Wann war so euer Moment, wo ihr kurz vor dem hinwerfen als Trainer wart oder es wirklich gemacht habt?

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  • Moin,

    Eine Frage, weil mich es einfach interessiert.

    Wann war so euer Moment, wo ihr kurz vor dem hinwerfen als Trainer wart oder es wirklich getan habt? Und welche Gründe hatte das?

    Danke schonmal für die Antworten. :)

  • Es gab bei mir im Februar den Moment, wo ich dem Jugendleiter schriftlich mitgeteilt habe, dass ich bei der katastrophalen Einstellung mancher Eltern zum Trainings- und vor allem Spielbetrieb nicht mehr gewillt bin weiterzumachen und mit Saisonende Ende Juni die U abgeben will und mich maximal als Torwarttrainer oder Co-Trainer anbiete.


    Damals U9 Breitensport - die zweite Hälfte der Kinder (B Mannschaft) mit einem Kader von 10 Kindern. Das letzte Verbandsturnier im Herbst am ersten Samstag der Herbstferien und die 7 Hallenturniere im Winter hab ich immer nur mit Ach und Krach mittels Aushilfe vom Jahrgang darunter oder A Mannschaft spielen können. Manche haben aus Prinzip in den Ferien nicht gespielt, 2 Totalausfälle (Scheidungskind mit riesigen privaten und mittlerweile psychischen Problemen und eine desinteressierte Gluckenmama,die mit 'X' und '.' kurzfristig abgesagt haben) , 2-3 Kranke und/oder 2-3 Pappenheimer, wo Sternsingen, Schifahren, Faschingsumzug oder Weihnachtsfeier mit Verwandten Ende November! wichtiger waren. Mehr als 4 oder 5 Kinder bei 4+1 habe ich aus meinem Kader nie zustandegebracht.


    Im Endeffekt habe ich einerseits Inserate im Februar und März aufgegeben um neue Spieler anzuwerben, aber vor allem hat die Jugendleitung einen verpflichtenden Elternabend im März einberufen mit allen Eltern, wo deutlich gemacht wurde, dass Spielbetrieb ebenso ein Muss ist, Verantwortung gegenüber der Mannschaft von jedem einzelnen eingefordert wird und man nicht nach Lust und Laune absagen kann, weil die Eltern lieber etwas anderes am Wochenende im Sinn haben als am Platz/in der Halle den Kids zuzuschauen. Mit den angedrohten Konsequenzen, dass ich aufhöre,die B Kinder bei der A mittrainieren wird und dann fast alle aufgrund Überforderung oder Frust mangels Entwicklung und Einsätzen aufhören werden (müssen),hat ein Umdenken stattgefunden. Seit Frühjahr bin ich in der Meisterschaft mit meinem Kader durchgekommen. Hab aktuell in der U10 9 Kinder im Kader und alle Kinder bei 75% und mehr Beteiligung in Training und Spielbetrieb. Wie allerdings der Winter aussehen wird, traue ich mir nicht sagen. 2-3 Kranke und dann darf keiner mehr ausfallen mit Gründen wie 'Geburtstag', 'Ferien' oder ähnlichem.

  • als A-Jugendtrainer im Breitensport gab es diesen Moment mehrmals.

    Mein Highlight, Spiel um Platz 1 und vorletztes Saisonspiel. Der Kader war dünn, mit 20 Spielern in die Saison gestartet und mit 15 Spielern beendet.

    Unglücklicherweise war das Spiel Sonntag Vormittag und zeitgleich war ein Feuerwehrfest. Natürlich haben sich nicht alle Spieler für Fußball entschieden und wir sind zu diesem Spiel mit 11 Mann gefahren und haben in der 60. Minute den Torwart gegen einen verletzten Feldspieler getauscht. Da fragt man sich dann schon, für wen mache ich das.

  • als A-Jugendtrainer im Breitensport gab es diesen Moment mehrmals.

    Mein Highlight, Spiel um Platz 1 und vorletztes Saisonspiel. Der Kader war dünn, mit 20 Spielern in die Saison gestartet und mit 15 Spielern beendet.

    Unglücklicherweise war das Spiel Sonntag Vormittag und zeitgleich war ein Feuerwehrfest. Natürlich haben sich nicht alle Spieler für Fußball entschieden und wir sind zu diesem Spiel mit 11 Mann gefahren und haben in der 60. Minute den Torwart gegen einen verletzten Feldspieler getauscht. Da fragt man sich dann schon, für wen mache ich das.

    Das ist schon heftig. Du spielst um den Titel mit und dann hast du soviel Abgänge und Absagen bei einem entscheidenden Spiel?

    Wahnsinn - es gibt doch nichts besseres für die Jungs einen Titel zu gewinnen!


    Ich kenne solche Einstellungen nur, wenn du um die goldene Ananas spielst und die Jungs jetzt das nächste Spiel als nicht so wichtig erachten. Da kann ich das sogar verstehen.

