Mögliche Taktiken auf "niedrigem Niveau"

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  • Wie im "Tagebuch Kreisliga" Thread angekündigt ( Tagebuch Kreisliga U17 ) würde ich hier gerne eine eigene Diskussion eröffnen in der mögliche Strategien, Formationen, Taktiken, Pressingzonen usw auf "niedrigem" Niveau besprochen werden.


    Meine Referenz ist die 2.Klasse in Österreich (niedrigste Spielklasse(8. Spielklasse)). Ich weiß leider nicht genau, wie sich unsere 2.Klasse mit der Kreisliga in Deutschland vergleichen lässt. Dazu möchte ich ein paar "Daten" bekannt geben um das eventuell Richtung in Relation stellen zu können.


    Mittlerweile spielt fast jedes Team mit mindestens 2 Legionären (meist Ausländer die nur zum Spieltag erscheinen, früher höherklassig gespielt haben und dabei je nach Können 75 bis 300€ pro Spiel kassieren). Diese Legionäre besetzen meistens die Zentrale Achse (ZM, ST und bei drittem IV oder TW).


    Die restlichen Spieler trainieren teilweise recht ambitioniert (je nach Verein 2 bis 3mal pro Woche) und "verdienen" ein Taschengeld nebenbei (geringes Fixum und/oder geringe Punkteprämie). Trainiert werden sie dabei von Trainern aller "Ausbildungsstufen". In unserer Liga ist vom Quereinsteiger (ehemaliger Spieler) bis zum A-Lizenz Trainer alles zu finden.


    Die Spielfelder selbst sind von der Größe und Qualität sehr unterschiedlich.


    Ich glaube, dass ziemlich viele von euch Erfahrungen in ähnlichen Situationen (z.B. U17 mit drei herausragenden Spielern würde auf das Selbe hinauslaufen) gemacht haben. Ich halte mich mal anfangs ganz bewusst mit meinen Erfahrungen zurück und würde gerne wissen, mit welchen Herangehensweisen ihr erfolgreich wart, was nicht funktioniert hat und welche interessante Beobachtungen ihr gemacht habt.

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Ich mache den Anfang, ist zwar nicht so einfach aber ich lasse meinen Gedanke mal freien lauf.

    Grundsätzlich versuche ich das Taktische Konzept so frei und kreativ wie möglich zu gestalten und das ganze durch ein gezieltes Anlaufverhalten ins rollen zu bringen


    Bevorzugtes System ist ein 1-4-1-4-1 weil man dazu keinen wirklich speziell Spielertypen bis auf den 6er und den MS benötigt.

    Der 6er sollte natürlich eine gewissen Spielintelligenz und Laufstärke mit sich bringen ebenso auch der MS der ja mit seinem Anlaufverhalten das Pressing eröffnen und lenken muss.


    Plan ist eine Art "Angriffspressing" zu spielen, sprich der Gegner auf eine Seite Rausspielen lassen und ihn dann durch verschieben und dem richtigen Anlaufverhalten zu einem langen hohen Flugball zwingen.


    Verteidigung muss bei langen Bällen auf 3er Kette abkippen, 6er wenn nicht überflogen auf der ersten Ball gehen, 2ter IV und die beiden 8er den zweiten Ball sichern.

    Wenn der Ball auf den IV kommt muss dieser den ersten Ball versuchen zu spielen, die 4er kette kippt ab auf 3er kette und der 6er bzw. die 8er müssen auf den zweiten Ball gehen.

    Sofern der Ball in die Mitte gespielt wird, ansonsten verschiebt sich das ganze nach links bzw. rechts. Seite ist mir immer lieber weil der Gegner nur noch auf eine Seite spielen kann.


    Offensiv soll das ganze zu einem 1-4-3-3 (durch die Flügel oder 8er) werden und hier soll über den 6er das Spiel flach und schnell auf die Flügel verlagert werden oder eben durch Doppelpässe oder klatschen lassen der Bälle von den beiden 8er ein spiel in die tiefe ermöglicht werden.

    Bei spiel über die Flügel müssen im 16er die erste Stange durch dem MS , die zweite durch den gegenüberliegenden Flügel und der halb raum durch die beiden 8er besetzt sein. 6er ist auf Distanz für eventuell zu kurz abgewehrte Bälle um auf das Tor zu schießen. Der 6er muss den Ball zum Abschluss bringen wenn nicht ein optimale freie Anspielstation vorhanden ist.


    Bei spiel durch die Mitte müssen die beiden 8er und der MS die tiefe durch klatschen lassen suchen, die Flügel rücken ein um die mitte mit dem 6er zu verdichten um etwaige Konter auf sein Seite zu lenken.


    Es gilt jede Aktion zum Abschluss (egal ob auf oder neben das Tor) zu bringen um nicht in Konter zu laufen. Am liebsten natürlich in das Tor :/:saint::P

  • Habe den Threat hier grad wiedergefunden....finde das super spannend und komisch, dass es quasi keine Beiträge gibt :/


    Rückfrage zu folgendem Satz:

    Die Spielfelder selbst sind von der Größe und Qualität sehr unterschiedlich.

    Sind die üblichen Unterschiede gemeint? Also der eine Platz ist 2m länger als der andere (oder auch mal etwas mehr) oder wird teilweise quer in einer Spielfeldhälfte gespielt?


    Zum Thema:
    Ich würde in einer unteren Klasse daran arbeiten, wie man mit Ball spielt. Anfang bei der Spieleröffnung, dann Übergangsspiel und letztlich das Herausspielen von Torchancen. Wenn ich am Vorbereitungsende beim Thema Herausspielen von Torchancen bin, würde mein Co-Trainer zudem mit der Defensive an dieser Arbeiten. Für mein Offensivthema würd ich die Offensivspieler dann als Offensivspieler und auch als Defensivspieler einsetzen.

