Umgang mit ruhigen Kindern

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  • Hallo zusammen,


    ich weiß nicht recht, ob es hierfür bereits einen Thread gibt - habe auf die Schnelle aber nichts gefunden.


    Wie geht ihr mit ruhigen Kindern um?


    In meiner Mannschaft habe ich zwei Kinder, die in einer größeren Gruppe extrem ruhig sind und wenn sie mit befreundeten Kindern in einer kleinerern Gruppe sind, etwas selbstbewusster sind. Ich war als Kind selbst so, dass ich mich in großen Gruppen unwohl gefühlt habe.

    Diese zwei Kinder sind vom Potenzial her im oberen Drittel, leider rufen sie es sehr selten ab.


    Wie motiviert ihr solche Kinder? Der eine ist eigentlich der schnellste in meiner Mannschaft, trapt aber meist dem Gegner hinterher und traut sich nicht anzugreifen. Der andere ist mit Abstand der dribbelstärkste meiner Mannschaft, aber verliert sich extrem im Spiel.


    Man merkt auch das diese beiden Kinder im Spiel manchmal verunsichert sind. Ich lobe sie sehr viel. Negatives sage ich nie, nur verbesserungswürdige Dinge (das aber auch nur in privaten Gespräch um sie nicht zu verunsichern). Verschiedene Positionen habe ich auch schon probiert.


    Ihr habt sicherlich auch solche Kinder in einer Mannschaft :)


    Die Frage geht eher in Richtung Kinderpsychologie und nicht um den Fußball an sich.

  • Ohne genaue Kenntnis und keine Ferndiagnose. Aber solche Kids brauchen/suchen oft Akzeptanz um -befreit und angstfrei- zu spielen.

    Eben gutes Klima. Dafür brauchen Sie nicht nur Dein Lob sondern auch die Anerkennung der Mitspieler.

    Wenn die in einer guten Truppe spielen, die ein gemeinsames Anliegen als MANNSCHAFT verfolgt, sehen die sich als wichtiger Teil des ganzen in dem Sie gerne Ihren Teil beitragen. Oft ist gerade sehr ruhigen Kids wichtig, wertvoller Teil eines ganzen zu sein, und ziehen nicht Ihre Bestätigung aus Ihrem Einzelkönnen.

    Nur meine Erfahrung.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Die Frage geht eher in Richtung Kinderpsychologie und nicht um den Fußball an sich.

    das würde aber implizieren, dass mit den ruhigen Kindern was nicht in Ordnung ist.

    Ich frage mich daher, warum du bei den Kindern "optimierungsbedarf" sieht.

    Ich unterstelle schon, dass du den Kindern helfen willst, aktiver am geschehen teilzunehmen und ihnen Ängste zu nehmen. Aber ruhige Gesellen werden ruhig bleiben (pubertäre Veränderung mal außen vor gelassen)...

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Vorallem geht je nach Alter, im Fußball ohne Kinderpsychologie gar nichts.


    ExtremBeispiel Bambini. Wer "funktionierende kleine Erwachsene" erwartet wird kein gutes Bambini Training hinbekommen können :)


    Und dazwischen gibt es eben viele Graustufen in den Altersgruppen. (Egozentrische Phasen, Goldenes Lernalter, Konzentrationsdauer.....)


    Gerade Schüchternheit ist in meinen Augen sehr stark mit Alter und Entwicklungsstand gekoppelt. Ein 18 Jähriger hat viel eher ein bewusstsein wo er ist und was er kann als ein 7 jähriger.


    Oft hilft es auch schon den Druck zu nehmen und ihm "zu erlauben" schüchtern zu sein. Je alter auch offen damit umzugehen und zu zeigen dass es verschieden Menschentypen gibt und jeder Typ seine Berechtigung hat da zu sein.


    Lob ist gut, aber nichts loben was nicht klappt. wenn einer nicht dribbeln kann würde ich nicht loben "toll gedribbelt" sondern eher "ich finde es toll dass du es versucht hast." Kinder merken wenn ein Lob falsch ist und meiner Erfahrung nach macht sie das eher unsicherer.

  • Ohne genaue Kenntnis und keine Ferndiagnose. Aber solche Kids brauchen/suchen oft Akzeptanz um -befreit und angstfrei- zu spielen.