  • Ich hatte letztes Jahr ein Pokalviertelfinale im Mai mit der C1 unseres Vereins und wir spielten gegen einen Gegner, den wir im Ligabetrieb bereits zweimal geschlagen hatten, zwar knapp aber eben geschlagen. Faktum ist, wir bräuchten dazu unsere Topbesetzung.


    Ja, und dann hatte einer der Jungs an dem Spieltag Geburtstag und lädt zur Feier ein, welche natürlich zur Spielzeit stattfindet. Teilgenommen haben da natürlich weitere 3 Jungs, sodass uns 4 Leistungsträger fehlten und das Team auch aufgrund weiterer Abwesenheiten stark ersatzgeschwächt und gestützt mit Jungs aus unserer C2 auffüllen mussten.


    Wir verloren natürlich dieses Pokalspiel und dies löste in unserem Trainerteam auch starken Frust aus.

  • Den „einen Moment“ gibt es bei mir ehrlich gesagt nicht.

    Es ist eher ein schleichender Frust, der sich aufbaut, wenn organisatorisch einfach nichts rundläuft.

    Wenn Hallenzeiten fehlen.

    Wenn andere Coaches die Spielfelder für Spiele beanspruchen, obwohl eigentlich wir Training haben.

    Wenn Trainer anderer Teams versuchen, meine Arbeit zu untergraben oder gute Spieler abzuwerben.

    Wenn mein Ballnetz ausgeliehen wird und am Ende zwei Bälle fehlen.

    Wenn Material kaputt ist und sich niemand darum kümmert.

    Oder wenn der Platzwart nicht gestreut hat und ich kurz vor dem Spiel selbst mit dem Wagen über den Platz fahre.

    Vielleicht bin ich da manchmal auch einfach zu perfektionistisch.

    All das zusammen lässt mich oft ziemlich verzweifeln.

    Aber dann erinnere ich mich daran, dass es in anderen Vereinen auch nicht besser läuft.

    Oder ich sehe meine Jungs und Mädels nach einem Sieg mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.

    Wie sie mir helfen, das Training abzubauen.

    Wie sie ehrliches Feedback geben, zusammen lachen, zusammen weinen.

    In solchen Momenten wird mir wieder klar, warum ich das mache.

    Dann überwiegt das Positive – und der ganze Ärger rückt in den Hintergrund.

  • Ich habe im Sommer gemerkt, dass ich in den Ferien nix vermisst habe.

    Meine Zeit ist abgelaufen, ich habe einfach keine Lust mehr und möchte meine Zeit lieber in andere Projekte stecken.

    Ich mach noch drei Wochen und dann ist Schluss.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Ich habe im Sommer gemerkt, dass ich in den Ferien nix vermisst habe.

    Meine Zeit ist abgelaufen, ich habe einfach keine Lust mehr und möchte meine Zeit lieber in andere Projekte stecken.

    Ich mach noch drei Wochen und dann ist Schluss.

    ich bin auch seit über 10 Jahren Jugendtrainer in einem Breitensportverein und trainierte in dieser Zeit von E- bis jetzt B-Jugend alle Altersklassen.

    Ich muss sagen die größte Frustration habe ich derzeit.

    Was mich am meisten stört ist, dass von den Jugendlichen wenig Begeisterung zu erzeugen ist.


    Bei manchen hat man den Eindruck, dass sie Fußball spielen, weil a) die Eltern einen Sport von ihnen verlangen b)sie cool sein wollen und einfach zeigen wollen, dass sie irgendwo mitmachen c)sie nicht dick werden wollen.


    Um Ergebnisse zu erzielen, Meisterschaften zu gewinnen und generell besser zu werden fehlt vielen die Leidenschaft.

    Ebenso habe ich bei vielen Jungs den Eindruck, dass sie sich nicht quälen wollen. Sobald Widerstand da ist oder das Spiel nicht leicht "über die Lippen" läuft, wird teilweise aufgegeben oder es wird dargestellt, dass man verletzt ist und verlässt das Spielfeld.
    Auch die Trainingsbeteiligung lässt bei vielen zu wünschen übrig. Man merkt, dass der Einfluss der Eltern nachlässt und jeder auch nur kleinste Grund gesucht wird um abzusagen.


    Auch Teamfahrten scheinen gar nicht mehr so erwünscht zu sein. Ich habe den Eindruck, dass den Jungs dann gefühlt ein Wochenende geklaut wird, an dem sie relativ frei zocken können. So nehme ich das zumindest aus den Zwischentönen wahr. Obwohl wir eigentlich immer auch attraktive Destinationen für Teamfahrten heraussuchen mit nicht allzu stressigen Abläufen.

    Es scheint, dass viele lieber daheim abhängen, als mit den Jungs zu zocken.


    Ich bin nicht in einem Leistungsverein sondern in einem Breitensportverein und mir ist bewusst, dass die Ansprüche nicht zu hoch aufgehangen werden dürfen, kann mich aber an meine Vergangenheit im Nichtleistungsbereich erinnern und habe den Eindruck, dass diese Dinge deutlich nachgelassen haben.


