Spielgemeinschaft gründen - was spricht dafür/dagegen

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  • Moin Trainerkollegen,
    kurz vorweg: Ich hätte das Thema auch in Sozialverhalten oder Spielbetrieb unterbringen können. Da es sich aber in meinem Fall nun um eine Frauenmannschaft handelt und hier bekanntlich die Uhren anders ticken können, habe ich mich entschieden das Thema hier zu eröffnen. Folgendes Problem stellt sich mir gerade:


    Die Saison geht nun in drei Wochen zu Ende und wir stehen vor dem Aufstieg. Spielerisch ist mein Team für die derzeitige Liga viel zu stark. Was sich in der Tabelle bemerkbar macht. Von 22 Spielen werden wir am Ende 20 gewonnen haben und ein Torverhältnis von ca. 150 zu 20 haben. Es gibt ein zwei Teams bei denen es wirklich zu niveauvollen Spielen kommt. Aus meiner Sicht und auch die der Mannschaft macht der Aufstieg dementsprechend erstmal Sinn. Aber... mir fehlen Spielerinnen. Derzeit liegt meine Kaderstärke bei 13 Spielerinnen, die alle sehr verlässlich sind. Klar hier und da mal nen Ausfall wegen Arbeitszeiten und usw. zusätzlich kann ich auf drei Spielerinnen (auch sehr verlässlich) aus der B zurückgreifen, die im Sommer auch in die Frauenmannschaft aufrücken. Sprich nächste Saison habe ich einen Kader von 16 Spielerinnen plus die Möglichkeit auf dann sieben Spielerinnen der B-Juniorinnen zurückzugreifen. Natürlich ist das erstmal nur eine Aussage über die Quantität, ob es qualitativ funktioniert ist natürlich eine andere Geschichte und das müssten wir in der Vorbereitung erstmal sondieren.


    Soweit unsere Lage ... Nun ergibt sich folgende Möglichkeit, die Frauenmannschaft unseres Nachbardorfes löst sich zum Saisonende auf und sechs Spielerinnen würden gerne zu uns wechseln. Wir spielen in der gleichen Klasse und bei so zwei, drei Spielerinnen sehe ich das Potential, dass sie sich bei uns durchsetzen könnten und auch wichtig für die neue Liga werden könnten. Der Rest wird es schwer haben, sich in diesem Kader überhaupt durchzusetzen. Das betrifft aber auch dann natürlich einige von meinen Spielerinnen.


    Von den wechselwilligen Spielerinnen wird nun in den letzten Wochen immer wieder das Thema Spielgemeinschaft in den Umlauf gebracht. Dieses kommt aber von den Spielerinnen und nicht vom Verein selbst. Und hier scheiden sich nun die Geister. Zum einen ist unser Verein in der Mädchenriege bestens aufgestellt, alle Jahrgänge sind überbesetzt und aufgrund guter Jugendarbeit wechseln immer mehr Jugendspielerinnen zu uns. Wenn alles so weiterläuft, werden wir wahrscheinlich in der Lage sein übernächste Saison eine zweite Frauenmannschaft bilden zu können. Anders sieht es beim Nachbarverein aus. Außer einer D-Juniorinnen-Mannschaft gibt es dort nichts weibliches mehr.


    Aus meiner Sicht macht eine Spielgemeinschaft nur Sinn, wenn diese auf Jahre ausgelegt ist und alle beteiligten Vereine davon profitieren können. Für uns sehe ich da gerade nur den einen Vorteil, dass mit diesen zusätzlichen sechs Spielerinnen sich die Bildung einer zweiten Mannschaft nächstes Jahr einfacher gestalten könnte. Ansonsten sehe ich für mich nur die Möglichkeit, kurzfristig drei gute und erfahrene Spielerinnen bekommen zu können. Wir wären aber auch nicht unbedingt auf diese angewiesen. Auf der anderen Seite denke ich aber auch daran, dass ein Kader von 21-22 Spielerinnen zu groß ist und man nicht für ausreichend Einsatzzeiten sorgen kann um alle Spielerinnen bei der Stange zu halten. Somit werde ich damit rechnen müssen, das mir einige Spielerinnen im Verlauf der Saison abspringen werden. Hinzu kommt natürlich auch noch die Frage, wie sich die neuen in die Mannschaft integrieren werden. Für unseren Nachbarverein sehe ich eigentlich derzeit keinen Vorteil.