    Eben gutes Klima. Dafür brauchen Sie nicht nur Dein Lob sondern auch die Anerkennung der Mitspieler.

    Wenn die in einer guten Truppe spielen, die ein gemeinsames Anliegen als MANNSCHAFT verfolgt, sehen die sich als wichtiger Teil des ganzen in dem Sie gerne Ihren Teil beitragen. Oft ist gerade sehr ruhigen Kids wichtig, wertvoller Teil eines ganzen zu sein, und ziehen nicht Ihre Bestätigung aus Ihrem Einzelkönnen.

    Nur meine Erfahrung.

    Die Kinder sind fester Bestandteil der Mannschaft und ich habe sie seit knapp 1 1/2 Jahren. Bevor ich da war, war der Kern der Mannschaft auch zusammen. Wirklich unbeliebt sind sie auch nicht. Mobbing gibt es auch nicht.

    Das Mannschaftsklima ist nahezu perfekt - klar sind es Kinder und der ein oder andere macht auch mal Unsinn, aber das gehört ja dazu.


    Bei einem Kind habe ich am Wochenende den "Switch" hinbekommen, indem ich seinen Vater gebeten habe daheim zu bleiben. Doof, das ich das vorher nicht gesehen habe, denn er hat von ihm immer viel zu viel verlangt und sich aufgeregt, wenn er einen Fehler gemacht hat.

    Am Wochenende hat er plötzlich wie ausgewechselt gespielt und eine extrem gute Leistung gezeigt, weil er nur mich hatte der ihm Anweisungen gegeben hat. Das hat ihm enorm Druck abgenommen und er hat diesmal auch echt viel gelächelt, was ich von ihm nur sehr selten gesehen habe. Der hat immer nur traurig geguckt.



    Welches Alter?

    2011 Jahrgang, also 8-9 Jahre alt (älterer F-Jugend Jahrgang)


    das würde aber implizieren, dass mit den ruhigen Kindern was nicht in Ordnung ist.

    Ich frage mich daher, warum du bei den Kindern "optimierungsbedarf" sieht.

    Ich unterstelle schon, dass du den Kindern helfen willst, aktiver am geschehen teilzunehmen und ihnen Ängste zu nehmen. Aber ruhige Gesellen werden ruhig bleiben (pubertäre Veränderung mal außen vor gelassen)...

    Das kenne ich ja von mir genauso. Ich war ja als Kind ähnlich. Jetzt hätte ich mir aber gewünscht, dass mir meine Trainer in der Jugend mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätten, mir viel öfter unter die Arme gegriffen hätten, wenn ich etwas falsch mache.

    Kinderpersönlichkeiten ändern zu wollen ist nicht meine Absicht - werde ich nie tun, hatte ich auch nie vor. Ich hoffe du verstehst, dass ich von denen nur das Optimum rausholen möchte.


    Eben und genau das versuche ich perfekt zu verstehen, damit ich den Kindern bei vielen Sachen unter die Arme greifen kann. Besserer Fußballer und bessere Fähigkeiten bekommen sie ja wenn sie immer ins Training kommen (und wenn möglich auch zuhause mal kicken). Ich versuche aber auch gleichzeitig den Kindern viel mehr zu lehren als nur reinen Fußball. Quasi Werte die man zuhause nur indirekt erzogen bekommt wie z.B. Zusammenhalt/Teambereitschaft, gesunden Ehrgeiz etc..

    Auch versuche ich für die kleinen auch eine Art großer Bruder zu sein. Das klappt auch ganz gut und die Kindern wenden sich auch oft an mich, wenn sie etwas nicht verstehen oder wenn ihnen etwas nicht passt oder etwas verärgert. Die Leistungskurve der Kids und die Zufriedenheit der Kinder selbst und auch der Eltern bestätigt dies.


    Dennoch habe ich manchmal das Gefühl, dass ich noch viel lernen muss damit ich den Kindern noch mehr helfen kann (eben das Beispiel dieser zweier Kinder). Vielleicht ist es auch nur einfach mein Ehrgeiz..

