Relativer Alterseffekt

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  • Mein Punkt ist der, dass deutsche Mannschaften, soweit ich sehen kann, eher ein Kick n' Rush Spiel spielen (wir sagen dem "wildes Gekicke"), welches körperliche Unterschiede eher begünstigt, als wenn der Spielaufbau von hinten bis vorne durch schönes Zusammenspiel zu Stande kommt, und somit Zweikämpfe eher vermieden werden, und Grössenunterschiede weniger eine Rolle spielen.

    Wenn Du als Beispiel das U9-Alter anführst, liegst Du damit sogar richtig. In diesem Alter ermutigen wir sie, den Zweikampf zu suchen. Eine Passstafette ist in diesem Alter schön - aber nicht wichtig.
    Wenn Du das, was Du in der U9 siehst, auf die gesamte Fußballausbildung in DFB-Land überträgst, liegst Du aber falsch.

  • Follkao


    Du bringst es auf den Punkt. Schon immer wollte ich wissen, warum Heidi sich am wohlsten mit dem Geissen-Peter beim Almöhi fühlte!


    Ganz offensichtlich sehen unsere Schweizer Kollegen die Erziehung ihrer Kinder darin, schnellstmöglich die unmündigen Kindern in mündige Früherwachsene zu verwandeln und aus spontanen Aktionisten vernunftgeprägte, planvoll handelnde Menschen zu machen.


    Die Kindheit als Schutzraum zum Erlernen von Verantwortung scheint hingegen noch nicht verinnerlicht zu sein. Wie sonst könnten ergebnisorientierte Vergleiche zwischen U 9 Mannschaften zustandekommen?


    Diese Ergebnisse ziehen lediglich ihren Wert daraus, dass den Kindern die Gelegenheit zu spielen gegeben wurde. Spielen kann aber nur dann gelingen, wenn ihnen eine Vielfalt an Möglichkeiten gegeben wird, sie sich dieser Herausforderung stellen und daraus Lob von ihren Trainern und körperliche Zuneigung von ihren Erziehungsberechtigten gewinnen. Es setzt voraus, dass man ihnen das Leben für den Moment und die Zeit zur Reife gönnt, statt sie für ihre ureigenen Erfolgsinteressen zu instrumentalisieren.


    Ne, was hört sich das schrill an! Ich versuch es mal etwas einfacher: gönnt den Kinder ihr Spiel und sie werden es euch danken, in dem sie später Verantwortung (auch für euch) übernehmen!

  • Ganz offensichtlich sehen unsere Schweizer Kollegen die Erziehung ihrer Kinder darin, schnellstmöglich die unmündigen Kindern in mündige Früherwachsene zu verwandeln und aus spontanen Aktionisten vernunftgeprägte, planvoll handelnde Menschen zu machen.


    Na ja, mindestens mir kommt es nicht in den Sinn, von einem bisschen Fussball gleich auf die ganze Erziehung schliessen zu wollen ;) Leider hat der Fussball bei und noch nicht diesen Stellenwert ;)
    Aber darüber nachzudenken und Rahmenbedingunen zu schaffen, wie man ein Spiel soweit zivilisieren kann, dass auch körperlich weniger Entwickelte eine Chance haben, finde ich jetzt auch nicht so voll daneben.
    Wir haben hier halt nicht so die Massen an Kids, dass man hier einfach mal die Kids sich wild gegenseitig eliminieren lassen kann, auf dass, ganz im Geiste der natürlichen Auslese, nur der Stärkere gewinne. Aber wenn das bei euch so ist, solltet ihr euch auch nicht über die "Grossen" beklagen. Sonst ist das irgendwie nicht logisch. Entweder Ellbogenfussball die den Grossen und Schweren zwangsläufig bevorteilen oder was Feineres, auf die Gefahr hin, dass nicht jede Kampfsportnatur seine Vollkontaktpräferenz uneingeschränkt ausleben kann.

  • Es ist Fakt dass früher im Jahr Geborene bezüglich Förderung grössere Chancen haben.
    Dadurch gehen den Fussballverbänden Talente verloren.
    Die einzige Lösung für dieses Problem liegt in der Schaffung von Rahmenbedingungen die körperliche Grösse und Stärke zu Gunsten weit wichtigerer Faktoren weniger gewichtet.
    Hierzu gibt es verschiedene Ansätze. Eine diesbezügliche Diskussion wäre interessant.
    Vor allem auch deshalb weil der viel zu kleine prozentuale Anteil früh erfasster Spieler die es dann nicht bis "ganz nach oben" schaffen, viel mit der nach wie vor gelebten Fokussierung auf körperliche Ueberlegenheit UND KOERPERBETONTES SPIEL, statt auf die Erfassung von kognitiv sozialem Potential und frühem SPIELVERSTAENDNIS zusammenfällt.