    Ich glaube, durch einen zielgerichteten Fußball kann man den Zufall etwas reduzieren. Und im unterklassigen Amateurfußball sieht man häufig, dass Spiele durch Zufallsaktionen gewinnen.


    Vermutlich wäre mein Plan beim Angriffen der, dass man Platz für die 2 Offensiven-Topspieler bekommt, damit diese in Abschlussaktionen oder zumindest 1 vs. 1 Aktionen kommen.


    Gegen den Ball würde ich ein 4-4-2 spielen und die gegnerischen IV direkt anlaufen. Meist sind diese auf diesem Niveau nicht in der Lage spielerische Lösungen zu finden, sodass der Ball weggepöllt wird oder es zu einem größeren Fehler des Gegners kommt.


    Aber:

    Das ist mein Gedankenansatz bzw. meine Idee. All das ist nicht getestet!

  • Habe den Threat hier grad wiedergefunden....finde das super spannend und komisch, dass es quasi keine Beiträge gibt :/


    Rückfrage zu folgendem Satz:

    Sind die üblichen Unterschiede gemeint? Also der eine Platz ist 2m länger als der andere (oder auch mal etwas mehr) oder wird teilweise quer in einer Spielfeldhälfte gespielt?

    Tut mir echt leid. Habe den Thread eröffnet und dann vollkommen aus den Augen verloren. Thema finde ich aber auch noch immer höchst interessant. Werde meine Gedanken dazu in den nächsten Tagen mal posten.


    Mit Größenunterschied sind die üblichen Unterschiede gemeint. Allerdings ist die Toleranz bei uns ein wenig mehr als 2m. Würde eher bis zu 15m sagen. Wir spielen aber natürlich, alle Spiele Großfeld.

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  • Thema finde ich aber auch noch immer höchst interessant. Werde meine Gedanken dazu in den nächsten Tagen mal posten.

    Darauf freue ich mich auf jeden Fall! :)


    Ist das denn sonst für die meisten von euch kein Thema? Ich finde es schade, dass hier nicht mehr Ideen kommen, wie man unterklassig im Seniorenbereich taktisch schnell Vorteile erlangen kann. Ich schließe aus den meisten Diskussionen, dass hier meist Jungend- und Kindertrainer sind (wozu ich mich ja auch zähle), aber es wird doch bestimmt auch Seniorentrainer oder A-Jugendtrainer, die sich mit dem Szenario mal beschäftigt haben, hier geben oder nicht?

  • Werde mich bei Gelegenheit die Tage auch mal dazu äußern. Grundsätzlich habe ich das Gefühl, dass nur simpelste Dinge von den Spielern umgesetzt und verinnerlicht werden können.


    Gründe:

    - kein Vorwissen durch vorige Trainer oder Eigenrecherche/-fortbildung/tiefergehendem Interesse am Fußballspiel

    - (offensive) Umsetzung scheitert an mangelnden Technischen Fähigkeiten

    - begrenzte Trainingszeit und damit weniger mögliche Detailarbeit

    - zu kleine Trainingsgruppe

    - unzureichendes Interesse der Spieler an taktischen Spielformen/vereinzelter Theorie



    Letzte Saison spielten wir in der Rückrunde ein recht ansehnliches Pressing aus dem 4-4-2, an dem sich auch entsprechend kollektiv beteiligt wurde. Nach der Sommerpause starte ich - das zeigen die ersten Testspiele - aktuell eigentlich wieder bei Null. Der eine Mittelfeldaußen bleibt entspannt auf Höhe der Stürmer stehen, der andere campt kurz vor der Eckfahne, der eingewechselte lässt sich entgegen der Vorgabe auf Höhe der Abwehrkette fallen, Abstände innerhalb der Mannschaftsteile viel zu groß - dann wird's halt schwer und frustriert...


    Doch ausführlicher als ich dachte. Alles weitere (dann nicht nur Probleme, sondern hoffentlich auch Lösungen) werde ich dann bei nächster Gelegenheit mal niederschreiben. Aber vielleicht hilft das ja erstmal als Diskussions-Ansatz...

  • Ich wage mich mal daran, meine grundlegenden Überlegungen zu Papier (bzw auf den Bildschirm) zu bringen, ohne dabei allzu sehr ins Detail zu gehen, da ich hier leider nicht ganz anonym schreiben kann und ich nicht will, dass diese Informationen gegen mein Team verwendet werden.


    Die Gretchenfrage meiner Meinung nach, lautet:


    In welcher Situation fühlt sich der gemeine Kreisklassespieler (der Einfachheit halber nenne ich mal alle unterklassigen Spieler so) so richtig unwohl?


    Die Antwort darauf, lautet eindeutig: Wenn er weder Zeit noch Raum hat!


    Ich wage mal die gewagte These, dass nahezu jeder Kreisklassespieler einen halbwegs geraden Pass spielen kann, solange er genügend Zeit dazu hat. Setzt man ihn allerdings unter Zeit- und Raumdruck, trennt sich die Spreu vom Weizen. Die Spieler, die den Ball unter Druck behaupten und sinnvoll verarbeiten können, reduziert sich entweder auf die Legionäre, oder auf die rar gesähten Talente.


    Das bedeutet für mich, dass der erste Grundgedanke (oder für die Hobbyguardiolas das oberste Defensivprinzip ;)) folgendermaßen lauten sollte:


    Setze den Gegner (vor allem die schwachen Spieler) PERMANENT unter Druck!


    ... und zwar unabhängig davon, ob der Gegner insgesamt etwas besser, oder schwächer einzuordnen ist.


    Diese erste Erkenntnis klingt zunächst etwas nichtssagend, ist aber unheimlich wichtig für die weiteren Überlegungen die auf dieser ersten Grundidee aufbauen.



