Beiträge von Grätsche

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    Fußballspezifische Ausdauer erfordert nach meiner Meinung eine Grundlagenausdauer. Ich kann eine Pyramide nur so hoch bauen, wie es das Fundament zulässt. Je älter die Spieler werden, desto höher muss die Pyramide werden, sprich desto größer muss das Fundament sein. In Zeiten des regelmäßigen Trainings- und Spielbetriebes bedarf es außerhalb der enstprechenden Perioden meiner Meinung keiner gesonderten Betrachtung der Grundlagenausdauer (längere Verletzungen mal außen vor gelassen). Den Ausführungen von Banovcic und Schubert ist insofern zuzustimmen. Nur haben wir seit Monaten keinen regelmäßigen Trainings- und Spielbetrieb. Und dies hat Auswirkungen auf die Grundlagenausdauer. Wenn nun vesucht wird, ohne die entsprechenden Grundlagen gleich wieder in die fußballspezifische Ausdauer zu gehen, führt dies bestenfalls dazu, dass das frühere Leistungsniveau nicht oder nicht dauerhaft erreicht wird. Schlimmstenfalls kommt es zu Verletzungen. Anpassungsprozesse im Körper benötigen Zeit. Gerade die schnellen und explosiven Richtungswechsel im Fußball funktionieren nicht, wenn die Muskulatur und auch der Kopf ermüdet ist. Daher ist individuell zu klären, was hat der Spieler in den letzten Wochen und Monaten gemacht. Banovcic und Schubert betreuen ein Klientel, dass mit Sicherheit individuelle Trainingspläne bekommen hat und mglw. sogar Mannschaftstraining absolvieren durfte. Das ist natürlich eine ganz andere Ausgangsbasis, als der dicke Paule der die letzten Monaten mit Cola und Chips vor dem PC zugebracht hat.

    Die Folgen fehlender Grundlagen konnte ich im letzten Jahres bei den (jungen) Erwachsenen sehen: viele Bänder und Muskelverletzungen, weil ohne ausreichenden Vorlauf gleich wieder fußballbespezifisch trainiert wurde. In meiner Region war es so, dass die Herbstrunde 2019 Anfang Dezember endete. Dann war Winterpause, die Rückrunde startete Anfang März. Bei den meisten Mannschaften gab es eine übliche Vorbereitung. Im März war dann Schluss, 1-2 Spiele, manche Mannschaften spielten auch gar nicht mehr. Erst komplettes Trainingsverbot, ab Mitte Mai, also nach über 2 Monaten Unterbrechung, Training mit Einschränkungen bis Ende Juni. Da zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar war, wann und wie es weiter geht, gingen einige Mannschaften in die Sommerpause. Die Saison wurde Mitte Juli abgebrochen, Start der neuen Saison war dann Anfang September. Gespielt wurde 2 Monate, bis Anfang November. Seit dem herrscht Trainingsverbot, welches nach derzeitiger Situation noch mindestens bis Mitte März gelten wird. Zusammengefasst seit Dezember 2019: 6 Wochen Pause, Wintervorbereitung, 1-2 Spieltag(e), 2 Monate Pause, 1-2 Monate eingeschränktes Training, "Sommerpause" 4-6 Wochen, Sommervorbereitung 4-6 Wochen, 2 Monate regulärer Spiel- und Trainingsbetrieb, 4,5 Monate Pause. In 16 Monaten max. 10 Pflichtspiele, 2 Mal reguläre Vorbereitung, 2 Monate eingeschränktes Training, 2 Monate "normales Training" während der Saison. Wo soll da die Grundlagenausdauer her kommen? Hinzu kommt, dass die Trainingsbeteiligung in vielen Vereinen überwiegend schlecht ist. Vieles was im Lockdown nicht ging, musste nachgeholt werden. Ähnliches befürchtet ich nun auch. Trainingspläne oder Videotraining dürfte es im Breitensportbereich wohl kaum gegeben haben.

    Meine Meinung:

    Da sitzt ein Trainer, der gerade mit seiner Mannschaft ein ziemlich wichtiges "6-Punkte-Spiel" verloren hat. Er wird ziemlich gefrustet gewesen sein und dann kommt ein Journalist, der ihm mit seiner Frage unterschwellig unterstellt, er habe keinen Plan gehabt. Ich schätze er hat einfach eine mega Krawatte gehabt und wollte dem Journalisten eine rein würgen, ohne aber unverschämt zu werden. Ich fand die Antwort jedenfalls Klasse.

    feu92 Natürlich ist das Thema viel komplexer, als dass es sich auf die Herkunft reduzieren lässt. Nur mal ein paar Gedanken zu deinen Fragen.

