Sinnlosigkeit der Fair-Play-Liga bzw. der KiFu-Richtlinien des DFB?!

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  • Hallo zusammen,


    um es vorweg zu sagen: Ich finde die Ideen und Konzepte dazu richtig klasse. Ich selbst habe 2009 die C-Lizenz erworben. Während des Lehrgangs wurden die Ziele speziell für die unteren Jugenden (G,F+E) theoretisch nur sehr kurz (nach dem Motto "nicht so wichtig") und praktisch überhaupt nicht vorgestellt. Auch in der Prüfung waren Lehrproben aus dem Bereich G bis E verboten. In 2010 habe ich dann in Hennef einen 2-tägigen Lehrgang (Training mit F+E) absolviert, den ich sehr lehrreich fand und bei dem (endlich) auch die Philosophie des DFB ganz deutlich erkennen konnte. Seitdem versuche ich, unser Training und auch unsere Spiele in diesem Sinne auszurichten. Leider gelingt mir das nicht immer, so kämpfe ich z.B. häufig noch gegen das immer wieder aufkeimende Gewinndenken meinerseits an. Eine große Hilfe und Bestätigung ist mir in dieser Zeit das Trainertalk-Forum geworden, auch wenn ich oft nur passiver Mitleser bin.


    Ich habe aber (leider) dennoch starke Zweifel, dass sich die FPL und die KiFu-Richtlinien des DFB bundesweit durchsetzen können und werden. Warum?


    1. In meiner knapp 3-jährigen Trainertätigkeit (G+F) auf dem Lande habe ich geschätzte 40-50 Mannschaften und deren Trainer-/Betreuerteam bei Spielen/Turnieren kennengelernt. Mit eigentlich allen habe ich mich gut arrangiert und - in Härtefällen - gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Ich habe allerdings nur ein einziges Mal erlebt, dass der gegnerische Trainer nicht stur gewinnorientiert gespielt hätte. Mitgenommen werden nur die Stärkeren, zur Not spielt man auch ohne Auswechselspieler. Da, wo Nr.8 + Nr. 9 vielleicht nicht ganz so stark oder erfahren sind, werden diese erst eingewechselt, wenn man deutlich in Führung liegt. Wie, erst 9:0 - da geht noch was! Es wird geschrien, zusammen gestaucht, Ersatzspieler dürfen 39 min. Blümchen pflücken etc. Es gibt sogar Manschaften, die extra die meisten Qualifizierungsspiele verlieren, um in eine schwache Rückrundenstaffel gesetzt zu werden und dann alles wegzuhauen (könnte ich namentlich benennen, tue ich aber nicht).


    2. Viele Trainer/Betreuer haben keinen Trainerschein (was sollte der aber bringen, wenn die Ki-Fu-Ziele - wie bei mir - dabei fast außen vor bleiben?). Es sind viele "alte" Fussballer, angesehen und bekannt bei Eltern, Verein und Dorfgemeinschaft. Wenn sie gewinnen, sich für die E-Leistungsstaffel qualifizieren, den Bambini-irgendetwas-Cup gewinnen, klopfen ihnen alle auf die Schulter. Und diese Leute kommen doch haufenweise nach. Oh, neue Mannschaft, wer macht es? Ja gut, der hat ja selbst lange genug gespielt (und dabei natürlich nicht die heutigen KiFu-Ziele kennengelernt), reicht, um qualifiziert zu sein. Das sind auch Leute, mit denen man m.E. überhaupt nicht diskutieren kann, die sind garnicht bereit, sich entsprechend der DFB-Philosophie zu ändern geschweige denn sich überhaupt damit zu beschäftigen. Totschlagargument: "Du hast nicht (bei uns) im Verein gespielt und Deine Teams verlieren stets - ich habe 15 Jahre gespielt und meins gewinnt." Das käme ja einer Gehirnwäsche gleich, jemanden vom jahrelang erlernten und anerzogenen abzubringen.


