Taktische Fouls

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  • @Fußballbaron


    Vermutlich hast Du nie Basketball gespielt oder mal zugesehen, wenn Du es als körperloses Spiel bezeichnest.


    Fußball ohne Körpereinsatz? Das will niemand. Wenn einer von meinen Spielern ausgespielt wird, dann versucht er, sich den Ball zurückzuholen. Da passiert dann manchmal ein Foul, ich würde es aber keinesfalls üben oder den Spieler dafür loben. Bei Unsportlichkeiten wird ein Spieler von mir ausgewechselt und ermahnt. Und diese üblen Tretereien, die angeblich aufträten, würde man taktische Fouls nicht üben, die habe ich von U9 bis U13 noch nie erlebt und ich sehe sie auch bei anderen von mir beobachteten Jugendspielen bis zur U19 nicht. Gerade im Bereich bis U13 sehe ich sehr wenige Fouls, meist sind diese dann noch der Langsamkeit geschuldet oder eben kleinere Fouls durch Körperkontakt.


    "Wenn die Regel lauten würde, ein Spieler der alleine vor dem Tor steht darf weder berührt, beschallt, beworfen oder sonstwie gestört werden, dann wären wir da wo ihr hinwollt. Die Regel is nun aber mal nicht so. Und daran gibts nichts zu rütteln. "


    Gestört darf er werden, auch durch Körperkontakt/Berührung , so lange dieser nicht unfair ist. Bewerfen? Mit Gras? Mit dem Schuh? Oder gebt Ihr euren Spielern Wurfgeschosse mit? Unsportliches Verhalten, Foul -> Minimum Gelb.
    Beschallung? Keine Regel? FIFA Regel 12, Seite 56: http://de.fifa.com/mm/document…s_misconduct_de_47381.pdf

    "Multiple exclamation marks,' he went on, shaking his head, 'are a sure sign of a diseased mind."
    Terry Pratchett


  • Wir sind ja oft an internationalen Turnieren. Nirgendwo ist ist die Gangart so hart und rustikal wie in Deutschland

    Dann fahr mal nach Oranje-Land...


    ein unbedingter erfolg durch foulspiel ist im JF tabu!

    Sehe ich grundsätzlich auch so. Leider demonstrieren die Vorbilder der Kinder im Fernsehen etwas anderes. Könnt Ihr Euch erinnern, wie Michael Ballack im 1/2-Finale der WM 2002 gefeiert wurde, weil er sich mit seiner gelben Karte für die Mannschaft "geopfert" hatte...?
    Einer meiner Spieler hat kürzlich ein sogenanntes taktisches Foul begangen. Selbstverständlich haben wir soetwas nie trainiert und selbstverständlich wissen die Kinder, dass für uns Fairplay über allem steht. Lieber sauber verlieren als unsauber gewinnen. Wir haben so auch schon Spiele verloren, was aber auch ein schlechtes Signal für die Kinder ist, wenn der Unsaubere am Ende belohnt wird...
    Im Fall des taktischen Fouls habe ich den Mund gehalten. Es kam das erste Mal vor. Dieser Spieler ist sehr spielintelligent. Er hat die Situation durchaus als Ganzes erfasst. Soll ich ihn für etwas rügen, das ein Bundesligatrainer am Samstag als clever bezeichnen würde? Soll ich ihn für etwas loben, das meinem normalerweise gelehrten Anspruch an Fairplay widerspricht? Als Trainer habe ich still aber wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass er die Situation als Ganzes wahrgenommen hat, was in der E nicht selbstverständlich ist.

  • Das ehrt dich natürlich, aber da würde ich dann gerne in dein Oberstübchen schauen, wie es da aussieht, wenn dieses eine Tor dann eine Saison ruiniert oder euch aus dem Pokal schmeißt. Du kannst jetzt natürlich auf deine Prinzipientreue verweisen, ich würde dem kategorischen Imperativ da wohl aber nicht mehr genügen....


