Spielform 3 gegen 3 plus 2 auf vier Tore

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  • Hallo zusammen,


    wir trainieren im Moment sehr gerne in dieser Spielform:



    Im Spielfeld spielen zwei Mannschaft à drei Kinder gegeneinander auf vier kleine Tore.


    Zwischen diesen Toren auf beiden Stirnseiten stehen zwei neutrale Spieler, die jeweils der ballbesitzenden Mannschaft zur Verfügung stehen und sich entlang der Linie anbieten können. Also spielt man eigentlich immer eine 5 gegen 3 - Überzahl und hat eine hohe und eine tiefe, statische Anspielstation zusätzlich. Dadurch wird zum einen das Spiel in die Tiefe / das Vertikalspiel und zum anderen das ballbesitzerhaltende Spiel "hintenrum", gefördert.


    Hinzu kommt die Schulung der "Wandspieler". Der offensive Wandspieler lernt mit dem Rücken zum Tor die Bälle auf die nachschiebenden Spieler klatschen zu lassen (und nicht in den Lauf zu bekommen, wie es oft trainiert wird, perspektivisch aber zweitrangig ist). Der defensive wird in der Spielverlagerung / im Spielaufbau geschult. Von beiden Kindern kann man auch Coaching einfordern, weil sie das ganze Spielfeld überblicken können. Beide können das Auflösen von Drucksituationen und Engen durch ein Anspiel fordern und sollten dann auch möglichst schnell weiterspielen, was Mitdenken der nichtbeteiligten Spieler erfordert und idealerweise Freilaufbewegungen und Dynamik hervorruft. Ich habe da selbst bei meiner jungen E-Jugend schon viele kreative Lösungen gesehen.


    Durch den breiten Spielbezug auf die vier Tore und die dazwischen liegende Anspielstation schult man automatisch das Dreiecksspiel. Es geht gar nicht anders. Genauso werden die Kinder durch die breiten Tore und die tiefen Anspielstationen ermutigt, die Spielfelddimensionen komplett auszunutzen. Auch das wird von ganz alleine gelehrt.


    Bei jüngeren Kindern kann ggf. man auf 2 gegen 2 reduzieren, bei älteren auf 4 gegen 4 oder gar 5 gegen 5. Die Übung lohnt sich auch dann, wenn man auf ein größeres Spielfeld wechselt (also von F zur E, E zur D, D zur C).


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Klingt für mich stimmig und interessant.


    Möchte ich gerne mit meiner jüngeren "E" machen.

    Danke!


    Bei uns - einer guten, relativ leistungshomogenen Breitensportmannschaft, ebenfalls junger E-Jugendjahrgang - ist es schon so, dass die "Dribbler" und die "linearen" Spielertypen bei der Spielform ein wenig abfallen und nicht ganz so viel Aktionen und Spielfreude wie die anderen Kinder haben. Auch im Bewegungsspiel sieht man Riesenunterschiede zwischen den Kids. Umgekehrt bräuchte man die Übung auch nicht machen, wenn sie schon von allen perfekt beherrscht wird... ;)


    Die Spielform erleichtert bzw. fordert durch die Überzahl natürlich das Passen und das Zusammenspiel. Das kann man den Kids auch ruhig sagen. Ich coache manchmal ein wenig, indem ich das Auffächern bei Ballbesitz einfordere. Auch ein "Abholen" des Balles nach einem Tor beim Wandspieler möchte ich nicht sehen. Die Defensive habe ich bis jetzt noch gar nicht gecoacht, eher umgekehrt habe ich einen Spieler, der wegen der vielen Gegentore frustiert war, gesagt, dass mir bei dieser Spielform vor allem das offensive Zusammenspiel wichtig ist. Eine 3:5-Situation ist halt immer schwer zu verteidigen, vor allem wenn ein Mitspieler noch abschaltet. Trotzdem enthält die Übung auch viel Potential im defensivtaktischen Verhalten.