    3. Und das erlebe ich im eigenen Verein: Der E-Jugend-Trainer will den einzigen starken F-Junior mit raufziehen und bespricht das mit den Eltern und dem Kind aber nicht mit uns (der Junge ist dann aber doch bei uns geblieben). Eine ("schwache") E-Juniorin hingegen schiebt er zu uns ab. Das alles mit Wissen und Unterstützung seines besten Freundes, des Jugendleiters. Bitte jetzt nicht sagen "dann musste den Verein wechseln" - habe ich abgewogen und mich dagegen entschieden. In jeder Jugend bei uns (wir haben alles außer A + B) gibt es feste Positionen, keine Rotation. Die Ergebnisse unserer Jugendmannschaften werden jedes Jahr besser. Die Trainer untereinander verstehen sich umso besser, desto mehr man gemeinsam feuchtfröhlich feiern kann. Mit wem sollte man hier diskutieren, die Ziele des KiFu vorstellen? M.E. halten sich fast alle unsere Trainer weder beim Training noch beim Spiel daran. Alle rausschmeißen? Dann haben die Kinder gar kein Fussballtraining mehr. In unserem älteren F-Jahrgang haben wir mehrere sehr schwache und/oder unerfahrene Kinder. Ab Sommer wird diese Truppe von 3 Eltern für die E übernommen, die jetzt schon klarmachen, dass einige "ja sowieso bald aufhören". Ich trainiere diese Fälle ja gerade und ich weiß, dass diese Kinder gerne, wenn auch noch nicht so gut, Fussball spielen. Bei mir würden sie das auch weiterhin. Ich weiß aber auch, dass die neuen Elterntrainer froh sind, wenn sie weg sind, weil sie sich nicht um sie kümmern wollen ("sind ja hoffnungslose Fälle").


    4. Zur Fair-Play-Liga: Super-Idee, wir nehmen schon dran teil. Praxis: Die Zwischenrufe der Eltern sind viel weniger geworden (+), die Kinder haben keine Probleme ohne Schiri (+), aber... die Trainer haben sich m.E. nicht geändert (-). Feste Positionen werden vorab besprochen und während des Spiels eingefordert. Nach wie vor geben die Fair-Play-Trainer mehr als "die nötigsten Kommandos", rufen lautstark dazwischen, beeinflußen die Kids z.B. durch ein lautstarkes "Ecke", "Schieß doch" oder stellen auch mal jemanden hinters Tor, um den "neuen" Torwart zu coachen. Auch hier versuche ich gegenzulenken, bringt aber nach meiner Erfahrung beim "gewinnorientierten" Trainer wenig bis nichts, keine Einsicht. Mir graut auch ein bisschen davor, dass vermutlich ab Sommer alle Teams nach den Fair-Play-Liga-Regeln spielen müssen, denn dann sind auch die FPL-Gegner allesamt dabei (dann dürfte es noch mehr Stunk geben). Dennoch befürworte ich die FPL, denn das Pluszeichen bei Eltern und Kindern ist es wert.


    Nochmal zu meiner Eingangsthese: Wer sollte das neue Ki-Fu-Denken des DFB in die Landschaft transportieren? "Alte" Fussballer umpolen? Eltern überzeugen? Verein/smitglieder? Zuschauer? Dorfgemeinschaft? Wer lässt sich gerne vom Gegenteil überzeugen, wenn er es jahre- oder gar jahrzehntelang anders kennengelernt hat? Und das auch noch erfolgreich... (WM-Titel, Meisterschaft, Aufstieg etc.) Von wie vielen Köpfen reden wir, wie viele kann man überzeugen?


    Ich persönlich habe damit im letzten Jahr bei meiner F-Jugend angefangen. Die Eltern ziehen größtenteils mit. Aber an die anderen Trainer unseres Vereins komme ich nicht ran (bin halt auch kein Dorf-Urgestein, sondern nur zugezogen). Bei den 20 Dörfern um uns herum kann ich da leider auch keine Ansätze erkennen. Also nur ein Tropfen auf den heißen Stein?


    Gute Nacht! (wegen der Uhrzeit, nicht wegen Fussball-Deutschland :sleeping: )

  • Ich glaube, wir hatten in den letzten Monaten gefühlt 100 Threads zu jedem deiner angesprochenen Themen/Probleme.


    Alles schon mal da gewesen.

    Nochmal zu meiner Eingangsthese: Wer sollte das neue Ki-Fu-Denken des DFB in die Landschaft transportieren?

    Nun, da wärst Du und vielleicht auch noch Du. ;)


    Foren wie dieses hier und auch die Lizenslehrgänge (auch wenn deiner nicht so toll war) sind sicherlich Hilfen.
    Der Rest passiert in deinem Mikrokosmos, sprich in deinem Umfeld, deinem Einflussbereich.
    Das ist doch schon mal etwas.

    Das einzige, was wirklich gerecht verteilt ist, ist die Intelligenz.
    Ich habe noch nie jemanden sagen hören, er hätte zu wenig davon.

  • Hi Micha,


    da spricht viel Frust aus Deinem Posting. Ohne jetzt auf jeden Punkt separat einzugehen: Du kannst davon ausgehen, dass es Jahre dauern wird, bis sich die hinter der FPL und den KiFu-Richtlinien stehende Philosophie durchgesetzt hat. Da braucht es einen langen Atem. Lass Dich von Rückschlägen nicht fertig machen. Dass Dein unmittlebares Umfeld (Deine Spieler plus deren Eltern) mitziehen, ist doch schon mal gut.


