Ich habe bis einschließlich jüngere E von Spiel zu Spiel rotiert. Jetzt in der älteren E zum Übergang in die D nur noch in abgeschwächter Form. Gleich vorweg: Ich würde es jederzeit wieder so machen. Und auch ich kenne das Misstrauen bzw. die deutliche Ablehnung gegenüber der Rotation. Innerhalb der eigenen SG bin ich der einzige Trainer, der dies praktiziert. Und bei dem von mir vermuteten Grund gebe ich Andre vollkommen recht: Gewinndenken ! Nichts anderes steckt hinter dieser Ablehnung. Die diesbezüglichen Kommentare deuten ausschließlich nur in diese Richtung. Und aus sicherer Quelle weiß ich, dass dies hinter meinem Rücken jahrelang belächelt wurde. Beim Sparkassencup haben u.a. einige dieser Skeptiker zugeschaut. Und jetzt kommen so nach und nach Fragen, was sich hinter der Rotation verbirgt bzw. wie man die sinnvoll anwendet. Aha. Nachtigall...
Hier wird hauptsächlich der Aspekt genannt, dass die Spieler jede Position kennen sollten ( wissen wie der Torwart,Stürmer usw. tickt) und so vielseitiger einsetzbar sind. Der rein technische Aspekt fehlt mir persönlich bislang aber und das war mein Hauptgrund zu rotieren. Die verschiedenen technischen Anforderungen aufgrund der positionsbedingten Spielsituation. An den Positionen wirds vielleicht deutlich.
Torwart: Keine andere Position fordert und schult gleichzeitig koordinative Fähigkeiten so gut und intensiv wie diese Position. Fallen und Springen, dabei gleichzeitig noch den Ball im Blick haben müssen und dann auch noch beide Hände benutzen müssen. Und mit Ball müssen sie auch mit dem Fuß umgehen können. Diese Schulung sollte man keinem Kind entgehen lassen. Also alle mal im Training und Spiel rein ins Tor.
Abwehr/hintere Reihe: Großer Unterschied zum Stürmer ist, dass der Abwehrspieler sowohl Gegner als auch Ball in der Regel frontal mit Blick zum gegnerischen Tor bekommt. Auf die Balltechnik bezogen bedeutet das, Ballannahme und -mitnahme erfolgt in der Laufrichtung und beim anschließenden Dribbling befindet sich mein Gegenspieler vor mir. Zudem ist es hier öfter erforderlich, mit Ball zunächst zügig den Gegner anzulaufen und im passenden Augenblick ins Tempodribbling zu gehen.
Stürmer/vordere Reihe: Hinsichtlich Ballannahme und -mitnahme balltechnisch höhere Anforderung, da der Spieler meistens den Ball mit dem Rücken zum Tor bekommt ( wenn man denn von hinten raus spielt ). Dabei wird gleichzeitig eine korrekte und schnelle Gewichtsverlagerung abgefordert und anschließend sofort ins Tempodribbling. Das ganze dann noch im Spiel unter Gegnerdruck. Da geht Koordinativ, Balltechnisch und Individualtaktisch 'ne Menge gleichzeitig ab.Natürlich variieren die Spielsituationen sowohl vorne wie hinten. Auch ein Abwehrspieler hat Situationen, in denen er den Ball mit dem Rücken zum Tor bekommt. Aber eben wesentlich weniger als ein Stürmer.
Das Ganze dann noch im Wechsel Links/Rechts/Mitte. Schult die Beidfüßigkeit unter "Druck". Dauert sehr lang, aber steter Tropfen höhlt den Stein.
Leider läuft mir die Zeit davon. Ich kann aber nur jedem ( gerade den G/F-Jugendtrainern ) raten, der z.Zt. überlegt die Rotation zu praktizieren: Seid mutig und macht es !! Lasst euch nicht von Ergebnissen oder Lästerern von außen beeinflussen. Habe vor kurzem ein sehr schönes Zitat gelesen ( kann leider nicht sagen von wem Geduld ist ein Baum, dessen Wurzeln sehr bitter, dessen Früchte aber sehr süß sind.
Sorry Maxiano. Auch ich wollte dein Thread nicht kapern. War mir aber wichtig. Bin jetzt auch raus.
