Kriterienkatalog zur Spielerbeurteilung...!?

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  • Guten Abend liebe Gemeinde,


    ich habe in letzter Zeit überlegt, nen kleinen Beobachtungsbogen anzulegen, auf dem ich notiere, was welcher Spieler so kann
    Dabei bin ich bereits auf Folgendes getoßen: http://talente.dfb.de/fileadmi…en_Spielerbeurteilung.pdf
    Ich bezwecke damit, das Können jetzt mit dem zum Saisonende hin zu
    vergleichen, um die längerfristige Entwicklung besser im Auge zu haben.
    Ist aber natürlich recht aufwändig...
    Nun meine Frage: Hat jemand mit sowas schon Erfahrungen gemacht?
    Oder hat jemand noch eine andere Vorlage?
    Man könnte ja z.B. bei den Grundtechniken noch die Richtung und die Schärfe getrennt beurteilen, wenn man ganz detailliert arbeiten möchte. Hierzu ist aber dann auch notwendig, das benötigte Fachwisssen bezüglich ausführung zu haben...



    Und noch was auch eigener Neugier: Die Stützpunkttrainer arbeiten ja meines Wissens auch mit sowas. Deckt sich der von denen mit meinem Beispiel oben?


    LG raicoon

  • Der oben verlinkte Bogen deckt m.E. nicht das komplette Spektrum dessen ab, was einen Fussballer ausmacht. Im NLZ unseres Sohnes werden in der U11 folgende Kriterien bewertet:


    Tecnische Fähigkeiten:
    Ballan- und Mitnahme
    Passspiel, Passsicherheit
    Dribbling
    Beidbeinigkeit
    Schusstechnik


    taktische Fähigkeiten:
    Individualtaktik 1:1 offensiv
    Individualtaktik 1:1 defensiv
    Spielerfahrung(Antizipation, Timing, Wahrnehmung, Umschaltverhalten)


    athletische Fähigkeiten:
    Allg. Bewegungsausbildung
    Bewegungsschnelligkeit ohne Ball
    Aktionsschnelligkeit mit Ball
    Körperliche Entwicklung


    Persönlichkeit:
    Der Spieler versteht Anweisungen zu Übungs- und Spielformen
    Und der Spielet kann diese Anweisungen schnell und richtig umsetzen
    Einordnen in die und leben in der Vereinsfamilie
    Spaß am Fussball, positive Einstellung


    Bewertet wird das mit Schulnoten, außer der körperlichen Entwicklung. Dort wird nur retardiert/normal/akzeleriert angekreuzt.


    Grüße
    Oliver

  • raicoon:


    Unabhangig von den Kategorien halte ich eine Einteilung in nur drei Stärkegraden (gut, mittel schlecht) für wenig zielführend. Schon eine Skala von 1-6 ist nach meinen Erfahrungen zu wenig. Ich habe das mal mit 0-10 gemacht, unser U17-Coach hatte 0-16. Nicht umsonst wird in der Schule die Notenskala in der Oberstufe von den Noten 1-6 auf die Notenpunkte 0-15 erweitert.


    Du musst dir auch in jeder Kategorie überlegen, dass du einen Maßstab, eine Benchmark oder Vergleichswert brauchst.
    Nimm z.B. Schußtechnik und du hast einen Spieler, der so eine überragende Schußtechnik hat, dasss er allen anderen in deinem Team hier deutlich überlegen ist. Was machst du dann? Gibst du allen anderen (also auch dem zweitbesten Schützen) nur mittel bzw. schlecht? Und was sagt das dann aus, wenn quasi jeder mittel ist? Aber wenn du den zweitbesten (plus eventuell weitere) auch in gut einstufst, wirst du dem überragenden Schützen auch nicht gerecht, bzw. deine AUswertung hat wenig Aussagekraft, vor allem nach langer Zeit.


    Außerdem zwingt eine größere Notenskala dich auch dazu, dir deutlich mehr Gedanken bei der "Benotung" zu machen, den Spieler ggffs noch genauer zu beobachten, da du eben nicht einfach "mittel" ankreuzt, sondern auch im mittleren Leistungsbereich differenzierst.
    Und Verbesserungen von mittel zu gut, sind darüber hinaus in einem halben Jahr schwerer zu erreichen, als von 9 auf 10 oder 11 Punkte (z.B. im 16er-System). (Mal ehrlich, bei gut/mittel/schlecht wird in einem halben Jahr kaum eine Veränderung eingetragen, weil die vorhandenen Verbesserungen dazu selten ausreichen werden.


