Schwarmintelligenz im Team

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  • Durfte gesten im Vorstand folgende Meinung vertreten. Einige habens (noch) nicht verstanden, aber die Mehrheit findet dass dies wohl in die richtige Richtung geht und es sich lohnen könnte mehr in dieses Thema zu investieren.
    Die Frage die bleibt ist das "Wie". Wie setzen wir das in der Praxis um. Verstehen das Trainer, Eltern und Spieler ? Und wie gehen wir das mit den Verbänden an, die noch meilenweit von solcher Denke entfert sind.
    Vielleicht habt ihr da ja Erfahrung.


    Hier meine Rede:


    Das ganze Gerede vom Leitwolf ist antiquiert. Wenn der Leitwolf ausfällt, stehen wir wieder da wie jetzt - das ist anfällig. Ich denke auch dass kein der Spieler nur "Schaf" sein will.
    Nein, was wir brauchen sind keine Schafe, sondern Schwarmindividuen mit Schwarmintelligenz. Fisch- und Vogelschwärme haben keine dedizierten Leader und dennoch reagieren sie in Sekundenbruchteilen synchron und harmonisch auf noch so kleine Veränderungen.
    Klar ist es Aufgabe des Trainers diese Schwarmintelligenz heranzuzüchten. Danach aber geht der Schwarm als EIN harmonisches, permanent kommunikatives GANZES gleichgestellter Individuen auf den Platz und reagiert auf die spontanen Ideen Einzelner. Barcelonas Dreieckspiel ist so ein Minischwarm der immer weiter wächst. Das funkt dort ohne Drillsergeant auf dem Platz, ohne Leithammel und ohne Geschrei. Man versteht sich, und ich glaube da müssten wir hinarbeiten. Hau Drauf, mir nach Marsch Fussball hatten wir gestern. Wie die Welt ist auch Fussball intelligenter geworden. Wir wollen zwar an den ERFOLGEN der Vergangenheit anknüpfen aber nicht an deren Holzhackermethoden!


    Ich bin überzeugt, dass je dominanter ein Leitwolf auftritt, umso devoter werden sich seine "Schafe" verhalten. Wenn zu viel Leitwolf da ist, werden sich Schafe nicht mal die Mühe geben, sich selber in die Schusslinie der Kritik zu begeben (darum geht
    es ja bei der Verantwortung - nämlich um den Mut für seine eigenen INITIATIVEN zur Rechenschaft gezogen zu werden). Wenn sie das nicht tun, können sie Verantwortung auch nicht lernen. Ergo werden sie Verantwortung auch nicht können.
    Dort wo dauernd geschrien wird, wo nur Einbahnkommunikation herrscht, egal ob in Schule, Militär oder im Sport, machen Menschen zu. Sie schalten ab. Sie müssen sogar abschalten, denn anders ist das Tremolo der permanent auf dich eindreschenden Anweisungen gar nicht zu ertragen, geschweige denn, ist da mentaler Raum für eigene Ideen.


    Das ist jetzt keine Kritik am Trainer. Ganz im Gegenteil. Aber es ist eine Kritik an die Adresse einzelner Trainer, welche die Entwicklung eigenständiger, selber denkender und initiativer Persönlichkeiten, ja der Kommunikationskompetenz ganz allgemein, durch ihre Art und ihren Führungsanspruch mehr verhindern, als fördern.


    Wer es im Fussballnachwuchs nach oben schaffen will, hat die Klappe zu halten. Sprecherlaubnis, sofern sie überhaupt existiert, ist praktisch zu 100% an technische Fähigkeiten gekoppelt. Auch bei uns wird Fussball weniger gespielt als befohlen. Auch beim Nachwuchs haben wir mehr Kasernenhofmentalität, als den Versuch auf Grund neuester Erkenntnisse einen Rahmen zu schaffen, in welchem sich die sogenannt intuitive Gruppenintelligenz frei entwickeln kann.


