Wie wichtig ist eine Finte?

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  • Die meisten Spieler kennen zahlreiche Finten, wenden diese aber kaum an. Woran liegt es? Macht es überhaupt Sinn seine Trainingszeit für Finten zu opfern die überhaupt nicht angewendet werden?
    Zumal das Spiel - zumindest im Spitzenbereich - immer schneller wird, und ein guter Pass zehnmal wichtiger ist, als eine gelungene 1:1 Situation!
    Legt ihr im Training Wert auf ein großes Finten-Repertoire oder konzentriert ihr euch nur auf wenige Finten?
    Welche Finten sind die wichtigsten?


    Ich konzentriere mich im Training auf genau drei Finten:


    - Ausfallschritt
    - Schussfinte
    - Cruyff-Wende


    - Der Ausfallschritt ist die "Mutter aller Finten", einfach zu erlernen und fast alle andere Finten bauen darauf auf. Diese Finte ist auch im hohen Tempo einfach auszuführen und leicht zu erlernen
    - Das die Schussfinte Sinn macht, versteht wirklich jeder Spieler. Deshalb wird sie auch relativ oft im Amateurbereich eingesetzt! Und sie ist außerdem auch recht einfach zu erlernen.
    - Die Cruyff-Wende ist schon etwas komplizierter, aber dank der 180 Grad Drehung kann man sich aus aussichtslosen Zweikämpfen befreien und durch einen Pass nach hinten das Spiel neu aufbauen.


    Sicherlich zeige ich in jungen Jahren auch weitere Finten. Aber das ist mittlerweile das Repertoire auf das ich mich im Training konzentriere.


    Wie seht ihr das?

    »Fußball ist grundsätzlich einfach, aber das Schwierigste was es gibt ist, einfachen Fußball zu spielen.«

    (Johan Cruyff)

  • Ich lass seid der D-jugend immer wieder die vier wenden und den übersteiger trainieren.
    alles haben die jungs zigmal geübt, so dass sie auch mittlerweile im spiel gezeigt werden.
    Tja, leider geht es da nicht ohne drill, so muss man diese finten immer wieder geschickt einbauen
    und sie nicht ausschließlich trainieren.
    Alle anderen trix bringen die jungs von allein, durch anschauung und ausprobieren.
    dann sind sie eh die größten, wenns klappt :thumbup:

  • Wir trainieren Finten aus folgendem Grund: Im Rahmen der technischen Ausbildung sind die Finten die "höchste" Form der Ballbeherrschung. Und selbst beim gepflegtesten Kurzpassspiel (wovon meine und wahrscheinlich die meisten D2-Mannschaften noch weit weg sind) kommt es regelmäßig zu 1:1 Situationen, die auch mal überraschend gelöst werden dürfen. Insofern gehört das Fintentraining unbedingt dazu. Die Ziele des Fintentrainings im Hinblick auf einzelne Spieler sind aber unterschiedlich: Bei den besseren Spielern und/oder denen mit Spielfreude steht tatsächlich die Idee im Hintergrund, dass die irgendwann auch mal im Spiel (von mir aus erstmal nur im Trainingsspiel) erlernte Finten zeigen - einfach weil es passt und ihnen danach ist. Bei den schlechteren Technikern (Fußballanfängern) steht die Verbesserung der Koordination und Ballbeherrschung im Vordergrund. Man kann über die Zeit hinweg sehen, dass in der D erlernte (oder eingeschliffene) Techniken tatsächlich ab C-Jugend "abrufbar" sind in der Form, dass Spieler zumindest ein - zwei Finten mit einer gewissen Selbstverständlichkeit regelmäßig und sinnvoll anwenden.


