Wird das Fairplay-Verhalten eines 7 bis 9-Jährigen durch die Einführung der FairPlayLiga im Kinderfußball beeinflusst?

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  • Ich habe mir die Mühe gemacht und es zu cirka 30 Prozent intensiv gelesen. Ich habe es überflogen und die Teile die mich richtig interessierten gelesen. Was ich erkennen konnte war, das sich jemand richtig viel Mühe gegeben habe.


    Was ich für mich dabei erkannt habe ist, dass ich ein Beispiel bin.


    Ich habe cirka 70 Prozent nicht gelesen.


    Es wird viele Trainer geben, die überhaupt nicht lesen, ...diese Arbeit nicht, das Dfb.-Konzept nicht, und einfach überhaupt nichts lesen und prinzherrlich ihr Ding durchziehen. JEDER der hier mitliest ist denen schonmal 100 Prozent voraus, weil er sich -egal wie er drauf ist- ein paar Flöhe ins Ohr setzen läßt, ob er will oder nicht!


    Genau das denke ich immer, wenn ich mal wieder im Klinsch mit Gott und der Welt liege. Hier wird oftmals etwas Thematisiert....in diesem Fall das Dfb.-Konzept....und man merkt etwas genauer als Exakt, das der "Nörgler" es nicht oder nicht richtig kennt oder nicht verstanden hat. Ist das vermessen von mir das so frei zu sagen?


    Naja, ...aber immerhin wurden Flöhe verschenkt :) ...in diesem Sinne, Gruß Andre

  • Andre, :thumbup: !


    Ich bekenne mich zum Leser, auch wenn nicht zu 100%! Die liebe Zeit!


    Flöhe haben die Eigenschaft sich ständig bemerkbar zu machen,...in diesem Fall eine Dauerbeschäftigung! :thumbup:

  • Mittlerweile habe ich die Diplomarbeit durchgelesen, wirklich sehr interessante Beobachtungen. Grob zusammengefasst:
    - die Kinder haben kein Problem Aus/Ecke eigenständig zu entscheiden.
    - die Kinder schaffen es überwiegend nicht Fouls eigenständig zu entscheiden.
    - die Kinder schaffen es überhaupt nicht, Handspiele eigenständig zu entscheiden.
    - die Trainer schaffen es nicht, den Kindern Freiraum+Zeit für eigene Regelentscheidungen zu lassen.
    - die Eltern sind zu nahe dran und geben zu viele taktische Anweisungen.


    Daraus zieht die Autorin den Schluss, dass das Konzept in die richtige Richtung weist. Ich würde mir das wünschen, halte das aber für sehr optimistisch. Die Ergebnisse der Arbeit legen nicht unbedingt nahe, dass die Kinder z.B. Foul oder Hand wirklich selbstständig korrekt entscheiden können. Möglicherweise können sie es, werden aber von den Trainern nicht gelassen. Man muss aber auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sie es nicht hinkriegen. Dann wäre die FairPLay Liga ein Schritt in die falsche Richtung, denn es würde sich das "Recht des Stärkeren" durchsetzen. Bei der Bewertung von Ausbällen hingegen klappt das Konzept - aber das sind ja auch im Spiel mit Schiedsrichter die Fälle, wo sich unabhängig von Gesten des Schiris ohnehin alle Spieler schnell einig sind.


    Nochmal: Ich würde mir sehr wünschen, dass das Konzept aufgeht und die Kinder so mehr Fairness/Fairplay erlernen. Für ausgemacht halte ich das noch nicht, das muss man weiter beobachten. Evtl. sind Konzeptanpassungen notwendig, um zu verhindern, dass sich die Starken automatisch bei der Regelauslegung durchsetzen.


