"Dummes" schnelles Passspiel in jungen Jahren

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  • Mir ist zufällig dieses Video und die Aussage Kramers (Sammers) Zuteil geworden und da ich nicht weiß, wo es am besten Passt, mache ich mal ein neuen Thread auf.


    In vielen Themen kam es ja schon dazu, dass mancher meint, dass man Zusammenspiel oder gar direktes Spiel relativ früh erlernen sollte.

    Oder dass Spieler oder Sohn x ja gut im Zusammenspiel bzw. im Positionsspiel sei und man ja verschiedene Typen bräuchte, sich dann aber wundert/beschwert, dass der Spieler bei Trainern von NLZs nicht so positiv wahrgenommen wird.

    Genauso, wie die Tatsache, dass das Team ja oft ganz gut aussieht bzw. deren Fussball - "wie bei den großen".


    Aber dieses "Wegspielen" (ich finde den Begriff meist passender) füht eben dann dazu, dass die Ballkontrolle, die Ballan-und Mitnahme, echte 1gg1 Situationen, etc. nicht wirklich unter Zeit-und Gegnerdruck, also spielnah geschult werden.

    Und das ist so wichtig. Das macht im Herrenbereich den Großteil des Niveauunterschiedes zwischen den Ligen aus.

    Je älter man wird, je höher das Niveau wird, desto größer der Zeit-und Gegnerdruck. Da muss man dann selbst sehr gut in der Ballkontrolle im 1gg1 sein.

    Sonst kommt man gar nicht mehr zu dem fälschlich gelobten Pass-/Zusammenspiel.

    In F- oder E-Jugend geht das noch leicht, da gibt es meist quasi keinen echten Gegnerdruck. Und man kann mit Zusammenspiel deshalb relativ viel erreichen, wenn der Gegner nicht klar besser ist. Das kehrt sich mit den Jahren dann aber ins Gegenteil.


    Hier der Clip, scheinbar im Interview nach dem CL-Spiel gestern:

    Seht ihr Vitinha auch als Vorbild für andere junge Spieler? #UCL#PrimeVideo

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Ich habe nie viel Wert auf das Passspiel gelegt. Ich lies sie immer ihre eignen Entscheidungen treffen - glaube ich zumindest. Meine 2017ner fangen das jetzt von alleine an. Sogar Doppelpässe kommen jetzt durchaus mal vor, obwohl wir das nicht geübt haben. Also aus meiner Sicht würde ich auf Passspiel auch nicht zu viel Wert legen.

    Aber! Es gibt schon Spielertypen, die 5 mal in den Gegner laufen, 5 mal hängen bleiben und 5 mal den Ball verlieren. Und dann würden Sie ein sechstes Mal reinlaufen und es wieder tun, wenn man sie nicht stoppen würde. Da wird das Team natürlich schon mal nervös bis sauer. Da gibts zur Pause dann aber auch schon mal einen Kommentar von mir! ;)


    Und zum Thema Gegnerdruck: Ich finde, gerade in der F ist der Gegnerdruck enorm. Es wird mit Vollsprint jeder Ball angelaufen. Ich finde das "optimale Verteidigen" mit Abstand gibt es hier noch gar nicht. Also hier müssen aus meiner Sicht schon sehr schnell Entscheidungen getroffen werden.

  • Bin absolut bei dir.

    Es ist 1000 mal einfacher einem Dribbler den Pass zu erklären, als umgekehrt.

    Außerdem stärkt das Dribbling auch enorm das Selbstbewusstsein und Koordination.

    Wenn du dir den aktuellen Fussball anschaust, haben selbst die Ivs ne geile Technik. Da wird ständig gewackelt, fintiert oder ne Körpertäuschung eingebaut.

    In unserem Training und Spielen fordere ich aktiv das 1vs1 ein.

    Ich mache es immer, wie die Münchner Fussballschule anpreist. 1mal dribbeln 1 mal passen. Das ist nicht im Stein gemeißelt aber passt bei uns ziemlich gut.


    Bei meinem Ältesten im Nlz hat jeder eine krasse Technik. Da gibt es nicht den, der nur passt...

  • Sehe ich auch absolut genauso. Vor allem Kinder bis zur C-Jugend müssen dribbeln dürfen! Es ihnen zu verbieten, schränkt sie in ihrem natürlichen Drang ein.

