Sind Fußballer auch gleichzeitig in anderen Ballsportarten gut?

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  • Ich wusste nicht so Recht wo ich das Thema hinpacken sollte, aber mit der Aussicht auf eine fachkundige Meinung hab ichs einfach hier reingehaun.


    Folgende Frage beschäftigte mich in letzter Zeit. Trainiert das Fußballtraining auch gleichzeitig andere Ballsportarten.
    Uns allen ist bewusst, dass zu einem umfassenden Koordinationstraining auch andere Sportarten gehören und wir damit die verschiedensten Koordinativen Fähigkeiten schulen. Hierbei geht es aber eher darum das die Sportarten sich ergänzen, da ich verschiedenste Anforderungen habe.


    Ist es aber auch möglich das sich zum Beispiel durch das Badmintontraining mein Ballgefühl im Fußball verbessert.
    Natürlich kann ich keine statistischen Beweise heranziehen, aber nach meiner Empfindung können die meisten Fußballer auch Rückschlagsportarten.
    Und wenn Fußball wirklich für ein verbessertes Ballgefühl sorgt, müssten dann nicht auch Tischtennisspieler ein gutes Ballgefühl beim Fußball haben.

  • Zitat

    Sind Fußballer auch gleichzeitig in anderen Ballsportarten gut?

    Ja. Koordinativ begabte Kinder sind im Fussball gut, aber auch in anderen Ball-Sportarten. Das liegt aber vorrangig an der koordinativen Begabung, nicht am Training.

    Zitat

    Trainiert das Fußballtraining auch gleichzeitig andere Ballsportarten?

    Da wäre ich skeptisch. Natürlich gibt es in verschiedenen Sportarten ähnliche Bewegungsabläufe. Insofern hilft es z.B. einem Basketballer sicher, wenn er zusätzlich Fussball trainiert (statt in dieser Zeit auf der Couch zu sitzen). Ich vermute aber, es wäre für den basketballerischen Erfolg noch effektiver, wenn er den Fussball sein lassen würde und stattdessen die Umfänge im Basketball hochfahren würde.


    Aber: Gerade bei jungen Kindern halte ich eine vielseitige Bewegungsschulung für sehr angesagt. Zu frühe Spezialisierung bringt langfristig nix. Zumal es ja auch die Möglichkeit gibt, dass das Kind nach einigen Jahren Fussball lieber einen anderen Sport betreiben will.


    Grüße
    Oliver

  • Mit so ner Aussage wäre ich ganz vorsichtig. Vor allem das man nicht Ursache und Wirkung verwechselt. Ausserdem: Was heißt schon "gut"?


    Sicher ist, dass es im Fußball Anforderungen gibt, die es insbesondere auch in anderen Ballsportarten gibt bzw. ganz allgemein in anderen Sportarten. Ob diese Überschneidungen aber reichen um in anderen Ballsportarten "gut" zu sein? Das Ballgefühl im Fußball wirst Du durch Badminton spielen allerdings sicher nicht verbessern. Da hat das eine soviel mit dem anderen zu tun wie Kuchen backen mit Arschbacken ;)


    Was sicher immer wichtig ist in Ballsportarten ist die Position zum Ball um die sportartspezifische Technik sauber anwenden zu können. Dazu benötigt es Aktionsschnelligkeit, Reaktionsschnelligkeit, körperliche Fitness (insb. Schnelligkeit), Orientierungsfähigkeit im Raum, Antizipationsfähigkeit, Verständnis für spieltaktische Aspekte usw. Das wird im Fußball trainiert, kann also sicher zu einem gewissen Grad auch transferiert werden.


    Beispiel: Ich war ein normaler Kreisklassen Kicker. Nix besonderes. Mein linker Fuß ist schlecht und Ballkünstler bin ich mit rechts auch nicht. Ich war/bin aber überdurchschnittlich athletisch und recht konditionsstark - ausserdem koordinativ und feinmotorisch recht gut. Ich habe deshalb auf dem niedrigen Niveau der KK nie Probleme gehabt und jetzt in der AH ist das ne recht lockere Geschichte.


    Darüber hinaus bin ich deutlich begabter mit den Händen als mit den Beinen. Ich spiele z.B. auch ganz ansprechend Tennis und Squash oder auch Basketball. Unter'm Strich wahrscheinlich sogar besser als Fußball. Ausserdem bin ich ein technisch brauchbarer Schwimmer in allen vier Lagen. Turnen ist mittelmäßig aber deutlich besser als das, was die Masse so kann.


