Thomas: Was bedeutet stilisieren? Andere ins Lächerliche ziehen, ihre Ansichten verzerrt darstellen, Dinge in den Mund legen o. vom Gesagten ablenken, schwarzweiss malen: selbst ist man die positive, der andere die negative Seite u.ä. Und wer sich dann darüber nicht freut, ist undankbar? Was ich am Umgang in Vereinen kritisierte, wurde so grad vorgeführt, q.e.d. (Ich nenn auch viel Positives, denn ohne Hoffnung geht nichts, nur willst du es offenbar nicht registrieren?)
Zur denkwürdigen Abteilungs-Versammlung: Anwesend waren außer mir nur! aktuelle, von den Obleuten berufene Amtsträger (also ihre Mitarbeiter), ausnahmslos! Sie stellten je 15 bis 20 Minuten ihre (magere Erfolgs-)Bilanz vor. Bei den Finanzen hakte ich nach, das stets die Floskel verwandt wurde "natürlich über die 3 Abteilungen". Sofort wurde ich abgewürgt, wiederholte aber die Frage: sind die Abteilungen selbstdeckend in den Kosten und wie verteilen sie sich. Nach dem Personal der größte Block "Energie & Wasser" wird offenbar von allen gleich getragen: obwohl bei uns fast ausschließlich Herren u. Damen duschen u. Flutlicht benutzen, unsere Kinder kommen idR nicht mal in die Kabinen rein. Zudem ergab sich bei der Jugend ein Bilanzplus von gut 2000 Euro, bei den Herren ein Minus von ca 1400, bei den Damen von 700 Euro. Klartext: die Kinder mussten die ca 100 Erwachsenen aushalten, mit ca 20 (inkl. Energie ca. 50) Euro je Person quersubventionieren - sehr sozial. Einzige Erklärung: das sei in anderen Vereinen ebenso, meist noch mehr.... Das macht's aber nicht besser, nur noch schlimmer bzw. eröffnete eine Chance, sich gerade abzuheben: bei uns kommt die Jugend zuerst, nachweisbar, in Finanzzahlen. Aber leider: keine Resonanz.
Zuvor hatte ich meine Kandidatur zum JO beim F-Obmann bekannt gegeben, der erst meinte, als Nichtmitglied u. "bloßer Kindervertreter" dürfe ich dies nicht, was ich anzweifelte. Als es zu den Wahlen kam, wurde nur der aktuelle JO als Kandidat vorgestellt und ich musste noch schnell vorm allgemein obligatorischen Handheben dazwischen funken, dass ich doch auch hatte kandidieren wollen. Schon im 1. Satz, dass Eltern in unseren und anderen Teams gar nicht eingeladen worden seien, wurde ich dann wieder abgewürgt: dies stimme nicht. Das schüchterte natürlich ein u. ich verlor gleich den Faden meiner geplanten 5.minütigen Vorstellung, habe so nur darauf hingewiesen, dass ich nicht nur kritisieren, sondern gern auch in der Tat beweisen wolle, dass ein Konzept etwas bewegen könne und eben trotz 2000 Euro Überschuss bei der Jugend offenbar kein Geld für ein wenig Trainingsgerät da sei, was doch schade für die Jugend sei. Dann brach ich wg. Unruhe ab, zum Vortrag o.a. Textes kam es also nicht, war wohl besser so, wäre auch sinnlos gewesen. Bei der Wahl erhielt ich Null Stimmen, da ich mich enthielt. Eine gute Erfahrung, so hoch hatte ich im Fußball noch nie verloren, hatte aber auch noch nie allein gegen eine eingespielte Mannschaft gespielt. (Auch die 2 Leute, die mich vorher noch ermutigten, hoben nun doch lieber die Hand für den absehbaren Sieger.) Meine beiden Anträge, dass doch in Zukunft die nicht kippgesicherten Jugendtore verankert bzw. gelegt werden, alle darauf mehr achten sollten und eben ein Koordinations-Trainingsmaterialpaket für die Jugend erworben werden sollte, wurden nicht mehr verlesen und abgestimmt. Für Protest o. Diskussion hatte ich nun aber keine Kraft mehr, war doch extrem erschöpft, innerlich vom Versagen leer. Nach dem Ende ging ich mangels Gesellschaft schnell nach Haus, statt noch als Hofnarr zu kandidieren, der dann dafür sorgte, dass alle wieder lernen, über sich lachen u. so mehr erkennen zu können. Denn gelacht wurde an diesem Abend wie auch sonst im Vereien kein einziges Mal - also alles Spaß?