    (Das war jetzt mal der erste einleitende Teil. Sobald ich Zeit habe werde ich diesen Beitrag ergänzen.)

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  • Setze den Gegner (vor allem die schwachen Spieler) PERMANENT unter Druck!


    Jetzt stellen sich mir mehrere Fragen:


    Wo setze ich den Gegner unter Druck?


    a. Ich habe die Möglichkeit mich hinten einzuigeln > Abwehrpressing!

    b. Radikales Angriffspressing!

    c. So ein bisschen von beidem > Mittelfeldpressing


    Welche Vorteile erziele ich daraus bei Ballgewinn?


    a. Obwohl der Ball relativ weit vom gegnerischen Tor entfernt erobert wird, tun sich teilweise extreme Räume auf, die man dann bespielen kann. Problem an der Sache ist nur, dass die meisten Teams nicht versuchen Überzahl im Angriff herzustellen, sondern sich meistens auf die individuelle Klasse ihrer Legionäre verlassen und dadurch oft einfach "hinten stehen bleiben". Somit kann das gegen manche Vereine zielführend sein, gegen die meisten sicher nicht.


    b. Diese Option bietet gleich mehrere Vorteile. Erstens erobere ich den Ball in unmittelbarer Tornähe und kann praktisch immer Gefahr ausstrahlen. Es verfügen nur wenige Vereine über wirklich spielstarke und pressingresistente Verteidiger. Also denke ich mir, sollte der Gegner dort angeborhrt werden, wo er am Fehleranfälligsten ist. Außerdem verhindere ich dadurch, dass die spielstarken Spieler scharfgeschalten werden.


    c. War anfangs meine Lieblingsoption, weil es scheinbar beide Vorteile miteinander vereint. Allerdings musste ich feststellen, dass eine klare, unmissverständliche Vorgabe (Wir greifen mit Pauken und Trompeten an!, oder Wir verteidigen mit Mann und Maus!) für den Kreisklassekicker viel einfacher umzusetzen ist. Mit "wir pressen wenn Bedingung a erfüllt ist und lassen uns sofort wieder Fall wenn Faktor B in Kraft tritt", wird das meiner Erfahrung nach nix.


    Wo liegen die Gefahren?


    a. Dadurch, dass ich die gegnerischen Verteidiger nicht unter Druck setze, kann selbst der technisch schwächste Spieler der Liga, den Ball mitnehmen, in aller Ruhe schauen und den Ball zum nächsten (besseren) Spieler spielen. Landet der Ball dann bei einen der Ausnahmekönner, wirds gefährlich, weil so einer dann ganz einfach mindestens eine Klasse stärker ist, als die Spieler in den eigenen Reihen.


    b. Die größte Gefahr, sehe ich hier in den Abstimmungsproblemen innerhalb der Mannschaftsteile (oder in meinen Kommunikationsfähigkeiten). Während der Stürmer unmitiviert anläuft, pennt der Mittelfeldspieler und es tun sich Räume auf. Außerdem ist es schwer, die exakte Höhe zu finden (unterschiedliche Platzgrößen). Somit kann ein Verteidiger unter Umständen einen langen Ball hinter die Abwehrreihe spielen (immer gefährlich!).


    c. Erstens, dass die Abwehrspieler zu "feige" nachrücken und Räume offen lassen. Zweitens der lange Ball hinter die Abwehr.


    Kann ich das mit meinen Spielern umsetzen, bzw. wollen meine Spieler das überhaupt?


    Ein ganz entscheidender Faktor im Amateurfußball ist es (natürlich nur bis zu einem gewissen Grad), auch so spielen zu lassen, wie die Spieler spielen wollen. Jemand, der etwas tut, weil er es machen will, wird immer intensiver arbeiten, als jemand, der es machen muss!


    a. Auf diese Möglichkeit, greife ich nur äußerst selten zurück, weil die Spieler einfach keinen Bock darauf haben, manchmal minutenlang von links nach rechts und wieder zurück zu verschieben.


    b. Um wirklich kontrolliertes Mittelfeldpressing mit situativen Pressingauslösern zu spielen, müssten mehrere Bedingunen erfüllt sein. Ich habe fast immer alle Spieler am Training zur Verfügung (geht bei mir nicht > Schichtarbeiter) und ein paar Spieler im Team die das kennen (können) und die anderen Spieler mit Kommandos führen (habe ich zu wenig)


    c. Ich traue mich mal sagen, dass 9 von 10 Spielern die aktive Rolle (Ball jagen) wesentlich lieber ist, als die passive Rolle (verschieben). Umsetzbar ist Angriffspressing in meinen Augen dann, wenn ich junge, hungrige, schnelle und ausdauernde Spieler habe.


    Jetzt gilt es sich Gedanken zu machen und Vor- sowie Nachteile gegeneindander aufzuwiegen. Im meinem Fall, fällt mir die Entscheidung relativ leicht und ich würde in den meisten Fällen, das bedingungslose Angriffspressing vorziehen. Dies muss aber jeder Trainer für sich entscheiden und vom eigenen Team abhängig machen.


    (Dieses war der zweite Streich. Als nächstes muss ich mir überlegen, wie ich die Vorteile maximieren und die Nachteile minimieren kann).

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  • Aus eingangs genannten Gründen, möchte ich da jetzt nicht mehr näher ins Detail gehen. Vielleicht noch ein paar Worte zu den Themen, die sich daraus ableiten:


    1. Formation > Die sollte so gewählt werden, dass ich den Gegner auch wirklich unter Druck setzen kann. Ist auch immer ein wenig abhängig vom Gegner, ich habe aber keine Scheu, z.B. gegen einen Stürmer in einer 2-4-4 Pressingformation anzutreten.


