Frage Spielsystem

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  • Hallo zusammen,


    Ich habe ein Problem und vielleicht könnt ihr mir helfen oder einer von euch hat eine Idee.


    Ich trainiere einen Bezirksligisten im Herrenbereich. Aufgrund von Abgängen und Karriereenden ist die Abwehr sehr schwach geworden (max. B-Klasse Niveau Torhüter und Verteidiger). Die Offensive gehört wiederum zu den stärksten der Liga.

    Die Spiele haben wir bisher in derVorbereitung und in den ersten Meisterschaftsspielen im 4-2-3-1 gespielt. Wir haben auch schon andere Formationen ausprobiert aber trotzdem immer im Schnitt 4-6 Gegentore bekommen.

    Unser Problem ist vorne "hui" und hinten "Pfui".


    Hat vielleicht jemand von euch eine gute Idee?


    Würde mich über eine Antwort freuen.


    Vielen Dank

  • Ich habe keine Ahnung von Bezirksligisten aber von B Klasse.


    Meistens scheitert es schon an der Individualtaktik der einzelnen Spieler.

    Die Kette reißt - im übertragenen Sinn - am schwächsten Glied.


    Beobachte deine Spieler im defensiven 1:1. Vielleicht gibt es da schon genug Verbesserungsbedarf.


    Sollte meine Annahme stimmen:

    Bevor du dir Gedanken über ein Spielsystem machst, verbessere die Spieler individuell. Trainiere die Abwehrspieler wie in der D-Jugend.


    Als Beispiel: wenn der AV den Angreifer nicht richtig stellen und lenken kann, wird es im Zentrum sehr oft gefährlich, wenn er fast immer ungehindert Flanken oder von der Grundlinie zurücklegen kann.

    Da ist es egal, wie das System steht.

  • Wie ScuBac sagt: Individuelle Verbesserung. Sicher ist das Potenzial begrenzt, aber Basics kriegt man sicher rein. Dann aber auch Gruppentaktische Dinge wie Kettenverhalten, das wäre das A und O. Bring der Kette bei, sich gegenseitig zu unterstützen/abzusichern (Abwehrdreieck, Sichelform) und finde taktische Mechanismen in der Formation/Aufstellung, wie du die Kette noch unterstützen kannst ("Staubsauger" vor der Kette im 4-3-3 oder zwei Ketten im 4-4-2 voreinander, die sich gegenseitig unterstützen). Die Frage ist auch, ob du vorn intensives Angriffspressing spielen kannst, um die Gegner zu langen Bällen (die du dann hoffentlich abfangen kannst) zu zwingen und vom eigenen Tor wegzuhalten.


    Anderer Ansatz wäre - wenn euer Sturm wirklich so überragend ist: Immer ein Tor mehr als der Gegner schießen. Man kann ja auch 6:5 gewinnen. ;)

    "Diese Antwort brauchen sie mir nicht zu stellen"

  • Wenn die Offensive tatsächlich so überragend ist, d.h. über qualitativ sehr gute Spieler verfügt, wäre es ja vielleicht auch denkbar, die Balance in der Mannschaft dadurch auszugleichen, indem man den ein oder anderen offensiven nach hinten zieht.

    In der Bezirksliga sollte ein überdurchschnittlicher Spieler auf jeder Position gut performen können.

    Und auch wenn der einzelne Spieler vielleicht um Vergleich zu seiner angestammten Position etwas abfällt, könnte es für das Gleichgewicht in der Mannschaft positiv sein.

    Ansonsten schließe ich mich meinen Vorrednern an:

    individuelles Verhalten im 1:1 trainieren und Kettenverhalten (v.a. Abstände, richtiges Verschieben, gegenseitige Absicherung)

  • Ich stehe aktuell vor der genau gleichen Herausforderung. Trainiere ebenfalls eine Herrenmannschaft, wohl ähnliches Niveau wie du aber in der Schweiz (kenne darum Bezirksliga nicht). Wir kassieren ebenfalls viel zu viele Gegentore. Zuerst habe ich versucht herauszufinden, in welchen Phasen wir die Gegentore kassieren - bei uns meistens im Spielaufbau mit Fehlpässen im Zentrum, was uns dann unter enormen Druck bringt im Umschalten. In diesen Momenten bringt leider eine strukturierte Kette auch nichts, da wir breit aufgefächert sind. Hier wäre jetzt das Umschalten von OFF nach DEF ein Thema oder Spielaufbau/Sicherheit am Ball. Bin aktuell selber noch in der Lösungsfindung…

  • Ich bin nur Trainer C-Jugend Breitensport und somit nicht annähernd Bezirksliga.

