Coachingpunkte Passspiel

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  • Hallo,


    ich bin auf der Suche nach einer umfangreichen/vollständigen Liste der "Coachingpunkte" zum Passspiel (hier Kurzpassspiel, gedrückte Pässe).

    Folgendes habe ich bisher gesammelt:

    1. Standbein

    1.1 auf Höhe der Ballmitte (oder dahinter, so dass die Fußspitze auf gleicher Höhe mit dem hinteren Rand des Balles liegt)

    1.2 gut einem Fußbreit Abstand zum Ball (reicht das aus?)

    1.3 Fußspitze zeigt dahin, wo der Pass hingehen soll (ich hab noch nie was anderes gehört)

    1.4 Knie leicht angewinkelt (oder doch stabil durchgestreckt?)

    1.5 Körpermittelpunkt über dem Ball (zumindest bei kurzen Pässen noch nie was anderes gehört)


    2. Schwungbein

    2.1 Am Oberschenkel nach außen gedreht (90 Grad-Winkel zum Standbein)

    2.2 Fußspitze zeigt nach oben

    2.3 Ferse nah am Boden

    2.4 Bein am Knie leicht angewinkelt

    2.5 Schwung kommt hauptsächlich aus dem Hüftgelenk (oder doch aus dem Kniegelenk oder beides?)

    2.6 Ball wird mittig berührt (oder eher in der oberen Hälfte)

    2.7 Fuß schwingt durch/nach der Ballberührung mindestens auf Kniehöhe weiter (oder nur bei weiten Pässen?)


    3. Sonstiges

    3.1 Blickkontakt und Kommunikation mit dem Passempfänger (aber wann geht der Blick zum Ball?)

    3.2 Anlauf möglichst gerade (?)

    3.3 Oberkörper leicht über den Ball, also nach vorn, gebeugt (oder doch gerade/möglichst aufrecht?)

    3.4 Oberkörper angespannt und Arme knapp unter Brusthöhe zur Seite angehoben (oder doch lässig/entspannt wie manche Profis?)

    3.5 Technik wird mit beiden Füßen beherrscht (ist ja klar :)).


    Wie ihr seht habe ich zu einzelnen Punkte verschiedene, teilweise widersprüchliche Hinweise gefunden.

    Ich hätte einen riesen Spaß daran, die Punkte, zu denen ihr etwas sagen wollt (deshalb die Nummerierung) mit euch zu diskutieren, welche Variante bevorzugt ihr?

    Und hab ich noch wichtige Punkte vergessen?


    PS: Mir ist schon klar, dass all diese Punkte nicht in einem Training vermittelt werden können, aber als E-Jugend-Trainer habe ich ja noch etwas Zeit, bis meine Jungs in der Nationalmannschaft spielen :) .

  • Huhu,

    ich find das generell Immer schwierig mit der "Idealtechnik". Ich glaube einfach, dass es so eine Art Idealtechnik gar nicht gibt tatsächlich, da jeder sich individuell anders bewegt, anderen Körperbau hat, Motorik bei jedem irgendwie anders ist, jeder halt ein Individuum ist.

    Ich bin der Meinung wenn man jetzt einer Art Idealtechnik bei den Kids einschleifen will bis man selber als Trainer meint, ja genau, das ist die Idealtechnik, teilweise die Kids wohlmöglich sogar miesere Pässe spielen als sie es vorher durch "freies spielen und co." individuell angeeignet haben. Natürlich kann und ich denke sollte man auch vorgeben wie es im "Idealfall" ausgeführt werden wollte, aber ob es die "Ideal-Ausführung" gibt bezweifle ich halt. Das Gleiche gilt für mich bei Schuss, Finten und Co. auch.

    Deswegen bin ich zum Beispiel auch nicht zwingend Fan von diesen ganzen "Technikschulen" die ja wirklich pingelig Stunden damit verbringen dem Kind bis auf Kleinste erzählen zu wollen wie die Ausführung bei den verschiedensten Techniken auszuführen ist. Es wird ja dann immer damit geworben das man sagt, ohne eine "geile Technik" bist du nicht in der Lage unter Raum-, Zeit- und Gegnerdruck zu agieren usw. das muss erst gelernt werden. Die kommen dann immer mit .. wir müssen erst die Noten Lernen bevor wir anfangen Klavier zu spielen." Ich denke das die besten Klavierspieler einfach intuitiv spielen, aus einer Art Gefühl heraus, weil man sie einfach machen lässt um kurz bei dem Zitat zu bleiben.

