Coaching - so geht's richtig, oder: warum KiFu Spaß macht

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  • American Football und Kinder Fussball passen nicht zusammen?


    Wer clever ist, weiß genau, dass die komplette Kontrolle über ein Team nur erreicht wird, wenn man die nächste Aktion bereits von der Seitenlinie aufs Feld blökt.
    Wenn man den Spielern, bereits bevor sie den Ball annehmen, sagt, was sie danach zu tun haben.
    Ihnen nicht mal die Wahl zwischen Dribbling/Pass/Schuss/etc. lässt, sondern, falls sie eine eigene Idee umsetzen, sie auswechselt.
    Und so den Ball mit der eigenen, ultimativ richtigen Spiellösung in den gegnerischen Strafraum trägt.
    Wie schön ist Fussball, wenn die Kids in Perfektion "die Linie runter" spielen, "die Seite wechseln" oder jemanden "vernaschen", da es so gecoacht wurde.


    Wie schön ist Fussball, wenn die eigene, ultimativ richtige Spiellösung nicht zum Torerfolg führt, sonder zum Ballbesitz des Gegners, gar zum Gegentor, dann kann der Fehler nur bei den Kindern liegen.



    Ich hatte heute mit meiner F-Jugend (junger Jahrgang, 2006) ein Auswärtsspiel gegen einen älteren Jahrgang. Seit 5 Jahren bin ich im KiFu unterwegs, und so etwas wie heute ist mir noch nicht untergekommen.
    Der "Trainer" der Gegner hat, wie oben beschrieben, alles gecoacht, den Kids keine freie Wahl gelassen, in dem was sie tun und sich in 40 Minuten wie Gargamel um das Spielfeld bewegt und rumgeblökt.
    Nach drei gespielten Minuten kam der erste Junge aus meiner Truppe zu mir und hat mich gefragt, warum der andere Trainer seinen Kindern denn vorschreibt, was sie machen dürfen.
    Mir war das gar nicht aufgefallen, da ich mit einem abgeschossenem und weinenden Kind zu kämpfen hatte.
    Dann hab ich dem Gegenüber kurz zu gehört und bin dann zu ihm hin (er stand noch drei Meter entfernt, obwohl ich anfangs auf der Seitenauslinie gegenüber stand), hab ihn gefragt, ob er sich nich ein bisschen zurücknehmen kann, denn meine Kinder verwirrt das total und überhaupt sollen die Kids doch ihr Ding durchziehen. Klare Antwort "NEIN". :cursing:


    Hab mir gedacht, mich geht seine Art zu coachen nichts an. Obwohl ich sie einfach nur bekloppt fand. 8|
    Einer meiner Jungs ist dann auf die Idee gekommen, einfach auf den gegnerischen Trainer zu hören (der mittlerweile hinter seinem Tor stand) und dann den Ball abzufangen. Was auch wunderbar geklappt hat.
    Wer wurde für die Ballverluste verantwortlich gemacht? Die Kids. :thumbdown:


    In der Pause kamen dann meine Jungs auf mich zu und meinten, dass sie es klasse finden, dass ich ihnen nicht vorschreibe was sie auf dem Feld tun sollen.
    Ich hab daraufhin gefragt, ob es nicht eigentlich mehr Sinn macht, dass ich sie ebenfalls so coache, denn dann könnten wir jedes Spiel gewinnen, weil ich ja die richtigen Spiellösungen kenne.
    Zusammengefasste Antwort "Ne das ist bescheuert und nimmt uns den Spaß" :thumbup:


    Spiel ging weiter und kurz vor Schluss wurde ein Gegner ausgewechselt, er hatte vorher einen Fehlpass gespielt, der Junge weint, einer meiner Jungs rennt zu ihm in und fragt, warum er denn weint.
    "Weil ich es falsch gemacht habe ;( " Die Antwort meines Spielers hat den ganzen Platz verstummen lassen: "Macht das Spaß, wenn einem alles vorgeschrieben wird? Ich find das bescheuert" :thumbup:


    Kinder Fussball macht Spaß :thumbup:

  • Schöne Story.


    Kommt mir gerade etwas gelegen, da mir vorgeworfen wurde, dass ich die Kinder während des Spiels zu wenig instruiere und zu wenig konkrete Anweisungen gebe... :D

  • Grundsätzlich ist es okay, wenn der Trainer auch mal was einruft. Nur sollten die Kinder ihn dabei auch verstehen. Bei uns (Bambini) ist das Problem, dass die Kinder z.T. die Aussagen des Trainers gar nicht verstehen.
    Dennoch sollte es ein Trainer auch nicht mit der Vorschreiberei übertreiben, weil er den Kindern so jede Eigenkreativität abspricht.