    Dass die Jungen Spieler nicht harmonieren, liegt weniger an ihrer Jugend als an einseitiger, die technischen Fähigkeiten überbetonenden Selektion, gekoppelt mit einer kaum stattfindenden Förderung der kommunikativen und kollaborativen Skills der Einzelnen im Team.


    Es nützt nichts, wenn der Trainer auf seiner Stufe, mindestens was die Förderung des Mental/Sozialen betrifft, alles richtig macht, aber der "Unterbau" diesbezüglich nichts liefert und – worst comes to worst – auch noch die von aussen zugekaufte Intelligenz übertönt.


    Schwarmintelligenz und Intuition kann nicht nachgerüstet werden. Das entwickelt sich bei den Jüngsten und auch dann nur, wenn sie das Zeug dafür haben.


    Mit der einseitigen Förderung der individuellen technischen Dominanz ist die Nachwuchsabteilung, meiner Meinung nach, die Wurzel und Grundlage der sich schon seit langem abzeichnenden Probleme in Fanionteams des modernen Fussballs. Nicht nur das - mangelnde Softskills wird die Jungen auch bei zukünftigen Arbeitgeber nicht voranbringen und wenn sich das mal rumgesprochen hat, deren Marktwert mindern


    In den Top Ligen liegen, liegen rein technisch, von wenigen Ausnahmen abgesehen, alle Spieler beieinander. Den grossen Unterschied machen HEUTE die kommunikativen und mentalen Fähigkeiten!


    Technik ist einfach zu vermitteln. Das kriegt jeder Nachwuchs auch glänzend hin. Aber kommunikativ ? Da wage ich jetzt aber ganz stark meine Zweifel anzumelden. Und dass es diesbezüglich bei den meisten anderen Clubs auch nicht besser ist, ist zwar ein Argument, aber nicht eigentlich ein Trost.

  • Schenk einfach allen das Buch von Horst Wein "Spielintelligenz im Fussball" die brauchen davon im Grunde erstmal nur die Einführung lesen, ca 50 Seiten, besonders auf die Entwicklung des Gehirns kann man noch mal explizit hinweisen und was dies mit Fussball und der Entwicklung der Spieler zu tun hat, dann sollten sie dich verstehen oder eben sich besser ein neues Hobby/Beruf suchen, wo sie ihr Unwesen treiben können! :)


    Das Vögel keinen Leader haben stimmt aber so auch net ganz....
    Es gibt immer jemanden an dem sich die anderen orientieren, das ist normal und von der Natur so gedacht, Evolution halt....
    aber ich weiss was du meinst.... jeder Spieler muss fähig sein Lösungen zu bieten, dies geht aber erst dann besser wenn die Art der Ausbildung sinnvoll gestaltet wird....

  • Wow, das würde sich gut machen als Text in einer Broschüre zum DFB-Bundesjugendtag.
    Könnte mir vorstellen, daß nach der Rede erstmal ne Minute Ruhe war.
    Gut gefällt mir, daß es packend geschrieben ist und verständliche Bilder im Kopf enstehen läßt, die zu Fußball passen (blitzartig richtungswechselnde Schwärme; Wolf....).
    Wohl absichtlich wurde auch ein Sprachstil gewählt, der auf abgehobenen Fachjargon verzichtet und dennoch sehr kompetent rüberkommt.
    Mir hat´s so gut gefallen, daß ich´s gleich ein paar mal gelesen habe.
    Am besten wäre es, wenn jeder Zuhörer das auch schriftlich erhalten würde (Nachsorge :thumbup: ).
    Die Spielintelligenz die jetzt immer gefordert wird ist Schwarmintelligenz, ganz klar.

    Zitat

    Die Frage die bleibt ist das "Wie". Wie setzen wir das in der Praxis um. Verstehen das Trainer, Eltern und Spieler ?