    Wir müssen daran arbeiten, dass unsere Kinder bis zur C-Jugend vor allem in Spielformen trainieren, die viele Dribblings ermöglicht und sogar einfordert.

    Das taktische Spiel kann aber der C-Jugend noch ausreichend trainiert werden. Und positionsbedingte Passabläufe bekommst du jeden Spieler schnell beigebracht.

  • Ich seh das bei anderen Vereinen aber auch bei uns im Verein auch so. Es gibt leider immer noch Trainer, die in der F-Jugend vor allem auf Passspiel und Stafetten setzen und damit dann auch häufig erfolgreich sind. Umso älter die dann werden, umso eingeschränkter sind die dann weil die Grundlagen in Ballführung und Dribbling unter Zeit- und Gegnerdruck fehlen und oft können diese Teams dann nicht mehr mithalten.

  • Schlimmer finde ich, dass einige Spieler in der B "auf einmal" ohne gescheites Repertoire an An- und Mitnahme auf dem Platz stehen und sich wundern. Sicher, viele lernen es "nebenbei" aber eben nicht alle.
    "Was haben die eigentlich in der E-Jugend gelernt", rauft sich so mancher Trainer die Haare.


    Nur sieht das ja dann keiner mehr der Trainer aus F- und E-Jugend.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Danke Sir Alex ein Thread und Kommentar den ich zu 100% unterschreibe!
    Am Ende ist es genau das wofür ich seit über 15 Jahren nicht nur hier im Forum einstehe und kämpfe - lass die Buben fummeln/dribbeln und hör auf Prime Barca aus 2007/2008 Prinzipien auf "deine Breitensport U7" anzuwenden!


    Großartig das es so im TV gesagt wurde - ich denke leider nur es werden wieder nicht die richtigen hören - oder wenn sie es hören, verstehen :/

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Lustig, ich fordere im Training meiner F gerade das was Kramer so sehr nervt, nämlich (mindestens) 2 Kontakte. Aber nicht, weil die Barca Prime Style spielen sollen, sondern weil die gerne mal Onetouche versuchen (und das natürlich noch nicht können). Die schauen mich dann immer mit großen Augen an, weil ihnen irgendjemand wohl gesagt hat Onetouch sei das nun plus ultra.


    Im Spiel ist das was die machen dann eher American Football. Der der den Ball hat dribbeld damit, unabhängig davon wieviele Gegenspieler er vor sich hat, so weit wie er kommt. Das endet in der Regel mit Ballverlust, selten mit einem Tor. Selbst in unserer Kreisliga Herrenmannschaft, und auch bei den meisten Gegnern auf dem Niveau, ist diese Taktik noch zu erkennen, kombiniert mit langen Bällen. Da denke ich mir immer, schade, dass den Jungs in den 15 Jahren Ausbildung nie jemand erklärt hat, wie dieses Spiel funktioniert.


    Ich bin völlig dabei, dass bis einschließlich D Jugend Technik der absolute Fokus ist und damit Dribbling/Ball am Fuß/viele Kontakte mindestens 2/3 des Trainings (+Aufwärmen vor jedem Spiel) ausmachen sollte.


    Aber in dem Spiel, das wir lehren ist ein Spieler im Durchnitt zu (22/100=)rd. 95% eben nicht am Ball. Wenn wir ihm in den 15 Jahren nicht beigebracht haben, was er mit diesen 95% seiner Spielzeit anfangen soll, haben wir eben nur 5% unseres Lehrauftrags erfüllt.


    Ob es genügt mit diesen 95% ab der C Jugend anzufangen, sehe ich kritisch. In dem Alter (Pubertät) nehmen die Jungs eh wenig auf. Grad wenn es so revolutionäre Gedanken sind, wie Einbindung der Mitspieler, Nutzung der Körperlichkeit, ... In der C (bei höherem Niveau schon früher) sehe ich bei vielen Wunderdribblern aus der E/D-Jugend dann einen totalen Leistungseinbruch > Frust > anderes Hobby. Deshalb finde ich, dass es nicht schadet den Kids in der F-Jugend schon zu verraten, dass der linke Verteidiger in der Regel links vom rechten Verteidiger steht und dass die erste Million Pässe, die man in seinem Fußballerleben spielt, mit der Innenseite zu spielen sind. Wenn man das dann auch noch mit Ball am Fuß/Möglichst vielen Ballkontakten hinkriegt und max. 20% der Trainingszeit dafür aufwendet, tut man glaub nichts verwerflich.