Manndeckung im Kinderfußball?

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  • Moin,


    ich habe gesucht, aber keinen richtig passenden Thread gefunden; wenn ich etwas übersehen habe, bitte einfach verschieben.



    Es geht um die Bambini-Mannschaft unseres Sohnes. Heute hat sie mit mäßigem Erfolg an einem größerem Turnier teilgenommen. Gegen Ende des letzten Spiels hat mich die Mutter eines anderen Spielers angesprochen, dass unser Junge ja heute ganz schön rangenommen würde. Wir haben uns dann unterhalten und sie war der Meinung, dass er bewusst in Sonderbewachung genommen wurde. Gleich meine Frage vorweg: Ist das im Kinderfußball überhaupt denkbar bzw. Usus, dass Spieler bewusst auf einen gegnerischen Spieler "angesetzt" werden, also diesen besonders zu bewachen? Gibt es entsprechende Trainer-Anweisungen schon bei den Allerkleinsten?


    Nun noch ein paar Hintergrund-Infos:
    Erst vor einer Woche hatten unsere Kids ein Turnier. Dabei hat unser Sohn 11 (von insgesamt 16) Toren geschossen. Es ist also schon so, dass er in seinem Team herausragt, v.a. aber ist er praktisch der einzige mit "Vollstrecker-Qualitäten" (von den 5 Toren seiner Mitspieler war eines praktisch auch seins, da hat nur ein anderer am Ende noch den Fuß hingehalten; und die andern vier waren allesamt gegen ein Team, das altersmäßig viel jünger war).


    Allerdings war lediglich eines der Teams, die bei dem Turnier letzte Woche dabei war, heute auch Gegner. Vor einer Woche hat unsere Mannschaft sie 3:2 besiegt, heute haben sie 0:6 verloren. Die Aufstellungen beider Teams letzte Woche und heute waren identisch. Unterschiede: letzte Woche wurde 6+1 gespielt, heute 7+1; außerdem war unser Stamm-Keeper heute wieder im Tor. Vor einer Woche hat unser Sohn praktisch alle drei Tore gemacht.


    Allgemein hatte es unser Junge heute schwer. Im ersten Spiel waren immer mehrere Spieler auf ihm drauf und haben ihm das Leben schwer gemacht. Das war ein Spiel auf ein Tor, aber gewonnen haben am Ende die andern; ärgerlich, aber ich habe mir nichts bei gedacht; ich weiß auch nicht, ob die beiden Teams überhaupt schonmal gegeneinander gespielt haben. Das zweite Spiel hat unser Team klar gewonnen, aber wieder musste unser Junge ziemlich einstecken (einmal musste er heulend vom Platz, obwohl er ziemlich zäh ist). Das dritte Spiel war dann die besagte 6:0-Niederlage. Das vierte Spiel war wieder eine sehr knappe Niederlage. Bei diesem Spiel ist mir tatsächlich aufgefallen, dass sich einer der Spieler der gegnerischen Mannschaft besonders unseres Jungen angenommen hat und ihm ständig auf den Füßen stand.


    Ich persönlich habe mir die Schwierigkeiten unseres Jungen heute weniger mit besonderer Bewachung, als v.a. mit dem 7+1-Modus erklärt. Er ist extrem schnell und bei dem vollgestellten Feld war es schwerer für ihn, ins Tempodribbling zu kommen. Trotzdem bin ich durch das Gespräch ins Grübeln gekommen, ob da nicht doch etwas dran ist. Wie seht ihr das?


    Und gibt es Trainingseinheiten / -elemente zu diesem Thema? Oder ist das im Training in dem Alter überhaupt kein Thema?

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • Ist das im Kinderfußball überhaupt denkbar bzw. Usus, dass Spieler bewusst auf einen gegnerischen Spieler "angesetzt" werden, also diesen besonders zu bewachen? Gibt es entsprechende Trainer-Anweisungen schon bei den Allerkleinsten?

    Allem voran; Es gibt auch im Kinderfußball nichts was Trainer und auch Eltern der Spieler nicht machen. Somit ist auch eine Ansage deinen Jungen gesondert zu Bewachen denkbar.


    Nachdem du aber schreibst das ihr gegen diese Mannschaften zum ersten mal gespielt habt müsste sich die Klasse deines Sohnes schon vom letzten Turnier herum gesprochen haben. Hat er denn das letzte Turnier alleine Entschieden?
    Ich kann mir aber vorstellen das es durchaus, wie du ja schreibst, einfach am Spielmodus lag. Wer oft den Ball hat bekommt bei engen Spielformen auch öfters auf die Knöchel. v.a. da die kleinen ja den Gegner oft gar nicht genau einschätzen können und dann einfach zu spät sind oder einfach in Weg stehen.