    Fazit: Überlege dir genau, wozu du diese Auswertung benötigst bzw. was du herauslesen willst. Je differenzierter die Notenskala und je vielfältiger die Anzahl der Kategorien, desto mehr kannst du damit anfangen und Verbesserungen - auch über längere Zeiträume - festhalten und erkennen.
    Allerdings ist das schon "Arbeit" und zeitaufwändig. Ich habe damit dann aufgehört, weil ich das entweder richtig (20-25 Bereiche in der Sklal 0-10 Punkte) machen wollte oder eben keinen Nutzen gesehen habe. Und Aufwand und Nutzen standen dann in einem bescheidenen Verhältnis.


    Was aber wirklich zu empfehlen ist, sich mal im Trainerteam wirklich mal differenziert mit den Stärken und Schwächen der einzelnen Spieler auszutauschen. Das schult die Wahrnehmung und verhindert Stigmatisierung bzw. man erkennt Leistungsfortschritte besser. Aufgrund von halbjährlichen Feedbackgesprächen mit den Spielern mache ich das regelmäßig und man nimmt manche Spieler in bestimmten Bereichen nochmal deutlich besser wahr.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

    Einmal editiert, zuletzt von Sir Alex ()

  • raicoon


    Mag sein, dass es Stützpunkttrainer gibt, die damit arbeiten. Genauso gut wie es Trainer gibt, die bestimmte Spieler lieber mögen als andere und deshalb mehr Einsatzzeiten gönnen.


    Dennoch empfinde ich deine Zielrichtung O.K., weil es darauf geht, jeden einzelnen Spieler seiner Mannschaft nach seinen Möglichkeiten zu fördern. Doch braucht es dafür diese Unterlage und inwieweit kann sie hilfreich sein? Leider kommt diese DFB-Arbeitsunterlage eher einem Arbeitsbewertungsbogen (Technik, Schnelligkeit u. Kondition, Individualtaktik), statt einer Beschreibung der Hobby-Ausübung nahe. Im Jugendbereich gibt es zu 99 % ehrenamtliche Trainer und Hobby-Spieler! Ob es dort Selektionsbögen mit eventuellen Ausschlußverfahren braucht, ist da die Frage? Geht es doch in der Hauptsache darum gemeinsam einen Weg zu gehen und dabei möglichst viel Spaß zu haben.

  • möchte nochmal dieses Thema hervorholen. Ist mir durch die Lappen gegangen.
    Kann nicht glauben, dass dieses Thema nur 4 Beiträge wert ist.


    Hier wird en masse´ darüber diskutiert, wie wichtig die Entwicklung der jungen Spieler sei und welche Konzepte nötig sind um einen entsprechend gezielten Aufbau zu erreichen, der langfristig über Jahre angelegt ist.
    Aber wie wird dokumentiert(für sich oder den Nachfolger), wie der Stand ist, war vor einem, zwei, vielen Jahren? Woher weiß man ob das individuelle Ausbildungs-Teilziel immer erreicht wurde wie geplant?
    Noch dazu bei zwischenzeitlichen Trainerwechseln, die ja befürwortet werden. Alles Gefühlssache und Erfahrung?
    Will niemand nachschauen können ob z.B. der lauffaule Heinz-Rüdiger schon immer so war? Was brachte bei ihm Erfoge, was nicht?


    Da geht auch die Diskussion fehl, ob es drei oder sechs Kriterien sein sollten oder gar sechzehn (wer bietet mehr), oder ob zur Schusstechnik noch die Schusshärte mit einfliessen müsse.
    Die Diskrepanz zwischen nützlichem Tool und dem, was man meint en vouge haben zu müssen wird ja schon in der Überschrift deutlich:
    "Kriterienkatalog zur Spielerbeurteilung...!?"(Wow), einen Satz darunter genügt dann scheinbar der" kleine Beobachtungsbogen"(Bäh).
    Passend muss es halt sein, zur Altersstufe, zur Leistungsklasse, zum Trainer. Hört sich nach individuell an. Kurz gesagt soll es praktikabel sein und das beschreiben was jeweils wichtig ist.
    Wie wird er dann erstellt und verwendet? Im Geheimen ("was schreibst du da?") oder wie ein Mitarbeitergespräch mit dem Spieler zusammen, so dass er an seiner Entwicklung geistig, planerisch teilnehmen kann.
    Was meint Ihr, mir erscheint das schon sinnvoll. Wer hat Erfahrungen damit.


