Von der Umkleide auf den Trainingsplatz, DFB Verband

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  • Hi zusammen,


    ich schaue mir gerade Sandro Wagner und Hannes Wolf auf Youtube an und zwar besagte "Doku/Interview" Serie, was auch immer es werden wird. Dort wird auf die neuen Reformen eingegangen, wieviel mehr es den Kids bringt usw. Im Fokus Kleinfeldspiele mit Tore, Minitore, Kleingruppen usw.

    Gehe ich auch alles konform mit, denn ich halte vom Hannes Wolf recht viel auch und finde gut, dass sich in dem Bereich hier auch endlich mal was tut. ABER:

    So richtig überzeugt bin ich dann hier und dann doch noch nicht oder nicht immer bei allen Sachen die die da so quatschen. Jetzt ist da als Beispiel das klassische 3 Farbenspiel oder 4gg4+3 (neutrale Wandspieler, whatever) als Rondo/Positionsspielform ohne Tore usw. Da fragt der Hannes jetzt den Sandro, was fehlt da jetzt alles, sprich impliziert schon, dass er es als Spielform nicht optimal findet. Sandro sagt auch sofort, ja neeee, is nix für Kids, weil fehlen die Tore, fehlen die Dribblings, 1gg1 usw. usw. Würde nur um Passspiel gehen, wenige Kontakte usw.

    Hmm, natürlich wäre und ist das jetzt keine Spielform die man egal in welchem Alter keine 20 Minuten oder halbe Stunde zockt, aber ich finde es steckt doch viel viel mehr zum Beispiel in dieser Spielform als nur Pässe spielen.

    zum Bleistift: Vororientierung, damit ich überhaupt in der Lage bin den Ball schnell wieder an den Mann zu bringen, ein gewisses Freilaufverhalten, sprich passen und anbieten, damit einhergehend wird eine gewisse Handlungsschnelligkeit vorausgesetzt, Passspiel beidfüßig, damit schnell weiter gespielt werden kann, Gegner-/Zeit und Raumdruck usw. natürlich kann auch dort mal ein 1gg1 gegangen werden oder sogar evtl. MUSS in gewissen Situationen, schnelles Umschalten bei Ball jagen Aktionen bzw. werde fix vom Hase zum Jäger und umgekehrt, usw. usw. usw.

    die Liste würde sich sicher noch fortführen lassen ...

    Also die sagen jetzt quasi nur so 3gg3 oder 4gg4 auf Tore etc. wäre geil und müsste halt hauptsächlich gemacht werden, was ich zum Teil ja auch richtig finde, aber was ich nur sagen wollte, alles was die da so raushauen ist ja auch nicht zwingend "der absolute Weg".

    Hat das schon mal jemand von euch gesehen oder habt ihr da eine Meinung zu?

    Lg

  • Hmm, natürlich wäre und ist das jetzt keine Spielform die man egal in welchem Alter keine 20 Minuten oder halbe Stunde zockt, aber ich finde es steckt doch viel viel mehr zum Beispiel in dieser Spielform als nur Pässe spielen.

    Für die breite Masse steckt da viel mehr drin, das stimmt. Beim DFB ist man aber gewohnt, dass andere Basics schon längst vorhanden sind. Am Ende dreht es sich dort darum, aus den wirklich guten Talenten was zu formen, die breite Masse fällt hinten ab.

  • Hmm, natürlich wäre und ist das jetzt keine Spielform die man egal in welchem Alter keine 20 Minuten oder halbe Stunde zockt, aber ich finde es steckt doch viel viel mehr zum Beispiel in dieser Spielform als nur Pässe spielen.

    Für die breite Masse steckt da viel mehr drin, das stimmt. Beim DFB ist man aber gewohnt, dass andere Basics schon längst vorhanden sind. Am Ende dreht es sich dort darum, aus den wirklich guten Talenten was zu formen, die breite Masse fällt hinten ab.