    Ich stelle zwar auch fest das meine älteren F Spieler manchmal vor dem Spiel schon reden das der Spieler mit der Nummer X im Hinspiel Y Tore geschossen hat und die beiden besseren dann vereinbaren extra aufzupassen. Ohne das ich Ihnen je Manndeckung oder ähnliches aufgetragen hätte. Das nehmen Sie dann vom Bolzplatz-Kick mit den größeren mit. Ich denke aber das Bambini hier noch nicht so weit sind dies selbst zu entwickeln. Das mehrere Trainer die selbe Ansage machen würden möchte ich mir auch nicht vorstellen. Dann müssten eure Bambini-Trainer ja alle in die selbe Kerbe schlagen. Hoffe ich einfach mal nicht.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • ...


    Ich stelle zwar auch fest das meine älteren F Spieler manchmal vor dem Spiel schon reden das der Spieler mit der Nummer X im Hinspiel Y Tore geschossen hat und die beiden besseren dann vereinbaren extra aufzupassen. Ohne das ich Ihnen je Manndeckung oder ähnliches aufgetragen hätte. Das nehmen Sie dann vom Bolzplatz-Kick mit den größeren mit. Ich denke aber das Bambini hier noch nicht so weit sind dies selbst zu entwickeln. Das mehrere Trainer die selbe Ansage machen würden möchte ich mir auch nicht vorstellen. Dann müssten eure Bambini-Trainer ja alle in die selbe Kerbe schlagen. Hoffe ich einfach mal nicht.


    Gruß
    Torsten

    Dass ältere Bambini erkennen, bei welchem Gegner man besonders aufpassen muss, halte ich nicht für ausgeschlossen. Vielleicht ergibt sich das Gefühl der "Sonderbewachung" auch daraus, dass die "besser" entwickelten Kindersich in Zweikämpfe verwickeln, weil sie in besonderem Maße den Ball haben wollen. Insbesondere für die "besseren" Kinder ist es aber auch wichtig, nicht ständig nur durch Slalomwälder durchzudribbeln, sondern auch mal "Gegenwind" zu erhalten. Bei älteren Bambini könnte man vielleicht einfache und leichte 1:1 Übungen erwägen.... Ansonsten ergibt sich durch die Häufigkeit der Spiele entsprechende Praxis.

  • Naja, ich bin ja zu 100% Eurer Meinung. Aber bittet seid ehrlich: Da kommt ne Mannschaft als Gegner und ihr erkennt, da ist einer dabei, der uns im Alleingang abschießt. Sagt ihr dann so im fair play modus leise zu euch selbst: "na ich lass das einfach mal laufen und schau zu wie wir 13 Kisten einstecken, die Jungs müssen lernen sich selbst zu organisieren und mit Niederlagen umzugehen" oder sagt ihr vielleicht doch zu einem eurer massiveren Spieler: "Rocky, pass bitte auf den Messi auf"?
    Meine Erfahrung G: Die Jungs merken das selbst, aber erst wenn das Spiel schon vorbei ist.
    Meine Erfahrung F: Die Jungs merken das selbst, aber bis sie sich umgestellt haben auf eine ordentliche Lösung ist das Ergebnis auch schon nicht mehr korrigierbar.


    Meine Aktion: Wenn ich das bemerke bekommt einer meiner Angriffslustigen ad hoc eine defensive Spezialaufgabe.

    Grüße von der Ersatzbank

  • Bin mal ehrlich: Ich habe meine Spieler noch nie auf einen Gegenspieler hingewiesen bzw. einen Gegenspieler speziell bewachen lassen. Es geht doch um die Leistung der eigenen Spieler und nicht um den Gegner...


    Wer macht sowas? Warum macht man sowas? 8|?(


    Gruß,
    sb

  • Meine Erfahrung F: Die Jungs merken das selbst, aber bis sie sich umgestellt haben auf eine ordentliche Lösung ist das Ergebnis aich schon nicht mehr korrigierbar.


    Meine Aktion: Wenn ich das bemerke bekommt einer meiner Angriffslustigen ad hoc eine defensive Spezialaufgabe.

    Das heißt du gibst Manndeckung aus?