    Da Fintentraining tatsächlich durch Wiederholung und einen gewissen "Drill" funktioniert, konzentrieren wir uns schon aus Zeitgründen auf drei Finten, deren Namen mir bis auf den Übersteiger gar nicht geläufig sind:
    1. Übersteiger
    2. Mit der Sohle kurz nach innen ziehen um dann mit dem Außenrist den Ball am Gegner vorbeizuziehen (funktioniert bei allen ziemlich gut)
    3. "Tempowechsel": Ball wird beim Dribbbling am Gegner vorbei kurz gestoppt, um dann doch in die ursprüngliche Richtung weiterzusprinten (diese Finte passt thematisch auch ganz gut zu unserem Training des 1:1 in der Defensive mit dem Ablaufen)


    Spielerisch fördern wir Finten in den Spielformen, in dem wir für jede gelungene Finte (d.h. Finte mit erfolgter Folgeaktion (Torschuss, Pass)) 1 Punkt geben, jedes Tor zählt aber drei Punkte. Dadurch belohnen wir erfolgreiche Finten, rücken deren Bedeutung aber auch in den "Gesamtzusammenhang". Die Spieler treffen so eigene Entscheidungen über den Einsatz von Finten. Na ja, sollen in den Zustand versetzt werden, eigene Entscheidungen über den Einsatz von Finten treffen zu können.

  • Das es immer wieder zu 1:1 Situationen kommt und diese auch erfolgreich gelöst werden müssen, steht natürlich nicht zur Diskussion. Aber achtet mal darauf, wie ein guter A-Jugend Spieler aus eurem Verein diese Aufgabe löst oder ein Spieler aus eurer ersten Mannschaft. Die wenigsten wählen eine Finte, die sie mal in der Jugend gelernt haben! Meist geht es mit Tempo am Gegner vorbei und maximal wird ein Ausfallschritt eingebunden. Einen Übersteiger macht doch kaum ein Spieler!

    »Fußball ist grundsätzlich einfach, aber das Schwierigste was es gibt ist, einfachen Fußball zu spielen.«

    (Johan Cruyff)

  • Wieviele Spieler im Spitzenbereich hast du bisher ausgebildet bzw. wie viele gedenkst du auszubilden?
    Auf dem Niveau auf dem wir alle trainieren ist es sicherlich nicht unerheblich Finten zu trainieren um Drucksituationen lösen zu können.


    Natürlich würde ich mich nicht darauf versteifen, aber ein Spieler der 10-20 Tricks unter Gegner-, Zeit- und Raumdruck anwenden kann ist eine Bereicherung für jede Mannschaft.


    Ich würde vielmehr von meinen Spielern einfordern die 1x1 Situationen zu suchen und auch anzunehmen, damit sie unter Wettkampfbedingungen erprobt werden.
    Wenn ich als Trainer natürlich meine Spieler ständig dazu zwinge den Ball laufen zu lassen und Dribblings untersage, brauche ich auch keinerlei Finten.


    Ich kann hier auch nur zum wiederholten mal auf das Konzept der Münchner Fußballschule verweisen, bzw. die DVDs oder den Youtube Kanal empfehlen.


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Einen Übersteiger macht doch kaum ein Spieler!

    Das ist richtig, aber "kaum ein Spieler" heißt ja, der ein oder andere macht ihn mal. Wie soll denn ein Fußballspiel in der A-Jugend aussehen, wo alle Spieler andauernd Übersteiger zeigen ^^


    Finten mache ich eigentlich weniger zum Selbstzweck, sondern um den Spielern Ballfertigkeiten und daraus resultierend das Selbstvertrauen zu geben, irgendwann einmal für alle Situationen ein möglichst umfassendes "Instrumentarium" zu haben. Ich habe Finten nie gelernt, mit dem Ergebnis, dass ich mich kaum in ein Dribbling getraut habe. Und wenn ich es getan habe, brüllte irgend einer immer "Lass die Fummelei sein". Und so habe ich denn meine bescheidene Karriere als Fußballer mit einer einzigen taktischen Anweisung überstanden: "Bleib an Deinem Mann dran".


