Hallo
Das ist nach längerer Zeit des stillen Mitlesens mein 1. Post.
Ich würde gerne mal die Meinung / Sichtweise anderer engagierter Personen erfahren um meine Sichtweise zu reflektieren und eventuell andere Standpunkte zu erfahren.
Folgender Sachverhalt und Grund meines Anliegens:
Ich bin seit vielen Jahren ehrenamtlich (verschiedene Positionen vom Spieler über Trainer bis zum Vorstand) bei einem kleinen "Dorfverein" (1000 Einwohner) im Verbandsgebiet des SWFV tätig.
In unserer Gegend haben wir eher mit einem Schwund an Spielern/ Fußballmannschaften zu kämpfen.
Auch ehrenamtliche für die vielen Aufgaben im Verein finden sich nicht gerade leicht.
In meinem Radius gibt es jedoch mittlerweile einige "Gebilde" die ich eher kritisch sehe.
Es handelt sich dabei um (kommerzielle) Fußballschulen. Ob die als Verein eingetragen sind weiß ich noch nicht einmal. Vermutlich schon, jedoch "geschlossen" und nicht zugänglich für jeden. Meines Erachtens dienen diese Fußballschulen/Akademien dazu dass die Inhaber Geld verdienen. Vereinsarbeit im klassischen Sinne gibt es dort nicht.
Fakt ist es jedenfalls, dass man sein Kind (bei entsprechendem Talent) dort hinbringen kann und gegen einen anscheinend nicht unerheblichen Beitrag (habe von 150-200€ Monat gehört) kann das dann dort Fußball spielen und trainieren.
Wir reden hier von einem ganzjährigen Angebot. Nicht von einem zeitlich befristeten Camp/Trainingslager etc.
Auch nicht von einer Maßnahme in Ergänzung zu einem Vereinstraining (Fördertraining, Stützpunkt etc.)
"Betuchtere" Eltern können sich dann dort einkaufen.
Ich vermute irgendwelche Vereinsarbeit im klassischen Sinne muss man dann dort nicht mehr machen. Der Kunstrasen-Platz wird von bezahlten Leuten i.O. gehalten, die Trainer werden bezahlt (einige Ex Profis oder höherklassiger Spielende dabei), eine Vereinsgaststätte oder sonstige Infrastruktur gibt es gar nicht (kann man nicht mal was zu trinken kaufen dort)
Was man wirklich anerkennen muss ist, dass die Kinder dort wirklich weiterentwickelt werden. Die Qualität des Trainings scheint wirklich sehr hoch. Auf der Homepage wirbt der Inhaber mit duzenden von Spielern die er entwickelt hat und die dann irgendwo im höheren Fußball gelandet sind.
Das Geschäftsmodell des Inhabers ist es (die talentierten) Kinder "zusammen zu holen" (dort landen vermutlich die, die es nicht im 1.Step in ein NLZ schaffen)
weiterzuentwickeln und dann bis zum Ende der D-Jugend (ältere Jahrgänge gibt es in der Fußballakademie gar nicht) an ein großes NLZ zu vermitteln.
Dafür fließt dann noch mal Geld.
Als jemand der vom klassischen Verein kommt und durchs Ehrenamt geprägt ist finde ich dieses Geschäftsmodell fraglich.
Der DFB fährt Kampagnen in denen er das Ehrenamt stärken will, Die Vereine sollen die Kinder von der Straße holen, Integration leisten usw.
Das ganze wird aber durch solche Gebilde konterkariert. (Wir spiele schon viele Jahre gegen den Verein. Ein "Migrantenkind" oder eines aus prekären Verhältnissen habe ich dort noch nie gesehen.....)
Die "Wertschöpfung" (Abgreifen der Talente, Geldfluss der Monatsbeiträge ) geht hier am Ehrenamt und den öffentlichen und gemeinnützigen Vereinen vorbei und landet in den Taschen einiger weniger (hier Ex Profis)
Die Einstellung " Ich kann es mir leisten, ich bezahle viel mehr als im normalen Verein -dafür will ich aber nix wissen von Vereins Arbeit" scheint in teilen der Gesellschaft
"en vogue" zu sein.
On Top, oder zusätzlich zu einem Verein fände ich ein (bezahltes) Fördertraining / Fußballschule etc. OK.
Was mich stört ist aber die Tatsache dass diese Fußballschule bei uns am regulären Spielbetrieb teilnimmt.
Meist mit 2-3 Mannschaften pro Altersklasse. Da wird dann auch oft zwischen den Mannschaften hin- und hergeschoben.
Beim letzten Aufeinandertreffen ( D Junioren Rundenspiel) spielten bei denen ausnahmslos E-Jugendliche (meist 1.Jahrgang). Nicht ein einziger D Jugendlicher dieses Vereins war auf dem Spielbericht. Die Mannschaft spielt aber ganz regulär in der D- Jugend Staffel (Die schlagen sich auch wirklich ganz gut, weil es halt eine Auswahl wirklich guter Spieler ist)
Ich finde solche "Konstrukte" sollten nicht am regulären Spielbetrieb / Verbandsspielbetrieb teilnehmen.
Meiner Wahrnehmung nach führt das auch oft zu Spannungen unter den -Zuschauern (ambitionierte Eltern von Spielern dieses Vereins, bezahlen viel Geld für die Ausbildung ihrer Kinder vs. "Trottel/Bauernvolk" etc. )
und ganz generell sehe ich so ein kommerzielles Gebilde schon auch im Konflikt mit dem Fair Play Gedanken der ja in den unteren Jugendklassen herrschen soll....
Gibt es bei euch ähnliche Erfahrungen?
Andere Sichtweisen?