    Venceremos :)
    Oliver

  • Während man in einigen Kreisen schon in der F-Jugend-FPL spielt, wird bei uns noch ein F-Jugend-Kreismeister und anderenorts sogar ein Landesmeister ermittelt.
    Wenn dem DFB das Thema wirklich wichtig ist, ist es ihm aber noch nicht gelungen, die Landesverbände zu überzeugen.
    Man wird die Thematik mit einer Bottom-Up-Strategie nicht in die Fläche bekommen. Da muss auch mehr von oben kommen.

  • So weit ich weiss, waren offizielle Vertreter des Dfb beim neulich stattgefundenen Workshop zur Fair-Play-Liga in Aachen.


    Ich finde Follkao`s Worte sehr treffend, ....da muß mehr von oben kommen. Diesen Ball nehme ich mal auf und sage, dass man im Fußball immer so vorsichtig bei Neuerungen aggiert. Man macht das, weil so viele Köche den Brei machen und unten im Tal....könnten ja die Trainer davon laufen.


    Ich weiss nicht, ob Follkao das so auch meinte, ...ich schon...ich würde mir mehr Druck von oben wünschen. Sollen sie doch unten motzen und schimpfen, ..egal...da kräht nach weniger Zeit niemand mehr...so war es schon immer und das überall...im Betrieb, in der Politik usw.


    Das hätte reinigende Effekt...selbst wenn einige in den Sack hauen würden....dann kommen ebend andere nach...so wars auch schon immer.


    Ich finde, es sollte jeder vor seiner Türe anfangen und sich und seine Trainings und sein Verhalten vor, während und nach den Spielen und Trainings einfach mal überdenken und herunterschrauben um so, ...durch weniger im Endeffekt mehr zu tun! Das ist für jeden der Selbstkritik erträgt möglich. Man muß für sich aus dem Kreis herausbrechen und folgend zum Vorbild für andere werden. Was glaubt ihr, wie das auffällt, wenn Jupp morgen am Rand die Schnauze hält und plötzlich ganz anders aggiert, weil er sogar den schwachen Paule zeitgleich und überall einsetzt. Da entsteht -gerade beim Fußball- Diskussion und damit Änderung.


    Der Dfb und andere Verbände...die müssen für sich entscheiden welchen oder vor allem wie sie den Weg gehen wollen. Ich finde da schon vieles sehr gut....z.B. das Ausbildungskonzept.


    Ich freue mich jedenfalls schon und hoffe, dass ich ein Traineramt bald beginnen kann, dann werde ich das so machen wie gerade beschrieben. Gruß Andre


    P.S. Habe die Fair-Play-Liga Regeln dem hiesigen Staffelleiter zugeschickt. Man denkt darüber nach, das hier bald zunächst für die Minis zu testen. Bin gespannt. Meine Arbeit dabei war: EINE EMAIL ;)

  • Der NFV als für seinen Verband entschieden, ab der kommenden Saison von der G bis zur D-Jugend Eltern-/Fanzonen und Coachingzonen einzurichten. Desweiteren möchte man nach den ersten Erfahrungen prüfen, ob ggf. auch ohne Schiedsrichter gespielt werden kann.


    Man möchte allerdings noch nicht soweit gehen und Tabellen, Meisterschaften, Auf- und Abstieg im F-Jugendbereih abzuschaffen.



    Dennoch ist es ein mutiger, aber richtiger Schritt für die Optimierung des Kinderfussballs. Es bleibt zu hoffen, das es viele Nachahmer findet und der DFB als Dachorganisation der Verbände irgendwann auch die Zeichen der Zeit erkennt und ein bundesweit gültiges Regelwerk im Sinne des Kinderfussballs erstellt.

    • Offizieller Beitrag

    Geht nicht....gibts nicht und aufgeben sowieso nicht.


    Die Probleme sind alle bekannt und es ist so: der DFB und die Verbände müssen davon überzeugt sein, sind sie das wirklich?


    Anschließend müssen sie mit ihren Trainer auch Klartext reden und klare Regeln aufstellen.


    Leider sind wir noch nicht soweit, es geht aber voran (zu langsam). Bis dahin muss die Initiative von der Basis kommen, davon gibt es noch nicht Viele, aber es werden mehr.
    Dies bedeutet Aufwand und ein dickes Fell, denn es gibt immer wieder Rückschläge. Es wäre doch schon ein Anfang, wenn noch mehr Trainer die Spielregeln der FPL mal testen würden, beginnend im Training und dann im Freundschaftsspiel. Die FPL-Regeln sind nunmal die Einizigen, die über Jahre wissentschaftlich begleitet wurden.