    Mir fehlt die Erfahrung als Trainer, meine bisherigen Spieler über einen längeren Zeitraum beobachtet zu haben. Aber mein früherer Torwart (hat den Verein gewechselt, spielt ältere C-Jugend), lässt auch heute noch anstürmende Gegner regelmäßig mit 1-2 Finten aus seinem "Repertoire" ins Leere laufen ("habe ich damals bei Euch in der D gelernt!"). Sein Trainer sagt auch nix - meistens geht es gut. Den Rest der früheren Mannschaft (jetzt ältere C) kann ich leider selten bei Spielen sehen, kenne aber den Trainer und weiß, dass der seine Spieler kaum in Ruhe spielen und Entscheidungen treffen lässt. Wer traut sich denn da noch zu, eine Finte auszuprobieren, wenn es schon bei der Ballannahme heißt: "Gib ab" "Nach außen", "schieß"?


    Noch etwas: Ich glaube bei meiner aktuellen D2 zu beobachten, dass die konzentrierte Beschäftigung mit Finten im Training bei einigen auch die Neugier weckt, in der Freizeit bzw. vor dem Training selber mal was auszuprobieren. "Finten" sind Zeichen der Spielfreude und der wichtigste Bereich bei Kindern/Jugendlichen, wo sie ihren Idolen besonders gerne nacheifern.

  • Einen Übersteiger macht doch kaum ein Spieler!


    Und warum? Weil sie es nicht lernen bzw. 90% der Trainer nen Anfall bekommen wenn sie es tun und/oder es mal schief geht!
    Wenn du dich aber auf den Leistungsbereich beziehst - wie viele machen da einen Übersteiger?! Fasst alle - zumindest in der Offensive!


    Du begründest etwas für den Breitensport mit einem Beispiel aus dem Leistungsbereich - das passt so absolut nicht zusammen! Und beziehst das ganze dann wieder runter auf Amateurniveau in dem du dann sagst, dass es kaum einer anwendet (was ich davon abgesehen gerade beim Übersteiger nicht bestätigen kann)


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Hmm, also meine E-Junioren wenden die Coerver-Moves, die ich ihnen gezeigt habe, durchaus auch im Spiel an. Sicher nicht jeder Spieler und auch nicht jeden Move, aber die Dribbelstärkeren trauen sich schon oft ins 1:1 und probieren ihr Geschick aus. An einen Übersteiger kann ich mich bei meinen Jungs der aktuellen Saison zwar nicht erinnern, aber Wenden, Cuts, die Cruyff-Wende und die sehr gelegentliche Schussfinte gibt es schon. Die Spieler der stärksten Mannschaft in unserer Gruppe zeigen jede Menge Finten, da gehört der Step-Over schon zum Standardprogramm..

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Hallo zusammen,


    ich finde Finten wichtig. Nicht so wichtig, dass ich sie überwiegend trainiere und andere Sachen dafür vernachlässige, aber ich finde sie wichtig. Die gehören doch genau so zur Ausbildung wie das richtige Zweikampfverhalten, Paßspiel und der ganze Rest.


    Ich selbst war auch nie der begabte Dribbler, was nicht zuletzt eventuell auch daran liegt, dass man sich damals bei meiner "Ausbildung" damit nicht wirklich beschäftigt hat. Und wahrscheinlich auch daran, dass ich in der Jugend mal eine lange Auszeit genommen habe. Meinen linken Fuß habe ich auch erst spät für mich "entdeckt". Diese Tatsachen haben mich aber irgendwann dazu gebracht über das Warum nachzudenken. Und dann dachte ich mir, dass meine Spieler diese Erkenntnis später möglichst nicht haben sollen.


    Ich bin der Ansicht, dass man das Fintieren recht früh trainieren sollte. Ich kann es nicht beweisen, doch ich denke, dass die E und D-Jugendzeit perfekt dafür ist. Zur Zeit trainiere ich eine C-Jugend. Auch da streue ich das Thema mal immer wieder in der leichten Aufwärmphase mit ein. Da habe ich festgestellt, dass die meisten Spieler, die ich vorher nicht trainiert habe, mit dem Thema durchaus Probleme haben. Also wurde es auch da vernachlässigt.