    Weltmeister wurde Deutschland 2014 aus meiner Sicht, weil sie das beste Team waren, nicht weil sie die besten Talente hatten. Es kam unbändiger Wille und natürlich auch Glück dazu. Unstreitig dürfte es aber Teams gegeben haben, die mindestens soviel individuelle Klasse hatten, wie die Deutschen. Armut allein ist auch nicht entscheident, sondern sie schafft die Basis für die Motivation. In Frankreich und England stimmen natürlich die Rahmenbedingungen für den nächsten Schritt, sprich Akademien. So etwas gibt es in Afrika nicht. Ein entscheidenter Punkt für mich ist die berufliche Perspektive. In Spanien und auch in Frankreich ist die Jugendarbeitslosigkeit sehr hoch. In Deutschland hingegen herrscht Mangel nach Nachwuchskräften. Wenn ein Absolvent sich jetzt also entscheiden muss Beruf/Studium oder Sport, welche Option ist denn dann die "klügere"? Ein Großteil der NLZ-Spieler legt das Abitur ab. Nach 3-4 Jahren Studium winkt ein sicherer Job. Das Einkommen eines Berufseinteigers liegt mit Sicherheit im Bereich eines durchschnittlichen Regionaligakickers. Und der Berufseinsteiger kann nebenbei noch locker in der 6. Liga kicken und etwas dazu verdienen. Wirtschaftlich dürfte es wohl erst ab Liga 3 (und dann auch erst mit der Perspektive mehrere Jahre dort zu spielen) Sinn machen, sich gegen ein Studium und für den Sport zu entscheiden. Dort werden die freien Plätze schon ganz schon dünn. Hinzu kommt die Kurzlebigkeit von Trainern und gerade in Liga 3 die Situation, dass praktisch die halbe Liga gegen den Abstieg oder aber auch um den Aufstieg spielen kann. Da werden dann lieber fertige Spieler oder aber körperlich einfach schon weiter entwickelte Talente aus dem Ausland geholt.

    Wie auch für die Talentförderung (zurück zum Thema) gilt: wir werden weiter Toptalente haben, aber die Quantität wird sinken.

    Vorweg: mich beschleicht bei der Thematik ein ungutes Gefühl. Der DFB scheint finanziell an seine Grenzen zu kommen. Akademieneubau, Steuernachzahlungen, Verlust der Gemeinnützigkeit, sinkendes Interesse am "Premiumprodukt" Nationalmannschaft, dazu die Coronaproblematik. Die Talentförderung kostet mehrere Millionen jedes Jahr. Die Ergebnisse, sprich die Quantität und die Qualität der Talente, waren in den vergangenen Jahren offensichtlich nicht so, wie sich das der Verband vorgestellt hat. Gut möglich, dass nun der Rotstift angesetzt wird, natürlich verpackt als neues Projekt.

    Inhaltlich möchte ich an das anknüpfen, was ich an anderer Stelle schon mal geschrieben habe: aus meiner Sicht braucht es eine Differenzierung. In Ballungsräumen mit (mehreren) NLZ in kurzen Entfernungen sehe ich die Notwendigkeit von Stützpunkten weniger, als in Regionen wo weit und breit kein NLZ zu finden ist. Doch auch in den Ballungsräumen sollte man bedenken: die aktuellen Diskussionen gehen je eher weg von einer früheren Förderung in den NLZ, sprich Einstieg erst ab U12 oder U13. Zudem wird die Verweildauer kritisiert und die Spieler sollen nach Möglichkeit länger in den NLZ bleiben. Die Plätze in den NLZ-Teams sind begrenzt. Wenn der Eintritt später erfolgt und die Fluktuation reduziert werden soll, bedeutet dies, dass weniger Kinder in die NLZ aufgenommen werden. Wo sollen die Kinder, für die es aktuell noch nicht reicht, ausgebildet und an die NLZ herangeführt werden? Wenn die Stützpunkte wegfallen (sollen) bleiben dann nur noch die Breitensportvereine und die "leistungsorientierten" Vereine. Bei den Breitensportvereinen kommen die Kinder aber recht schnell an den Punkt, dass entweder geeignete Mitspieler und/oder Gegner fehlen. Also wechseln diese Kinder dann zu den "leistungsorientierten" Vereinen. Meine Erfahrungen mit diesen Vereinen bzw. Mannschaft sind überwiegend negativ. Dort werden Teams genauso zusammengecastet wie in den NLZ, allerdings fehlen die professionellen Strukturen und mitunter auch professionelles Personal. Das "Elite-Denken" habe ich bei solchen Teams übrigens öfter erlebt als bei den Stützpunkten. Dort wird dann mit Probetrainings bei NLZ und "Leistungsvergleichen" gegen hochklasige Gegner geworben, die letztlich auch nur die Eitelkeit der Trainer befriedigen sollen.

    Aufgrund der begrenzten Kapazitäten der NLZ halte ich eine neutrale Instanz zwischen Breitensport und NLZ schon für wünschenswert. Ob es Stützpunktvergleiche o.ä. braucht, ist natürlich eine andere Frage. Ich denke, gerade der fehlenden Druck, am Wochenende keine Ergebnisse liefern zu müssen, sollte zu einem entspannteren und damit höherwertigen Training beitragen.

    In meinem Lehrgang hatten auch Teilnehmer Verletzungen oder konnten nicht durchgängig mitmachen, weil sich alte Verletzungen zurückgemeldet haben. Im Lehrgangsspiel hatten wir zwei Teilnehmer, die nicht mitmachen konnten - die haben dann die Mannschaft gecoacht. Es werden schon Wege gefunden, dass das funktioniert.

    Ein Kollege berichtete mir, dass in Oberhaching Teilnehmer nach Hause geschickt wurden, weil sie nicht nicht komplett mitmachen konnten. Gebühr komplett bezahlt und dann nach Hause geschickt. Es scheint mir auch hier so, dass in den Lehrgängen unterschiedliche Maßstäbe angelegt werden.

    Die Lizenzprüfungen und auch die Eignungstests unterliegen schon sehr den subjektiven Einschätzungen der Prüfer. Und damit eben auch den persönlichen Vorlieben und Abneigungen dieser Personen. Ich kenne sowohl Prüfer, die sehr großen Wert auf eine vorherige Karriere als Spieler legen. Und dann kenne ich Prüfer, die selbst auch nie höherklassige gespielt haben, die sehen es etwas entspannter. Wenn die Prüfer einen "nicht mögen", dann werden sie auch einen Grund finden, die Zulassung zu versagen.

