Ausbildungs-Orientierung statt Ergebnis-Orientierung im Kinderfußball

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  • Ich glaube es besteht weitgeheng Konsens, dass

    a) Schwarz-Weiß Denken bei diesem Thema nicht angebracht ist , und

    b) Die Frage der Gewichtung schwierig ist und wohl abhängig von der individuellen Situation der Mannschaft, des Vereins und des Themas sehr unterschiedlich beantwortet wird.


    In unserer Lage (Verein, Team, Zufallstrainer seit mehr als 4 Jahren viel Empathie, wenig Theorie) steht eben der Spaß des Teams am Fußball im Vordergrund und ich glaube nicht, dass ich damit irgendeinem Kind oder gar dem Verein schade. Im Gegenteil, mit dieser Philosophie haben wir als Team seit Jahren kontinuierlichen Zulauf und in 4 Jahren erst 1 einziges Kind "verloren". Ich glaube, damit auch eine gute Grundlage für eine starke zukünftige Vereinsbindung zu legen, wobei mir andererseits egal ist, ob ein Kind in 10 Jahren überhaupt noch kickt. Aber wenn, dann bitte bei uns!


    Praktisch heißt das für mich bei einem Kader von 18 Kindern:

    - Ergebnis-orientiert aufstellen in attraktiven Spielen/Turnieren

    - Viele Freundschaftsspiele oder schwächer besetzte Turniere für die Kinder, die in der Entwicklung noch nicht so weit sind (am Ende sollten alle annährend gleiche Spielzeiten haben)

    - Funino und auch 7:7 im Training

    - Eltern als Fan-Club, nicht (nur) als Dienstleister


    Damit der Spaß auch in Zukunft nicht aufhört, müssen wir uns natürlich auch fußballerisch kontinuierlich verbessern und da arbeiten wir dran, oder versuchen es zumindest, aber eben nicht um jeden Preis.

  • Als Trainer bin ich schon ein paar Jahre im C-Jugend und zuvor ein paar Jahre im D-Jugend Bereich unterwegs gewesen. Ich merke tatsächlich, dass ich damit schon etwas weg vom Kinderfußball bin.

    „Früher“ habe ich selber von der Bambini bis zur E-Jugend Mannschaften trainiert. Wir waren sportlich erfolgreich (Ergebnisse), hatten eine schöne Zeit und rückblickend betrachtet haben die meisten Jungs sich auch gut entwickelt.


    Worauf ich hinaus will ist, dass ich selber damals sehr jung war, keine wirkliche Ahnung hatte worum es geht und mich erst nach und nach fortgebildet habe und erst noch später auch von den gelehrten Dingen überzeugt wurde. Ich habe also selber viele Teile meines eigenen C-, B-, A-Jugendtrainings auf die Bamini, F- und E-Jugend runter gebrochen.

    Wir hatten eine super Gemeinschaft – vorletzten Freitag haben wir uns nochmal getroffen, da ein Spieler jetzt zum studieren nach Barcelona geht und die „alte Truppe“ nochmal eingeladen hatte. Ich war wirklich überwältigt, wie nachhaltig positiv die Zeit den Eltern und Jungs in Erinnerung geblieben ist.

    Ich glaube, dass dies vornehmlich daran lag, dass wir viel miteinander unternommen haben und einfach eine talentierte Truppe hatten, mit der die Ergebnisse von alleine gekommen sind. Klar denkt jeder lieber an Siege, als an Zeiten mit vielen Niederlagen zurück.


    Letztlich muss ich heute – mit deutlich mehr Sport- und Lebenserfahrung – sagen, dass die heutigen Trainer im Kinderfußball vieles so machen, wie ich es früher auch machte. Das Ergebnis sehe ich dann leider im C-Jugendbereich auf dem Großfeld.


    Technik? Puh, das Thema wird immer schwieriger. Immer wieder kommen Jungs zu uns, die in der C-Jugend noch große Probleme mit der Ballannahme haben, sobald der Ball nicht ganz ganz flach über den Boden rollt. Ein klein bisschen hoch springend, schon gibt es Probleme.