    Für mich stellt sich nun die Frage, will ich diese Spielerinnen unbedingt haben und gehe ich eventuell unter vorgehaltener Pistole eine Spielgemeinschaft ein oder vertrete ich den Standpunkt wir sind nicht auf euch angewiesen, sondern bieten euch nur die Möglichkeit weiter eurem Hobby nachzugehen. Im Endeffekt ist es mir aber egal welchen Namen das Kind in der nächsten Saison trägt. Ich würde aber gerne vorab eure Meinungen dazu hören bzw. lesen und vielleicht weitere Argumente für und gegen Spielgemeinschaft sammeln.

  • Spielgemeinschaften sind aus meiner Sicht nur dann interessant, wenn man selbst langfristig nicht in der (in Ausnahmefällen etwa im höheren Jugendbereich auch mal kurzfristig) nicht in der Lage ist, eine eigene Mannschaft zu stellen. Wenn das nicht der Fall ist führt es in der Regel nur zu zusätzlichem Organisationsaufwand und zu Reibereien. Meines Erachtens ist euer Verein doch hier in einer guten Position. Wenn der andere Verein keine Mannschaft stellen kann werden dortige Spielerinnen, die weiterspielen wollen, zu euch kommen.


    Man kann natürlich eine Spielgemeinschaft auch dahingehend ausnutzen, dass der eigene Verein davon profitiert und der andere Verein mehr oder weniger nur zahlt. So eine Spielgemeinschaft hatte unser Verein einige Jahre als schwacher Partner. Das hat sich dann allerdings schnell aufgelöst, als wir die Rollenverteilung angleichen wollten und das Ganze hat zunächst mal, vorsichtig formuliert, nicht unbedingt zu einer Verbesserung des Verhältnisses zwischen den beiden Vereinen geführt.

  • Eine Spielgemeinschaft gründet man nur, wenn man für ein Team zu wenige Spieler hat.


    Man gründet sie nicht, um sich personell zu verstärken!


    Das habe ich so in den entsprechenden Statuten mal irgendwo gelesen, jedenfalls glaube ich, dass das so richtig angegeben ist. Die Angabe ist von mir ungeprüft.


    Habe ich damit recht, wird der Antrag auf Spielgemeinschaft abgelehnt werden. Diejenigen die den Antrag bearbeiten würde nämlich schnell feststellen, dass ausreichend viele Spielerinnen im Verein angemeldet sind und eine Spielgemeinschaft dann somit nonsens wäre.


    Entsprechend würde es sich um legitimes Abwerbegeschäft handeln und mit normalen Vereinswechseln einhergehen.

  • @fak
    sehe ich genauso. Für mich persönlich scheint es den betroffenen eher darum zu gehen, das sie den Verein nicht wechseln müssten und dessen Name weitergeführt wird. Ich für meinen Teil sehe es nach dem Motto 'viele Köche verderben den Brei'. Denn im schlimmsten Fall sehe ich die Möglichkeit, dass sich der Nachbarverein meint sich bei uns einmischen zu können.


    Natürlich sind wir, wie du sagst, bestens aufgestellt und nicht unbedingt auf diese Spielerinnen angewiesen. Zum einen weiß ich die besseren Spielerinnen aber lieber bei mir als in einem der anderen Nachbarvereine. Zum anderen hab ich auch noch das Problem, dass bei einem Aufstieg wir teilweise Fahrtzeiten von einer Stunde haben und da Frauen meist eher im Einzelhandel, Pflege oder sonstiges arbeiten, kann ich momentan eher schlecht abschätzen wie sich das dann mit den Spielen samstags nachmittags gestaltet.



    @Andre
    Das was du schreibst trifft sicherlich auf unseren Verein zu. Aber nicht auf den anderen Verein, da die Mannschaft ja aufgrund Mangels an Spielerinnen zum Saisonende auflöst und nicht für die nächste Saison gemeldet wird.


    Mag vielleicht bei euch in NRW auch anders sein, aber hier ist es sogar möglich, dass nur die zweite Mannschaft eine SG bildet. Diese Saison bei uns gehabt, "SV Verein A" und die "SG Verein B/Verein A 2" ... oder das drei Vereine eine SG bilden nur damit zwei der Vereine in unserem Kreis mitspielen können und somit kürzere Fahrtzeiten haben.