    Läßt sich das überhaupt umsetzen ....?
    Ich denke schon. Sind die erforderlichen Methoden wirklich so anders, so ungewöhnlich, so exotisch.
    Dabei haben sie sich in anderen Bereichen außerhalb des Sports doch schon bewährt ( Learning by Doing, Projektarbeiten u.s.w.)
    Ich rede vom "Lernen" an sich. Denn um das geht´s doch.
    Der Sport braucht mehr offenes, freudvolles Lernen für alle Sinne. Weg vom reinen Monolog des Lehrers/Trainers (gähn!).
    Nur dadurch kann die Eigenverantwortung und der Spielwitz noch gesteigert werden
    Und Emergenz (siehe bei Wikipedia) wird die Folge sein.
    Das beste dazu, was ich finden konnte hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Klassenraumdiskurs


    Zitat

    Und wie gehen wir das mit den Verbänden an, die noch meilenweit von solcher Denke entfert sind.

    Da gibt´s hier im Forum etliche die das besser wissen als ich.


    Grüße


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Ich bin kein guter Fussballer.
    Ich habe selbst nie in einem Verein gespielt. Nur etwas im Garten.
    Fussballfan bin ich durchs Zuschauen geworden. Vor allem die Taktik hat mich schon immer faziniert.
    Dann bin ich Bambini-Trainer geworden.
    Ahnungslos habe ich mir Wissen über KiFu angelesen. Schnell habe ich verstanden, dass die Jungs nicht zu sehr eingeengt werden sollte.
    Der Straßenfussball war immer wieder "mein" Argument, um die Methoden des Kinderfussballs nach außen zu rechtfertigen.
    Seitdem ich Trainer bin, spiele ich auch regelmäßig Fussball in einer Hobbytruppe.
    Dort habe ich sehr viel gelernt, was man in Büchern nicht findet und am Fernseher oder Spielfeldrand nicht sieht.
    Die Hobbytruppe ist sehr bunt. Sowohl was das Alter, die Fähigkeiten als auch die fussballerische Ausbildung angeht.
    Wir spielen jede Woche in anderen Konstellationen und Besetzungen.
    Vor allem die Synergien in einem Team fazinieren mich immer wieder.
    Für mich überraschend kommen die Straßenfussballer dabei nicht sehr gut weg.
    Im Gegenteil ist ihr Wert für das Team trotz ihrer zum Teil überdurchschnittlichen Ballfertigkeiten überschaubar.
    Zudem bremsen sie die Möglichkeiten ihrer Mitspieler oft ein, sei es durch mangelnde Integration oder durch mentale Effekte.
    Meist gewinnt die Mannschaft, die kollektiver denkt und lebt, nicht die, die mehr am Ball kann.
    Was hat das mit dem Thema zu tun?
    Das kann jeder so deuten wie er mag...

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Dort habe ich sehr viel gelernt, was man in Büchern nicht findet und am Fernseher oder Spielfeldrand nicht sieht.


    eine sehr interessante Aussage.


    ich geh mal davon aus, dass du hier nicht technischen Fähigkeiten und vorrangig taktisches Verhalten meinst.


    Stattdessen wohl die inneren Abläufe in einer Mannschaft. das Gefühl zum richtigen Zeitpunkt das erforderliche zu machen, der ständige Wechsel zwischen ein- oder unterordnen
    mit dem Erkennen, wann Eigeninitiave erforderlich ist.
    zu erkennen wann Eigensinn statt mannschaftlicher Spielweise erforderlich ist.


    teilweise unbewusst erkennt man Strömungen in der Mannschaft, die kein aussenstehender warhnimmt.


    Dinge, die nicht einfach zu beschreiben sind, sondern oft einfach aus dem Bauch herauskommen aufgrund langjährig gemachter Erfahrungen.


    So wie sicherlich manch Nichtfussballer durchaus Vorteile hat, dass er nicht so in eine sture eingefahrene Richtung denkt,
    hat der Fussballer Erkenntnisse, ich möchte sie eher als Gefühl bezeichnen, die kein noch so gutes Lehrbuch vermitteln kann.


    jeder, der in einer Mannschaftssportart (das muss nicht Fussball sein, grossgeworden ist, kennt das.