    Ich stehe aber mit dieser Meinung wahrscheinlich ziemlich alleine da alles in allem. Macht mir aber nix. ;)

    Ich stelle mir jetzt als E-Jugendlicher einfach mal vor mein Trainer erzählt mir während des Trainings all diese Coachingpunkte zur genannten Passtechnik. Ich glaube nach dem ersten Satz hab ich schon abgeschaltet und denke mir, ach herr jee, lass uns einfach Fußball spielen, geschweige denn wäre ich in der Lage irgendwas von dem was gecoacht wurde brauchbar umzusetzen.

    Also ich wollte jetzt dein Thema nicht sprengen, deine Punkte zur Technik sind so sicherlich auch okay im Ganzen, aber ja, wollte mal meine Gedanken dazu los werden.

    LG

  • Hallo Thomas,


    das ist ein schönes Beispiel für internen Fokus vs. externen Fokus.


    Interner Fokus bedeutet, sich auf die von Dir (meiner Meinung nach ziemlich vollständig und gut) beschriebenen Punkte zu konzentrieren: "Wie muss ich meinen Körper bewegen?"


    Externer Fokus wäre: "Wie muss sich der Ball bewegen?"


    Da könnten die Coachingpunkte sein (kein Anspruch auf Vollständigkeit):

    • flach über den Rasen rollen, nicht hoppeln
    • mit Druck (so scharf wie möglich, aber verarbeitbar)
    • in die richtigen Fuß beim Passempfänger
    • Und ergänzend zum Coaching vormachen!


    Mein Eindruck, externer Fokus ist viel einfacher zu coachen. Und Studien zeigen (ich habe kurz relativ wahllos gegoogelt):

    " Schlussfolgerungen: Bei der Instruktion von Übungen führt ein externer Aufmerksamkeitsfokus zu einem besseren und schnelleren Erlernen einer motorischen Fähigkeit. Die Instruktion eines internen Aufmerksamkeitsfokus bringt die geringsten Lernergebnisse."


    Aus: zusammenfassung_wulf_1998..pdf


    Deine Punkte würde ich erst benutzen, wenn ich sehr im Detail, evtl. mit Viedeoanalyse des Bewegungsablaufes, einzelne Spieler, bei denen immer wieder derselbe Fehler auftritt, individuell coache. Und dazu braucht man wahrscheinlich sehr viel Erfahrung, um zu erkennen, welche "Abweichung" von Deiner Liste entscheidend ist.


    Mein Ansatz ist, auch zum Techniklernen:

    • Implizit trainieren (z.B. eine Hürde aufstellen, unter der der Ball durch muss - dann muss ich gar nichts coachen und die Spieler müssen automatisch darauf achten, dass der Ball nicht hoppelt)
    • Viel Differenzierung (Spielsituation, Ball, Untergrund, evtl. mal Barfuß)
    • Vormachen, bzw. vormachen lassen (evtl. auch mal ein Video zeigen als Beispiel)
    • wenig Coaching und wenn, dann mit externem Fokus



    Aber ich bin mir sicher, dass man da auch ganz anders an die Sache rangehen kann. Ich bin auf die Vorschläge und Ansätze der Forumstrainer hier gespannt.

  • Ich stehe aber mit dieser Meinung wahrscheinlich ziemlich alleine da alles in allem. Macht mir aber nix. ;)

    Das hoffe ich nicht. Denn alles was Du sagst, ist absolut zutreffend. Isoliertes Techniktraining - zumal mit einem derart übertriebenem Idealtechnikfokus - schadet Kindern eher, als dass es ihnen hilft.


    Deine Punkte würde ich erst benutzen, wenn ich sehr im Detail, evtl. mit Viedeoanalyse des Bewegungsablaufes, einzelne Spieler, bei denen immer wieder derselbe Fehler auftritt, individuell coache. Und dazu braucht man wahrscheinlich sehr viel Erfahrung, um zu erkennen, welche "Abweichung" von Deiner Liste entscheidend ist.

    Eine derart detaillierte Technikkorrektur macht (wenn überhaupt) erst Sinn, wenn wir nicht mehr von "Kindern" sprechen. Also frühestens ab der C-Jugend, wenn es nicht mehr darum geht, dass die Spieler die Grundlagen und das eigene Bewegungsoptimum erlernen. Und selbst da würde ich sowas niemals machen.


    Thomas0815-2

    Bitte belies Dich unbedingt zu den Themen implizites Lernen, differenzieller Lernansatz und Straßenspielhypothese.

  • Du hast ja schon wahnsinnig viel aufgelistet.

    Ich würde mich aber auf einige wenige Prinzipien bei der Technikanwendung konzentrieren und diese den Kids coachen.
    Ich denke da an die Position des Standbeins, ohne dabei aber zu konkret zu werden.