    Am letzten Wochenende verspielten wir mit einem 1:1 die Möglichkeit auf die Meisterschaft. Ich habe sie zu keinem Zeitpunkt animiert irgendwie unfair über Fouls oder dergleichen zu tun, um das zumindest in den letzten spannenden 10 Minuten doch noch zu erzielen. Ich bin ganz ruhig gewesen...wegen der Meisterschaft...Auf Grund der dummen Erwartung darauf, fühlte sich das 1:1 an wie eine Niederlage. Das habe ich auch so formuliert und zeitgleich gesagt, dass das sportlich zu sehen und zu akzeptieren ist. Da für meine Spieler die Sache wichtiger als für mich war und ich das natürlich wußte, bin ich sofort nach dem Abpfiff hin und sammelte sie ein....und erinnerte sie daran, was ich von ihnen erwarte. Es ging bei dem Spiel seitens des gegnerischen Trainers (lautes Schreien) und Zuschauer...(jede Schirientscheidung wurde kommentiert)...bis zu deren Spielern die sich unfair äusserten...ganz schön ab. Letztlich hat das meine Spieler so beeinflußt, dass sie für mich deutlich erkennbar....bis auf die letzten 10 Minuten....restlos gehemmt spielten, was immer noch zum 1:1 reichte. Darüber war ich sauer....richtig sauer, was mir aber -glaube ich- keiner anmerkte. Dem gegnerischen Trainer habe ich das aber während des Spiels unter vier Augen sachlich schonend gesagt, was der sogar einsah. Da war es aber schon zu spät, schade.


    Mich nimmt es einfach Wunder wie ihr z.B. offensiv mit einem hoch stehenden Pressing spielen wollt wenn ihr jeden der vorbeizieht einfach laufen lasst. Common!


    FB, das taktische 1:1 in der Defensive ist die fußballerische Lösung. Spieler die das 100 Prozent umsetzen und dabei auch die Unterschiede zu bearbeiten wissen (Spiel in der Mitte/Aussen weit vorm Tor...oder der Gegensatz dazu...halt nahe vorm Tor) lösen das ohne Foul!!!!!!!!!!!!! Das dann gesteigert ....Thema Verteidigen zu zweit....zu dritt....und in der C zu viert und dann als Team (vor allem unter einbezug der 6èr)....läßt die Fouls so gut wie wegdenken.

  • Das alles zeigt nur, das es beim Fussball zunehmend auf immer bessere Schiedsrichter ankommt.


    Warum wird in der Jugend selten geahndet, d.h. Gelb und Rot gezeigt? Weil der Schieri richtigerweise davon ausgeht, das gezieltes und geplantes Foulspiel nicht häufig vorkommt.


    Wenn sich dies ändert, müssen alle Beteiligten natürlich umdenken. Notbremsen und - wie war das noch - Kampfsportattacken auf den Stürmer müssen unmittelbar rote Karten nach sich ziehen. Im Leistungsbereich eben auch ohne Auffüllen usw.
    Nur dann wird man dem geplanten Foulunwesen wieder gerecht, dass im Profibereich ohne entsprechende Regelns natürlich auch immer schlimmer würde.


    Ach ja - zum Handball muss ich jetzt mal etwas sagen, da hier leider massives Unwissen vorherrscht. Beim Handball gilt die PROGRESSIVE Bestrafung, d.h. Angriffe eines Spielers auf den Körper des Gegenspielers ohne Chance der Balleroberung werden in folgender Abfolge bestraft: Freiwurf, gelbe Karte, 2 Minuten, 2 Minuten, 2 Minuten + Disqualifikation (Rot).
    Das gilt aber nur für normalen Körperkontakt. Angriffe auf Hals, Gesicht oder Wurfarm werden gleich härter bestraft.
    Handballer sind in Schnitt auch viel disziplinierter als Fußballer - ein Tritt, Faustschlag oder ähnliches würde sofort zur Disqualifikation führen.

  • Ich setze noch einen drauf. Ich habe das taktische 1:1 in der Defensive selber beim Dienstfußball ausprobiert. Würde ich dort auch nur einmal an einem Trikot ziehen....dann ;) ere ich das ...so alle vier Wochen wiederkehrend....sehe ich die Blicke von einigen Spielern die das aus 30 Metern verfolgen...was ich sage....vormache und was wir wie üben.