    Liegt das nun daran, dass ich seit ca. 35 Jahren (mit Unterbrechungen) kicke? Nö sicher nicht. Das liegt daran, dass ich sportmäßig schon recht viel, recht intensiv und recht früh als Kind/Jugendlicher gemacht habe. Ausserdem gab es in meiner Jugend nix anderes als "draussen" sein und ich bin am Land bei der Oma auf'n Bauernhof aufgewachsen und ständig irgendwo rumgeklettert.


    Insgesamt kann man sagen: Je unspezifischer eine Bewegungserfahrung ist, desto leichter lässt sie sich auf verschiedene spezifische Sportarten transferieren - also allgemein verwenden. Spezifische Bewegungsprogramme sind - wie der Name schon sagt: spezifisch ;)


    Quer durch alle Sportarten und alle Breitensportlevel, die ich so kennengelernt habe in meinem Leben ist mir aufgefallen: Auf niedrigem Niveau wird viel zu spezifisch trainiert. Deshalb fehlen sehr oft die allgemeinen Grundlagen für eine konsequente Leistungssteigerung eben in der spezifischen Sportart. Teilweise ist das Level auf dem spezifisch trainiert wird so extrem niedrig, dass es nur eines ganzheitlichen allgmeinen Training bedürfte um diese Leistung zu erbringen.

  • Servus


    Ich kann dir mal meine Erfahrung aus dem Sportstudium mitteilen. Die Fußballer waren in der Regel in Handball und Basketball gar nicht mal so schlecht. Im Badminton und Tennis waren Anfänger relativ gut weil sie die Laufrichtung zum Ball sehr gut einschätzen konnten.
    Auffällig war, dass viele Fußballer wahnsinnig schlechte Schwimmer waren. Bei manchen dachte ich die saufen ab obwohl wir im Schwimmen einen Aufnahmetest machen mussten.
    In Volleyball war es durchwachsen. Hatte nicht den Eindruck, dass sich hier Fußballer hervor getan hätten. Gut gemacht haben sich die Jungs dann wieder beim Beachvolley warum auch immer. Hier sind die Laufwege bei zwei gegen zwei wohl besser einzuschätzen.
    In Sachen Koordination kann ich dir nur sagen, dass die meisten Fußballer die schlechtesten Turner waren. Hier wäre die Koordination aber wichtig.
    Im Wahlfach Eishockey waren die Anfänger vom Spielaufbau auch nicht schlecht, aber das Können im Schlittschuhlaufen war eben auch nicht bei jedem super vorhanden.
    Fazit: In manchen Sportarten hast du als Fußballer sicher einen Vorteil. Beim Schwimmen und Turnen sah es eher wie ein Nachteil aus,grins.
    Das ist natürlich nicht wissenschaftlich belegt sondern waren meine subjektiven Eindrücke während der Studiumzeit.


    Gruß
    Michi

  • boa, der paule! haut der rein... :D


    ich denke, dass man sagen kann, alle teamtaktischen fähigkeiten werden für alle entsprechenden sportarten von vorteil sein.
    wenn man einmal weiss, wie sich die masse und darin der einzelne bewegt, wird man sicherlich für handball, fußball und basketball einiges mitnehmen können.
    wer von euch spielt nicht zum aufwärmen gerne handball? (der den ball hat steht, die anderen laufen)


    ob sich aber einzelsportarten auf teamsport auswirken können, wage ich mal zu bezweifeln.
    sicherlich hilft es grundsätzliche fittness oder koordinative zu stärken, wodurch auch immer,
    aber grundsätzlich fußballerisches fördern durch badminton, nein, eher nicht.


    einen ausgleichsport hingegen betreiben, zur regeneration oder zum abschalten oder horizonterweiterung, das passt sicherlich.
    und wäre rein logisch dann auch wieder nützlich zb. für den fußball, weil man den kopp frei bekommt.
    aber das war sicherlich nicht gemeint.

  • Erst Einmal vielen Dank für die Antworten.
    ich fasse mal kurz für mich zusammen.
    Ich hab in den Rückschlagspielen, wie zum Beispiel Tennis, Badminton oder Tischtennis große Überschneidungen in der Koordination zum Fußball.
    Das Ballgefühl selber schule ich durch diese anderen Sportarten aber NICHT. Es macht durch die verschiedenen koordinativen Anforderungen jedoch Sinn diese Sportarten zu trainieren.


