Durfte gesten im Vorstand folgende Meinung vertreten. Einige habens (noch) nicht verstanden, aber die Mehrheit findet dass dies wohl in die richtige Richtung geht und es sich lohnen könnte mehr in dieses Thema zu investieren.
Die Frage die bleibt ist das "Wie". Wie setzen wir das in der Praxis um. Verstehen das Trainer, Eltern und Spieler ? Und wie gehen wir das mit den Verbänden an, die noch meilenweit von solcher Denke entfert sind.
Vielleicht habt ihr da ja Erfahrung.
Hier meine Rede:
Das ganze Gerede vom Leitwolf ist antiquiert. Wenn der Leitwolf ausfällt, stehen wir wieder da wie jetzt - das ist anfällig. Ich denke auch dass kein der Spieler nur "Schaf" sein will.
Nein, was wir brauchen sind keine Schafe, sondern Schwarmindividuen mit Schwarmintelligenz. Fisch- und Vogelschwärme haben keine dedizierten Leader und dennoch reagieren sie in Sekundenbruchteilen synchron und harmonisch auf noch so kleine Veränderungen.
Klar ist es Aufgabe des Trainers diese Schwarmintelligenz heranzuzüchten. Danach aber geht der Schwarm als EIN harmonisches, permanent kommunikatives GANZES gleichgestellter Individuen auf den Platz und reagiert auf die spontanen Ideen Einzelner. Barcelonas Dreieckspiel ist so ein Minischwarm der immer weiter wächst. Das funkt dort ohne Drillsergeant auf dem Platz, ohne Leithammel und ohne Geschrei. Man versteht sich, und ich glaube da müssten wir hinarbeiten. Hau Drauf, mir nach Marsch Fussball hatten wir gestern. Wie die Welt ist auch Fussball intelligenter geworden. Wir wollen zwar an den ERFOLGEN der Vergangenheit anknüpfen aber nicht an deren Holzhackermethoden!
Ich bin überzeugt, dass je dominanter ein Leitwolf auftritt, umso devoter werden sich seine "Schafe" verhalten. Wenn zu viel Leitwolf da ist, werden sich Schafe nicht mal die Mühe geben, sich selber in die Schusslinie der Kritik zu begeben (darum geht
es ja bei der Verantwortung - nämlich um den Mut für seine eigenen INITIATIVEN zur Rechenschaft gezogen zu werden). Wenn sie das nicht tun, können sie Verantwortung auch nicht lernen. Ergo werden sie Verantwortung auch nicht können.
Dort wo dauernd geschrien wird, wo nur Einbahnkommunikation herrscht, egal ob in Schule, Militär oder im Sport, machen Menschen zu. Sie schalten ab. Sie müssen sogar abschalten, denn anders ist das Tremolo der permanent auf dich eindreschenden Anweisungen gar nicht zu ertragen, geschweige denn, ist da mentaler Raum für eigene Ideen.
Das ist jetzt keine Kritik am Trainer. Ganz im Gegenteil. Aber es ist eine Kritik an die Adresse einzelner Trainer, welche die Entwicklung eigenständiger, selber denkender und initiativer Persönlichkeiten, ja der Kommunikationskompetenz ganz allgemein, durch ihre Art und ihren Führungsanspruch mehr verhindern, als fördern.
Wer es im Fussballnachwuchs nach oben schaffen will, hat die Klappe zu halten. Sprecherlaubnis, sofern sie überhaupt existiert, ist praktisch zu 100% an technische Fähigkeiten gekoppelt. Auch bei uns wird Fussball weniger gespielt als befohlen. Auch beim Nachwuchs haben wir mehr Kasernenhofmentalität, als den Versuch auf Grund neuester Erkenntnisse einen Rahmen zu schaffen, in welchem sich die sogenannt intuitive Gruppenintelligenz frei entwickeln kann.
Dass die Jungen Spieler nicht harmonieren, liegt weniger an ihrer Jugend als an einseitiger, die technischen Fähigkeiten überbetonenden Selektion, gekoppelt mit einer kaum stattfindenden Förderung der kommunikativen und kollaborativen Skills der Einzelnen im Team.
Es nützt nichts, wenn der Trainer auf seiner Stufe, mindestens was die Förderung des Mental/Sozialen betrifft, alles richtig macht, aber der "Unterbau" diesbezüglich nichts liefert und – worst comes to worst – auch noch die von aussen zugekaufte Intelligenz übertönt.
Schwarmintelligenz und Intuition kann nicht nachgerüstet werden. Das entwickelt sich bei den Jüngsten und auch dann nur, wenn sie das Zeug dafür haben.
Mit der einseitigen Förderung der individuellen technischen Dominanz ist die Nachwuchsabteilung, meiner Meinung nach, die Wurzel und Grundlage der sich schon seit langem abzeichnenden Probleme in Fanionteams des modernen Fussballs. Nicht nur das - mangelnde Softskills wird die Jungen auch bei zukünftigen Arbeitgeber nicht voranbringen und wenn sich das mal rumgesprochen hat, deren Marktwert mindern
In den Top Ligen liegen, liegen rein technisch, von wenigen Ausnahmen abgesehen, alle Spieler beieinander. Den grossen Unterschied machen HEUTE die kommunikativen und mentalen Fähigkeiten!
Technik ist einfach zu vermitteln. Das kriegt jeder Nachwuchs auch glänzend hin. Aber kommunikativ ? Da wage ich jetzt aber ganz stark meine Zweifel anzumelden. Und dass es diesbezüglich bei den meisten anderen Clubs auch nicht besser ist, ist zwar ein Argument, aber nicht eigentlich ein Trost.