Einfache Antworten a la "Es betrifft halt Vereine ohne Konzept" werden dieser komplexen Thematik doch nicht gerecht.
Zerfallsprozesse beginnen doch schon ab der E1.
Einige Spieler hören auf, weil sie keine Lust mehr haben. Ich habe so dieses Jahr einen recht guten Spieler verloren, der als aktueller Bezirksmeister im Karate zeitgleich aus dem Karateverein ausgetreten ist. Die Eltern wissen auch nicht so recht, was mit ihm los ist.
Einige Spieler hören auf, weil sie einfach über die eigenen Beine fallen und nie im Leben im Fußball Erfolg haben werden. Der berühmte dicke Paul stößt halt irgendwann an seine Grenzen und beginnt, über den Sinn des Ganzen nachzudenken. Auch so einen Spieler habe ich verloren. Diese Kinder hätten aber auch nie eine Chance, jemals in einer A-Jugend berücksichtigt zu werden.
Und einige stärkere Spieler zieht es halt zu den erfolgreicheren Teams. Meine beiden aktuell besten Spieler werden in solche Teams wechseln, nachdem ich vor einem Jahr bereits 3 Leistungsträger verloren habe (1x Umzug, einmal vereinsintern einen Jahrgang höher gewechselt um ihn zu halten, einmal Vereinswechsel)
Und schwupp, schon ist eine Mannschaft zerlegt, die bis vor einem Jahr im Landkreis ganz oben mitgespielt hat. Und an uns Trainern scheint es auch nicht zu liegen, da wir beide von Eltern und Kindern gebeten wurden, zumindest als Co-Trainer in der kommenden Spielgemeinschaft (das war unser Weg, das Problem zu lösen) an Bord zu bleiben, was wir auch gern tun.
Dorfvereine tun sich halt immer schwerer, da die Bindung an die dörfliche Gemeinschaft nicht mehr vorhanden sind. Hier in Mittelfranken sind 50% und mehr im Ort Zugezogene, denen es völlig Wurscht ist, ob die Kinder in Verein A oder Verein B spielen. Und so konzentrieren sich die wirklich begeisterten und meist recht guten Fußballer dann in zehn Vereinen im Landkreis und der Rest versucht, irgendwie eine Mannschaft vollzubekommen.
Und Jugendliche ticken hier noch viel extremer. Vieles von Mädchen über Schulstress zur Neuorientierung im Leben wurde ja bereits angesprochen.
Unsere A-Jugend ist im vorigen Jahr aufgestiegen und hat eine Riesenparty gefeiert. 6 Wochen später haben der Torwart (Riesentalent!) und zwei weitere Kernspieler zum American Football gewechselt.
Die Vereine machen sicher einiges falsch, aber das ist erstens nicht immer der Fall und zweitens oft nicht die alleinige Ursache für wegbrechende Mannschaften. Die Handballer, Basketballer etc. sehen sich mit ähnlichen Problemen konfrontiert.