Schiedsrichter schützen und unterstützen.

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  • Hi zusammen,

    ich erstelle gerne mal ein Thema bzgl. meines Kommentars im Frustabbau Thema, weil sich doch wirklich schöne Vorschläge und eine Diskussion um und über das Thema dort ergeben haben. Vielleicht kann man das hier weiter vertiefen ohne das wir den Frustabbau killen.

    Ich finde das Thema auch sehr wichtig und vielleicht kann man hier ja richtig was bewegen und mal "Kampagnenmäßig" oder Vorschlagstechnisch an die Verbände bringen usw.

    Anbei noch mal mein Kommentar aus dem Frustabbau:


    Huhu,


    muss auch mal Frust abbauen tatsächlich. Irgendwie hat man ja immer irgendwas, aber was mir massiv gegen den Strich geht und das ging es schon immer, sind die massiven Anfeindungen, Pöbeleien, Unzufriedenheiten, Beschimpfungen, Drohungen und Co. gegen Schiedsrichter. Da bekomme ich als Trainer, Papa, Betreuer, Zuschauer usw. einfach das Kotzen.


    Und ich habe das Gefühl es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Es fängt bei den Kleinsten an (Bambini, es sei denn Fairplay Liga) und hört bei den größten auf (Bundesligen, Profis und Co.) Ich kann es mir nicht mehr anschauen. Das Schlimme ist, die Schiris werden wirklich von allen Seiten angegangen, sei es Eltern, Spieler oder Trainer, von absolut allen Seiten, mal mehr, mal weniger derbe aber deswegen nicht schön zu reden.

    Ich habe schon oft Qualles Lied geteilt in diversen Gruppen, Zeit für Respekt (Qualle ist ein junger Schiedsrichter der ein wenig im Bereich Social Media präsent ist und sich für Schiedsrichter einsetzt und das Amt WICHTIG macht, was es auch ist.


    Ich sehe an den Wochenenden immer wieder, wie teils junge Schiedsrichter, die vielleicht gerade mal 14-15 Jahre alt sind wenn überhaupt, von Menschen so beschimpft werden, meistens die männliche Gesinnung, die teils ihre Väter oder Opas sein könnten. Die Spieler machen das natürlich nach.


    Da muss man doch mal was tun, das kann doch nicht so bleiben. Persönlich, wenn ich die Möglichkeit habe, spreche ich jeden Trainer, Vater und Spieler auch als Außenstehender immer an und versuche demjenigen zu verklickern, dass so was gar nicht geht, das man sich mal in die Lage des teilweise noch "jungen Schiris" versetzen soll, das die in den meisten Fällen nicht mal Linienrichter haben usw. das Fehlentscheidungen, auch wenn sie manchmal weh tun, einfach zum Sport dazu gehören. Das man einfach spielerisch überzeugen soll wenn es mit den Schirientscheidungen mal nicht so läuft usw. usw. usw.


    Aber ich finde das Maß ist langsam voll, ich kann es nicht mehr mit anschauen und überlege was man tun kann damit die Scheiße endlich mal aufhört. Die Konsequenzen sind doch klar, keiner hat mehr Bock Schiri zu machen, was total verständlich ist.


    Und sollten hier auch Trainer unterwegs sein, die gerne mal den Schiri anpöbeln und das hier lesen, bitte, bitte, bitte, schluckt es doch einfach runter, nimmt n Schluck aus der Wasserflasche statt eure Energie mit pöbeln zu verschwenden, überlegt vorher ob ihr jetzt wirklich einen raushaut gegen den Schiri oder nicht. Von den Kids verlangen wir Vororientierung, Spielintelligenz, Handlungsschnelligkeit und Co. Dann lasst uns doch alle bei uns anfangen, positiv.

    Ich habe zwar jetzt einige Worte zu dem Thema gefunden, aber an den Wochenenden fehlen mir diese teilweise mittlerweile immer mehr, ich find es abscheulich, wirklich abscheulich.


    So, das war mal Frustabbau.

    Lasst uns was bewegen gemeinsam. Würde mich freuen.

    Lg

  • Danke für den Thread.