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Hi,
    man muss dafür Zeit haben und daran bleiben. Konsequent und ausdauernd muss man die Daten einpflegen. Man muss dies zeitnah machen.
    Ich habs versucht und aufgegeben, aus Zeitmangel.
    (Sorry für die negative Meldung).


    Gruß,
    Uzunbacak

  • Ich hatte mich ganz zu Anfang der Saison mal damit befasst, die Idee allerdings dann schnell wieder verworfen. Jedoch kam sie so nach und nach wieder, was mich zum Erstellen dieses Threads bewegt hat.


    Deshalb wollte ich diesbezüglich Infos von Trainerkollegen, die mit sowas Erfahrung haben. Wollte wissen, wie die das handhaben. Wie genau die auf bestimmte Kriterien achten und wie die differenzieren.


    Die Rückmeldungen aber hielten sich in Grenzen, bis jetzt.


    Natürlich kann man durch so nen Bogen den individuellen Lernzuwachs am besten bezeugen. Vor allem, wenn man ne größere Mannschaft hat.


    Bei der Sache mit dem Nachfolger: Da muss dann aber alles passen. Was fängt einer mit so nem Bogen an? Hat der die gleichen Maßstäbe wie ich? Muss man miteinander reden!
    Und was macht der Brüllaffe damit, der keine einzige Technik verbessert, weil er's nicht besser weiß? (Ich weiß, das war fies, aber solche Trainer gibt's ja auch...).
    Soll ich ne Liste führen, mit der die Nachfolger dann nichts wirkliches anfangen können...?? Oder halt nur das eine Jahr meine Mannschaft protokollieren und im nächsten Jahr evt. bei 0 beginnen..?

  • @raiccon


    Wie wäre es, wenn du nur für dich allein Notizen über deine Spieler machst?


    Im Laufe der Jahre wirst du feststellen: manche Daten kann man gebrauchen, andere sind hingegen zu vernachlässigen.


    Ob deine Arbeit erfolgreich ist, das signalisieren dir deine Kids, deren Eltern und die Vereinsverantwortlichen. Und ob deine Erwartungen größtenteils erfüllt werden, dass siehst du Woche für Woche auf und neben dem Platz.

  • Klingt vielleicht etwas abstrus, könnte aber durchaus nützlich sein: Das Bewertungssystem von FIFA. Also dem Videospiel von Electronic Arts.


    Dort wird unterteilt in:


    Technik


    • Ballkontrolle
    • Flanken
    • Effet
    • Dribbling
    • Abschluss
    • Freistoßgenauigkeit
    • Kopfball
    • Lange Pässe
    • Distanzschüsse
    • Deckung
    • Elfmeter
    • Kurze Pässe
    • Schusskraft
    • Grätsche
    • Zweikampf
    • Volley


    Physisch


    • Beschleunigung
    • Beweglichkeit
    • Balance
    • Sprungkraft
    • Reaktion
    • Sprintgeschwindigkeit
    • Ausdauer
    • Stärke


    Mental


    • Aggression (nicht im negativen Sinn)
    • Stellungsspiel
    • Abfangen/Antizipation
    • Übersicht


    Anschließend wird auf einer Skala von 1-100 bewertet. Kann man sicher auch runterbrechen oder erweitern, ist aber glaube ich ein interessanter Ansatz. Die Frage ist halt, was ist 100, was ist 1 und wie wirken sich die Positionen oder andere Faktoren wie Nervosität oder die Tagesform darauf aus. Messi hat zum Beispiel bei FIFA eine Kopfballgenauigkeit von 71, ist aber bestimmt ein genialer Kopfballspieler, kommt eben nur selten dran.