    Oder bekommen hier einige Leute vielleicht durch Vitamin-B Vorteile?

    Dieses Thema wird natürlich gern von den Verantwortlichen dementiert, allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass Beziehungen zumindest nicht schaden. Ein Vorteil ist, wenn man von einem höherklassigen Verein kommt. Möglicherweise spielt da hinein, dass die Prüfer dann eine gewisse Erwartungshaltung haben, nach dem Motto wenn der Trainer beim Verein XY ist, dann muss der ja etwas drauf haben, sonst hätten die ihn nicht genommen.


    Ganz grundsätzlich sollte man bei der Diskussion aber immer bedenken, um welche Lizenz geht es und was steht damit im Zusammenhang. Bei der B-Lizenz reden wir von der höchsten Lizenz der Landesverbände. D.h. es wird sich grds. um Trainer handeln, die in den höchsten Ligen des Verbandes arbeiten werden. Und hier bin ich bei Charles De Goal , da muss man auch ein gewisses Eingekönnen erwarten können. Inhaltlich geht es in der Ausbildung um Indivdual- und Gruppentaktik, also muss ein Trainer auch in der Lage sein, dass eine oder andere vormachen zu können. Was auch zu bedenken ist: nach der B-Lizenz geht es ja dann zu den zentralen Ausbildungen des DFB. Hier wollen sich die B-Ausbilder sicher auch nicht blamieren. Es spricht sich mit Sicherheit schnell herum, wenn die EJ-Anwärter eines Verbandes regelmäßig schlecht abschneiden. Jetzt könnte man meinen, dann sollen sie halt in der Prüfung nicht die nötigen Punkte für die Zulassung geben. Wenn aber ein Großteil der Lehrgangs die Punkte nicht schafft, dann werden sich die Prüfer genauso rechtfertigen müssen, warum die Ergebnisse so schlecht waren. Also wird bei der Zulassung zu B schon so genau hingeschaut werden, dass ein Großteil zumindest die Chance auf entsprechende Prüfungsergebnisse hat.

    Und in der Tat ist es so, dass selbst ehemalige Profis die B ablegen müssen. Je nach Region ist dann natürlich schon ganz schön Qualität im Lehrgang. Und da fällt der Kreisligakicker dann in der Tat negativ auf.

    Weil die Oberliga angesprochen wurde: bei den mir bekannten Oberligisten verfügen die Trainer mindestens über die A-Lizenz. Ich will nicht ausschließen, dass es irgendwo auch jemanden mit der B gibt, ich kenne allerdings niemanden. Und bei der A-Lizenz spielt das Eigenkönnen nur noch eine ganz kleine Rolle. U.a. stehen ja bei den Prüfungen "echte" Mannschaften zur Verfügung, bei der B-Lizenz sind es meist die übrigen Trainer.

    Hallo,

    vielleicht kann jemand aus diesem Forum weiterhelfen:

    Eine befreundete Familie ist im vergangenen Sommer in den Raum Stralsund umgezogen. Der Junior, geboren 2010, sucht einen neuen Verein. Er hat bereits in einer Mannschaft mittrainiert, die ihm "empfohlen" wurde. Die Eindrücke dort waren aber ziemlich negativ, Brülltrainer, Trainerlieblinge unter den Spielern, Fokussierung auf "Leistungsträger", Ergebnisfußball. Natürlich lassen sich die Vereine in der Nähe herausfiltern, allerdings erfährt man auf deren Internetseiten wenig über den tatsächlichen Umgang mit den Kindern. Der Junge reagiert relativ sensibel auf die geschilderten Verhaltensweisen und möchte einfach nur gern in einer Mannschaft Fußball spielen. Allerdings möchte er ein "Durchprobieren" sämtlicher Vereine gerne vermeiden. Wenn jemand eine Empfehlung hat, in welchem Verein kindgemäß traniert wird, bitte melden, gern per PN.

    Ich befürchte, dass sich die aktuelle Phase noch negativer auswirken wird, als die Unterbrechung im Frühjahr.

    Im Frühjahr durfte nach gut 3 Monaten Unterbrechung zumindest mit Kleingruppentraining begonnen werden. Zum Zeitpunkt des Wiederbeginns war auch klar, dass einige Wochen später reguläre Punktspiele stattfinden sollten (unabhängig ob nun Saisonunterbrechung oder Neustart). Es bestand somit ein Ziel, worauf hin traininert werden konnte.

    Die Erfahrungen aus der 1. Phase waren, dass eine sehr breite Differenzierung stattfand. Ich vergleiche es mal mit Goretzka und Süle: der eine kam als durchtrainierter Muskelberg zurück, der andere mit Übergewicht, obwohl beide wahrscheinlich die gleichen Rahmenbedingungen hatten.

    Im Kinderbereich gab es kaum Kinder die gänzlich aufgehört hatten. Ein Teil der Kinder hatte aber in den 3 Monaten gar nix sportliches gemacht, ein Teil wenigstens etwas (z.B. Radtouren, Wanderungen) und ein (kleiner) Teil hatte tatsächlich versucht regelmäßig Sport zu treiben (Läufe, Stabis, Eigentraining). Online-Training wurde nur in ganz wenigen Vereinen angeboten. Die Folgen waren, dass die Schere zwischen starken und schwachen Kindern noch weiter auseinander ging. Übergewicht, fehlende Geschwindigkeit und natürlich auch technische Mängel waren bei einer Vielzahl der Kinder schon auffällig. Bitter war die Zeit natürlich für Kinder im goldenen Lernalter, diese Entwicklungsphase kommt halt nicht zurück.