  • ich weiss ja nicht was du für Kinder im jungen Jahrgang F hast, aber das sind Dialoge, die meine Spieler in der E nicht mal führen würden. Das sich erst oder zweitklässler damit befassen was der gegnerische trainer macht ist bemerkenswert.


    Übrigens den letzten Satz von deinem Spieler finde ich respektlos dem gegner gegenüber. Den kann er sich klemmen.

  • @Betreuer72...bezogen auf deinen ersten Satz im Statement 3...nur darauf möchte ich folgendes anmerken (ansonsten 100 Prozent agree)


    Ich sehe es so


    Minis


    = "Fres.." halten, ...loben...klatschen, nicht grimmig gucken


    F


    = dito, ...max. "trau dich in den Zweikampf zu gehen, die Finte anzuwenden, zu schießen und auch....zur "Abwehr" mal die Erinnerung, dass man nicht hinten
    stehen bleiben muß, weil wir ja alle angreifen wollen um Tore zu schießen und alle verteidigen wollen um Tore zu verhindern.


    E


    = wie bei der F + "versuch den Pass flach zu spielen...denk dran wie du es geübt hast."


    D


    = wie bei der F und E + z.B.....lauf den Ball ab (taktisches 1:1 in der Defensive....statt...nur von Zweikampf zu sprechen) und auch...."traut Euch
    (Mehrzahl)...den Gegner zu stellen...einer läuft ab...der andere sichert ab...die andere lauern um z.B. die Passwege zuzustellen"...und auch...."spielt ab der Mittellinie was und wie ihr es wollt....traut euch den tödlichen Pass zu spielen...machts einfach" und auch mal an den TW der Hinweis/die Erinnerung, dass er offensiv mitgehendarf. Auch Hinweise in Richtung ...Ballannahme, Ballmitnahme....oder auch mit Tempo zu Ball...auch aus dem Rücken des Gegners einfordern, weil Thema ist und im Training oft geübt wurde.


    C


    = wie bei der F, E, D + das Wörtchen "Verschieben" benutzen nach Erklärung. Erste Übungen hierzu sind für mich ok....den Grundstein dafür legte man in den Jahren davor. Das wird nicht abverlangt


    B und A


    =wie in der F, E, D, C und das was zuvor taktisch nicht abverlangt wurde, würde ich hier intensivieren und abverlangen, soweit es den Spielern theoretisch kompetent erklärt wurde und praktisch entsprechend geübt wurde.


    Das entspricht in etwa dem Dfb-Ausbildungskonzept. Die Grenzen können leicht fließend sein.


    Was ich damit ausdrücken will ist die Erinnerung...der Denkanstoß dahingehend, dass es offensichtlich bei einer G nichts...und bei einer F und E -so man denn an den Ausbildungszielen für diese Altersgruppe bemessen und bewerten will....nichts bis nicht viel anzusprechen ist.


    Ich habe mir angewöhnt, nur das zu bewerten....zu kritisieren, was auch Ausbildungsthema ist. Zudem der Tipp für die für die es möglich ist.... 8) ...auf laute Kritik ganz zu verzichten und diese Kritik in die Pause zu legen! Loben kann man meiner Meinung -nicht zu überschwenglich...also dosiert....IMMER und ALLES...auch Dinge die sie tun, wenn sie abseits der Ausbildungsziele der Altersgruppe liegen. Z.B....ein F Spieler der mal eine Flanke schlägt, die nicht Thema der F wäre....aber er macht sie halt....dann würde ich es loben.


    Ich verlange nichts ab, was nicht Altersziel ist...ich bewerte es nicht und deshalb sage ich dazu auch nichts, nichtmal in der Pause.


    Alles andere/jedes andere Verhalten am Rand...das abtigern der Seitenauslinie, das postieren des zweiten Mannes hinterm Torwart, das Geschrei, das joystickhafte dirigieren, das erwähnte und für mich falsche abverlangen von Themen die noch nicht zur Altersgruppe gehören ist für mich nichts anderes als


    Verhinderung von Spielintelligenz
    Überfordern statt fördern
    Ein Überstülpen von Erwachsenenfußball auf Kinder
    Fördert den Drop Out und sorgt für Vereinsabgänge


    Das wäre und ist ein NoGo und wer es -aus meiner Sicht im Jugendfußball- praktiziert hat entweder (noch) keine Ahnung oder ist ein schwacher Trainer dessen Ego stärker ist als sein Kopf....