    Grüße
    Oliver

  • meine Kurzbewertung:
    + Zusammenhang zwischen Fairplay/Fairness und Fairplayliga sehr gut erläutert
    + Voraussetzungen und Bedürfnisse von Kindern sehr gut zusammengefasst
    + Wichtigkeit des Trainers als Vorbild und Bezugsperson deutlich gemacht
    - die Schlussfolgerung: Verfasserin fasst alle Entscheidungen (Kinder, Trainer, Eltern) zusammen und zieht das Fazit, dass mehr als 3/4 der Entscheidungen durch die Kinder allein geregelt werden und wertet dies als positiv, allerdings besteht der Löwenanteil dieser Entscheidungen aus den einfachen Fällen "Aus" und "Toraus". Die wirklich brisanten Entscheidungen (Foul, Hand) werden i.d.R. durch die Trainer entschieden ohne dass den Kids hierfür Gelegenheit gegeben wird. Hier wäre m.E. ein deutlicher Hinweis inkl. Lösungsansatz erforderlich.


    meine Fragen:
    ? Gibt es tatsächlich zahlreiche kostenlose Aus- und Fortbildungsmaßnahmen der Landesverbände mit den Themen Kinder/Kindertrainer? Bei uns (FVM - Kreis Heinsberg) kam mir das noch nicht unter.
    ? Was versteht die Verfasserin unter Foulspiel? Was ist überhaupt ein Foulspiel in der F-Jugend? (wichtig, weil sie feststellt, dass die Mehrzahl der Foulspiele ungeahndet blieb und in der Konsequenz dazu führt, dass "sich der Stärke durchsetzt".) Müssten nicht sogar Kindertrainer darin geschult werden, was ein Foulspiel im E-, F- und G-Bereich ist? Diese ziehen doch eher den Vergleich mit dem Seniorenbereich ("Normale" Härte bzw. körperbetontes Spiel, "stell Dich nicht so an").

  • Tatsächlich ist meine Beobachtung die, dass Kinder meistens von sich aus Foul schreien, wenn sich ein Spieler weh tut. Wie sollen sie aber auch lernen, was Fouls sind und was nicht, wenn man es ihnen nicht erklärt? Die Grenzen sind da ja auch für den Fußballunerfahreneren ja auch oft nicht so eindeutig.. Dazu kommt noch, dass es ganz schön Mut erfordert, dem Stärkeren vorzuwerfen, er habe einen gefoult.. Insofern denke ich schon, dass es sinnvoll ist, dass die Trainer Fouls abpfeifen. Ich persönlich finde auch, sie sollten dabei auch eher pingelig als zu lax sein, wobei ich es lieber 'konsequent' nennen würde. Zumindest solange, bis die Kinder selbst genug Erfahrung gesammelt haben, um schon recht gut selbst beurteilen zu können, was geht und was nicht.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Die Diplomarbeit beschreibt m.E. sehr gut, was Kinder wollen. Sie beschreibt auch, was Trainer und Eltern sollen. Das eigentliche Problem, das in dieser Phase im Kinderfussball unerfahrene Trainer und Eltern mit Kindern gemeinsam kommunizieren und interagieren und dies leider viel zu häufig "in Bundesliga spielen" ausartet! In den Vereinsanlagen findet man heutzutage lange Theken und SKY-Großleinwände, vor denen sich die Erwachsenen tummeln und in denen sich meist kein gutes Vorbild für ihre Kinder geben. Bei den Punktspielen wird dann ohne Rücksicht auf die Rechte des Anderen auf faire Behandlung ausschließlich der Sieg (als Vernichtung des Gegners) als gewünschtes Ziel beschrieben.
    Es genüg demnach nicht die Bedingungen für den Kinderfussball zu beschreiben, sondern es bedarf eines weiteren Sinneswandes in den Köpfen von Trainern und Eltern. Da dieser Sinneswandel aber nicht von alleine kommt, sind Schulungsträger innerhalb und außerhalb des Vereins gefragt.
    Fast von allein stellt sich die provokative Frage auf, warum die besten Trainer im Nachwuchsbereich ausschließlich für die älteren Jugendlichen und Erwachsenen zuständig sind? Warum ist es nicht genauso wichtig, das die Kinder eine richtigen Einstieg bekommen und über den natürlichen Spieldrang den Sport, aber auch die Werte der gegenseitigen Achtung kennenlernen.


