Matthäus hört als Jugendtrainer auf - Grundtenor Anstrengende Eltern

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  • Derzeit ist ja das Thema Lothar Matthäus und sein Ende als Jugendtrainer in Grünwald extrem präsent in den Medien.


    Grundtenor und auch Inhalt vieler Diskussionspunkte ist die Meinung, dass die Eltern zu viel in die Belange des Trainers hineinreden, den Trainer quasi als Dienstleister sehen, der die Belange der Eltern erfüllen muss etc. Wie ist euer Standpunkt dazu?


    Ich sehe dieses Thema relativ gespalten. Lothar Matthäus ist schon ein sehr spezieller Trainer, weil es sehr selten vorkommt, dass Ex-Profis diesen Bekanntheitsgrades so im Amateurbereich mitwirken.


    Mich würde hier wirklich mal die andere Seite interessieren!

    Wir hören ja in den Medien nur Lothar Matthäus seinen Standpunkt, dass er Aufstellungen und Spielzeiten erklären und vor allem rechtfertigen muss, die Eltern ihn quasi rund um die Uhr kontaktieren und es innerhalb der Eltern einen sehr unentspannten Umgang miteinander gibt, worauf er keine Lust mehr hat. Sein Kind ist wohl auch nach Ismaning gewechselt und er hat deswegen und auch aus Zeitgründen aufgehört.


    Ich glaube in kleinem Rahmen kennt ja jeder Jugendtrainer diese Themen. Je besser die Kommunikation und je besser der Draht zu den Eltern, desto weniger Ärgernisse hast du eigentlich als Trainer.

    Lothar wird keinen engen Draht zu den Eltern aufgebaut haben, denke ich.

    Er ist einfach eine zu große Persönlichkeit dafür - und ich kann mir vorstellen, dass er mit den Kindern auf dem Platz sicherlich sehr eng agiert hat, aber die Kommunikation mit den Eltern quasi überhaupt nicht stattfand.

    Lothar ist in der Öffentlichkeit auch kein besonders nahbarer Mensch, sodass ich mir diese Spannungen schon gut vorstellen kann.

    Ob er moderne Trainingsphilosophien des Jugendfußballs angewendet hat, kann ich zwar nicht beurteilen, kann mir aber vorstellen, dass er sehr traditionell das Training geführt hat. Die Ergebnisse seiner Teams sollen ja sehr gut gewesen sein. Gute Ergebnisse kannst du aber auch erzielen, wenn du die immer selben 5-6 Kinder spielen lässt und den Rest hinten dran lässt. Ich weiß es nicht, vielleicht hat ja jemand aufklärende Erfahrungen in diesem Fall, sodass man die Chance hat, auch die andere Seite mal zu hören.

  • Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass der "Rekordnationalspieler" mit seinem Rücktritt als mahnendes Beispiel inszeniert wird. Ich hab nun schon einige Artikel darüber gelesen, die Fachpresse berichtet ausführlich davon und auch hier wird ja jetzt darüber diskutiert.


    Nach dem Motto "Selbst der ehemalige Weltfußballer kann die nervigen Eltern nicht in den Griff bekommen, ändert was an eurem Verhalten".


    Vom Kern her angebracht, weil mir auch das Verhalten einiger Eltern auf den Zeiger geht, aber ist schon etwas platt das ganze.

    "Diese Antwort brauchen sie mir nicht zu stellen"

  • Ich habe Spiele von ihm bei uns am Platz bei Turnieren dieses Jahr mitbekommen. Das Coaching und auch die Pausenansprachen haben von weitem an sich in Ordnung gewirkt, auch wenn es glaube ich für den Breitensport und das Alter dann etwas zu professionalisiert und in der Ansprache auch teils eher härter gewesen sein könnte. Das unterscheidet sich aber denke ich nicht von vielen ambitionierten Trainern im Breitensport. Auch das o.g. nicht oft wechseln glaube ich war nicht schlimmer als bei anderen Jugendtrainern.