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Bei uns - einer guten, relativ leistungshomogenen Breitensportmannschaft, ebenfalls junger E-Jugendjahrgang - ist es schon so, dass die "Dribbler" und die "linearen" Spielertypen bei der Spielform ein wenig abfallen und nicht ganz so viel Aktionen und Spielfreude wie die anderen Kinder haben. Auch im Bewegungsspiel sieht man Riesenunterschiede zwischen den Kids. Umgekehrt bräuchte man die Übung auch nicht machen, wenn sie schon von allen perfekt beherrscht wird... ;)


    Ist auch meine Beobachtung. Die Übung ist ja geradezu ein 'Horst-Wein-Klassiker', nur das im Buch von Horst Wein keine zusätzlichen Außen/Anspieler eingesetzt werden. Sowas in der Art haben wir sehr häufig gemacht, auch mit Toren über Eck und breite Dribbeltore statt kleine Tore. (Tip: Die Tore einer Mannschaft unbedingt markieren mit Leibchen oder verschiedenfarbige Hütchen nehmen, sonst behält keiner die Übersicht). Auch in meiner Mannschaft war es interessant zu beobachten, dass eine im 'normalen' Spiel sehr wirkungsvolle Spielerin (Stichwort Ego-Dribblerin) eher schlecht zurecht kam -die war im Zweikampf lange Zeit so überlegen das sie weiß ihr nimmt sowieso keiner den Ball ab und hat sich wenig dafür interessiert was ihre Mitspieler so machen während sie den Ball hat - und dafür andere, die man im 'normalen' Spiel weniger sieht, im Zusammenspiel in diesem kleineren Rahmen richtig aufblühten. Diese Spielform tut aus verschiedenen Gründen beiden Spielertypen gut, denke ich. Anspieler habe ich bislang noch nicht eingesetzt, da ich fürchte dass sich diese nicht als Teil einer Mannschaft sehen und nicht so motiviert an die Sache rangehen wie es für eine gute Umsetzung der Idee nötig wäre.


    Ich bin seit zwei Tagen begeisternd schmökender Besitzer vom DFB-Buch 'Ausbilden mit Konzept 2', da ist eine vier-Tore-Variante drin wo jeweils wie bei Deiner Übung zwei Tore auf den gegenüberliegenden Seiten sind aber die Mannschaften jeweils quer auf die Tore spielen und verteidigen, also links unten und rechts oben verteidigen müssen und auf rechts unten und links oben angreifen. Sieht nach richtiger Kopfarbeit aus, versuche ich morgen mal bei den Mädchen. Wollte ohnehin morgen einfach in der Halle eine kleines Turnier spielen mit diversen Kleinfeldvarianten.

  • Habe diese Spielform auch für mich entdeckt und lasse sie regelmäßig von 2gg2 bis 4gg4 in allen möglichen variationen (Außenspieler/ÜberUnterzahl usw.) spielen.


    Man merkt ziemlich schnell wie Spielintelligent und Handlungsschnell die Jungs sind, oder auch nicht.


    Ich kann Horst Wein und auch das neue DFB Buch nur jedem wärmstens Empfehlen. Eigentlich Pflichtlektüren für jeden Kinder/Jugendtrainer!

  • thomasg: Ich kann deine Beobachtungen 100% nachvollziehen.

    Anspieler habe ich bislang noch nicht eingesetzt, da ich fürchte dass sich diese nicht als Teil einer Mannschaft sehen und nicht so motiviert an die Sache rangehen wie es für eine gute Umsetzung der Idee nötig wäre.