  • Sehr interessantes Thema, hier mal ein Beitrag aus Elternsicht. Beide meiner Kinder sind wie die ganze Familie Introvertiert und eher schüchtern. Selbstbewusstsein fehlt nicht.

    Ich stelle fest das dies generell (Schule etc.) und beim Fußball sehr oft missverstanden wird. Das geht sogar so weit das das Verhalten meines Großen oft als Arroganz bzw. Uninteressiertheit ausgelegt wird. Über Jahre gab es das Problem das er gefühlt auf 80% spielt, immer den anderen den Ball überlasst, nicht konsequent ist. Seine besten Spiele waren immer, wenn das Team „Land unter“ war, sobald Adrenalin übernimmt war alle Zurückhaltung weg. Jetzt hat er einen Trainer, der mit jedem Spieler genau bespricht, was zu tun ist auf dem Feld, und ihn auch direkt in die Pflicht nimmt, viel von ihm verlangt und vieles ist besser. Alter spielt sicherlich auch eine Rolle.

    Mein Kleiner macht nichts, was der Trainer ihm nicht sagt. So wärmt er sich nicht ordentlich auf, wenn der Trainer ihm nicht explizit sagt was zu tun ist. Das ist nervig. Trainer hat auch andere Sachen zu tun. Hoffe das das mit der Zeit auch weg geht.

    Generell, und ich spreche da aus Erfahrung, haben Menschen ein Problem mit introvertierten Menschen umzugehen und das gilt natürlich auch für Team Sport und hier wird sicherlich viel Potential verschenkt.

  • Ich denke du bist auf dem absolut richtigen Weg.


    Ich persönlich habe bei solchen Kindern zusätzlich viel erreicht, wenn ich sie auf spaßige Weise provoziert und zu besseren Leistungen angestachelt habe, zum Beispiel bei irgendwelchen Staffelwettkämpfen im Training.

  • Was ich bei sehr introvertierten Kindern schwierig finde ist, dass die Kinder vollkommen desinteressiert zu sein SCHEINEN. Sie gucken einen im Gespräch nicht an, antworten kaum oder gar nicht.
    Da hilft dann meist ein Gespräch mit den Eltern denn diese wissen sehr wohl, ob es den Kindern wirklich Spaß macht oder nicht. Auf jedenfall hilft mir dies, die Kinder zu verstehen.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Was ich bei sehr introvertierten Kindern schwierig finde ist, dass die Kinder vollkommen desinteressiert zu sein SCHEINEN. Sie gucken einen im Gespräch nicht an, antworten kaum oder gar nicht.
    Da hilft dann meist ein Gespräch mit den Eltern denn diese wissen sehr wohl, ob es den Kindern wirklich Spaß macht oder nicht. Auf jedenfall hilft mir dies, die Kinder zu verstehen.

    Genau wie hier beschrieben ist mein Sohn, 9 Jahre! er antwortet kaum, lacht im Fußball selten und scheint oft desinteressiert. Aber genau das Gegnteil ist der Fall. Er liebt das Fußballspielen, ist mit seinen Gedanken immer voll dabei, geht nach jedem Training in den Garten und spielt noch eine halbe Stunde Fußball. Er erklärt mir genau was er im Training gelernt und geübt hat. Er kann halt gegenüber anderen Kindern nicht so aus sich raus......er ist schüchtern!! Aber solche Kinder werden halt oft von den Trainern missverstanden und etwas ins Abseits gestellt. Musten wir leider am eigenen Leib erfahren! Er realisiert das zwar noch nicht so und geht nach wie vor gern zum Training, aber ich finde, Trainer müssten diesen Kindern mehr Erfolgserlebnisse schaffen, denn auch in diesen Kindern steckt viel Potenzial, welches sie durch die Abseitsstellung nie zeigen können. Es gibt Kinder die einfach etwas mehr Zeit brauchen.......!!! Leider zählt bei unserer E-Jugend nur noch Leistung, Anzahl der Tore und das gewinnen