    Ich bin nicht der Trainer, der das sogenannte "Fummeln" verbietet. Gerade zur D-Jugendzeit ( das waren in meinem Fall bisher 2 Saisons ) habe ich mich eigentlich immer ziemlich gefreut, wenn meine Spieler mal 2 bis 3 Gegner haben aussteigen lassen. Ich hatte und habe aber auch einen Spieler, der extrem ballverliebt ist, es oft übertreibt und dann den Ball verliert. Da kommen dann schon auch Einwände von meiner Seite, den Ball einfach mal an den freien Kollegen links oder rechts abzuspielen.


    Tatsache ist auch, dass gerade die dribbelstarken Spieler leider später von anderen Vereinen abgeworben wurden. Stellt sich da die Frage, warum gerade die?


    Ich denke hier sind sich alle einig, dass ein Spieler eigentlich das komplette Rüstzeug haben sollte. Was später bei den Senioren letztlich zum Erfolg führt ist eine andere Sache. Aber was man nicht gelernt hat kann man eben auch nicht anwenden.


    Aber machen wir uns da im Breitensport mal nichts vor. Zumindest bei mir ist es so, dass Anspruch und Wirklichkeit eben recht weit auseinander liegen. Was will man nicht alles trainieren? Und was schafft man wirklich zeitlich umzusetzen? Welche Ziele muss man nicht alle "verschieben", da einfach zu viel Nachholbedarf auf anderen Gebieten besteht? Da wären wir dann am Ende eigentlich wieder bei den Ausbildungsinhalten und den Zielen, wie sie auch der DFB propagiert.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • Hallo Leute
    Wir schauen nun all zu gerne auf Barcelona oder Spanien. Auffallend ist dabei bestimmt das One Touch Fussball... ist dass dann aber wirklich alles?
    Wir fangen nun an zu überlegen ob das Dribbling und die Finten wichtig sind.


    Ein spieler der nicht dribbeln kann ist kein guter Spieler... dies ist meine Meinung.
    Das sieht man insbesondere bei Barcelona. Da sind die Spieler nicht nur als Kollektiv einfach stark. Da ist wirklich jeder einzelne Spieler ober sacke stark.
    Dribbling ist wichtig. Kuckt mal Xavi, Messi, Iniesta. Diese können nicht nur flache Pässe spielen. Diese sind in Bedrengnis zu jeder Zeit fähig, aus einem Käfig raus zu kommen (weil sie dribbeln und fintieren können).


    Also für mich ganz klar: Ohne Dribbeln können geht gar nichts.


    Viele Grüsse
    TRPietro

  • Ja, ein guter Spieler muss dribbeln können, da stimme ich zu. Wobei "Dribbeln können" und "Finten beherrschen" zweierlei Dinge sind.


    Messi z.B. zeigt viel weniger Finten als Übersteiger-König Christiano Ronaldo. Messis Dribbelstärke im 1:1 oder auch 1:3 8o resultiert aus a) seiner wahnsinnigen Geschwindigkeit mit Ball und b) seiner Fähigkeit, sich in Sekundenbruchteilen auch auf unvorhersehbare Ballbewegungen einzustellen. Vor allem letzteres hilft ihm, wenn z.B. der Abwehrspieler doch mal die Fussspitze an den Ball bringt: Messi kann in solchen Situationen auf Grund seiner überlegenen Reaktionsgeschwindigkeit (das passiert im Kopf!) und wegen seiner körperlichen Wendigkeit fast immer den Ball behaupten.


    Um die Wende zum Kinderfussball zu kriegen: Das ist einer der Gründe, warum es aus meiner Sicht fast immer sinnvoll ist, in Spielformen zu trainieren. In klassischen Übungen (A passt zu B, B macht das und das...) sind die Situationen zu vorhersehbar, so dass nur die Technik, aber nicht die Kopfgeschwindigkeit nicht ausreichend mitgeschult wird.


    Grüße
    Oliver

  • Ich selbst war auch nie der begabte Dribbler, was nicht zuletzt eventuell auch daran liegt, dass man sich damals bei meiner "Ausbildung" damit nicht wirklich beschäftigt hat. Und wahrscheinlich auch daran, dass ich in der Jugend mal eine lange Auszeit genommen habe. Meinen linken Fuß habe ich auch erst spät für mich "entdeckt". Diese Tatsachen haben mich aber irgendwann dazu gebracht über das Warum nachzudenken. Und dann dachte ich mir, dass meine Spieler diese Erkenntnis später möglichst nicht haben sollen.


