vermutlich überraschen. Nur die wenigsten Spieler werden ihre Telefonnummer und die gleichzeitige Balljonglage hinbekommen. Entweder werden sie weiter jongieren, aber ihre Telefonnummer nicht wissen. Oder sie werden ihre Telefonnummer sagen, aber die Balljonglage abbrechen. (Aufgrund von noch zu geringen Erfahrungen von Situationen, in denen gleichzeitig mehrere Entscheidungen getroffen werden müssen, tritt eine situative Reizüberlagung mit einem "Organisationsstau" - wie soll man jetzt beides gleichzeitig machen - ein. ) Durch gezielte Übungen könnt ihr diese Fähigkeit steigern. Aber das führt dann auch ein wenig weit weg vom Thema!

  • Ein Beispiel aus der Schule: Ab welcher Klasse gibt es bei euch Noten? In Hessen, glaube ich ab der 3.Klasse. Hier steckt, meiner Meinung nach, eine ähnliche Absicht dahinter... Bei uns in Hessen gibt es ab der zweiten Klasse Noten !


    Die Schule taugt meiner Meinung nach nur sehr bedingt als Vorbild. Und gerade das Thema Noten überhaupt nicht. Wir dürfen nicht den Fehler machen zu denken, dass über die Gegebenheiten andernorts ein allgemeiner Konsens besteht. Den Eindruck mögen wir haben, wenn wir aus der Entfernung beobachten. Tatsächlich ist das Thema Schule eines mit unheimlich vielen Konflikten und stark auseinander gehenden Meinungen. Gerade in der Frage der Sinnhaftigkeit von Noten gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. Meiner Beobachtung nach hast du aber insofern recht, dass es deutliche Parallelen zwischen den Auswirkungen von Schulnoten und Tabellenplatzierungen im Fußball gibt: die Stärkeren fühlen sich bestätigt und werden im Schnitt eher besser, die Schwächeren werden entmutigt und im Schnitt eher schlechter. Und im Fußball wie in der Schule ist es so, dass sich die Kinder nicht Noten und Tabellen wünschen, sondern gute Noten und Tabellen, in denen sie oben stehen. Natürlich, ganz klar. Aber nur gute Noten und Tabellen, die nur aus ersten Plätzen bestehen, gibt es eben nicht, nur denken die Kinder eben nicht soweit bzw. gehen in Verkennung der Realität davon aus, dass sie ja sicherlich nur zu den Besten zählen werden. Unsere Tochter hatte in der zweiten Klasse auch noch vor, nur Einsen im Zeugnis zu haben, sie glaubte daran, das auch zu können. Sie ist inzwischen in der fünften Klasse und wir müssen als Eltern gerade mindestens genauso viel Mühe darauf verwenden, ihr den richtigen Umgang mit Noten und die richtige Einschätzung ihrer Fähigkeiten beizubringen wie auf die Unterstützung beim Erlernen des Stoffes. Die blöden Noten wirken da viel eher wie Stöcke, die uns zwischen die Speichen gehauen werden, als als unterstützendes Feedback, was ja eigentlich der Sinn von Überprüfungen des Wissens- und Könnenstandes, wie diese auch immer genannt sein mögen, sein sollte.


    Kinder sollten sich im Alter G/F-Junioren nicht für Tabellen und Ergebnisse interessieren. Ich kenne Kinder, bei denen das so ist und denen auch egal ist, wie ein Spiel ausgeht. Ich kenne aber auch andere, die traurig vom Platz schleichen, wenn sie verloren haben, egal, ob sie ein Tor geschossen haben oder nicht. Die auch gewinnen wollen und nicht einfach nur spielen. Ist das nicht einfach normal - wenn man die anderen sieht, die immer "besser" sind (was die Ergebnisse betrifft) - das man gefrustet ist? Haben Kinder dazu kein Recht?