    Wieso ist das so?


    Ich kann für dieses Thema nur werben. Ich bin der Meinung, dass jeder Trainer der davon keine Ahnung hat, darüber sein Team locker um 30 Prozent nach hinten wie vorn verstärken kann. Da ist richtig vieeeeeellllllll Potenzial -offensichtlich von vielen- restlos unerkannt drin.


    Spieler die eher schwach defensiv waren...schon wegen eines mäßigen Antritts....grinsen mich öfter an, wenn sie merken das Trainer recht hatte. Sie können sich auf diese individuelle Taktik prima verlassen...das macht sie ruhig.


    Zurück zu den Fouls....diese Fouls sind sehr oft ausdruck mangelnden Könnens! Meist sind es läuferische und technische und ebend auch taktische Defizite dessen "Nacharbeitung" über das Foul erfolgt. Ein Foul ist auch eine Einstellungssache von Trainer und Spieler und es hat auch was mit der Vorbildfunktion des Trainers zu tun. Man könnte das auch weiterspinnen und sagen, dass das gelernte Foul eine Kapitulation des Trainers vor seinen eigenen Grenzen ist. Letzteres möchte ich selbstverständlich nicht auf Dich münzen, das ist mein Eindruck ein anderer, wenngleich ich deine Einstellung zu diesem Thema so nicht ok finde...das habt ihr doch nicht nötig.

  • läßt die Fouls so gut wie wegdenken.


    Tja, wir spielen halt Offensivfussball. Nur hinten reinstehen ist nichts für uns. Unsere Fans sind sich anderes gewohnt. Sorry ;)

    • Offizieller Beitrag

    Das alles zeigt nur, das es beim Fussball zunehmend auf immer bessere Schiedsrichter ankommt.


    Zeigt es nicht eigentlich, dass es beim Fußball zunehmend auf den Trainer ankommt. Im Profifußball mag das mit den Schiedsrichtern so stimmen, aber im Kinderfußball tragen erstmal die Trainer die Verantwortung, dass die Unsitten aus dem Profifußball nicht übernommen werden.

  • FB....hallo....hinten rein stellen? Mein Team steht kurz hinten um sich die Pille zu organisieren...aber ebend auf diese Art....wir spielen allein vom Spielsystem offensiv (3:2:3). Auch die Trainingsthemenwahl fociert das offensive Spiel. Das Thema hier wiederhole ich alle cirka 4 Wochen mit ein bis zwei Trainingseinheiten. Wir haben gestern die C 1 als D 1 geschlagen....und das, weil ich nicht an uns vorbeigingen. Erst gegen Ende schossen die ihre Tore....als die Kräfte bei uns sanken....es stand lange 5:0 für uns....und endete 5:3.


    Nun bekomme ich doch den Eindruck, das selbst du nicht weisst, wie wichtig und umpfangreich das Thema ist. Mal abgesehen davon, dass ich zum üben des taktischen 1:1 und mehr auch die Offensive sowas von übe (ist an dem Tag jedoch nicht trainingsthema)....


    Du kannst noch so viel Offensivfußball üben...Ballverluste werden -das weisst du- über die Raumdeckung und das Verschieben kompensiert. Das Thema -taktisches 1:1 in der Defensive ist die wichtigste Grundschule zum gelingen des späteren Verteidigen im Verbund.


    Das ist Grundlage und Ausgangsbasis.


    Wer das beherrscht steht mit guten Spielern halt nicht gegen Saisonende mit 102:78 Toren da....sondern mit 90:12...letzteres ist für mich persönlich mehr Ausbildung gewesen....beides sind tolle Ergebnisse.

  • Ja richtig....E....ist ok.


    Da ist das 1:1 als Vorstufe zum späteren taktischen 1:1 in der Defensive wichtig. Ich habe dieses Thema damals am Ende der E mit denen die in die D kamen probiert. Ein nicht unerheblicher Teil setzte das unter Druck dann nicht um. Das ändert sich in der D...vor allem im zweiten Jahr D....meine 12 Spieler beherrschen das heute...jedenfalls viel das dem C 1 Trainer auf.