    Im Erwachsenenbereich waren meine Beobachtungen, dass schon mehr Spieler aufgehört haben. Familie, Job etc. gewannen einen deutlich höheren Stellenwert. In einigen mir bekannten Fällen wurde zwar nicht direkt aufgehört, die Spieler wollen aber zukünftig nur noch aushelfen und nicht mehr jede Woche auf dem Platz stehen. Auch bei den Erwachsenen hat ein Teil in der Unterbrechung gar nichts gemacht. Und so sahen die dann auch aus... Es gab auch Mannschaften, die haben im Juni kein Kleingruppentraining gemacht, sondern sind gleich in die Sommerpause bis Anfang/Mitte Juli gegangen.

    Die aktuelle Phase dauert in manchen Regionen schon 3 Monate, ohne das absehbar ist, wann es wieder los geht. Wenn hier von Ostern gesprochen wird, heißt das Anfang April, also wäre die Pause über 5 Monate. Es fehlt ein konkreter Starttermin, der sicher auch für Motivation sorgen würde. Bislang sind mir schon einige Spieler im Erwachsenbereich bekannt, die entweder aufhören oder in niedrigere Klassen gehen werden, weil dort der Aufwand geringer ist.

    Auch aus dem Schiedsrichterwesen höre ich ebenfalls, dass sich viele mit dem Gedanken tragen, aufzuhören oder zumindest kürzer zu treten.

    Für den Kinderbereich kann ich es momentan noch nicht richtig einschätzen. Ich denke, die Folgen wird man erst sehen, wenn es wieder los geht. Ich vermute aber eine ähnliche Entwicklung wie im Frühjahr. Der dicke Paule wird nicht aufhören, sondern weiter mit seinen Freunden kicken. Er wird halt nur noch etwas dicker sein. Die intrinsisch motivierten Talente werden sicher zumindest joggen gewesen sein und die extrinsisch durch die Väter motivierten Kinder werden sicher auch in der Coronapause zum Training gezwungen worden sein. ;) Bei den leistungsorientierten Mannschaften läuft auch wesentlich mehr Online-Training als im Frühjahr.

    Ich bin echt froh, dass gegenwärtig zumindest Schlitten gefahren bzw. Ski gelaufen werden kann. Denn so haben die Kinder zumindest die Möglichkeit sich zu bewegen. Dass es "verlorene" Jahrgänge werden glaube ich nicht, aber ich denke es wird in der Spitze deutlich weniger Kinder geben, weil die Basis an guten Kindern geringer wird.

    Den Wechsel von Klein- auf Großfeld sehe ich nicht als vordergründiges Problem. Es ist sicher nicht schön, aber es ist handhabbar. Ich selbst bin als Spieler auch direkt vom Klein- auf Großfeld gewechselt und bis vor 2-3 Jahren wurde hier auf Kreisebene in der U12/U13 ohnehin noch im Kleinfeld gespielt.

    Hinsichtlich der Anzahl der Mannschaften gab es hier in der ländlichen Region ohnehin Rückgänge in den vergangenen Jahren. Die Anzahl der 2. Mannschaften wird mglw. weiter zurück gehen, die Anzahl der Spielgemeinschaften zunehmen. Wie in anderen Bereichen auch (z.B. Kneipensterben) wird Corona eine ohnehin eingetretene Entwicklung noch verstärken.

    Passt zwar nicht so ganz zur Fragestellung, aber schon zum Thema im weiteren Sinne:

    Gestern beim Spiel Hoffenheim gegen Gent konnte man in der 1. Halbzeit ganz gute die Funktionsweise im 3-5-2 sehen. Gent spielte es aus meiner Sicht mit einem 10er und zwei 6ern. Die Stürmer versuchten die AV (Hoffenheim im 4-2-3-1) zuzustellen, der 10er von Gent schob in Richtung der Hoffenheimer IV bzw. zum aufbauenden 6er (meist Geiger). Gut zu sehen war dann auch das große Problem Unterzahl auf den Außen, wenn sich der 6er aus dem Druck befreien konnte. Da hatte Hoffenheim mehrfach Überzahl auf dem Flügel.

    Hallo, ich hätte eine Frage zum Verständnis: Das heißt der zweite 6 er kümmert sich um den 2 gegnerischen Aufbauspieler während des Pressings, und ein IV rückt auf und sichert diesen im Rückraum?

    Nein. YouthCoach spielt mit zwei 8ern und einem 6er. Der eine 6er übernimmt den zweiten zentralen Spieler des Gegners, die beiden 8er sollen auf Balleroberung gehen. Mit Durchschieben der IV meinte ich die Situation, dass der Gegner in Ballbesitz bleibt und ich dann bei einer Verlagerung auf außen dort in Unterzahl gerate.

    Yeap, deshalb Stützpunkte auflösen und direkte Talente an den JFG's weiter fördern.


    ähhh NLZ sind dafür da

    beobachter_1000 An anderer Stelle wurde bereits deutlich, dass du offensichtlich ein Problem mit dem Stützpunktsystem hast. Auf Nachfragen hin, wurde es dann konkreter, dass sich deine Erfahrungen und Einschätzungen wohl auf nur sehr wenige (1-2) Stützpunkte beziehen, bei denen es aus deiner Sicht falsch läuft. Das mag so sein. Verallgemeinern hilft aber nicht weiter.