    Korrigieren

    2 Mal editiert, zuletzt von Andre ()

  • Übrigens den letzten Satz von deinem Spieler finde ich respektlos dem gegner gegenüber. Den kann er sich klemmen.



    Gordinho: Wieso denn respektlos. Der weinde Spieler findet es wahrscheinlich genauso bescheuert. Und wenn sich einer nach der Äußerung hinterfragen sollte, dann ist es der Trainer. Ein Kind nach einem Fehler auszuwechseln finde ich respektlos.


    PS: Bei unserem ersten Freundschaftsspiel war ich auch so. Ich wollte den Kindern helfen. :wacko: Unter Anderem durch das Forum hier und die Karrikatur der Fair-Play-Liga sowie durch Literatur, versuche ich komplett runterzufahren und zu hinterfragen. Zumindest das Runterfahren gelingt nicht immer.

  • @Nitram, Gordinho


    Ich finde es nicht respektlos, dass sind sieben- bis neunjährige, das zeugt für mich eher von Empathie und ist positiv zu werten.


    Andre


    Dieses Reinrufen ins Spiel vermeide ich inzwischen so gut wie vollständig. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass es eher störend ist. Ich feuere sie an, lobe, beklatsche gute Aktionen oder ermuntere sie.
    Für die Korrekturen ist m. E. das Training da und wenn während des Spiels ein Spieler absolut nicht das macht, was er machen soll, dann hole ich ihn runter und rede kurz mit ihm. Für den Rest gibt es eine kurze Halbzeitansprache.


    Ich habe den Eindruck, dass meine Jungs so auf lange Sicht besser spielen. Einer meiner Besten meinte mal, ich solle doch mehr vorgeben, reinrufen, was sie machen sollen, wie sie stehen sollen, so wie er es gewohnt war. Ich habe ihm dann erklärt, dass ich das nicht mache und warum nicht. Wenn ehemalige Trainer dann die Spieler sehen, die ursprünglich als absolute Nichtskönner galten, dann sind sie nicht selten überrascht, was in so einem "Holzfuß" manchmal drin steckt. :D

    "Multiple exclamation marks,' he went on, shaking his head, 'are a sure sign of a diseased mind."
    Terry Pratchett

  • Gordinho: Wieso denn respektlos. Der weinde Spieler findet es wahrscheinlich genauso bescheuert. Und wenn sich einer nach der Äußerung hinterfragen sollte, dann ist es der Trainer. Ein Kind nach einem Fehler auszuwechseln finde ich respektlos.


    PS: Bei unserem ersten Freundschaftsspiel war ich auch so. Ich wollte den Kindern helfen. :wacko: Unter Anderem durch das Forum hier und die Karrikatur der Fair-Play-Liga sowie durch Literatur, versuche ich komplett runterzufahren und zu hinterfragen. Zumindest das Runterfahren gelingt nicht immer.


    Gordinho: Wieso denn respektlos. Der weinde Spieler findet es wahrscheinlich genauso bescheuert. Und wenn sich einer nach der Äußerung hinterfragen sollte, dann ist es der Trainer. Ein Kind nach einem Fehler auszuwechseln finde ich respektlos.


    PS: Bei unserem ersten Freundschaftsspiel war ich auch so. Ich wollte den Kindern helfen. :wacko: Unter Anderem durch das Forum hier und die Karrikatur der Fair-Play-Liga sowie durch Literatur, versuche ich komplett runterzufahren und zu hinterfragen. Zumindest das Runterfahren gelingt nicht immer.


    Der letzte Satz ist aber nicht das weinende kind sondern : "Macht das Spaß, wenn einem alles vorgeschrieben wird? Ich find das bescheuert"


    Das ist für mich respektlos. Davon abgesehen glaube ich nicht das Kinder aus dem Jahrgang 2006 hinterfragen warum der gegnerische trainer dinge vorgibt usw.