    Übrigens ...an FB nochmals....dieses taktische Verhalten (Gegner stellen...Ballablaufen...niemals dabei stehen...und kein mit dem schlanken Fuß zum Gegner gehen usw.) beginnt beim Stürmer...es ist auf jeder Position zu verwenden, halt besonders hinten...Hinten ist bei uns oft an der Mittellinie...soviel zum offensiven Charakter des Teams.


    Sehr interessant ist auch die Beschulung des 1 VT gegen 2 Angreifer...wo die meisten ungeschulten an den Ballführenden gehen.


    Meine heute nicht mehr...sie gehen zuerst an den Nichtballführenden....und wenden sich dann zum Ballführenden...stellen den Passweg zunächst zu...was ich als klug erachte und als einzige Chance hier Zeitgewinn (Top 1) und dann auf Ballgewinn (Top 2) zu ackern. Schließlich hat ein Verteidiger in der Situation gegen 2 Angreifer eher keine Chance...so aber schon. In einem engen Coridor geübt....unter Beachtung von Abseits....schaffte es kein Stürmerpärchen an dem einzelnen Angreifer vorbei zu kommen. Entweder war der Ball vorher erobert oder der zweite Angreifer stand abseits. Bei dieser Übung brauch der VT den Ball nur zu berühren....im besten Fall seitlich rauszuspielen....oder super gut...wenn er ihn richtig übernahm. Das ...also die Erkenntnis daraus, vermittelt jedem Spieler (jeder spielt in jedem zweiten Durchgang den VT)....vertrauen in das Erlernte und das ernte ich derzeit wenn ich ihnen zuschaue und es freut mich sehr, dass der C 1 Trainer das erkannt und zu schätzen lernen wird...wenn die demnächst in die Viererkette usw. einsteigen.

  • Ich fühle mich etwas missverstanden.


    Ich habe wiederholt darauf hingewiesen, dass ich taktische Fouls niemals angesprochen und noch weniger gefordert oder gefördert habe. Und meine Einstellung zu taktischen Fouls finde ich auch überhaupt nicht widersprüchlich. Ein taktisches Foul zeugt von der Intelligenz und vom Spielverständnis eines Spielers, wie Follkao es auch beschrieben hat. Ich rede hier eben nicht von Kinderfussball, sondern von der U16. Die Jungs sind zum Teil sehr intelligent und bringen neben meiner fussballerischen Ausbildung, die weit davon entfernt ist, alle Facetten des Spiels abzudecken (die Zeit, die Zeit), einen Haufen eigener Überlegungen in der Spiel mit. Das taktische Foul ist da eine Mischung aus Siegeswillen, fußballerischer Intelligenz und - Fernsehen schauen. Nebenbei bemerkt ist es auch sehr selten bei uns, da wir nicht hochklassig spielen. Ich brauche also gar nichts fordern, der mündige Spieler entscheidet in so einer Situation ganz allein, zumal ich am Seitenrand auch eher der ruhige Typ oder mit dem Coachen der Viererkette beschäftigt bin. In der Praxis lehne ich das taktische Foul daher ab und bespreche es mit meiner Mannschaft nicht, in der Theorie ist es aber absurd, zu leugnen, dass sich darin die Intelligenz eines Spielers ausdrücken kann. Man kann also auch in einer falschen Handlung durchaus das dahinter stehende Potential erkennen, ohne damit die falsche Handlung zu forcieren.


    Und da sich FB mit seinem Hinweis auf den Kampfsport ganz schön in die Nesseln gesetzt hat, ist es vielleicht erwähnenswert, dass Fussball als Kontaktsportart juristisch wirklich als Kampfsport ausgelegt wird. Und auch beim Kampfsport, wie bei jedem Sport, gibt es Regeln. Deshalb finde ich es etwas ungerecht, dieses Wort jetzt als Schimpfwort zu benutzen. Man macht Fussball nicht zum Kampfsport, er ist es. (http://www.jurablogs.com/de/kampfsport-fussball) Wir können jetzt natürlich eine langwierige Debatte darüber führen, wie hart Fussball denn nun sein darf. Ich habe festgestellt, dass bei vielen Leuten direkt nach dem Pazifismusbekenntnis der Ausdruck "Angelegter Arm!" kommt, einer der schönsten Euphemismen für das laut Regelwerk eigentlich auch verbotene Stoßen des Gegenspielers.