    Paradebeispiel dient für mich Beckenbauer, der garantiert kein grosser Fussballehrer war, jedoch als Trainer meist die richtigen Entscheidungen traf, man sprach dann halt auch vom glücklichen Händchen.

  • wohl die inneren Abläufe in einer Mannschaft. das Gefühl zum richtigen Zeitpunkt das erforderliche zu machen, der ständige Wechsel zwischen ein- oder unterordnen
    mit dem Erkennen, wann Eigeninitiave erforderlich ist.
    zu erkennen wann Eigensinn statt mannschaftlicher Spielweise erforderlich ist.


    Ich denke es geht genau in diese Richtung und ich denke, jemandem dem es gelingt diese implizite, zufällige Gefühl in explizit, erarbeitbares Wissen zu fassen, wird nicht nur ein reicher Mann, sondern auch auch den Fussball der nächsten Jahrzehnte prägen.

  • Stattdessen wohl die inneren Abläufe in einer Mannschaft. das Gefühl zum richtigen Zeitpunkt das erforderliche zu machen, der ständige Wechsel zwischen ein- oder unterordnen
    mit dem Erkennen, wann Eigeninitiave erforderlich ist.
    zu erkennen wann Eigensinn statt mannschaftlicher Spielweise erforderlich ist.


    Aus meiner Sicht macht doch genau das den klassischen Leitwolf aus. Demzufolge würde es darum gehen die Fähigkeiten des Leitwolfs für jeden Spieler erlernbar zu machen.


    M.E. sollten die Spieler eher lernen, unterschiedliche Rollen innerhalb der Gruppe auszufüllen - eine davon kann durchaus der Leitwolf sein. Der Fussball hat sich nicht so sehr verändert, dass man den in keinem Fall mehr brauchen wird. Die Spieler müssen aber vor allem lernen, welche Rolle sie in welcher Spielsituation einnehmen sollten.

  • Aus meiner Sicht macht doch genau das den klassischen Leitwolf aus.


    Das Bild vom Leitwolf im Sinne des Rudelführers enspricht nicht genau dem was ich meine. Ein Leitwolf hat für mich immer mit Hierarchie zu tun. Das was ich meine hat und kennt keine Hierarchie.
    Ein Leitwolf hat immer auch mit Präsenz und Sichtbarkeit des Leittiers zu tun, resp. ist immer klar wer momentan führt oder leitet. Bei dem was ich meine ist keine Führung erkennbar. Da reagiert jeder richtig auch wenn er nicht alle Spieler oder einen momentanen Leitwolf sieht.


    Klar, explizite Leitwölfe wie den Mannschaftskapitän oder den Trainer, genauso wie implizite Leitwölfe wie den GarderobenKing wird es, im organisatorischen und infrastrukturellen Bereich auch weiterhin geben (müssen).
    Auf dem Spielfeld aber be- und verhindern diese klassischen Leitwölfe die Schwarmintelligenz mehr, als sie ihr zuträglich sind.

  • @FB: Ein paar Rückfragen:


    1. Wenn die restlichen Spieler vom Leitwolf gelähmt werden, wie Du schreibst - ist daran der Leitwolf schuld?
    2. Deine Schwarmintelligenz gibt mir zu denken:


    Das Bild vom Leitwolf im Sinne des Rudelführers enspricht nicht genau dem was ich meine. Ein Leitwolf hat für mich immer mit Hierarchie zu tun. Das was ich meine hat und kennt keine Hierarchie.
    Ein Leitwolf hat immer auch mit Präsenz und Sichtbarkeit des Leittiers zu tun, resp. ist immer klar wer momentan führt oder leitet. Bei dem was ich meine ist keine Führung erkennbar. Da reagiert jeder richtig auch wenn er nicht alle Spieler oder einen momentanen Leitwolf sieht.


    Dann geht es ja am Ende "nur" um blindes Verständnis innerhalb des Teams. Wenn x passiert, verhält sich jeder so, dass im Anschluss y passiert.