  • ich sage meinen Kids dann oft: "Wieder mal ein Trainer der seine Mannschaft im Training nicht richtig vorbereitet hat - die haben wohl noch nicht soviel Ahnung von Fussball, darum muss er ihnen dauernd helfen. Ich bin so froh, dass ich das bei euch nicht tun muss und ihr oft sogar besser wisst wie' es geht, und ich mich deshalb nicht so peinlich benehmen muss wie der Kollege. "
    Dann checke ich noch schnell ob jeder die Ziele kennt an welchen wir in diesem Match arbeiten wollen und beschränke mein Coaching dann allein darauf. Der Rest ist reine Empathie, zeigen dass ich für sie da bin und sie nicht alleine im Regen stehen. Zeigen dass jeder 100% gehen kann und ich es sehen werde, wenn sie nicht mehr können.
    Wenn ich alle die ganze Zeit fernsteuern müsste könnte ich das Spiel gar nicht analysieren und hätte im nächsten Training keine Ahnung bez. neuer Schwerpunkte.
    Echt - ich weiss nicht wie und was Trainer bez. der Nachbearbeitung machen, welche die ganze Zeit rumbrüllen. Oder haben die Assistenten oder gar schon Videoauswertung ??

  • @FB


    Für den Nachwuchs- und Breitensportbereich gebe ich dir mit deiner Beschreibung: "der Trainer hat die Mannschaft nicht genügend vorbereitet" uneingeschränkt recht! Denn dort sollte der Trainer das, was es zu sagen und zu tun gab, im Training erledigt haben.


    Im Erwachsenen-Leistungsbereich kann es jedoch bestimmte Situationen geben, in denen der Trainer "von außen" Dinge erkennt, die seine Spieler nicht sehen und deshalb auf seine Unterstützung angewiesen sind.

  • ich finde, ein paar kurze Zurufe / Lob sind schon in Ordnung aber die Kinder sind mit dem Spiel beschäftigt, und haben gar nicht die Konzentration auf Trainer zu achten, und auf das Spiel, das gehört nicht zu meiner Philosophie nur zu dirigieren.

  • Klar, wir sind uns alle einig, dass Reinrufen, dass nur der Frustbewältigung des Trainers dient fehl am Platz ist.



    Was ist denn aber gegen konsruktive Kritik in SInne von: " Paul, wenn du angespielt wirst, verarbeite den Ball gleich in die Bewegung." oder " Max, bevor der Torwart dich anspielt nimm eine offene Spielstellung ein". etc. einzuwenden?


    Das ist kein "Rundmachen", das ist eine klare konstruktive Kritik, als Hilfe für den Spieler. Diese erfolgt zeitnah (innerhalb von 8 sec. sollte das Feedback laut der Sportwissenschaft bzw. der Didaktik im Sportunterricht erfolgen).


    Klar ist auch, das man ein Kind nicht mit Kritik überfrachten darf und sich auf einen Hauptfehler beschränken muss. Auch muss Lob deutlich überwiegen, allein schon damit die konstruktive Kritik auch aufgenommen und verarbeitet wird.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Sir Alex


    Prima Anmerkungen zum Thema.


    Wenn die Trainer, die viel (nicht die Brüllaffen) ins Spiel hinein rufen, nicht häufiger siegen würden, dann würden sie es lassen. Es ist also der Glaube, den Spielern zum Sieg verhelfen zu müssen, der sie antreibt.


    Es liegt also auf der Hand, dass es andere Gründe geben muß, sich dazu zu entscheiden, auf "Sicherheits-Informationen", seien sie nun als Aufforderung oder als Frage gestellt, zu verzichten. Die Gründe dafür, auf Kommentare während des Spiels zu verzichten, sind bereits vor Jahrzehnten aus den Erkenntnissen des Straßenfussballs gewonnen worden. Kinder lernen sehr viel besser von einander, als durch pures Gehorsam von Trainerbefehlen.


    Auf diesen Erkenntnissen basierend liegen die Vorteile auf der Hand, den Kindern im Rahmen des Trainings neue Fähigkeiten zu vermitteln oder Bestehende zu verfeinern. Im Spiel sollen sie dann Gelegenheit bekommen, die in Übungen und Spielformen erlernten Fähigkeiten und Gegnerdruck auszuprobieren. Das erhöhte Risiko, die neuen Dinge anzuwenden, beinhaltet die Toleranz des Trainers zu Fehlern seiner Spieler. Über die vorgelebte Fairness gegenüber seiner Spieler wie der Gegner fordert der Trainer ein Coaching, in dem es um sportliche Werte geht, die für die weitere Entwicklung der Kinder prägent sind.