    Und damit bin ich bei meinem letzten Punkt: dem Schiedsrichter. Es besteht Uneinigkeit in der Regelauslegung, deshalb braucht man ihn. Es haben Mannschaften schon hart gegen uns gespielt, mit dem Hinweis, dass das in höheren Ligen so üblich ist, und der Schiedsrichter hat diese Auffassung gedeckt, mit dem Ergebnis, dass wir untergegangen sind. Das ist, wie ich schon geschrieben habe, eine direkte Folge der Ausbildungsoffensive des DFB. Es gibt in unserer Liga außer meinem Team keine Mannschaft ohne Co-Trainer, jeder Trainer hat eine Lizenz und deshalb steigen sowohl Niveau als auch Härte. Es ist keine Freizeitliga und ich weiß auch nicht, was daran schlimm sein soll. Dem Schiedsrichter kommt hier doch eine zentrale Rolle zu. Was ich der Mannschaft über Zweikampfhärte etc erzähle, wird Makulatur, wenn der Schiedsrichter jede Berührung abpfeift. Der Schiedsrichter entscheidet über die Gangart in jedem Spiel, und der Fussball bekommt dadurch immer einen völlig anderen Charakter, ja wird fast zu einem anderen Spiel. Ich sage nicht, dass ich das gut finde, und dass es Regeln gibt, bedeutet zum Beispiel noch nicht zwingend, dass es auch einen Schiedsrichter geben muss. Da wir uns aber alle nicht einig sind, gibt es ihn, und seinen Einfluss auf das Spiel darf man nicht unterschätzen. Wenn der gegnerische Sechser also zu oft foult und zu hart spielt, ist die erste Stellschraube für mich nicht der gegnerische Coach, der seit Jahr und Tag seine Auffassung des Fussballs lehrt und sich von mir wahrscheinlich noch weniger belehren lässt als sein Spieler, der ja immer so spielt, sondern der Schiedsrichter, der, wenn er meine Auffassung der Zweikampfführung teilt, diese Härte unterbindet.


    tl;dr (Kurzfassung).
    Ich lehne taktische Fouls aus Liebe zum Spiel ab und spreche sie daher niemals an. Wenn ein Spieler es aber korrekt anwendet (im Rahmen seiner eigenen Wertung), erkenne ich, dass er Spielverständnis und Antizipation hat. Die Entscheidung über die generelle Gangart liegt letztlich auch nicht bei mir, sondern beim Schiedsrichter.

    Letztlich hat das meine Spieler so beeinflußt, dass sie für mich deutlich erkennbar....bis auf die letzten 10 Minuten....restlos gehemmt spielten, was immer noch zum 1:1 reichte. Darüber war ich sauer....richtig sauer, was mir aber -glaube ich- keiner anmerkte. Dem gegnerischen Trainer habe ich das aber während des Spiels unter vier Augen sachlich schonend gesagt, was der sogar einsah. Da war es aber schon zu spät, schade.

    Die Situation kenne ich nur zu gut. Eskalierende gegnerische Trainer sind mit das schlimmste, weil ihre Spieler das Gebrüll von Trainer und Eltern für einen Freifahrtsschein halten und locker noch mehr übers Ziel hinausschießen. Ich habe im Gespräch mit dem gegnerischen Trainer auch frühzeitig zu klären versucht, dass es hier ja um Fussball gehen soll und nicht um Psychokrieg. Es gab aber auch schon Exemplare, die das überhaupt nicht eingesehen oder mich sogar deswegen ausgelacht haben. Und da habe ich nicht den Mund gehalten, sondern dagegen gehalten. Ich habe meinen Spielern erklärt, dass ich das nicht gerne mache, aber ich habe früher immer eher den Mund gehalten, dem Gegner damit das Feld überlassen. Meine Jungs haben nicht nur gehemmt gespielt, sondern hatten auch Angst vor dem gegnerischen Trainer und den Eltern und wir haben das Spiel verloren, was noch frustrierender ist. Ich hatte das Gefühl, sie irgendwie im Strich gelassen zu haben. Seitdem bin ich auch Assi, wenn es gar nicht anders geht, freue mich aber jedesmal über einen zivilen Umgang und bedanke mich auch möglichst beim gegnerischen Trainer und seinen Spielern, wenn die Atmosphäre angenehm und das Spiel sportlich war, um das irgendwie zu honorieren. Drüber stehen funktioniert vielleicht für mich, aber oft nicht für meine Jungs.

  • Ich fühle mich etwas missverstanden....Ich lehne taktische Fouls aus Liebe zum Spiel ab und spreche sie daher niemals an. Wenn ein Spieler es aber korrekt anwendet (im Rahmen seiner eigenen Wertung), erkenne ich, dass er Spielverständnis und Antizipation hat. Die Entscheidung über die generelle Gangart liegt letztlich auch nicht bei mir, sondern beim Schiedsrichter.


    ich denke schon, dass ich das verstanden habe. Aber dennoch sehe ich 2 Punkte anders:


    a) Wenn Du taktische Fouls ablehnst, ist es ein Fehler, den Mund zu halten. WARUM sprichst Du sie nicht an? Glaubst Du nicht, dass Dein Schweigen als Zustimmung gewertet wird?


    b) Klar liegt die Entscheidung über die Gangart beim Schiedsrichter, aber den Einfluss des trainers sollte man nicht unterschätzen. Das fängt ja schon damit an, dass im Training die Regeleinhaltung geübt wird (oder halt nicht). Und das geht weiter mit dem Einschwören vor dem Spiel und mit dem verhalten des Trainers am Spielfeldrand, wie Du ja selbst beschreibst.


    Grüße
    Oliver


  • Nur ist das Regelbuch eben schwammig (welches überhaupt ??).


    Keine Frage. Aber taktische Fouls sind doch praktisch immer ganz deutlich als Fouls erkennbar: Ball ist weg, Gegner ist fast vorbei. Sie sind glücklicherweise häufig nicht sehr verletzungsträchtig, aber andererseits ein mit voller Absicht und bewusst begangener Regelbruch. Und weil du es selbst erwähnt hast: einen Gegenspieler am Trikot zu ziehen oder ihm irgendetwas zu zu flüstern, das ist völlig widernatürlich, das machen Spieler nur, wenn es ihnen gezeigt wurde, wenn auch nicht notwendigerweise vom Trainer.


    Das Einzige was hier wichtig ist, sind VERLETZUNGEN zu vermeiden.


    Nein, es geht um die Sportlichkeit und die Fairness. Um den gegenseitigen Respekt. Um die Ideale des sportlichen Wettstreits.


    Ich denke aber dass es schon noch einen grossen Unterschied zwischen einem taktischen Foul (Torverhinderung im Graubereich der Regelauslegung oder zum bewusst eigenen Vorteil) und z.B. einer Schwalbe, unberechtigte Ballforderung wenn Ball im Aus, etc. gibt.


    Und ich behaupte, dass taktische Fouls sich praktisch nie im von dir genannten Graubereich bewegen. Das können sie schon deshalb nicht, weil der Gegner ja unbedingt gestoppt werden muss, da reicht der Graubereich nicht aus, dazu ist seine Erfolgsaussicht zu ungewiss.


    Ein taktisches Foul passiert immer unter der direkten Beobachtung des Schiedsrichters. Da wird nichts gelogen noch betrogen.


    Es mag sein, dass im eigentlichen Wortsinn weder gelogen (wenn der Foulende seinen Mund hält) noch betrogen wird (s. Wikipedia: "Betrug bezeichnet außerrechtlich allgemein die Vorspiegelung falscher Tatsachen"), aber es wird dennoch bewusst und mit Absicht gegen die Regeln verstoßen, entweder durch übertriebenen Körpereinsatz oder durch unsportliches Verhalten.