    Und wer dann noch mehr will, braucht oft nicht viel, siehe Andre: eine Mail und es wird immerhin überlegt. Unterstützung ist zugesagt!

  • Wenn man auf breiter Fläche hinbekäme, dass die Trainer die "Kifu-Merkmale" und Ausbildungsziele kennen würden und die Hintergründe wüßten, um so ihr Verhalten am Rand zu verändern, jeden zu gleichen Teilen auf jeder Position spielen lassen würden, nur das abverlangen würden, was den Zielen entspräche und dazu die Zuschauer ruhiger wären und nur Loben würden


    dann


    wäre es mehr oder minder egal, ob man Tabellen hätte oder nicht....finde ich.


    Was mich störrt dem, was ich gerade schrieb sind Worte wie ....hätte, wenn und aber ;)

  • die, die aus eigennützigen Gründen das Fairplay anderer ausnutzen werden nicht aussterben,
    aber wenn sie unter Druck gesetzt werden, neue Schwerpunkte im Sport gesetzt werden, die "gefühlt" 60jährigen aus den Kreisvorständen ....


    anders Forumuliert, es braucht Zeit und Geduld derjenigen, die im Moment den Windmühlenkämpfer geben ........
    vor 20Jahren war Kinderfußball Erwachsenen Fußball für Kleine, das sieht heute schon anders aus,
    heute wissen die meisten das Kondition sich auch ohne 400m Bahn erwerben läßt, das man bei Kindern nicht auf Muskelzuwachs trainieren kann ............


    Schwer ist es das heutige allgegenwärtige Erfolgsdenken für den Kinderfußball auszuklammern,
    denn Erfolg, Durchsetzungsfähigkeit, Gewinnermentalität und Karriere sind in unserer heutigen Gesellschaft wichtiger denn je.
    Und dann komme ich Trainer und sage "lieber Eltern hier bei uns zählt das nicht!


    Hab gerade davon gehört dass in einer Mannschaft abgestimmt wurde ob nur die Besten spielen sollen um zu gewinnen .....
    was denkt man dann was die Schwächeren machen werden in so einer Abstimmung?
    Natürlich werden sie auch dafür sein zu gewinnen und sich selbst auf der Reservebank verbannen,
    allein schon weil es alle so erwarten!

    Bundestrainer 8) Fernseh - Lizenz

  • Der Staffelleiter hier ist weit im 60igsten Lebensjahr und denkt sehr modern, sogar super mega modern.


    Soweit ich das aus der Ferne mitbekomme haben die Sitzungen, wo man die Dinge halt bespricht. Dort kommen z.B. die Jugendleiter der Vereine und soweit ich es mitbekomme -muß nicht wirklich stimmen, ist aber mein Kenntnisstand- sind es immer wieder Leute aus diesen Reihen, die in der Abstimmung über die Dinge die Neuerungen verhindern!


    Wenn das so stimmt, dann läge hier viel Potenzial brach. Was wäre wenn die Trainer, die Wahlvertreter der bis 16jährigen Kinder, die aktiven Mitglieder über 16 hier über die Neuerungen immer Kenntnis hätten, weil man z.B.


    -das im Kreise dort besprochene transparent machte
    -INFO`s hierzu bereitstellen würde
    -und den Vereinsmitgliedern, Trainern und Eltern ....die ja Ausbildung, Spass und Aufstieg wollen


    die Dinge vorstellte und einen JL dazu bringen würde, hier seine Positition zu outen.


    Würde er dann wohl wieder gewählt, wenn seine Position nicht annähernd konform mit denen seiner Wähler wäre? ;)


    Der Wille derer, die den Verein mit Leben füllen ist zum Teil Auftrag des JL oder nicht?


    Das was ich geschrieben habe hinkt an einer Stelle.....man müßte dann notfalls einen anderen JL aufweisen, daran hapert es dann meist, richtig?

  • Moin zusammen,


    @TomBombadil: Sorry, der Frust musste mal (wieder) raus!


    Was bei mir als 5. dazukommt: Unser Landesverband hat mittlerweile die Pflicht zum Ergebniseintragen bis in den Bambini-Bereich ausgeweitet. Dort lassen sich nun alle Spiele und der aktuelle Tabellenstand aller Mannschaften ablesen. Förderlich für den Gedanken des KiFu? Sicherlich nicht. Ist aber ja wohl auch andernorts anzutreffen. Und wieder eine Bestätigung für die zahlreichen "Ergebnisanhänger".