    Ich bin auch der Meinung, dass die Schiedsrichter angehalten werden sollten, für "Meckern" sofort eine gelbe Karte zu geben. Das sehen die Regeln übrigens auch vor (Ich habe hier gerade ein Regelbuch 2023/24 vor mir liegen.). Allerdings für de mir der Reklamierarm nicht ausreichen, auch wenn ein Spieler sich über Entscheidungen ärgert, ist das in meinen Augen noch kein Meckern. Wer allerdings mit dem Schiedsrichter diskutiert -> Gelb. Zum Schiedsrichter hinrennen und diskutieren -> Zeitstrafe.

    Meckern, der Trainer ->Gelb. Wiederholtes Meckern ->Zeitstrafe für das eigene Team. (So wie im Handball)


    Wir sollten aber nicht immer nur die Schuld bei den Profis suchen (Ich will die auch nicht in Schutz nehmen). Bei denen geht es nicht nur um Emotionen sondern auch um Geld. Im Amateur-Bereich sieht man solche Situationen auch jede Woche. Und mehr als 50% der Zuschauer (zumindest beobachte ich das bei uns im Umfeld) finden das auch vollkommen okay. Die Vorschläge die ich oben beschrieben habe, sollten konsequent von der Kreisklasse (auch in der Jugend) bis zur CL umgesetzt werden. Nicht nur bei den Profis.

  • Natürlich müssen die Regel überall konsequent umgesetzt werden.

    Aber wenn es bei den Profis erlaubt ist, weil man ihnen zugesteht, dass es bei ihnen ja um viel Geld geht und außerdem die laute Stadionatmosphäre ihre Emotionen so überschäumen lässt, dass sie nicht mehr in der Lage sind den Schiedsrichter mit Anstand zu behandeln, dann wird es in den unteren Ligen und bei Kinder und Jugendlichen niemand ernst nehmen und nicht funktionieren.

    Dementsprechend konsequente Regelauslegung bei den Profis was Respekt und Anstand betrifft. Offen darüber reden, dass das der neue Standard ist und ab sofort überall so gehandhabt wird und dann mit dieser Vorbildfunktion in den Amateur- und Jugendbereich.
    Im Jugendleistungsbereich funktioniert es meiner Meinung nach auf dem Platz in den meisten Fällen übrigens schon ganz gut...

    Womit ich dir absolut recht geben ist, dass es nicht zwingend eine Regeländerung braucht, sondern dass eigentlich alle Regeln schon da sind um die Leute einzubremsen. Allerdings werden diese nicht konsequent angewendet.

  • Einen Daumen hoch für den facebook-Post des 1. FC Bocholt:

    "Am Samstag gegen Aachen gab es noch einen "Man of the Match": Schiedsrichter Patrick Holz! 🙏 Nicht nur wegen seiner sehr souveränen Spielleitung, sondern besonders wegen einer Szene in den Anfangsminuten der Partie.

    Marvin Lorch hatte einen Ball an den Kopf bekommen und wurde daraufhin direkt bewusstlos. Patrick Holz zögerte keine Sekunde, brachte Marvin Lorch in die stabile Seitenlage und holte seine Zunge aus dem Rachen, damit er nicht erstickt.

    Marvin kam nach weiterer Behandlung durch unseren Mannschaftsarzt glücklicherweise wieder zu sich und konnte sogar weiterspielen. Nach dem Spiel hat er sich auch noch persönlich beim Referee in der Schiedsrichterkabine bedankt. Und das wollen auch wir hier tun: Starke Reaktion, Patrick Holz! 👏

    Bedanken wollen wir uns auch bei den tollen Fans der Alemannia, die angesichts der zwischenzeitlich dramatischen Bilder sofort ihren Support eingestellt haben! ⚫️⚪️🤝⚫️🟡"

  • Ich finde auch, dass in erster Linie der Profibereich seiner Vorbildfunktion hier nicht gerecht wird.

    Wenn ich manchmal sehe, mit welcher Mimik und Gestik Trainer und Spieler Sätze in Richtung Schiedsrichter brüllen, fehlt mir die Vorstellung, dass der Inhalt keine gelbe Karte zur Fiolge haben müsste. Allerdings gibt es meinem Empfinden nach, relativ selten gelbe Karten wegen meckern.

  • Was mich auf den Dorfplätzen so nervt ist, dass selbst erkennbar junge, minderjährige SR von den Eltern/Fans/Trainern angemacht und beleidigt werden. Ich finde, die Erwachsenen sollten sich allesamt in Grund und Boden schämen!


    Dafür gibt es keine Entschuldigung, ganz egal, was der SR für einen Mist zusammenpfeift.