    Dann würde ich noch die Lage des Oberkörpers und den Schwung des Beines beim Passen nehmen.


    Diese drei Grundprinzipien sollten die Kids kennen und du solltest in den Übungen immer wieder daran erinnern und auf die richtige Ausführung drängen. Wenn die Kids dies nicht in der F- und E-Jugend lernen, gewöhnen sie sich falsche Techniken an, die du nur sehr schwierig später wieder rausbekommst. So zumindest meine Erfahrung.


    Idealerweise zeigst du immer wieder selber den richtigen Ablauf, auch mal in "Slow Motion".

    Meist hast du auch im Team mindestens ein Kind, was dies schon vorbildlich von Natur aus macht. Nimm dir diesen Spieler und lasse ihn das vorführen.


    Beidfüssigkeit sollte immer mit einbezogen werden. Bei Schuss- oder Passübungen habe ich immer synchrone Abläufe mit dabei, die von beiden Seiten umgesetzt werden müssen und so die Jungs zumindest eine passable Beidfüssigkeit antrainieren.


    Mir geht es nicht dabei, dass sie mit dem schwächeren Fuß dass auf identischem Niveau machen wie mit dem starken Fuß, aber sie sollten zumindest in der Lage sein den schwachen Fuß auch passabel anwenden zu können. Das hilft im Spiel enorm.


    Auf Kommunikation, Pass in den richtigen Fuss und solche Dinge würde ich in der E-Jugend noch gar nicht soviel eingehen.

    Erstmal die Basics und dann geht es im D- und C-Bereich in den fortgeschrittenen Technikbereich.


  • Ich stehe aber mit dieser Meinung wahrscheinlich ziemlich alleine da alles in allem. Macht mir aber nix. ;)

    Definitiv nicht ;) Wenn das Ziel ( wie in diesem Fall ein sicherer Pass ) erreicht wird, ist die Technik - gerade in der E-Jugend und darunter - völlig zweitrangig. Bei Kindern, die sich noch schwer tun, würde ich diesen im Einzelfall nochmal eine Hilfestellung geben und das dann mit einer oder regelmäßigen Passübungen verbinden, mehr auch nicht. Spätestens im Spiel werden 99% der Kinder alles Mögliche tun, aber keine Idealtechnik an den Tag legen ;)

  • Wichtig ist doch, dass man die Coachingpunkte kennt. Das heißt doch überhaupt nicht, dass man die formularmäßig mit den Kids abarbeitet.

    Wenn aber die Pässe nicht funktionieren, muss ich doch wissen, welche Stellschrauben ich habe. Und dafür ist die Liste von Thomas0815-1, gut ergänzt von Leodegar, sinnvoll und hilfreich.

    Ich sehe das immer wieder bei Kollegen, die zwar auf Fehler Hinweisen, aber eben nicht erklären, was falsch gemacht wurde oder wie es besser geht.

    Beim Durchschwingen Pkt. 2.7 bin ich mir auch etwas unsicher. Tendiere aber auch dazu, dass es bei längeren Pässen sinnvoll bis notwendig ist und bei kurzen nicht zwingend ist.

    Beim Anlauf denke ich, dass leicht schräg ideal ist, aber situationsabhängig es auch gerade funktionieren muss. Wobei das ebenfalls häufig zu sehende, sich gerade / frontal zuzupassen eher sinnarm ist.

    Oberkörper über den Ball geht m.E. dann schon in Richtung Schusstechnik.

    Ich finde die Liste jedenfalls als eigenes Caochinggerüst gut und sinnvoll. Natürlich sollte man es nicht starr umsetzen.

  • Stimme hier voll zu. Der Threadgeber fragt nach möglichen Coachingpunkten und nicht nach nem schrittweisen Lernweg. Da beschäftigt sich mal einer im Detail und die Implizites Trainieren Jünger wollen ihm das wieder ausreden.
    Ein talentiertes Kind bekommt einen Pass vermutlich schnell effizient und gut hin durch Spielen und Üben. Zumal ein kurzer flacher Pass wohl eher einer der einfachsten Techniken ist. Aber es gibt eben auch genügend Kids die spielen auch nach längerem trainieren immer noch einen schlechten Pass und da helfen eben Coachingpunkte und zur Not dediziertes Üben.