    Was ich übrigens sehr bemerkenswert finde (auch wenn es ggf. schon einmal angesprochen wurde): Ich habe aufgrund der aktuellen "terroristischen" Bedrohung in unserem Zuhause (2 + 7 Jahre alt) so einige Erziehungsratgeber gewälzt - ohne dabei (zunächst) an Fussball zu denken. Fazit der Autoren: Die Kinder mehr frei entscheiden lassen, Konflikte selbst regeln lassen, weniger eingreifen (i.S. eines Schiedsrichters) aktiv zuhören, Ausprobieren lassen, durch Fehler lernen, Bestrafungen/Belohnungen möglichst vermeiden etc. - Folge: Die "Förderung" jedes einzelnen Kindes stärkt die Gruppe (Familie, Kindergarten, Schule etc.), höhere Kreativität, mehr Selbstbewußtsein, bessere Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Oh, dachte ich da irgendwann, entspricht das nicht genau der DFB-Philosophie? Frei spielen lassen, Kreativität entwickeln, alle spielen möglichst zu gleichen Teilen auf allen Positionen usw.? Für mich wieder eine Bestätigung, dass die DFB-Philosophie die Richtige ist. :!:


    Die Tipps aus den Erziehungsratgebern habe ich übrigens auch schon beim Training verwendet. Ein Beispiel: Ein paar Störenfriede wollten mal wieder keine Ruhe geben. Habe dann der Gruppe gesagt, dass sie mir mitteilen sollten, wenn sie bereit zum Training wären, ich würde mich solange hinsetzen, wer trainieren wolle, sollte sich auch setzen. Die meisten haben erst mal verdutzt aus der Wäsche geguckt und weiter Unsinn gemacht. Innerhalb weniger Minuten saßen dann aber fast alle. O.k., dachte ich, mal schauen, was jetzt passiert, da die restlichen 3 - 4 keine Anstalten machten, sich hinzusetzen. Den trainierwilligen wurde es dann zu bunt, sie sind mit mehreren aufgestanden und haben die letzten Störer energisch zum Hinsetzen aufgefordert, was sie dann auch nach kurzer Zeit taten. Das anschließende Training lief dann super. Und ich hatte nichts gemacht, nicht gedroht, geschimpft, bestraft. Für mich ein schöner Erfolg! Aber auch für die Kinder, denn sie haben ja nur das getan, was sie selber wollten...


    Viele Grüße!

    Einmal editiert, zuletzt von Micha71 ()

  • Es ist schön, dass auch der NFV mal einen Schritt in die richtige Richtung geht. Die Tabellenabschaffung wäre aber ein deutlicheres Signal. Die Verantwortlichen sollten sich einfach mal die Mühe machen, mit offenen Augen eine Endrunde der G-oder F-Jugendkreismeisterschaft zu beobachten. Da herrscht teilweise eine regelrechte Anspannung. Ich glaube über die Dinge, die ich bei solchen Gelegenheiten erlebt habe, könnte ich ein Buch schreiben...


    Ohne Schiedsrichter aber mit Tabellen - ich befürchte, dass man da mehr statt weniger Ärger hat...

  • Ich finde Follkao`s Worte sehr treffend, ....da muß mehr von oben kommen. Diesen Ball nehme ich mal auf und sage, dass man im Fußball immer so vorsichtig bei Neuerungen aggiert. Man macht das, weil so viele Köche den Brei machen und unten im Tal....könnten ja die Trainer davon laufen.


    Ich weiss nicht, ob Follkao das so auch meinte, ...ich schon...ich würde mir mehr Druck von oben wünschen. Sollen sie doch unten motzen und schimpfen, ..egal...da kräht nach weniger Zeit niemand mehr...so war es schon immer und das überall...im Betrieb, in der Politik usw.

    Ja, Andre - in weiten Teilen wünsche ich mir das nach vorheriger Information über die Gründe genau so.


  • Die Faktoren, die thom hier nennt, sind ziemlich entscheidend. Die Menschlichkeit geht immer mehr den Bach runter.


    Auf der anderen Seite sollten einige hier auch mal positiver denken. Seitdem ich hier im Forum unterwegs bin erkenne ich immer mehr User, die sich im Grunde an die Richtlinien halten. Mal mehr - mal etwas weniger. Viele tauchen hier bereits mit dieser für den Kifu positiven Einstellung auf, andere denken langsam aber sicher um. Unverbesserliche Ausnahmen gibt es nur ganz wenige, die aber meist auch sofort wieder nach ein paar Beiträgen verschwunden sind. Warum? Entweder sie wollten nur ein wenig virtuell streiten oder sie haben bemerkt, dass sie hoffnungslos in der Unterzahl sind.