  • Ich werde das mal in der Vorbereitung zur Rückrunde nutzen. Werde es als Projekt mit den Kindern besprechen und in drei Trainingseinheiten abarbeiten. Dann können die Jungs die Beurteilung mit nach Hause nehmen und entweder an ihren schwächen Arbeiten oder es als Toilettenpapier nutzen. So haben sie auch ein Bild was ihre Stärken sind und was man verbessern kann.


    gruss flyer

  • Klingt vielleicht etwas abstrus, könnte aber durchaus nützlich sein: Das Bewertungssystem von FIFA. Also dem Videospiel von Electronic Arts....

    Das finde ich als Startpunkt auch nicht schlecht. Allerdings muss man die Punkte dann doch an die Altersklasse anpassen (oder will man Flanken und Freistoßgenauigkeit bei F-Jugend bewerten?). Zudem sind Kriterien wie z.B. Ehrgeiz/Willen nicht nur wenig erfasst. Aber wie gesagt, als Startpunkt finde ich das ok. Man sieht aber auch, wieviel Arbeit das ist, solche umfangreichen Tabellen fortlaufend zu pflegen.


    Grüße
    Oliver

  • Zu dem verlinkten Bewertungsbogen: Ich finde diesen Bogen sehr geschickt aufgebaut und platziert, weil er nach meiner Vermutung von den dafür Verantwortlichen hauptsächlich an die Trainer dieser Altersklassen und weniger an die Kinder gerichtet bzw. auf diese bezogen ist. Man hätte ja typisch Deutsch wieder mit dem erhobenen Zeigefinger kommen können. Nach dem Motto: Du musst Technik schulen, Du musst/darfst nur im Bereich Individualtaktik trainieren usw. usw. Reaktanz ist dadurch oft die Folge, da man sich doch ungern bei einer freiwilligen Aufgabe etwas vorschreiben ( vorhalten :rolleyes: ) lassen möchte.


    Mit dem Bogen animiert man den Trainer, sich auf die individuelle Schulung seiner Spieler/-innen zu konzentrieren. Und gibt mit der Spalte Trainingsmöglichkeiten gleich einen Anreiz sich Gedanken darüber zu machen, wie man an der Verbesserung dieser Bereiche arbeiten kann. Jedes Kind in seiner Entwicklung in der Individualtechnik und -taktik zu beobachten und darin verbessern zu wollen.
    raicoon macht sich offensichtlich genau diese Gedanken und das finde ich richtig klasse :!: Ob das nun mit einem Bogen mit mehreren Unterpunkten geschieht oder in Form persönlicher Notizen, ist dabei für mich Geschmackssache.

    Und was macht der Brüllaffe damit, der keine einzige Technik verbessert, weil er's nicht besser weiß?


    oder den es nicht interessiert, weil er sich eben nicht diese Gedanken macht ? Da nützt auch kein noch so genial durchdachter und aussagekräftiger Bogen.

    Was aber wirklich zu empfehlen ist, sich mal im Trainerteam wirklich mal differenziert mit den Stärken und Schwächen der einzelnen Spieler auszutauschen. Das schult die Wahrnehmung und verhindert Stigmatisierung bzw. man erkennt Leistungsfortschritte besser.


    Dem kann ich nur zustimmen. Nichts ersetzt das persönliche Gespräch. In einem gut geführten Verein sollten die Trainer der jeweiligen Altersklassen einen engen Kontakt pflegen.
    Deinen Ansatz, den Fokus auf jeden einzelnen Spieler zu legen und diesen verbessern zu wollen, finde ich ( und da wiederhole ich mich gern ) vorbildlich für diese Altersklasse !!!!

  • Ich sehe bei alledem die Gefahr, das der Trainer im unteren Jugendbereich, der in erster Linie der Kümmerer sein sollte, übermotiviert an die Sache herangeht! Denn es wird auf einen Dressurakt hinauslaufen, will man tatsächlich konkrete Ziele von einer Arbeitsunterlage, die gar nicht für diesen Alters- und Leistungsbereich gedacht ist, ableiten. Leicht kann der Spaß dabei auf der Strecke bleiben, wenn der durch Zwang zur Perfektion hinzukommt.


    In diesem Altersbereich spielt die Motivation und der Spaß noch eine weitaus dominantere Rolle im Breitensportbereich. Falls es signifikante Unterschiede innerhalb der Mannschaft gibt, kann man die Trainingsübungen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden gestalten.