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Ich hab ja außer TW praktisch jede Position mal gespielt, wenn auch auf dem Papier nie als 6er jedoch in der praktischen Offensivausführung (als Libero, der bei Ballbesitz vor der Abwehr agierte, was in einer Dominanz des Mittelfeldes resultierte).
Ins Tor wär ich allerdings nie gegangen, bzw. hätte die Hände nie benutzt und nur wie ein Libero agiert. Wer ein Musikinstrument spielt, will sich die Hände nicht prellen. Ich hab auch nie besonders gerne Volleyball gespielt. Und beim Fußball ist der Ball härter und die Geschwindigkeiten höher.
Bei den Abwehrpositionen gabs bei mir zwei Probleme. Erstens denke ich grundsätzlich offensiv, und zwar generell im Leben. Ich spiele um zu gewinnen, nicht um nicht zu verlieren. Zweitens und auch das ist temperamentsbedingt, ich bin (nicht nur aufm Fußballplatz) ein Freigeist. Deshalb mochte ich Positionen, in denen man in seinen Entscheidungen weitgehend frei war, und auch mal was "verrücktes" machen konnte. Drittens war ich für die Außenpositionen eigentlich zu langsam und fühlte mich seit jeher in der Mitte am wohlsten. In der E spielte ich Mittelstümer, weil ich da am wenigsten Schaden anrichten konnte. In der D auf dem Papier links im Dreiermittelfeld, de facto jedoch eine 10, die überwiegend von der linken Seite kam. Im ersten C-Jugendjahr spielte ich als Notnagel überall da wo grade Not am Mann war (LV,VS,LM, RM, LA, RA und zum Schluss wieder als Mittelstürmer). Wir spielten damals gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte 4-2-3-1 gegen die untere 4-3-3 was sich primär darin äußerte, dass sich die Besetzung des Offensivquartetts personell änderte (die Außen waren mehr MF-Spieler als Stürmer). Und soll ich euch was sagen, ich habs gehasst. Im zweiten C-Jahr begann ich wieder als Mittelstürmer wurde aufgrund des großen Lochs hinter mir, ins Mittelfeld zurückbeordert, wo ich dann als 10er in der MF-Raute meine Lieblingsposition (wieder)fand. Bei einem Ausflug in die C1 für ein Kreispokalspiel gegen einen unterklassigen Gegner, bei dem der C1-Trainer nach 8:0 HZ-Stand 3 C2-Spieler brachte, um ein zweistelliges Ergebnis zu vermeiden (hat er mir später mal gesagt), musste ich dann auch mal als RV spielen (er wollte uns eigentlich offensiv bringen, musste aber abweichen, weil sich der RV den Fuß verknackst hatte. Mangels ernstzunehmender Gegenspieler spielte ich die Position dann allerdings extrem offensiv (ich war abgesehen vom Anstoß nach Toren vielleicht 3mal in der eigenen Hälfte). Der C1-Trainer war deswegen zwar ein bisschen sauer, was mir aber ziemlich wurscht war, weil ich ohnehin wieder zur C2 zurückkehrte. Zweistellig wurde es doch noch, am Ende stands 13:0, woran ich als quasi zweiter 10er nicht ganz unschuldig war (2 Torvorlagen, 2 weitere Tore mitinitiert). Da die sowieso keinen Ball hinten rausbrachten und unser 6er als Leichtathlet extrem laufstark war, konnten wir uns erlauben hinten in Unterzahl zu spielen. Ohne Gegenspieler mit jeder Menge Freiraum ausgestattet hatte ich einen ganz vergnüglichen Abend, so als "Rechter Verteidiger". Gegen Ende der Saison als mein Kreislaufproblem bei hohen Temperaturen akut wurde, spielte ich dann in der 2. HZ regelmäßig als Libero, bei eigenem Ballbesitz aus eigenem Antrieb und vom Trainer stillschweigen tolleriert ligauntypisch vor der Abwehr (wodurch das 1-3-4-2 zum 3-5-2 mutierte). Am meisten Spaß machte definitiv die 10 (ob in der D oder C), danach als Mittelstürmer und zur Not auch als Libero. Alle andern Positionen hab ich zwar gespielt, weil aufm Platz stehen besser war als zuschauen. Ich gebe aber zu, dass ich während jenem "Rotationsjahr" mehrfach überlegt habe aufzuhören oder zu wechseln, weils einfach keinen Spaß machte.