Probetraining

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  • Hallo zusammen,


    kann einer sagen, auf welche Kriterien besonders bei einem Probetraining in einem NLZ Verein für die U9 geachtet wird.


    Suche Erfahrung aus erster Hand. Vielen Dank im Voraus.

  • Viele deiner Fragen, nicht nur die oben, gehen in eine Richtung, die vermutlich nicht so einfach beantwortet werden können und unterm Strich facettenreicher sind, als man zunächst vermutet.


    Schau bzw. Hör dich doch hier mal um. Die Podcasts finde ich ganz gelungen. Beziehen sich inhaltlich auch schon eher auf den Leistungsbereich oder sogar konkret NLZs.


    Fussballtraining im Kinder- und Jugendbereich (Podcast)

    Christian Riecks von Holstein Kiel spricht meine ich auch ein paar Dinge an, in denen er beschreibt, wie sie sich z.B. in Sachen Scouting-Kriterien von anderen NLZs unterscheiden. Ich denke, wenn du da mal ein bisschen querhörst, wirst du hoffentlich merken, was ich oben mit facettenreich meine. Konkret zu U9 gibt es da glaube ich keine Folge, aber 'Erste Hand' sind die Informationen allemal. ;)

  • Probetraining in einem NLZ Verein für die U9

    O Gott! So jung in eine "seelenlose Leistungsmannschaft" zu wechseln, statt mit den Freunden im Heimatverein zu kicken, dass macht fast immer keinen Sinn.


    So sieht man es auch in der Kreis-, Landes- und Bundesförderung, weshalb man besonders talentierten Kindern durch zusätzliches Fördertraining und Turnieren auf Augenhöhe die Möglichkeit gibt, sich neben den Vereinsaktivitäten sehr gut entwickeln zu können.


    Hat man als Trainer den Eindruck, dass sich ein Kind besonders gut entwickelt, sollte man Kontakt mit dem zuständigen Auswahltrainer aufnehmen. Auch dort kann es kurzfristig an einem Probetraining teilnehmen. Der Vorteil ist im Falle einer Aufnahme, dass es im Verein bleiben kann, weil es sich um zusätzliche Fördermaßnahmen handelt und in der Regel auch nicht so weit zum Training und den Spielen fahren muß.


    Wenn dann der Entschluss zum Wechsel gefallen ist, gebe ich den Kindern und Eltern immer den Rat mit auf den Weg, diese Zeit zu genießen, statt darin unangemessene Forderungen abzuleiten. Dann denkt man auch später gern an diese Zeit zurück.


    So, nun aber zu deiner Frage, was dort beim Probetraining stattfindet?


    Dein Kind wird selbstverständlich genauer beobachtet als die Kinder, die dort bereits kicken. Das beginnt bereits bei den Warmmachübungen, die in diesem Alter zumeist aus den Bewegungsabläufen beim Dribbling und kleinen Finten bestehen. Nach einer kleinen Pause wird die Trainingsgruppe, die zumeist von mehreren Trainern begleitet wird, in kleine Gruppen aufgeteilt. Hier werden Übungen und Spielformen trainiert.


    Spätestens beim Abschlussspiel werden Leibchen verteilt. Ist dein Kind das einzige an diesem Tag, so bekommt es ein Leibchen schwächeres Team. wo es mehr gefordert wird! Dann wird geschaut, ob es schon hier und da etwas von den Trainer-Impulsen mitgenommen hat, was zuvor in den Übungen und Spielformen trainiert wurde.


    Abschließend werden die Leistungen deines Kindes mit denen des Kaders abgeglichen.


    Danach gibt es drei Entscheidungsmöglichkeiten:


    1. "Es ist noch zu früh"

    Passt es gar nicht dazu, so bekommt man direkt die Antwort, die meistens lautet: "es ist noch zu früh"! Mit dieser Info vergibt man sich nicht, weil man gar nicht sagen muß, es reicht einfach nicht, um hier zu spielen!


    2. "Wir wollen den Kind noch ein paar mal beim Probetraining beobachten"

    Ergeben sich gute Perspektiven, so wird es noch ein paar mal eingeladen, bis die Entscheidung gereift ist.


    3. "Wir wollen dein Kind sofort bei uns spielen lassen"

    Handelt es sich um ein Ausnahmetalent, so will man sofort "Nägel mit Köpfen" machen. Dabei wird häufig mit Entscheidungsdruck: z.B. eine Förderung ist unbedingt sofort nötig ... es bekommt bei uns optimale Bedingungen ... und allerlei Argumente erläutert, warum es nur hier im Fußball-Schlaraffenland ist, weil sie ganz genau wissen, was das Talent und seine Eltern am liebsten hören. Sollte letzteres mal der Fall sein, empfehle ich auf jeden Fall, sich eine Zweitmeinung in einem anderen NLZ oder einer Auswahl einzuholen und sich nicht unter Zeitdruck setzten zu lassen. Denn das Kind ist ja noch am Anfang seiner Karriere!


    Kinder wissen in diesem Alter noch nicht, was die Konsequenzen für eine Entscheidung bedeutet. Das ist dann eure Aufgabe, weil ihr euch Kind am besten kennt und deshalb auch wisst, womit es am besten zufrieden ist. Weil es aber für fast alle Eltern auch das erste Mal ist, dass sie mit solchen Entscheidungen konfrontiert werden, kann es nicht schaden, sich darüber auszutauschen, um Entscheidungshilfen zu suchen.


    Viel Erfolg!

  • TW-Trainer :

    Dass es nicht zielführend ist in eine U9-NLZ-Mannschaft zu wechseln, da gebe ich Dir vollkommen recht.

    Es ist aber genauso wenig zielführend in der U9 schon Auswahlmannschaften zu haben...

    Mir ist ehrlich gesagt gar nicht bekannt wo es so etwas gibt. Hier in Bayern startet der Stützpunkt ab U12.

    Auswahlmannschaften werden dann aus den Stützpunkten in der U13 gebildet. Das reicht in meinen Augen völlig aus.

    Ich bin grundsätzlich davon, dass NLZ bereits Mannschaften unterhalb der U12 haben. Andererseits gibt es auch Vereine, die auf Mitgliedsbeiträge angewiesen sind und deshalb bereits in niedrigeren Altersklassen Mannschaften haben. Diese sollten dann aber möglichst auch nur Breitensportcharakter haben und sich tatsächlich aus Spielern aus dem näheren Umkreis zusammensetzen...

    Einmal editiert, zuletzt von Coach1976 ()

  • Hallo zusammen,


    kann einer sagen, auf welche Kriterien besonders bei einem Probetraining in einem NLZ Verein für die U9 geachtet wird.


    Suche Erfahrung aus erster Hand. Vielen Dank im Voraus.

    Bei uns hieß es immer, man suche nach Bewegungstalenten. Technik könne man in dem Alter immer noch beibringen, aber es ging viel um die Art der Bewegung und die Freude hieran. Selbst wenn ein Kind besondere sonstige Eigenschaften gehabt hat, waren diese Tugenden sehr wichtig. 200 mal mit dem Ball jonglieren ist dann egal, wenn das Kind dauernd nur abwinkt, den Kopf hängen lässt oder meckert. Man darf übrigens auch mal 1:1 gehen, auch wenn es nicht klappt. Die Kinder sollen mutig sein.

  • Coach1976

    Die Frühförderung beginnt in der Kreisauswahl. Erst danach kommt der DFB-Stützpunkt.


    Das liegt daran, dass es die Kreisauswahlen (früher auch noch die Bezirksauswahlen) schon vor der Einführung der DFB-Stützpunkte gab. Da hat man sich dann darauf verständigt, dass die Frühförderung in der Kreisauswahl stattfindet.


    Weil es eine zusätzliche Maßnahme zum Heimatverein ist, die bei den Jungen 1 x wöchentlich und bei den Mädchen in aller Regel 14-tätig stattfindet, läßt es sich ganz gut organisieren. Aber genau wie auf den DFB-Stützpunkten gibt es in den Kreisauswahlen jährlich etwa 4 Funktionsspieltage, wo die Kreisauswahlen einer Region getrennt nach Jungen- und Mädchenteams gegeneinander antreten.


    Weil es derzeit noch nicht Thema ist, lasse ich das mal lieber mit den teils sich überlappenden Fördermaßnahmen. Es ist ja ohnehin nur für einige wenige von Bedeutung.

  • Fraking


    Über das, was ein Talent ausmacht, streiten sich die "Gelehrten"! Denn wenn es ein zuverlässiges Merkmal gäbe, so müsste die Effizienz in der Ausbildung ja deutlich höher sein! Aber wie bereits angesprochen, ist es noch ein himmelweiter Unterschied, ob ein Kind es in die U 19 eines NLZ geschafft hat oder ob es einen Profivertrag bekommt!


    Auch kommt es vor, dass Kinder anfangs noch gar keine Lust haben, sich in irgendwelchen nach Leistung zusammen gefassten Teams zu messen. Hinzu kommt auch, dass es noch ein großer Unterschied ist, ob ein Kind in der Staffel heraus ragt oder auch regional positiv auf sich aufmerksam macht.


    Es gibt sicherlich einige Talentmerkmale; insbesondere die Fähigkeit schneller zu lernen als die meisten anderen. Weil man ja auch nicht die Leistung des guten oder weniger guten Heimatvereinstrainers in seine Beurteilung einfließen lassen will, ist es sicherlich auch richtig, dass es die Aufgabe der Auswahltrainer ist, den Talenten Technik und Spielverständnis zu vermitteln.


    Weil aber Kinder auch sehr gut voneinander lernen, haben sie auf dem Stützpunkten oder im NLZ die Gelegenheit mit ähnlich veranlagten Talenten gemeinsam zu kicken und sich dabei auch gegenseitig zu pushen.


    Was mir Ex-Profis aber immer wieder gesagt haben war: "in meiner Jugend gab es viele, die mehr Talent hatten als ich, aber ich habe mich durchgesetzt"!


    D.h. es kommen zu den körperlichen Talentanlagen weitere geistigen Fähigkeiten hinzu. Vieles ist dabei Zufall, wie Wohnort, Elternhaus, Freunde, Verein, Mannschaft und Trainer. Man sollte versuchen einfach das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen.


    Lasst euch nicht verrückt machen, sondern genießt die Zeit! Denn wie schnell ist das Kind erwachsen. Die Schwierigkeit besteht darin, dass es viele gibt, die vorher oder nachher alles besser wissen. Nur braucht man solche, die gerade jetzt eine gute Lösung haben.


    Wenn eurer Kind in der Mannschaft und Liga spielt, wo es am meisten Spaß hat, dann habt ihr eigentlich einen guten Job gemacht. Wie weit es mal geht, dass entscheidet sowieso eurer Kind und wenn es euren Rat braucht, dann wird es sich schon melden.

  • Das ist aber von Bundesland zu Bundesland bzw. Verband zu Verband verschieden.

    In Bayern startet die Talentförderung definitiv mit der Stützpunktsichtung am Ende der U11 für den U12 Stützpunktjahrgang.

    In meiner Jugendzeit gab es die Kreisauswahl auch noch, allerdings startete auch die erst ab der D-Jugend.

    Mag sein, dass andere Verbände das anders behandeln als der BFV.


    Talentförderung vor der Stützpunktsichtung würde ja bedeuten, dass die Sichtung und Förderung und Selektion schon bei 9-jährigen oder sogar noch früher beginnt.

    Tut mir leid, aber das ist ja wirklich vollkommen sinnfrei. Man spricht hier pausenlos von schwieriger Talentprognose und kritisiert NLZ, Fußballschulen etc. und dann wird seitens der Verbände ganz offiziell eine noch frühere Selektion gestartet, in der die Wahrscheinlichkeit noch viel größer ist, dass die stärkeren und früher geborenen bevorzugt gefördert werden, als dies im NLZ-System der Fall ist.

  • In NRW gibt es keine Unterscheidung zwischen Kreisauswahl und Stützpunkt. Letzteres ist lediglich die neue Bezeichnung des Ganzen.

    Für mich ist das Ganze absolut Sinnfrei außer man möchte sein Kind ins Schaufenster stellen.

  • TW-Trainer Ich habe nur auf AHMEDHODI Frage geantwortet. Mein Sohn spielt im vierten Jahr im NLZ. Der Trainer der Sichtung war drei Jahre lang später unser Co-Trainer und da kommt man ins Quatschen, gerade weil er einige Spieler trainiert hat, die es in die Bundesliga geschafft haben. Die Kurzzusammenfassung habe ich weitergegeben. Mein Sohn zum Beispiel war mit acht Jahren kein Techniker vor dem Herren, aber er war schnell und sehr lauffreudig, hatte einen guten Schuss. Er hat jeden Meter gemacht und das war ihnen bei der Sichtung (die ging über ein ganzen Jahr) wichtig. Den Rest lernt man. Ob es talentmäßig ausreicht, weiß ich nicht. Das kann ich nicht beurteilen. Aber er liebt den Sport und ist fleißig.


    Ansonsten bin ich übrigens bei dir, was du geschrieben hast. Es gibt so viele Faktoren, die wir immer nur retrospektiv beurteilen. Schnelle Auffassungsgabe, gutes Auge, Antizipieren sind auch Formen von Talent, die aber in der Jugend selten so wahrgenommen, wie der Junge, der haufenweise Tore schießt oder der bunte Haare hat. Fleiß schlägt Talent, der Rest zeigt die Zeit. Hauptsache die Kinder haben Spaß und lernen zu lernen. Aber da habe ich bei unseren Jungs kaum Sorge.

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    Ansonsten bin ich übrigens bei dir, was du geschrieben hast. Es gibt so viele Faktoren, die wir immer nur retrospektiv beurteilen. Schnelle Auffassungsgabe, gutes Auge, Antizipieren sind auch Formen von Talent, die aber in der Jugend selten so wahrgenommen, wie der Junge, der haufenweise Tore schießt oder der bunte Haare hat. Fleiß schlägt Talent, der Rest zeigt die Zeit. Hauptsache die Kinder haben Spaß und lernen zu lernen. Aber da habe ich bei unseren Jungs kaum Sorge.

    Die Faktoren, die wir nur retrospektiv beurteilen können sind vermutlich fast alle, je früher die Talentförderung ansetzt.
    Bei jedem Kind, das am Ende egal wie weit gekommen ist wird man retrospektiv Gründe finden, warum es am Ende "nur" bis dahin gereicht oder es am Ende genau bis dahin gereicht hat. Im Positiven, wie im Negativen.
    Dabei ist es auch vollkommen egal, ob diese Faktoren von Anfang an da waren, oder sich im Laufe des Größerwerdens entwickelt haben oder vielleicht auch verloren gegangen sind. Letztendlich ist es beim Fußball wie bei jedem anderen Sport genauso wie in der Schule und in der Entwicklung zum und im normalen Berufsleben. Es ist ein Prozess, mit Millionen von Einflussfaktoren, auf die weder Trainer, Lehrer, Eltern noch das Kind selbst vollumfänglich Einfluss nehmen können. (zum Glück).

    Sonst könnten wir ja ingenieursmäßig Fußballer planen, entwickeln und produzieren.

    Am Ende siegt vermutlich die optimale Kombination aus Talent, intrinsischer Motivation und der passenden extrinsischen Motivation zum richtigen Zeitpunkt durch den richtigen Trainer. Glück und Gesundheit natürlich nicht zu vergessen.

    Entscheidend ist deshalb, dass alle Beteiligten (Kind, Eltern, Trainer, Funktionäre) den Ball Flach halten, das Individuum sehen und die nötige Geduld haben.

    In dem Zusammenhang wäre es wünschenswert, wenn die Talentförderung einfach mehr Durchlässigkeit nach oben und unten hätte, um temporäre Schwankungen in der Entwicklung zum Beispiel besser zu kompensieren. Das ist aber vermutlich in unseren Vereinsstrukturen und dem entsprechenden Besitzdenken egal ob im Leistungs- oder im Breitensport illusorisch.
    Letztendlich hängt es nach wie vor an den Eltern Ihr Kind richtig einzuschätzen und zu wissen, was sie ihm zutrauen können und was nicht. Das ist im Sport nicht anders als in der Schule...

    Einmal editiert, zuletzt von Coach1976 ()

  • Coach1976

    Sehr gute Zusammenfassung!


    Als Trainer und sicher auch als Eltern ist man immer in guter Hoffnung darüber, dass sich die Talente bestmöglich entwickeln. Es ist aber eben nur der Optimismus! Denn ich kenne nicht nur Talente, die später Profis wurden, sondern auch solche, die es bereits in den Junioren-Kader der Nationalmannschaft geschafft hatten und danach mit dem Fußball aufhörten, weil sie den Spaß daran verloren hatten.


    Deshalb war ich auch dankbar für den Hinweis, dass es gar keinen Grund gibt, frustriert zu sein, nur weil der Traum als Profispieler geplatzt ist.