    2. Offensivphase > Wie schaut das eigene Verhalten in Ballbesitz aus?


    3. Umschaltverhalten


    4. Standards. Ich bin überzeugt, dass man mit ein paar einstudierten Standardvarianten auf unterklassigem Niveau einen immensen Vorteil erzielen kann. Auch hier gilt wieder den Gegner so weit wie möglich aus seiner Komfortzone zu holen.


    Einen Grundgedanken diesbezüglich kann ich noch preis geben, weil mir eigentlich relativ egal ist, wie der Gegner darauf reagiert, bzw ich immer darauf reagieren kann.


    Bei Eckball gegen uns, sind meine Spieler z.B. angehalten zu dritt vorne zu bleiben. Erstens werden dadurch mindestens 3, meistens aber 4 gegnerische Spieler gebunden und können somit nicht am eigen Offensivspiel teilnehmen. Außerdem eröffnet einem das tolle Kontermöglichkeiten.

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  • Ich sehe viele Dinge ganz genau so wie du!


    Ich würde auch sagen, dass folgende Dinge absolut Sinn machen:


    Angriffspressing/frühes stören:

    Wie man es nennt ist egal. Und meiner Meinung nach ist sogar wichtig, dass man es nicht verkompliziert. Auf dem Niveau Kreisklasse (Verallgemeinerung) reicht es meistens, dass der IV ordentlich Druck bekommt. Ob der Bogenlauf des Stürmers jetzt richtig umgesetzt wird oder ob er zu schmal oder zu groß gelaufen wird ist meist zweitrangig. Es reicht meist so oder so, damit der IV nervös wird und unsauber abspielt oder den Ball rausschlägt.

    Im Mittelfeldzentrum sollte die Regel gelten, dass sich jeder einen Gegenspieler sucht, den er eng deckt, damit dieser nicht angespielt werden kann. Die beiden ballnahen Außen verhindern kurze Pässe auf den Flügel, die entfernte Seite schiebt rein. Die IV teilen sich auf, einer eng an den Stürmer ran, einer sichert ab. TW ist ebenfalls wachsam für den langen Ball.

    Das wäre für diesen Bereich mein vollständiges "Pressingsystem". Wichtig wäre dann noch, dass man es dann schafft, eine gesunde Aggressivität und hohe Laufbereitschaft auf den Platz zu bekommen. Kommt doch mal ein guter Flachpass des IV zu stande, müssen alle weiter "den Ball jagen". Es ist dann auf dem Niveau unwahrscheinlich, dass ein zweiter Spieler unter großem Druck und Stress den Ball gut verarbeitet und gut weiterleitet.


    Ecke defensiv:

    Ich bin freund einer kombinierten Raum/Manndeckung, wobei die Raumdeckung überwiegt. Alle Spieler bekommen feste Räume zugeteilt. Ein Spieler wird den Kopfballstärksten (wenn nicht bekannt den größten Gegenspieler) in Manndeckung nehmen. Mindestens 2, eher 3 Spieler - hängt davon ab wie viele kleinere und sehr schnelle Spieler ich habe - stellen sich an die Mittelinie. Zwei gehen in die Breite, einer ins Zentrum, dieser Spieler steht etwas näher zum Tor als die anderen beiden.


    Ecke offensiv:

    Ich würde immer einen zweiten Spieler zur kurzen Ecke holen. Der Schütze wäre immer ein Links oder Rechtsfuß in der Einteilung, dass der Ball zum Tor hingezogen werden kann. Der zweite Spieler hätte jeweils den anderen Fuß als starken Fuß. Holt der Gegner einen oder keinen Spieler raus aus dem Zentrum zur kurzen Ecke. Der eine Gegenspieler wird dann durch simples Blank spielen ausgespielt und geflankt. Hierbei spielt der Eckenschütze den Ball kurz an und hinterläuft dann den angespielten Spieler. Dieser macht dann vom Verhalten des Gegenspielers abhängig, ob er selber geht und flankt oder den Eckenschützen zurück anspielt.

    Schickt der Gegner 2 Spieler raus, verzichten wir auf die kurze Ausführung. Der zweite Spieler bleibt aber kurz stehen. Es hat den Vorteil, dass wir im Vergleich zum normalen "Ball einfach reinflanken" einen Spieler im Zentrum verlieren (der der sich kurz anbietet, der Schütze ist ja eh immer als Schütze da), der Gegner aber 2 Spieler aus dem Zentrum verliert. Im Zentrum ändert sich das Zahlenverhältnis so also um +1 zu unseren Gunsten.


    Spielaufbau:

    Meiner Meinung nach der komplizierteste Punkt. Den würd ich auch nicht wirklich verallgemeinern, hier müsste man schon sehen, was für Spieler zu r Verfügung stehen. Wichtig: Einen klaren Plan haben! Dieser sollte aber nicht verkompliziert werden und es sollte immer eine Exit-Strategie geben; spricht, was ist zu tun, wenn ich unter massiven Druck bin und nicht weiß wie ich da raus kommen soll (Bsp. im Zweifel: Hoch und Weit bringt Sicherheit =)).

    Grundsätzlich würd ich auf gegensätzliche Laufwege setzen von Spielerpärchen setzen. Der vordere Spieler (z.B. Stürmer) kommt entgegen, der hintere (10er) geht in die Tiefe. Ansonsten klare Prinzipien im Aufbau: Aufbau in Überzahl, heißt 2 vs. 1 oder 3 vs. 2 und dann durch Blank spielen ins Mittelfeld dribbeln.