    Ich lebe in der Region, die Coach1976 als die unterrepräsentierte Mitte bezeichnet hat (Fomulierung gefällt mir ;)). Die Rahmenbedingungen sehen wie folgt aus: zum nächsten 3. Liga NLZ 180 Km, 2. Liga NLZ 160 Km, 1. Liga NLZ 200 Km.

    Somit ist klar, Spieler aus meiner Gegend können nur dort spielen, wenn sie im NLZ in eine Wohngruppe, Internat, etc. ziehen. Im Normalfall wird diese Möglichkeit aber erst ab U15, in Ausnahemfällen ab U 14 eröffnet. D.h. Spieler aus meiner Gegend müssen bis U14/U15 eine Möglichkeit vor Ort haben, um auf das Niveau zu kommen, dann in einem NLZ genommen zu werden (wenn sie denn für den Fußball umziehen wollen). Bis einschließlich U11 findet der Spielbetrieb nur auf Kreisebene statt. Ab U12 dann auf Verbandsebene. In kenne keinen Spieler von hier, der es von einer U13/U14 auf Kreisniveau in ein NLZ geschafft hat. Das liegt aus meiner Sicht auch daran, dass es hier kaum gut ausgebildete Trainer im Nachwuchs gibt. Die wenigen qualifizierten Trainer landen relativ schnell im Seniorenbereich, wo dann auch Entschädigungen gezahlt werden. Im Umkreis von 30-40 Min. einfache Fahrstrecke gibt es nur 3-4 Vereine die kontinuierlich im Verbandsbereich spielen. Dort wird dann auch einigermaßen plannvoll trainiert. Allerdings kommt aus verschiendenen Gründen ein Spieler in diese Vereine nicht einfach so rein.

    Würde ich jetzt die Stützpunkte streichen, wären die Spieler von hier faktisch spätestens ab der U12 gezwungen, den Verein zu wechseln, 2-4 mal pro Woche jeweils mind. 2x30 Min. im Auto zu sitzen (immer vorausgesetzt, es kann sie auch jemand fahren!). Die Stützpunkte sind wie schon angesprochen regional verteilt. Lege ich die 30-40 Min. Fahrzeit an, erreicht man von hier in dieser Zeit theoretisch bis zu 5 Stützpunkte! Und bei den Stützpunkten hier wird teilweise 2 mal wöchentlich trainiert. Also zweimal fahren, einmal im Heimatverein trainieren und einmal im Heimatverein spielen pro Woche.

    Ich kenne keinen Stützpunkt Trainer der nicht gleichzeitig bei einem ambitionierten Breitensportverein in der Nähe tätig ist.

    Tja, und hier trainiert von den 4 direkten angrenzenden Stützpunkten kein!! Trainer in den relevanten Altersbereichen eine Mannschaft. Soweit ich weiß, ist das doch sogar verboten?!


    Als Lösungsansatz würde ich in den Gebieten ohne NLZ in der Nähe auf die Stützpunkte nicht verzichten wollen. Dort wo eine hohe NLZ-Dichte besteht oder aber gute Ausbildungsvereine (wie z.B. von Don Quijote angesprochen) bestehen, könnte man das Netz vielleicht etwas ausdünnen und die freien Mittel in die "unterrepräsentiereten" Regionen lenken.

    Entscheident für mich ist aber die Basisarbeit. Und die beginnt für mich in den Kindergärten. Hier muss (wieder) mehr Sport getrieben werden, ggfs. auch durch "Einkauf" externen Sachverstandes. Davon würden alle Sportarten profitieren (die Entwicklung hier im Handball ist z.B. noch katastrophaler als im Fußball). Als nächsten Schritt muss in die Ausbildung der Trainer investiert werden. Es ist für mich ein Unding, dass Menschen ohne jedwede sportliche und/oder pädagogische Grundlagen auf die Kinder losgelassen werden. Natürlich kommt dann sofort das Argument, dass man froh sein muss, wenn ein Papa überhaupt bereit ist, eine Mannschaft zu trainieren. Richtig. Was hindert aber den Verband daran, diesen Vater dann zu ein paar Schulungen zu verpflichten? Vielleicht sogar vor Ort? Ein Ausbilder kommt zum Training und coacht den Trainer. Dann fällt das Argument Zeitaufwand schon einmal weg.

    Schließlich das Thema Wettkampfformen. Ich behaupte, bei qualifizierten Trainern spielt es eine untergeordnete Rolle, ob im 4 gg. 4, 5 gg. 5, ob mit Ergebniswertung oder ohne, gespielt wird. Diese Überlegungen machen sicher im Hinblick auf die demografisch betroffenen Regionen Sinn, wo ich aufgrund der wenigen Kinder sonst keine spielfähigen Mannschaften mehr zusammen bekomme. Ausbildungstechnisch haben die kleineren Spielstärken sicher ihre Vorteile, sie werden jedoch aus meiner Sicht als alleinige Maßnahme nicht ausreichen, um eine Kehrtwende herbei zu führen.

    Noch ein Vorschlag: ich würde es sehr bergüßen, wenn die Kleinspielfelder wieder durch den DFB gefördert würden. Im Rahmen der WM wurden diese Felder instaliert und sehr gut angenommen. Teilweise konnte ich die Vergabe nicht nachvollziehen, z.B. wenn neben einem neuen Kunstrasen auch nocht so ein Feld installiert wurde. Diese Anlagen sollten aus meiner Sicht vorallem kleinen Vereinen bzw. Vereinen mit schlechter Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden. Etwas Neues ist für Kinder immer ein Magnet. Und: es muss möglich sein, dass die Kinder die Anlagen auch ohne Beaufsichtigung (Hausmeister, Platzwart, Trainer etc. ) nutzen können.