    Ein Vorwegnehmen dieser Chancen durch altersgerechtes Coaching bedeutet, dass Kinder wie Erwachsene behandelt werden und das Siegen der einzige Grund eines sportlichen Wettkampfes ist. Der Umgang miteinander nach einem Unentschieden oder gar einer Niederlage ist schwierig, weil er nicht vorgesehen ist! Allenfalls in Form von Bestrafung aufgrund von Befehlsverweigerung.


    Die eigentliche Arbeit des Trainers liegt in der sinnvollen Gestaltung seines Trainings. Während des Spiels wird er als Motivator und Kümmerer gebraucht. So liegt es auch an ihm, ob die Mannschaft unabhängig vom Spielergebnis als emotionale Sieger, in der jeder sein Bestes gegeben hat, zum nächsten Training kommt. Coaching vermittelt nicht die Vorliebe für sportliche Leistung allein, sondern orientiert sich an einen partnerschaftlichen und respektvollen Umgang untereinander.


    Coaching von Trainern im Kinderbereich heißt für mich in erster Linie ein großes Herz für Kinder zu haben. Die Inhalte des Coaching lassen sich davon sehr leicht ableiten.

  • Insgesamt würde ich zustimmen, dass es den meisten Kinder- und Jugendtrainern nicht schaden würde, sich mehr zurückhalten. Hier sind mir ein paar Positionen aber ein bischen zu einseitig, daher ein paar Gegenstimmen:


    Es liegt also auf der Hand, dass es andere Gründe geben muß, sich dazu zu entscheiden, auf "Sicherheits-Informationen", seien sie nun als Aufforderung oder als Frage gestellt, zu verzichten. Die Gründe dafür, auf Kommentare während des Spiels zu verzichten, sind bereits vor Jahrzehnten aus den Erkenntnissen des Straßenfussballs gewonnen worden. Kinder lernen sehr viel besser von einander, als durch pures Gehorsam von Trainerbefehlen.


    Es ist aber kein Strassen-, sondern Vereinsfussball (und für mich persönlich ist Strassenfussball eher ein Schimpfwort). Im Vereinsfussball existiert doch eben gerade ein Trainer, daher orientieren sich die Kinder auch ein Stück weit an dem. Trainer sind normale Bezugspersonen, und solange diese sich "normal" verhalten, gibt es aus meiner Sicht gegen ein paar motivierende Rufe nichts einzuwenden. Dazu gehört auch mal "Aufwachen", wenn die Mannschaft innerhalb von zwei Minuten zwei Gegentreffer kassiert hat.


    Auf diesen Erkenntnissen basierend liegen die Vorteile auf der Hand, den Kindern im Rahmen des Trainings neue Fähigkeiten zu vermitteln oder Bestehende zu verfeinern. Im Spiel sollen sie dann Gelegenheit bekommen, die in Übungen und Spielformen erlernten Fähigkeiten und Gegnerdruck auszuprobieren. Das erhöhte Risiko, die neuen Dinge anzuwenden, beinhaltet die Toleranz des Trainers zu Fehlern seiner Spieler. Über die vorgelebte Fairness gegenüber seiner Spieler wie der Gegner fordert der Trainer ein Coaching, in dem es um sportliche Werte geht, die für die weitere Entwicklung der Kinder prägent sind.


    Ich sehe da keinen Zusammenhang zum "Hereinrufen", solange hier nicht jeder Fehler kritisiert wird. Wenn aber Kinder einfach verunsichert sind und vor Nervosität ein Brett vor dem Kopf haben, schadet der Hinweis "Geh mit nach vorne" oder "Biete Dich an" auch nicht.


    Ein Vorwegnehmen dieser Chancen durch altersgerechtes Coaching bedeutet, dass Kinder wie Erwachsene behandelt werden und das Siegen der einzige Grund eines sportlichen Wettkampfes ist. Der Umgang miteinander nach einem Unentschieden oder gar einer Niederlage ist schwierig, weil er nicht vorgesehen ist! Allenfalls in Form von Bestrafung aufgrund von Befehlsverweigerung.