    Ich beobachte hier zwei junge SR, einer ist ein totales Talent. Hatte selbst hitzige Nachbarduelle mit hohem Konfliktpotential beim Pokal super im Griff. Der andere ist 16; beim ersten Spiel welches ich gesehen hatte, zwischen "echt nicht gut" und "ziemlich miserabel". Allerdings gings von Außen und die Spieler haben sich eh benommen. (Man kennt sich vom Schulhof). Ein halbes Jahr später hat genau dieser junge Mann sehr souverän ein Pokalspiel geleitet, die Entwicklung war wirklich sehr deutlich zu sehen. Manchmal dauert es halt, bis aus "einer mit Pfeife" auch ein SR wird. Diese Zeit muss man aber doch auch jedem zugestehen.

    Gerade jungen SR müsste doch von allen Seiten gehuldigt werden. Nen Teppich sollte man ihnen hinrollen - keine Ordner, damit sie es unbehelligt zur Kabine schaffen.


    Mein Vorschlag für den Jugendbereich wäre: drei Teams treffen sich, spielen "jeder gegen jeden", von mir aus mit verkürzten Halbzeiten weil zwei Spiele an einem Tag, und das dritte Team stellt das Schiedsgericht. Und zwar so wie in der Bundesliga: einer aufm Platz, zwei Linienrichter und einer bei den Trainern. Und zwar die Kinder/Jugendlichen selber!
    Das würde a) das Thema fehlende SR sofort beheben, b) alle Teams müssten sich mit SR-Schulungen befassen, c) wenn man es am eigenen Leib erfahren hat, wird sich hoffentlich das Verhalten anpassen.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Ich war lange Jahre selbst Schiedsrichter, vor allem bei den Erwachsenen in Kreisliga A und B.

    Wenn man da teilweise ne Bodycam mit Aufnahmefunktion gehabt hätte...


    Meine Erfahrung:

    Alle Appelle, alle Plakat- und Social-Media-Kampagnen, alle gutgemeinten Aktionen, etc. bringen GAR NICHTS.


    Man müsste die Schiedsrichter über Regeln schützen und sich dabei Anleihen aus anderen Sportarten nehmen, z.B. Rugby oder Handball.

    • Nur der Kapitän darf mit dem Schiedsrichter sprechen.
    • Sofortige Einführung der Zeitstrafe in allen Altersbereichen und -klassen, falls noch nicht gegeben.
    • Trainerverwarnungen führen zu zeitweiliger Unterzahl auf dem Feld; der Trainer muss entscheiden wer rausgenommen wird.
    • Deutliche Erhöhung der Strafmaße auch im Amateurbereich; Vergehen gegen Schiedsrichter müssen mindestens vierstellig bestraft werden.
    • Unfaires Verhalten wird mit roter Karte bestraft.
    • ...


    Ein Umdenken kann außerdem nur dann gelingen, wenn die Fans es von außen fordern.


    Beispiel Rugby-WM in Frankreich in den großen Stadien:

    • Keine Fantrennung notwendig
    • Keine Polizeieinsätze trotz sechs- bis siebenstelliger Fanzahlen in den Städten
    • Auf dem Platz wirklich vorbildliches Verhalten der Spieler
  • Huhu,


    heute war es dann mal wieder soweit. Insgesamt 3 Jugendspiele geschaut und bei allen Meckereien mit dem Schiedsrichter. Die dann entsprechend natürlich verängstigt auch teilweise "schlechter" pfeifen oder auf Zuruf pfeifen usw. usw. Wieder junge Schiedsrichter die sich dann so Sprüche anhören dürfen wie:

    Ey, du blinder ...
    Ist das dein erstes Spiel was du pfeifst oder was du blinden ...
    Ey Schiriiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii, was soll das, anders rum ...
    Was ist mit dir, bist du blind, immer von der gleichen Stelle Freistoß für die anderen usw. usw.
    Ey rote Karteeeeeeeee usw usw.

    Dann hat sich ein Vater auch noch dreister weise dazu genötigt gefühlt einem 11-jährigen den Ball zum Einwurf nicht auszuhändigen in den letzten Minuten, sondern den Ball immer wieder weggezogen und am Ende weggeschlagen, da bin ich dann aber auch mal dezent steil gegangen und habe ihn zur Rede gestellt:

    Wie peinlich das wäre, als Vater, erwachsener Mann den Ball für einen 11-jährigen nicht rauszugeben und wie unterirdisch so ein Verhalten ist. Was natürlich sofort Rudelbildung gegen mich zur Folge hatte und ich dann 3 Vätern gegenüberstand wild gestikulierend, was mir aber erst mal bei der Ungerechtigkeit die ich für den Jungen Spieler empfunden habe scheiss egal war.

