Wir haben gestern abend in unserer monatlichen Abteilungsleiterrunde mal wieder über das Thema Qualifizierung/Bezahlung der Übungsleiter gesprochen. Klar ist, dass wir zu wenig gut ausgebildete Jugendtrainer in den eigenen Reihen haben, uns aber auch nicht leisten können gute Leute "einzukaufen". Unabhängig von der Frage, wie man das vorhandene Personal weiter bilden kann, brachte uns das auf das Thema Mitgliedsbeitrag. Bei uns zahlt ein Jugendspieler 72,- Euro pro Jahr, also 6,- Euro pro Monat. Bei 2mal die Woche Training plus Spiel sind das 16 bis 18 Stunden im Monat und damit etwa 35 Cent pro Stunde, für die ein Kind bei uns Spaß haben kann. Außer in der Nase bohren kann ich mir nichts vorstellen, dass auch nur annähernd so billig ist. Dennoch gibt es Eltern die selbst diesen Beitrag noch zu hoch finden und dabei teilweise noch einen völlig unrealistischen Anspruch an die Ausbildung ihrer Kinder haben.
Wir haben eine Karate-Abteilung, die derzeit großen Zulauf hat. Dort zahlen die Eltern, manchmal sind es sogar die gleichen, zusätzlich zum Vereinsbeitrag 19,- pro Monat für ebenfalls zweimal Training die Woche. Sie tun das ohne mit der Wimper zu zucken und finden das völlig angemessen. Dabei sind die Übungsgruppen i.d.R. deutlich größer als eine Fußball-Jugendmannschaft. Von intensiverem Training kann da also auch keine Rede sein. Der Übungsleiter ist allerdings ein Profi, der sein Geld nur mit Karate verdient, insofern ist da zumindest ein Qualitätsunterschied zu den meisten Jugendtrainern. Stundenpreise für andere Sportarten oder z.B. Musikschulen liegen ebenfalls weit über dem, was Eltern für Fußball bereits sind zu zahlen. Die Diskrepanz ist bemerkenswert und zeigt mit welcher Wertigkeit das Fußballtraining von vielen angesehen wird. Dabei geben manche Eltern wiederum stattliche Summen für völlig unnütze Fußballschulen aus. Vermutlich hängt die Geringschätzung damit zusammen, das viele Eltern annehmen, dass ein Karatetraining nur wenige Spezialisten, ein Fußballtraining aber jeder (sie selbst eingeschlossen) machen könnten.
Die holländische Mutter eines F-Jugendspielers hat mir mal erzählt, in Holland sei es völlig normal 50,- Euro im Monat für einen Fußballverein zu bezahlen. Sicherlich darf man dann als Eltern auch qualifiziertere Ausbilder erwarten. Andererseits kann sich ein Verein das dann auch leisten. Wir denken derzeit darüber nach, ob wir die Beiträge anheben sollen. Die Frage ist zum einen, welche Beitragshöhe ist sinnvoll und angemessen? Und zum anderen, wie erreicht man, dass Eltern das, was sie bekommen mehr zu schätzen wissen. Ich denke, kaum einer macht sich einen Kopf darüber, was er normalerweise für 35 Cent pro Stunde erwarten kann und was er im Fußballverein dafür geboten bekommt.
Nachtrag: Übrigens erwarten die wenigsten Eltern, die ihre Kinder zur Musikschule, zum Eishockey, zum Ballet, in die Reitschule oder sonst wohin schicken, dass sie dort zu einem Ausnahmetalent gemacht werden, das später mit diesem Hobby Millionen verdient. Bei Fußballeltern ist das ja praktisch erstmal standard.