DFB-Stützpunkt Meinungen

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  • Hier ein paar Fakten zum Stützpunkt (gefunden bei facebook DFB Stützpunkt Nürnberg:(

    - seit 2002: ca. 170.000 SpielerInnen gefördert

    - seit 2002: 14.000 Wechsel in ein Leistungszentrum

    - in der Saison 2020/21 waren 46% der in Deutschland ausgebildeten Spieler schon mal im Stützpunkt.


    Und hier ein Interview unter dfb.de

    "Mit Blick auf die Kader der derzeitigen weiblichen U-Nationalmannschaften kann eine sehr hohe Quote von Nationalspielerinnen verbucht werden, die zuvor im DFB-Stützpunkt waren. (Stand 2022: 87%, Anm.d.Red.)."


    Sind das Qualitätsmerkmale oder wäre es nicht schlimm, wenn es nicht so wäre?

  • in der Saison 2020/21 waren 46% der in Deutschland ausgebildeten Spieler schon mal im Stützpunkt.

    Die 46 % beziehen sich auf Bundesligaspieler, die in Deutschland ausgebildet wurden. Wenn man bedenkt, dass mittlerweile fast 100 % der Bundesligaspieler eine NLZ-Vergangenheit haben, dann schließe ich daraus, dass gut die Hälfte der Bundesligaspieler über den Stützpunkt zum NLZ gekommen ist.

    Ob das jetzt viel oder nicht viel ist, vermag ich nicht zu beurteilen.

  • Bleibt jedenfalls festzuhalten, dass von Ausnahmen im Promillebereich abgesehen der Weg zum Profifußball über die Stützpunkte oder die NLZ (bzw. beides) führt. Scheint mir auch irgendwie logisch.

    Somit sollte man niemanden den Gang in diese Richtung verstellen, der solche Ambitionen hat. Die Frage ist halt, wann der richtige Zeitpunkt ist. Ich denke, das ist bei D oder C Jugend. Vorher werden die Jungs in den NLZ überwiegend verheitzt. Dazu gibt es ja Statistiken.

  • Ich finde interessant, dass offenbar 54% der späteren Profis NICHT zuvor in einem Stützpunkt gespielt haben, also offenbar nicht als große Talente erkannt wurden. Kann natürlich auch damit zu tun haben, dass es den Stützpunkt erst ab D-Jugend gibt und manche Spieler dann bereits im NLZ spielen oder zur U12 dorthin wechseln.


    Dass 87% der Nationalspielerinnen zuvor im Stützpunkt gespielt haben, verwundert mich im Gegensatz nicht: Es gibt deutlich weniger fußballspielende Mädchen/Frauen. Beispiel: unter 100 Mädchen finde ich einfacher die zehn talentiertesten Spielerinnen also unter 1000 Jungen die zehn talentiertesten Spieler. Und unterm Strich gibt es dann aus 800.000 Frauen 22 Nationalspielerinnen, während es aus 4.500.000 Spielern auch 22 Nationalspieler gibt. Damit will ich nicht sagen, dass der Weg zur Nationalspielerin einfacher ist, aber meldet man heute einen Jungen oder ein Mädchen im Fußballverein an, hat das Mädchen nur 1/5 der Konkurrenz, um zur Spitze zu kommen.

  • Ein Mädchen muss aber erst Stamm in der Auswahl des Landesverbands sein, um in den DfB Stützpunkt zu kommen, ein Junge nicht. Hessischer Fussball Verband

    Das war mir nicht bekannt, aber bedeutet dann ja folgendes: man kommt als Mädchen nur in den DFB-Stützpunkt, wenn man sowieso schon im Dunstkreis einer U-Nationalmannschaft ist. In der Zeit, in der ich im Stützpunkt hospitiert habe, waren in der Tat nur zwei Mädchen da und beide spielten Landesauswahl, eine sogar schon U-Nationalmannschaft.