Seitdem "verarbeite" ich die ganze surreale Situation. Der alte-neue JO spielt Herren, sein Sohn spielt 1.Herren, gewählt wird er vorrangig von der Überzahl der Herren plus seiner Mitarbeiter, aber er vertritt die Jugend? Das Theaterstück hieß Demokratie, aber keiner (der einfachen Jugendvertreter) ging hin: ob nun mangels Einladung, Interesse, Unzufriedenheit - wer wollte das sagen. Nun denn, immerhin gehöre ich nicht zu den anonymen Gästebuch-Schreibern dort, die sich dann nie stellen und in natura zeigen. Nicht das nackte Ergebnis schmerzt, sondern das völlige Desinteresse daran, was jemand bewegt, sich solch absehbare Blamage anzutun. Auf jeden Fall aber war es besser, so im Vergleich zum 15minütien JO-Vortrag eher schweigsam wie unbekannt zur Wahl anzutreten, als nur eine eh nicht in den Gründen verständliche Motztirade abzulassen. Zumindest kann der JO nun nie mehr seiner Ehefrau (wie die dann mir) jammernd erzählen, er mache den Job nur als Märtyrer, da kein anderer da sei u. sich die Arbeit machen wolle. Nun müsste er ihr beichten: ok, ich will diesen Job. Sie hatte mich nämlich auch aufgefordert, doch den Job selbst zu machen, da ihr Männe dann ja froh sei, weil er dann nicht mehr ständig soviel tun müsse. Denkste, er muss nicht, er will - das ist nunmal klar.
Und es war ein echtes soziales Experiment, da es immer heisst: Ehrenämtler (o. Trainer) fehlen, werden dringend gesucht. Ne, auch hier gilt wohl eher: man will vor allem unter sich bleiben, keine fremden, neuen Leute, die anders denken als man selbst, Veränderung wollen, klare Kante zeigen. Fängt man 1mal an, sich in seinen Ansichten zu verbiegen: wo hört's dann auf? Entweder man wird so integriert, wie man ist, oder eben nicht. Ich kann nur sagen: so komplett allein dazustehen, mit Null Stimmen, da man selbst sich - ja ich gebe es zu - im "Herdentrieb" nicht mal mehr zu wählen traute (wie es der JO ganz selbstverständlich tat), irgendwie haut es echt rein: die ultimative Unbeliebtheit - vs der Mut, diesen Weg sehenden Auges gegangen zu sein, um ein Mini-Zeichen zu setzen. Was Demokratie, Weltoffenheit im Verein bedeuten könnte: dass solch Kandidatur normal wäre, man danach ruhig schlafen gehen könnte statt im Kopf all die unterschwellige Feindseligkeit an dem Ort, wo Sport doch am schönsten sei, verarbeiten zu müssen. Platz für alle, für Streit im und zum Guten. Ja, ich hatte die irre Hoffnung, dass irgendwer sagen würde, dass nicht mich, aber zumindest den Mut zur Gegenkandidatur, zur echten Wahl mit Alternative auch ein wenig gut fände, denn ansonsten gab's nur die Einheitspartei, obwohl sich reell viele gar nicht grün sind, sich blockieren, keine Spieler in der Not ausleihen, Gerüchte in Umlauf bringen. Ok, werde ich heute nicht mehr mit fertig, gute Nacht und danke für alle gutwiligen Ratschläge bzw. die Toleranz, Kritik am vorOrt geliebten Vereinsleben zu ertragen.