derZUliebeTrainer Keine Sorge, ich kann von hochgebildet bis zu asozial alle Rollen spielen. Das sorgt zumindest dafür, dass ein U14-Training bei mir nie langweilig wird und ich finde irritierte Kinderaugen herrlich. Nachdem ich die letzte Woche nicht trainieren konnte, bin ich aktuell auf Entzug
Meine Frage auf Stammtischniveau hast du allerdings noch unkommentiert gelassen.
Im Ausgangspost hast du erwähnt, dass es deiner Meinung nach immer schlimmer wird und ich habe dir daher einen Grund, den ich für mitverantwortlich halte, genannt. Ja, ohne Smartphone gab es auch schon Menschen, die sich nicht unter Kontrolle hatten. Allerdings schildern hier verschiedene Leute, dass sie die Situation seit der Corona-Pandemie für schlimmer halten. Die hat für weniger direkte soziale Interaktion in allen Gesellschaftsschichten gesorgt, was meiner Meinung nach das Empathievermögen beeinflusst. Das Smartphone sorgt ebenfalls weniger direkte soziale Interaktion mit für mich ähnlichen Folgen.
Zu deiner Frage, was man aktiv auf dem Feld unternehmen kann:
Was ich als Trainer dagegen unternehme: Spieler, die sich mehr dem Schiedsrichter widmen als am Spiel beteiligen, wechsle ich aus und lege ihnen eine Funktion als Schiedsrichterbeobachter nahe. Bei Wiederholungsfall oder Diskussionsversuchen gibt es interne Sperren - Klassischer Behaviorismus - sorry, aber das musste an dieser Stelle sein
Eltern, die sich während des Spiels nicht daran halten, konfrontiere ich direkt lautstark damit, dass sie den Mund halten sollen und man noch nie ein Spiel damit gewonnen hat, indem man über Schiedsrichterentscheidungen diskutiert und sie meine Spieler ablenken. Je nach Fall kann es durchaus scharf sein. Außerdem macht es Spaß und es stellt eine zusätzliche Herausforderung dar, wenn der Spielverlauf gegen einen ist und man trotzdem erfolgreich ist.
Bei unsicheren Schiedsrichtern helfe ich ihnen aktiv, indem ich ihnen bei Einwurfentscheidungen gegen meine Mannschaft zeige, dass der Gegner den Ball hat. Ähnlich läuft es bei Foulspielen ab, insbesondere wenn sie die Pfeife im Mund haben und dann mit dem Pfiff zögern.
Meine Spieler und die Eltern sind davon nur begrenzt begeistert, aber ich sage dann, dass sie sonst einen anderen Trainer brauchen und spätestens dann hat sich jede Diskussion erledigt.
Mein Vorteil ist, dass ich weniger Verbindung zu einer Mannschaft aufbaue, weil sich jedes Jahr meine halbe Mannschaft ändert.
Was der Verband dagegen unternimmt: Infokampagnen und Flyer - tut mir leid, aber beide sind im Akutfall völlig nutzlos. Einführung von Ordnern im Nachwuchsbereich. Die kennen die Streithähne in der eigenen Elternschaft und setzen sich meist nur bei Auswärtsfans ein. Führt natürlich zu einem friedlicheren Zusammenleben...
Was Schiedsrichter dagegen tun sollten: Mehrmalige Beleidigungen, etc. von Spieler, Trainer- oder Elternseite direkt Spielabbruch - Keine Diskussion oder ähnliches. Boykott von Vereinen und Trainern, die wiederholt auffallen. Ohne direkte Konsequenzen wird sich nichts ändern. Erst, nachdem man gemerkt hat, dass es ohne Schiedsrichter keineswegs besser ist, kommt die Erleuchtung. Wie lange sie anhält, ist fraglich.
Was Eltern tun können: Ich lasse meine auffälligen Eltern durch Gespräche mit befreundeten Familien ablenken. Ansonsten bleibt nur die Möglichkeit sich Trainer und Verein gut auszusuchen. Konfrontationen am Spielfeldrand können zusätzliche Probleme verursachen.
Was die Wissenschaft tun kann: Forschung über Veränderungen im Gehirn und was diese verursacht
let1612 Uneingeschränkte Nutzung halte ich für schlecht und bei allem, was ich über die Hirnentwicklung weiß, halte ich ein Verbot bis zum Ende der Pubertät außerhalb von Bildungsinstitutionen für durchaus diskuskurswürdig. Egal, ob das den Fußball oder sonstige Bereiche betrifft. Dass es Veränderungen in der Gesellschaft unabhängig von der Fußballwelt gibt, die bisher nicht in diesem Ausmaß vorhanden waren, ist so (z.B. Frage nach Geschlechtsidentität, Zunahme von Schönheitsoperationen aufgrund von Minderwertigkeitskomplexen, etc.).
Zum Fußball: Dass die sozialen Medien auch für ehrgeizige Eltern und Spieler eine zusätzliche Plattform bieten, auf der man sich verstärkt profilieren kann, ist so. Der Fußball bringt alle Gesellschaftsschichten, Lebensweisen und dementsprechend auch direkte Vorbilder (z.B. Trainerfunktion) daraus zusammen und hier treten natürlich die meisten Extremfälle auf - Meine fußballspezifischen Lösungsvorschläge siehe oben.