    Huhu,


    das wäre ja schlecht, weil am Ende ist es ja eben genau auch anders herum gedacht. Es soll viel weniger Dropout geben, mehr Talente und mehr Entwicklung für die breite Masse.

    Deswegen glaube und hoffe ich nicht, dass das die Intention war oder ist.

    Lg

  • Ich glaube man muss die Videos differenziert betrachten, wir im Trainer-Kollegenkreis haben uns darüber lange unterhalten und diskutiert.
    In einem der Videos (ich glaube das erste mit Hermann Gerland) spricht Hannes Wolf vom "Rondorisierung" im deutschen Fußball als Pep bei Bayern war. Jeder wollte so ein Positionsspiel haben und hat deswegen die ganzen Rondos von Pep nach gemacht. (pep selber hat mal gesagt, dass er am liebsten alles in Rondos trainieren würde; und auch wir bei uns im Verein finden Rondos sehr gut)
    Aber so wie Spanien/Pep mit den Rondos eine Trainingsmethode prägt, will der DFB jetzt mit den 3v3 4v4 eine Methode prägen.
    Das 3v3 4v4 ist halt deutlich ganzheitlicher, du hast da ja alles drin, nicht nur Dribblings sondern auch Passspiel, erneutes Freilaufverhalten etc.

    Ich glaube, man selber als Trainer sollte gucken, wozu man selber steht, was einem ausmacht und evtl aus den ganzen Möglichkeiten, die einem geboten wird, das beste für sich raus ziehen.
    Ich habe die letzten Jahre auch extrem viel in rondo-formen gemacht, sei es umschalten, spiel in die tiefe usw.
    Bin aber seit den Videos etwas umgestiegen, finde den Ganzheitlichen Ansatz echt gut, trainiere aber einige kleinere Basics und Prinzipien AUCH in Rondo-Formen.

  • das wäre ja schlecht, weil am Ende ist es ja eben genau auch anders herum gedacht. Es soll viel weniger Dropout geben, mehr Talente und mehr Entwicklung für die breite Masse.

    Die breite Masse sind eben die Kreisliga-Fußballer, die Talente werden sich nicht verfielfachen, nur weil man den Jugendfußball reformiert. Schau dir doch mal die DFB-Trainingszeitschrift an. Alles, was darin geschrieben wird, die Übungen die beispielhaft herausgegeben werden - findest du, sowas trifft auf die breite Masse wirklich zu? Ich konnte diesen Publikationen nie etwas abgewinnen, als ich noch im Fußball-Breitensport unterwegs war. Der Großteil der Kids war motorisch schon kaum in der Lage, viele der vom DFB angepriesenen Übungen mitzumachen, die, mit denen sowas machbar war machten den allerkleinsten Teil des Kaders aus.
    Wer in den alten Spiel- und Trainingsformen Talent hatte, hat das auch in den neuen Formen, wird aber nur anders geschult, der Fokus richtet sich auf andere Fähigkeitsbereiche. Dem DFB geht es da nicht um den kleinen dicken Felix, der beim FC Buxtehude spielt. Aber diesen kleinen, dicken Felix kennt jeder von uns, die allermeisten Trainer hier im Forum dürften eben in einem Bereich unterwegs sein, in dem solche Spieler nicht selten vorkommen. Es ist ja nicht so, dass jeder von uns irgendwo höherklassig trainiert, die breite Masse bringt nicht genug Talent mit, um irgendwann semi-professionell Fußball zu spielen. Es interessiert auch niemanden beim DFB, ob der kleine, dicke Felix theoretisch genug Talent hat. Er wird gesichtet, für zu klein und zu dick befunden - und fällt raus. Wenn der DFB von "Basis" spricht, meint er eine andere Basis als ich, und vermutlich viele andere sie kennen.

  • das wäre ja schlecht, weil am Ende ist es ja eben genau auch anders herum gedacht. Es soll viel weniger Dropout geben, mehr Talente und mehr Entwicklung für die breite Masse.