    Wichtig dabei ist, dass diese Sportarten nicht immer nur kurz angerissen werden, sondern bis zu einem bestimmten Könnensstand trainiert werden.


    Meine persönliche Meinung ist, das vor allem im Männerbereich durch Badminton eine sehr gute Schnelligkeitsschulung vorgenommen werden kann.

  • erfahrungsgemäß sind Kinder die Fußball spielen/gespielt haben, beim TT beispielsweise anfangs besser und lernen anfangs auch schneller, als Kinder die einen anderen oder keinen Sport vorher gemacht haben.
    Ob das auch für andere Rückschlagsportarten zutrifft weiß ich nicht, denke aber schon.
    Das TT-Spieler auch "automatisch" gute Fußballer sind habe ich so noch nicht gehört.
    Was aber auf jeden Fall beim Fußball oder auch anderen Sportarten hilft ist Turnen, gerade im Vorschul-/Grundschulalter.

  • Ich hab in den Rückschlagspielen, wie zum Beispiel Tennis, Badminton oder Tischtennis große Überschneidungen in der Koordination zum Fußball.
    Das Ballgefühl selber schule ich durch diese anderen Sportarten aber NICHT. Es macht durch die verschiedenen koordinativen Anforderungen jedoch Sinn diese Sportarten zu trainieren.


    Mei. Ich würd's mir jetzt nicht komplizierter machen als es ist und irgendwo einen Zusammenhang herstellen der vielleicht gar keiner ist.


    Es macht immer Sinn (vor allem in Phasen der Regeneration oder des Übergangs) mal andere Sportarten auszuprobieren. Richtig trainieren muss ich die deshalb nicht. Mach ich das, bin ich Multisportler. Das hat in der Regel - betreibe ich das intensiv (vom Umfang her) - zur folge, dass es schwierig wir in einer spezifischen Sportart Top-Leistungen zu bringen. Beispiel Triathleten (das sind solche die nix richtig können, dass aber dafür gleich in drei Sportarten ;) :( Die Schwimmen schon recht gut für Hausfrauen, in der Welt der Schwimmer sind die Zeiten aber halt nicht mal der Rede wert.


    Sicher richtig ist, dass ich durch Badminton z.B. Schnelligkeitsaspekte (auch kognitive) trainiere. Das bringt bis zu nem gewissen Level sicher was, ist aber kein reinrasssiges Schnelligkeitstraining im eigentlichen Sinne. Dafür sind die Pausen zwischen den Sprints in der Regel zu kurz (ausser man steht mehr rum als man spielt ;) ). Technisch gesehen im Grunde also eher ineffizient. Aber es macht Spaß, man kommt mit Leuten zusammen und die meisten sind eh auf dem Level, wo es nicht darum geht ein 100% effizientes Schnelligkeitstraining zu machen, sondern darum ÜBERHAUPT MAL einen Schnelligkeitsreiz zu setzen.


    Insofern halte ich das schon für ne gute Sache und es bringt für's kicken sicher mehr als fernsehen ...

  • Paul, :thumbup: !
    Das was ihr ansprecht, sind zum Teil Sportarten, die in ihrer Intensität nicht zusammenpassen.
    Ein Beispiel, Powerlifting und Fußball. Für mich ein Unding.Fußballer werden so schon oft als "steife Böcke" verschrien.
    Wie Paul beschrieben sollte sich der Focus auf eine Sportart beziehen und alles andere zum Ausgleich oder regenerativen Maßnahmen genutzt werden.


    So Paule, jetzt zu dir!
    Das mußt du mir näher erklären! Da ich ein Fachmann des backens bin und viele Jahre Fußball gespielt habe, finde ich am Arschbacken nichts verwerfliches. Ich ziehe zwar nackte Frauen und Männer vor, aber so ein saftigen prallgefüllten Hintern kriege ich allemal hin. Habe nur das Problem dieses Produkt schützen zu lassen, um es in die Massenproduktion zu geben, da das viel Geld kostet. :D

  • Ich als basketball coach. habe die erfahrung gemacht das fussballer kids konditionel als auch koordinatitiv ins team rein gepasst haben. auch das ballgefühl war besser als bei anfänger die kein sport vorher gemacht haben.


    prinzipiel bin ich der meinung, dass ein kind eine ballsportart+Leichtathletik training bis zum 11 lebensjahr machen sollte und dann erst voll in die sportart mit 2 trainings in der woche einsteigt.