    Was ich noch ergänzen würde, es gibt ja verschiedene allein flache Passtechniken. Neben dem häufig genutzten flachen, geraden "Druckpass" mit der vollen Innenseite für kurze Distanzen gibts z.B. noch den angeschnittenen Innenseitpass (eher mittlere Distanzen bzw. um um Gegner herumzuspielen, v.a. in der Spielverlagerung) oder den Pass mit dem Innenspann (ala Unterschnitt) für längere Distanzen bzw. mehr Tempo. Oder natürlich seltener angewendete Spezialtechniken wie Aussenristpass, mit Spitze und Hacke, etc. Je nach Passtechnik verändern sich dann die Coachingpunkte bzgl. Stand- & Schwungbein, Fusshaltung, An- & Durchlaufbewegung, Oberkörper & Arme.
    Ich persönlich finde es gut wenn die Kids die verschiedenen Techniken kennen und verstehen und mal ausprobiert haben und dann eben (implizi) im Spiel je nach Situation aus diesem "Werkzeugkasten" auswählen können.

  • Hallo liebe Kollegen und Kolleginnen :-),


    vielen dank für die Rückmeldungen. So unterschiedlich sie auch sind, ich finde ihr habt alle recht.

    Natürlich wird niemand die Kindern in der E- Jugend (und hoffentlich auch später nicht) diese Liste von Coaching Punkten auswendig lernen lassen. Trotzdem halte ich es für hilfreich, wenn ein Trainer/Coach sie kennt oder zumindest zur Hand hat.


    Natürlich gibt es die Talentierte, die treten gegen den Ball und schwubb landet der genau da wo er soll, bestens temperiert, aus jeder Situation heraus. Klasse, auf zur nächsten Übung.


    Aber im Dorfverein gibt es durchaus Kinder, denen das beim ersten bis zehnten mal nicht gelingt und der Ball dann immer noch hoppelt, weit am Ziel vorbei geht. Da kann ich jetzt try and error versuchen, beim 1000 Versuch kriegt auch der bewegungslegastenischste Kicker einen ordentlichen Pass zustande, oder ich gebe gezielte Tipps (versuch mal den Fuß weiter nach außen zu drehen, nimm den Schwung eher aus der Hüfte, platziere das Standbein weiter vorne | immer nur einen!) in der Hoffnung, dass dadurch die Anzahl der notwendigen Versuche abnimmt und die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Wiederholung (die ja zur Internalisierung notwendig ist) steigt.


    Aber (und das ist das Ziel meiner Frage) was sind die richtigen/erfolgsversprechenden Tipps?

    vgl. 2.5 Sollte der Schwung hauptsächlich aus dem Hüftgelenk (oder doch aus dem Kniegelenk) kommen oder ist das völlig egal und ich sollte mein Augenmerk als Trainer eher auf "1.3 Fußspitze zeigt dahin, wo der Pass hingehen soll", richten, weil das oft falsch gemacht wird und bei Korrektur wahre wunder wirkt ???


    Bin gespannt auf weitere Ergänzungen/Korrekturen/Hinweis :-).

  • Also ich habe mich bislang darauf konzentriert "detailliertere" Tipps nur denjenigen die konsequent einen Pass oder Torschuss "falsch" ausführen. Ich weiß, dass diese Begrifflichkeit den einen oder anderen triggern wird, daher lasst mich das kurz ausführen:


    Auch ich bin in einem kleinen Dorfverein tätig, dementsprechend haben wir Kids dabei die das Spiel "leidenschaftlich" betreiben und sich im Laufe der Zeit selbst das Nötige beigebracht haben (hier reichen oft auch kleine Tips), andererseits haben wir auch Kids dabei, die konsequent mit der Pike alles machen. Sowohl schießen als auch passen. Und genau in solchen Fällen geben ich verstärkt Hilfestellungen. Andere Kids wiederum motiviere ich dazu etwas neues auszuprobieren, welches sie vielleicht auf dem Schulhof schon gemacht haben, sich im Verein aber (warum auch immer) nicht trauen. Hierzu zählt dann z.B. den schwachen Fuß zu nutzen, ob aber den Aussenrist, bzw. bei Torschüssen ebenfalls zu variieren. (Innenseite, Außenrist, Vollspann)

    Ehrlicherweise konzentriere ich mich in diesen Fällen auf die Punkte, wo treffe ich den Ball (z.B. für den Effet oder ob der Ball hoch/flach kommen soll), die Stellung des Standbeins und natürlich die Haltung des Fußes.


    Aus diesem Grund empfinde ich Deine Auflistung und auch Ergänzungen von anderen Kollegen durchaus auch als Hilfestellung für mich um dazuzulernen bzw. im Bedarfsfall doch auch ein paar weitere Tipps den Kids zu geben. Man macht ja selbst als Fußballer die Bewegungen automatisch und denkt da nicht wirklich drüber nach.