    Die breite Masse sind eben die Kreisliga-Fußballer, die Talente werden sich nicht verfielfachen, nur weil man den Jugendfußball reformiert. Schau dir doch mal die DFB-Trainingszeitschrift an. Alles, was darin geschrieben wird, die Übungen die beispielhaft herausgegeben werden - findest du, sowas trifft auf die breite Masse wirklich zu? Ich konnte diesen Publikationen nie etwas abgewinnen, als ich noch im Fußball-Breitensport unterwegs war. Der Großteil der Kids war motorisch schon kaum in der Lage, viele der vom DFB angepriesenen Übungen mitzumachen, die, mit denen sowas machbar war machten den allerkleinsten Teil des Kaders aus.
    Wer in den alten Spiel- und Trainingsformen Talent hatte, hat das auch in den neuen Formen, wird aber nur anders geschult, der Fokus richtet sich auf andere Fähigkeitsbereiche. Dem DFB geht es da nicht um den kleinen dicken Felix, der beim FC Buxtehude spielt. Aber diesen kleinen, dicken Felix kennt jeder von uns, die allermeisten Trainer hier im Forum dürften eben in einem Bereich unterwegs sein, in dem solche Spieler nicht selten vorkommen. Es ist ja nicht so, dass jeder von uns irgendwo höherklassig trainiert, die breite Masse bringt nicht genug Talent mit, um irgendwann semi-professionell Fußball zu spielen. Es interessiert auch niemanden beim DFB, ob der kleine, dicke Felix theoretisch genug Talent hat. Er wird gesichtet, für zu klein und zu dick befunden - und fällt raus. Wenn der DFB von "Basis" spricht, meint er eine andere Basis als ich, und vermutlich viele andere sie kennen.

    Ziel der neuen Spielformen- und Trainingsformen ist es ja nicht den kleinen dicken Felix zum Nationalspieler zu machen.

    Aber egal mit wie viel Talent ein Spieler startet ist dieser von CoachT ganzheitlich genannte Ansatz dazu geeignet dafür zu sorgen, dass die Spieler schneller Fortschritte machen. Und zwar athletisch, motorisch, technisch, kognitiv.

    Dadurch, dass in den kleinen Spielformen permanent die Aufmerksamkeit, Orientierung und Koordination gefordert wird muss man ständig daran arbeiten und sich verbessern.

    Kann man vielleicht mit einem Urlaub / Aufenthalt im Ausland zum verbessern der jeweiligen Sprachkenntnisse vergleichen.

    Wer im Ausland in einer Familie lebt, dort die Sprache spricht, permanent im Alltag damit konfrontiert wird, der lernt schneller und besser als jemand, der mit seiner Familie für ein paar Wochen dorthin fährt, im eigenen Umfeld immer deutsch spricht und dann jeden Tag für 3 Stunden zum Sprachunterricht geht...

    Die Spieler egal mit welchem Talent vorausgestattet verbessern sich durch die Trainingsformen und das richtige Coaching auf Grundlage ihrer Basis immer weiter. Wichtig ist natürlich die richtige Gruppenkonstellation.

    Früher gab es oft ein 1 gegen 1 mit 6 Statisten auf jeder Seite. Wenn das heute zum 1 gegen 1 mit 2-3 Statisten auf jeder Seite wird, ist das zwar besser als vorher, bringt insgesamt aber trotzdem nichts.

    Auch bei den Kleingruppen ist Homogenität der Schlüssel. Diese lässt sich aber in kleinen Gruppen leichter herstellen als in großen.

    Trotzdem wird es weiterhin sinnvoll sein, dass diejenigen, bei denen der Abstand zu den Mitspielern einfach zu groß ist in eine andere Gruppe müssen. Entweder in eine stärkere bzw. schwächere Mannschaft ggf. eben auch in einem anderen Verein, oder innerhalb des Vereins in einer höheren / tieferen Altersklasse.