    Wenn ihr es schafft, den Kindern den Spaß am Fussball zu vermitteln, dann kommt die Leistung von ganz allein. Wenn ihr versucht, die Leistung der Kinder zu messen, womöglich noch miteinander zu vergleichen, dann wird die Kreativitätsentwicklung darunter leiden.


    Der Bogen bei ausreichender Erfahrung hilfreiche Informationen zur Selbstanalyse geben, wenn man sich zusätzliches Fachwissen im Fussball aneignen will. Doch gibt es z.B. bei www.dfb.de in der Online-Datenbank bereits hilfreiche Hinweise, welche Fähigkeiten in welcher Altersgruppe trainiert werden sollten. Man muß das Rad also gar nicht neu erfinden.

  • das nenne ich mal gute Argumente "Für" und "Wieder".
    Jedes mal denke ich genau, da ist was dran.
    Also keine Gedanken machen ist nichts, aber Übertreibung mit nachfolgender detailverliebter Spaßtötung auch nicht.
    Aber wer macht sowas schon und hat Erfahrungswerte?


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Man sieht aber auch, wieviel Arbeit das ist, solche umfangreichen Tabellen fortlaufend zu pflegen.


    Genau. Und da stellt sich dann, zumindest im Kinder- und Breitensportbereich die Frage, wozu die ganzen Daten wirklich gut sind. Es fängt bei der Erhebung an? Benutzt man da objektive Tests oder einen subjektiven Eindruck? Wenn Tests, wie oft führt man sie durch, wie begegnet man dem Problem, dass einige Kinder in der "Prüfungssituation" unerwartet gut oder schlecht abschneiden? Wie wertet man die Daten aus, welche Schlüsse zieht man aus ihnen, wozu verwendet man sie?


    Ich denke, dass im Breitensport ein Trainer, der bei allen seinen Kids genau hin guckt, der sie mit der Zeit in ihrer Persönlichkeit kennen lernt, auch ohne Datenerhebung einschätzen kann, wo ihre Stärken und Schwächen liegen und wie sie sich entwickeln. Ein neuer Trainer wird sich auch nur selten oder nur sehr eingeschränkt auf das Zahlenmaterial seines Vorgängers verlassen. Viel mehr traut er doch dem Eindruck, den er sich persönlich macht.


    Einen Nutzen kann ich eigentlich nur dort erkennen, wo es um die Selektion geht, sei es um die Einteilung in mehrere, nach Leistung gestrennten Mannschaften, oder um die Frage, wer im LZ bleiben oder dazu kommen darf und wer gehen muss oder abgewiesen wird.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ab wann sollte ein Trainer so etwas tun ?
    Wie alt sollte ein Fußballspieler dafür sein ?
    Ist nur mal meine grundsätzliche Frage ?


    Unser Trainer (G-Junioren) hat vor kurzem erzählt, dass einer der beiden Trainer der F-Jugend ihn nach den Kindern gefragt hat, die dieses Jahr im Sommer wechseln. Er sollte seine Meinung sagen. Nachdem er das getan hatte, meinte der andere nur, dass sie nach dem, was unser Trainer ihm erzählt hatte, eigentlich hätten "1." sein müssen, d.h. alle Spiele gewinnen. Unser Trainer hatte im nur die positiven Aspekte weitergegeben.

    Einmal editiert, zuletzt von betreuer72 ()

  • Gebe zu, dass ich auch schon ab und zu mal überlegt habe, so eine Spielerbeurteilung zu erstellen. Es aber auch immer wieder schnell verworfen habe. Das liegt zum einen daran, dass mir im vornherein bewusst war, dass diese Beurteilungen erstens subjektiv ausfallen würden/könnten, zweitens sehr Zeitaufwendig sind und drittens eigentlich für die eigene Mannschaft Blödsinn sind. Man kennt doch seine Spieler(innen). Ich möchte behaupten, ich kann bei jeder meiner 17 Spielerinnen aufzählen und differenzieren, ob Links- oder Rechtsfuss, wie sie läuferisch sind, technisch oder ob sie das Spiel ohne Ball beherrschen oder oder ... gut, den Großteil kenne ich auch schon vier Jahre. Den Nachwuchs den ich bekomme kenne ich aber auch, da ich mir öfters deren Spiele anschaue und so zumindest grob einschätzen kann was da auf mich zukommt.