    Das hätte so auch von mir stammen können, Toto2, danke dafür. Ich habe als Kind kaum gedribbelt, Finten waren bei uns sowieso völlig unbekannt. Dabei habe ich wenig gedribbelt, weil das zu riskant war, da verlor ich den Ball zu oft, der Pass zum Mitspieler geling viel häufiger. Außerdem spielte ich von mir aus auch sehr defensiv, war im defensiven Mittelfeld für meinen damaligen Trainer auch, selbst wenn Eigenlob stinken mag, unverzichtbar. Mit seiner Fachkompetenz haperte es leider ein wenig, so kommt es mir rückblickend vor, von ihm wurde ich zwar motiviert, aber nie dazu ermutigt, auch mal den Ball zu führen und das 1:1 zu suchen. Das bedaure ich im nachhinein, so baue ich mein Repertoire seit meinem 35. Lebensjahr auf.... ?(


    Ich bin der Ansicht, dass man das Fintieren recht früh trainieren sollte. Ich kann es nicht beweisen, doch ich denke, dass die E und D-Jugendzeit perfekt dafür ist.


    Ja, das würde ich auch so sehen. In der F kann man ihnen schon auch den einen oder anderen Trick zeigen, aber Trainingsinhalt ist es weniger..


    Ich bin nicht der Trainer, der das sogenannte "Fummeln" verbietet. Gerade zur D-Jugendzeit ( das waren in meinem Fall bisher 2 Saisons ) habe ich mich eigentlich immer ziemlich gefreut, wenn meine Spieler mal 2 bis 3 Gegner haben aussteigen lassen. Ich hatte und habe aber auch einen Spieler, der extrem ballverliebt ist, es oft übertreibt und dann den Ball verliert. Da kommen dann schon auch Einwände von meiner Seite, den Ball einfach mal an den freien Kollegen links oder rechts abzuspielen.


    Genau, so mache ich das auch. Je nach Spieler fällt die Kritik auch unterschiedlich aus. Bei meinen schwächeren Spielern lobe ich ausdrücklich die Alleingänge, selbst wenn sie hängen bleiben, eben weil sie sich dazu getraut haben. Von den stärkeren Spielern erwarte ich hingegen, dass sie versuchen, zu erkennen, ob die Situation ein Dribbling erfordert, oder ob ein Abspiel sinnvoller ist. Wenn letzteres der Fall ist, dann weise ich sie darauf auch hin. Natürlich immer freundlich. Es passt nicht mehr zum Thema Finten, aber einen schwächeren Spieler habe ich neulich auch, als er sich rechts durchgesetzt hatte, aber aus extrem spitzem Winkel dann aufs Tor hielt, wo der Keeper schon die kurze Ecke zu machte, und natürlich das Außennetz traf, obwohl zentral vor dem Tor ein (auch noch sehr guter) Mitspieler völlig frei stand, zugerufen: "<Name>, du darfst schon auch abspielen, dagegen habe ich nichts!". Da grinste er mich an und nickte.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Zwar ist die individuelle Ausbildung die Voraussetzung für gruppen- und mannschaftsspielerische Elemente. Man dreht sich hier im Kreise, denn ohne eine gute Trainingsbeteiligung lassen sich immer nur unvollständig Techniken und Bruchstücke aus dem gesamten Programm ausbilden. Ist man allein als Trainer, so kann man auf das "Grobe" achten. Besser ist es schon, wenn man einen guten "Co" hat, so dass man in kleineren Gruppen individuell nachholen, im normalen Bereich trainieren oder auch Elemente vorziehen kann. Wem das nicht genügend, der sollte sich in den Leistungsbereich wagen.