    Die grundlegende Frage ist doch, wo will ich den Ball gewinnen. Danach kann ich überlegen, wie ich dort den Ball gewinne. Vorab, ich bin kein Fan des 3-5-2 und habe mich deshalb damit noch nicht so intensiv befasst.

    YouthCoach will mit einem 6er und zwei 8ern spielen, also schon etwas wie leviedelstein, dermit einem 10er spielt.

    Ich habe mich der Fragestellung wie Trainer91 genährt:

    Ich bin zwar kein Experte des 3-5-2 aber hab das mal eben an der Taktiktafel durchgespielt.

    Natürlich gilt es den jeweiligen Gegner zu beachten, wo hat dieser seine Stärken bzw. wie baut der üblicherweise auf. Aber grundsätzlich würde bei der diskutierten Situation den Ballgewinn beim gegnerischen 6 bzw. im Zentraum anstreben. Warum? Mit zwei 8ern und den beiden Stürmern kann ich im Zentrum schnell zugreifen. Will ich den Ballgewinn bei den AV erzielen, würde ich einen 8er rausschieben, da sehe ich aber das Problem, wie es Trainer91 beschrieben hat, dass der Weg zu weit ist, um Druck aufzubauen. Kann der AV dann aufdrehen, komme ich auf dem Flügel in Unterzahl. Daher die Überlegung, meine Stürmer stellen den Passweg zu den AV zu, lassen den Pass auf den 6er aber zu. Der gegnerische 6 wird sich vermutlich fallen lassen, so dass ich noch einen 8 hochschieben würde und hier dann auf den Ballgewinn gehe. Die Ausgangsfrage zur Positionierung meiner IV, würde ich dann so lösen, dass die IV durchschieben. Möglicherweise eine ungünstige Situation wenn es zum 1 gegen 1 kommt, ja. Ich will aber die Balleroberung im Zentrum viel früher und deshalb ziehe ich den 6 er nicht zurück.

    Ganz tatenlos war Jogi Löw bei dem Spiel aus meiner Sicht nicht. In der 1. Halbzeit spielte er bzw. wollte er im 4:3:3 spielen. In der 2.Halbzeit begann er im 3:4:3 - Süle raus, Tah rein und Robin Koch auf die 6. Nach dem 5:0 (72 min.) wurde dann wieder auf 4er Kette umgestellt. Die Tore der Spanier in der 2. Halbzeit fielen alle aus dem Spiel heraus (1. Halbzeit wie schon erwähnt 2 Standards). Mich hätte deshalb interessiert, warum man das gemacht hat.

    Kroos hat es im Interview nach dem Spiel angesprochen. Der Matchplan war, tief zu stehen und umzuschalten. Man wollte offensichtlich mit den schnellen 3 Angreifern in der Hälfte der Spanier kontern. Das ist doch einer meiner Hauptvorwürfe an Löw: mit dem Mittelfeld Gündogan, Kroos und Goretzka und den dreien davor funktioniert diese Spielweise nicht. In der 2. Halbzeit wollten sie höher stehen und vorn drauf gehen (hat Kroos so bestätigt). Hier zeigte sich aber, dass ein Taktgeber fehlte und das Anlaufverhalten relativ unkoordiniert und eben auch unmotiviert war. Die Spanier kombinierten sich da locker raus. Meine Vermtung: als Löw sah, dass dieser Versuch noch weniger Erfolg brachte als in Halbzeit 1 und er merkte das die Spanier eben nach dem 5. Tor nicht aufhörten, sondern weiter machten, ging er auf die vermeintlich defensivere Strategie zurück.

    Boateng´s Stärke im Vergleich zu den übrigen deutschen Verteidigern ist die Spielereröffnung. Wird er in einem passenden System eingesetzt (Ballbesitzspiel) spielt er überragende Diagonalbälle. Da ist ein Süle noch ein gutes Stück weg. Er erhält bei Bayern nur deshalb keinen Vertrag mehr, weil ihm nicht mehr zugetraut wird, eine hohe Anzahl von Spielen über die volle Distanz abzuliefern. Meiner ganz persönlichen Meinung nach steht ein Nachfolger auch bereits fest, sonst wäre die Entscheidung nicht schon so früh gefallen.

    Hummels sehe ich ähnlich stark in der Spieleröffnung. Auch ihm kommt eher ein auf Ballbesitz angelegtes Spiel entgegen. Beide IV haben ihre Stärken beim "alten" System und Schwächen, wenn sie hinterher laufen müssen. Gut möglich, dass Löw deshalb beide für verzichtbar erklärt hat, weil er einen Systemwechsel wollte und m.M.n. auch versucht hat. Allerdings müsste er dann auch das Mittelfeld für den Systemwechsel haben. Und da er an Kroos festhält, wird es dann schon schwierig.

    Ich bin ehrlich kein besonderer "Müller Freund", aber sein Impact auf das Bayernspiel (insbesondere defensiv) ist schon enorm. Deshalb würde ich ihn und auch Hummels zurückholen und auf das bewährte 4-2-3-1 setzen, wieder auf Ballbesitz bzw. hohes Pressing gehen. Er kann doch auf den Bayernblock Neuer, Kimmich, Goretzka, Müller, Sané und Gnabry setzen. Vorne Werner dazu, der auch in der Lage ist gut anzulaufen. Dann bliebe nur noch die Abwehr. Hier wie gesagt Hummels zurückgeholt. Der könnte Süle auch gut führen. Und für die AV könnte man dann ruhig auf eher defensivere Spieler zurückgreifen bzw. die Bayernvariante mit einem eher offensiveren AV und einem eher defensiveren AV.