    Also warum solche Bögen erstellen? Interessiert es mich wirklich ob Spieler XY nun eine 5 oder eine 10 in der Schusstechnik hat oder will ich mich als professioneller Trainer darstellen? Haben diese Bögen Einfluss auf mein Training? Ändert es etwas an der Aufstellung oder am Spielsystem? Ich glaube kaum. Will man diese Bögen als "Ausbildungszeugnis" nehmen, dass die Spieler durch die Jugendmannschaften mitnehmen, müsste es ja sogar ein vereinseinheitliches Bewertungssystem geben. Für den Verein vielleicht interessant um die Entwicklung der Spieler zu sehen.


    Zum scouten (Nachwuchszentren, Stützpunkt, Aktivenbereich usw.) sind die Bögen wiederum gut. Hier reicht meiner Meinung auch die Einteilung in schlecht/mittel/gut mit wenigen Kriterien. Mehr kann man bei einem Spiel oder Training auf die Schnelle wahrscheinlich eh nicht einschätzen. Aber für die eigene Mannschaft wäre mir der Aufwand-Nutzen-Faktor zu niedrig.

  • Ich denke man muss beim Thema "Spielerbewertung" klar zwischen
    a) Ausbildungsbetrieb (Trainer beobachtet seine Schützlinge über mindestens ein halbes Jahr hinweg) und
    b) Probetraining (Entscheid über eine Aufnahme muss nach max. 1 Stunde individueller Spielerbeobachtung getätigt werden)
    unterscheiden.


    Im Mannschaftsbetrieb sollten die zu erreichenden Ausbildungsziele pro Jahrgang im Ausbildungskonzept definiert sein. Hier gibt es von Verein zu Verein grosse Unterschiede was den Inhalt, die Priorität und den Detaillierungsgrad betrifft. Am Effektivsten scheinen mir die Vereine zu sein, die nur wenige Kriterien vorgeben aber diese dann auch akriebisch sammeln und auswerten. Gemeinsam ist aber allen eine Verschiebung der Prioritäten vom rein technischen Können auf die mentalen Fähigkeiten wie Kognition, Resilience, Kommunikation und schulische Leistung.
    Einigkeit scheint aber darüber zu herrschen, dass noch viel wichtiger als solche Einzelparameter, die "gefühlte" Stärke des Spielers in den Spielen ist, resp. ist das meist immer erstes Kriterium. Erst bei wiederholt "ungenügender" Leistung in den Spielen werden die "Leistungsparamter" konsultiert. Sind auch diese "schlecht" muss über eine "Rückstufung" diskutiert werden. Sind diese aber "gut" muss man mit Trainer, Eltern und Spieler darüber diskutieren wie man das im Training gezeigte Potential im Spiel noch besser entfalten könnte.


    Im Probetraining sind es natürlich die rein äusserlich beobachtbaren Faktoren und dann natürlich vor allem auch der Gesamteindruck im Spiel. Langsam setzt sich aber bei uns die Meinung durch, dass Spieler erst nach längerer Beobachtung vor Ort und/oder auf empfehlung uns persönlich bekannter und mit unserer Ausbidlungsphilosophie vertraute Trainer (in der Regel Trainer unserer Partnervereine), zum Probetraining aufgeboten werden sollten.

  • Ich selber bin ein grosser Fan von iSoccer (https://www.playisoccer.com/), einer UebungsMotivationsKontroll-App für Web, iPad und iPhone.
    Hier können sich Spieler einer Mannschaft sich selbständig auf Grund von MiniVideoanleitungsclips auf in einem Mannschaftstraining abzunehmende "Leistungsprüfungen" vorbereiten.
    Anschliessend können sie ihre Leistungen in den veschiedenen Disziplinen (von ganz einfach bis ganz schön schwer) miteinander und mit dem amerikanischen Altersschnitt vergleichen.
    Zur Zeit mache ich das Probehalber mit meinen eigenen Kids und ihren Peers, soweie einer Dorfmannschaft eines befreundeten Kollegen. Kids und Eltern sind begeistert.
    Für Leistungsorientierte Mannschaften bin ich mir noch nicht so ganz klar, ob diese Form des "Kontrollings" den Wettbewerb unter den Spielern und den Eltern nicht übermässig anheizen und damit mehr Stress als Nutzen erzeugen würde.
    Wäre aber noch interessant für mich was ihr so zum PRINZIP von iSoccer denkt.