Andre, keine Sorge, so ganz ahnungslos, was das Konzept angeht, bin ich nicht. Dass ich jedes kleinste Detail davon kenne, würde ich nie behaupten. Und auch niemandem hier glauben, dass er es bis ins kleinste Detail kennt; dafür ist es einfach zu komplex, zu detailliert, zu vielschichtig. Ich bitte darum, meine Beiträge genau zu lesen, ich halte das Konzept für gut; sogar für super!
Dirk: Die Einteillung der Altersklassen an sich ist für mich vollkommen richtig! Mir geht es nicht um diese, sondern darum, wie das Konzept darauf angewand wird. Damit meine ich nicht das Konzept an sich, sondern meine Kritik richtet sich an die handelnden Trainer im Jugendfußball.
Hier betrachte ich es differenziert. Es gibt verschiedenste Trainertypen.
Beginnen wir mit Typ A:
Trainer A hält zu 100% an dem Konzept des DFB fest, reagiert nicht auf aktuelle Entwicklungen (gemeint sind die fußballerischen Entwicklungen und nicht das Ergebnis), sondern hat zu Beginn seinen Trainingsplan aufgestellt und zieht diesen durch. Klingt alles schön und gut, ich bin auch davon überzeugt, dass dieser Trainer seiner Mannschaft helfen wird einen wichtigen Schritt in der Entwicklung zu gehen! Es wäre wünschenswert, wenn es mehr von diesem Typ geben würde. Typ A ist meiner Meinung nach der Typ, der hier im Forum weit verbreitet ist; zumindest geben hier viele vor, dass sie so arbeiten...
Typ B:
Trainer B arbeitet in der Nachwuchsabteilung eines Leistungszentrum. Eben diese sollten eigentlich mit gutem Beispiel vorangehen. Doch was passiert eigentlich dort? Ganz einfach, jedes Jahr fahren die Trainer, Scouts usw. raus, sichten in der Region sämtliche Kicker, denen es Spaß macht zuzuschauen. Wichtigste Auswahlpunkte sind hier Schnelligkeit, Ballbehandlung, Spielverständnis und zumeist werden die Spieler ausgewählt, die besonders Stark im offensiven 1 gegen 1 sind. Dann beginnt die neue Saison bei Schalke, Düsseldorf, Leverkusen oder wo auch immer und was passiert. Die U12 der jeweiligen Vereine wird dazu verdonnert zu passen, passen, passen, passen und nochmals zu passen. Mutige Dribblings? Fehlanzeige! Kreatives Ausprobieren der eigenen Ideen? Ja, wenn man ausgewechselt werden will.
Die Situation hier ist doch ganz einfach! Schon im U12 Bereich muss der Sieg her! Den prestigeträchtigen Reviercup, top besetzte Turniere im Ausland, Vergleichsspiele mit anderen Leistungszentren; das Ergebnis muss stimmen! Individuelle Förderung? Gibt es nicht! Die Mannschaft muss gewinnen!
Aber man muss den Leistungszentren hier im Westen zugute halten, dass sie so langsam ihre Vorbildrolle und Verantwortung gegenüber den Spielern erkannt haben und das Ganze so langsam anders sehen. Trotzdem gibt es noch ganze Jahrgänge, die im Sommer einfach ausgetauscht werden! Da hat der Scout die falschen Spieler empfohlen, so gut sind die gar nicht...NEIN! Falsch! Der Trainer hat den Spielern den Mut zum Risiko, zum Dribbling, die Kreativität, den Spaß, die Leidenschaft und somit letztlich das Können genommen!
Zugegebenermaßen die wenigsten Trainer arbeiten im Leistungszentrum. Doch genau hier hat man die höchste Leistungsdichte, genau hier gilt es die Talente zu fordern und vor allem zu fördern! Hier gibt es die besten Voraussetzungen!
Ich saug mir das nicht aus den Fingern, Trainer von M´Gladbach oder Fortuna D´dorf geben die Sünden der vergangenen (nicht weit zurückliegenden) Jahre zu! Ich habe einige davon auf verschiedenden Lehrgängen in Wedau kennengelernt. Immerhin fand dort ein Umdenken statt, trotzdem hat zum Beispiel auch der MSV Duisburg im Sommer fast die ganze Mannschaft des 2000er JG gewechselt.
Typ C:
Der Papa-Trainer. Entweder wird er (wünschenswerter Weise) zu Typ A oder eben genau zu dem, was keiner haben will. Ein schreiender, rumbrüllender Trainer, der genau so trainiert, wie er vor 40 Jahren trainiert worden ist. Hier brauche ich nicht viel zu sagen, jeder kennt ihn und weiß, was daran toll ist bzw. nicht!
Die Aufzählung ist natürlich nicht abschließend. Ich denke wir sind uns alle einig, von den vorgestellten Optionen ist Typ A klar der beste Typ. Nur habe ich mein Problem damit, dass hier so krass, so eindeutig am Konzept festgehalten wird. Es gibt zu viele Trainer, sich ihren Plan machen und durchziehen, doch dabei gar nicht kapieren, dass die Jungs in den zwei, drei Wochen Training zu dem einen Schwerpunkt gar nicht zu dem Stand gekommen sind, den der Trainer erwartet haben. Trotzdem wird dennoch einfach weiter gemacht und das nächste Thema regelrecht "abgearbeitet". Zudem, und da bin ich ganz ehrlich, wenn ich sehe, dass der Schwerpunkt von vor 3 Wochen im Spiel nicht in dem Maßen zu erkennen ist, wie ich mir das vorgestellt habe, dann wird der nochmal wieder aufgenommen. (ich weiß, jetzt kommen hier die Fußballgötter und werden mir gleich erzählen, dass ich die 3 Wochen dann nicht optimal, herausragend trainiert habe), doch ich sehe das ganz anders. Das ist nämlich einfach die Realität, manche Sachen laufen besser, andere schlechter als gedacht! Erzählt mir nicht, dass es nicht so ist! Wer das macht, der lügt! Und hier bin ich ganz ehrlich, viele Trainer sind einfach zu unflexibel und halten zu sehr an diesem (guten) Konzept fest. Aber man braucht einfach diesen Blick für die Realität. Was ist, wenn meine Jungs dies schon besser können als erwartet? Was ist, wenn sie es deutlich schlechter können, als laut Konzept erwartet? Gut ist hier der Hinweis von Andre, dass das Konzept wohl nur wirklich funktioniert, wenn es von Beginn an durchgezogen wird.
Sehr sagt mir zudem der Satz von Uwe zu "Für mich ist das DFB-Ausbildungskonzept keine Bibel, es ist eine Richtschnur." Um dabei zu bleiben, zu viele interpretieren das Konzept als Bibel, verlieren jedoch den Blick für die Realität und den wahren Leistungsstand.