  • Genau wie hier beschrieben ist mein Sohn, 9 Jahre! er antwortet kaum, lacht im Fußball selten und scheint oft desinteressiert. Aber genau das Gegnteil ist der Fall. Er liebt das Fußballspielen, ist mit seinen Gedanken immer voll dabei, geht nach jedem Training in den Garten und spielt noch eine halbe Stunde Fußball. Er erklärt mir genau was er im Training gelernt und geübt hat. Er kann halt gegenüber anderen Kindern nicht so aus sich raus......er ist schüchtern!! Aber solche Kinder werden halt oft von den Trainern missverstanden und etwas ins Abseits gestellt. Musten wir leider am eigenen Leib erfahren! Er realisiert das zwar noch nicht so und geht nach wie vor gern zum Training, aber ich finde, Trainer müssten diesen Kindern mehr Erfolgserlebnisse schaffen, denn auch in diesen Kindern steckt viel Potenzial, welches sie durch die Abseitsstellung nie zeigen können. Es gibt Kinder die einfach etwas mehr Zeit brauchen.......!!! Leider zählt bei unserer E-Jugend nur noch Leistung, Anzahl der Tore und das gewinnen

    Also die letzten Sätze lesen sich etwas unfair gegenüber Kindertrainern.

    Trainer von Kindern sind meistens keine Pädagogen und meistens auch ohne Trainerschein und so weiter.


    Gleichzeitig haben Eltern heutzutage ein Anspruchsdenken, dass die Trainer auf jedes Kind einzeln eingehen sollen. Also natürlich auf das jeweils eigene Kind. Alles innerhalb von 60-90 Minuten bei einem vielleicht beruflich anstrengenden Tag.

    Und gleichzeitig hat man die Verantwortung für 10-15 Kinder.



    Nicht falsch verstehen. Ich finde den Thread hier gut und für mich als Trainer auch hilfreich.

    Und in der Zukunft gucke ich anders auf die Introvertierten.

  • Trainer müssten diesen Kindern mehr Erfolgserlebnisse schaffen

    Wenn du damit kleinere Spielformen, wie z.B. 3 gegen 3 anstatt 7 gegen 7, meinst, bin ich bei dir. Ansonsten sehe ich das anders. Die Kinder müssen sich Erfolgserlebnisse "erarbeiten" bzw. "verdienen" - und zwar für sich selbst und nicht für den Trainer oder sonst eine Person. Erfolgserlebnisse "verschenken" ist aus meiner Sicht entwicklungstechnisch (du sprichst von 9 Jährigen) das falsche Zeichen.


    Was macht denn dein Kind, wenn es den Trainingsplatz betritt? Nimmt es sich einen Ball und spielt mit ihm?

  • Wenn du damit kleinere Spielformen, wie z.B. 3 gegen 3 anstatt 7 gegen 7, meinst, bin ich bei dir. Ansonsten sehe ich das anders. Die Kinder müssen sich Erfolgserlebnisse "erarbeiten" bzw. "verdienen" - und zwar für sich selbst und nicht für den Trainer oder sonst eine Person. Erfolgserlebnisse "verschenken" ist aus meiner Sicht entwicklungstechnisch (du sprichst von 9 Jährigen) das falsche Zeichen.


    Was macht denn dein Kind, wenn es den Trainingsplatz betritt? Nimmt es sich einen Ball und spielt mit ihm?

    Ja, ich meine kleinere Spielformen, wie z.B. 3 gegen 3. Bei uns ist es häufig so,das alle 21 Kinder gemeinsam das Abschlussspiel im Training absolvieren, da haben die schwächeren Kinder keinerlei Chancen überhaupt einen Ballkontakt zu haben, geschweige einen Pass spielen zu können oder ein Tor zu erzielen.

    Mein Sohn, 9 Jahre geht auf den Trainingsplatz, nimmt sich ein Ball und legt sofort los. Er trainiert mit viel Spaß und Begeisterung und ist im Training nicht zu bremsen, nur im Spiel ist er halt sehr schüchtern und zurückhalten, irgendwie ein anderes Kind. Ich mache keinem Trainer einen Vorwurf, ich bin immer wieder erstaunt was Jugendtrainer leiste, es schaffen die Kids im Zaum zu halten und ihnen dabei noch etwas vermitteln wollen.!!

    Trotzdem ist es nicht schön in diesem Alter schon zu selektieren und die schwächeren bei Spielen nur 2-3 Minuten einsetzen.