    Umschalten auf offensive und defensive:

    Hier würde ich ganz viel Wert in der Trainingsarbeit drauf legen. Ich würde zu Beginn daran arbeiten, dass nach jedem Ballverlust ab Höhe Mittelkreis und weiter vorne sofort der Ball gejagt wird. Dies würde ich bewusst so einfach halten, auch wenn es nicht immer richtig sein wird. Aber so würde ich dafür sorgen, dass der Impuls zum Gegenpressing (Ball jagen) sich mit jedem Spiel weiter ausprägt. Meist erobert der Gegner den Ball, hat dann aber ja selber eine zufällige Staffelung, die es nicht immer unbedingt ermöglicht sofort einen gewinnbringenden Ball zu spielen, dazu kommen die Technischen Anforderungen beim Spielen und Verarbeiten unter dem Druck der Ball-Jäger.

    Offensiv würde ich Einführen, dass alle nach Ballgewinn mit nach vorne Rennen. Angefangen bei den beiden IV und dem Keeper, die im Tempo rauslaufen und lautstark einfordern, dass alle Spieler rausschieben!

  • Wie man es nennt ist egal. Und meiner Meinung nach ist sogar wichtig, dass man es nicht verkompliziert. Auf dem Niveau Kreisklasse (Verallgemeinerung) reicht es meistens, dass der IV ordentlich Druck bekommt. Ob der Bogenlauf des Stürmers jetzt richtig umgesetzt wird oder ob er zu schmal oder zu groß gelaufen wird ist meist zweitrangig. Es reicht meist so oder so, damit der IV nervös wird und unsauber abspielt oder den Ball rausschlägt.

    Ich habe hier den umgekehrten Weg gewählt. Also von der "Mannschaftstaktik" (oder einfacher ausgedrückt, alle rücken raus), über Gruppentaktik, zur Individualtaktik (z.b. Bogenlauf). Hat man tatsächlich mal alle dazu bekommen einfach nur mitzuarbeiten ist tatsächlich der Laufweg des Einzelnen eher unwichtig.

    Im Mittelfeldzentrum sollte die Regel gelten, dass sich jeder einen Gegenspieler sucht, den er eng deckt, damit dieser nicht angespielt werden kann. Die beiden ballnahen Außen verhindern kurze Pässe auf den Flügel, die entfernte Seite schiebt rein. Die IV teilen sich auf, einer eng an den Stürmer ran, einer sichert ab. TW ist ebenfalls wachsam für den langen Ball.

    Ich arbeite zusätzlich noch sehr viel mit Deckungsschatten.

    Ich bin freund einer kombinierten Raum/Manndeckung, wobei die Raumdeckung überwiegt. Alle Spieler bekommen feste Räume zugeteilt. Ein Spieler wird den Kopfballstärksten (wenn nicht bekannt den größten Gegenspieler) in Manndeckung nehmen. Mindestens 2, eher 3 Spieler - hängt davon ab wie viele kleinere und sehr schnelle Spieler ich habe - stellen sich an die Mittelinie. Zwei gehen in die Breite, einer ins Zentrum, dieser Spieler steht etwas näher zum Tor als die anderen beiden.


    Ich würde immer einen zweiten Spieler zur kurzen Ecke holen. Der Schütze wäre immer ein Links oder Rechtsfuß in der Einteilung, dass der Ball zum Tor hingezogen werden kann. Der zweite Spieler hätte jeweils den anderen Fuß als starken Fuß. Holt der Gegner einen oder keinen Spieler raus aus dem Zentrum zur kurzen Ecke. Der eine Gegenspieler wird dann durch simples Blank spielen ausgespielt und geflankt. Hierbei spielt der Eckenschütze den Ball kurz an und hinterläuft dann den angespielten Spieler. Dieser macht dann vom Verhalten des Gegenspielers abhängig, ob er selber geht und flankt oder den Eckenschützen zurück anspielt.

    Schickt der Gegner 2 Spieler raus, verzichten wir auf die kurze Ausführung. Der zweite Spieler bleibt aber kurz stehen. Es hat den Vorteil, dass wir im Vergleich zum normalen "Ball einfach reinflanken" einen Spieler im Zentrum verlieren (der der sich kurz anbietet, der Schütze ist ja eh immer als Schütze da), der Gegner aber 2 Spieler aus dem Zentrum verliert. Im Zentrum ändert sich das Zahlenverhältnis so also um +1 zu unseren Gunsten.

    Klingt sehr vernünftig und deckt sich zum Teil mit meinen Beobachtungen.

    Meiner Meinung nach der komplizierteste Punkt. Den würd ich auch nicht wirklich verallgemeinern, hier müsste man schon sehen, was für Spieler zu r Verfügung stehen. Wichtig: Einen klaren Plan haben! Dieser sollte aber nicht verkompliziert werden und es sollte immer eine Exit-Strategie geben; spricht, was ist zu tun, wenn ich unter massiven Druck bin und nicht weiß wie ich da raus kommen soll (Bsp. im Zweifel: Hoch und Weit bringt Sicherheit ).

    Grundsätzlich würd ich auf gegensätzliche Laufwege setzen von Spielerpärchen setzen. Der vordere Spieler (z.B. Stürmer) kommt entgegen, der hintere (10er) geht in die Tiefe. Ansonsten klare Prinzipien im Aufbau: Aufbau in Überzahl, heißt 2 vs. 1 oder 3 vs. 2 und dann durch Blank spielen ins Mittelfeld dribbeln.

    Gefällt mir auch sehr gut.

    Hier würde ich ganz viel Wert in der Trainingsarbeit drauf legen. Ich würde zu Beginn daran arbeiten, dass nach jedem Ballverlust ab Höhe Mittelkreis und weiter vorne sofort der Ball gejagt wird. Dies würde ich bewusst so einfach halten, auch wenn es nicht immer richtig sein wird. Aber so würde ich dafür sorgen, dass der Impuls zum Gegenpressing (Ball jagen) sich mit jedem Spiel weiter ausprägt. Meist erobert der Gegner den Ball, hat dann aber ja selber eine zufällige Staffelung, die es nicht immer unbedingt ermöglicht sofort einen gewinnbringenden Ball zu spielen, dazu kommen die Technischen Anforderungen beim Spielen und Verarbeiten unter dem Druck der Ball-Jäger.