    Noch besser ist es auch, das Training so interessant und abwechselungsreich wie möglich zu gestalten, das man stets eine sehr hohe Trainingsbeteiligung hat. Dazu empfehle ich die angeborene Neugierde der Kinder auszunutzen und sie aktiv ins Training einzubinden. Die Einbindung kann durch eingestreute Fragen oder Vorschlagswünschen geschehen. Wenn sie das Gefühl haben, die Sache kommt von ihnen und wurde nicht vom Trainer "vorgekaut und vorexerziert", dann sind sie noch viel ehrgeiziger bei der Sache. (Andersherum läßt die Konzentration schon mal schnell nach. Man ist nur noch bestrebt, dem Trainer ein Interesse irgendwie vorzugaukeln. Schließlich will man ja unter die ersten 11 gelangen und es sich nicht mit dem Trainer verscherzen!)


    Durch diese Trainingsform kann man auch schneller feststellen, ob es verstanden wurde. Denn es ist schon ein Unterschied, ob es einer versteht, aber noch nicht kann oder ob er gar nicht genau weiß, was er machen soll. Wer versteht, welche Finte man anwendet aus welchem Grunde sie wann am erfolgreichsten ist, der wird dies im Spiel schneller und aus eigener Entscheidung heraus anwenden. So gibt diese Methode auch eine Möglichkeit das Lerntempo zu steuern.


    Kommen wir von den Träumereien zum nackten Alltag eines deutschen Wald-und-Wiesen-Trainers zurück. Natürlich gibts meist auch die Bewegungskünstler und Großmotoriker im Team, weshalb man nicht alles solange durchexerzieren sollte, bis es auch der Letzte kann. Solange man an den jeweiligen Stärken sein Hauptaugenmerk legt, trainiert man nebenbei auch die Schwächen. Wie sagt man: viele Wege führen nach Rom.


    Ein Abwägung zwischen der Ausbildung von Dribbling- und Passtechniken würde ich nicht treffen wollen.


    Für das Dribbling spricht, das es jederzeit auf dem gesamten Spielfeld zu Dribblingsituationen kommen kann. Sei es, das ein Pass ungenau getreten wurde oder sei es, das der Gegner die Räume besonders geschickt zugestellt hat und so nur eine Dribbling-Lösung eine neue, günstigere Situation schaffen kann.


    Für das Passspiel spricht, das in der modernen, dynamischeren Spielweise immer weniger Zeit des Einzelnen für Entscheidungen bleibt, so das eine höhere Passfrequenz meist auch eine bessere Erfolgsquote bedeutet.


    Optimal wäre es, wenn man den eigenen Angriff mit Pässen aufbaut und versucht, nur die torentscheidenden Zweikämpfe zu gewinnen. Bzw. bei gegnerischem Angriff so schnell wie möglich in Zweikämpfe zu kommen. Tore zu erzielen ohne einen Zweikampf gewinnen zu müssen bleibt vorerst wohl nur den absoluten Profiteams in der Weltspitze überlassen! Ähnlich sieht es beim Defensivverhalten aus, wenn der Gegner nur durch geschicktes Stellungsspiel zu Fehlpässen gezwungen wird.

  • tobn: Zitat: Genau, so mache ich das auch. Je nach Spieler fällt die Kritik auch unterschiedlich aus. Bei meinen schwächeren Spielern lobe ich ausdrücklich die Alleingänge, selbst wenn sie hängen bleiben, eben weil sie sich dazu getraut haben. Von den stärkeren Spielern erwarte ich hingegen, dass sie versuchen, zu erkennen, ob die Situation ein Dribbling erfordert, oder ob ein Abspiel sinnvoller ist. Wenn letzteres der Fall ist, dann weise ich sie darauf auch hin. Natürlich immer freundlich. Es passt nicht mehr zum Thema Finten, aber einen schwächeren Spieler habe ich neulich auch, als er sich rechts durchgesetzt hatte, aber aus extrem spitzem Winkel dann aufs Tor hielt, wo der Keeper schon die kurze Ecke zu machte, und natürlich das Außennetz traf, obwohl zentral vor dem Tor ein (auch noch sehr guter) Mitspieler völlig frei stand, zugerufen: "<Name>, du darfst schon auch abspielen, dagegen habe ich nichts!". Da grinste er mich an und nickte. Zitat Ende