    Zwei Probleme:
    A. x ist ja meistens nicht sehr konkret. x ist z.B. "ich spüre, dass das Spiel zu kippen droht." Deine Forderung verstehe ich jetzt so, dass alle Teile des Schwarms das zum gleichen Zeitpunkt spüren, und darauf auch entsprechend gleichförmig reagieren. Scheint mir eine Utopie zu sein. Aus meiner Sicht ist es erfolgsversprechender, den Spielertypen in der Mannschaft zu haben, der ein Signal an die Anderen aussendet. Der "Schwarm" hat ja nur 11 Mitglieder und nicht mehrere Tausend, und Kommunikation ist unkompliziert.


    B. Selbst wenn Du diese Form der Schwarmintelligenz in Deiner Jugendabteilung aufbaust - wird sie funktionieren, wenn die Spieler den Verein wechseln? Ist das Team als Ganzes nicht durchschaubar, weil es immer nach dem gleichen Muster reagiert? Fischer freuen sich nämlich sehr über Schwarmintelligenz....


    Gerade auf dem Platz wird es immer Hierarchien geben, weil sich diese auch ohne Zutun von Aussen herausbildet. Ob die Hierarchie flach oder steil ist, ob es einen oder mehrere Leithammel gibt, feste oder wechselnde, und welche Rolle die "Schafe" haben, wird sich im Einzelfall unterscheiden. Das ist für mich das Faszinierende an Deinem Vorschlag. Jeder Spieler muss das Zeug zum Leitwolf, aber auch zum Schaf haben.

  • 1. Wenn die restlichen Spieler vom Leitwolf gelähmt werden, wie Du schreibst - ist daran der Leitwolf schuld?


    über Schuld oder Unschuld zu diskutieren bringt uns wohl nicht weiter. Vor allem geht es nicht um Lähmung der Spieler, sondern darum dass gerade junge Spieler oft auf die klaren Signale EINES klar definierten und permanenten Leitspielers konditioniert werden und deshalb kein oder zu wenig "Gefühl" fürs Ganze entwickeln. Bei zu dominanten Chefs kann die Intelligenz devoter Mitstreiter nicht wachsen. Nicht weil letztere zu doof sind, sondern weil eigenes Denken und Kreativität vom "Leader" oft agewürgt, statt gefördert werden.


    2. Deine Schwarmintelligenz gibt mir zu denken:


    mir auch ;)


    Dann geht es ja am Ende "nur" um blindes Verständnis innerhalb des Teams.


    irgendwie schon. Nur würde ich das als WACHES Verständnis beschreiben, nicht blindes. Die Spieler sind nach wie vor gefordert auf Signale zu achten. Der Unterschied ist nur der, dass diese Signale nicht von eine dedizierten Mannschaftskollegen oder vom Trainer kommen sondern durch ein vom Kollektiv gespürtes "Bedrohungs"-Muster getriggert werden.


    Zwei Probleme:
    A. x ist ja meistens nicht sehr konkret. x ist z.B. "ich spüre, dass das Spiel zu kippen droht."


    Für den Anfang denke ich dass sich Schwarmintelligenz innerhalb eins klar umgrenzten taktischen Rahmes entwickeln muss.
    z.B. wird die Aufstellung und das grundsätzliche Angriffsverhalten vom Leitwolf vorgegeben - so wie immer. Das bildet dann den taktischen Rahmen. Innerhalb dieses taktischen Rahmens aber, sollte sich dann aber die Schwarmintelligenz frei entfalten können.


    wird sie funktionieren, wenn die Spieler den Verein wechseln


    Keine Ahnung. Wäre ev. auch nicht so relevant weil Schwarmintelligenz alles bisherige ja nicht ersetzt sonder nur ergänzt, resp. erweitert


    Ist das Team als Ganzes nicht durchschaubar, weil es immer nach dem gleichen Muster reagiert?