    Offensiv würde ich Einführen, dass alle nach Ballgewinn mit nach vorne Rennen. Angefangen bei den beiden IV und dem Keeper, die im Tempo rauslaufen und lautstark einfordern, dass alle Spieler rausschieben!

    Glaube auch, dass laienhaftes Gegenpressing auf Kreisklasseniveau mindestens den selben Impact hat als die Kloppsche Herangehensweise im Spitzenfußball.

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Ich finde dieses Thema gerade als Trainer im unterklassigen Amateurbereich (z.Zt. Damenbezirksliga, vorher Mädchenjugend E-B Jugend auf Kreisebene und 2. Damenmannschaft in der Kreisklasse) hoch spannend. Ich habe bzw. hatte bis zum Corona Ausfall diese Saison erstmalig eine Mannschaft, die durchgängig athletisch in einer Verfassung ist, dass man sich tatsächlich mal über Umsetzung von taktischen Vorgaben Gedanken machen kann.


    Trotzdem muss man bei allen Wünschen ans eigene Spielsysthem bedenken, dass der Faktor Zeit (2 x die Woche 90 Minuten Training, Trainingsteilnahme durchaus schwankend, ein harter Kern der immer da ist, aber auch einige Spieler die nur 1 x die Woche kommen wg. anderer Sportarten oder auch mal gar nicht kommen können wg. Schichtarbeit etc. oder auch die Studentin, die sowieso nur am Wochenende zum Spiel da ist etc.) um Dinge zu vermitteln sehr begrenzt ist. Auch habe ich nicht mal bei den Spielen immer die gleiche Mannschaft. I.d.R. sind von Woche zu Woche 3-4 Änderungen im 15'er Kader vorzunehmen.


    Die Verschiebe- und Kettensysteme im höherklassigen Bereich, die z.B. auf dem 4-Phasen-Modell beruhen, können m.E. nur funktionieren, wenn man ein hohes Maß an Eingespieltheit erreichen kann durch Training, viele Testspiele, wenig Spielerfluktuation im Spielbetrieb. Alles Dinge die sich mir nicht bieten. Im Herrenbereich mag das auch in der Bezirksliga schon anders sein, in dem Bereich fließt dort ja auch schon Geld (selbst in der Kreisliga ja schon....). Aber das kann man in den Damenbereich nicht übertragen und man sollte im absoluten Amateurbereich mit entsprechenden Rahmenbedingungen m.E. danach schauen, ein Spielsystem zu entwickeln dass sich sehr nach den Stärken der eigenen Spielern richtet und nach realistischen Umsetzungsmöglichkeiten und nicht nach einem Ideal.


    Ich habe mich daher z.B. nach der Hälfte der Hinrunde dafür entschieden, nicht mehr mit 4 Verteidigern zu spielen (obwohl die Mannschaft das in den Vorjahren immer gemacht hat und der Meinung war, Kette zu spielen. Nach dem Aufstieg aus der Kreisliga vor zwei Jahren konnte die Bezirksklasse zweimal knapp gehalten werden). Das Spielen mit 4 Verteidigern als Schein-Kette führt am Ende dazu, dass die Spieler gerade in der Rückwärtsbewegung oft nicht dort sind, wo sie sein müssten. Im Ergebnis leidet man dann nicht nur an an zuwenig Zuordnung in der letzten Abwehrreihe, sondern hat vor allem auch zuwenig Zugriff im Bereich vor der Abwehr. Nach nur 4 geholten Punkten in 7 Spielen musste da einfach die Reißleine gezogen werden, nach drei Spielen in Serie mit 0:4 und zweimal 0:6 konnte das so nicht mehr weiter gehen, wobei mir klar ist das ein Spielsystem mit einem festen Absicherungsspieler statt dem variablen Verschieben dieser Position nicht sonderlich populär ist und nicht gerade progressiv rüber kommt.


    Tatsächlich haben wir aber in den ersten 7 Spielen im Schnitt 0,5 Punkte bei 3,6 Gegentoren pro Spiel geholt und danach in den 5 Spielen bis Corona 1,5 Punkte pro Spiel bei 1,3 Gegentoren im Schnitt.


    Langer Text jetzt schon. Aber letztlich nur die Vorbereitung. Ich habe mir ausgehend vom bisherigen Saisonverlauf Gedanken über Spielideen gemacht habe, die auch bei einer nicht durchgängig 100 % Trainingsteilnahme und bei einer relativ hohen Fluktuation an eingesetzten Spielern funktionieren können. Es muss daher 'griffig' und nicht zu kompliziert sein, trotzdem sollte es möglich sein auch moderne Denkansätze mit rein zu nehmen.


    Ich habe ein 3-5-2 als Grundlage, Herzstück ist dabei eine hohe Schnelligkeit und Ausdauer der 8'er, da habe ich einige Spielerinnen die gut marschieren können. Ich bin da noch nicht sehr weit gekommen, aber ich füge mal an was ich mir da bisher so überlegt habe:

  • Handlungsmuster im 3-5-2 bei eigenem Ballbesitz

    Innenverteidiger, Außenverteidiger

    Die Hauptaufgabe der Verteidigungsreihe ist das Absichern nach Ballverlusten. Diese drei Spieler stehen daher nur sehr eingeschränkt als Anspielstationen für das Aufbauspiel zur Verfügung, das berühmte ‚Hintenrum spielen‘ um die Spielseite zu verlagern ausgenommen. Vorstöße nach vorne dieser Spieler sollten nur sehr begrenzt erfolgen.