    Das geht in einigen Bereichen/Beiträgen so weit, dass die positiv "Verrückten" ;) über kleine und feine Unterschiede seitenlang diskutieren und sich auch teilweise an "die Köppe" kriegen. Und das alles, obwohl sie eigentlich alle fortschrittlich und "richtig" denken. Okay, warum auch nicht - denke ich. Wird ja keiner wirklich dabei verletzt. Das scheinen Perfektionisten zu sein. Kann auch gut sein. Aber das weist doch darauf hin, dass sich wirklich etwas bewegt. Gut - hier im Forum sind natürlich auch die unterwegs, die sich wirklich mit dem Kifu auseinander setzen. Und die denken nun einmal schon sehr anders als die, die sich nicht weiterbilden oder selbst hinterfragen und ihr Ding so durchziehen, wie sie es vor 15 bis 20 Jahren selbst kennengelernt haben.


    Aber: ich kann nur von meinen Erfahrungen berichten. Ich bin auf dem Wege die C-Lizenz zu erwerben. Ganz am Anfang. Ich habe beim zweiten Treffen, wo es zunächst um rein organisatorische Dinge ging, mal in die Runde geschaut. Ich schätze mal zu 70 % waren die Teilnehmer so zwischen 18 und 26 Jahre alt. Die "alte Garde" wird langsam aber sicher verabschiedet. Schritt für Schritt. Und; bevor es hier Kritik hagelt - ich habe nichts gegen diese alte Garde. Ohne Zweifel gibt es da eine ganz große Zahl von Trainern, die selbstverständlich eine ganze Menge auf dem Kasten haben. Ich habe nichts gegen sie, so lange sie nicht diesen Schwachsinn verbreiten, den viele hier bekämpfen. Im Kinderfußball. Und auch hier im Forum gibt es letztlich viele aus der alten Garde, die nicht engstirnig das verbreiten, was sie vermutlich selbst in der Jugend vermittelt bekommen haben, sondern sich weitergebildeten und es (noch) besser machen wollen.


    Und was glaubt ihr was von den Koordinatoren zuerst angesprochen wurde? Richtig - die Grundsätze des Kinderfußballs. Ich bin dann natürlich eingeschlafen....weil....für mich ist das ja ein alter Hut ;) . Kenne ich doch alles schon aus dem Forum. Quatsch. Nein....ich denke es geht hier vielen einfach nicht schnell genug. Aber das Sprichtwort "gut Ding will Weile haben" birgt doch einfach viel Wahrheit in sich.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • Wer sollte das neue Ki-Fu-Denken des DFB in die Landschaft transportieren?


    Du. Immer zuerst bei sich anfangen. Aller Anfang ist schwer. Ausserdem gilt hier im übertragenen Sinne wohl auch der alte Unternhemerspruch: "Dem Ersten der Tod, dem Zweiten die Not, dem Dritten das Brot." Ausserdem wenn Du was erreichen willst: Konzentriere Dich auf das was Du beeinflussen kannst und nicht auf das was Dich womöglich zwar interessiert und angeht, Du aber nicht unmittelbar beeinflussen kannst.


    Die KiFu Prinzipien (aka gesunder Menschenverstand) und Fair-Play machen 100%ig Sinn - haben sie immer und werden sie immer. Ob man das genau so umsetzen muss wie die FPL is zwar noch mal ganz was anderes aber zunächst sehe ich im KiFu keine bessere Umsetzung. Also weiter so!

  • Toto2 u. Paul


    Wo ist nur dieser verdammte "Gefällt mir"-Button ?( :) Sehr treffende Postings wie ich finde. Und:


    Zitat

    Unverbesserliche Ausnahmen gibt es nur ganz wenige, die aber meist auch sofort wieder nach ein paar Beiträgen verschwunden sind.


    In einem Fall sehr schade. Die Verpflegung war währenddessen super :D




    Micha71


    Ich persönlich finde es sehr gut, wenn Konzepte/Zielsetzungen immer mal wieder konstruktiv-kritisch hinterfragt werden. Entscheidend ist dann der Umgang damit. Das Ziel sollte nie aufgrund von Rückschlägen verändert werden! Der Weg dahin ist jedoch flexibel und durchaus an manchen Stellen verbesserungsfähig. Für mich ist ein wichtiger Aspekt die Erwartungshaltung. Wenn ich erwarte, dass das Ziel schon in ein bis zwei Jahren erreicht ist und alles funzt, ist die Gefahr der Enttäuschung und Resignation eben auch sehr hoch. Sieh es wie ein Marathonlauf:


    Beim Startschuss laufen einige los wie die Feuerwehr. Andere haben sich vor dem Lauf ein bestimmtes Tempo vorgenommen und gehen es entsprechend an. Ankommen ist das Ziel. Die ersten 30 Kilometer werden die Vorderen kräftig beklatscht und geben noch mal richtig Gas. Dann kommt jedoch der Einbruch und sie werden nach und nach überholt. So ähnlich sehe ich es bei diesem Thema auch. Also Tempo beibehalten und nicht nervös werden. Am Ende können wir alle auf dem Gruppenfoto entspannt lächeln. Die Anderen sind gar nicht mehr mit drauf!! Schön wäre es, wenn die beim nächsten Lauf auch mit auf dem Foto wären. Sollte man aber nicht erwarten ;)

  • Natürlich habt Ihr Recht, dass man am Besten bei sich anfängt. Heißt ja nicht umsonst "aller Anfang ist schwer". Ich bin auch froh, dass der überwiegende Teil meiner "Eltern" hinter der KiFu-Philosophie steht. Auffällig: Umso besser (fussballerisch) das Kind, desto weniger steht der Vater (seltener die Mutter) dahinter.


    Ich versuche auch immer wieder, andere Trainer für den Fair-Play-Liga-Gedanken zu sensibilisieren, nur das funzt leider überhaupt nicht. Meine Befürchtung ist halt, dass es zu viele "Unbelehrbare" gibt. Die meinen, dass die räumliche Abgrenzung der Zuschauer zum Spielfeld und die eingerichtete Coachingzone allein reichen. Verbal prügeln sie nach wie vor auf ihre Mannschaft ein und nehmen den Kids auch immer wieder die Entscheidungen vorweg ("Ecke"). Gutes Beispiel war unser gestriges Spiel in der FPL: Unsere Jungs waren den Tränen nah, weil unser Gegner sehr unfair gespielt hat und häufig, meist auch dank der Zwischenrufe ihrer 4 (!) Trainer/Betreuer, (falsche) Entscheidungen zu ihren Gunsten getroffen hat. Obwohl ich mehrfach freundlich, aber bestimmt auf das Fehlverhalten hingewiesen habe - Null Einsicht. Und dann die Verabschiedung des Gastgebers "Danke für das faire Spiel", da habe ich auch 2 Fäuste in der Tasche gemacht. Unseren Jungs habe ich nachher gesagt, dass das natürlich nicht in Ordnung war, dass es mich aber gefreut hat, dass sie wie immer sehr fair geblieben sind und dass ich daher sehr stoz auf sie bin und lieber sie als irgendjemand anderes trainiere. Hoffe, dass sie das verstanden haben und ihrer Linie treu bleiben.


    Bis zum letzten Sommer wurde auch ich immer ergebnisorientierter und ließ mich daran messen. Verzweifelte gar, wenn wir mal wieder eine Niederlage einstecken mussten. Negativer Höhepunkt war sicherlich, dass ich sogar bei den Bambini mal einen unserer talentiertesten Jungs zusammengestaucht habe, weil er ein nicht so gutes Spiel abgeliefert hatte. Auf der Suche nach Tipps, wie ich die Mannschaft besser machen kann, so dass wir häufiger gewinnen, bin ich seinerzeit zum Glück auf dieses Forum gestoßen. Das hilft aber nur, wenn man ein Minimum an Grips hat und gewillt ist, eine andere Sichtweise kennenzulernen. Viel schwieriger ist dann aber wohl die Umstellung, die Änderung des Verhaltens selbst. Das konnte ich auch immer wieder bei mir beobachten. Erst in den letzten Spielen ist es mir gelungen, Rotation in Reinform auch wirklich anzuwenden. Resultat ist, dass jetzt z.B. auch alle mal gerne ins Tor möchten, so dass ich mittlerweile in jeder Halbzeit einen neuen Torwart einsetzen kann. Alle spielen zu annähernd gleichen Zeiten. Und ich sage eigentlich so gut wie garnichts mehr während des Spiels. Aber dafür habe ich selbst Monate gebraucht. Das heißt aber auch nicht, dass ich mich nicht über Gegentore/Niederlagen ärgere. Das lasse ich aber mittlerweile komplett in meinem Kopf und belästige niemand anderen mehr damit. Kinder und Eltern baue ich - egal wie sie gespielt haben - wieder auf bzw. halte ihre Motivation hoch. Und was kann es schöneres geben, als dass alle Kinder jede Woche gerne zum Training kommen und sich auf wirklich jedes Spiel freuen...


    Ich bin aber auch dafür, dass mehr Druck von oben kommt, zumindest die Landesverbände sollten hier mehr Infos und Schulungen anbieten (auch hier gibt`s noch viel zu verbessern, frage mich z.B. warum unser aktueller Lehrgangsplan immer noch der von 2010 ist...). Oder auch mehr Anreize schaffen für faires und kindergerechts Fußballspielen.