    Ich möchte nochmal betonen und unterstreichen, dass die statischen Spieler auf keinen Fall nur zum anspielen benutzt werden sollen. Im Gegenteil ist gerade die Erweiterung dieser zwei Spieler das Besondere an der Übung.
    Damit soll vor allem das Spiel in die Tiefe und das Klatschenlassen mit dem Rücken zum Tor provoziert werden. Während die Übung das erste mal lief, ist mir aufgefallen, dass auch der hintere Wandspieler von den umsichtigen Kindern immer wieder benutzt wird, um zu verlagern bzw. in Ballbesitz zu bleiben, wenn der Gegner auf eine Seite verschoben hat und es kein Durchkommen gab.


    Eigentlich schult man mit der Übung von den Bewegungen schon viel erwachsenfussball-typische Dinge (z.B, das Angriffsspiel gegen eine Viererkette oder das Ballbesitz-/Aufbauspiel gegen einen kompakten Gegner (durch Verlagerung Lücke suchen)). Am Dienstag in der Halle hat einer unserer besten Spieler fast ansatzlos halb diagonal steil auf den Wandspieler gespielt und ist explosiv in den freien Raum vor dem ballfernen Tor gesprintet - Direktablage - Tor!. Der Spielzug war eigentlich ein simpler Doppelpass. Man bekommt ihn mit normalen Trainingsmethoden spielerisch aber nicht so leicht provoziert. In einem KiFu-typischen Kleinfeldfussballspiel 4:4 oder auch Funino gibt es viel zu selten Situationen, wo ein Spieler mit dem Rücken zum Tor steht. Später braucht man das aber sehr oft. Deswegen sollte man das auch ausbilden.


    Dem instinktiv ballorientiert handelndem Kind wird mit solch statischen Wandspielern die Vorzüge des Positionsspiels spielerisch nahe gebracht und das Zusammenspiel erleichtert. Es gibt ja eine ähnliche Spielform auf zwei Tore mit festen Außenspielern, die neben der Seitenlinie als Wandspieler fungieren. Damit fordert man die Breite des Spiels. Das kommt durch die vier Tore im Funino von alleine, also die Breite. Dafür fehlt oft die Tiefe. Deswegen macht es Sinn bei vier Toren die Überzahlpieler an die Stirnseiten zu stellen.


    Übrigens haben wir Trainer auch schon mal bei der Übung mitgespielt (weil die Spieleranzahl ungerade war). Mein Kollege ist ein sehr guter Fussballer, er hat die Option, auf die Wandspieler zu passen am Anfang aber oft vergessen/übersehen. Aber er hat schnell gelernt und war nachher beigeistert ;) Bei mir war es so, dass ich als Wandspieler am Anfang abgeschaltet und zugeschaut habe. Auch ich habe schnell gelernt und deswegen wollen wir von den Wandspielern auch immer aktives Anbieten und Bälle-fordern sehen. Die Wandspieler können sich zwar nur auf der Linie bewegen, aber trotzdem aus dem Deckungsschatten lösen ;) Im Gegenteil erleichtert die Linie die Entscheidungsfindung (man hat ja nur zwei Optionen: rechts und link) und der Spieler kann sich dafür besser auf andere Dinge konzentrieren (Beobachtung des Spielfeldes, technische Ausführung, etc.). Die Spieler auf dieser Position sollen natürlich immer ausgetauscht werden.


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

    3 Mal editiert, zuletzt von Schimanski ()

  • Schimanski,


    gut nachzuvollziehende Ausführungen zu den Wandspielern, werde ich dann doch mal versuchen. Ich habe im Training auch schon mal eine Funiniovariante gespielt mit Pass in eine Endzone zum Passabnehmer statt Torabschluss, aber nach dem Pass auf den Wandspieler geht hier -anders als beim Pass in die Endzone- das Spiel weiter, der Abspieler muss also gleich wieder was tun. Hört sich sinnvoll an, mal gucken wie die Mädels das verarbeiten.

  • Wir Spielen im Training auch oft mit 4-4 + 2 allerdings als Aussenspieler ( Flügel Spieler ).
    Die Idee mit den Wandspielern für die Tiefe bzw als Libero für das hinten rum Spielen finde Ich sehr gut.
    Da hat man wie schon beschrieben sehr viele möglichkeiten die man mit einer Spielform Trainieren kann !!!