    Das Spiel hat gestern ein fantastisches taktisch vom Trainer gut eingestelltes und während des Spiels permanent gecoachtes Kollektiv gewonnen.

    Genauso sehe ich es auch. Der Trainer hatte einen Plan und konnte den Spielern vermitteln, wie sie diesen Plan umzusetzen haben. Und die Spieler wollten diesen Plan umsetzen.


    Es ist etwas zu einfach gedacht, jede Kleinigkeit auf den Trainer zurückzuführen, die nicht läuft. Ich glaube, von gestandenen Spielern kann man mehr erwarten.

    Ich bringe nochmal den Vergleich von Kovac bei den Bayern. Dort war es sehr ähnlich. Auch da fehlte es angeblich an Bereitschaft, auch da gelangen die einfachsten Dinge nicht. Spieler wie Boateng und Müller spielten keine Rolle mehr. Auch da gab es Meinungen, wie "das nicht jede Kleinigkeit auf den Trainer zurückzuführen ist". Flick lies das erprobte System (wieder) spielen und gab den Spielern einen klaren Plan mit, mit dem sie sich identifizieren konnten. Ergebnis ist bekannt.

    Kroos und Gündogan laufen nicht gern hinterher, Gnabry und Sane´profitieren enorm von Müller, der das Anlaufen bei den Bayern organisiert. Zu der Mannschaft von gestern passt das was Löw vor hatte einfach nicht. Kovac hatte für die destruktive Spielweise in Frankfurt die Spieler und die Mentalität, in München nicht. Und Löw hatte sie gestern ebenfalls nicht.

    Aber man muss auch das Spiel ganz realistisch betrachten: man liegt zur Halbzeit mit 0:3 zurück, darunter zwei Kopfballtore nach Ecken und ein Abpraller von der Latte. Klar kann man die Tore verhindern, aber ich weigere mich, Tore nach Ecken als Indikator für spielerische Unterlegenheit zu nehmen.

    Es steht zur Halbzeit 0:3, hat dabei noch Glück, dass der Schiri den fälligen Elfer nicht gibt und hat nicht eine einzige eigene Torchance. Ja, die Tore waren vielleicht nicht toll herausgespielt, es gab aber dazu auch noch etliche Chancen. Mehr unterlegen geht kaum.

    Mit einem 0:1 zur Halbzeit kommt man sicher auch mit einer anderen Einstellung aus der Kabine.

    Warum ging die Mannschaft nicht von Anfang mit einer anderen Einstellung ins Spiel? Warum reagiert Löw nicht auf das, was er sah? Schon vor der Halbzeit?

    Ich bin mir sicher, dass ihr auch nicht über einen Rücktritt nachgedacht habt, als ihr das letzte mal hoch verloren habt.

    Die Situation eines hauptamtlichen Bundestrainers, der nichts anderes zu tun halt, als sich um diese Mannschaft zu kümmern (von Werbespots mal abgesehen), lässt sich wohl kaum mit einem ehrenamtlichen (Kinder-)Trainer vergleichen. Zudem: Wenn ich seit 2 Jahren von einem Veränderungsprozess rede, aber nix positives passiert, mit aktuellen europäischen Top-Spielern zusammenarbeite und es dann in einem durchaus prestigeträchtigen Spiel nicht gebacken bekomme, die Spieler zu motivieren und ein erkennbaren Plan durchzuziehen, doch, dann würde ich über einen Rücktritt nachdenken.

    Die Spanier waren gestern einfach geil drauf, jeder Einzelne.

    Und warum nicht die Deutschen?


    Was hätte man anders machen können?

    Die Antwort gibst du teilweise selbst: Kroos, Gündogan, Goretzka sind stark im Ballbesitzspiel. Das war aber nicht Löws Plan. Kroos hat es nach dem Spiel gesagt: es sollte abgewartet und umgeschaltet werden. Dafür muss du die Räume eng machen, was weder eine Stärke von Kroos, noch von Gündogan oder auch Max ist.

    Da hätte vielleicht ein klarer Abräumer mit strikten Defensivaufgaben gut getan. Wir haben nunmal auch viele gefährliche Aktionen der Spanier durch Konter zugelassen, weil die Laufbereitschaft fehlte und die Absicherung zu dünn war. Mit Koch vor den IVs hätte man zumindest verhindern können, dass die Spanischen Flügel im eins gegen eins auf den Innenverteidiger zulaufen. Vielleicht scheiterte diese Variante aber auch nur daran, dass Rüdiger gesperrt war und Koch deshalb in der Innenverteidigung gebraucht wurde.

    Auch mit Rüdiger und Koch auf der 6 hätte sich meiner Meinung nach nichts geändert. Spanien hat den grundsätzlichen Schwachpunkt auf der linken Seite erkannt und immer wieder über diese Seite gespielt.

    Beides ist natürlich auch dem Pressing des Gegners geschuldet, die deutschen haben attackiert, während das spanische Pressing um den Strafraum herum der Wahnsinn war!

    Wo haben die Deutschen attackiert? Sie sind hinterhergelaufen. Und genau dieses Angriffspressing, welches die Spanier gespielt haben, hat die Deutschen jahrelang ausgezeichnet. Warum wird es nicht mehr so gespielt?

    Ich kann doch einen Trainer nicht negativ nach Ergebnissen bewerten, wenn er jetzt das erste mal seit über einem Jahr verloren hat.