    Übrigens habe ich diesbezüglich auch schon mit unserem Staffel- und Bezirksleiter geredet. Auch hier wurde gesagt es gäbe die zwei Möglichkeiten eines Vereinswechsels oder einer Spielgemeinschaft.


    ---

  • @teenay


    Die Gedanken, die du dir machst, sind zum größten Teil richtig und wichtig! Allerdings, du sagst es selbst, ticken die Uhren bei den Mädchen und Frauen ein wenig anders.


    Deshalb ist es zu allererst wichtig, ob sich die Mädchen/Frauen des Nachbarvereins, der sich auflöst überhaupt mit deinen Mädels vertragen. D.h. wenn Zickenkrieg zu erwarten ist, dann braucht man sich gar keine weiteren Gedanken. Denn im Nullkommanix artet soetwas in Grabenkriege aus und eine Mannschaft spaltet sich in einzelne Grüppchen, denn die Interessen Einzelner stehen weit über dem der Mannschaft.


    Ein Gedanke fehlt mir bei dir noch. Selbst, wenn der Frauenfussball sehr viel preiswerter ist als der der Senioren. Aufstiege bedeuten weitere Fahrtstrecken und insgesamt höhere Mannschaftskosten. Diese Kosten können durch 2 Vereine besser getragen werden, als wenn man hinter dem lieben Geld bei einem Vorstand betteln gehen muß.


    Bei der aktuellen und zukünftigen Mannschaftsstärke muß man nicht nur den Altersdurchschnitt, sondern auch deren Berufe berücksichtigen. Befinden sich darunter Abiturienten, Studenten, Wechchselschicht-Arbeiterinnen, so kann man diese Spielerinnen nicht so einplanen wie "normale" Auszubildende und Berufstätige. Dadurch kann sich das Mannschaftsgefüge wie auch das Leistungsniveau rasch verändern.


    Wichtig wäre desweiteren die Information, in welche Liga ihr aufsteigt. Denn bei den Frauen sind die Leistungssprünge teilweise enorm groß. Selbst auf Kreisliga-Ebene tummeln sich ehemalige Regionalliga-Spielerinnen, die sich aus unterschiedlichen Gründen etwas kürzer treten möchten. Was ich damit sagen will: in den unteren Ligen mag es reichen, wenn man ein paar Mädels hat, die mit dem Ball schneller rennen können, als die Gegnerinnen. In der nächsthöheren Liga ist dieser Vorteil weg, weil dort alle Gegnerinnen so schnell sind, wie eure Schnellen.


    Wenn ihr gar keine 2. Frauenmannschaft habt, dann solltet ihr diese anstreben! Denn für den Fall, dass ihr mit nur einer Mannschaft auf- und gleich wieder absteigt, besteht die Gefahr, dass das Team dann auseinander fällt. Doch bevor sich die einzige Mannschaft auflöst und für die B-Juniorinnen im eigenen Verein keine Spielmöglichkeit mehr besteht, sollte man mit einer zweiten Mannschaft gemeinsam sportliche Zukunftspläne schmieden können. Eine Spielgemeinschaft steht da meist auf solidieren Füßen! Denn durch sie wird das Niveau insgesamt angehoben. Vielleicht gibt es im Nachbarverein ja auch Spielerinnen, die gerne kicken würden. Jedoch fehlt es dort an Angeboten, die aber mit einer Spielgemeinschaft gemacht werden könnten.


    Was ich damit sagen will ist, das eine Frauen- und Mädchenspielgemeinschaft fast immer für beide Vereine Vorteile bringt. Es gibt jedoch eine Reihe anderer Gründe, wie die im Junioren- oder Seniorenbereich. Wenn es etwas werden soll, dann sollte daraus eine Abteilung werden, in der es einen Vorsitzenden und Vorstandsmitglieder aus beiden Vereinen gibt. Denn bei einer Doppelfunktion würde eigentlich immer der Mädchen- und Frauenfussball vernachlässigt, weil es weniger Unterstützer hierfür gibt. Es macht durchaus Sinn, als mitgliederstärkerer Verein auf den Nachbarverein zuzugehen, weil der Nachbarverein ohne diese Initiative vermutlich den Frauen- und Mädchenfussball ganz abmeldet und eine spätere Reaktivierung schwieriger würde. Das wichtigste ist aber, dass die "Chemie" mit den neuen Kolleginnnen stimmt! Schiebt es dann aber nicht auf die lange Bank. Denn je besser euer Konzept, je erfolgreicher ist euer gemeinsamer Start.

  • Das ist die Theorie, allerdings wird dann doch meistens den Spielgemeinschaften stattgegeben, wenn die SG schon länger besteht oder nur einer der beiden Vereine Personalsorgen hat. Die Anzahl der Pässe sagt nichts über die Anzahl tatsächlich spielender Aktiver aus. Solange die Zahl der Mannschaften pro Altersklasse in Summe nicht "2" überschreitet, wird wohl keiner was dagegen haben.

  • Ich selbst bin auch Trainer einer SG (U12), funktioniert ausgezeichnet.
    Der Grund war das weder "meine" Mannschaft noch der Rest der anderen Mannschaft hätten
    alleine einen Meisterschaft spielen können.


    In deiner Situation käme eine SG überhaupt nicht nicht in Frage,
    1. Ihr könnt ohne den anderen Verein den Spielbetrieb aufrecht erhalten
    2. Du hast bei ev. Problemen mit Spielern auch noch den anderen Verein als Gegenpol, das hast du nicht wenn sie deinem eigenen Team/Verein angehören.
    3. Obwohl die Spieler von dem anderen Verein bei dir trainieren und du bzw. euer Verein die ganze Arbeit habt bekommt ihr keinen Mitgliedbeitrag....


    lg

  • Habt Ihr schon mal über die Nutzung eines Zweitspielrechts nachgedacht?


    Würde ich euch auch empfehlen. Ist der einfachste Weg.


    Die SpielerInnen bleiben im Verein und bekommen lediglich einen Aufkleber auf den Pass, dass man in der Saison 15-16 ein Zweitspielrecht für diesen Verein hat.


    Relativ einfach zu beantragen. Als Begründung reicht immer, dass der andere Verein keine Mannschaft zusammen bekommt; somit schließt man sich vorübergehend dem anderen Verein an

  • @Karl


    Es geht hierbei nicht nur um die Spielerinnen, sondern darum den Mädchen- und Frauenfussball dort auf "breitere Füsse" zu stellen. Denn bei den Mädels kommt es leider häufiger mal zu Mißverständnissen, die in Nullkommanix zu einem Flächenbrand ausarten. Selbst Abstiege können ein Chaos auslösen, wenn man sich über Schuld und Unschuld in die Haare bekommt.


    Wer da keine 2. Mannschaft hat, aus der er vorübergehend Spielerinnen bekommen kann, der schwebt auf dünnem Eis.


    Wenn man sportlich weiterkommen will, geht das im Frauenfussball häufig nur über Kooperationen mit anderen Vereinen. Die Mädels wechseln übrigens nicht so leicht den Verein wie wir Männer! Dafür hören ist eher mal auf, statt sich bei anderen Vereinen anzubieten.


    Wie gesagt, man kann den Mädchen- und Frauenfussball kaum mit dem der Jungen und Senioren vergleichen.

  • TW-Trainer:


    @teejay schrieb: "Soweit unsere Lage ... Nun ergibt sich folgende Möglichkeit, die Frauenmannschaft unseres Nachbardorfes löst sich zum Saisonende auf und sechs Spielerinnen würden gerne zu uns wechseln."


    Da der andere Verein selbst das Thema Spielgemeinschaft nicht anspricht und schon seine Frauenabteilung in den Sand gesetzt hat, sehe ich keinen Vorteil für @teejay's Verein in einer Spielgemeinschaft. Die 6 Spielerinnen wollen spielen und kommen wohl auch so, wenn keine SG zustande kommt. @teejay schreibt, dass sein Verein im Gegensatz zum Nachbarverein sehr gut aufgestellt ist und wohl auch nicht unbedingt auf diese Spielerinnen angewiesen wäre.

  • Ein Gedanke fehlt mir bei dir noch. Selbst, wenn der Frauenfussball sehr viel preiswerter ist als der der Senioren. Aufstiege bedeuten weitere Fahrtstrecken und insgesamt höhere Mannschaftskosten. Diese Kosten können durch 2 Vereine besser getragen werden, als wenn man hinter dem lieben Geld bei einem Vorstand betteln gehen muß.

    Die Fahrtkosten steigen kaum. Wir reisen jetzt schon über 500km zu den 11 Auswärtsspielen. Bei fünf Gegnern sind wir knappe 40-45min unterwegs. Gerade mal 3 Vereine liegen im Umkreis von 10km. Ich würde mal grob schätzen das wir bei einem Aufstieg 600-650km bei 11 Spielen fahren würden. Vielleicht 3 Spiele bei denen wir grob eine Stunde unterwegs sind.

    Habt Ihr schon mal über die Nutzung eines Zweitspielrechts nachgedacht?

    Jap hab ich mich schlau gemacht ... wird bei den Erwachsenen nur erteilt wenn beide Vereine 100km voneinander entfernt sind. Ansonst


    In deiner Situation käme eine SG überhaupt nicht nicht in Frage,1. Ihr könnt ohne den anderen Verein den Spielbetrieb aufrecht erhalten
    2. Du hast bei ev. Problemen mit Spielern auch noch den anderen Verein als Gegenpol, das hast du nicht wenn sie deinem eigenen Team/Verein angehören.
    3. Obwohl die Spieler von dem anderen Verein bei dir trainieren und du bzw. euer Verein die ganze Arbeit habt bekommt ihr keinen Mitgliedbeitrag....

    Jip genau das ist momentan auch meine Argumentationskette...


    Da der andere Verein selbst das Thema Spielgemeinschaft nicht anspricht und schon seine Frauenabteilung in den Sand gesetzt hat, sehe ich keinen Vorteil für @teejay's Verein in einer Spielgemeinschaft. Die 6 Spielerinnen wollen spielen und kommen wohl auch so, wenn keine SG zustande kommt. @teejay schreibt, dass sein Verein im Gegensatz zum Nachbarverein sehr gut aufgestellt ist und wohl auch nicht unbedingt auf diese Spielerinnen angewiesen wäre.

    Jip dem ist so. Der Nachbarverein hat schon zu dieser nun auslaufenden Saison die noch vorhanden B-Mädchen (spielten vorher in einer SG) in die Frauen übernommen. Es besteht sonst dort nur noch eine D-Mädchen. Die ab nächster Saison aber auch auf eine SG angewiesen ist. Also sehe ich da auch über Jahre nichts nachkommen.

  • @teeney


    Hört sich nach ner Kreisliga an. Da geht das vielleicht noch so, wie du beschreibst. Da könntet ihr einfach die 6 Mädels vom Nachbarverein zum Probetraining einladen und die, die euch sportlich weiterhelfen und auch nicht rumzicken, aufnehmen.


    Aber spätestens, wenn es in den Leistungsfussball weiter hoch geht, steigen die Kosten. Teurere Ligaanmeldung, Schiedsrichter(-gespanne), Trainingsequipment, Fahrtkosten bzw. Fahrdienst für auswärtige Spielerinnen, usw. Irgendwann bekommt man auch keine Trainer mehr, die es kostenlos machen. Kaum ein Verein hat entsprechende Mädchentrainer und Teams, die auf diesem Niveau nahtlos in den Frauenbereich wechseln können. Wer da keinen zuverlässigen Sponsor hat, dem geht schnell die Puste aus.


    Die Chance, sich sportlich "breiter" aufzustellen, bekommt man nicht häufig im Frauenbereich. Denn allzuhäufig verhindert das "Kirchturmdenken" in den Vereinen einen partnerschaftlichen Zusammenschluß. Will man jedoch nachhaltige Weiterentwicklung fördern, dann müssen zunächst einmal die Strukturen dafür geschaffen werden. Ob das durch einen Zusammenschluß im Mädchen- und Frauenbereich mit eurem Nachbarverein der Fall ist, das läßt sich beim besten Willen ohne tiefere Kenntnisse nicht sagen. Insbesondere wäre wichtig, inwieweit man dort bereit ist, sich mehr Gedanken über weibliche Mitglieder zu machen, um den Rückgang männlicher Mitglieder aufgrund des demografischen Wandels zu kompensieren. Gerade in einem Flächen-Bundesland wie Niedersachsen ist der Rückgang außerhalb der Städte enorm. Wer sich hier keine Gedanken über die Zukunft macht, der wird schon bald mit oder ohne weibliche "Restmitglieder" die Stadionschlüssel dem ortsansässigen Schützenverein übergeben dürfen.

  • Insbesondere wäre wichtig, inwieweit man dort bereit ist, sich mehr Gedanken über weibliche Mitglieder zu machen

    woanders ist man schon weiter...


    Zitat von Zeitung

    Während beim FIFA-Verband ältere Herren im Strudel analoger Korruption versinken, spielen bei FIFA 16 bald die Damen digital auf: 12 Frauen-Nationalteams sollen in dem kommenden Titel spielbar sein.


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Um das Thema mal zum Abschluss zu bringen. Zwischenzeitlich haben wir uns mal mit den Spielerinnen und Trainer des anderen Vereins zusammengesetzt. Im Vorfeld hatten wir noch mal die Meinung unseres Vorstandes, Jugendkoordinators und der Jugendobmänner eingeholt. Hier wurde die Meinung vertreten, da in anderen Bereichen unseres Vereins auch schon eine Kooperation mit dem Nachbarverein läuft, dass eine SG bei den Frauen für die Zusammenarbeit sinnvoll wäre.


    Nun hatten wir dieses Treffen ... Überraschung ... aus den vorher genannten 5-6 Spielerinnen sind es nun 8-9 geworden. Das Gespräch dauerte so ca. 1,5 Stunden und wir haben mehrmals darauf hingewiesen, dass es bei einem Kader von 24-25 Spielerinnen zwangsläufig früher oder später Probleme geben wird. Ich weiß nicht, ob sie das in dem Moment nicht verstehen konnten oder wollten. Wir haben uns dann, ohne irgendwelche Zusagen oder Versprechen zu geben, etwas Bedenkzeit erbeten. Letztlich haben wir uns gegen eine Zusammenarbeit entschieden. Zum einen sehen wir die Kadergröße als problematisch an, zum anderen müssen wir erstmal an unsere eigenen Spielerinnen denken und zusehen das diese spielen.


    Unser Nachbarverein wills es nun mit einem anderen Verein in unserer Nachbarschaft versuchen. Da dieser einen kleineren Kader wie wir haben, mag das auch sinnvoller sein. Wenn die beiden Teams zusammenfinden, wird es auch keine schlechte Truppe werden. Problematisch sehe nur: Der Frauenfussball wird in beiden Vereinen kaum beachtet, sollte das Projekt in die Hose gehen, stehen wohl beide Vereine ohne Frauenmannschaft da.

  • @teejay


    Eure Mannschaft scheint wohl die absolute Ausnahme im Frauenfussball zu sein? Für ein Seniorenteam im Breitensport wäre die genannte Kadergröße sicherlich zu groß, aber für ein Frauenteam eine eher normale Kadergröße in der Startphase. Denn hier gilt es für den Trainer ein wenig anders zu planen, als in einem Seniorenteam.



    In einem "normalen Frauenteam im Breitensport" kann man die Spielerinnen in 3 Kategorien unterteilen:


    1. Kategorie A: zuverlässige Spielerinnen (ca. 30 %)
    Das ist die Spieler, die nur bei wichtigem Grund (wirklich krank, ernsthaft verletzt, dringende Abwesenheit wegen Schule, Beruf, Familie) fehlen und ansonsten immer beim Trainng und den Spielen sind.


    2. Kategrorie B: teilweise zuverlässige Spielerinnen (ca. 30 %)
    Die Entscheidung zur Teilnahme am Training und den Spielen hängt davon ab, ob auch die Freundin/nen dabei sind. Das Wetter oder alternative Events, sowie gerade kein Bock auf Training können ebenfalls Entscheidungsfaktoreen sein. Sportlicher Erfolg der Mannschaft oder Verpflichtung durch Zusage für eine Saison sind für diesen Typ von Spielerin Fremdwörter. Denn eigene Interesse liegt stehts weit über dem der Mannschaft. Da kann es auch schon mal vorkommen, dass man in der Halbzeitpause bei einem deutlichen Spielrückstand unter dem Vorwand geht, man müsse sofort Dringendes erledigen. Ein Teil aus dieser Gruppe wechselt den Verein, weil es woanders viel toller ist und weil ja die anderen Spielerinnen und der Trainer die eigenen Leistungen nicht richtig zu würdigen wissen. Die Beteiligung bei den Spielen ist allerdings höher als beim Training. Das kann dann leicht zu Zoff führen, wenn andere Spielerinnen mit mehr Trainingsbeteiligung dafür auf der Reservebank sitzen, weil die Trainerentscheidung nach individueller Spielerleistung erfolgt. (Als Trainer heißt das: du hast zwar verloren, aber trotzdem alles richtig gemacht, weil du schlechtere Spielerinnen mit häufigerer Trainingsbeteiligung hast spielen lassen.)


    3. Kategorie C: unzuverlässige Spielerinnen (ca. 30 %)
    Diese Gruppe besteht aus Spielerinnen, die sich heute für den Fussball und morgen für etwas Anderes begeistern können. Zunächst kommen noch Absagen mit irgendwelchen Ausreden, dann gibts Pauschalabsagen. Die Teilnahmefrequenzen werden immer länger. Ihre Einsätze sind für einen Trainer nicht planbar. Ca. 2/3 aus dieser Gruppe hört schon zur Hinserie hin auf.


    Fazit:
    1. Ein Überangebot an Spielerinnen hat man lediglich in der Saisonvorbereitung und den ersten Spielen.
    2. Danach stellt sich die Mannschaft von ganz allein auf, weil Spielerinnen der Kategorie 2 und 3 nicht regelmäßig und planbar zur Verfügung stehen.


    Die Trainngsbeteiligung ist selbst bei einem Frauenteam im oberen Amateurbereich durchschnittlich nur zwischen 50 - 60 %. Im Breitensport ist die Trainingsbeteiligung zum Ende der Hin- und Rückserie im Schnitt mal gerade bei ca. 30 %. Neben den Launen (von 0 auf 100 in 1,5 Sekunden) ist der Mangel an regelmäßiger Teilnahme beim Training und den Spielen der Hauptgrund, warum auch die Fluktuation bei den Trainern höher ist.


    Das Problem, dass in vielen Vereinen der Frauenfussball lediglich geduldet wird, ist nicht neu! Für den überwiegenden Teil gibt es Vorurteile (z.B. Frauen können nicht Fussball spielen), die nur langsam überwunden werden. Für einen kleineren Teil (siehe Kategorie 2 und 3) sind jedoch die Frauen selbst verantwortlich. Denn ein Verein mit mittel- und langfristigen Zielen will sich nicht gern mit kurzfristigen Zickereien beschäftigen, häufigere Trainerwechsel verkraften und zahlt ungern Strafe wegen Nichtantreten und vorzeitiger Abmeldung!


    Bitte erzähle uns doch, wie die Verhandlungen mit dem anderen Verein gelaufen sind und wie ihr die Hinrunde absolviert habt? Ich denke, es gibt hier eine Reihe von Mädchen- und Frauentrainer, die von euren Erfahrungen profitieren können.

  • So wie teejay ihr Team beschreibt, hat sie aber eher zuverlässige Spielerinnen. Sonst wäre sie nicht mit 13 Leuten durch die Saison gekommen. Auch das gibt es im Frauenfußball auch. Beispiel ist ein Team aus unserer letztjährigen Klasse. Sind auch mit 13 Leuten durch die Saison gekommen. Ohne, dass mir dieses Tema negativ hinsichtlich der Spielverschiebungen aufgefallen wäre.


    Ich wäre an teejay's Stelle auch nicht auf eien SG eingegangen. Warum auch? Ihr Verein ist gut aufgestellt. Die Nachwuchsarbeit läuft. Talentierte Spielerinnen können auch durchaus noch zum Damenteam stoßen, denn die Klasse könnte schon die ein oder andere Spielerin reizen. Bei einer SG hätte sie einen Teil der Mannschaften auf das andere Vereinsgelände auslagern müssen. Jeder SG-Partner will bedinet werden. Damit ist für mich die Vereinsbindung auch nicht mehr so intensiv. Wenn ich jetzt noch weiterdenke: Was macht man bei Abschlußveranstaltungen, bei der Weihnachtsfeier, beim Faschingsball usw? Nimmt man an der vom Heimatverein teil, teilt man dann die Mannschaft auf oder macht man sein eigens Ding. In SG's gibt es immer Reibungspunte und alle führen für mich zu einem Verlust der Heimatverbundenheit mit Folgen. Wer arbeitet dann später ehrenamtlich beim Vereinsfest, in der Vorstandschaft? Wechsel ich dann später auch leichter den Verein, weil ich es aus der Jugend kenne? Es ist jetzt alles überspitzt formuliert. Aber SG's haben nicht nur Vorteile. Eine unserer jetzigen Jugenden hat sich geweigert nochmal SG zu spielen. Das hatten sie vor zwei Jahren. Sie wollen daheim spielen und nicht sonst wo hin fahren.


    Klar habe ich vielleicht mehr finanzielle Mittel, aber vielleicht auch weniger. Ich hab ja auch nicht die Mitgliedsbeiträge, die mir die Zusatzspielerinnen bringen. Die verbleiben ja beim anderen Verein.


    Ich hätte aber im Gegensatz zu teejay den Weg für die anderen Spielerinnen offen gehalten und eventuell angeboten eine zweite Mannschaft anzumelden. Vielleicht auch in einer Freizeitliga auf Kleinfeld oder 9:9. Ich sehe es, wie TW-Trainer. Ich sollte jede Möglichkeit nutzen den Kader zu vergrößern, denn es kommen auch wieder Schwächezeiten und da ist man froh über eine zweite Truppe auf die man zurückgreifen kann. Da habt ihr die Chance leider etwas verspielt. Wobei es fraglich ist nachdem es nicht mehr sechs, sondern neun Spielerinnen waren, ob der Nachbarverein darauf eingegangen wäre. Denn aus seiner Sicht ist ja eine SG die für ihn noch beste Lösung. Und dann würde ich mir auch einen gleich starken Partner suchen.

  • @Nela


    Ja, es kommt auch vor, dass es mit wenigen Spielerinnen gut geht, wenn es sich um ein Team handelt, die sich schon länger kennen und wo aller miteinander mehr oder weniger befreundet sind, sodass man sich 100 % -ig aufeinander verlassen kann.
    Jedoch ist ein "gemischtes Team" aus jüngeren und älteren Spielerinnen, aus welchen, für die der Fussball alles ist und für die der Fussball nur dann infrage kommt, wenn sonst gerade nichts läuft, im Breitensport nach meinen Erfahrungen die Mehrheit.


    Auch ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass bei einem größeren Kader (sollten wirklich die meisten regelmäßig zum Trainng und den Spielen erscheinen), die Gründung einer 2. Damenmannschaft einen großen Vorteil bietet. Denn dann muß man nicht bei kurzfristigen Problemen den Frauenfussball im Verein abmelden, sondern kann Ersatz aus der 2. Damenmannschaft bekommen. Je nach Kadergröße bietet sich her auch ein 9-er Team an. Ob regelmäßig B-Juniorinnen nachrücken, das hängt von diversen Faktoren ab, wie:
    - wie ist der Altersdurckschnitt (bei Endzwanzigern will keine 16-Jährige spielen)
    - wie ist das Leistungsniveau (kann die B-Juniorin sportlich mithalten)
    - wie sind die schulischen, beruflichen Ziele (lwie äßt sich Schule und Beruf mit dem Fussball vereinbaren)
    - Verhaltnis zum/zur Trainerin (stimmt die Chemie zwischen Trainer und den B-Juniorinnen)
    - Freundin hört auf, weshalb man selbst auch aufhört


    Deshalb darf man nicht automatisch davon ausgehen, dass die B-Juniorinnen einfach mal so in den Frauenfussball nachrücken.


    Andererseits können Spieler aus anderen Vereinen, bei denen die Chemie nicht stimmt, ganz schnell Unruhe stiften und so das Team in 2 Lager spalten, wenn man nicht rechtzeitig die Reißleine zieht.


    Es ist aufgrund der vielen individuellen Unterschiede sehr schwer, allgemeingültige Regeln zu finden, wie man eine Fusion gestaltet! Man muß abwägen, was wichtig erscheint. Allerdings überwiegen meist die positiven Merkmale für die Bidlung einer Spielgemeinschaft, weil es weitaus weniger Frauen gibt, die Fussballspielen!