    Da ticken wir ähnlich. Ich hatte auch einen sehr dribbelstarken Spieler, den ich nach einer gewissen Zeit immer mit dem Ruf "traue dir was zu" ermutigen mußte seine Stärken auch einzusetzen. Irgendwann fing er an sich zurück zu nehmen und versuchte einfach, so glaube ich, mannschaftsdienlicher zu spielen. War halt auch Thema bei uns, das Zusammenspiel. Auch das hatte er, oder vermutlich hat er das immer noch ( wurde abgeworben ), verdammt gut drauf. Ich war aber der Ansicht, dass er alles zeigen sollte und habe ihn ermutigt. Die Frage ist am Ende doch immer welche Entscheidung im bestimmten Augenblick die richtige ist. So wie TW-Trainer auch geschrieben hat. Und darauf weise ich dann auch hin. Denn nicht immer treffen die Spieler die richtige Entscheidung. Ich sage dann: "Das hast du gut gemacht. So oder so hättest du es aber noch besser machen können." Das in dem Fall, wenn eine ungünstige Entscheidung getroffen wurde. Wurde die richtige Entscheidung getroffen und das Ziel aber trotzdem nicht erreicht ( z. B. Ballverlust ) lobe ich trotzdem. Und wahrscheinlich liege auch ich als Trainer nicht immer richtig in den Entscheidungen. Ich denke so können die Spieler Situationen erst richtige beurteilen.


    Die beste Methode ist aber immer noch die Fragestellung, damit die Spieler selbständig auf die Lösung kommen. So bleibt am meisten hängen.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • Die Frage ist am Ende doch immer welche Entscheidung im bestimmten Augenblick die richtige ist. So wie TW-Trainer auch geschrieben hat. Und darauf weise ich dann auch hin. Denn nicht immer treffen die Spieler die richtige Entscheidung. Ich sage dann: [...]


    Genau. Und dann gibt es ja noch den Klassiker, wie in unserem letzten Spiel. Wir hatten Anstoß, der dabei Angespielte (d.h. der allererste Ballempfänger, der sich direkt neben dem Anstoßenden befindet), hält den Ball und dreht sich, um einen Angriff abzuwehren, um 360° und gibt den Ball an den (zuvor) Anstoßenden zurück, der dann, zunächst mehr oder weniger notgedrungen, den Weg nach vorne sucht. Außen laufen unsere offensiven Flügelspieler mit bzw. vor. Und dann spielt unser mittlerer Offensivspieler drei Gegenspieler aus und versenkt das Ding auch noch. Beim zweiten, spätestens beim dritten Gegenspieler denke ich als Trainer: "Spiel nach außen, links und rechts sind deine Mitspieler frei!" Aber dann macht er das Ding, und gegen ein Tor kann man schließlich nie argumentieren. =)

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Hallo,


    ich finde, das Finten im Fußball eine herausragende Bedeutung haben! Gerade weil du schreibst, dass der Fußball immer schneller wird, ist es wichtig fintieren zu können. Durch Passspiel ergibt sich natürlich schnell Raumgewinn bei Verlagerungen oder einem vertikalem Pass, mit dem das gegnerische Mittelfeld überbrückt wird. Doch noch immer gibt es zahlreiche 1 gegen 1 Situationen, die gelöst werden müssen, um Überzahl herzustellen und für einen Überraschungsmoment zu sorgen! Wer als ballführender Spieler in eine 1 gegen 1 Situation geht und fintieren kann, ist klar im Vorteil.


    Dass man Finten relativ selten sieht, liegt dann an schlechten Trainer, die die Finten nicht immer und immer wieder trainieren. Dies muss nicht langweilig sein und schon gar nicht anderen Trainingszielen im Weg stehen. Beispielsweise kann ich das Passspiel trainieren und mit Torschuss kombinieren. Auf dem Rückweg vom Tor zum Starthütchen für die Passkombination werden dann Hütchen aufgestellt an denen eine Finte durchgeführt werden muss. So wird der Ablauf der Finte weiter verinnerlicht. Natürlich fehlt hier sämtlicher Zeit- und Gegnerdruck, aber besser als stumpfes direktes Zurücklaufen zum Starthütchen und 5 Minute warten!