    Die Autorin hat sehr gut beschrieben, woran es liegt, das die Maßstäbe der Kinder heute ganz andere sind, als noch zu den Zeiten, in denen Nachbarn, Freunde und Geschwister nach eigenen Regeln "Straßenfussball" spielten. Die Zeit läßt sich nicht zurück drehen. Dennoch sind Anpassungen von Nöten. So ist der Computer kein Ersatz für fehlende Geschwister und die gute Zeugnisnote in Deutsch ersetzt nicht körperliche Bewegung in der Freizeit.


    Weil ich nun häufig mit niederländischen Fussballfreunden Kontakt pflege, fragte mich unlängst einer: "Wie kommt es, das ihr Deutschen im Dressieren, Kämpfen und Schießen so erfolgreich seit?" Passend dazu meinte unlängst ein Trainerkollege, der nach einem deutlichen Heimspiel zum Ende der ersten Halbzeit auf die Zweifel seiner Spieler nach einem erneuten Sieg meinte:"die Toten werden erst nach der Schacht gezählt!"


    Die Arbeit hat die unmittelbare Umgebung der Kinder beschrieben. Es fehlt jedoch noch die Beschreibung der unmittelbaren Umgebung der Eltern, Trainer und Entscheidungsträger. Denn erst aus deren Handlungsmuster lassen sich die Auswirkungen auf den Kinderfussball erkennen.
    Nur mal als Beispiel einer verändernen Welt: Früher wurde die Arbeit den Familienbedürfnissen angepaßt. Heute passen sich die Familien an die Bedürfnisse der Arbeitgeber an. Es ist ein Teufelskreis und wen wundert es da, das Eltern den Werdegang ihres Kindes bis ins Detail durchplanen? Die Kinder, die protestieren müßten, haben keine Stimme, ja kennen nicht einmal Alternativen.


    Dann kommt da ein Mann, der zunächst als Spinner hingestellt wird, weil er das Kopieren des Erwachsenen- und Jugendfussballs auf den Kinderfussball für ungeeignet hält. Er gewinnt jedoch bei denen Anhänger, die den Kindern ihren Fussball zurück geben möchten.


    Es ist schön, das sich mittlerweile auch die Sozial- und Sportwissenschaft mit dem Thema des KIFU auseinander setzt. Es wird jedoch noch ein langer Weg sein, bis es sich in der Mehrzahl der Kopfe von Eltern, Trainern, Vereinen, Verbänden und dem DFB festgesetzt hat.

    Einmal editiert, zuletzt von TW-Trainer ()

  • Zum Foulspiel in der F: Typisch ist aus meiner Sicht der zu spät kommende ungestüme Abwehrspieler, der unabsichtlich den Angreifer tritt, obwohl der Ball längst woanders ist. Das wird meist korrekt gepiffen, zumal da oft der Getroffene laut schreit. Allerdings wird oft auch geschrien, ohne dass es ein Foul war (z.B. bei einem Presschlag), die Lautstärke ist also nicht alleiniges Kriterium. Weiter sehe ich oft Spieler, die beim Sprint zum Ball den Gegner mit ausgestrecktem Arm auf Distanz halten. Bei mir im Team sind das die "Strassenfussballer", die oft mit ihrem großen Bruder spielen. Das wird oft nicht gepfiffen. Eigentlich erst einmal habe ich F-Spieler gesehen, die bewusst einen Gegner gefoult haben (leichter Bodycheck fernab des Balls, um den Sprint zu unterbrechen).


    Die Spielleitung bei uns erfolgt durch Schiedsrichter von unbeteiligten Vereinen. Probleme habe ich bisher damit nicht gehabt. Sicher gibt es immer mal Fehlentscheidungen, aber i.d.R. läuft das völlig unauffällig. Halt, einmal ga es ein Problem: Da hat der Schiri Hand gegen uns gepfiffen und der vermeintliche Übeltäter ist ob der Ungerechtigkeit ("das war kein Hand"!) so in Tränen ausgebrochen, dass ich ihn auswechseln musste. In der Regel gibt es in einem Spiel in 2x40 min nicht mehr als 2 oder 3 Fouls.