    Ich weiß nicht ob das bei der Mannschaft jetzt wirklich der Fall war, aber ich kann mir vorstellen, dass entweder auch auf seine Initiative (um die Mannschaft um seinen Sohn zu stärken) oder vmtl einfach weil er so bekannt ist viele ambitioniertere Spieler bzw. eher Spielereltern zu der Mannschaft gestoßen sind. Und da holst du dir dann halt die Probleme rein. Das sieht man oft auch bei anderen Jugendteams von Möchtegern NLZ Teams. Ich sag das jetzt mal so ehrlich, da sind dann viele Eltern (häufig mit anderem kulturellen Hintergrund) die nicht nur den Traum haben das ihr Sohn Profi wird sondern auch eine wahnsinnig egoistische, anti-solidarische Einstellung hinlegen. Die benehmen sich am Platz wie die Berserker, schreien rein, beschimpfen den Schiri, stehen direkt am Spielfeld statt in Elternzonen und coachen den Sohn permanent. Die bekommt auch ein Lothar Matthäus nicht eingefangen, vor allem wenn du nicht bereit bist die dann rauszuschmeissen. Bei den Möchtegern NLZ müssen die Trainer das aushalten da die Eltern viel Geld dafür bezahlen. Aber ich vermute für ihn war es dann leichter zu nem anderen (über)ambitionierten Team mit seinem Sohn zu wechseln.

  • "Den ganzen Tag am Telefon hängen und von Eltern anhören müssen, was ich alles falsch mache – das soll bitte ein anderer machen."


    Wenn er wirklich regelmäßig Telefonate mit Eltern hatte, dann lief da aber einiges, vermutlich auch schon länger, ordentlich daneben.

  • Selbstverständlich übertreibt er. Ist doch auch ganz normal. Ich übertreibe auch, wenn mir was auf den Keks geht.

    In der Grundaussage wird er aber Recht haben.

    Erfolgreich war er mit seinem Team und bestimmt hat der Name viele angezogen.

    Und da wird es auch so sein, wie SamS schreibt, dass die extrem ehrgeizigen Eltern angezogen werden.

    Ist mal schön zu lesen, dass es anderen genauso geht. Wir haben 3 Jahre gebraucht, dass die Entscheidungen des Trainerteams akzeptiert werden.

    Sind aber auch offen und transparent und stellen unsere Vorgehensweise jede Saison auf dem Elternabend vor.

    Die Diskussionen sind dadurch auf ein Minimum geschrumpft.

  • Ja, das kann ich mir auch vorstellen, dass Eltern mit ihren Kindern von anderen Vereinen kamen und ihren Sohn in das Team von Lothar haben wollten.
    Vor allem weil die Ergebnisse ja wohl auch stimmten und er mehrere Meisterschaften mit dem Team feierte.


    Und wenn Lothar dann diese Kinder ins Team genommen hat, weil sie eventuell stärker als andere Kids waren und dadurch andere Kinder wiederum weniger spielten, die vorher viel spielten, dann wird das mit Sicherheit für Unmut unter den Eltern gesorgt haben.

    Quasi Neid.

  • Zumal in diesem Verein für die Teilnahme in der jeweiligen Leistungsmannschaft des Jahrgangs auch zusätzlich über 450€ p.a. bezahlt, Trikots selbst gekauft werden müssen etc.


    Kann mir schon vorstellen, dass man bei der "Investition" auch andere Ideen und Ansprüche entwickelt.

  • Kindertraining ist schon bissel anders als Erwachsenentraining oder im fortgeschrittenen Jugendbereich auf dem Großfeld. Wenn Du da als Ex Weltmeister und Ex Weltfußballer sowie Fußballehrer so zu Kindern auf dem Kleinfeld kommst, dann ist das auch schon ne ganz schöne Umstellung im Hinblick auf das, was du bisher gewohnt bist. Da wäre interessant, wie so ein Training abgelaufen ist. Und wenn Du auf Sieg wie in der Buli spielst und dabei dann Kids evtl. komplett draußen bleiben, könnte das vielleicht auch Anlass zu in Teilen nicht ganz unberechtigter Kritik sein.

    Wir kennen sicherlich die klugen Sprüche der Eltern und das Mitcoachen am Spielfeldrand. Gehört aber auch irgendwie dazu, sich da Grenzen zu schaffen.

    P.S.

    Arjen Robben hat das ja wohl auch eine Zeit lang gemacht, meines Wissens dann aber aus anderen Gründen aufgehört. Glaube er hat noch mal woanders gespielt oder so.

    P.P.S

    Also das mit dem Profi werden in dem Alter halte ich irgendwie für Blödsinn. Kinder haben doch da überhaupt keine Ahnung, was das bedeutet. So was noch zu befeuern ist m.E. nicht sinnvoll. Die sollen kommen, weil sie Bock auf Kicken und Gewinnen haben. von mir aus auch, um ihre Freunde zu treffen.