    Man muss auch sagen, dass ich relativ unterschiedliche Gruppierungen habe innerhalb der Mannschaft. Da sind Jungs aus der örtlichen Gesamtschule, die mich ein wenig an meine eigene Jugend erinnern. Die ein relativ offenes Mundwerk haben, auch mal Blödsinn machen, in der Schule teilweise auch ihre Schwierigkeiten haben.

    Dann ist da die andere Gruppierung aus dem örtlichen Gymnasium. Relativ arrogant und verschlossen. Sehr unter sich und schwierig zu erreichen. Reden wenig, und wenn dann nur unter sich. Beide Gruppen haben relativ talentierte und gute Fußballer, haben aber wenig miteinander zu tun.


    Bei mir zieht das deutlich die Motivation runter und ich bin am Überlegen, wie lange ich mir das noch antue, obwohl ich in den Ferien schon gemerkt habe, dass mir etwas fehlen würde.

  • Ich habe tatsächlich mal die Brocken hingeworfen.

    Grund war folgender: U15-Spiel, lagen eigentlich 3:0 vorne, dann fiel das 3:1 durch einen Sololauf. Mein Mittelfeldstratege darauf hin zu Abwehr:

    "Warum haut den nicht einfach mal jemand um?

    Ich drauf hin: "So was will ich auf dem Platz nicht hören!"

    Er: "Halt die Klappe da draußen!"

    Und nachdem vom Cheftrainer nichts kam, habe ich mich in die Kabine begeben, das Pausengetränk und die Becher (war alles mein Eigentum) eingepackt, Mobilfunktelefon ausgeschaltet und nach hause gefahren.

    Montags habe ich dann zwei Spieler an der S-Bahn getroffen, die mir dann von den Irritationen berichtet haben. Da ich dann auch Dienstags nicht zum Training bin, kam der Cheftrainer bei mir vorbei und wollte wissen was los ist.

    Seine Ansicht: "Stell dich nicht so an."

    Nach vier Wochen kam dreiviertel der Mannschaft angekrochen.

  • Ich hatte Anfang des Jahres den Moment, als ich hinwerfen wollte.

    Ich bin seit 12 Jahren ehrenamtlich unterwegs, davon 6 Jahre im Nachwuchsbereich.

    Letztes Jahre ab November war bei meinen B-Junioren richtige miese Stimmung in der Mannschaft. Wir sind ein mixed Team mit drei Mädels. Am Ende lag es an einem Spieler der hinter unserem Rücken völligen Mist erzählt hat, im Training ganz offensichtlich die Mädels ausgeschlossen hat und einen Teil der Mannschaft immer mit runter gezogen hat.

    Nach einigen Gesprächen in unserem Trainertrio haben wir uns von diesem Spieler getrennt. Seitdem ist die Stimmung besser geworden, aktuell läuft es mit unserer neuen B-Jugend Spielgemeinschaft (stimmungsmäßig) gut. Im Training ziehen alle mit und auf dem Platz kommen wir langsam auf den richtigen Weg und die Einstellung passt.



    Wer Lust hat, ich hatte hierzu mal ein Thema erstellt.


    golfstrom mal off topic

    Versuch es mal mit Teambuilding Maßnahmen und nimm dir mal ein Training Zeit mit deiner Truppe offen über deine Beobachtngen zu reden. Ich bin nach dem DFB Basis Coach in der B-Jugend übergegeangen das Training überwiegend in Spielformen zu gestalten.

    3 vs. 3, max. 5 vs. 5...dabei Aufgaben stellen....und den Wettbewerb ruhig fördern. Bei uns geht der Verlierer in eine festgelegte Anzahl an Sprints. Seitdem gehen die Spielformen knapp aus oder Unentschieden. Auch Übungen die vorher "zu kompliziert" waren laufen nun doch.

    Hol dir die Eltern ins Boot. Haben wir auch gemacht...(siehe Link zum Thema). Sie werden erwachsen, brauchen dennoch Begleitung dabei. Wir sind auch übergegangen, offen und sachlich unsere Eindrücke mitzuteilen.

    Beispiel vom Mittwoch:

    Spieler A fragt nach einigen krankheitbedingten Absagen im Chat wer alles kommt. Als ich es gelesen habe kam die klar Ansage, dass Training wird durch uns Trainer abgesagt, seine Antwort "ja ok". 20 Minuten danach musste er plötzliche für eine Arbeit lernen und konnte nicht. Daraufhin gab es ein paar "warme Worte". Gleiches war bei einer krankheitsbedingten Abmeldung, wobei der Spieler in kurzen Hosen rauchend vor seiner Haustür stand. Auch da kam die Frage, was er denn habe...

    im Großen und Ganzen läuft es aber und die Eltern bekommen dann entsprechend auch immer die Erinnerung an ihre Erziehungspflicht.