  • Ich persönlich glaube nicht, dass die neuen Spielformen den gewünschten Effekt haben werden. Bis zum Sommer haben wir über ein Jahr lang nur Funino gespielt. Spielenachmittage, Festivals, alles so wie es der DFB jetzt anpreist.


    Einen positiven Effekt gegenüber vergleichbaren Teams in der Umgebung die das nicht gemacht haben, kann ich nicht erkennen.


    Auf die Woche (2x Training, 1 Festival (7x7Minuten)) hochgerechnet haben die Kids nun bestimmt mehr direkte Zeit am Ball im Vergleich zu früher. Keine Frage. Nur: wieviel mehr? Und: ändert sich dadurch signifikant was?


    Training und Festival sind brutto 229 Minuten. Nun spielt kein Kind durch und auch das Training mit Funino hat mal Pausen. Kommt ein Kind im “alten” Fussball vielleicht auf 100 Minuten “Spielzeit”, sind es im “neuen” Fussball 130? 140?


    Klingt erstmal toll, keine Frage. Und schadet natürlich niemandem.


    Nur: Dieses Mehr an Spielzeit haben ja alle gleichermaßen. Die Schwachen, aber auch die Starken. Die Abstände untereinander ändern sich dadurch nicht. Die “Starken” sind die, die auch ausserhalb des Trainings und des samstäglichen Spielefestivals jede Minute zum Kicken nutzen.


    Meine besten Kicker sind die, die jeden Tag in der Schule jede Pause nutzen um Fussball zu spielen. Die sich nachmittags zum Bolzen verabreden. Die Mittleren und Schwachen dagegen sind die Kinder, die das nicht tun. Die in der Schule lieber Fangen spielen und nachmittags Rad fahren.


    Will sagen, die meiste “Spielzeit” findet bei den guten Spielern in der Regel ausserhalb des Trainings/Vereins statt. Da ändern auch die 20-30 Minuten “mehr” durch Funino nichts dran.

  • Darüber, dass die, die auch in der Schule und Freizeit ständig am kicken sind sich besser und schneller entwickeln als die, die nur 1x pro Woche zum Training und am Samstag zum Spiel kommen, darüber müssen wir nicht diskutieren.

    Das war schon in meiner Kindheit so, ist heute so und wird auch so bleiben - und ist auch gut so!

    Aber die neuen Spiel- und Trainingsformen bieten den Kindern ja nicht nur quantitativ mehr Spielzeit (ca. 30%) sondern, was viel wichtiger ist, auch qualitativ mehr Spielzeit und Fußballaktionen.

    Ich habe die Zahlen nicht im Detail parat, aber wir sprechen da vom 3-5-fachen an Ballkontakten, Zweikämpfen und Dribblings pro Spiel und Spieler. Das wird sich auf alle Spieler auswirken. Nicht direkt in der G- und F-Jugend. Aber es werden dadurch Basisfähigkeiten (speziell im kognitiven Bereich) gelegt, die dafür sorgen, dass bei Weiterführung über die ganze Ausbildungslinie im D- und C-Jugendalter wesentlich mehr gute und auch wesentlich mehr sehr gute Spieler möglich sind.

  • Sorry, der DFB hat sich noch nie um die Breite Masse gekümmert, warum auch, sein einziges Ziel ist soviel wie möglich Talente zu sichten, fördern und zu selektieren.

    Ich kenne auch die Videos von Hannes Wolf. Man darf sich aber nicht davon blenden lassen, dort sind talentierte Jungs am Werk bei den Videos und man kriegt Lust die Übung beim nächsten Training auszuprobieren, weil da echt Feuer ist.