  • Also das mit dem Profi werden in dem Alter halte ich irgendwie für Blödsinn. Kinder haben doch da überhaupt keine Ahnung, was das bedeutet. So was noch zu befeuern ist m.E. nicht sinnvoll. Die sollen kommen, weil sie Bock auf Kicken und Gewinnen haben. von mir aus auch, um ihre Freunde zu treffen.


    Wenn ein 9 oder 10jähriges Kind vor dir steht und sagt "Ich möchte Fußballprofi werden!", was tust du dann? Bestärkst und motivierst du es - vielleicht auch mit dem Hintergrundwissen, dass dieser Wunsch unrealistisch ist - oder redest du den Wunsch klein und machst klar, dass das wohl eh nix wird?

    Man darf Kindern ihre Wünsche und Träume auch einfach mal lassen, ohne immer alles mit dem Skalpell des Erwachsenseins zu zerlegen.

  • Naja, da steht dann immer noch ein Kind vor dir. Natürlich kannst du den Traum ernst nehmen. Deswegen muss der Ton nicht härter werden, es braucht keine Liegestütze und das kann man auch vor Eltern und Presse auf kleinerer Flamme kochen.

  • Da bin ich ähnlicher Ansicht. Natürlich dürfen die Jungs den Traum haben später einmal Profi zu werden. Aber zu sagen "daran messe ich Euch", halte ich in dieser Altersklasse und unter den gegebenen Voraussetzungen für schwierig. In einem NLZ, da messe ich denjenigen daran (zu Recht) und biete dann entsprechende Voraussetzungen dieses Ziel zu erreichen. Bei einem, wenn auch ambitionierten, Amateurverein erwarte ich vor allem Spaß am Spiel und eine solide Ausbildung.


    Grundsätzlich finde ich es nicht ungeschickt, dass dieses Thema generell mal wieder in den Medien aufpoppt. Vielleicht reflektiert der ein oder andere Elternteil sein Verhalten und zieht die richtigen Schlüsse daraus. Bin doch immer wieder erstaunt was ich so an Spieltagen erleben darf, da möchte ich oft nicht wissen wie das intern so weitergeht.

    Ich freue mich bei solchen Nachrichten im Nachgang dann doch immer wieder über das entspannte Verhältnis zu den Eltern meiner Kids. Klar läuft auch hier nicht immer alles reibungslos und bei dem ein oder anderen Thema muss man doppelt/dreifach nachfragen/nachhaken. Aber es kam noch nie ein Elternteil auf die Idee mir irgendwie/irgendwo reinzureden. Wie schon mehrfach erwähnt, ist ein wichtiger Aspekt das Thema Kommunikation. Dafür gibt es Elternabende und da wird klar kommuniziert - wieso, weshalb, warum....und wer nicht fragt bleibt... 8o! Die Basis bildet dann natürlich auch eine Verbindlichkeit.


    Die Kombination in diesem Fall war allerdings sehr ungeschickt. DER Ex-Profi schlechthin und dann auch noch "mehrere" Aufstiege hintereinander wecken in der Nachbarschaft Begehrlichkeiten bei erfolgsorientierten Familien. Dass dies dann nicht reibungslos laufen würde war abzusehen.


    Naja, jetzt hat man wieder eine Sau die man durch´s Dorf treiben kann und nach kurzer Zeit kräht kein Hahn mehr danach. Das Ende vom Lied wird sein, das alles bleibt wie es ist. :S

  • Ambitionierte Vereine benötigen ambitionierte Spieler.

    Ambitionierte Spieler benötigen ambitionierte Eltern.


    Anders ist dieser Aufwand nicht zu bewältigen (ab C-Jugend 3-4x Training, Samstag & Sonntag Spiele, Turniere uvm).


    Ich sehe häufig Trainer die mit den Eltern nicht umgehen können und Sie daher meiden bzw. nicht mitnehmen.

    Kommunikation ist hier der Schlüssel!


    Diese echten Hardcore-Eltern die sich über den Erfolg Ihrer Kinder definieren gibt es auch, die sind Unbelehrbar und zum Glück in der absoluten Minderheit.


    P.S. Es braucht übrigens auch keinen Weltmeister für eine ambitionierte (Jugend-) Dorfmannschaft...das passt ja vorne und hinten nicht.


  • Wenn ein 9 oder 10jähriges Kind vor dir steht und sagt "Ich möchte Fußballprofi werden!", ..

    natürlich sage ich nicht, dass die Wahrscheinlichkeit im Promillebereich liegt. Ich sage dann, jongliere 50 mal oder geh an den trainingsfreien Tagen auf den Bolzplatz und spiele gegen Ältere.


    Dieser Wunsch kommt aber von Eltern oder Freunden. Die Kinder wissen nicht, was das bedeutet. Und die Eltern auch nicht. Hatte einen durchaus talentierten Spieler, dessen Eltern mir diesen angeblich vom Sohn stammenen Wun!ch vortrugen.

    Bei Omas Kaffebesuch oder Kindergeburtstag von Bruder und Freunden fehlte er aber beim Training.


  • Wenn ein 9 oder 10jähriges Kind vor dir steht und sagt "Ich möchte Fußballprofi werden!", ..

    natürlich sage ich nicht, dass die Wahrscheinlichkeit im Promillebereich liegt. Ich sage dann, jongliere 50 mal oder geh an den trainingsfreien Tagen auf den Bolzplatz und spiele gegen Ältere.


    Dieser Wunsch kommt aber von Eltern oder Freunden. Die Kinder wissen nicht, was das bedeutet. Und die Eltern auch nicht. Hatte einen durchaus talentierten Spieler, dessen Eltern mir diesen angeblich vom Sohn stammenen Wun!ch vortrugen.

    Bei Omas Kaffebesuch oder Kindergeburtstag von Bruder und Freunden fehlte er aber beim Training.

    Ich hatte in meinem Jahrgang das große Glück, dass ich in F- und E-Jugend einen "Überspieler", der es dann ab der D-Jugend im NLZ probiert hat. Seine Schulfreunde haben alle gemerkt, was der für Abstriche machen musste und dann war den besseren Spielern in der Mannschaft relativ schnell klar, dass sie mit dreimal Training im Heimatverein und im höchsten Kreisniveau gut aufgehoben sind und nicht nach den Sternen greifen müssen. Da kann man dann auch mal zum Kaffee trinken mit der Oma oder zum Geburtstag gehen und niemandem wird der Kopf abgerissen.


    Der Spieler ist dann übrigens - obwohl ich ihm durchaus die U17-Bundesliga zugetraut hätte - in der B-Jugend zurückgekommen und hatte dann auch ein deutlich entspannteres Leben in der Kreisliga als im NLZ. Wird halt nur jetzt kein Profi mehr

    "Diese Antwort brauchen sie mir nicht zu stellen"

  • Zumal in diesem Verein für die Teilnahme in der jeweiligen Leistungsmannschaft des Jahrgangs auch zusätzlich über 450€ p.a. bezahlt, Trikots selbst gekauft werden müssen etc.


    Kann mir schon vorstellen, dass man bei der "Investition" auch andere Ideen und Ansprüche entwickelt.

    450 p.a. sind 37,50 pro Monat. Klar ist das viel im Vergleich zu den üblichen Monatsbeiträgen um die 10 bis 20 Euro. Im Vergleich zu anderen Individualsportarten wie z.B. Tennis aber nichts. Für unsere Tochter, die eine Zeit lang im Eiskunstlaufen leistungsmäßig unterwegs war, hätten die 450,- nicht für 2 Monate gereicht.

    Eine Sache, die ich sowieso noch nicht so richtig kapiert habe oder kapieren will. Im Fußball werden Millionen verdient und an der Spitze ist er überprofessionalisiert aber da wo er unten anfängt, ist es billig billig und amateurmäßig. Ich hätte gerne 100 Euro pro Monat für meinen Sohn ausgegeben, wenn er dafür in der F, E, D Jugend ein professionelles Training bekommen hätte.

  • Zu früh ins NLZ zu wechseln ist ja grundsätzlich eher Nachteil als Vorteil. Nur leider interessiert das so manch ambitioniertes Elternteil nicht.

    Eine herausragende Leistung zu erbringen wie beispielsweise Profi Fußballer hat grundsätzlich nichts mit einem entspannten Leben zu tun. Natürlich muss man lieben was man tut. Trotzdem müssen viele Opfer erbracht werden über viele Jahre. Das muss man den Jungs so früh wie möglich mitteilen.