    Mir geht es gar nicht besonders um das Ergebnis, sondern über die Art und Weise des Spiels in den letzten beiden Jahren. Gruppenerster in der EM-Quali. Toll, gegen welche Gegner, mit wieviel Glück? Wann hat die Mannschaft denn das letzte Mal richtig überzeugt?

    das Hinspiel gegen Spanien waren auch nicht so schlecht

    Schön, dass du es ansprichtst: der wesentliche Unterschied zum Hinspiel war, dass hier höher angegriffen wurde und viel aktiver auf Balleroberung gegangen wurde. Das 1:1 damals fiel in der Nachspielzeit, hatte sich aber angedeutet, weil Löw unbedingt das 1:0 über die Zeit bringen wollte und defensiv wechselte. Erst danach kamen die Spanier auf, weil man ihnen die Räume bot, die sie für ihr Spiel brauchten. Und genau diesen Fehler werfe ich Löw im Spiel gestern vor. Genau aus den Erfahrungen des Hinspiels heraus, hätte der Matchplan ein anderer sein müssen.

    Die Spieler waren vielleicht einfach vom Kopf her nicht bereit für das letzte Spiel des Jahres.

    Warum waren es die Spanier? Das ist für mich eine zentrale Aufgabe des Trainers: die Spieler bereit zu machen, für dieses Spiel. Warum beklagte sich Kovac über fehlende Motivation von Spielern, die bei Flick in jedem Buli-Spiel auch beim Stand von 4:0 noch pressen was die Beine her geben?

    Noch ein Nachtrag: seit über 2 Jahren schwadroniert Löw über einen Entwicklungsprozess seiner jungen Mannschaft. Es gibt weder eine Entwicklung (höchstens eine negative), noch ist seine Mannschaft jung. In der Startelf gestern waren alles gestandene Buli-Spieler, mit Ausnahme von Koch und Max allesamt mit CL-Erfahrung. Das war keine junge Truppe. Und auch die Spieler in den Spielen davor, waren es keine Jungspunde. Klar, etliche Spieler mit wenig internationaler Erfahrung, ja, aber warum? Weil sie offensichtlich die Qualität nicht haben.

    Wobei ich Löw's Argumentationen sowieso bisweilen zu philosophisch finde

    Sorry, philosophisch finde ich daran gar nichts. Das wirkte schlicht planlos auf mich. Im Interview nach dem Spiel kam gefühlte 20x das Wort "irgendwie". Und mit "irgendwie" würde sich der Matchplan von gestern ganz gut beschreiben lassen.

    Doch das Ergebnis gestern stellt für mich nur den Tiefpunkt einer langen Abwärtsspirale dar. Spätestens nach dem WM-Debakel von 2018 hätte die Beziehung DFB-Löw enden müssen. Monatelange Analysen folgten und was kam als Reaktion? Das über viele Jahre bewährte hohe Anlaufen im 4-2-3-1 sowie das Ballbesitzspielt wurde geopfert, weil es Löw nicht gelang, die Konteranfälligkeit bzw. die langen Bälle in die eigene Hälfte zu unterbinden. Die Mannschaft sollte fortan tiefer stehen, weniger Ballbesitz haben, dafür selbst mehr auf das Umschaltspiel setzen. Es folgten die Experimente mit der 3er- bzw. 5er-Kette. Statt die Öffentlichkeit hier einmal den Finger in die Wunde legte, bspw. mal fragte, warum er mit Spielern, die im Verein überwiegend 4er-Kette spielen, krampfhaft an der 3er-Kette festhält, warum er gegen Mittelklassemannschaften mit 3 IV spielen lässt oder warum er mit Spielern, die in ihren Vereinen Ballbesitzfußball spielen, in der Nationalmannschaft auf Konter setzt, beschäftigen sich Presse, Funk und Fernsehen lieber mit der Personaldebatte (Müller, Boateng, Hummels). Unabhängig von der Frage, ob die 3 nun besser sind, als das eingesetzte Personal, sind doch vielmehr enorme taktische Defizite anzusprechen. Gegen die B-Elf der Ukraine gewinnt man 3:1, wobei die Ukraine noch 3 Pfostentreffer hat und spricht anschließend von einer guten Entwicklung. Lächerlich. Es zeigen sich erstaunliche Parallelen zum FC Bayern unter Kovac. Auch der lies nicht mehr so konsequent Anlaufen, wollte vom 4-2-3-1 weg, bemängelte die Einstellung und Qualität der Spieler. Die Entwicklung nach ihm ist bekannt, die Spieler, die er für zu schlecht befand, waren maßgeblich am CL-Sieg beteiligt. Der für mich entscheidene Unterschied ist aber, dass beim FC Bayern Spieler und Funktionäre durchgegriffen haben.

    Ist so etwas beim DFB zu erwarten? Wohl kaum. Die Protagonisten stützen sich doch alle gegenseitig. Löw sitzt 90 Min. völlig lethargisch auf der Bank, nimmt keinen Einfluss auf´s Spiel und was macht sein Chef nach dem Spiel? Zieht gut gelaunt Vergleiche von 2008 und 2014. Hier hätte es knallen müssen. Wie hätte wohl Uli Hoeness nach einem 0:6 reagiert? Oder Susi Zorc? Stattdessen lädt Bierhoff fröhlich den Schweinstiger ein, mal vorbei zu kommen.

    Bald lesen wir bestimmt wieder davon, dass sich Bierhoff fragt, warum das Interesse weiter zurück geht an der Mannschaft. Vielleicht merkt er wirklich nicht warum. Ich befürchte, es wird wieder kräftig analysiert und im März sitzt das gleiche Personal auf den Stühlen. Allein, es interessiert mittlerweile kaum noch jemanden.