    Ich würd mir mal ein Video wünschen, was nie passieren wird, wo Spieler die grad angefangen haben oder motorische und technische Defizite haben und dann ein 4 vs 4 auf Kleinfeldtore präsentieren und hier kommen dann Hannes Wolf und Sando Wagner ins Spiel und coachen die Jungs mal 90 Minuten. Natürlich auf 2 Felder nebenbei. Ich bin mir nicht sicher, ob die Jungs die Sprache von Hannes und Sandro überhaupt verstehen würden.

    Jeder von uns würde doch anders trainieren, wenn er das Spielermaterial hätte und sicherlich auch den entsprechenden Erfolg mit seinen Trainingsmethoden. Die Videos haben für mich persönlich kein zusätzlichen Mehrwert für meine Trainingsarbeit.


  • Das erinnert mich jetzt aber stark an eine Henne - Ei - Diskussion und wer war zuerst da...

    Klar ist es leichter ein 4gg4 mit technisch und taktisch gut ausgebildeten talentierten Spielern zu coachen. Das gilt aber für das 7gg7 oder 11gg11 genauso.

    Andersrum gesehen bin ich mir sicher, dass bei Deinen mit technischen und motorischen Defiziten ausgestatteten Spielern ein 7gg7 oder 11gg11 auf große Tore mindestens genauso "schlimm" oder "schlimmer" aussehen würde als das 4gg4.

    Außerdem muss man halt irgendwann anfangen. Und Kinder die immer nur trainieren den Ball nach vorne zu bolzen weil da der steht der es kann und dann ein Tor schießt spielen als Jugendliche und Erwachsene auch keinen Fußball (mehr).

    Wer aber als kleines Kind mit technischen und motorischen Defiziten startet und durch Kleinfeldformen anders trainiert wird hat zumindest die Chance, dass das später mal was wird...

  • Ich finde die Videos und Gespräche darüber sehr gut.

    Warum?

    - es sind immer die gleichen Einspieler

    - die Kinder/Jugendlichen spielen Fußball


    Welche AH (Alte Herren) machen ein Training? Keine, die ich kenne. Es wird gespielt. Ball, 2 Mannschaften, Tore. Mit Training würden die wenigsten kommen.

    Und Kinder müssen trainieren? Den Spaß verlieren? Die kommen zum Fußball spielen.


    Ich finde auch gut, dass die Videos dazu anregen sich über sein eigenes Training zu reflektieren ("Rondorisierung" hat mich auch zum Nachdenken gebracht) und das sie gesehen und diskutiert werden -> das gab es bisher so nicht (außer vielleicht hier im Forum).

  • Topepe Sorry, wenn ich das so sage, aber mit deinem Beitrag habe ich eher das Gefühl, dass du die Inhalte aus den Videos nicht so ganz verstanden hast.
    1. Innerhalb von einem Jahr hat das logischerweise etwas weniger Impact. Aber, wenn du alle Videos gesehen hast (oder die PK mit Hannes Wolf über die Neuerungen) dann wüsstest du auch, dass die Zahlen nach 2, 3, 4, 5, 10 Jahren so krass unterschiedlich sind, weil dann keine 50 Minuten Unterschied sind, sondern dann schon 100, 150,...
    Die Steigung ist einfach viel steiler.
    Am Ende des Jugendbereiches haben die Spieler einfach viel viel mehr Übungen und Aktionen gehabt als sie jetzt haben. So steigt auch das Niveau der breiten Masse.
    Und natürlich sind die besseren Kinder immer noch besser, wenn alle das gleiche Angebot wahrnehmen, aber die schlechteren Kindern sind besser als vorher, also was verliert man?
    Coach1976 Danke, dass du das auch schreibst, was ich auch schreiben würde.
    ich stimme die bei beidem zu 100% zu!

  • Aber so wie Spanien/Pep mit den Rondos eine Trainingsmethode prägt, will der DFB jetzt mit den 3v3 4v4 eine Methode prägen.
    Das 3v3 4v4 ist halt deutlich ganzheitlicher, du hast da ja alles drin, nicht nur Dribblings sondern auch Passspiel, erneutes Freilaufverhalten etc.

