Mich beschäftigt die letzten Wochen konstant immer wieder eine Frage. Vielleicht geht es ja jemanden ähnlich oder ihr habt da eine Meinung dazu.
Und zwar frage ich mich, ob ich als Trainer momentan nicht zu viel investiere.
In meinem konkreten Fall heißt das, dass ich nicht weiß, ob die Mannschaft und ich so super zusammenpassen, ob ich vielleicht zu ambitioniert bin oder etwas ganz anderes dahinter steckt. Ich trainiere eine C-Mädchenmannschaft, die letztes Jahr als D-Jugend einen ordentlichen dritten Platz belegt hat. Wir haben ein bisschen Anlaufzeit gebraucht und das ein oder andere Problem erst bereinigen müssen, dann lief es aber richtig an. Meine Co-Trainerin und ich hatten uns für die Rückrunde auch relativ viel vorgenommen.
Wir hatten ein Trainingskonzept ausgearbeitet, dementsprechend alle Einheiten geplant, mit der Mannschaft eine Spielweise eingeübt, wie wir sie haben wollten. Eine Anwesenheitstabelle wurde geführt, wer unentschuldigt fehlte, wurde vom nächsten Spiel ausgeschlossen. Entschuldigt war kein Problem. Wir haben aus der Mannschaftskasse neue Sachen gekauft (z.B Tennisbälle für koordinatives Training), eine Sommerfeier organisiert, bei der wir die Eltern auch mal ein bisschen über den Platz gehetzt haben und nun auch für die Sommerpause Training angekündigt und die ersten Male durchgezogen.
Weil wir auch weiterhin eine D-Jugend behalten wollen (wir haben keine E), haben wir Flyer drucken lassen und für neue Spielerinnen geworben.
Und jetzt vor der neuen Saison stehen wir beide da und fragen uns, ob wir nicht eigentlich zu viel gemacht haben. Wir hatten jetzt 4 Wochen Pause und wollten letzte Woche wieder ins Training einsteigen. Viele sind in den Ferien nicht weggefahren, das hatten wir davor schon mit den Eltern geklärt. Anwesenheitspflicht in dem Sinne gibt es trotzdem nicht, es muss sich nicht entschuldigt werden. Die ersten Trainings hatten wir jeweils zwei Spielerinnen von insgesamt 23. Eben die üblichen, die immer da sind. Die anderen waren nicht da. Wäre ja so gesehen nicht schlimm, es sind eben Ferien.
Aber dann gibt es von den Eltern z.B Absagen für jedes einzelne Heimspiel. Sonntag-Vormittag geht nicht, da ist Firmung. Oder es wird jedes Dienstags-Training abgesagt (an den Zeiten hat sich im Gegensatz zum letzten Jahr nichts geändert), weil die Tochter jetzt auch noch Reiten geht. Mithelfen beim eigenen Sommerturnier ist nicht drin, da gibt es wichtigeres zu tun. Spielerinnen werden von den Eltern entschuldigt, weil sie "krank" sind, sind dann aber irgendwo im Kino oder ähnlichem unterwegs - und das obwohl bei mir auch ein "Heute kein Bock" als Entschuldigung reicht, ich kenne das als Spieler ja selbst. Der neue Trainer der D-Jugend hat sich noch nicht einmal blicken lassen, die trainieren ständig bei uns mit. Vom Verein kommt praktisch kaum Hilfe (wir spielen z.B in alten Trikots, bei denen man eigentlich jedes zweite schon lange wegwerfen müsste), da sind die Mädchen eben von der Priorität eben ganz hinten angestellt, aber das ist eigentlich ein anderes Thema.
Kann man als Trainer überhaupt zu viel investieren? Ich überlege momentan schon, mein Engagement um ein ganzes Stück zurückzuziehen. Wir hatten als Trainerteam durchaus das ein oder andere Angebot, von dieser Mannschaft wegzugehen, wollten aber nicht, weil uns die Mädchen natürlich schon ans Herz gewachsen sind. Und ich bereue diese Entscheidung auch nicht, weil ich einen Großteil der Mannschaft wirklich sehr gut leiden kann, da haben wir wirklich eine tolle Truppe zusammen.
Nicht falsch verstehen, ich habe sehr viel Spaß daran, ein Training oder ein ganzes Jahr zu planen, an jeder Einheit rumzubasteln und sie am Ende auf dem Platz durchzuziehen. Aber abgesehen von den sportlichen Erfolgen bekommen wir kaum etwas zurück. Ich habe oft das Gefühl, Eltern sehen uns als Art Nachmittags-Kinderbetreuung, bei der sie ihre Kinder nochmal 2 Stunden parken können.