  • @FB


    Leider hat der Fussball bei und noch nicht diesen Stellenwert ;)


    Zum Glück hat der Fussball das nicht! :D


    Wenn du die Diskussion um den RAE-Effekt mitverfolgt hast, dann sind die meisten User der Überzeugung, dass eine Bevorzugung von momentan physische etwas stärkeren Kindern aufgrund ihres Altersvorsprung keineswegs eine spätere Erfolgspronose zuläßt. Es findet jedoch in der Weise eine Beeinflußung durch die Trainer statt, weil die physisch stärkeren Kinder ein positives Feedback (z.B. durch Stammspielerplatz oder Aufnahme in ein Auswahlteam) bekommen und physisch etwas schwächere Kinder früh durch das Selektionsraster fallen und sich diese negativen Impulse über ihre spätere Entwicklung auswirken. Auch die Einteilung von Talenten und "Spätentwicklern" verdeckt lediglich die Motivition der ergebnisorientierten Traner!


    Die Ausbildung und damit verbunden die Zeit zur Reife von Kindern zu Erwachsenden muß Vorrang vor den fremdgesteuerten und auf kurzfristige Saisonerfolge fixierten Gewinndenken der Trainer erhalten.

  • Die Ausbildung und damit verbunden die Zeit zur Reife von Kindern zu Erwachsenden muß Vorrang vor den fremdgesteuerten und auf kurzfristige Saisonerfolge fixierten Gewinndenken der Trainer erhalten.


    KiFu Trainer die gewinnen wollen und Clubs die das aus Prestigegründen anstreben wird es immer geben. Wenn solcheTrainer den Erfolg aber nun über die Spielintelligenz statt über körperliche Kriterien suchten, wäre "Selektion" altersunabhängiger.
    Leider ist eine Selektion nach Körpergrösse einfacher, als nach Spielintelligenz. Diese wird ja auch nur dann sichtbar, wenn man schon früh mit dem intelligenten Spiel beginnt. Warum man auch heute noch wilden hau-drauf Fussball dem feineren Spiel vorzieht, hat wohl mehr mit der diesbezüglich mangelnden Qualifikaton der Trainer zu tun, als mit dem hierfür notwenigen Entwicklungsstand und kognitiver Reife der Kids.


  • War letztes WE an einem U9 Turnier in Stuttgart mit u.a. Mannschaften der Bundesligisten welche diesen "Input" so wohl noch nicht so ganz mitbekommen haben :-).
    Respektive fanden sich die einzigen "Deutschen", die diese "neue" Philosophie auch umsetzen - Bayern München nämlich - vor allem auch deswegen (eher schmächtige Spieler, schönes Zusammenspiel) dann auch "nur" auf dem 6. Platz wieder.

    Das will ich mal kommentieren, weil auch ich fast ein komplettes Jahrzehnt als Trainer im U9-U13 Bereich auf solchen Turnieren unterwegs war und glaube einen ganz guten Einblick in den Nachwuchsfussball der NLZ zu haben.


    Richtig ist, dass Bayern in den unteren U-Jugendmannschaften oft sehr klein aufgestellt ist. Wichtig ist, dass die Spieler elegant wirken und man für die Spielweise Anerkennung erntet. (Im Gegensatz zu 1860 spielen die Münchner auch in der heimischen Liga mit ihrer U13 bzw. U11 gegen gleichaltrige und nicht gegen jahrgangshöhere Gegner. Das heißt 1860 U12 spielt in der Liga mit Bayerns U13. Kann sein, das Bayern das letztes Jahr geändert hat, k.a. )
    Natürlich hauen die Bayern dann alles weg, aber gegen die anderen NLZ auf den Turnieren sehen sie meist schlecht aus. (Man darf bie vergessen, dass "schönes Zusammenspiel" gegen schlechtere Mannschaften toll aussieht und leichter umzusetzten ist. Gegen gute Gegner sieht man dann von dem schönen Zusammenspiel auch sehr wenig, weil der Gegner das einfach nicht zuläßt. Mal ganz abgesehen davon, on "schönes Zusammenspiel" in einer U) wirklich erstrebenswertes Ausbildungsziel sein sollte.)