    Klassische Kleingruppenspiele wie ein 3-vs.-3 oder 4-vs.-4 bilden zwar alles ab, aber Rondos (oder andere Positionsspielformen) sind in manchen Bereichen einfach besser geeignet, um gewisse Inhalte zu vermitteln, weil sie diese stärker fokussieren. Es gibt ja einige Trainer, die versuchen nur in Spielformen zu trainieren, die aber oft monieren, dass sich keine sichtbaren Verbesserungen bei ihren Spielern zeigen. Wenn man diese Trainer dann nach Beispielen für ihre Trainings fragt, kann man oft das gleiche beobachten. Es gibt kaum bis gar keine Positionsspielformen. Ein spielformenbasierter Ansatz darf nicht nur so aussehen, dass man X-vs.-X spielen lässt und in den passenden Momenten wird gecoacht. Denn was sollen die Spieler daraus mitnehmen?! Es ist ja nur spielen ohne besondere Schwerpunkte. Das allein macht kaum jemanden besser (aber auch nicht schlechter).


    Ich befürchte, dass das aber wieder der DFB-Weg sein wird. Und ich befürchte, dass der DFB daher zu viele falsche Hoffnungen in Funino legt. Ja, Funino ist ein (großer) Schritt in die richtige Richtung. Aber wer das als Allheilmittel ansieht, überschätzt diese Spielform maßlos. Und davon unabhängig wird Funino ohnehin nichts bewirken, wenn sich nicht gleichzeitig das Training ändert. Darum stören mich einige Aussagen von Hannes Wolf. "Rondorisierung" oder "zu viel Taktik" halte ich für absolut fatale Aussagen.


  • Ich befürchte, dass das aber wieder der DFB-Weg sein wird. Und ich befürchte, dass der DFB daher zu viele falsche Hoffnungen in Funino legt. Ja, Funino ist ein (großer) Schritt in die richtige Richtung. Aber wer das als Allheilmittel ansieht, überschätzt diese Spielform maßlos. Und davon unabhängig wird Funino ohnehin nichts bewirken, wenn sich nicht gleichzeitig das Training ändert. Darum stören mich einige Aussagen von Hannes Wolf. "Rondorisierung" oder "zu viel Taktik" halte ich für absolut fatale Aussagen.

    Hi,

    genau was Louis sagt. So habe ich das auch gemeint. Ich schaue viel in Richtung England, Belgien, Spanien, Dänemark, Schweden, Frankreich und Co. Da sind sehr sehr viele Spielformen unter anderem auch Positionsspielformen, nicht alles nur 3vs3 oder 4vs4 zwingend mit Toren etc. Und auch die Überlegungen und Erklärungen dazu leuchten immer total ein find ich.

    Hab natürlich auch das komplette Horst Wein Buch durch, samt Korrekturübungen und Co. Ich find nämlich auch, das man gerade im Bereich des Spielformtrainings so so so viel machen kann mit den Kids, auch außerhalb Funino wo sehr viele Dinge spezifisch impliziert trainiert werden können, auch sehr spielerisch.

    Aber bei Hannes und Co. isset jetzt irgendwie "NUR" Funino ist Macht oder 3vs3 bzw. 4vs4 und das finde ich eben nicht.

    Lg

  • Vieles hängt wie so oft von der zur Verfügung stehenden Zeit und den Rahmenbedingungen ab.

    Ich war als Kind täglich mit anderen Kindern auf dem Bolzplatz oder in der Dorfmitte am Scheunentor.

    In der Grundschule durften wir in der Pause immer Fußball spielen, wer in den letzten beiden Schulstunden mit den selbständig zu lösenden Matheaufgaben fertig war durfte auf den Pausenhof und Fußball spielen.