    Mit ein paar entsprechenden Hinweisen meiner Seite aus, dass so ein Verhalten absolut unvorbildlich ist und peinlich und eine Mutter deren Mannschaft mir dann auch zugesprochen hat, dass ich Recht hätte, sind die schnaufend, sabbernd und mit Sprüchen erst mal abgezogen.

    Also heute war alles in allem wieder so ein Tag, eigentlich wie so ziemlich jede Woche, wo ich nur noch denke, eigentlich ist Hopfen und Malz verloren und der Zug etwas dagegen zu unternehmen so was von abgefahren, dass es mittlerweile schon fast keinen Sinn mehr macht, seine Stimme zu erheben. Ich habe es heute dennoch getan, hätte ins Auge gehen können vllt. für mich (dann aber auch für die anderen im Gegenzug) aber so kann es doch nicht bleiben.

    Bin irgendwie richtig verzweifelt. So ein schöner Sport eigentlich.

  • Ey, du blinder ...
    Ist das dein erstes Spiel was du pfeifst oder was du blinden ...
    Ey Schiriiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii, was soll das, anders rum ...
    Was ist mit dir, bist du blind, immer von der gleichen Stelle Freistoß für die anderen usw. usw.
    Ey rote Karteeeeeeeee usw usw.

    Ich muss sagen, solche Kommentare habe ich in Kinder- und Jugendspielen noch nie gehört. Bei Herrenspielen ist das ja schon fast Standard <X. In der Regel reicht es ja auch schon, jeden Pfiff und jede Aktion laut zu kommentieren, um einen großen Einfluss auf unerfahrene Schiedsrichter zu nehmen. Da müsste schon angesetzt werden.


    Der 1. FC Nürnberg und der BFV haben eine Sportplatz-Etikette verabschiedet. Diese wird von Vereinsverantwortlichen und Schiedsrichtern unterschrieben. Nicht nur die Vereine sondern auch die Schiedsrichter verpflichten sich gewisse Regeln einzuhalten. Ich finde die Idee sehr gut. Ich denke die Akzeptanz ist einfach höher, wenn nicht nur Spieler, Trainer, Betreuer in die Pflicht genommen sondern auch die Schiedsrichter.


    Ich hatte dieses Wochenende einen SR (allerdings ein sehr erfahrener) der mich zur Weißglut getrieben hat. Der hat jeden Pfiff auch noch kommntiert und wollte/hat den Spielern (12 Jahre alt) immer einen Vortrag gehalten, warum er gepfiffen hat und was der Spieler hätte tun müssen, damit er nicht gepfiffen hätte. Bei Einwürfen wurde präventiv 4-5 erklärt, wie richtige Einwürfe zu machen wären. Mansplaining at its best. Die Spieler haben mich schon gefragt, was der den von ihnen wolle. Das Spiel war dadurch sehr zerfahren. Obwohl es kaum Unterbrechungen gab, war die Nettospielzeit bei max 2/3 der Zeit, weil jeder Pfiff das Spiel für etwa 1 Minute unterbrochen hat. Ich habe den SR in der Halbzeit darauf angesprochen (wirklich im ruhigen Ton und abseits der Spieler), er erwiderte mir, dass er entscheide würde, wie er pfeift -da hat er recht- und das es seine Aufgabe wäre, den Spielern, die Regeln beizubringen. In der zweiten Hälfte ging es so weiter. Mit Fehlentscheidungen kann ich besser umgehen, der SR hat mich echt zur Weißglut getrieben. In meinen Augen hat er durch seine egozentrische Art das Spiel zerstört.

  • das es seine Aufgabe wäre, den Spielern, die Regeln beizubringen.