    1 vs. 1: Immer weniger Spieler trauen sich das 1 vs. 1 zu (ich gebe zu, es ist nur ein Gefühl von mir, das kann ich nicht belegen.). Aber was ich ganz eklatant beobachte ist, dass es immer weniger Spieler gibt, die auf dem Platz mal fintieren! Das macht quasi gar keiner mehr! Ab und an helfe ich mal in der D-Jugend aus und hier kennen die Jungs manchmal noch nicht einmal den „Übersteiger“, erzählen mir aber, sie können den „Zidane“ (die Finte, nicht die Kopfnuss :) ).


    Ich muss ehrlich sagen, heute würde ich mich viel mehr auf die Förderung des einzelnen Spielers konzentrieren. Vielleicht habe ich dies sogar besser getan, als ich es heute in Erinnerung habe, aber ich würde es viel viel bewusster machen.

    Ich denke Funinio ist eine super Sache, am Wochenende habe ich mich mal intensiver damit beschäftigt. Ich finde es hört sich durch die Bank super an!


    Jedoch sehe ich es auch so, dass man hier nicht alles total schwarz/weiß sehen sollte. Es kommt von den Eltern, aber eben nicht nur von den Eltern: Die Jungs wollen Tore schießen. Und irgendwann auch „richtige“ Tore. Mit Netz, Torwart mit Handschuhen und so :)

    Ich würde einen Mix aus beiden Varianten wählen. Warum auf eines klar und verbindlich festlegen? Rein theoretisch gedacht, kann ich mir vorstellen, dass doch beides gemixt sehr sinnvoll sein kann. Wobei ich klar sagen muss, dass ich den Funinoteil – sofern das hier umsetzbar wäre, ich habe noch nie gehört, dass sowas hier angeboten wird – überwiegen lassen würde.


    Mit der Erfahrung vom Großfeld bin ich immer mehr zu der Überzeugung gelangt, dass das Ausbildungskonzept des DFB ziemlich gut ist! Problematisch ist, dass es von den Stützpunkten nicht umgesetzt wird, an denen sich (meiner Meinung nach) hier viele orientieren. Zumindest sehe ich dort häufiger Trainerkollegen und die Schulungsabende sind gut besucht. Ebenso verhält es sich mit den NLZs, die sich nach daran halten. Wenn man dann auf einem Turnier ein U9 NZL Team spielen sieht, dann staunen alle, wie schön die schon zusammen spielen. Klar gerät der Trainer des Dorfvereins dann unter Zugzwang und versucht auch in erster Linie das Zusammenspiel zu fördern, schließlich will er dieses Lob doch auch haben.


    Ich hoffe einfach, dass immer mehr Trainer dazu übergehen auszubilden! Vielleicht hilft hier ja auch das frühe WM-Aus und die älteren Aussagen von Herrn Scholl :S8)

  • Technik? Puh, das Themawird immer schwieriger

    Meiner Meinung nach wird im Kifu (also v.a. F-Jugend) bereits zu großer Zeitdruck aufgebaut. Natürlich haben handlungsschnellere Teams einen Vorteil. Ich denke aber, dass darunter die technische Ausbildung leidet. Im Kifu sollte, finde ich, der alte handwerkliche Grundsatz "Gründlichkeit vor Schnelligkeit" gelten. Sozusagen "fußwerklich" :)

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • [EnterTrainer]

    Was verstehst du eigentlich unter Ergebnis-Orientierung?

    Ersatzbank


    Ich versuche nochmal zusammenzufassen, auch wenn ich mich dazu wiederholen muss:

    Philosophie:

    1. An 1. Stelle steht der Spaß (nicht das Ergebnis)

    2. Deshalb wollen wir gewinnen,,,

    3. An 3. Stelle wollen wir uns fußballerisch verbessern


    Konkret heißt das:


    - Für die Punkterunden und attraktive Turniere stelle ich in erster Linie so auf, dass wir gewinnen können

    - Wer nominiert ist, spielt aber mindestens 1 Halbzeit

    - Positionsrotation findet i.d.R., nicht statt.