    Ich bewerte das aber anders, denn Bayern hat in den junegn Jahrgängen eigentlich nur 1-2 richtig gute, die anderen sind eben nicht so gut. Jahr für Jahr holt sich Bayern Spieler von 1860 u.a. (in Bayerns Jugend spielen über 20 Spieler mit 1860-Vergangenheit), ab der U15 wird dann ordentlich "eingekauft".
    Das will ich nicht verurteilen, alle NLZ verändern sukzessive ihre Kader, aber diese kleinen Dribbler holen auch bei Bayern den Rückstand eben nicht auf (von 1-2 Ausnahmen abgesehen).


    Lange Rede kurzer Sinn:
    Ja Bayern geht häufig in jungen Jahrgängen den Weg sehr kleine Spieler im Kader zu haben, ABER die kommen trotz der Förderung eben i.d.R. auch nicht oben an. Weil von den kleinen eben auch nur 2-3 wirklich talentiert sind.
    Ich bestreite nicht den RAE, den gibt es, aber dieses alle großen bzw. alle alten brechen langfristig weg und alle kleinen bzw. jungen werden die Raketen ist mir zu pauschal und schlicht falsch.


    Wie in einem anderen Thread schon angemerkt:
    Diese Pauschalisierung ala die kleinen haben das größere Potential, werden langfristig DIE Spieler, und der Umkehrschluß sind an der Realität vorbei. Es gibt talentierte und weniger talentierte Spieler und die sind groß und klein.
    Bei dieser Logik müssten ja kleine Spieler, die es erstmal ins NLZ geschafft haben auf ewig hier bleiben, da die körperlichen Unterschiede bzw. der RAE-Effekt von Jahr zu Jahr zu deren Gunsten wirken.


    Logisch gibt es das, viele große Spieler scheitern irgendwann bis A-Jugend, ABER eben auch genauso viele kleine Spieler.




    Davon abgesehen habe ich nicht die Erfahrung gemacht, dass in der U9-U12 Jugend der NLZ die Spieler überdurchschnittlich groß sind, ganz und gar nicht.
    In U13-U15 werden allerdings wirklich ein paar "Brocken" geholt, die mitunter ab der U17 wieder verschwinden.



    P.S.: Luzern ist ja auch häufiger Gast bei Turnieren in D. Und die haben häufig alles andere als kleine Spieler. Die 99er waren in der U9-U11 das körperlich robusteste Team auf jedem Turnier. Da konnte physisch keine deutsche Mannschaft mithalten.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

    7 Mal editiert, zuletzt von Sir Alex ()

  • nochmal kurz zu dem U9 Turnier in Stuttgart



    wenn man bedenkt dass die Jungs aus Hoffenheim nur einmal in der Woche zusammen trainieren und dieses Turnier das erste gemeinsame Turnier war, dann ist ein 5. Platz schon sehr gut. Ein Zusammenspiel wie bei anderen Manschaften die regelmäßiger trainiernen und Turniere besuchen ist da nicht zu erwarten.


    P.S.
    neben den kleinen Angreifern hatte Hoffenheim wohl auch die größten Abwehrspieler, gerade die schweizer Vereine haben da ungläubig nachgefragt

  • ... ich beobachte das ganze ja auch bei uns im NLZ. Es gibt einige große Spieler die talentiert sind, kleine, die talentiert sind und von großen und kleinen Spielern solche, die weniger talentiert sind. Kommt es da wirklich auf die Größe an? Ein dortiger Winzling ist dermaßen genial beim Spiel, dass der Größenunterschied egal ist. Er lässt sich nicht auf Zweikämpfe ein, sondern spielt einfach den Gegner aus. Ein echtes Talent eben. Und soll man den in die F-Jugend packen oder nicht doch bei der C-Jugend lassen?

    P.S.
    neben den kleinen Angreifern hatte Hoffenheim wohl auch die größten Abwehrspieler, gerade die schweizer Vereine haben da ungläubig nachgefragt

    ... da ist übrigens ein schönes Bild von Hoffenheim zusammen mit den Jungs von Bayern.
    http://www.achtzehn99.de/kpt-t…ntertuerkheim-und-leiwen/
    Und der Bub ganz links sieht wirklich für 2004 recht groß aus. :) So ist das eben. Allerdings sucht Hoffenheim nicht nach Größe aus, sondern nach Talent. wer sich über die Jahre im Perspektivteam gut entwickelt bekommt die Chance für die U12.