  • Auffällig: Umso besser (fussballerisch) das Kind, desto weniger steht der Vater (seltener die Mutter) dahinter.


    So eine oder ähnliche Geisteshaltung ist m.E. grundsätzlich ein Risiko für das "vernünftige" Wettspiel im KiFu. Es könnte sich das Argument festsetzen, dass FPL was für Verlierer ist, die nicht in der Lage sind sich nach dem olympischen Motto - Höher, Weiter, Schneller - im sportlichen Wettkampf zu messen.


    Aus diesem Grunde sollte man hier den Anfängen wehren und solch Gedankengut erst gar nicht aufkommen lassen bzw. bereits im Keim ersticken.

    • Offizieller Beitrag

    Zur FPL, ich zitiere:
    Die neuste Diplomarbeit wird im April fertig. Ergebnis? Ratet mal :-))


    Ich halte die FPL desahlb für die geeignete Spielform, weil sie Erfahrungswerte vorweisen kann und für Kritik immer offen ist. Wer jedoch glaubt die Einführung der FPL löst sämtliche Probleme, irrt natürlich.


    Hier zwei Links zu Artikeln vom 29 + 31.3. Die EInschläge werden kürzer und auch negative Berichterstattung über den KiFu führt zum Umdenken, weil niemand mehr so tun kann, als ob Alles in Ordung ist.


    Eltern überschreiten bei Fußballspielen oft die Grenzen
    Immer mehr Eltern rasten beim Fußball aus

  • Micha, es gubt auch andere Beispiele !


    Beim gestrigem F Jugendspiel meinef Jungs gegen ne gute Truppe ging es hin und her, Super Spannend, Spiel auf Messers Schneide.


    Der Gegner führt schliesslich 4:3. Dann kommt es zu folgender Szene:
    Eckball vom Gegner. "Gestochere" im nicht vorhandenen 5er.. Der Ball landet im Tor.
    Es gab bei meinen Kinder etwas Diskussion; mein in diesem Moment im Tor spielende Spieler schiesst den Ball nach vorne. Der Gegner bejubelt seinen Treffer.
    Meine Jungs rufen aber teilweise "Kein Tor"...


    ich hatte nicht mitbekommen, was genau jetzt so "strittig" gesehen wurde von meinen Jungs.
    Auf alle Fälle lief mein TW heulend aus dem Tor heraus Richtung seine Mutter.


    Im ersten Moment hatte ich befürchtet, dass ihn jemand von unserem Team "angemeckert" hat o.ä. (der TW ist der "sensibelste" Spieler den ich habe).


    Das Spiel ging noch nicht weiter, und einige Kinder sagten zu mir: "Das Tor darf nicht zählern, der Gegner hat XXX den Ball aus der Hand geschossen; der hatte die Hände am Ball; das ist unfair usw.".


    Die gegnerischen Kinder sagten: Nein, stimmt nicht.


    Tja,was nun ?
    ich habe mich dann mit den anderen Trainer, die genauso wie ich, und die Eltern ganz ruhig blieben, und gefragt, was sie denn gesehen haben (ich konnte die Aussage von beiden Seiten nicht bestätigen..); sie meinte, sie könnten es nicht sagen;
    dann holten sie sich die beiden besteiligten Spieler von sich ran und fragten : "Sei bitte ganz ehrlich wie ar das". Aber die 2 blieben dabei, das Tor müsste zählen...
    Die Trainer sagten aber: fragen wir doch deinen TW.
    Der kam auch inzwischen wieder aufs Feld. und sagte noch schluchzend, dass er die Hände am Ball hatte, und so das kein Tor sein darf....


    Nun Dumme Sache, oder ?


    jetzt zu Micha: Beide Trainer von denen sagten: naja, wenn es einen 5er gäbe würde ja eh für den TW entschieden; wie lassen es bei 4:3 !!
    und das Spiel ging mit Freistoß für unseren TW weiter.


    "lustig": Unser Kapitän sagte zu unserem TW , er solle den Ball zum Gegner schiessen. "schade" nur , dass er dachte unser TW würde aus der Hand schiessen. so schoß unser TW den Ball direkt zum gegnerische Stürmer, der noch 3 m lief und dann abzog. Tor 5:3
    So war die ganze "Aufregung" "umsonst".. :P


    Also ich fand das schon gut von den gegnerischen Trainern....


    Warum ich nicht "nachgegeben" habe ?
    ich habe meinem Spieler bzw TW mehr geglaubt, und wollte deren "Glaubwürdigkeit" an die FPL nicht "kaputt" machen...


    Ein Spieler übrigens von denen meinte: wir hätten ja auch "11m entscheidet" machen können ;)


    ja hätte man (gegen die Regel 8o )