    Das ist völlig daneben. Er ist dafür da, dass die Regeln eingehalten werden und bei Verstößen entsprechend sanktioniert wird. Er leitet das Spiel, um es im Rahmen der Regeln zu halten, nichts weiter. Kommunikativ pfeifen, gehe ich mit, aber sowas? Man kann seinen Pfiff ja kurz erläutern, á la "Du hast ihn am Arm gehalten", "Du hast ihm auf den Fuß getreten", was weiß ich. Aber Regeln erklären? Da nimmt er sich wohl zu wichtig. Hier wäre ggf. sinnvoll, den Schiedsrichter-Obmann mal darauf anzusprechen, um ihn in den Fortbildungen / Lehrabenden behutsam darauf aufmerksam zu machen. Je häufiger das passiert, desto eher ändert er sein Auftreten.

  • derZUliebeTrainer Finde deinen Thread hier schon interessant und auch irgendwo wichtig. Es spielen halt auf so vielen Ebenen Dinge mit rein, da bin ich mir noch unschlüssig, wo die richtigen Hebel sind, um das Thema richtig anzupacken.


    Ich selbst bin kein Schiedsrichter und habe auch noch nie ein Spiel gepfiffen, auch nicht im Kinderbereich.


    Ich schaue unregelmäßig mal in dieses Forum hier rein Link: Fußballschiedsrichter-Forum

    Vielleicht finden das andere von euch auch interessant mal zu stöbern, was die Schiedsrichter so umtreibt.


    Ein recht umfangreicher Thread dort ist jedenfalls "Was ist bloß auf den Sportplätzen los?".

    Der ist inhaltlich und vom Umfang wohl vergleichbar mit dem Frustabbau-Thread hier im Forum.

  • derZUliebeTrainer


    Ein recht umfangreicher Thread dort ist jedenfalls "Was ist bloß auf den Sportplätzen los?".

    Der ist inhaltlich und vom Umfang wohl vergleichbar mit dem Frustabbau-Thread hier im Forum.

    Hi Linksfuss,

    das ist ja absolut geisteskrank was so abgeht. Und das ist ja auch nur ein Bruchteil dessen was auf "deutschen" Sportplätzen so los ist Woche für Woche, aber ich bin die Seiten des Threads dort mal schnell überflogen. Entsetzen, Kopfschütteln, Gänsehaut, Unverständnis und auch Wut was das sofort bei mir auslöst wenn man das alles mal so liest etc.

    Fußball ist doch "DIE SPORTART" Nr. 1 in Deutschland würde ich behaupten und spielt an vielen Stellen doch auch sicher massiv Kohle ein. Natürlich ist es auch die am meist besuchte Sportart und nicht jeder Fan tickt gleich vernünftig und wird es wahrscheinlich auch niemals werden. Aber das geht doch so nicht weiter.

    Selbst die Schiedsrichter dort im Forum klagen darüber das absolut nix passiert um sie zu schützen und unterstützen usw. Eigentlich müssten sich alle Schiedsrichter a la "Verdi" oder "Fridays for future", was man auch immer davon halten mag, zusammen tun und mal mit paar tausend Mann vor den Verbandsbauwerken aufschlagen und ordentlich protestieren und auch ruhig mal Spieltage bestreiken wahrscheinlich, damit denen mal richtig Gehör geschenkt wird und auch mal konkrete Lösungen angeboten werden.

    So ne Bodycam find ich gar nicht so verkehrt zum Beispiel. Die natürlich auch Ton mit aufnimmt etc. So hast du direkt alles was du brauchst inkl. Rückennummern oder auch Trainer bzw. Eltern die über die Stränge schlagen etc. was man dann entsprechend auch beweisen könnte usw.

    Aber es gibt sicherlich noch viel mehr Lösungen und ich denke auch, wie das hier auch schon vorgeschlagen wurde, dass es bei den Profis natürlich auch schon anfängt. Sprich nur der Mannschaftsführer darf zum Schiri, keine Rudelbildungen an Spielern mehr beim Schiri, sonst Sanktionen usw. usw.

  • derZUliebeTrainer Also gerade in dem Thread taucht natürlich alles auf, was ich mir auch überhaupt nicht wünsche und was auch nicht das ist, was ich mit Fußball verbinde. Sollte nur beispielhaft sein, ich finde auch die anderen Threads einfach interessant mal querzulesen und reinzuspringen. Einfach mal um verschiedene Sichtweisen oder Eindrücke zu unterschiedlichen Schiedsrichterthemen mitzubekommen und vielleicht so auch sensibler in Bereichen zu werden, über die ich mir vorher keinen Kopf gemacht habe.

  • Einen wahnsinnig spannenden Beitrag zum Regelwesen habe ich übrigens hier mal gehört.