    An der weiterführenden Schule durften wir zumindest noch mit einem Tennisball kicken. (heute ist das sowohl an Grund- als auch an weiterführenden Schulen oft undenkbar bzw. verboten)

    Hochgerechnet sind das ca. 2-3 Stunden intrinsisch motivierte Fußball und learning by doing pro Tag dazu kommen noch die Sonntage, die man normalerweise auf dem Sportplatz bei den Herrenmannschaften verbrachte aber eigentlich ausschließlich selbst auf dem Nebenplatz kickte.

    Ich hatte bis inkl. B-Jugend 1x pro Woche Vereinstraining. Da wurde in der Regel isoliert Technik trainiert, Torschusstraining gemacht, wenige Kleinfeldspielformen zwischendurch und Abschlussspiel am Ende.

    Aus heutiger Sicht ein katastrophales Training. Aber: da ich täglich den "echten" Bolzplatz hatte musste den mein Trainer mir nicht künstlich erschaffen, sondern es war für mich vermutlich mehr wert, dass mir mal einer gesagt hat, wie ich mich richtig zum Ball stellen soll, oder wie ich den Fuß beim Schuss halten soll und das dann 20-30 mal üben ließ, als wenn ich weitere 90 Minuten vogelwild herumgekickt hätte.

    Bei den heutigen Kindern, die nicht oder zumindest sehr selten den Bolzplatz sehen wäre das Training, was ich im Verein hatte zum einen viel zu wenig (mindestens 2x pro Woche muss sein) und aufgrund der Zeitverluste durch Standzeiten und Erklärungen schlicht zu ineffizient.

    Es gibt aber auch die Phase dazwischen:

    Mein Sohn trainiert 3x pro Woche mit der Mannschaft wobei ca. 90% Spielformen sind. Bolzplatz funktioniert aufgrund von Schule und Vereinsfußball nur noch maximal 1-2 mal pro Woche und in den Ferien.

    Sein Schulsport besteht mittlerweile aus dem Schwerpunktfach Fußball mit gelegentlichen Einheiten in Alternativsportarten.

    In der Schule (2x pro Woche, Trainingsgruppe max. 8-10 mit drei bis 4 Trainern) wird sehr viel mit Technikübungen mit Korrekturen und Wiederholungen, Rondos und gelegentlich Schusstechnik gearbeitet. Spielformen gibt es auch, hat dann aber mehr den Charakter Spaßkick zum Ende. Eigentlich also wieder eher ein NoGo-Training.

    Aufgrund der Rahmenbedingungen mit denen Fußball in seinen Alltag eingebunden ist, stelle ich aber mittlerweile fest, dass er im Spiel und auch beim Vereinstraining wesentlich ballsicherer ist und ihm deutlich weniger Fehler beim ersten Kontakt und Passspiel unterlaufen. Anscheinend zeigt die Wiederholungshäufigkeit der Basics sowie das bewusste coachen der technischen Grundlagen bei ihm Wirkung. Möglich ist das natürlich nur, weil er sehr viel Zeit mit Fußball verbringt und so alle Facetten abgedeckt werden können, ohne dass etwas zu kurz kommt.

    Müsste ich mich bei 2x Training pro Woche für die ideale Trainingsform entscheiden, wären Spielformen angesagt. Die technischen Grundlagen müssten über Coaching / Einfrieren und erklären eingebunden werden.

  • Aber bei Hannes und Co. isset jetzt irgendwie "NUR" Funino ist Macht oder 3vs3 bzw. 4vs4 und das finde ich eben nicht.

    Nein eben nicht. Guck dir das Video mit Lars Bender an, da sprechen sie auch über eine Trainingseinheit, wie sie aussehen kann/soll und sagen da auch, dass man jetzt nicht nur 3v3 und 4v4 spielen lassen soll, sondern auch mit anderen Formen inhaltlich tiefer gehen soll.

    Und genau so verstehen wir Jugendtrainer bei uns im Verein das auch. Hannes Wolf will diesen Ansatz jetzt vorstellen, um das als Input mitzugeben, ist aber zu 100% keiner, der alles andere verbieten lassen wird.
    Sie rühren grade die Werbe-Trommel für die neuen Konzepte und stellen natürlich sowas etwas positiver dar.