    Spitze :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:

  • bin nicht sicher, ob es schon erwähnt wurde, aber ich schreibs mal.


    eine Variante von mir:


    Die Wandspieler wurden fester Bestandteil einer Mannschaft.


    links neben dem Tor Spieler von Mannschaft A und rechts neben dem Tor Spieler von Mannschaft B


    wurde der Wandspieler angespielt wurde er zum Feldspieler, und der zupassende Feldspieler zum Wandspieler.


    Ziel:


    alle Spieler wurden ständig ins Spiel einbezogen
    es wurde nicht einfach ein Wandspieler angespielt, sondern es musset vorher geschaut werden, den eigenen Wandspieler anzuspielen
    Positionswechsel (ein Schritt zum Hinführen meiner Spielphylosophie, dass Positionen im Spiel besetzt werden, jedoch nicht durch einen festen Spieler)

  • Guardiola-Philosophie ;)


    Interessanter Einwand. Das habe ich mich bis jetzt noch nicht getraut. Dafür sollte die Spielform aber schon rund laufen und verinnerlicht worden sein.
    Diese Ergänzung ist auch eher empfehlenswert für ältere Kinder, wenn man aufs 9er- und 11er-Feld springt und das Spiel sehr statisch wird. Ein Problem, was nach meinen spärlichen Eindrücken, aber viele Mannschaften im mittleren Jugendbereich haben. Die Kinder bekommen von Trainern und Eltern zu oft gesagt, sie sollen die Positionen und Ordnung halten und limitieren dadurch ihren Einfluß.
    In der E und im Kleinfeldbereich ist es ja meist so, dass die Kinder noch stark auf den Ball fixiert sind und eher Input in Sachen Raumausnutzung brauchen...

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Anspieler habe ich bislang noch nicht eingesetzt, da ich fürchte dass sich diese nicht als Teil einer Mannschaft sehen und nicht so motiviert an die Sache rangehen wie es für eine gute Umsetzung der Idee nötig wäre.

    Der Einwand zu den Anspielern ist berechtigt. Neben Günters Tipp hilft auch ein Wechsel in angemessener Häufigkeit (alle 3-5 Minuten, bei Funktionieren der Übung alle 2-3 Minuten)


    Bei eher mäßig und viel mit statischen Übungen ausgebildeten Mannschaften dauert die Übung ohnehin ein bisschen, bis sie einigermaßen läuft - vor allem wenn man direkt auch noch Außenspieler einsetzt.


    Zitat Schimanski
    "Ich coache manchmal ein wenig, indem ich das Auffächern bei Ballbesitz einfordere."


    Ich habe die Übung mal von einem NLZ-Jugendtrainer im Fußballcamp eines Breitensport-Vereins gesehen (incl. Außenspieler).
    DER HAT GECOACHT, DASS MIR UND DEN SPIELERN (E und D-Jugend) DIE OHREN KLINGELTEN.

  • Ich hole das Thema hervor, weil ich die Übung sehr interessant finde und mir vor allem der Aspekt mit dem Wandspieler vorne drin gefällt.


    Kurze Frage: lässt ihr die Wandspieler nur mit einem Kontakt spielen? Baut Ihr sonstige Variationen mit ein?
    Bsp: max. 2 Kontakte der "Feldspieler", Tore nach Klatsch des Wandspielers zählen doppekt,....


    Ich denke, ich werde die Übung heute abend mal mit meiner Senioren-Reserve spielen. Das bietet sich perfekt an, da ich selten einen Torwart im Training habe...

  • Ich finde diese Uebung auch sehr interessant und werde sie beim naechsten Training mit meinen Maedels ausprobieren. Denn momentan bolzen meine Kinder den Ball noch zu sehr durch die Gegend.