    gerade eben nicht. Meine Vorstellung von Schwarmintelligenz liegt weit jenseits von stereotypem, fix antrainierten Verhaltens. Schwarmintelligenz heisst ja gerade nicht dass auf Situation x immer genau gleich mit y reagiert wird, sondern je nach zufällig gewähltem "ersten" Impulsgeber ganz neue Varianten y1, y2, etc. geboren werden, aus denen der Schwarm über längere Zeit die am wahrscheinlichst vielversprechendsten Verhaltensweisen selektiert, und lernt diese Reflexe schwächeren Varianten vorzuziehen.
    Ich persönlich bin überzeugt, dass sich durch diese Form des Lernens die Zahl der von Teams abrufenbaren und effektiv machbarer Verhaltensmuster exponentiell steigern lässt.


    Gerade auf dem Platz wird es immer Hierarchien geben


    da bin ich 100% bei dir. Aber wie gesagt, es geht nicht um die Abschaffung der Hierarchie per se, sondern um die geziehlte Ausgestaltung von Freiräumen in welchem sich der Schwarm frei entfalten kann und soll.

  • am besten ist es doch spieler auszubilden die in der jeweiligen situation wissen was zu tun ist und net dauernd führung brauchen.... wenn ihr von intelligenten spielern sprecht, müssen diese doch wohl wissen was sie auf dem platz zu tun haben und net dauernd von irgendwem angeleitet und geführt werden....
    denn intelligenz impliziert nunmal selbstsändige der situations entsprechnede richtige entscheidungsfähigkeit....
    wie gesagt wer die spieler von anfang an auf alle möglichen situationen durch gefestigte erkenntnisse und daraus resultierende richtige entscheidungsfähigkeiten vorbereitet , brauch net dauernd führer, leithammel oder trainer die die roboter instruiert und steuert....
    spieler sollen doch erlernen was das richtige in der jeweiligen situation ist und das können sie nur wenn sie intelligent ausgebildet werden....


    natürlich gibt es immer charaktere die dominanter auftreten aber die spieler die gelernt haben wie es richtig geht brauchen keinen anführer, denn sie tun das richtige auf dem platz und dies wird net besser dadurch das jemand in ihrem umfeld dominant auftritt , es könnte sie wohl eher stören und von ihrem richtigen weg (vorausgesetzt sie kennen diesen) ablenken....

  • Mir geht eine ganz entscheidende Komponente von hierarchischen Strukturen hier in der Diskussion komplett verloren.


    Verantwortung.


    Es mag zwar funktionieren für einzelnen Situationen intelligente Spieler zu entwicklen, aber es braucht dennoch einen Leader um den großen Plan für die Mannschaft zu installieren und durchzusetzen. Und es braucht einen solchen Leader der klar definiert und berechtigt (weil er die wichtigen Entscheidungen trifft) Verantwortung bei Erfolg und Misserfolg übernimmt.


    Während der einzelne Spieler für seine eigenen Entscheidungen in Mikrosituationen Verantwortung übernehmen kann, kann nur ein Leader der das gesamte Konzept verantwortet dies für andere und das gesamte Ergebnis tun.


    Fehlt der Leader zergliedert sich die Mannschaft zunehmend in situativ schuldige und nichtschuldige Sportler. Ein Zustand der nicht förderlich ist. Nur Führer halten Gruppen über den gesamtem Zeitraum zusammen.

  • So wie ich das sehe, brauchts um eine Mannschaft mit Schwarmintelligenz zu erhalten mehrere Dinge:


    1. Spieler mit hoher sozialer Kompetenz (weil bessere kommunikative Fähigkeiten, Tolleranz, Kooperationsbereitschaft...u.s.w.).
    Da die Grundlage dafür sehr früh in der Familie gelegt wird heißt das, daß ein Auswahlverfahren der Spieler stattfinden muß, die in die Gruppe/Mannschaft dürfen.


    2. Die nun gebildete Gruppe/Mannschaft muß harmonieren. D.h. sie müßen miteinander "können". Die Individuen müßen in die Gruppe passen, und die Gruppe muß auch die Individuen ( Talente ) akzeptieren.