  • Kleine Spielformen führen nachweislich zu mehr Ballkontakten, mehr erfolgreiche Pässe, mehr Dribblings und Zweikämpfe, mehr Umschaltmomente und mehr Torschüsse.


    Tolle Kombinationen, Stichwort Rondo, sind dafür seltener. Ebenso Gruppentaktik, Positionsspiel, strukturierter Spielaufbau.


    Aber worüber reden wir? Kinderfußball bis zur U11 oder Jugendfußball ab der U12? Und wenn wir wissen, auf welche Altersklasse die Inhalte von Hannes Wolf und seinen Mitstreitern abzielen, sollten sich sämtliche Fragen zum Sinn erübrigen.


    Wichtig wäre mir, dass die fehlenden Altersbereiche der D- & C-Jugend ebenfalls zeitnah einer altersgerechten Reform unterzogen werden.


    Bambini bis E ist ein Anfang gemacht, nach nur fast 40 Jahren der Untätigkeit. Horst Wein und andere verwiesen seit den 1980er darauf. B & A fokussiert sich auch verstärkt auf das implizite und ganzheitliche Lernen.


    Aber in D und C werden die Kinder weiter auf Klassenerhalt und Aufstieg trainiert, ihre Entwicklung darauf ausgerichtet und am Ende am Tabellenplatz gemessen.


    Nichts gegen Turniere, bei denen man Sieger wird. Dieser Wettbewerb ist auf ein Wochenende begrenzt, jedes Wochenende geht's wieder bei Null los. Aber eine Saison mit 10 oder 12 Spielen, bei denen schon 3 schlechte Spiele ausreichen um abzurutschen? Motivierend ist das sicher nicht und extrinsisch motiviert durch Versagensängste sich entwickeln? Das schaffen echt nur ganz wenige.

  • Motivierend ist das sicher nicht und extrinsisch motiviert durch Versagensängste sich entwickeln?

    Ich stimme dem grundsätzlich zu. Es ist aber immer auch eine Sache, wie man das angeht. Am Ende brauchen wir auch keine Waschlappen im Team. "Versagensängste" heißt es, wenn man es ins schlechte Licht rücken will und "einen gewissen Druck aushalten", wenn man was positives äußern will.

    Ich finde es in Ordnung, wenn zu Beginn (Hinrunde) ein wenig sortiert wird und in der Rückrunde dann gleichstarke Teams in der leistungsgerechten Liga gegeneinander spielen.

  • Was mir hier in der Diskussion zu kurz kommt, sind die 3 Punkte, die immer wieder erwähnt werden:

    - Freude

    - Intensität

    - Wiederholungen

    Und zumindest Intensität und Wiederholungen steigt mit einer kleineren Spieleranzahl. Deshalb wird auch mit kleineren Spielen geworben. Und ob das FUNino oder FORMino oder ein 4 gegen 4/5 gegen 5 ist, ist dabei erst einmal egal. Und man kann auch in diesen Spielen durch verschiedene Provokationsregeln und Steuerungsgrößen (z.B. Feldgröße, Spieleranzahl usw.) verschiedene Verhaltensweisen trainieren.

    Auch der Punkt, dass Inhalte des Erwachsenentrainings im Kinder- und Jugendtraining anders beurteilt werden müssen, kommt mir in der Diskussion zu kurz - genauso übrigens, dass in der Diskussion Kinder- und Jugendtraining immer in einen Topf geworfen werden.

  • Ich finde es in Ordnung, wenn zu Beginn (Hinrunde) ein wenig sortiert wird und in der Rückrunde dann gleichstarke Teams in der leistungsgerechten Liga gegeneinander spielen.

    Aber so wird es in den seltensten Fällen gespielt, zumindest in den Bundesländern nicht, die generell etwas hinterher hängen.