    Verstehe den Absatz nicht. Aber:
    - Coaching kann andere Gründe haben als alleinigen Siegeswillen (z.B. Aufrütteln, aufbauen, Angst / Unsicherheit nehmen)
    - Wenn ich der Diskussion so folge, stelle ich mir Euren "idealen" Trainer so vor: der steht wie eine Ölgötze am Rand und verzieht keine Miene. Wie schrecklich! Sollen die Kinder denn wirklich denken, dem Trainer sei es egal, wie das Spiel ausgeht? Gewinndenken, schreien da jetzt wieder einige. Nein, sondern mitfiebern, engagiert sein, dabei sein. Die Kinder sollen sich reinhängen, wenn da einer am Rand steht und keinen Ton sagt? Wo sind denn heute noch Emotionen erlaubt? Nur weil es Idioten gibt, die nichts im Kinderfussball verloren haben, soll man stumm am Rand stehen?


    Die eigentliche Arbeit des Trainers liegt in der sinnvollen Gestaltung seines Trainings. Während des Spiels wird er als Motivator und Kümmerer gebraucht. So liegt es auch an ihm, ob die Mannschaft unabhängig vom Spielergebnis als emotionale Sieger, in der jeder sein Bestes gegeben hat, zum nächsten Training kommt. Coaching vermittelt nicht die Vorliebe für sportliche Leistung allein, sondern orientiert sich an einen partnerschaftlichen und respektvollen Umgang untereinander.


    Und wer könnte diesen Satz nicht unterstreichen? Und Motivator und Kümmerer heisst halt auch manchmal, etwas reinzurufen. GERADE um den Kindern die Notwendigkeit von Fair Play und Respekt zu vermitteln ist es wichtig, dass der Trainer auch den Kindern seine Anteilnahme, seine Begeisterung oder auch sein Mitleiden zeigt. Die Kinder sollen doch lernen: "Dem ist es genauso wichtig wie uns, dass wir uns reinhängen, unser Bestes geben, alles versuchen. Aber in erster Linie ein fairer und respektvoller Sportsmann."

  • Also wenn mein Trainer "Aufwachen" geschrien hat, bin ich dazu nicht wacher geworden. Vllt sollte der Dozent das mal in der langweiligen Vorlesung verwenden...?


    Genauso wie "Konzentrier dich!". Wow. Hört sich irgendwie für Außenstehende immer gut an. Für mich ne total nichtssagende leere Floskel. Wenn ein Kind 'nen Fehlpass spielt und ich das rufe, hilft das meiner Ansicht nach wenig weiter.
    Das Kind wird selbst wissen, dass, wenn der Ball zum Gegner geht, irgendwas schief gelaufen ist. Die Konzentrationsdauer bei Kindern mal außen vor. Und wenn das Kind am spielen ist, kommen einige Sachen nicht an. Sind auf den Ball oder sonst was fokussiert.


    Aber warum spielt das Kind nervös? Ist das durch Zurufen behebbar? Liegt'S am Generdruck? Angebracht wäre dann sowas wie"He, gegnerische Nummer 8, mein Spieler ist nervös, bitte attackiere ihn nicht so vehement..."
    So halb-persönliche Erfahrungen...


    Zitat

    Zitat TW-Trainer: "Während des Spiels wird er als Motivator und Kümmerer gebraucht."

    Das ist für mich der wichtigste Satz in TW-Trainers Post, wenn ich denn einen hervorheben möchte.


    Wobei ich immer mal wieder Trainer erlebe, die ihren Kindern das Denken abnehmen...

  • Ich fand das ist echt ein interessantes Thema und vor allem eines, bei dem viele Fehler gemacht werden.


    Es kommt doch auch immer auf den Spielertyp an, den du da vor dir hast. Ich bin selber ein Spieler, der den Trainer relativ oft hinterfragt und darüber nachdenkt, was er da eigentlich macht. Mein Trainer letztes Jahr hat ständig reingerufen, rumgebrüllt und versucht jeden ideal zu stellen. Bei manchen hat das funktioniert, bei manchen wie mir überhaupt nicht. Irgendwann habe ich angefagen, alle Reinrufe von außen zu ignorieren, es war zu viel und auch oft an alle gerichtet.


    Das was raicoon gesagt hat, sehe ich genauso. Der Trainer ruft meinetwegen: "Super Jungs, klasse! Jetzt weiter so." Das kann er sich sparen. Wir haben ein Tor geschossen, wir wissen selbst, dass es super war. Wenn er aber reinruft: "Klasse Lauf Dani, so haben wir es im Training gebübt!", dann weiß ich, dass er mich angesprochen hat, dass ich etwas richtig gemacht habe und vor allem, dass er es gesehen hat.