    Die Aufgabenzuweisung ist klar: Der Libero ist der absichernde Spieler zwischen/hinter den Außenverteidigern, die Außenverteidiger gehen aktiv gegen die Gegenspieler und in die Angriffsrichtung des Gegners. Der Libero bestimmt eigenverantwortlich wie ‚hoch‘ er absichert, es gibt keine Vorgaben.

    Das Aufbauspiel sollte nach Möglichkeit mit kurzen Pässen auf die Mittelfeldspieler erfolgen, weite und hohe Bälle nach vorne sind wenig erfolgsversprechend. Unser Offensivspiel lebt derzeit nicht von 1-2 durchsetzungsstarken Stürmern, die Situationen im Alleingang abschließen. Wir müssen versuchen, als Verbund mit mehreren Spielern in der Offensive Torchancen zu erspielen. Befreiungsschläge, wenn es nicht anders geht, um Situationen zu entschärfen, werden sich nicht verhindern lassen und sind nicht verboten.

    6’er

    Ideal wäre eine ‚Pendelbewegung‘ der 6’er. D.h. im Aufbauspiel bei Ballbesitz des Torwarts oder der Abwehrreihe bietet sich ein 6’er tief an und ein 6’er bleibt etwas höher. Auch im weiteren Aufbauspiel sollten die 6’er nicht auf einer Linie agieren, ein 6’er sollte sich offensiv mit anbieten (i.d.R. der 6’er auf dessen Seite das Aufbauspiel aufgezogen wird) und ein 6’er rückt dahinter mittig ein um abzusichern.

    8’er

    Die 8’er haben läuferisch eine sehr anspruchsvolle Aufgabe zu erfüllen. Sie müssen konditions- und sprintstark sein. Stehen solche Spieler nicht zur Verfügung, müssen die Handlungsmuster neu überdacht werden, da ohne entsprechend laufstarke und schnelle Spieler die Aufgabe nach diesem Handlungsmuster nicht machbar ist.

    Die 8’er sollen sehr aktiv und sehr oft den Weg über außen nach vorne suchen. Sie stoßen dabei mit Tempo vom Mittelfeld in die Position des Außenstürmers vor und sollen in den sich bietenden Räumen Anspielstationen für Vorstöße in die Hälfte des Gegners sein. Den nötigen Raum vor sich erhalten sie dadurch, dass die Stürmer sich relativ zentral orientieren und die Verteidigung des Gegners entsprechend nach innen ziehen.

    Ähnlich wie bei den 6’ern empfiehlt sich auch hier eine Pendelbewegung, d.h. der vorrückende 8’er wird durch den 10’er unterstützt, der andere 8’er rückt dahinter mittig ein zur Absicherung und als Anspielstation falls der Angriff neu aufgebaut werden muss.

    10’er

    Stürmer

    Die Stürmer sollen sich möglichst wenig wie Links- und Rechtsaußen verhalten. Zum einen nehmen sie damit den 8’ern den Raum für Vorstöße (eine der zentralen offensiven Spielideen in unserem 3-5-2), zum anderen haben sie dann einen zu großen Abstand zueinander um sich gegenseitig zu unterstützen. Ideal wäre ein Angebotsverhalten in den ‘Halbräumen‘ zwischen Mittelkreis und Sechzehner, wobei darauf geachtet wird den Abstand zueinander nicht zu groß werden zu lassen (also z.B. Halbrechts und mittig bei Aufbauspiel über rechts).

    Insbesondere sollten auch unterschiedliche Handlungsmuster angewendet werden, je nachdem ob der Gegner mit Kette oder mit Libero spielt.

    Gegner mit Libero:

    Gegner mit Kette:

    Für Gedanken dazu wäre ich dankbar. Ist es z.B. so verwerflich mit einem IV zu spielen, der fest absichert ? Ein Trainerkumpel von mir hat im Sommer bei einem Herren-Landesligisten hospitiert (unsere Herrenmannschaft spielt Kreisliga). Er war völlig erstaunt was da in der Vorbereitung an Testspielen gemacht wird, ich glaube 15 oder 16. Das ist natürlich ne völlig andere Hausnummer als das, was ich so machen kann.

  • Ich finde es sehr erfrischend, dass trotz Corona auch mal wieder so ein Thema angeschnitten wird :)


    Ich muss aber auch gestehen, dass ich deine Aufstellung/dein System nicht so ganz verstehe.

    Du spielst mit einem IV, zwei AV, zwei? 6ern zwei? 8ern, einem 10er und zwei Stürmern? So hätte ich das jetzt gemäß deinem Text verstanden. Das wäre mir persönlich deutlich zu offensiv. Was ist z.b. wenn dein Gegner im 4-4-2 oder 4-3-3 spielt? Dann spielt ja deine Verteidigung in Gleich- bzw. sogar Unterzahl.

    Ich kenne die 3-5-2 Formation nur mit einer flexiblen 3/5 Abwehrreihe mit drei IVs und zwei pendelnden, laufstarken Außenspielern. Davor dann ein oder zwei 6er und ein oder zwei 8er.

    Ich verstehe auch nicht so ganz das mit dem freigezogenen Raum für die 8er durch die Stürmer. Da du ja ohne nominelle offensive Außenspieler spielst, werden sich die gegnerischen AVs zu deinen vorstoßenden 8ern orientieren. Wenn du auf Flügel nun Überzahl mithilfe deiner vorrückenden AVs herstellen möchtest, ist deine Abwehr aufgrund des einzelnen IV komplett blank und extrem anfällig für Konter. Falls deine 6er nun als IV spielen sollen, ist dein Zentrum komplett offen, da 8er auf dem Flügel und 6er in der letzten Reihe.


    Gerne kannst du mich korrigieren, wenn ich etwas falsch verstanden habe.