    Aber ich habe auch eher spielerisch limitierte Spieler in der Abwehr. Da ich eine 3er-Kette spielen lasse, ergibt sich so vom "Spielermaterial", finde ich den zentralen Innenverteidiger sehr wichtig.


    Hier haben wir ein paar Spieler getestet, die aber nicht schnell genug schalten und spielerisch nicht gut sind.

    Jetzt haben wir uns dazu entschieden, einen Spieler, der jahrelang nur Stürmer gespielt hat, zum zentralen Innenverteidiger einzusetzen.

    Für ihn bedeutet es höhere Spielanteile/-Spielzeiten, aber gleichzeitig keine Tore mehr schießen.


    Und die Entscheidung war aus unserer Sicht sehr gut.

    - Offensiv sind wir nach wie vor gut besetzt. Können hier notfalls einen Außenspieler in die Spitze setzen.

    - Defensiv haben wir einen spielstarken zentralen Innenverteidiger. Er schaltet schnell, ist zweikampfstark und kann auch im Spielaufbau helfen.

    - Die anderen beiden Positionen in der 3er-Kette können wir mit den anderen Spielern besetzen. Im Spielaufbau außen werden Fehler schneller verziehen als zentral.


    Aber ist natürlich nur C-Jugend Breitensport.

  • mein erster Gedanke dann stimmen die Abstände zwischen den Linien nicht und der Gegner kann dann überfallartig wenn eine Linie überspielt ist in Überzahl aufspielen und hat sehr viel Platz. Vielleicht mehr Spieler in die Defensiv einbinden und dann schaust du was passiert, schießt ihr dann weniger Tore oder kassier ihr genauso viele Dinger wie vorher. Du musst es ausprobieren.

  • Ich denke, es ist weniger eine Frage des Systems als eine der verfügbaren Spieler.

    Gut, ich war noch nie im Herrenbereich unterwegs und bin auch kein gelernter Fußballer, aber zu meiner Zeit als Handballer musste man sowohl angreifen als auch verteidigen können, also habe ich das von meinen Jungs im Fußball auch erwartet. Viele haben das kapiert.

    Ich hab die stärksten Spieler als Abräumer ins Mittelfeld gestellt um den Ball möglichst weit vom Tor wegzuhalten, die schwächsten kamen dann in den "Sturm".

  • Schwaches Abwehrverhalten hat häufig was mit Einstellung, Teamspirit und Mentalität zu tun.


    Kettenverhalten und individuelles Defensivverhalten wurde hier schon oft angesprochen.


    Möglicherweise sind dir Spieler weggebrochen, die den unbedingten Willen hatten Zweikämpfe zu gewinnen, nachzusetzen und bei Ballverlust auch schnell umzuschalten.


    Gerade offensiv denkende Spieler haben oftmals nicht den Willen sich bedingungslos am Defensivverhalten zu beteiligen, machen das oftmals widerwillig oder nur halbherzig.


    Prüfe das mal in deinem Kader!

    Prüfe in den Spielen wie die Intensität deiner Spieler in den Zweikämpfen und in der Rückwärtsbewegung ist.

    Prüfe wie sie sich ohne Ball bewegen und wie sie sich bewegen, wenn der Gegner am Ball ist.

    Möglicherweise findest du hier schon einen Ansatz!

  • Schwaches Abwehrverhalten hat häufig was mit Einstellung, Teamspirit und Mentalität zu tun.

    Ganz oft hat schwaches Abwehrverhalten damit zu tun, dass Spieler nicht wissen, wie sie verteidigen sollen. Sei es, dass sie ein falsches Timing haben, um den gegnerischen Ballführer anzulaufen. Oder der Verteidiger ist zu ungestüm und lässt sich durch eine einfache Täuschung überspielen. Der berühmte Schritt zu spät wird gerne als mangelnder Einsatzwille interpretiert. Dabei sind das in aller Regel nur Sekunden oder Zentimeter, die hier den Ausschlag über einen erfolgreichen/erfolglosen Zweikampf geben. Ich würde immer zuerst an taktischen Aspekten arbeiten, ehe ich einem Spieler den Vorwurf mache, keine gute Einstellung zu haben (was ich übrigens noch nie getan habe).