    Aber das muss man dann dosiert machen. Es gibt diese Trainer, die jede Aktion kommentieren müssen. Aber wenn man sich in Häufigkeit, Lautstärke und Ton variiert und auch einfach mal die Zähne zusammen beißt (Rufen will man ja eigentlich immer) dann ist das viel effektiver.

  • DeBiber: diese Trainer sterben nie aus, da Vereine wie Verbände sie frei gewähren, also zu-lassen. Das ist Kern dieses Problems für die spielerische Entwicklung. Verantwortlich ist also nicht nur jener "bekloppte" Trainer, sondern alle, die sein alles andere als lustiges Verhalten decken. Gut, dass du wenigstens mal hingingst, so dass er unhöflich sein "Nein" verkünden musste: viele haben dazu keinen Mumm, sonst würd's ja nie teamintern funktionieren. Dass man nicht begreift, so Misserfolg zu fördern: rätselhaft, erklärt sich aber wohl schlicht dadurch, dass man falsch gepolt ist: sich selbst am nächsten steht statt dem Team. Im Verein vorgelebt? Der Fisch stinkt ja zuerst... Nur wieso melden Eltern da ihre Kinder an, liefern sie dem schweigend aus? Der wenig nachdenkliche Brüll-Trainer (Schreitherapie u. Joystick-Playstation lassen grüßen) ist ja psychologisch eher wie alle Eltern zu verstehen, die ihre Kinder so psychosozial leiden, beschädigen lassen. Er baut so Alltagsstress/-frust ab...


    Wie nun Helfer-Trainer verstehen? Sie glauben evtl. einfach: spontan unkontrolliert o. eitel, sie wüssten besser, wie alle zu spielen hätten: obwohl sie gar nicht aufm Platz mitspielen, im Training ihre Chance zum Input ja längst hatten, oft nur die Präsenz im Team stören, die für kreativ-intuitive Kollektivintelligenz synergetisch notwendig wäre. Sie wissen irgendwo, dass man Spiele nie von außen "machen" kann, sie von oben verordnend statt aufm Platz sich dynamisch von selbst entwickeln lassend nur viel konzentrative Energie abfließt: Wie kann man dies als zT jahrelang tätiger, gar ausgebildeter, professioneller Trainer ignorieren? Jeder Mensch hat emotional getragen blinde Flecken im Kopf: so erklären sich eigene Handlungen, die man in sich selbst ruhend, so Kräfte sammeln wollend gar nicht bemerkt, wider besseres Wissen unternimmt etc. Daher benötigten Trainer zuerst Mentales Teamcoaching: je weniger sie dazu (zur Analyse ihrer blinden Flecken) bereit sind, wohl idR umso mehr!?


    Läuft ein Spiel aber völlig verkehrt, ist ein Unterbrecher per Ruf von außen durchaus zielführend, am besten persönlich adressiert. Manch verklemmter eingeschüchterte Spieler braucht auch Ermutigung zur Risikofreude etc. Und Distanz o. Vogelperspektive lassen mitunter auch klarer schauen, daher ja der Ritus der taktischen Aufstellung, die basal instruieren können soll, als ob die Spieler selbst dazu zu dumm, zerstritten, passiv seien. - Von daher nährt sich wohl die Illusion, generell von außen Spiele besser "sehen" u. steuern zu können. Sonst wäre die Rolle der Trainer ja auch im Spiel viel unbedeutender, eher aufs Training beschränkt (woher nicht grundlos der Name kommt!). Wobei "positives Verstärken" als Signal von außen als Rückhalt (durch den aufstellenden Machtinhaber) auch da, wo es läuft, durchaus anfeuern kann, Sicherheit verleihend: WIR sind ok! Sofern dies unkritisch bleibt, eben die Fokussierung nicht belastet. So unterstützen Klopp, Streit o. Tuchel "lautstark" stets nur die eigenen Mannen, die da wissen: ich hab Rückendeckung, Schuld sind Schiris, Gegner, Umstände. Soviel blindes Zusammenspiel kann auf Eigenmotivation durchaus anfeuernd/treibend wirken, obwohl manch Spieler humorvoll (was der eben sich ins Team einbeziehend und dienend statt herrschend erlaubt!) die CL-Aussperrung von Klopp ja als Ruhe begrüßte... ;)

    Jeder Erwachsene kann nur so gut spielen, wie er als Kind trainiert wurde....

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