    3. Die Führung (Verein/Trainer) muß mindestens ebenso sozialkompetent sein um ein förderliches Umfeld zu schaffen.


    4. Im Training müssen Elemente des offenen, kreativen, selbstverantwortlichen Lernens/Übens in Gruppen eingebaut werden (Projektgruppe, Lernen durch Lehren, Learning by Doing ....)


    Dazu: wer kennt das Buch:
    "Mannschaftspsychologie – Methoden und Techniken" ?


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Ich denke es geht genau in diese Richtung und ich denke, jemandem dem es gelingt diese implizite, zufällige Gefühl in explizit, erarbeitbares Wissen zu fassen, wird nicht nur ein reicher Mann, sondern auch auch den Fussball der nächsten Jahrzehnte prägen.


    Das hat schon jemand geschafft, Jürgen Klopp. Die Mannschaft des BVB bewegt sich, trotz der regelmäßigen Abgänge von Leistungsträgern wie Kagawa und Götze und des notwendigen Einbaus neuer Spieler, seit Jahren scheinbar wie ein einziger Organismus über das Feld. Perfekte Schwarmintelligenz ohne sichtbares Zeichen von außen, das jemand den Takt vorgibt.


    Offenbar ist doch der Trainer die entscheidende Komponente, die Spieler haben verschiedene Ausbildungswege hinter sich, die sie irgendwann zum BVB gebracht haben. Irgendwas macht der Klopp da viel besser als alle anderen, nicht auszudenken wenn der den derzeitigen Kader des FCB zur Verfügung hätte.

  • Ich denke wir reden hier von unterschiedlichen Dingen. Der Leitwolf ist für mich ein Spieler, der in kritschen Momenten Verantwortung übernimmt, die Mannschaft antreibt, Signale setzt und in dieser Rolle die ganze Mannschaft beeinflussen kann. Idealerweise hat man mehrere solcher Figuren in der Mannschaft, um nicht zu abhängig von dieser einen Person zu sein. Gut zu sehen, im WM Quali-Spiel Deutschland - Schweden: nach den ersten beiden Gegentoren hat Schweinsteiger versucht, diese Rolle einzunehmen. Das Problem - die Offensiven haben sich für Schweinsteigers Gesten und Worte nicht interessiert ...


    Wenn die Schwarmintelligenz, die FB sucht, das ist was thomasg beschreibt, ist es sicherlich eher Mannschaftstaktik als Ausbildungsinhalt eines jungen Spielers - hier passt das BVB-Beispiel wunderbar. Mann sieht ja, dass die neuen Spieler zu Beginn immer etwas Zeit brauchen. Daher für mich eher Mannschaftstaktik als Schwarmintelligenz.


    Ich denke es geht in dem von FB Beschriebenen um Empathie . Was bezweckt mein Mitspieler, was bezweckt der Gegner mit einer bestimmten Aktion? Dieses zu erkennen und entsprechend zu reagieren ist sicher ein spannender Trainingsinhalt, auch schon in relativ frühem Alter. Das ist aber eine individuelle Fähigkeit. Wenn ich das in eine ganze Mannschaft einpflanze, dann nenne ich es nicht Schwarmintelligenz, sondern Taktik.

  • Stimme dem Post von thomasg zu, dass der BVB das derzeit beste Beispiel ist. Die Taktik, so wie Brechstange es beschreibt ist nur das Mittel zum Zweck.
    Hier findet man eine gute Beschreibung der Schwarmintelligenz: http://de.wikipedia.org/wiki/Kollektive_Intelligenz


    Ganz entscheidend der Satz: "Eine bestimmte soziologische Interpretation versteht unter kollektiver Intelligenz gemeinsame, konsensbasierte Entscheidungsfindung."
    Heisst für mich:
    - Jeder Spieler muss ein Spiel lesen können, vom Torwart bis zum Stürmer.
    - Jeder Spieler muss wissen was der andere denkt oder gleich tun könnte.