    Link: Taktiktrends, Schiedsrichter und Rasenfunk


    Da geht es zwar nicht explizit darum Übergriffe auf Schiedsrichter zu verhindern. Es geht insgesamt um Regeln und Regelauslegung. Oft kommt es ja auch zu Streitigkeiten bezüglich der Regelauslegung. Und es geht auch darum, weshalb der Fußball bei der Regelauslegung doch so seine Tücken hat. Und dort kommt auch eine Historikerin zu Wort, die auch mal hinter manche heutigen Regeln blicken lässt und erläutert, wo sie ihren Ursprung haben. Finde ich als Trainer auch total interessant im Hinblick auf Spielformdesign. Ist schon ein paar Tage her, dass ich mir das angehört habe, deshalb bekomme ich auch nicht mehr alles auf die Reihe. Vielleicht findet auch das jemand interessant.

  • Nach dem dieser Aspekt bisher noch gar nicht thematisiert wurde:


    Mich wundert, dass die Gesellschaft die zunehmende Empathielosigkeit wundert. Provokant formuliert:

    Wenn Eltern ihre Kinder lieben würden, würden sie die Smartphones ihrer Kinder schnellstens in den Müll werfen.


    Angenommen es gäbe einen unendlichen realen Raum, in dem Pädophile, Prostitution, sonstige pornographische Inhalte, Drogen-, Gewalt-, Alkoholverherrlichung, Horrorfilmszenarien, Minderung des Selbstwertgefühls, Mobbing etc. allgegenwärtig sind, würdet ihr eure Kinder unbeaufsichtigt hineinschicken oder selbst hineingehen?

    Vermutlich nicht, aber die meisten Jugendlichen befinden sich in der virtuellen Abbildung des dargestellten Raumes mindestens 10h pro Woche.


    Insbesondere TikTok ist in dieser Hinsicht problematisch, aber auch Twitch entwickelt sich immer mehr zu Pornhub light. Erstere Plattform zeigt unter anderem Videos, in denen Menschen bei lebendigen Leib verbrennen und herumstehende Menschen haben nichts Besseres zu tun, als dies zu filmen und für Klicks online zu stellen.

    Twitch hingegen profitiert aktuell davon, dass sich junge Mädchen leicht bekleidet im eigenen Schlafzimmer zeigen und dabei ihren Only Fans Account bewerben. Alles für Klicks und Geld.

    Die virtuelle Identität wird wichtiger als die reale Person.


    Und die meisten Kinder dürfen diesen Raum ohne Aufsicht durch vorgeschlagene und meistgeklickte Videos erkunden…

  • Leider ein Themenfeld, dass wir allein nicht lösen werden und können, da hier eigentlich der Gesetzgeber gefragt wäre einzugreifen.

    In meinen Augen sind Handy und Co Suchtmittel wie Alkohol, Zigaretten und Drogen und haben eigentlich in den Händen von 10-14- (eigentlich sogar 16-)jährigen nichts verloren.

    Aber als Elternteil kannst Du Dein Kind ja nicht sehenden Auges zum Außenseiter machen indem Du ihm etwas verwehrst was alle anderen haben. Uns gelingt es relativ erfolgreich unseren Kindern die Nutzung zu erlauben, diese aber mit viel Kommunikation und Diskussion auf einem sehr eingeschränkten, begrenzten Level zu halten.

    Nach Meinung unserer Kinder dürfen Sie viel weniger als alle anderen, nach Meinung von uns Eltern dürfen sie immer noch zu viel.

    Wenn ich dann die Kinder/Jugendlichen sehe und erlebe, die deutlich mehr dürfen als unsere Kinder, bin ich mit meiner Entscheidung ziemlich zufrieden, würde mir aber nach wie vor eine gesetzliche Regelung wünschen, die Smartphone-Nutzung unter 14 (von mir aus auch 16) einfach verbietet.

    Das würde nicht nur den Schiedsrichtern helfen, sondern dem Fußball an sich, der Schule, den Familien und der ganzen Gesellschaft.

    Und das was die Kids aus der digitalen Welt verpassen, weil sie erst später ein Smartphone haben lernen sie ab 16 ganz schnell, aber dann in einer geistigen Konstitution und Reife das Ganze auch verarbeiten zu können...