    Versuche im jeden Training 1 Spieler gezielt besser zu machen und du hast in einem Jahr/einer saison, VIEL geschafft!

  • dass ein kind eine ballsportart+Leichtathletik training bis zum 11 lebensjahr machen sollte und dann erst voll in die sportart mit 2 trainings in der woche einsteigt.


    Wie meinst Du das denn? Findest Du das nicht etwas wenig?


    Beispiel: 1x LA / Wo + 1x Ball ist ja so, wie bei uns der Schulsport aussieht. Und dann gibt es ja noch die Neigungsgruppen im Sport an der Schule. Also mein Kleiner (8J) macht inkl. Schulsport so ca. 8h organisierten Sport pro Woche. Da ist das normale kicken im Garten oder so aber noch nicht dabei. Beim Großen (11) ist das ähnlich.


    Oder meinst Du das so, dass ein Kind zusätzlich zum Schulsport im LA Verein sein soll UND in nem Ballsportverein? Und dort jeweils 2x die Woche das Angebot nutzt?

  • Hi Lubi,



    ich kenne keine Statistiken und kann es weder nachweisen noch abschließend erklären, aber nach meinen Erfahrungen sind Fußballer in der Regel keine schlechten Tennisspieler und umgekehrt. Ich denke, Ballgefühl, Timing, Abschätzen von Geschwindigkeietn und Entfernungen sind da verwandt. Würde mich wundern, wenn dies bei anderen Ballsportarten nicht ähnlich wäre. Auch kenne ich einige Handballer, die recht gut Fußball spielen (andersherum weniger, wohl, weil irgendwann jeder mal gekickt hat :P )



    Meines Wissens sind ja "Basis- oder Begleitsportarten" für Fußball insbesondere Turnen und Leichtathletik sehr geeignet, was ja eigentlich auch nicht wundert.



    Gruß,


    FG

  • Ich denke, Ballgefühl, Timing, Abschätzen von Geschwindigkeietn und Entfernungen sind da verwandt.


    Ja, das ist so nur beim Ballgefühl würde ich mich wundern, wenn da ein Zusammenhang wäre ;)


    Wie auch immer: Ich geh jetzt laufen - das bringt sicher was ;)

  • Sehr geehrter Herr Lubkowitz,


    das von Ihnen beschriebene Phänomen ist seit langem bekannt. Die Ursache für den Transfer liegt vermutlich in der recht genauen Abschätzung der Flugbahn von Bällen etc. Insbesondere auch dann, wenn die Flugkörper mit einem Drall versehen sind. Die Übertragung von fußballspezifischem Sehen auf andere Sportarten ist in der Regel ausgeprägter, weil sehr viele Kinder erst einmal Fußball spielen, ehe sie andere Sportarten beginnen. Im Prinzip müsste es anders herum auch funktionieren.


    Mit freundlichen Grüßen
    Prof. Dr. Dr. h. c. Dietmar Schmidtbleicher


    Institut für Sportwissenschaften
    Johann Wolfgang Goethe-Universität
    D-60487 Frankfurt am Main

  • Ha der Schmidtbleicher ... den kenn ich noch als ganz jungen Prof..... gibt's den immer noch!


    Aber ich hab's ja gesagt ...


    Was sicher immer wichtig ist in Ballsportarten ist die Position zum Ball um die sportartspezifische Technik sauber anwenden zu können. Dazu benötigt es Aktionsschnelligkeit, Reaktionsschnelligkeit, körperliche Fitness (insb. Schnelligkeit), Orientierungsfähigkeit im Raum, Antizipationsfähigkeit, Verständnis für spieltaktische Aspekte usw. Das wird im Fußball trainiert, kann also sicher zu einem gewissen Grad auch transferiert werden.


  • Auffällig war, dass viele Fußballer wahnsinnig schlechte Schwimmer waren. Bei manchen dachte ich die saufen ab obwohl wir im Schwimmen einen Aufnahmetest machen mussten.

    Herrlich :D Und kenne ich von mir: Ich schwimme wie ein Stein und tauche wie ein Korken. Ab jetzt kann ich das auf das Fußball spielen schieben :rolleyes: