Liebe Sportsfreunde,
wo einiger Zeit wurde schon einmal etwas über den RAE-Effekt geschrieben. Dieser Effekt besagt, das die in den ersten Monaten eines Jahres geborenen Kinder aufgrund geringer physischer Vorteile gegenüber denen, die in den letzten Monaten eines Jahres geboren werden, bevorzugt für Fördermaßnahmen ausgewählt werden. Weiterhin findet unser Kindergarten- und Schulsystem Berücksichtigung in dieser These, wonach Kinder, die vor dem Juli geboren werden und 1 Jahr früher als die in der 2. Jahreshälfte geborenen, einen Vorteil in der geistigen Entwicklung besitzen.
Ferner könnte von Interesse sein, ob es aufgrund der unterschiedlich einsetzenden und abgeschlossenen Pubertätsphase Unterschiede bei der Reifung von männlichen und weiblichen Talenten geben könnte?
Dieser These entgegen steht, das es nach dem Erwachsenwerden keinen Unterschied in der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit mehr geben sollte.
Hier nun die Ergebnisse mit Stand vom August 2011:
% - Anteil aller Spieler/innen von deutschen Nationalmannschaften (von U 15 DFB-Auswahl bis Männer/Frauen)
In den Monaten 1 - 6 geboren 68,09 %, in den Monaten 7 - 12 geboren: 31,91 %
Männlich, in der 1. Jahreshälfte geboren: 69,06 %, weiblich, in der 1. Jahreshälfte geboren: 67,90 %
männlich, in der 2. Jahreshälfte geboren: 30,94 %, weilblich, in der 2. Jahreshälfte geboren: 32,10 %
Männer-Nationalmannschaft, in der 1. Jahreshälfte geboren: 54,55 %, in der 2. Jahreshälfte: 45,45 %
Frauen-Nationalmannschaft, in der 1. Jahreshälfte geboren: 52,38 %, in der 2. Jahreshälfte: 47,62 %.
Gibts einen Unterschied beim Spezialisten, dem Torwart?
Gesamt in der 1. Jahreshälfte geboren: 64,71 %, in der 2. Jahreshälfte geboren: 35,29 %
Wie verteilen sich die Talente insgesamt auf die Geburtsmonate?
Januar = Rang 1; April = Rang 2, Februar = Rang 3, März = Rang 4, Juni = Rang 5, Mai = Rang 6, September = Rang 7, Juli = Rang 8, August, November, Dezember = Rang 9, Oktober = Rang 10
Wie verteilen sich die Talente bei den Torleuten auf die Geburtsmonate?
März = Rang 1, Februar, Juni, Juli = Rang 2, Oktober = Rang 3, November = Rang 4, Januar, Dezember = Rang 5, August, September = Rang 6
Versuch einer Zusammenfassung und Interpretation:
Das Thema RAE ist sehr komplex, weshalb man aufgrund der vorgenannten Daten lediglich grobe Schlüsse ziehen kann. Dennoch kann nachgewiesen werden, das sich die Auswahl an geringfügigen körperlichen und geistigen Vorteilen von früher im Jahr geborenen orientiert. Dies würde dem eigentlichen Zweck einer Eliteförderung über den gesamten Ausbildungszeitraum widersprechen und als Motivation dieser Selektionsform den kurzfristigen Interessen der Nationaltrainer nach Bestätigung ihrer Arbeit und dem beruflichen Fortkommen wiederspiegeln. Keine große Rolle zu spielen scheinen die biologisch unterschiedlichen Entwicklungsprozesse von männlichen und weiblichen Talenten während der Jugendzeit. Das es selbst in den Erwachsenen-Nationalteams noch leichte Unterschiede in den Geburtsmonaten gibt, ist insofern logisch, als die früh ausgewählten Talente sich über positives Feedback insgesamt besser entwickeln als die in der 2. Jahreshälfte Geborenen, denen mehrheitlich weniger Talentpotential zugetraut wird.
Betrachtet man schließlich die Torleute in Relation zu den Feldspielern, so gibt es bei der anteiligen Gewichtung nach Geburtsjahreshälte kaum Unterschiede, jedoch fällt die stark abweichende Verteilung in den Geburtsmonaten auf. Aufgrund der geringeren Grundmenge dürfen Zufälligkeiten nicht außer Acht gelassen werden. Dies allein kann jedoch noch nicht die Erklärung für die unterschiedliche Leistungsinterpretation sein.
Dennoch gibt es international renomierte Trainer, die lediglich zwischen guten und weniger guten Spielern unterscheiden. Sie behaupten: man muß gut Fussballspielen können und nichts anderes wollen als das! Nur dann werde man es zu etwas bringen. Somit werden Geburtsmonat, Alter, soziale Herkunft usw. ausgeschlossen, denn man wäre selbst seines Glückes Schmied!
Immer,wenn etwas nicht so funktioniert, wie man es sich gedacht hat, wird etwas Neues ausprobiert. Als ziemliche Pleite wird das frühzeitige Ausscheiden der deutschen Frauennationalmannschaft in der WM bezeichnet. Als Ursachen werden individuelle, technische und taktische Schwächen, unpräzises Kombinationsspiel im hohen Tempo, sowie zu geringer körperlicher Einsatz herangeführt. Bereits früher angedacht, aber nunmehr forciert wird ein Leistungsunterbau in Form einer B-Juniorinnen-Bundesliga. Bereits bei den ersten Testspielen dieser neu formierten B-Juniorinnen-Teams, stellte man fest, das diese Mädchen der Jahrgänge 95 - 97 bereits so gut Fussballspielen können, das sie es locker mit Frauenteams der Oberliga aufnehmen können.
An diesem Wochenende läßt der NFV seine Mädchenjahrgänge 97 - 98 gegen ein Frauen-Oberliga-Team und ein C-Junioren-Team testen. Man darf gespannt sein, zu welchen Erkenntnisse die Verantwortlichen gelangen.