    Mal eine generelle Frage: Wie oft sollte man eine solche Uebung durchfuehren bzw. wie lange dauert es, bis man erste Verbesserungen sieht? Ich weiss, das ist bei jeder Mannschaft anders. Aber mich wuerden da mal ein paar Erfahrungswerte interessieren.

    „Wenn die Kunst versagt, kommt Roberto Carlos und lädt durch!“


    – Wolff-Christoph Fuss

  • Meiner Meinung nach sollte man solche Spielformen so oft wie möglich ins Training einbauen. Durch verschiedene Variation einer solchen Basis-Spielform (3 gegen 3) kann man den Fußball ganzheitlich trainieren, aber gleichzeitig bestimmte technisch-taktische Schwerpunkte setzen. Spaß machen sie dazu ja auch noch.


    Beim zusammenspiel stellt sich bei entsprechendem Coaching(Ich "Freeze" kurz und stelle entsprechende fragen.) eine sehr schnelle Verbesserung ein, einzelne Individual- und Gruppentaktische "Fehler" werden oft sogar sofort abgestellt und kommen auch dann nicht mehr vor. Bei anderen Dingen die mehr Gehirnschmalz erfordern ist es ein längerer Prozess und ist wirklich stark vom bisherigen Ausbildungsstand und dem Alter abhängig(Sind die Kids dazu überhaupt in der Lage?!).
    Alle technischen Fertigkeiten verbessern sich zudem kontinuierlich, aber langsamer als wenn man mit Spielformen trainiert die auf einzelne Technikschwerpunkte zugeschnitten sind.

  • Also spielt man eigentlich immer eine 5 gegen 3 - Überzahl und hat eine hohe und eine tiefe, statische Anspielstation zusätzlich. Dadurch wird zum einen das Spiel in die Tiefe /


    Hinzu kommt die Schulung der "Wandspieler". Der offensive Wandspieler lernt mit dem Rücken zum Tor die Bälle auf die nachschiebenden Spieler klatschen zu lassen (und nicht in den Lauf zu bekommen, wie es oft trainiert wird, perspektivisch aber zweitrangig ist).


    Durch den breiten Spielbezug auf die vier Tore und die dazwischen liegende Anspielstation schult man automatisch das Dreiecksspiel. Es geht gar nicht anders. Genauso werden die Kinder durch die breiten Tore und die tiefen Anspielstationen ermutigt, die Spielfelddimensionen komplett auszunutzen.

    Trainiere einen älteren Jahrgang E-Jugend, finde die Übung recht interessant und würde diese gerne mal im Training einbauen.
    Ich habe nur die Befürchtung, dass meine Jungs den "Wandspieler" gar nicht als sinnvoll ansehen und lieber den Torabschluss suchen werden. Wenn bei dieser Übung der Wandspieler angespielt werden kann, müsste doch meistens der direkte Weg zum Tor auch frei sein, oder?


    Könnt Ihr mir Eure Erfahrungen mal mitteilen?
    Danke schon mal.

  • Das hängt natürlich stark von der Spielfeldgröße sowie dem Abstand zwischen den beiden Toren ab.
    Dadurch, dass sich der Wandspieler zwischen den beiden Toren bewegen darf, kann dieser auch als Abspielstation von hinten heraus genutzt werden ("platzierter Befreiungsschlag", oder eben Wert legen auf den schnellen Pass in die Tiefe). Wichtig ist dann ein schnelles Nachrücken der Ballbesitzmannschaft.
    Außerdem kannst Du den direkten Weg zum Tor einfach erschweren oder weniger attraktiv machen, indem bspw. direkte Tore nach prallen lassen vom Wandspieler doppelt zählen.

  • Moin,


    Mal eine generelle Frage: Wie oft sollte man eine solche Uebung durchfuehren bzw. wie lange dauert es, bis man erste Verbesserungen sieht? Ich weiss, das ist bei jeder Mannschaft anders. Aber mich wuerden da mal ein paar Erfahrungswerte interessieren.