    Klar weiß ich oft vorher schon welcher Spieler uns in den letzten Spielen die Hütte voll gehauen hat. Manchmal schaue ich aus in den Statistiken im DFBnet nach welche Spieler der anderen Mannschaften bei denen das Spiel machen. Aber Manndeckung brauchte ich bisher noch nie auszugeben. Ein Hinweis aufs Hinspiel (da haben wir xy Tore bekommen, vielleicht sollten wir heute besser aufpassen) reicht da doch. Wenn Sie es dann zu spät umsetzen gibst es im Anschluss natürlich Lob für die Reaktion, es wird aber auch angesprochen das es zu spät war und wir vielleicht eher eine Abstimmung untereinander finden hätten müssen. Die Kinder lernen ja auch daraus und beim nächsten mal finden Sie auch deutlich schneller eine Abstimmung untereinander. Bzw. stellen zu Beginn selbst einen "Abwehrchef" auf der erst mal hinten bleibt.


    Mich würde die angesprochene Spezialaufgabe interessieren! - Hat dein Spieler dann die Aufgabe "Du bleibst jetzt immer bei Nummer X!" ?


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

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    - (Quelle: paderball.com)

  • Als Trainer ist es doch meine Aufgabe, den Kindern/ Spielern-egal in welchem Alter- Hilfestellung zu geben. Und wenn ich se darauf hinweise, das da die Nr. 7 schon drei Tore gemacht hat....und die Spieler besonders auf den aufpassen und stören sollen....wo ist denn da das Problem?
    Es hört sich hier grad so an, als wenn der Trainer nur Zuschauer sein darf!

  • @totog


    Spezialaufgabe ist relativ einfach. Der entsprechende Spieler wird darauf aufmerksam gemacht, dass Spieler X sehr stark ist und man auf ihn besonders aufpassen muss. Ab welchem Alter das umsetzbar ist, weiß ich nicht, spätestens aber ab junger E. Bei G und F müsste man das testen, ich persönlich hätte aber weder Zeit noch Lust, andere Mannschaften im Vorfeld zu untersuchen, ob es da einen starken Spieler gibt. Aber wenn es sich während eines Turniers aufdrängt, ist es eine Idee wert. Mir wäre es aber völlig egal, ob das nun funktioniert oder nicht...

  • @holzi
    Das untersuchen im Vorfeld ist bei uns einfach da bereits in der G mit Hin- und Rückspiel gespielt wird. Sind dann eben meist nur 5 oder 6 Mannschaften pro Gruppe. Da sehe ich mir (wenn ich es denn nicht mehr weiß) einfach das Hinspiel an.


    @addi73
    Gegen einen Hinweis das Spieler X schon drei Tore geschossen hat habe ich nie etwas einwendet. Ähnliches mache ich ja auch. Wie die Kinder es umsetzen bleibt ihnen ja überlassen. Da ich aber selbst einen sehr starken Spieler in der Mannschaft habe musste ich auch schon anderes erleben. Wenn der Hinweis oder Korrektur in etwa lautet "ich sagte doch du sollst nur beim Spieler xy bleiben!" dann sehe ich hier Manndeckung. Das finde ich hat im Kinderfußball keinen Platz bzw. geht in der Regel auch nach hinten los das ich ja dann auch einen entsprechenden Verteidiger brauche.
    Ein Hinweis in der Form "XY hat jetzt schon das dritte Tor erzielt und bleibt immer alleine vorne stehen. Da müssen wir besser aufpassen!" lässt den Kinder auch noch die Umsetzung frei. Im schlimmsten Fall folgen alle Kinder und du hast dann 6 Verteidiger! Dagegen ist in meinen Augen nichts einzuwenden. Darin sehe ich aber auch keine Manndeckung im eigentlichen Sinn.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

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    - (Quelle: paderball.com)

  • @totog


    Spezialaufgabe ist relativ einfach. Der entsprechende Spieler wird darauf aufmerksam gemacht, dass Spieler X sehr stark ist und man auf ihn besonders aufpassen muss. Ab welchem Alter das umsetzbar ist, weiß ich nicht, spätestens aber ab junger E. Bei G und F müsste man das testen, ich persönlich hätte aber weder Zeit noch Lust, andere Mannschaften im Vorfeld zu untersuchen, ob es da einen starken Spieler gibt. Aber wenn es sich während eines Turniers aufdrängt, ist es eine Idee wert. Mir wäre es aber völlig egal, ob das nun funktioniert oder nicht...

    Umsetzen liesse sich das schon ab der jüngeren F. Es ist halt eine Frage, ob man es will.


    Und wenn man sich z.B. daran erinnert, dass im letzten Spiel gegen den selben Gegner der "Star" der gegnerischen Mannschaft arge (natürlich sportliche) Probleme mit einem eigenen Spieler hatte und man weiß, dass dieser "Star" immer über rechts kommt (Stichwort: fehlende Rotation), dann stellt man den eigenen Spieler schon ganz gern auf dieser Seite auf. Einfach um das Spiel ein wenig ausgeglichener zu gestalten...

  • Möchte da keinem persönlich zu Nahe treten. Auch hier gibt es wieder kein Richtig oder Falsch...

    Als Trainer ist es doch meine Aufgabe, den Kindern/ Spielern-egal in welchem Alter- Hilfestellung zu geben. Und wenn ich se darauf hinweise, das da die Nr. 7 schon drei Tore gemacht hat....und die Spieler besonders auf den aufpassen und stören sollen....wo ist denn da das Problem?
    Es hört sich hier grad so an, als wenn der Trainer nur Zuschauer sein darf!

    Jo, Hilfestellung geben, wenn Hilfe nötig ist. Das ist vollkommen ok. Darum geht es ja in den Spielen: Kinder sammeln Erfahrungen, wir Trainer helfen. Das was du beschreibst ist für mich eine Soforthilfe. Die hilft den Kids kurzfristig. Hilft es den Kindern auch langfristig?


    Ich frage die Kinder bei Auswechslungen und in der Halbzeit: Was lief gut, was lief nicht so gut? Dann frage ich sie nach Lösungen. Im Idealfall, haben sie die Lösung selbst parat, wenn nicht, helfe ich ihnen auf die Sprünge und weiter geht's...


    Ein Auszug aus unserem, zusammen ausgearbeiteten, Matchplan:


    - Gemeinsam Gegentore verhindern und Tore erzielen! -> weil Spieler hinten oder vorne keine Unterstützung hatten
    - Wir wollen den Ball erobern, damit der Gegner nicht schießen kann! -> die Gegner schießen soooo stark!
    - Wir brauchen den Ball um Tore zu erzielen! -> Wir haben erste HZ kein Tor geschossen.
    - Einer geht immer auf den Ballführenden! -> Der Spieler XY ist soooo gut.
    - Spieler in Ballnähe helfen, wenn's nötig ist! -> bei schnellen, technisch oder schußstarken Gegenspielern (der Spieler XY ist soooo gut)


    Fragwürdig finde ich es, wenn ich vor dem Spiel eine Gegneranalyse betreibe und im Spiel einen festen Manndecker abstelle. Fragwürdig deshalb, weil mich das Motiv dahinter interessiert. Welche Spielphilosophie steckt dahinter? Nehme ich dem Manndecker-Kind nicht die Freiheit im Spiel? Stört es das eigene Spiel nicht, wenn ich mit einem Mann weniger spiele?


    Gruß,
    sb

  • Muss der Gegner dafür sorge tragen, das der Gegner trifft ? Diese Spielphilosophie verstehe ich nicht so ganz ?!


    Ich bin bald in der F und versuche meinen "Hüpfern" Ballorientiertes spiel näher zu bringen und die Teamorintierung.
    Es gibt bei uns nicht "den" einen Star, sondern ein Team! Manndeckung ist antiquiert und nimmt tatsächlich einen
    Spieler komplett raus. Wieviel Spaß das dann macht, kann man sich vorstellen...wenn mein Team sagt "Aber die sind so gut"
    antworte ich "Ihr seid doch selber so gut" ;) Ich versuche ihnen die Angst und sorgen zu nehmen und Spielspaß zu vermitteln.


    Erst ab der F Jugend kommt langsam echtes taktisches Spielen mit Räumen und auch eher in der späten F bzw jungen E.
    Manndeckung wirds aber auch da bei mir nicht geben!

  • Das heißt du gibst Manndeckung aus?
    [/quote]



    Wie kommst du darauf?
    Ab gesehen davon hätten meine Spieler keine Ahnung was das sein sollte:-)


    Beispiele wurden inzwischen schon schöne gegeben, auch von Dir, dem schliesse ich mich an.


    Was ich jedoch letzten Samstag in einer ähnlichen Situation gemacht habe war das Gegenteil: Wir waren deutlich unterlegen gegen die massiven Gegner, da hab ich meinem jüngsten und zierlichsten Verteidiger nach vorne geschickt. Und siehe da, der Rest hat sich wie geplant neu formiert!

    Grüße von der Ersatzbank

  • "Vollstrecker-Qualitäten"

    Ich glaube, Bambinies haben weder Vollstrecker- noch Manndecker-Qualitäten? Das ist dann wohl eher der Wunsch von Trainern und Eltern. Wenn es nach den Bambinies geht, dann wollen sie Spaß beim Hinterherjagen nach dem Ball, denn viele Regeln kennen sie noch nicht! Für sie zählt auch noch nicht das Ergebnis, sondern nur das Erlebnis. Denn wenn man sie wenige Stunden nach einem Spiel fragt, dann bekommt man im Regelfall mindestens 3 Antworten:


    1. Ja, wir haben gewonnen
    2. Ja, ich war der Beste
    3. Ja, ich will Nationalspieler werden


    Dabei lügen die Bambinies nicht einmal. Es ist ihre Form der Wahrnehmung, die uns Erwachsenen verloren gegangen ist, weil wir verlernt haben zu Spielen. Für uns zählt nicht der Sieg allein, sondern gleichfalls die Niederlage des Gegners! Dem Kind gehts lediglich um seine Erfolgswahrnehmung, die in jeder einzelnen Szene stattfindet, an der es beteiligt ist.


    Soory, aber mit den Maßstäben des Erwachsenenfussballs wird man den Geheinmissen des Kinderfussball nicht nahe genug kommen, um zu erkennen, wofür sich gelobt und wofür sie getröstet werden wollen.


    Schau dich bitte auch mal im Forum ein wenig bei den Bambini und dem Fairplay-Fussball um. Dort wirst du sicher auf viele deiner Fragen sehr gute Antworten finden.

  • @TW-Trainer, natürlich haben auch Bambini "Vollstrecker-Qualitäten". Und es gibt auch bei Bambini Leistungsunterschiede, es gibt mutige und ängstliche, schnelle Energiebündel und kleine "Tollpatsche". Natürlich relativiert sich manches in der Entwicklung der Kinder. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass alle spielen müssen.Und dass ich die großen Spiele bei uns im Training kritisch sehe, habe ich ja schon gesagt. Und dass das alles letztlich ein Zeitvertreib, ein Hobby ist und in erster Linie Spaß bringen sollte, ist doch selbstverständlich. Wobei zum Spaß eben auch die Lust am Wettkampf und die Freude am Lernen gehören, das muss man ja auch sehen.


    Nehmen wir die von mir genannten Parameter als gesetzt, bleibt trotzdem die Tatsache, dass es große Unterschiede bei den Kiddies gibt, der eine das besser kann, der andere jenes. Ich sehe nicht, warum man das nicht anerkennen darf, und ich sehe erst recht nichts, was daran schlimm ist.


    Ich war selber erstmal sehr erstaunt über die Aussage, dass unser Junge ja sehr "rangenommen worden wäre" und meine spontane Reaktion im Gespräch war, dass es sowas bei G-Jugendlichen doch noch nicht gäbe. Beim Drübernachdenken hat sich aber die Aussage zumindest in zwei Spielen bestätigt, beide gegen Mannschaften aus der größten Stadt der Region und beides sehr enge Spiele. In einem Spielen waren immer mindestens zwei, i.d.R. drei Spieler auf unserem Jungen drauf. Im andern Spiel war zu beobachten, dass sich die Nummer 8 besonders unseres Jungen angenommen hat (das war tatsächlich "Manndeckung").


    Bei der "Manndeckung" durch die Nummer 8 halte ich es auf jeden Fall für möglich, wenn nicht wahrscheinlich, dass das vom Trainer so instruiert wurde. Der Trainer hat auch sonst konservativ aufgestellt.


    Ich werde das jdflls. weiter beobachten, bin da ja jetzt für sensibilisiert. Vielen Dank erstmal für eure Meinungen hierzu!

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • Und es gibt auch bei Bambini Leistungsunterschiede, es gibt mutige und ängstliche, schnelle Energiebündel und kleine "Tollpatsche".

    Diese Eigenschaften gibt nicht nur bei den Bambinies, sondern selbst im Erwachsenenbereich komen Platzhirsche und Mitläufer vor!