    Im Training pfeife ich oft und da decken sich meine Erfahrungen eigentlich mit der Studie: Ausbälle muss ich so gut wie nie entscheiden. Aber Foul und Hand wird von den Kindern nicht (oder falsch) erkannt und/oder nicht zugegeben.


    Grüße
    Oliver

  • Den KIFU-Regeln wird immer wieder entgegen gehalten, das ja das Ganze nur dann in geordneten Bahnen funktionieren kann, wenn ein Schiedsrichter die Kontrahenten in die Schranken weißt. Dabei ist es unerlässlich, die Fussballregeln peinlichst genau einzuhalten. Das ist die Sicht der Erwachsenen, aber nicht die der Kinder. Sonst hätte damals der Straßenfussball ohne Schiedsrichter und ohne Erwachsene gar nicht funktionieren können. Es funktioniert sogar viel besser ohne Schiedsrichter, wenn man die Regeln kindgerecht vereinfacht! Auch führen die Fairness-Regeln (z.B. der Foulende entschuldigt sich beim Gefoulten) zu mehr Verantwortungsbewußtsein! Die Trainer greifen immer gemeinsam und nur dann ein, wenn man sich in sehr seltenen Fällen nicht einig wird, weil man die Situation unterschiedlich wahrgenommen hat. Hier gehts aber nur darum, dass das Spiel rasch fortgesetzt werden kann.


    Man möchte meinen, die KIFU-Regeln hätten "Weicheier" ausgedacht, die ihren "Namen auch tanzen" könnten. Nein, es sind Leute gewesen, die die Realitäten erfasst und die logischen Konsequenzen daraus knallhart gezogen haben. Daraus erklären sich auch die Proteste der Eltern, die nun nicht mehr das Geschehen auf dem Platz beeinflußen können.

  • Die Trainer greifen immer gemeinsam und nur dann ein, wenn man sich in sehr seltenen Fällen nicht einig wird, weil man die Situation unterschiedlich wahrgenommen hat.


    Hmm... Widerspricht sich das nicht? Wie sollen sie gemeinsam eingreifen, wenn nur einer dafür ist, das Spiel zu unterbrechen, während der andere der Meinung ist, es sei 'nichts' passiert?

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Sonst hätte damals der Straßenfussball ohne Schiedsrichter und ohne Erwachsene gar nicht funktionieren können.

    Strassenfussball funktioniert, aber Strassenfussball mit Fairplay gleich zu setzen, halte ich für falsch, es geht da immer auch um das Recht des stärkeren.

    Es funktioniert sogar viel besser ohne Schiedsrichter, wenn man die Regeln kindgerecht vereinfacht!

    Spannend! Was ist denn eine "kindgerechte Vereinfachung" in Bezug auf Foulspiel? Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung, denn aus der Studie kommt ja raus, dass Foul das ist, was die Kinder heute NICHT erkennen. Bin gespannt auf Deine Vorschläge.


    Grüße
    Oliver

  • Nein, das widerspricht sich nicht!


    Die Trainer haben beim KIFU die Aufgabe gemeinsam zu agieren. Wenn nun die Kinder in einem seltenen Fall sich nicht einigen können, dann müssen das eben die beiden Trainer machen, damit das Spiel fortgesetzt werden kann. Auch werden die Trainer so ihrer Vorbildrolle bewußt, nicht allein für sich sondern im Sinne des Sports und Sporttreibenden zu fällen. Die weitläufige, ergebnisorientierte Denkweise fällt hier völlig weg. Die Qualität des Trainers wird auch nicht am Spielergebnis, am Tabellenrang, sondern an der bestmöglichen Förderung und Zufriedenheit aller ihm anvertrauten Kinder gemessen.


    In der Diplomarbeit wurden die veränderten Ziele des Kinderfussballs auch sehr gut beschrieben.

  • TW-Trainer: OK, verstehe ich dich also richtig: sobald eine Situation eintritt, bei der die Trainer unterschiedlicher Meinung sind, wird unterbrochen und diese Situation wird geklärt. Das passt dann aber meiner Meinung nach nicht völlig zur Formulierung: "Die Trainer greifen immer gemeinsam [...] ein". Aber da bin ich evtl. päpstlicher als der Papst..