    Ich bin der Meinung, mit solchen Spielformen erreichst du immer enorm viel in kurzer Zeit. Solche Übungen sind spielnah, haben enorme kreatives Potential, sind intensiv, fordernd und machen vor allem Spaß. Und wenn man Spaß hat, ist der Lerneffekt - wissenschaftlich bewegt - am größten. Ich mache in jedem Training Spielformen. Meistens geht die größte Zeit dafür drauf. In jedem Training. Oft dreimal die Woche. Wenn man die Jungs in Spielformen spielen lässt, kann man nicht viel falsch machen.


    Aber es kommt natürlich auch immer die Spieler an. Mir fallen da zwei meiner Spieler ein. Der eine ist seit einem Jahr bei uns, der andere seit zwei Jahren. Beide bringen und brachten viel atlethisches und technisches Potential mit, hatten in ihren alten Mannschaften aber nicht so gute Mitspieler. Beide bekommen bei mir viel Input in Sachen Spielformen. Beide nehmen unterschiedlich viel mit. Der, der kürzer bei mir ist, hat den, der länger bei mir ist, in Sachen Spielverständnis schon lange überholt. Er saugt das alles auf und wächst rasend schnell. Der andere zwar stetig, aber langsamer.


    Heute sagte ein andere Fussballtrainer zu mir, dass er davon ausgeht, dass in 10 Jahren jeder Fussballer, der es nach ganz oben schafft, Abitur haben wird. Er meinte damit natürlich nicht, dass die Spieler die Bildung für den Fussball bräuchten, sondern die Intelligenz, um den steigenden Anforderungen In Sachen Taktik und Strategie gerecht zu werden.



    Trainiere einen älteren Jahrgang E-Jugend, finde die Übung recht interessant und würde diese gerne mal im Training einbauen.Ich habe nur die Befürchtung, dass meine Jungs den "Wandspieler" gar nicht als sinnvoll ansehen und lieber den Torabschluss suchen werden. Wenn bei dieser Übung der Wandspieler angespielt werden kann, müsste doch meistens der direkte Weg zum Tor auch frei sein, oder?


    Könnt Ihr mir Eure Erfahrungen mal mitteilen?
    Danke schon mal.

    Instinktiv machen doch die Verteidiger den direkten Weg zum Tor zu. Wenn man dann den Wandspieler stattdessen anspielt, ergeben sich sofort neue Passoptionen und -winkel, Bewegung und Folgebewegungen, vor allem weil man ein zweites Tor/Ziel und eine 5:3 bzw. 4:3-Überzahl hat. Also haben die Spieler dadurch enorm viele Optionen zum Torerfolg zu kommen.


    Ein typischer Spiezug ist ein Andribbeln auf eines der beiden Tore. Der Verteidiger macht den Weg zum direkten Torabschluss zu. Also spielt man den Wandspieler an. Dieser lässt dann direkt vor eines der beiden Tore klatschen und der Ball wird dann entweder von einem nachstoßenden oder aber dem ursprünglichen Anspieler, der sich wie bei einem Doppelpass gelöst hat, verwandelt.


    Elementar wichtig ist natürlich dass die Jungs die Basics können (Kopf heben beim Dribbeln, einen beidfüßigen Innenseitstoß und eine flexible Ballan- und mitnahme). Das sollte bei den meisten E-Jugenden aber eigentlich der Fall sein.


    Viel kann man auch mit dem Coachen erreichen, indem man das Anspiel auf den Wandspieler überschwänglich lobt. Und wenn die Übung gar nicht läuft, weist man die Jungs in Situationen, wo sie sich festspielen darauf hin, dass sie ja auch den Wandspieler integrieren könnten. Die Jungs gucken sich ja auch untereinander einiges ab. Wenn du zwei, drei spielintelligente in der Mannschaft hast, die den Wandspieler nutzen, werden die anderen es irgendwann nachmachen, wenn sie den Nutzen darin erkennen. Dass ist dann der Flow (implizites Lernen), denn nur solche Übungen bieten und die eine Spielform immer einer vorgegebenen Passübung um Stangen und Hütchen herum, voraus hat (auch damit könnte man ja theoretisch das Spiel in die Tiefe und das "Klatschen lassen" trainieren, allerdings vom Trainer stur vorgegeben, ohne kreatives Potential, ohne Entscheidungsmöglichkeiten für den Spieler, ohne Ausprobieren, ohne Gegnerdruck, ohne Spielbezug und ohne Erfolgserlebnisse).


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Ich habe mal eine Frage zu dieser Spielvariante. Ich habe diese Variante in den letzten 7-8 TE spielen lassen, meist so 20-25 min lang, 3mal die Woche. Und ich sehe irgendwie gar keine Verbesserung, der Ball wird einfach irgendwo hingekickt, danach wird stehen geblieben, oder alle rennen, auf den Ball und blockieren sich gegenseitig, die neutralen werden so gut wie nie angespielt ...Ich moechte das Spiel auch nicht staendig unterbrechen, sondern erfahren bzw. sehen, dass die Maedels selbst auf die Idee kommen, die neutralen als Ueberzahl zu nutzen und im Ballbesitz zu bleiben. Habe ich da zu wenig Geduld, ist die Aufgabe zu schwer...? Versuche ja nach jedem Training, jede TE zu hinterfragen, um zu sehen ob ich mein Ziel erreicht habe, was auch ganz gut klappt. Aber bei diesen 3v3 Minispielen, komme ich einfach nicht weiter. Deswegen auch meine Frage oben, wie lange es dauern kann, bis man Erfolge sieht.
    Ich muss dazu sagen, dass die Maedels zwischen 7 und 10 Jahre alt sind. Das ist hier so ueblich in den USA, dass alle Kinder unter 10 Jahren in das YDP (youth development program) gesteckt werden. Klar macht sich da ein grosses Leistungsgefaelle bemerkbar. Vielleicht bin ich da noch zu unerfahren und ungeduldig. Wuerde mich ueber ein paar hilfreiche Tipps freuen.

    „Wenn die Kunst versagt, kommt Roberto Carlos und lädt durch!“


    – Wolff-Christoph Fuss

  • Für 10 Jährige ist das schon eine sehr komplexe Übung vllt. sogar zu Komplex. Wenn es nicht klappt mach es nicht. Versuche sie erstmal dahin zu führen. Du könntest z.B. mit einfachen Varianten des Rondos (wenig Spieler) und dann Varianten als Wettkampf, bei dem die Spieler von Anspieler zu Anspieler spielen müssen um einen Punkt zu erzielen, dahin führen, das sie ihren Blick auch hinter die Abwehrreihe richten um einen Mitspieler zu finden.
    Also z.B. Ein 10m mal 10 großes Feld aufbauen. Es wird 4 gegen 4 gespielt. 2 aus jedem Team positionieren sich jeweils gegenüber an den Begrenzugslinien. In der Mitte ist es 2 gegen 2. Die Teams erzielen einen Punkt indem sie einen der beiden Außenspieler ( aus ihrem Team) anpassen und danach ohne Ballverlust den anderen. Bei Ballverlust dreht sich die Übung um 90 grad aber geht direkt weiter.
    Als Variante tauschen die Außenspieler immer mit denen die sie angepasst haben die Position.


    Edit: Oh ich sehe grade du hast auch 7 Jährige... da kenn ich mich nicht so aus, aber ich denke für die ist die Übung auf jede Fall zu schwer. Lass die Wandspieler weg und lass sie ganz in ruhe mit Funino den Fußball entdecken.