    Das ist dann in etwa so, als würde man eine E-Jugend bewerben wollen mit der Aussage "99% aller Bundesligaprofis haben in der E-Jugend schon Fußball gespielt" :S


  • Viel schlimmer fand ich, dass bei dieser WfV Sichtung der Scout von Grossaspach herumlief und dann auch noch Kinder und Eltern aktiv angesprochen hat. Ganz ehrlich sowas geht gar nicht und wenn das nicht unterbunden wird schickt kein Verein seine Spieler mehr dort hin.

  • Anderswo werden Fußballschulen beworben und erstaunlicherweise auch solche Kinder letztlich zum Stützpunkttraining ausgewählt, die zuvor solche gewerbliche Angebote wahrgenommen haben, bei denen die Trainer aktiv sind, die auch die Sichtung durchführen. Naja.

  • Eine ganz an ander Frage ist, ob dort in den Stützpunkten die richtigen Kinder ausgewählt werden.

    Ich hatte den Eindruck, dass ein ganz bestimmter Spielertyp favorisiert wird. Mittelgroß, sehr beweglich und variabel, mit viel Offensivdrang und Mut im 1:1. So die Kreativspieler halt.

    Ist im Grunde auch nachvollziehbar.

    Ich könnte mir aber vorstellen, dass damit der beinharte Verteidiger, der vielleicht nicht so kreativ und beweglich ist, aber hinten zuverlässig alles abräumen kann, wenig Chancen hat, in die Förderung zu kommen. Aber solche Typen braucht es auf dem Großfeld auch. Somit werden dann später die Typen, die eigentlich fürs Mittelfeld oder den Sturm geeignet sind, aber in der Talentförderung sind, zu Verteidigern umgeschult, was mir nicht optimal erscheint.

    Wer auch eher nicht gewählt wird ist so der Stoßstürmer, der einfach den Riecher für die richtige Position hat und den Ball dann ohne Schnickschnack einfach rein zimmert.

  • Eine ganz an ander Frage ist, ob dort in den Stützpunkten die richtigen Kinder ausgewählt werden.

    Ich hatte den Eindruck, dass ein ganz bestimmter Spielertyp favorisiert wird. Mittelgroß, sehr beweglich und variabel, mit viel Offensivdrang und Mut im 1:1. So die Kreativspieler halt.

    Ist im Grunde auch nachvollziehbar.

    Ich könnte mir aber vorstellen, dass damit der beinharte Verteidiger, der vielleicht nicht so kreativ und beweglich ist, aber hinten zuverlässig alles abräumen kann, wenig Chancen hat, in die Förderung zu kommen. Aber solche Typen braucht es auf dem Großfeld auch. Somit werden dann später die Typen, die eigentlich fürs Mittelfeld oder den Sturm geeignet sind, aber in der Talentförderung sind, zu Verteidigern umgeschult, was mir nicht optimal erscheint.

    Wer auch eher nicht gewählt wird ist so der Stoßstürmer, der einfach den Riecher für die richtige Position hat und den Ball dann ohne Schnickschnack einfach rein zimmert.

    Ich gebe dir recht, es gibt ja nun auch Spielertypen bzw. Positionen, die in Deutschland im Profibereich traditionell in den letzten Jahren nicht gut besetzt sind. Das sind Außenverteidiger und Stoßstürmer. Gehen wir erstmal auf den Stürmer ein, der DFB lehrt in der B-Lizenz Anforderungen für bestimmte Positionen. Aber der von dir erwähnte "Torriecher" steht natürlich nicht drin basiert auch meist auf dem Zufall. Da kann der beste Stürmer durchs Raster fallen, wenn er im Sichtungsspiel zweimal falsch statt richtig steht. Oder er kann der unbegabteste am Ball sein, aber einfach richtig stehen, fällt aber keinem auf. Man schaue sich Mario Gomez an, der in meinen Augen genau dieser Spielertyp war: steht so gut wie immer richtig, aber meistens technisch doch eher unterklassig. Deshalb oft umjubelt, aber auch mit dem Ruf, ein Chancentod zu sein. Die Chancen hat er bekommen, weil er den richtigen "Riecher" hat, aber zum teil technisch kläglich die Chancen vergeben.