  • Huhu,


    hmm, ich verstehe den Einwand der digitalen Welt und ich gehe auch total konform mit dem was ihr schreibt, dass es ein absoluter Horror ist, was Kinder dort präsentiert bekommen, wie es präsentiert wird und wie einfach der Zugang dazu ist usw. Auch ich kenne selber von meinen eigenen Kids die Grüppchen mit den diversesten Videos, die teilweise schon Ende der Grundschulzeit und bei einigen auch davor schon im Umlauf waren. Da wurde mir selbst als erwachsener Mensch ganz oft schlecht was man dort zu sehen bekommt.

    Ich bin aber dennoch der Meinung, dass das ein Thema für sich ist und hier nur bedingt zu einer Lösung beiträgt geschweige denn die Ursache des Problems ist. Aber es ist mit Sicherheit Teil des großen Ganzem. Aber das würde jetzt hier den Rahmen sprengen denke ich.

    Weil letztendlich sind es ja nicht nur die Kids die sich gegenseitig anpöbeln bzw. Schiris anpöbeln und Co. sondern dieses ist ja Vielfach angespornt durch "uns" Erwachsene", sowohl Trainer als auch Eltern am Spielfeldrand. Ich denke, weiß aber dass das nicht bei allen so ist, dass wir Erwachsene durchaus emotional und kontrolliert so eine Reife besitzen müssten, dass wir hier über "Schiris schützen und unterstützen" gar nicht diskutieren müssen. Aber wie man ja jedes Wochenende sieht ist das leider nicht der Fall.

    Das natürlich auch wir Erwachsenen im aktuellen Weltgeschehen, wirtschaftlich und existenzmäßig hier und da aktuell auch an unsere Grenzen kommen (und ich sage trotzdem immer wieder, dass es vor allem hier in Deutschland nichts im Vergleich ist zu den armen Schweinen die irgendwo richtig leiden ist), wir dadurch natürlich generell auch mal schneller ne kürzere Zündung haben, aber das darf ja keine Entschuldigung sein.

    Ich denke die Profis in den Bundesligen und Co. haben existenziell überhaupt gar keine Sorgen und trotzdem ist nach absolut jeder Schirientscheidung erst mal Rudelbildung und großes lamentieren angesagt und da fängt es doch schon an.

    Ich finde es aber schön, dass das Thema hier jetzt vielleicht ein wenig mehr in den Fokus rückt und vielleicht könnten wir ja so eine Art Maßnahmenplan mit Vorschlägen und Co. erstellen, welches einfach mal auch irgendwo vorgelegt werden kann. Ob und was es bringt, klar, machen wir uns nichts vor, aber ich finde jede kleine Sache mit der man sich einbringen kann ist BESSER als NICHTS ZU TUN und es immer wieder einfach so hinzunehmen.

    Ich habe tatsächlich überlegt, und jetzt lacht mich bitte nicht aus, auf eigene Faust Flyer zu erstellen wo schön grafisch gestaltet und Co. mal ein paar Denkanstöße an Trainer, Eltern und Spieler vermittelt werden, drucken zu lassen tausendfach und diese irgendwie mal an 1-2 Spieltagen durch Schiedsrichter, Trainer, Platzwarte oder in Eigenregie verteilen zu lassen.

    Wird es was bringen? Keine Ahnung, vermutlich nicht, bei ein paar Menschen vielleicht doch, alles besser als alles einfach immer so hinzunehmen.

    LG

  • Ich reiße nur mal etwas meine Gedanken an.


    Ich finde, um wirklich tiefgreifende Veränderungen erreichen zu können, darf nicht der Schutz des Schiedsrichters in den Mittelpunkt der Diskussion gestellt werden. Es sollte das Spiel selbst in den Mittelpunkt gestellt werden. Zum Fußballspiel gehören für mich 3 Parteien. Team A, Team B und der Schiedsrichter. Team A sowie Team B sollten das Recht auf faire Spiel- und Wettbewerbsbedingungen und die Aufgabe des Schiedsrichters ist es diese zu garantieren.