    Wenn man als Trainer immer wieder Finten trainiert, werden die Jungs diese im Spiel auch einsetzen! Oft liegt der fehlende Mut aber an den Trainern, die die Jungs ab der E-Jugend hatten, die einfach nie Finten haben trainieren lassen.


    Nochmal zur Wichtigkeit von Finten: Wie oft hat nicht beispielsweise Ribery mit einer simplen, aber sauber ausgeführten Finte auf dem linken Flügel den Gegner ausgespielt und sich somit viel Raum erspielt? Wer gut fintieren kann, zeigt dies auch im Spiel und ist im 1 gegen 1 klar im Vorteil!

  • Ich muss sagen, dass ich Finten mittlerweile auch für ein sehr wichtiges Element halte, das in engen Situationen einfach den Unterschied macht. Als jemand, der nie besonders schnell laufen konnte, aber vielfach auf dem Flügel spielen musste (links wegen leidlicher Beidfüßígkeit), musste ich mir in manchen Situationen mit Tricks behelfen, weil der Klassiker, antäuschen, Ball vorbei, Gegner überlaufen bei mir mangels Geschwindigkeit nicht funktionierte.
    Das lief übrigens in der Regel so, dass ich irgendwo im Fernsehn einen Trick sah, ihn geübt (Bolzplatz, Training) habe und wenns eng wurde (kein Mitspieler da) im Spiel einfach mal ausprobiert hab.


    Ein Zeitlang hatte es mir beispielsweise der "Dede" angetan: http://www.youtube.com/watch?v=GqkqfhfCH6E
    Da es bei uns öfter mal lange Bälle nach vorne gab, also hohe Bälle zu verarbeiten waren, war der ab und zu nützlich.


    Später als ich zentraler gespielt habe, hab ich den "Zidane" ab und zu mal probiert: http://www.youtube.com/watch?v=KNUiEPXtcUw


    Natürlich weit weniger selbstverständlich und elegant und selbstverständlich auch mit niedrigerer Erfolgsquote, aber wenns klappte dann war das Erfolgserlebnis dafür umso größer. Hatte auch das Glück, dass ich dafür von meinen Trainern nie kritisiert wurde (im Gegensatz zu manchen mitfahrenden Eltern "Für wen hält sich der eigentlich"). Das schöne ist, heute erinnere ich mich fast ausschließlich an die Gegebenheit wos geklappt hat, und deswegen Tore gefallen sind. Und genau wegen solcher Aktionen dann und wann macht Fußballspielen letztlich auch Spaß.


    Also bitte liebe Trainer: Lasst eure Spieler tricksen, baut vielleicht sogar einmal im Monat oder so ein "Trickstunde" ein.

  • Kleines Erlebnis vom Spieltag vor 2 Wochen. Einer unser D2-Spieler, der nach eigenen Angaben lieber Abwehr spielt, macht im Mittelfeld (D7er, 3-2-1-Aufstellung) ein gutes Spiel und irgendwann auch einen erfolgreichen Übersteiger, zwar (noch ein bisschen langsam), aber immerhin. Er bleibt in Ballbesitz und schließt die Aktion mit einem guten Pass ab.


    Beim nächsten Training darauf angesprochen und gelobt, sagte er nur grinsend: "Dafür haben wir es doch geübt, oder?"


    P.S.: Das ist ein Junge, der erst im Herbst, als die Saison schon begonnen hatte, vom Nachbarverein zu uns wechselte, weil er dort kaum zum Einsatz kam. Ob er in sechs Jahren als A-Jugendlicher noch den Übersteiger anwendet, kann ich natürlich noch nicht sagen :?: Aber sein in kurzer Zeit gestiegenes Selbstbewusstsein als Fußballer ist doch auch toll.