    Ansonsten verstehe ich schon, dass in der FPL die freundschaftliche Kooperation allergrößte Bedeutung hat. Solange der Beitritt zur FPL freiwillig ist, dürfte das auch funktionieren. Wenn ein Kreis aber bspw. hoheitlich entscheidet, ab sofort nach FPL-Regeln spielen zu lassen, dann bin ich weniger zuversichtlich. Die ergebnisorientierten Trainer und Eltern ändern sich dadurch ja nicht von einem Tag auf den anderen..

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • @ tobn


    ich verstehe TW-Trainers Post anders.
    Du scheinst zu glauben, dass er sagen wolle, dass die Trainer sich bei einer Entscheidung unseins sein.
    Ich lese aus seiner Aussage, speziell durch seinen letzten Post unterstützt, heraus, dass die Trainer DANN GEMEINSAM eingreifen WENN die Kinder sich nicht einig sind.
    Somit würden TW-Trainers Posting doch in sich schlüssig sein, weil es sinngemäß aussagt: "lass die Kinder mal machen. Doch wenn es Ärger gibt, finden wir Trainer eine gemeinsam vertretbare Entscheidung."


    TW-Trainer
    Falls ich deine Aussage falsch interpretiert habe, bitte ich dich mich zu korrigieren.


    Gruß
    Elpawo



    Nachtrag:
    Sry @ tobn mein Browser hat nach nem Druck auf die Returntaste keinen Zeilenumbruch gemacht, sondern den Beitrag abgeschickt

    2 Mal editiert, zuletzt von Elpawo ()

  • ok, dann bleibt aber immer noch die Frage, wie die Kinder lernen sollen, eigenständig Fouls zu erkennen. Oben war ja eine "Vereinfachung der Regeln" angesprochen. Wie sieht die in Bezug auf Fouls aus?


    Grüße
    Oliver

  • 1. Schlüssigkeit der Spielunterbrechung
    Ja, Elpawo, du hast meinen Beitrag richtig verstanden. Zuerst entscheiden die Kinder. Erst, denn die sich nicht einig werden, entscheiden die Trainer. Dann aber immer gemeinsam! Damit erst gar nicht der Eindruck für die Kinder entstecht, es würde hier unsportlich zugehen.


    2. Wie erkennt ein Kind ein Foul?
    Wie bereits angesprochen, wurden die Regeln für den Kinderfussball vereinfacht. Dennoch bleibt ein Foul immer ein Foul. Es setzt entweder eine Absicht oder zumindest eine Fahrlässigkeit einer Person voraus. Dennoch ist es nicht nur für die Schiedsrichter, sondern Trainer und Eltern nicht einfach zu erkennen, ob es "mit rechten Dingen" zugegangen ist. Das wissen die Kontrahenten meist am besten! Werden diese jedoch (heute leider) allzuoft dahingehend erzogen, durch Schwalben Freistöße herauszuholen und trotz vorsätzlichem Fouls meckernd gegenüber dem Schiedsrichter alles abzustreiten.


    Kinder in diesem Alter haben noch ein unvorbelastetes Gerechtigkeitsempfinden. Sie erkennen schon, ob es im Zweikampf eines Fouls bedurfte, um an den Ball zu gelangen. Mag sein, das sie es nicht immer sagen, weil sie vielleicht zu schüchtern sind. Der Kifu soll aber die Rechte der Kinder stärken, sie selbstsicherer und selbstbewußter machen. Deshalb mache ich mir auch keine Sorgen, das sie ihre Foulentscheidungen nach einiger Erfahrung mit diesen Regeln fast immer ohne Trainer richtig hinbekommen. Ferner erachte ich es für nebensächlich in dieser Debatte, sich um 2 - 3 unbeabsichtigte, folgenlose und nicht geahndete Fouls zu unterhalten. Die gibts auch heute! Es um weitaus gravierendere Veränderungen beim Kinderfussball.