    Wenn jetzt beispielsweise ein Trainer von draußen laut 'Abseits' rein ruft und einen Pfiff vordert, geht es dem Trainer ja nicht darum dem Schiri zu erklären was er machen soll. Es geht darum, das Spiel einseitig durch seine Forderung zugunsten seines eigenen Teams zu beeinflussen. Das was der da rein ruft, kann vielleicht 'richtig' sein, es kann aber auch falsch sein. Es ist nicht seine Aufgabe im Spiel den Schiedsrichter in seiner Entscheidungsfindung zu unterstützen. Und wenn er das häufiger und noch wild gestikulierend macht, versucht er damit letztendlich bewusst unübersichtliche Situationen zu provozieren oder beim Schiedsrichter eine Art Unsicherheitspolster oder Schlechtegewissenpolster aufzubauen. Auch in der Hoffnung, demnächst dann einfach auch mal einen Pfiff zugesprochen zu bekommen, der faktisch falsch ist.

    Ich finde, man sollte die Dinge aus der Sicht des Fair Plays bewerten. Und Gelb für den Gegner fordern ist unfair, eine Schwalbe ist unfair, Ballwegschlagen ist unfair usw. Diese Handlungen sind aber von anderer Natur als z.B. den Gegenspieler in einem Zweikampf von hinten zu schubsen. Und daher denke ich, müssten die ersten Dinge (z.B. fordern eines Abseitspfiffes) anders geanhndet und bestraft werden, als ein Foulspiel was sich aus dem Wesen des Spiels heraus zwangsläufig mal ergibt. Fußball ist schließlich kein körperloses Spiel. Wenn sich ein Trainer draußen etwas mit Abseits in den Bart nuschelt, beeinflusst das den Schiedsrichter vermutlich nicht. Es sollte aber im Ermessensraum des Schiedsrichters liegen, wann die Qualität für einseitige Spielbeeinflussung erreicht ist. Natürlich ist das teilweise auch subjektiv. Stehen keine Zuschauer am Platz (und sorgen für eine gewisse Geräuschkulisse) nimmt der Schiedsrichter eine Spielbeinflussung ggf. schneller wahr. Das ist dann aber halt so, der Trainer kann ja auch die Klappe halten und sich stattdessen lieber überlegen, was er mit seinen Spielern trainieren soll.

    Und dann ist aber nicht der Maßstab entscheidend, wann sich ein Schiedsrichter persönlich belästigt fühlt, sondern die Messlatte sollte sein, wann Team A oder Team B anfängt auf nicht sportliche Weise den Spielverlauf zu beeinflussen, indem sie den Schiedsrichter zu Entscheidungen drängen. ERGÄNZT: Da für mich die Messlatte für Spielbeeinflussung niedriger als der Maßstab für persönliche Belästigung liegt, habe ich das so formuliert. Natürlich muss ein Schiedsrichter vor persönlichen Belästigungen geschützt werden, genauso wie jeder andere Spielbeteiligte auch! Nicht, dass das jetzt falsch rüber kommt.


    Nachdem was ich so beobachte, werden so einige Spiele einfach nicht auf sportlicher Basis entschieden. Und das kann einfach nicht im Sinn des Fußballs und im Sinne einer Spielsportart sein.


    Die Krux an meinen Gedanken oben ist jedoch: So einige Teams würden in der Tabelle nicht dort stehen wo sie stehen. Und das wird den Trainern selber auch klar sein, weil manchen merkt man es förmlich an, dass sie eigentlich ausschließlich den Schiedsrichter coachen wollen, um darüber den Spielverlauf zu beeinflussen. Deshalb ist es glaube ich erstmal wahnsinnig schwer rein auf aufklärende Weise Einfluss zu nehmen. Manche Verhaltensweisen müssen einfach konsequent geahntet und sanktioniert werden, aber dafür braucht es halt ein geeignetes bzw. zumindest ein angepasstes Regelwerk.

    Einmal editiert, zuletzt von Linksfuss ()

  • Passend dazu kann ich mich noch gut erinnern, wie mein Ausbilder im Trainerlehrgang (wohlgemerkt Profil Kinder und Jugend!) gefühlt einen halben Nachmittag dafür verwendet hat, zu erklären wie gewinnbringend es sein kann vor und während des Spiels durch unterschwellige Einflussnahme Schieds- und Linienrichter auf seine Seite zu ziehen...

    Der Kollege hat grundsätzlich lieber aus dem Nähkästchen geplaudert bzw. Jägerlatein verbreitet als etwas über Kinder- und Jugendtraining von sich zu geben und ist hoffentlich nicht repräsentativ für den Großteil der Trainerausbilder, aber es ist bezeichnend, für das was am Ende rauskommt, wenn selbst in der Trainerausbildung in solche Dinge vorkommen.