Mittelfeldstratege In welcher Eigenschaft warst du bei der Sichtung dabei? Du schreibst „mehr oder weniger als Beobachter“?
Zumeist sehen doch Eltern und/Vereinstrainer bei Sichtungen zu. Also stehen doch zumeist die eigenen Kinder bzw. Spieler in der Beobachtung. Und natürlich fließen hier die persönlichen Erfahrungen und Erwartungen mit ein. Wenn also das eigene Kind als „spielintelligent“ gilt (woher stammt eigentlich die Einschätzung?), dann muss das doch der Sichter auch bemerken?! Perspektivenwechsel: ist das freiwillige nach hinten gehen nicht möglicherweise auch auch ein Zeichen fehlenden Selbstvertrauens in der Offensive? Möglicherweise das Eingeständnis offensive 1 gegen 1 Duelle nicht eingehen oder nicht gewinnen zu können?
Was ich damit sagen will, genauso wie die Sichter gewisse Erwartungshaltungen haben, bringen auch die Eltern bzw. Trainer Erwartungshaltungen mit. Neutral sind sicher die Wenigstens.
Ganz entscheidend war für mich die Aussage, dass es über die ersten Drei keine unterschiedlichen Meinungen gab. Streng genommen geht es in der Talentförderung nur um diese ersten Drei. Drei mal 20 Stützpunkte und ich bin bei 60 Jungs als Grundlage für die Verbandsauswahl, dazu noch die Spieler aus den NLZ.
Ein weiterer Punkt, der mir auffällt: Viele Vereinstrainer haben weder eine fundierte Ausbildung, noch selbst höherklassig gespielt. Wie will man dann einschätzen können, ob ein Spieler genug Talent mitbringt, um es in ein NLZ, die Bundesliga oder gar die Nationalmannschaft zu schaffen?
Erfahrene Stützpunkt- oder NLZ-Trainer hingegen haben schon Talente von klein auf trainiert, die es bis ganz nach oben geschafft haben. Und interessanterweise stützen die eher die Aussage, dass sie nach wenigen Minuten sehen können, ob es nicht reicht.
Ergänzend dazu passt auch, dass die Sichtungen in der Kreisliga und nicht in der Kreisklasse durchgeführt werden. Die Bezugsgröße ist für Vergleiche entscheidend. Wie oft glänzen Kicker ohne Zeit-, Raum- und Gegnerdruck, sobald der dann aber da ist, sieht man technische Fehler. Mit zunehmendem Alter wird es für Spieler aus niedrigen Ligen immer schwieriger den Sprung in ein NLZ zu schaffen. U.a. weil sie den Zeit-, Raum- und Gegnerdruck in der Kreisklasse nicht gewöhnt sind. In Gesprächen mit NLZ-Trainern wird mir das immer wieder bestätigt. Und wer kennt denn nicht die typische Reaktion von Eltern/Trainer, wenn das Probetraining am NLZ oder ein Vergleich mit einer Leistungsmannschaft nicht wie gewünscht verlief? Da hatte der Junge einen schlechten Tag. Mag sein. Viel eher glaube ich aber, konnte der Junge nix dafür, er war einfach überfordert.
Mein letzter Punkt: in einigen Verbänden spielen Stützpunktteams gegeneinander. Gut möglich, dass die Trainer für ihr Team bestimmte Typen gesucht haben. Persönlich finde ich das nicht gut, ist aber leider so. Wenn die Trainer nun einen offensiven Dribbler suchen, dann wird der Fokus nicht auf dem Defensiven liegen, der möglicherweise eine gute Spieleröffnung hat.