  • das Thema hier, genauso wie bei dem, wo es um die Grösse der Spieler geht, betriffft doch eigendlich nur gesichtete Mannschaften.
    bei den meisten Breitensportvereine, die nur 1 oder 2 E-Jugendmannschaften haben spielt das doch keine Rolle, da sie eh froh über jeden sind, der zum Fussball kommt.


    die Ansichten, was als Talent bezeichnet wird hat wohl auch eine riesige Breitspanne.


    Die wirklichen Talente, die, die wirklch herausragen, fallen auf, egal wann sie geboren sind.


    Klar fallen bei Sichtungen auch Durchschnittstalente durch, egal ob bei den DFB-Stützpunkten oder bei den NZL.
    Aber diejenigen, die da durchfallen sind halt nur durchschnittlche Talente, bleiben eh auf einer bestimmten Stufe hängen.


    Für mich stellt sich auch die Frage, ob die Talentsichtung und Taltentförderung die Hauptaufgabe eines Jugendtrainers im Breitensportverein ist.
    Für mich nicht. Meine Hauptaufgabe war die Bildung und Weiterentwicklung der Mannschaft und jedes einzelnen Spielers.
    Fiel da einer besonders auf, hab ich ihn zum Stützpunkt gemeldet.


    die dortige Bewertung und Sichtungsvorgehensweise ist dann aber nicht mehr mein Bier. Dort haben die Trainer andere Vorgaben, anderes Tätigkeitsfeld
    wie ich als Breitensporttrainer und entzieht sich meinem Einflussbereich.


    die Diskussion hier lässt vermuten, dass es in unseren Vereinen nur so von aussergewöhnlichen Talenten wimmelt, die nur richtig gefördert werden müssen.
    Auf den Stützpunkten habe ich jedoch meist nur etwas bessere Fussballer gesehen, halt eine Ansammlung der bessseren Spieler aus den einzelnen
    Vereinen, jedoch nur gelegendlich einen Spieler, den ich als wirkliches Talent, mit Möglichkeiten nach ganz Oben, denn das sind die Spieler, die aus
    der Anzahl von guten Fussballern besonders auffallen.


    das auf dem Dorf als Talent bezeichnete Kind kann durchaus bei einem NZL nur belächelt werden.


    Aufgrund des Geburtsmonats fallen sicherlicher Durchschnittstalente bei der Sichtung durch, garantiert aber nich die wirklich echten Talente, die fallen
    nämlich unabhängig vom Geburtsmonat auf.


    Anders sieht es natürlich dort aus, wo es nicht vorrangig um Förderung und Ausbildung von Talenten geht, sondern in erster Linie um die Zusammenstellung
    einer starken Mannschaft in der jeweiligen Altersgruppe, wie es überwiegend in mittleren Vereine zu finden ist, die sich als Leistungszentrum bezeichnen, da
    wird nämlich jedes Jahr nach dem aktuellen Leistungsstand gesiebt.


    gg

  • Günter


    Die wirklichen Talente, die, die wirklch herausragen, fallen auf, egal wann sie geboren sind.


    Weil heute ja schon Freitag ist, möchte ich zunächst einmal anmerken, dass meine Frau das Pech hatte, einen unperfekten Mann zu heiraten. Deine hat es gleich aufgegeben und sich gesagt: den muß ich wohl so nehmen, wie er ist!


    In deiner Aussage: "die wirklichen Talente, die, die wirklich herausragen, fallen auf, egal wann sie geboren sind" setzt du bereits voraus zu wissen, was Talent ist!


    Aber gerade von dir hätte ich mir gewünscht, dass du die bereits wahrgenommene Realität mit Makeln besser verstehst! Hier ist es der Makel des physischen Nachteils durch die spätere Geburt! Anhand von Fakten läßt sich auch belegen, dass der RAE-Effekt sich im Laufe der Jahre ganz auflöst. Es gäbe auch keinen besseren Beweis dafür, aufzuzeigen, dass man den Spätgeborenen weniger zutraut und ihnen deshalb schon früh bescheinigt, nicht ausreichend Talent zu besitzen. Genau deshalb habe ich vor längerer Zeit einen längeren RAE-Effekt Beitrag mit dem Titel "Wer zuspät kommt, den bestraft der DFB" hier im Forum geschrieben.


    Es geht darum, den Talentbegriff anders zu definieren, denn es geht überhaupt nicht darum, die 15 zweikampfstärksten Spieler, sondern sich 15 kreative Bewegungstalente mit großer Neugier am experimentellen Fussball auszusuchen! Weil die Auswahl nicht einfach ist, sollte man sich die Zeit nehmen, die man braucht, um bessere Eindrücke zu gewinnen. Nicht ohne Grund ist man schon dazu übergegangen, erst nach dem 3. Auswahltraining eine Selektion vorzunehmen. Auch gibt es jährliche Nachsichtungen! Doch das genügt nicht, um entwicklungsfördernde Elemente zu entdecken, um über die vorhandenen Talentanlagen hinaus auch den Willen und den Spaß der Talente zu entdecken, die ein wichtiger Garant für die Talentförderung darstellen.


    Wir müssen das Rad der Förderung auch nicht neu erfinden, sondern können es uns z.B. von unseren Niederländischen Nachbarn zeigen lassen, die mit dieser Methode bereits seit Jahren eine deutlich höhere Quote von Talenten für höchste Ansprüche ausbilden als wir nach unseren Methoden des Stichtagsvergleichs dazu in der Lage sind.


    Meist sind es auch die "nicht ganz Perfekten", die sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und ihren Weg bis ganz nach oben gehen! Die Perfekten lassen häufig schon nach dem ersten Rückschlag durch eine Verletzung, nach der sie sich wieder "zurückarbeiten" müssen, den Kopf hängen.


    Weil die Welt nicht immer so ist, wie sie scheint, lohnt es sich, hin und wieder ein paar Minuten zu besinnen und alther gekommene Sprüche wie: "Die wirklichen Talente, die, die wirklch herausragen, fallen auf, egal wann sie geboren sind" zu hinterfragen!


    Hat nicht gestern sogar unser "Schattenbundeskanzler" Per Steinbrück Schulkinder damit getröstet, dass aus einem zweimaligen Sitzenbleiber (der er wohl war) immer noch ein anständiger Politiker werden kann?

  • denn es geht überhaupt nicht darum, die 15 zweikampfstärksten Spieler, sondern sich 15 kreative Bewegungstalente mit großer Neugier am experimentellen Fussball auszusuchen!


    @TW


    ich kann nicht beurteilen, wie es sonstwo ist, aber bei den Sichtungen zum Stützpunkt bei denen ich anwesend war, und auch die Einstellung der Trainer kennengelernt habe,
    spielte das zweikampfverhalten eine absolut untergeordnete Rolle. Schnelligkeit, Kreativität, Spielübersicht, Ballbehandlung waren dort die absoluten Schwerpunkte.
    und da kann sich das wirkliche Talent behaupten.


    für mich ist das eh nur eine tagesaktuelle Bestandsbewertung. es ist ein erster Schritt. wohin es geht, zeigt sich für mich erst so ab B-Jugendalter, da für die Weiterentwicklung
    neben den oben aufgeführten Eigenschaften auch vieles andere eine Rolle spielt.


    Wer die aufgeführten Eigenschaften aber im Sichtungsjahr schon nicht mitbringt, hat bis auf die berühmte Ausnahme, die Grundvorrausetzung nicht.


    dass nicht alle Talente, die auffallen sich durchsetzten, eher die wenigsten, ist auch klar, aber die Vorraussetzungen zum Zeitpunkt der Sichtung war gegeben.


    die Sichtung in diesem Alter soll doch eigendlich die Basis schaffen, um eine entsprechende Auswahl zu einem späteren Zeitpunkt zu haben.


    Hätten alle Vereine die gleichen Vorraussetzungen, de gleichguten Trainer bräuchten wir eigendlich erst zum B-Jugendalter zu sichten.


    gg

  • Sir Alex: nö, es ist genau andersherum: die kleinen geben schon früh frustriert auf oder werden von Trainern ausgemustert. Die Größeren werden daher überproportional gut gefördert.
    Dadurch schaffen es die Frühgeborenen auch noch häufiger in ältere Auswahlmannschaften, in denen die kleinen den rein altersbedingten Größenvorteil längst aufgeholt haben müssten.


    Die spätgeborenen Spieler wachsen doch nur SPÄTER - die bleiben doch nicht alle kleinwüchsig!!!!

  • werden von Trainern ausgemustert. Die Größeren werden daher überproportional gut gefördert.


    Ist dem so, dann handelt der DFB anders, wie er es von den Vereinen verlangt. dann geht ihm Gewinndenken über Ausbildung,


    für mich aber nicht neu.


    gg

  • Günter


    Wenn es das Handeln des DFB nicht gäbe, so gäbe es auch den RAE-Effekt nicht. Bitte surfe einmal in älteren Beiträge, in der du jede Menge Daten darüber finden kannst. Es wird auch vermutlich noch Jahre dauern, bis das ergebnisorientierte Denken dem Ausbildungsgedanken im Jugendbereich gewichen ist.


    Allein der Leistungsanalyse im Elitebereich widmet sich nach wie dem Vergleich des Einzelnen mit der Masse, statt sich um die individuellen Leistungsverbesserungen zu kümmern.


    Denn die später geborenen Kinder würden sich sehr viel besser entwickeln können, wie man ihre individuellen Fähigkeiten messen würde, statt sie mit denen von fast 12 Monaten älteren Kindern vergleichen würde.


    Zwar weiß auch der DFB, dass 1 Kinderjahr in etwa den Erfahrungen von 3 Erwachsenen-Jahren entspricht, aber ihr Erfolgsschemen-Denken hat es deshalb noch längst nicht angepaßt! Wenn man lediglich das Ergebis zweier Mannschaften vergleicht, so ergibt sich hieraus keinerlei Ausssagen, in wieweit jeder einzelne Spieler Fortschritte erzielt hat. Denn alle Aussagen werden lediglich mannschaftsergebnisbezogen abgeleitet.


    Leider führt auch das permanente Abrufen von Leistungen bei vielen Jugendspielern zum Dropout, wenn der Spaß am Fussball auf der Strecke bleibt. Deshalb sollten alle Gedanken um den RAE-Effekt auch die Kinder beinhalten, die nur aufgrund ihres physischen Vorteils über einen längeren Zeitraum überfordert werden.


    Sicherlich fällt es schwer, wenn man jahrzehntelang ein Denkmuster von bestimmten Fakten mit sich herum geschleppt hat und dann zum Zweifeln beginnt! Aber Günter, unsere Generation hatte noch ganz andere Dinge zu bewältigen! Dagegen ist doch die Einsicht, das der DFB nicht alle Kinder in ihrer Talentförderung gleich behandelt, ein Klacks, wenn man erst einmal versteht, warum das so ist!

  • Mein Sohn spielt seit 4 Jahren bei einem sog. "Leistungs- und Traditionsverein", momentan in der C-Jugend Regionalliga. Er ist spät geboren und kam dazu auch noch 4 Wochen zu früh auf die Welt. Er ist momentan 1,66 m groß und wiegt 44 kg und ist damit den meisten seiner Mannschaftskameraden körperlich unterlegen. In seiner Schulklasse (9. Klasse G8 Gymnasium) fällt er größenmäßig gar nicht so aus dem Rahmen, aber im Fußball ist das ganz anders. Wir spielen meistens gegen Mannschaften, in deren Reihen Spieler mit über 1,80 m und teilweise 70 - 90 kg sind. Man hat den Eindruck, dass sich alle "Riesen" in Fußballmannschaften sammeln. Wir hatten in den ersten beiden Jahren in diesem Verein einen hauptamtlichen Jugendkoordinator, einen Fußballlehrer, der nur auf Technik, Können und Wollen gesetzt hat. Wir hatten überdurchschnittlich viele "Kleine" in allen Mannschaften, was allerdings bei den kleineren Vereinen in der Umgebung oft belächelt wurde, obwohl der Verein im Jugendbereich große Erfolge hatte, auch gegen Bundesligisten. Nachdem vor 2 Jahren die Jugendleitung wechselte und damit auch alle Trainer, hat sich das grundlegend geändert. Das heißt, es wurde vorwiegend auf Größe und Kraft gesetzt. Ein beliebter Spruch beim Scouting war damals: Der ist gut, der ist groß und kräftig. Für meinen Sohn bedeutete dies, dass er - früher einer der Leistungsträger der Mannschaft und hochgelobtes Talent - plötzlich auf die Bank degradiert wurde. Spielen tun die, die zwar groß sind, aber oft noch nicht einmal einen Pass über 5 m spielen können, die aber fähig sind, einen kleineren auch einfach mal wegzuschubsen. Leider stoßen diejenigen, wenn sie einmal gegen einen größeren oder auch gleichgroßen Spieler spielen müssen, oft an ihre Grenzen. Auf dem Stützpunkt hatten wir einen Trainer, der auf Können geachtet hat und nicht auf Größe. Dort gab es gemischt Kleine und Große. Auf Verbandsebene war und ist das dann aber schon anders. Im letzten Stützpunktjahr durften z.B. nur die Großen den Leistungstest machen, alle (!) Kleinen wurden nicht eingeladen, obwohl sie in den letzten Tests sehr gute Ergebnisse hatten und ja auch Teil des Stützpunktes waren. Ich denke, das war eine Vorgabe des Stützpunktkoordinators, der - in der Verbandsauswahlmannschaft erkennbar - auch ein Faible für die Großen und Kräftigen hat.


    Ich weiß nicht, ob ihr euch vorstellen könnt, was das für einen Jungen in der Pubertät bedeutet, immer wieder wegen seiner Größe und Kraft zurückgestellt zu werden. Die Nichtachtung durch den Trainer bedingt auch eine Herabsetzung durch die größeren Mannschaftsmitglieder gegenüber den Kleineren. Lediglich ein Großer, der aber auch richtig gut Fußballspielen kann, verhält sich noch normal.


    Unser Trainer wird noch ein Jahr bleiben. Also noch ein Jahr Banksitzen. Mein Sohn will unbedingt in diesem Verein bleiben. Er hatte Einladungen zu Probetrainings bei einem anderen Regionalligisten und bei einem Drittligisten, aber nachdem er sich die Mannschaftsfotos angeschaut hatte, wollte er nicht mehr hin: "Da sind nur Große, da darf ich sowieso nicht spielen".


    Zu sagen ist noch, dass mein Sohn technisch sehr gut ist, er macht wöchentlich noch ein Zusatztraining mit 3 Spielern anderer Vereine, bei einem Fußballlehrer. Er ist immer im Mannschaftstraining, auch wenn am anderen Tag eine Klassenarbeit geschrieben wird und wir eine weite Anfahrt haben. Spielen tun dann aber andere, auch wenn sie die ganze Woche nicht im Training waren.


    Die letzte Beurteilung, die wir von unserem damaligen Jugendkoordinator bekamen, war: Ein genialer kreativer offensiver Mittelfeldspieler mit außergewöhnlichen Ideen. Und jetzt verliert er immer mehr an Selbstbewusstsein, was man - da muss ich auch ehrlich sein - allmählich seiner Spielweise anmerkt, wenn er dann mal für 10 -15 Minuten spielen darf. Er ist einfach nicht mehr mutig und sein Spielwitz geht immer mehr verloren. Jetzt werden viele von euch sagen, dann fehlt im sein Durchhaltevermögen und "ein wahres Talent setzt sich immer durch." Aber versetzt euch mal in seine Lage. Es kommt jetzt das 3. Jahr, indem er durch seine Physis so benachteiligt wird. Ich glaube, über so einen langen Zeitraum würde jeder sein Selbstbewusstsein verlieren.
    Er wird nicht klein bleiben. Sein Bruder ist 1,83 m groß, auch mein Mann ist über 1,80m groß und ich 1,68m. Mein Sohn hatte sich vor einem halben Jahr im Training den Arm gebrochen, beim Röntgen wurde dann festgestellt, dass seine Wachstumsfugen noch total offen sind. Er ist auch noch nicht in der Pubertät und folglich fehlt natürlich auch das Breitenwachstum der Muskeln und nicht zu vergessen - der Testosteron-Einschuss.

  • Sicherlich fällt es schwer, wenn man jahrzehntelang ein Denkmuster von bestimmten Fakten mit sich herum geschleppt hat und dann zum Zweifeln beginnt!


    @TW


    das sind bei mr keine neu aufkommende Zweifel, das beobachte ich schon lange. Sowohl der DFB wie auch viele der sogenannten Leistungszentren handeln bei der Nachwuchsarbeit anders als es von kleinen Vereinen eingefordern, wird, heften sich dann aber den hohen Ausbildungsgedanken an die Brust.


    wenn ich etwas in Fragestellung formuliere, heisst das nicht immer, dass ich die Antwort der Frage nicht zu kennen glaube.


    Deshalb bin ich auch gegen einen allzufrühen Wechsel und sehe das Hoffenheimer Modell z.B. als eine gute Alternative.


    Alternativ wollte ich mal mit 3-4 Nachbarvereinen ein sogenannte Leistungsgruppe aufstellen, mit flexiblen Teilnehmern, eine zusätzliche Trainingseinheit
    mit vernünftigen Trainern und gelegendlichen Spielen, zusätzlich zur normalen Vereinsmannschaft.


    Ist aber am Kirchturmdenken gescheitert, auch am egoistischen einzelnen Trainerverhalten.


    gg

  • Mein Sohn spielt seit 4 Jahren bei einem sog. "Leistungs- und Traditionsverein", ...

    Hallo Anna, danke für Deine ausführliche Schilderung! So wie Du die Auswahl beschreibst (Hauptsache groß, aber keinen Pass über 5m spielen können) ist sie sicher nicht sinnvoll. Dennoch ist die physische Leistungsfähigkeit auch ein Kriterium. Schwierig wird es dann, wenn dieses Kriterium wie bei Euch im Verein über alle anderen gestellt wird, zumal (wie Du ja richtig schreibst), das auch nur eine Momentaufnahme ist, die sich gerade in der Pubertät extrem verschieben kann.


    Wäre mein Sohn in derselben Situation, würde ich ihm vermutlich zu einem Vereinswechsel raten. Aber das ist natürlich leicht gesagt. Und offenbar will Dein Sohn das ja auch nicht. Daher drücke ich Euch die Daumen, dass Dein Sohn wieder mehr Einsatzzeiten bekommt.


    Grüße
    Oliver

  • Da ich die handlelnden Trainer und Vereine kenne, kann ich den Beitrag von Anna in Bezug auf deren Vorgehensweisen voll bestätigen.


    Vereinswechsel ist schnell vorgeschlagen, aber wohin, fast überall sieht es bei den infrage kommenden Vereinen so aus, oder liegen bei den 2 oder 3
    besser geführten Jugendabteilungen sehr weit entfernt. Zum Auswählen bedarf es auch Alternativen.


    Auch wir hatten mit dem Jugendkoordinator des zuerst genannten Vereines gesprochen, ein wirklich guter Mann, der inzwischen bei einem kleinen Land
    verantwortlicher Landesjugendkoordinator ist. sein damaliges gute Trainerteam ist inzwischen komplett ausgetauscht.
    In der Zeitung wird aber eine hervorragende Jugenarbeit beschrieben, weil eine der Mannschaften in der Regonalliga den 2. Tabellenplatz blelegte.


    Obwohl uns seine Konzeption voll überzeugt hatte, sind wir damals nicht gewechselt.
    Inzwischen, festgestellt was nach ihm so abging (Anne hats geschildert) sind wir froh über unsere Entscheidung.


    das ist die Realität in unserer Region.


    gg

  • Anna


    Vielen Dank für die Schildung des Einzelschicksals, an dem alle Forenteilnehmer erkennen können, wie groß der Schmerz über die ungerechtfertigte Zurücksetzung eines Talents aufgrund seiner späteren Geburt ist.
    Wie kann es sein, dass solche Trainer nicht einmal mit so einfachen Dingen vertraut sind, dass sogar über 90 % aller Jugendlichen beim Verlierer spielen, statt beim Gewinner auf der Reservebank sitzen würden? Wie kann es sein, dass sich solche Trainer zu Beginn einer Saison für ein Talent entscheiden und es dann nicht oder nur kaum spielen lassen? Wer gibt ihnen die Erlaubnis, ihr Team mit mehr Spielern auszustatten, als man benötigt? Warum glauben diese Trainer, das man sich auch ohne Spielpraxis verbessern kann?


    Günter empfiehlt den Verein zu wechseln! Wohin denn, wenn doch die C-Jugendregionalliga die höchste Spielklasse ist?


    Ist es nicht notwendig, dieses "Sackgassen-Denken" zu überwinden, bei denen teilweise "Riesen" überfordert eingesetzt, aber "Zwerge" chancenlos unterfordert auf der Reservebank sitzen?


    Sollte der DFB (für Regionalliga zuständig) nicht verbindlich verbindlich, dass jeder, beim Saisonstart gemeldete Spieler im Jugendbereich regelmäßig und ausreichend Einsatzzeiten bekommt, damit Chancengleichheit herrscht?


    Wenn man beim DFB eine Tüte zeigt, auf der "Fair geht vor" steht, dann darf man auch Fairness beim Einsatz im Jugendfussball erwarten!


    Wenn man sich nicht traut, die Dinge beim Namen zu nennen, dann wird man nur vorübergehende, aber keine nachhaltigen Verbesserungen erzielen können. So löst der Wechsel in einen anderen Verein das Problem nicht, weil auch dort ein Trainer mit "eigenen Regeln" RAE-Benachteiligte auf die Reservebank mobben könnte und dann die Leidtragenden widerum gezwungen wären, den Verein zu wechseln!