    Ach, und wenn deine zu hoch oder falsch stehenden Verteidiger nicht in der Lage sind, mit regelkonformen Mitteln die Stürmer zu stoppen, dann ist es deine Aufgabe, ihnen beizubringen, wie sie es hin bekommen. Das hat nichts mit Mauertaktik zu tun, sondern mit Stellungsspiel unter Berücksichtigung der eigenen Fähigkeiten sowie derjenigen des Gegners.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

    Einmal editiert, zuletzt von tobn ()

  • ch denke aber dass es schon noch einen grossen Unterschied zwischen einem taktischen Foul (Torverhinderung im Graubereich der Regelauslegung


    kann es sein, dass hier en Fehler in der ganzen Diskussion begründet ist?


    das oben beschriebene ist kein taktisches Foul.


    in allen Puplikationen wird das taktische Foul als eine Massnahme beschrieben, das Spiel, besser den Spielaufbau des Gegners, zu verhindern.
    etwa 90% der taktischen Fouls geschehen im Mittelfeld und sollen den Konterangriff des Gegeners unterbinden.
    Sinn des taktischen Fouls, ist es durch unsportliche Mittel eine Spielunterbrechung herbeizuführen, um die eigene Mannschaft in ihrem
    Abwehrverhalten neu zu organisieren.
    Um dem entgegenzuwirken wurde die Vorteilsregel seinerzeit neu definiert, die heute zum Glück meistens sehr stark ausgelegt wird.

    bei drekter Torverhinderung spricht man nicht mehr von taktischem Foul, sondern von einer Notbremse.
    so gibt es z.B. niemals im 16er ein taktisches Foul, nach der Begriffsbestimmung.


    taktisches Foul hat auch in der Bewertung absolut nichts mit körperbetontem Spiel, in seinem eigendlichen Begriff, zu tun.


    ich habe den Eindruck, dass hier einiges unterschiedlich ausgelegt wird.

  • Wenn die Regeln 100% klar sind, dann ist auch 100% klar was ein Regelverstoss ist.
    Beim taktischen Foul ist das eben gerade nicht so. Ein taktisches Foul ist der Versuch die Regeln zu eigenem Gunsten zu INTERPRETIEREN und die Entscheidung, ob es nun Foul war oder nicht dem Schiedsrichter zu überlassen, der damit die Gangart des Spiels festlegt - und die ist immer wieder anders und muss deshalb auch immer wieder neu ausgelotet werden. DAS ist Fussball.
    Ich zeige meinen Spielern auch was IMMER 100% als Foul geahndet werden müsste (Leibchen, Grätschen von hinten etc.) und erwarte von ihnen dass sie es nicht mal versuchen. Hingegen gehören die feinen Psychotricks und Irritationen zum Spiel - eben WEIL die Regeln dazu nichts sagen.
    Ich persönlich finde es absurd mir künstliche Regeln aufzuerlegen, an die sich eh kein Gegner hält, geschweige denn wir Schiedsrichter haben die diese pfeifen können. Wenn das in den obersten Liegen mit ausgebildeten Schiris, Videobeweis und Millionenpulikum durchgeht, ist das für mich der Masstab an dem die Interpretation der Regelauslegung gemessen wird, und damit für mich massgebend.
    In der E dafür immer noch eine künstliche Welt aufrechzuerhalten mach deshalb aus meiner Sicht keinen Sinn und sehe auch nicht ein WO und WANN dies den Leitfänden und Konzepten der Landesverbände zuwiderläuft.

  • a) Wenn Du taktische Fouls ablehnst, ist es ein Fehler, den Mund zu halten. WARUM sprichst Du sie nicht an? Glaubst Du nicht, dass Dein Schweigen als Zustimmung gewertet wird?


    b) Klar liegt die Entscheidung über die Gangart beim Schiedsrichter, aber den Einfluss des trainers sollte man nicht unterschätzen. Das fängt ja schon damit an, dass im Training die Regeleinhaltung geübt wird (oder halt nicht). Und das geht weiter mit dem Einschwören vor dem Spiel und mit dem verhalten des Trainers am Spielfeldrand, wie Du ja selbst beschreibst.