    Früher hat ein Effenberg oder Matthäus über den Platz geschrien, wenn der Nebenmann nach links oder rechts laufen sollte. Heute, siehe BVB oder Barcelona, passiert das meistens automatisch ohne das jemand groß rumschreien muss.
    Nur wie trainiert man so etwas? Kann das jeder Spieler erlernen?


    mfg
    sb

  • soccerbook


    hatte es schon erwähnt, aber lege dir da das buch" spielintelligenz im fussball" von horst wein , darin wird beschrieben was notwendig ist um spieler von kleinauf den richtigen rahmen zu bieten damit sie sich zu dem entwicklen was heute , spaniens natio, bvb , barcelona als bekannteste beispiele verkörpern und umsetzen.....


    es ist für jeden erlernbar und wie man es trainiert steht da auch, aber vor allem auf was ein trainer bei sich selbst achten muss, wenn er die spielintelligenz fördern und ausbilden möchte.... denn nur wer sich selbst erstmal hinterfragt und von klassischen zwängen befreit, kann dadurch die spieler auf den richtigen weg führen .
    die kollektive Intelligenz entwickelt sich am besten wenn man jeden spieler dazu bringt seine spielintelligenz zu entwickeln und net nur dahingend steuert nach den vorgaben eines trainers oder eines leitwolfs handeln zu müssen....
    der spieler sollte so ausgebildet werden, das er fähig ist in der jeweiligen situation die richtige entscheidung zu treffen, welche dem team weiterhilft


    natürlich bestimmt ein trainer wie welche formation gespielt wird aber wenn er auch noch jeden spieler immer wieder steuert, kann man net von spielern sprechen die eigenständig die richtigen entscheidungen treffen können....


    umso mehr in der jungen jahren versäumt wurde den spieler zur eigenständigen richtigen Entscheidungsfindung auszubilden , umso schwieriger wird es für diesen Spieler später dauerhaft intelligent zu handeln, die konditionierung durch die trainer in seiner laufbahn haben sich verkrustet und er handelt mehr nach den konditionierten mustern als jede situation intelligent eigenständig zu lösen....

  • hierzu Interessantes aus dem Sport von Prof. Tiwald

    Zitat

    ...also Schwarmintelligenz ist kein Zauberwerk, es sind Verhaltensregeln auf bestimmte Situationen, die im Teamgedächtnis gespeichert sind.
    Die Teammitglieder müßen dafür sensibilisiert sein und bereit sein mitzumachen.
    Das erfordert wiederum geeignete Charaktäre.


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

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  • hatte es schon erwähnt, aber lege dir da das buch" spielintelligenz im fussball" von horst wein , darin wird beschrieben was notwendig ist um spieler von kleinauf den richtigen rahmen zu bieten damit sie sich zu dem entwicklen was heute , spaniens natio, bvb , barcelona als bekannteste beispiele verkörpern und umsetzen.....


    Bin im Buch aber erst auf Seite 24 :rolleyes: Meine Philosophie wird auch eher in diese hier beschriebene Richtung gehen.


    Wie ich schon in einem anderen Thread geschrieben habe, stelle ich mir vor jeder Trainingsvorbereitung die Frage: Was wollen die Jungs eigentlich von mir?
    Ich hinterfrage mích deshalb, weill ich ein Training anbieten möchte was so zwischen "Bolzen nach der Schule" und "Werner Lorants Drillcamp" liegt.


    Also von daher ist dieses Thema "Schwarmintelligenz" ein interessantes für mich.


    mfg
    sb

  • Schwarmintelligenz ist kein Zauberwerk, es sind Verhaltensregeln auf bestimmte Situationen, die im Teamgedächtnis gespeichert sind.
    Die Teammitglieder müßen dafür sensibilisiert sein und bereit sein mitzumachen.
    Das erfordert wiederum geeignete Charaktäre.


    Super zusammengeffasst. Werde ich beim nächsten Speech einbauen. Danke!