    In simplen 2-gegen-2 Spielformen (mit Abseits) kann man sehr schnell sehen, ob und woran es hapert. Ich achte da immer auf folgende Punkte:

    - Mitte zugestellt? (Schnittstelle zwischen Verteidigern darf nicht zu groß sein)

    - Ballnaher verteidiger stellt gegnerischen Ballführer

    - Anlaufen (passendes Timing, Tempo, Abstand einnehmen)

    - seitliche Stellung, um Gegner nach außen bzw. weg vom Tor leiten zu können

    - ballferner Verteidiger sichert ballnahen Verteidiger diagonal ab (Seiten- und Tiefenstaffelung, auf Abstände achten)

    - keine Manndeckung

    - (Vor)Orientierung.


    Das Verteidigen zu zweit liefert alle Grundlagen für das ballorientierte Kettenspiel. Man kann auch gut Spielformen wählen, in denen die Verteidiger in Unterzahl sind (2-vs.-3, 3-vs.-4, 3-vs.-5, 4-vs.-6 bis 4-vs.-7, Viererkette+Doppelsechs vs. 8 Angreifer). Denn dann ist es unmöglich, in Manndeckung zu gehen. Man muss also als Gruppe Lösungen im Raum finden, wobei man sich an folgenden Referenzpunkten orientiert:

    1. wo ist der Ball? (ballnahe Seite wird verengt, ballferne Seite wird vernachlässigt. Wer als nächstes zum Ball steht, übt den Druck aus)

    2. wo sind meine Mitspieler? (Abstände zwischen den Gliedern, damit Raum passend besetzt/verengt wird)

    3. wo sind meine Gegenspieler? (je nach Nähe zum Verteidiger und/oder Ball ergibt sich, wie eng ich gegnerische Angreifer decke).

  • Schwaches Abwehrverhalten hat häufig was mit Einstellung, Teamspirit und Mentalität zu tun.

    Ganz oft hat schwaches Abwehrverhalten damit zu tun, dass Spieler nicht wissen, wie sie verteidigen sollen. Sei es, dass sie ein falsches Timing haben, um den gegnerischen Ballführer anzulaufen. Oder der Verteidiger ist zu ungestüm und lässt sich durch eine einfache Täuschung überspielen. Der berühmte Schritt zu spät wird gerne als mangelnder Einsatzwille interpretiert. Dabei sind das in aller Regel nur Sekunden oder Zentimeter, die hier den Ausschlag über einen erfolgreichen/erfolglosen Zweikampf geben. Ich würde immer zuerst an taktischen Aspekten arbeiten, ehe ich einem Spieler den Vorwurf mache, keine gute Einstellung zu haben (was ich übrigens noch nie getan habe).


    Ich kenne einige Spieler - auch in unserer eigenen Mannschaft - , denen das Umschalten bei Ballverlust, bzw. sinnvolles zurücklaufen sehr schwer fällt.

    Wenn wir (am besten noch er selbst) den Ball haben, wird gerannt, was das Zeug hält. Wenn der Gegner den Ball hat, passiert plötzlich "nichts" mehr.


    Ich möchte keine fehlende Einstellung unterstellen. Gleichzeitig bemerke ich allerdings, dass die Idee der notwendigen Balleroberung nicht bei allen Spielern gleich ausgeprägt ist.


    Vielleicht ging es um diese Art Spielertyp.

    Außer diese in den Sturm zu stellen und dadurch das "Problem" weit vom eigenen Tor zu halten, hab ich bisher keine Idee gefunden, wie man das "verteidigen wollen" bei allen Spielern (wohlgemerkt in untersten Spielklassen) herauskitzelt.



    Grundsätzlich bin ich übrigens komplett deiner Meinung.

  • Ich habe es ja in meiner Nachricht geschrieben, dass Kettenverhalten und individuelles Abwehrverhalten schon oft vor meiner Nachricht angesprochen wurde, deswegen bin ich auf dem meiner Meinung nach auch wichtigen mentalen Thema eingegangen, der sich beim Abwehrverhalten meistens auch zeigt.


    Die Konzentration im Abwehrverhalten und der Wille zur Konzentration beim Abwehrverhalten ist bei vielen Spielern sehr unterschiedlich ausgeprägt. Das lässt sich auch im hochklassigen Leistungsfußball und sogar im Profifussball beobachten.


    Welch eine Mentalität ein Mensch mitbringt zeigt sich oft bei den unbeliebten und stupiden Tätigkeiten. Und das Verteidigen macht im Fußball nun mal weniger Spaß als das Angreifen. Das sieht man schon bei den jüngsten Kindern.


    Die individuellen Punkte im Abwehrverhalten, welche du oben angesprochen hast, erfordern Konzentration, Wille und natürlich das Wissen wie man es umsetzt und auch Kommunikation untereinander