  • ich sehe diese Problematik viel lockerer.


    wie oft kommenden den Fouls in der F-Jugend vor.


    ich hab oft gepfiffen, grundsätzlich laufen gelassen, 5 Pfiffe im Spiel waren bei mir viel. nur eingegriffen, wenn es Unstimmigkeiten gab. dann aber den Kids immer kurze Erklärungen gegeben, warum ich gepfiffen habe. die meisten Eingriffe gab es bei Einwürfen, hier hab ich oft wiederholen lassen, aber auch gezeigt wie es richtig sein soll (aber nicht pingelig)
    hier zählte für mich der Lernfaktor.


    ich bin sehr für die Steuerung von aussen durch die Trainer. positivste Erfahrung, wenn jeder Trainer für eine Spielhälfte zuständig war.


    klar kann es mal vorkommen, dass ein Trainer dann meint, er müsste das Spiel gewinnen. das haben wir auch wenn ein Vaterschiri pfeift.
    schlimmer sind Jungschiris, die nach den Erwachsenenregeln pfeiffen.


    selbst C-Jugendspiele liefen ohne Schiri erstaunlich postiv ab.



    allgemein


    warum gleich die Welt verändern wollen.


    in meinem, von mir direkt beeinflussbaren Umfeld (meiner Mannschaft) habe ich Einfluss genommen. dort entsprechendes erreicht.


    je mehr Trainer das bei ihrer Mannschaft machen, desto weniger muss über Fair Play geredet werden.


    und glaubt mir, gegenüber früher ist da vieles deutlich verbessert.


    gg

  • OK, danke für die Erläuterungen, jetzt verstehe ich besser, was TW-Trainer meinte. Und inzwischen bin ich auch an der Hälfte der von Uwe eingangs verlinkten Diplomarbeit angelangt. Nun bin ich von der Absicht gepackt, unser am zweiten Februarsamstag stattfindende Fairplay-Turnier ohne Schiedsrichter stattfinden zu lassen. Meine Vereinskameraden stimmen dem Vorhaben hoffentlich zu. Im Vorfeld werden wir dann natürlich die Gastmannschaften davon in Kenntnis setzen, wie das dann ablaufen soll.


    Ich bin mal gespannt, ob in der o.g. Diplomarbeit auch auf die schwierigen Fälle eingegangen wird, d.h. auf Mannschaften, die tatsächlich absichtich unfair spielen. Von diesen faulen Äpfeln kenne ich in unserem Kreis und Jahrgang (2001, ältere E) schon ein paar. Sie sind in der Minderheit. Aber es gibt sie, und ich frage mich, wie ein Spiel nach FPL-Regeln abliefe, wenn ein solches Team teilnähme. Was macht man gegen den schreienden Trainer und die nach teilweise bösen oder zumindest hinterhältigen Fouls grinsende und sich abklatschende Spieler?


    Vielleicht ist das aber eine rein akademische Frage, denn bevor ein Spiel oder Turnier nach FPL-Grundsätzen durchgeführt wird, müssten ja alle beteiligten Teams darüber entsprechend informiert werden.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • tobn,


    Abklatschen nach Fouls in der E1 8o? Hört sich ja echt gruselig an! Das FPL-Konzept geht ja gerade davon aus, dass die Kinder selbst entscheiden. Bei einer bewusst foulenden Mannschaft ist das Kind schon in den Brunnen gefallen - ich sehe nicht, wie man die ohne Eingriff von außen wieder einfangen kann. Hoffentlich hast Du nicht so eine Mannschaft bei Deinem Turnier. Viel Glück dabei!


    Günter
    Was Du beschreibst, deckt sich mit mind. 90% aller F1-Begegnungen bei uns. Normalerweise nimmt man den Schiri kaum wahr, das ist dann immer ein Sonderlob für den Schiri wert. Allerdings hat man dennoch immer den Schri als "letzte Instanz" auf dem Platz. Die FPL geht noch einen Schritt weiter und überträgt bewusst den Kindern die Verantwortung für die Regeleinhaltung. Wenn das klappt und zu mehr Fair Play führt, ist das noch einen Tacken näher am Optimum. Ob es aber klappt, sehe ich noch nicht als bewiesen an. Die Studie oben zumindest liefert keinen Nachweis in Bezug auf Fouls.


    Grüße
    Oliver