    Und warum spielen wir inzwischen mit ganz anderen Stürmertypen in der Nationalmannschaft? Götze, Schürrle, Müller, Werner? Das sind doch alles keine Stürmer, aber Typen, die eigentlich im Mittelfeld oder auf dem Flügel spielen. Genau wie du es sagst: man fördert überall den gleichen Spielertypen und muss diese Leute dann auf die vakanten Positionen verteilen.


    Bei den Außenverteidigern ist es das gleiche: Weltmeister mit Innenverteidiger Höwedes, 2010 mit Badstuber und Boateng als AV. Inzwischen haben wir dort auch lange Zeit den ZM Kimmich ausprobiert, Ginter und Kehrer (beide IV) durften es auch schon probieren. Ebenfalls Vakanz auf dieser Position. Die Anforderungen beim DFB sind etwas schwammig und man kann eigentlich bei nichts davon sagen "Jau, der kann das richtig gut, der wird Außenverteidiger".


    Man steht sich also meiner Meinung nach zusammengefasst selbst im Weg, weil man einen stereotypischen Spielertyp scoutet und kaum Gruppentaktisch und Positionsbezogen arbeitet. Meine Erfahrung vom Stützpunkt ist, dass zwar in Kleingruppen, aber für alle Spieler das gleiche Training angeboten wird. Am Abend hat der vermeintliche Stürmer das gleiche Training absolviert wie der Innenverteidiger. Einzig zur Wochenschulung in der Sportschule war ich mit und dort wurden dann aus mehreren Stützpunkten die Positionen aufgeteilt und positionsbezogen trainiert.


    Nachtrag: Ich habe einen Spieler in der Mannschaft, der als in der D-Jugend hauptsächlich AV gespielt hat. Der hat wirklich viele gute Eigenschaften für unser System auf dieser Position: Zweikampfstark, Kopfballspiel, unendliche Ausdauer, schnellster Spieler im Kader, und Offensivdrang. Kam zum Stützpunkt und war auch direkt ein Kandidat für die Landesauswahl. ABER: Der Stützpunkttrainer hat mir geraten, ihn als IV oder ZM spielen zu lassen, damit er mehr Bälle bekommt. Und dann stellt man sich wahrscheinlich vor, dass er die ganze Zeit auf einer anderen Position spielt, damit er mehr Kontakte hat, aber dann im Seniorenbereich wieder Außenverteidiger spielt? Auch da steht sich der DFB wieder selbst im Weg, wenn er Spielaufbau durchs Zentrum propagiert, aber sich gleichzeitig wundert, dass die Außenverteidiger eine Schwachstelle sind. Und was kam dabei raus? Im Mittelfeld war es frustrierend für ihn, da war er auf engem Raum nicht gut genug und sehr hektisch. Als IV konnte er seinen Offensivdrang nicht wirklich ausleben. Zuletzt also wieder Außenverteidiger oder Flügelstürmer (inzwischen B-Jugend).

  • Also in Bezug auf Stützpunkte kann ich eigentlich nur durchwegs von positiven Erfahrungen berichten. Mein Sohn ist war altersmäßig (U16) schon raus, aber er hat es über die Regio und Bayernauswahl immerhin zu einem Profi-NLZ geschafft.

    Nach zwei intensiven Jahren, bei dem sein Spielertyp vom aktuellen Trainer nicht gefragt ist, geht er vorzeitig zu, Heimatverein (bfv/nlz) zurück und freut sich riesig darauf.

    Er hat eine unheimliche persönliche Entwicklung genommen und sich im sportlichen Bereich auch nicht verschlechtert.


    Ermöglicht wurde ihm das einzig und allein über den Weg des Stützpunkts.

    Wer das also möchte, und wer in jungen Jahren hohe Ziele erreichen möchte, soll das wagen.

    Freunde kommen und gehen - wenn sie aber gehen, nur weil er auswärts wo spielt, dann sind es keine wahren Freunde. Mein Sohn hat seine besten Freunde behalten, weil die auch sonst immer zu ihn stehen.