    So einfach sind beide Fälle nicht. Als Trainer und Elternteil wünsche ich mir, dass die Kinder mit Freude, Einsatz und Leidenschaft ihren Tätigkeiten nachgehen, zumindest allen, die sie freiwillig ausüben. Dazu zählt definitiv das Fußballspiel, leider (für die Kinder) wohl aber nicht alle Schulfächer. Bleibe ich beim Fußball, so wünsche ich mir also, dass sie während des Spiels voller Mut, Selbstbewusstsein und Engagement alles, was in ihrer Macht steht, dafür tun, das Spiel erfolgreich zu bestreiten, also zu gewinnen. Natürlich alles im Rahmen der Regeln, bei Einhaltung des Fair Play und unter höchstem Respekt für den Gegner. Mir selbst ist aber völlig schnuppe, wie das Spiel am Ende ausgeht. Und wenn die Kinder so gespielt haben, wie ich es mir für sie wünsche, so bin ich zufrieden und vermittle das auch den Kindern. Sind sie über die Niederlage traurig, so frage ich sie, ob sie sich über etwas ärgern, womit sie andererseits zufrieden waren, was sie eben gut fanden und was schlecht. Und dann redet man darüber. Genauso würde ich das auch machen, wenn sie gewonnen haben und sich vielleicht mal zu sehr freuen, weil der Gegner eben zu sehr überfordert war. Dann bin ich auch so frei, ihren Übermut mal etwas zu dämpfen.


    Tatsächlich halte ich es für eine wichtige Eigenschaft eines Kindertrainers, die Erfolge der eigenen Mannschaft, sowohl im ganzen als auch die der einzelnen Spieler, richtig beobachten und einschätzen zu können. Viele Eltern sind dazu, so meine Einschätzung, nicht wirklich in der Lage, sie überschätzen tendenziell das eigene Kind, agieren oder reagieren beschützend. Und viele neigen auch zur Überbewertung des Spielergebnisses als Gradmesser für die Wertigkeit ihres Kindes. Wir Trainer sollten dem entgegen wirken, nicht mit den Mitteln der Konfrontation, aber durchaus als Korrektiv.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • da du uns ja immer zum Mitdenken aufforderst möchte ich dich auf folgendes aufmerksam machen.
    Nicht die Regeln wirken sich auf den Wandel aus, sondern umgekehrt !
    :D


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Beim Kinderstraßenfussball:
    1. dürfen alle Kinder mitspielen
    1.a. kommen später weitere Kinder hinzu, dürfen die sofort einsteigen
    2. wählen zwei Kinder selbst ihre Mannschaft, sodass 2 in etwa gleichstarke Teams entstehen
    2.a. müssen vorzeitig Kinder nach Hause, werden die Teams leistungsabhängig angepaßt
    3. werden bzw. bleiben die Kinder auch nach dem Spiel unabhängig vom Ergebnis Freunde

    Guten Tag,
    die Idealisierung ist etwas übertrieben. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Es war zwar so, das die "besten" Spieler (meistens die größeren Buben) die Mannschaften gemacht haben, aber die Kinder, die am Ende übrich waren, waren meistens "diskriminiert". Diese schlechten Kinder waren dann immer am Ende halbherzig "verteilt", haben den Ball nicht so oft bekommen. (Also manche hatten doch gravierinde Nachteile).
    Wie es hier war, weiß ich nicht, zu meiner Zeit in der Türkei in den 70ern waren die Mädels nicht dabei. Ich denke, es wird hier in Deutschland sehr ähnlich gewesen sein. Bitte korrigieren, wenn nicht so. (also nicht "alle" Kindee waren dabei).
    Sie mussten miteinander "befreundet" sein, da sie ja als Kind da gewohnt haben, und nicht als Fußballer. Deswegen war die Freundschaft nicht ein Produkt des Fußballs sondern der Nachbarschaft.


    Am Ende sage ich aber deutlich, dass es mir trotz allem durchaus Spaß gemacht hat. Ich bin ein Fan von Streetsoccer. (Damals als Kind war es mir wahrscheins wurscht, ob alle mitgespielt haben, daran liegts wohl).


    Da habe ich auch was zu reklamieren. Wo Schatten ist, ist auch Licht. Ich habe die Mannschaften immer selber gemacht, da andersrum, fühlten sich die "nicht so guten" ganz schlecht, als man sie nicht genommen hat. Oder ganz am Ende genommen hat.



    UND häufig lernen sich aber auch aus dem gleichen Ort kennen,
    die sonst nie zusammenspielen würden. Da entstehen auch Freundschaften.



    Ich bin ein Fan von unterschiedlichen Bällen, Gegnern, Toren,
    Spielfeldern, etc. Deswegen finde ich jetzt nicht als Nachteil, dass die Kinder
    ab und mal gegen größere Kinder spielen, ich sehe es Riesenvorteil.