    Zu a). Ich bin mir bei vielen Spielern in meiner Mannschaft sicher, dass sie die wahre und volle Bedeutung des "taktischen Fouls" überhaupt nicht kennen. Das sind einige wenige aufgeweckte Spieler, die wirklich selten zu diesem Mittel greifen. Warum soll ich da schlafende Hunde wecken? Wenn eine Mannschaft dieses Mittel planmäßig und oft gegen uns einsetzt, beschwere ich mich zuerst beim Schiedsrichter.


    Zu b). Wenn wir schon über den Einfluss des Trainers reden, dann zwingt doch am Ende der aggressivere Trainer dem anderen seine Gangart auf. Wenn ich mich jedes Mal darauf verlasse, dass der Gegner mit olympischem Geist das Feld betritt, würden wir wohl kein Spiel mehr gewinnen. Am Ende passiert auf dem Platz, was geht, und nicht was sein soll. Und da ich da nicht alleine bestimme, sondern zu großen Teilen der Schiri und ansonsten, wie du richtig sagst, ich, aber eben auch der andere Trainer, hilft mir meine Ritterlichkeit unter Umständen keinen Zentimeter weiter. Immer nur moralischer Sieger sein macht eben auch keinen Spaß und nichts tut mehr weh als Ungerechtigkeit, der man sich hilflos ausgeliefert sieht.


    Ansonsten hat guenter sehr richtig bemerkt, dass hier gerade 2-3 Diskussionen nebeneinander herlaufen. Aber ich denke, dass wir uns noch im Rahmen bewegen, passende Argumente gegeneinander ins Feld zu führen. Diese Diskussion macht übrigens richtig Spaß, am Ende lesen wir uns alle noch aus Platons Politeia vor, wo Trasymachos sagt "Es ist schlau, ungerecht zu sein". Die moralische Diskussion über das taktische Foul reicht also zurück bis zu den alten Griechen. Mal sehen, ob wir das hier lösen können 8)

  • Vermutlich hat Günther Recht, daher möchte ich mein Anliegen nochmal präzisieren:


    Mir geht es nicht um die Notbremse und auch nicht um Psychotricks in der Grauzone. Sondern es geht mir um offensichtliche taktische Fouls, die auch als solche gepriffen werden. Also z.B. das Festhalten im Mittelfeld. Jeder im Stadion kann das Foul sehen, der Schiri pfeift aber der Angriff ist unterbunden. Gehört das zum Spiel? Dann müsste man es als Trainer eigentlich lehren. Oder macht man das nicht, weil man den Kindern beibringen sollte, sich an die Regeln zu halten?


    Grüße
    Oliver

  • Ich finde es gehört nicht dazu.


    Aber als Verteidiger (ich bin selbst einer) will man halt das Tor verhindern. In manchen Situation. Ich beziehe es auf mich 90% schaffe ich es fair und 10% nicht. Dann greift man auch mal zu einem Foul auch wenn es nicht Absichtlich ist. Das ist dann eine Reaktion auf das Tore verhindern. Es passiert automatisch. ICh spreche jetzt von mir. Und nein auch ich mache Fehler die 100% sind nur auf die Angriffe bezogen wo ich stoppe.

    FCK

  • Wie schon mehrfach erklärt wurde, ist es natürlich am besten, die Situation, die ein taktisches Foul zur Unterbindung eines gegnerischen Konters überhaupt erst in Frage kommen lässt, nämlich der Ballverlust im Spielaufbau nahe der eigenen Abwehr, unbedingt zu vermeiden. Wer einen sicheren Balltransport und Ballbesitz trainiert, kann das taktische Foul links liegen lassen.
    Dass es aber zum Fußball gehört, sieht man jeden Tag in der Bundesliga. Und wer sagt, dass da eben ein anderer Fußball gespielt wird, ignoriert, dass die FIFA die Einführung elektronischer Hilfsmittel unter anderem ablehnt, weil der Fußball von der Champions League bis zur Kreisklasse derselbe sein soll.
    Insofern wäre meine Lösung zur Problematik: So sicher und gut sein, dass man es nicht braucht.