Grundsätzlich ist es meiner Meinung nach immer eine individuelle Grenze, was zu viel ist - der eine fühlt sich mit Training + Spielen schon ausreichend ausgelastet, der andere organisiert nebenher noch eigene Turniere und Trainingslager und fühlt sich immer noch nicht annähernd ausgelastet. Deshalb ist es wohl so, wie fak auch schon beschrieben hat: wenn du das Gefühl hast, dass du zu viel tust, solltest du kürzer treten.
Jetzt aber mal konkreter:
Wir hatten ein Trainingskonzept ausgearbeitet, dementsprechend alle Einheiten geplant, mit der Mannschaft eine Spielweise eingeübt, wie wir sie haben wollten. Eine Anwesenheitstabelle wurde geführt, wer unentschuldigt fehlte, wurde vom nächsten Spiel ausgeschlossen. Entschuldigt war kein Problem. Wir haben aus der Mannschaftskasse neue Sachen gekauft (z.B Tennisbälle für koordinatives Training), eine Sommerfeier organisiert, bei der wir die Eltern auch mal ein bisschen über den Platz gehetzt haben und nun auch für die Sommerpause Training angekündigt und die ersten Male durchgezogen.
Und wie lief es in der letzten Saison bis zur Sommerpause? War die Trainings- und Spielbeteiligung gut oder nicht? Seid ihr insgesamt mit der Saison zufrieden?
Und jetzt vor der neuen Saison stehen wir beide da und fragen uns, ob wir nicht eigentlich zu viel gemacht haben. Wir hatten jetzt 4 Wochen Pause und wollten letzte Woche wieder ins Training einsteigen. Viele sind in den Ferien nicht weggefahren, das hatten wir davor schon mit den Eltern geklärt. Anwesenheitspflicht in dem Sinne gibt es trotzdem nicht, es muss sich nicht entschuldigt werden. Die ersten Trainings hatten wir jeweils zwei Spielerinnen von insgesamt 23. Eben die üblichen, die immer da sind. Die anderen waren nicht da. Wäre ja so gesehen nicht schlimm, es sind eben Ferien.
Vielleicht ist hier auch ein kleiner Perspektivenwechsel ganz sinnvoll: Die gesamte Saison ist das Fußballtraining quasi ein Pflichttermin. Vermutlich 2x Training in der Woche und häufig noch ein Spiel - macht 3 Termine in der Woche. Jetzt, in den Sommerferien, fallen für die Kinder sämtliche Verpflichtungen weg: Schule, Musikschule, Sportverein, ... findet alles in den Ferien nicht oder ohne Anwesenheitspflicht statt. Gerade bei Eltern mit mehreren Kindern ist jetzt die Zeit, in der die Terminkoordinationsprobleme wegfallen und gemeinsame Aktivitäten stattfinden können. Das muss ja nicht unbedingt der Urlaub sein, sondern kann auch der gemeinsame Tagesausflug zu weiter entfernt lebenden Verwandten oder in den Freizeitpark sein. Auch ein Spiel- oder Bastelnachmittag zusammen lässt sich selten so gemütlich durchführen wie in den Ferien. Übernachtungspartys mit Freunden, ... - ich glaube, es ist klar, worauf ich raus will, oder? Ferien, insbesondere Sommerferien, sind die Zeit, in der Kinder und Jugendliche die Dinge erleben können, die im Schulalltag zu kurz kommen. Und dass da dann mal das Training im Sportverein flach fällt, ist für mich eigentlich nur verständlich - deshalb bieten wir in den Ferien gar kein Training an.
Aber dann gibt es von den Eltern z.B Absagen für jedes einzelne Heimspiel. Sonntag-Vormittag geht nicht, da ist Firmung. Oder es wird jedes Dienstags-Training abgesagt (an den Zeiten hat sich im Gegensatz zum letzten Jahr nichts geändert), weil die Tochter jetzt auch noch Reiten geht. Mithelfen beim eigenen Sommerturnier ist nicht drin, da gibt es wichtigeres zu tun. Spielerinnen werden von den Eltern entschuldigt, weil sie "krank" sind, sind dann aber irgendwo im Kino oder ähnlichem unterwegs - und das obwohl bei mir auch ein "Heute kein Bock" als Entschuldigung reicht, ich kenne das als Spieler ja selbst. Der neue Trainer der D-Jugend hat sich noch nicht einmal blicken lassen, die trainieren ständig bei uns mit. Vom Verein kommt praktisch kaum Hilfe (wir spielen z.B in alten Trikots, bei denen man eigentlich jedes zweite schon lange wegwerfen müsste), da sind die Mädchen eben von der Priorität eben ganz hinten angestellt, aber das ist eigentlich ein anderes Thema.
Hier würde ich etwas differenzieren wollen:
Firmung geht für mich auch klar vor, ist schließlich ein wichtiges und einmaliges Erlebnis für jedes Kind und selbst wenn deine Kids nur zu Gast sein sollten, wäre das für mich gar keine Frage.
Zum Reiten: ist sicherlich auch eine Frage der Einstellung. Man kann meiner Meinung nach sicherlich nicht von jedem Spieler erwarten, dass Fußball über allem steht und es keine anderen Hobbys ausübt. Und bei 2 -3 Fußballterminen in der Woche ist die Wahrscheinlichkeit, dass da Termine kollidieren eben relativ hoch. Immerhin sind die Eltern/ Spielerinnen euch gegenüber ehrlich und haben anscheinend genug Vertrauen in euch, euch den wahren Grund zu nennen.
Dass es immer Eltern gibt, die sich um Aufgaben im Verein drücken (mithelfen, Fahrdienst, Trikots waschen, etc.) musste ich auch schon feststellen. Ist ärgerlich und schade, für mich war der richtige Weg, hier nicht unnötig Energie zu verpulvern und mich darüber aufzuregen, da ich daran sowieso nichts ändern kann. Hat aber auch mehrere Jahre gedauert, bis ich das akzeptieren konnte.
Bist du sicher, dass die Kids wirklich nur vorgeschoben "krank" waren? Ich weiß ja nicht, was die Eltern als Grund angegeben haben, aber ich war auch schon an Stelle des Trainings im Kino - weil ich z.B. stark erkältet war und daher nicht in der Lage Sport zu treiben, Kino war aber dennoch drin.
Zu euren Rahmenbedingungen schreib ich vielleicht ein andermal was, muss langsam ins Bett Vielleicht magst du selbst auch noch ein bisschen mehr darüber erzählen?
Kann man als Trainer überhaupt zu viel investieren? Ich überlege momentan schon, mein Engagement um ein ganzes Stück zurückzuziehen. Wir hatten als Trainerteam durchaus das ein oder andere Angebot, von dieser Mannschaft wegzugehen, wollten aber nicht, weil uns die Mädchen natürlich schon ans Herz gewachsen sind. Und ich bereue diese Entscheidung auch nicht, weil ich einen Großteil der Mannschaft wirklich sehr gut leiden kann, da haben wir wirklich eine tolle Truppe zusammen.
Und das ist doch auch das wichtigste, oder? Dass man sich wohl fühlt, die Atmosphäre gut ist und die Truppe auch untereinander gut klar kommt.
Nicht falsch verstehen, ich habe sehr viel Spaß daran, ein Training oder ein ganzes Jahr zu planen, an jeder Einheit rumzubasteln und sie am Ende auf dem Platz durchzuziehen. Aber abgesehen von den sportlichen Erfolgen bekommen wir kaum etwas zurück. Ich habe oft das Gefühl, Eltern sehen uns als Art Nachmittags-Kinderbetreuung, bei der sie ihre Kinder nochmal 2 Stunden parken können.
Was du hier beschreibst ist glaube ich auch allgemein ein Problem. Viele Eltern sehen gar nicht, wie viel Arbeit hinter dem Training steckt und was die Trainer alles leisten. Ich hatte auch sehr lange Zeit das Gefühl, dass die Eltern nicht schätzen, was ich mache. Weil ich es eben anders kannte, selbst z.B. meinen Trainern früher zu Weihnachten eine Kleinigkeit geschenkt hatte (und ich glaube, dass sie sich wegen der Geste um einiges mehr gefreut haben als wegen der Schachtel Schokolade). Inzwischen (nach drei Jahren, und mittlerweile bin ich auch Jugendwart) klingt doch gelegentlich mal an, dass die Eltern mein Training und Engagement schätzen. Sei's der Halbsatz in der Mail, in dem sich für die Fotos und die tolle Turnierorganisation bedankt wird, oder das kurze, persönliche Gespräch, dass sich der Sohn direkt nach dem ersten Training sehr wohl und integriert gefühlt hat, oder auch nur das "Danke!" einer Mutter, die froh ist, für ihren Sohn einen Sport gefunden zu haben, der ihm liegt und in dem nicht die Leistung im Vordergrund steht.
Ich weiß aber auch, dass es mir manchmal schon schwer fallen würde, wenn diese sehr kleinen Gesten nicht wären. Nur mit sportlichen Erfolgen und meistens glücklichen Kindern wäre es für mich auch schwer, sich über schwerere Phasen, in denen es nicht so gut läuft, hinwegzuretten.
Liebe Grüße, LaVosa