    Und eins sei angemerkt:

    Zu dem Verein, wo er jetzt zurückwechselt, freuen sie sich dass er wieder kommt - und sie bekommen sicherlich keinen schlechteren Spieler.

  • Man steht sich also meiner Meinung nach zusammengefasst selbst im Weg, weil man einen stereotypischen Spielertyp scoutet und kaum Gruppentaktisch und Positionsbezogen arbeitet.

    Wir sind hier in einem Bereich (D- und C-Jugend) unterwegs, in dem schon eine Talentprognose schwierig ist und dann soll hier schon positionsbezogen in Bezug auf das Individuum trainiert werden? Wie oft wechseln da noch die Positionen? Selbst in der Bundesliga (von Trainer zu Trainer und Spielsystem zu Spielsystem) sind die meisten Spieler nicht auf eine Position "begrenzt" - ja, weil die auf eine Position ausgebildeten es meistens auch nicht in die Bundesliga schaffen.

  • Genau darum gehts, dass die Talentprognose schwierig ist. Unabhängig davon, ob ich bereits positionsbezogen trainiere oder nicht.

    Und deshalb sollte man eben nicht ausschließlich nach einem idealtypischen Spieler suchen, der letztlich für das Mittelfeld oder den Sturm charakteristisch ist sondern unterschiedliche Typen, die später auch in die Verteidigung passen, somit auch mal einen, der vielleicht nicht so gut am Ball ist, aber Spielverständnis oder Durchsetzungsvermögen hat.

    Das Pendel schlägt immer zu einer Seite aus. Früher sollten sie mal groß sein, heute nicht unbedingt, sondern wendige Dribbler.

    Beides führt dazu, dass bestimmte Spieler fehlen.

  • Man steht sich also meiner Meinung nach zusammengefasst selbst im Weg, weil man einen stereotypischen Spielertyp scoutet und kaum Gruppentaktisch und Positionsbezogen arbeitet.

    Wir sind hier in einem Bereich (D- und C-Jugend) unterwegs, in dem schon eine Talentprognose schwierig ist und dann soll hier schon positionsbezogen in Bezug auf das Individuum trainiert werden? Wie oft wechseln da noch die Positionen? Selbst in der Bundesliga (von Trainer zu Trainer und Spielsystem zu Spielsystem) sind die meisten Spieler nicht auf eine Position "begrenzt" - ja, weil die auf eine Position ausgebildeten es meistens auch nicht in die Bundesliga schaffen.

    Natürlich ist die Talentprognose schwierig. Aber ist der Ausweg dann, dass man deutschlandweit die gleichen Spieler für den Stützpunkt sucht und sie alle gleich fördert? Klar kann der E-Jugend-Knipser später ein guter Innenverteidiger werden. Aber solange nur 1 gegen 1 und Dribbling mit wendigen und beweglichen Spielern geschult wird, werden auch weiter die Götzes dieses Landes Mittelstürmer spielen.

  • Ein Mädchen muss aber erst Stamm in der Auswahl des Landesverbands sein, um in den DfB Stützpunkt zu kommen, ein Junge nicht. Hessischer Fussball Verband

    Diese Aussage verstehe ich nicht ganz. Meine Tochter z.B. kam mit 10 oder 11 Jahren in den Stützpunkt, in diesem Alter gibt es doch noch garkeine Landesauswahl. In der Auswahl war sie erstmals in der U13, also mit 12. Eine U12-Auswahl z.B. gibt es bei uns im SWFV garnicht.

  • Meine Tochter war zunächst bei uns im Mädchenstützpunkt (u11), dann wurde sie beim Stützpunktturnier für die Landesauswahl gesichtet. Die Trainer (so hat es mir damals ihr U12 Landesauswahltrainer erklärt), nennen dann die 20 besten, die dann den DfB Stützpunkten zugeordnet werden. Laut DfB Stützpunkt Trainer ist die Teilnahme am Training dort auch Voraussetzung für die Zugehörigkeit zur Landesauswahl