    - Aktives Coaching von der Seitenlinie, aber sowenig wie möglich, soviel wie nötig

    - Viele Freundschaftsspiele, damit möglichst alle genügend Spielzeiten bekommen. Stärkere Spieler werden in solchen Spielen auf ungewohnten Positionen eingesetzt.

    - Keine Funino-Turniere


    Im Training bedeutet das:

    - Alle Übungen mit einem Ball (einschließlich Koordinationsübungen)

    - Trainingsinhalte richten sich danach, wo sich im Spiel Defizite gezeigt haben

    - Funino-Übungen

    - Abschlussspiel 7-7, häufig mit Provokationsregeln

  • Meiner Meinung nach wird im Kifu (also v.a. F-Jugend) bereits zu großer Zeitdruck aufgebaut. Natürlich haben handlungsschnellere Teams einen Vorteil. Ich denke aber, dass darunter die technische Ausbildung leidet. Im Kifu sollte, finde ich, der alte handwerkliche Grundsatz "Gründlichkeit vor Schnelligkeit" gelten. Sozusagen "fußwerklich"

    Da gebe ich dir leider Recht. Das ist aber auch in meinen Augen häufig auch eine falsche Auslegung der DFB Linie.


    Ich für meinen Teil lese hier nämlich den Begriff Feinform erst in der D-Jugend. Bis hier hin läuft also der Lernweg. In vielen Teams stelle ich aber fest das z.B. in der E schon ein enormer Fokus auf "korrekte" Ausführungen und viel zu wenig auf den Versuch gelegt wird.

    Für mich bedeutet das, dass im Training bis zum Ende der E-Jugend kaum Gegner-druck bzw. nur äußerst selten "Vollaktive" Gegner eingesetzt werden.


    Gruß

    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Da bin ich hin- und hergerissen.

    Auf der einen Seite hätte ich gerne eine korrekte Ausführung (was auch immer das heißt) und gebe den Kindern Zeit, andererseits stelle ich fest, dass es dann nicht mit der nötigen Konzentration und Präzision ausgeführt wird - und "teilaktiv" finde ich bei Kindern immer grenzwertig (vielleicht kann ich das auch nicht erklären).

  • Ich stelle für mich fest, das eine hohe Konzentration auch immer eine sauberere technische Ausführung bedingt.

    Z.b. Funino mit Exerlights sieht man sehr genaue Ausführung. Hier muß natürlich die Zeit gesehen werden, damit die Kids nicht überfordert werden. Ich denke das bei jeder MAnnschaft unterschiedlich und ein -Fühlwert- wie lange eine Mannschaft die Konzentration in einer Spielform beibehält.

    Lieber kurz und intensiv, als zu lang und unsauber.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • In vielen Teams stelle ich aber fest das z.B. in der E schon ein enormer Fokus auf "korrekte" Ausführungen und viel zu wenig auf den Versuch gelegt wird.

    Wenn ich doch die DFB-Leitlinien zugrunde lege (ein steter Wechsel aus Spielen und Üben), dann habe ich doch im Idealfall sowohl das eine als auch das andere.

    In der Übungsform gebe ich Hilfestellung, wie es im Idealfall ablaufen könnte und in der Spielform sollte nach Möglichkeit durch differenziertes Lernen das Ausprobieren, also der Versuch, im Vordergrund stehen...


    Wobei wir auch schon bei den Übungsformen hingehen und fragen:

    Frage: "Wie nehme ich den Ball im Idealfall an?"

    Antwort: "Mit dem ballfernen Fuß!"

    Frage: "Geht das immer?"

    Antwort: "Nein, es kommt darauf an, wie das Zuspiel kommt oder ob ein Gegenspieler es nicht zulässt"


    Gut, den Gegenspieler haben wir nicht immer in der Übungsform, aber das ein Pass unsauber gespielt wird, kommt ja durchaus häufiger vor...