    Jedoch bedarf es für den fussballspezifischen Begriff eines Vollstreckers notwendigerweise eine vorherige Ausbildung, damit aus dem mehr oder weniger häufiger vorkommenden Zufall, dass das Tor getroffen wurde und der Torwart nicht schnell genug beiseite springen konnte, eine erfolgreich reproduzierbare Strategie wird. Hierbei ist es wichtig, dass der Spieler ein umfangreiches Verständnis entwickelt, wann ein Torabschluß lohnt, ggf. dafür ein finales Dribbling eingeht und wann man zum besser plazierten Mitspieler paßt!


    Desweiteren kommt im Fussball (aber nicht nur dort) auf den Trainer die Aufgabe zu, das Kind durch mentale Unterstützung zu helfen, seine anfangs noch größere Angst aufgrund des geringen Erfahrungsschatzes nach und nach zu reduzieren.


    Ob es irgendwann zum "Vollstrecker" wird, kann man zwar hoffen, aber eine erfolgreiche Prognose ist auf Basis der noch bevorstehenden langen Entwicklungszeit immer schwierig!


    Schlleißlich macht auch das individuelle Verständnis, was ein Vollstrecker sei, eine Diskussion darüber schwierig. Für den Einen ist es der Mittelstürmer in der 3. Kreisklasse, für den Anderen jedoch erst, wenn der Angreifer auch in deutlich stärkeren Teams mit Auswahlcharakter seine "Vollstrecker-Qualitäten" unter Beweis stellen kann.


    Gerade bei den Anfängern im Vereinsfussball besteht die Gefahr, dass man schon sehr viel mehr darin sehen möchte, als tatsächlich schon einigermaßen präzise beschrieben werden kann.


    Aber du bist ja nun sensibilisiert! Also lass es einfach mal auf die zukommen und dich überraschen! Eines kann ich dir aber schon jetzt versprechen: langweilig wird es nicht :P !

  • Das wusste ich nicht, dass "Vollstrecker" schon ein Fachterminus ist, ich hatte den Ausdruck immer ehr im Stammtisch-Jargon angesiedelt :P

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • ich hatte den Ausdruck immer ehr im Stammtisch-Jargon angesiedelt

    An Stammtischen gibts ja auch den Fachmann mit "Fernseh-Bundestrainer-Lizenz"!


    Allerdings beschäftigt sich dieses Forum eher weniger mit Stammtisch-Parolen, sondern bemüht sich vornehmlich um die Verbesserung des Nachwuchsbereichs. Hier tauschen sich vornehmlich Trainer, aber auch Eltern, seltener Funktionäre und Aktive aus.


    Wer sich als Vater mit dem Jugendfussball beschäftigt, der hat die einmalige Chance, sich das Beste aus dem modernen Fussball auszusuchen, um ihn ein zweites Mal für sich zu entdecken. Auch wenn der Spruch von Uwe Seeler: "Das Geheimnis im Fussball ist der Ball" schon sehr alt ist, wird man erneut für sich feststellen, dass es noch vieles gibt, was man so noch nicht kennt!


    Im Nachwuchs-Fussball geht es um Entwicklungsphasen, nicht um Merkmale (z.B. Vollstrecker) mit Entgültigkeitscharakter. Und bei den Bambinies geht es noch nicht wirklich um Fussball, sondern um Bewegungsspiele, bei denen der Ball schon mal dabei sein darf!

  • Heute war noch einmal und jetzt auch das letzte Turnier zum Saisonabschluss. Ich habe dabei besonders auf das Thema "Manndeckung" bzw. Abwehrverhalten im G-Jugend-Bereich geachtet. Mir ist da eigtl. in Bezug auf das hier von mir eingebrachte Thema nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Lediglich der Trainer der uns mittlerweile wohlgekannten Stadtmannschaft (drei Spiele gegen sie in drei Wochen) hat immer wieder seine Spieler auf "den mit der Mütze" hingewiesen – unser Sohn war der einzige mit Mütze. Aber es war nicht so, dass sich da einer seiner Spieler speziell um unseren Jungen gekümmert hat.


    Ein wichtiger Punkt in Bezug auf meine Erfahrungen am letzten Wochenende ist vllt., dass es gegen zwei Mannschaften der größten Stadt unserer Region ging. Dort gibt es natürlich relativ viele Vereine auf kleinem Raum und die fußballbegeisterten Kinder haben entsprechend die Auswahl. Ich denke daher, dass dort daher auch die Konkurrenz und der Erfolgsdruck noch einmal größer ist. Ich kann mir vorstellen, dass sich diese Grundsituation auch auf die Spielweise auswirkt und da einfach schon von daher ein aggressiveres Defensivverhalten zur "Normalität" gehört.

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)