    Zum Punkt 2a: Also ich war und mein Co natürlich auch, wir
    waren etwas flexibler-. Wir haben immer wieder die Teams angepasst, so oft
    passiert so etwas auch nicht, dass ein Kind frühzeitig nach Hause geht.





    Ich weiß nicht, ob durch FPL alles einfacher wird.


    Gruß,


    Uzunbacak

  • Ich wollte mich aus der Diskussion eigentlich heraushalten, weil ich mit der Fairplay-Liga absolut keine Erfahrungen gemacht habe, ich habe das so hier noch nie gesehen.


    Allerdings sind mir doch ein paar Dinge aufgefallen. Hier wird überhaupt nicht zwischen Fairplay/Kinderfußball unterschieden, sondern beides munter vermischt.


    Für mich heißt Kinderfußball, dass alle Spaß an der Sache haben, keinen Druck, einen anpassungsfähigen Trainer, kurz: Förderung und nicht Forderung.


    Fairplay hat für mich nichts mit dem Alter zu tun. Fußball ist ein Wettbewerb, bei dem man besser sein möchte als der andere. Egal in welchem Alter, vielleicht gibt es manche, die mehr Ehrgeiz haben, als andere, aber letztlich will doch jeder am Ende als Sieger vom Platz gehen. Für den Sieg habe ich (und meine Mannschaften) schon viel getan. Zeitspiel, an die Eckfahne gehen, Bälle wegdreschen bis aufs nächste Feld, taktische Fouls und auch mal absichtlich gemeckert, wenn es hektisch wurde. Aber das liegt alles unter einer Grenze. Wenn Verletzungen vorgetäuscht werden, wenn böse gefoult wird, wenn Frust drin ist, dann ist es kein Fairplay mehr.


    Und ich finde dementsprechend braucht es auch einen Schiedsrichter. Zwei Mannschaften werden immer unterschiedliche Meinungen haben, die Regeln unterschiedlich auslegen. Ich habe schon Fouls begangen und war mir danach zu 100% sicher, dass es kein Elfmeter war, allerdings bewiesen die Videos danach das Gegenteil. Deswegen braucht es einen Unparteiischen. Immer. Egal ob er nun 13 Jahre alt ist oder 60 Jahre.


    Ich kann als Innenverteidiger auch mal nach einer Ecke für uns einen Gegner absichtlich foulen und danach den Ball nicht hergeben, damit meine Mannschaft die Zeit hat, zurückzukommen. Der Schiedsrichter kann mich bestrafen, ich tätschel dem Gegenspieler einmal kurz die Schulter und vorbei ist es. Ich kann ihm aber auch von hinten in die Parade grätschen, eine Verletzung in Kauf nehmen und ihn danach noch anspucken, dann haben wir aber kein Fairplay mehr.


    Dafür brauchen wir aber keine Fairplay-Liga, die ist meiner Meinung nur aus irgendeinem, zumindest fragwürdigen, pädagogischen Konzept und dem Mangel an Schiedsrichtern entstanden. Wir brauchen Vorbilder an der Seitenlinie. Wenn ich 60 Minute lang mit dem Trainer der Gegner nicht einmal einer Meinung bin, kann ich ihm doch danach die Hand schütteln und zum Sieg gratulieren (oder auch zu den ersten zwei Minuten, in denen sie ganz gut mitgehalten haben ;) ). Wenn die Spieler das dann auch tun, ist alles in Ordnung. Da kann auf dem Feld vorgefallen sein, was will, solange es mit diesem Händedruck aus der Welt geschafft ist.


    Um dann mal auf den Ur-Post zurückzukommen. Jonas1966 hat doch nach den Regeln des Kinderfußballs gehandelt. Er sagt doch, dass bei ihm a) alle zum Einsatz kommen und dass er b) keinen großen Aufstand gemacht hat, also keine Drucksituation geschaffen hat. Woran er sich stört ist, dass nicht nach den Regeln des Wettbewerbs gehandelt wurde. Seine Mannschaft war besser, hat sich also auch etwas Zählbares verdient, wurde allerdings bewusst daran gehindert. Dann ist es keine "Fairplay-Liga", sondern einfach unsinnig.