    Auf der einen Seite hätte ich gerne eine korrekte Ausführung (was auch immer das heißt)


    Das ist ja immer der springende Punkt...es kommt drauf an...

  • let1612,


    ich meine v.a. das, was man im Straßenfußball früher "fummeln" genannt hat. "Fummeln" ist überhaupt nicht effektiv und bedeutet eine Verlangsamung des Spiels. Ich glaube aber, dass man den Kindern die zweckfreie Freude mit dem Ball gönnen sollte, auch wenn es für das Spiel nichts bringt. Aber für die Kinder bringt es etwas. Sie gewinnen meiner Meinung nach durch das Fummeln Ballgefühl und -sicherheit. Sie üben, den Ball auch unter Gegnerdruck und in einem Spiel mit all den Nebengeräuschen, die es da gibt, zu behaupten und kontrollieren. Ich halte das im Blick auf die Ausbildung für sehr wertvoll, auch wenn es im Blick auf das Ergebnis eines Spiels zweckhafter wäre, schnell in die Aktion zu kommen, sei es im Dribbling oder durch einen Pass.

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • Im Sinne des differentiellen Lernansatzes gibt es die nicht mehr, bzw. nur noch relativ weit interpretiert


    in Spielformen sollte es die genau geben (also die korrekte Ausführung im Sinne von Situationsbedingt-Korrekt), weil in den Übungsformen keine Ideal Techniken mehr, in hohen Wiederholungszahlen bei gleichen Bedingungen, eingeschliffen werden

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Powerzwergenpapa : ich bin da bei dir. Bei mir gibt es manchmal sogar Punkte für völlig sinnlose Finten, um die Kinder anzuregen sie öfters auszuprobieren.

    Ich bin da auch bei euch! Zunächst sollte man die Finten an sich trainieren! Und je öfter man die Finten sieht, desto besser!


    Das Entscheidungstraining, wann die Finte sinnvoll ist und wann nicht, das kann man machen, wenn es für die Jungs selbstverständlich geworden ist, dass sie fintieren und sie dies dementsprechend häufig umsetzen

  • in Spielformen sollte es die genau geben (also die korrekte Ausführung im Sinne von Situationsbedingt-Korrekt), weil in den Übungsformen keine Ideal Techniken mehr, in hohen Wiederholungszahlen bei gleichen Bedingungen, eingeschliffen werden

    bin mir nicht sicher, ob das, wie du es beschreibst, theoretisch dann nicht bei vergleichbaren Techniken endet, die nebeneinander stehen und den selben Überunkt z. b. Spannstoss untergeordnet werden. Dann hätte man viele idealtechniken für Spannstoss und damit wäre das wort ideal wohl nicht mehr tauglich? :/?

  • verstehe den punkt nicht recht... Es werden doch eben KEINE Idealtechniken geübt?!?

    In Spielformen gibt es eben Techniken mit SChwankungen in der Ausführung durch eben ständig wechselnde Bedingungen (gegner, Zeitdruck, Untergrund, Ballgröße etc...) Oder habe ich mich jetzt falsch ausgedrückt?!?

    bin mir nicht sicher, ob das, wie du es beschreibst, theoretisch dann nicht bei vergleichbaren Techniken endet, die nebeneinander stehen und den selben Überunkt z. b. Spannstoss untergeordnet werden. Dann hätte man viele idealtechniken für Spannstoss und damit wäre das wort ideal wohl nicht mehr tauglich? :/?

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • verstehe den punkt nicht recht... Es werden doch eben KEINE Idealtechniken geübt?!?

    In Spielformen gibt es eben Techniken mit SChwankungen in der Ausführung durch eben ständig wechselnde Bedingungen (gegner, Zeitdruck, Untergrund, Ballgröße etc...) Oder habe ich mich jetzt falsch ausgedrückt?!?

    Wir sind uns einig. Hatte deinen Beitrag so gelesen, als seist du der Meinung, dass doch die Idealformen in den Spielformen geubt werden sollen.