    Ich bevorzuge grundsätzlich (auch auf niedrigem Niveau) die Viererkette. Meiner Erfahrung nach lernen die Spieler mit genügend Trainingsarbeit die grundlegenden Prinzipien auch ziemlich schnell und setzen diese gewinnbringend ein.

  • Hallo,


    ja die Aufstellung ist 1 IV, 2 AV, 2 Sechser, 2 Achter, 1 Zehn, 2 Stürmer.


    Die AV sind dabei eben nicht bzw. kaum mit vorrückend im Aufbauspiel (sicher, modern ist was anderes). Dafür können die 8'er recht offensiv operieren, da Vorstöße abgesichert sind mit den AV dahinter und den Sechsern.

    Insgesamt ist das System viel stabiler als das was vorher gespielt wurde.


    Meiner Beobachtung nach (auch schon in den letzten Jahren vor meinem Trainingseinstieg bei der Ersten Damen) liegt das vor allem daran, dass im bisherigen System das Vorrücken der AV bei eigenem Ballbesitz viel zu zögerlich war und dadurch das eigentliche Ziel der Kette, mehr Anspielstationen in den Spielaufbau zu bekommen, nicht erreicht wurde. Gleichzeitig haben in der Kette zu viele Spieler bei Ballbesitz des Gegners zu defensiv agiert und waren damit quasi 'aus dem Spiel', was den Druck auf den Gegner betrifft und der Gegner konnte viel zu ungestört sein Spiel aufziehen. Also zuviele Spieler in der letzten Abwehrreihe, während im Mittelfeld zuwenig eigene Spieler sind, vereinfacht ausgedrückt.


    Wenn also die Vorteile der Kette gar nicht zum Tragen kommen (und das ist m.E. die Beteiligung am Aufbauspiel, nicht das gute Verteidigen, dass konnte man schon immer mit anderen Methoden ganz gut), dann macht es keinen Sinn sie zu spielen.


    Im Training war es sehr schnell möglich, die Kette in der letzten Position ca. 22 Meter vor dem Tor gut anzuwenden, auch gegen Überzahlspiel. Es war erstaunlich, wie schnell das angenommen wurde und mit 4 Spielern gegen z.B. 6 Angreifern verteidigt werden konnte durch verschieben in den ballnahen Raum und Vernachlässigung des ballfernen Raums.


    Als eigentlicher Knackpunkt hat sich das Vor- und Zurückrücken der Kette heraus gestellt. Wer geht in die Situation auf den Gegner, wer sichert ab je nach Spielsituation. Und da ist mir dann im Saisonverlauf die Zeit weg gelaufen. Zumal die Trainingsbeteiligung nicht so ist, alle maßgeblichen Spieler immer da zu haben. Und dann wird es unheimlich schwierig. Und zuviele Misserfolge hätten es nicht mehr sein dürfen, letztlich ist auch in der Damen Bezirksliga Fußball ein Ergebnissport.


    Richtig gut fühle ich mich da nicht bei. Ich wollte mit meinem Beitrag aber ausdrücken, dass es in diesem Bereich auch mal darum geht das Machbare anzunehmen und nicht zuviel zu verlangen, was dann nicht gut angewendet wird.


    Und dass die Umsetzung des Verschiebeverhaltens von Kettensystemen nicht so einfach ist, zeigt ja schon die Tatsache dass selbst im Profifußball viele Mannschaften extrem vorsichtig agieren und nicht sonderlich viel eigenen Ballbesitz anstreben, sondern auf Umschaltmomente lauern. Wenn ich mit den Herren-Bezirks- und Kreisligafußball anschaue, wo ja angeblich Kette gespielt wird, dann sehe auch da viele Mannschaften wo das nicht wirklich so ist (z.B. rücken die IV hoch auf, aber letztlich sichert immer der gleiche Spieler ab und der andere geht in den Ballnahen Raum).

  • Das Außenspiel soll überwiegend von den 8'ern wahrgenommen werden. Das steht und fällt natürlich mit überdurchschnittlich laufstarken 8'ern, weil denen wirklich viel abverlangt wird. Da habe ich aber einige geignete Spieler, und bei den Damen kann man ja -ich sehe das als absolutes Geschenk an- wie in der Jugend rotierend aus- und wieder einwechseln.


    Ich habe leider momentan einen recht durchsetzungsschwachen Sturm und muss gucken, wie ich denn genügend Spieler in das Offensivspiel bekomme damit es über das Zusammenspiel gefährlich wird, was mehr schlecht als recht gelingt (11 Tore in 12 Saisonspielen). Zumal gerade die Offensivspieler in der Zuverlässigkeit sehr schwankend sind im Vergleich zu den anderen (Trainingsteilnahme, Spielabsagen etc.) Und zu kompliziert darf es auch nicht werden damit die Mannschaft als Gesamtheit stabil bleibt. Das gelingt z.Zt. mit festen AV und Libero und zwei Sechsern davor.


    Aber weit entfernt davon obtimal zu sein, es war erst mal eine Art Rettungsanker um den Negativtrend aufzuhalten, was gelungen ist. Bei wenig eigenen Toren bekommen wir wenig Gegentore und haben den Anschluss ans Mittelfeld herstellen können. Dann kam Corona.


    Für nächstes Jahr haben wir als Neuzugang eine herausragende Stürmerin (bzw. keinen Neuzugang, ist hier im Verein groß geworden und hat in der B für ein Jahr zu einem Niedersachsenligisten gewechselt und wechselt jetzt auch Aufwandsbedingt wg. Schule wieder zurück). Hat man so jemanden in der Aufstellung, dann kann man gfls. auch wieder Anpassungen im System vornehmen, weil ein ganz anderer Spielertyp vorne auftaucht).


    So richtig glücklich bin ich wie gesagt mit des System jetzt auch nicht gewesen, mehr eine Notlösung.